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Es war nur eine Frage der Zeit: Nach dem unfassbaren Erfolg der MoonSwatch (deren Hype zwar abgeflacht ist, aber bis heute nachhallt), hat sich die Schweizer Swatch Group anno 2023 eine weitere Marke aus dem Konzernportfolio gepickt, um sie mit einer günstigen Variante eines Uhren-Klassikers zu “beglücken”: Die Blancpain x Swatch Scuba Fifty Fathoms. Mit an Bord sind dabei erneut ein Bioceramic-Gehäuse, historische Anleihen an die “große” Blancpain Fifty Fathoms, die ab den 50er Jahren die Weltmeere eroberte, und Swatch-typische quietschbunte Farbvarianten. Neu ist allerdings, dass statt eines batteriebetriebenen Quarzwerkes ein SISTEM51-Automatikwerk Einzug in das Kooperationsmodell erhalten hat. Alles über die Blancpain x Swatch Scuba Fifty Fathoms gibt’s im Folgendem in diesem ausführlichen Test!

Blancpain x Swatch Scuba Fifty Fathoms Arctic Ocean Test 01181
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Swatch x Blancpain: Über die Kooperation

Ein kleiner geschichtlicher Abstecher sei zunächst erlaubt, denn die Blancpain Fifty Fathoms ist in der Geschichte der Taucheruhren hochbedeutsam: Nach dem Zweiten Weltkrieg schuf die französische Marine eine neue, spezialisierte Kampftauchereinheit mit dem Namen Les Nageurs de combat. Das Problem: Die Einheit fand keine Taucheruhren, die den extremen militärischen Bedingungen standhielt. Und so kam es, dass der Schweizer Uhrenhersteller Blancpain im Auftrag des französischen Militärs eine komplett neue mechanische Taucheruhr mit automatischem Aufzug, einer Wasserdichtigkeit von 50 nautischen Fäden (auf englisch „Fifty Fathoms“; umgerechnet rund 91 Meter) und einseitig drehbarer Lünette mit Bakelit-Einlage entwickeln sollte. 

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Die hohe Robustheit der professionellen Taucheruhr sprach sich schnell rum: Und so wurde die Fifty Fathoms von Blancpain bald von vielen weiteren Militäreinheiten auf der ganzen Welt für ihre Kampfschwimmer angeschafft – so auch beispielsweise von der Bundeswehr in der bekannten “BUND”-Variante.

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Blancpain x Swatch (links) vs. die aktuelle “echte” Fifty Fathoms (rechts)

Auch, wenn Verfechtern des “Old School”-Marketings sich wohl sämtliche Zehennägel hochklappen mit Blick auf die Tatsache, dass die Marken Blancpain und Swatch mit ihren völlig unterschiedlichen Zielgruppen eigentlich gar nicht zusammenpassen: Ich gehe fest davon aus, dass sich die Kooperation wieder für beide Seiten, insbesondere aber für Blancpain, lohnen wird – so wie bei der Omega Speedmaster Moonwatch, die dank der MoonSwatch laut Swatch-Chef Hayek einen unfassbaren Umsatz-Boost um 50% erlebt hat  – und das bei einem Listenpreis ab 6700€.

Die Luxus-Taucheruhr Blancpain Fifty Fathoms ist mit über 16.000€ sogar noch mal eine ordentliche Schippe teurer als die Moonwatch. Ob die Kooperation mit der Marke Swatch auch dieses mal gut geht? Nun, festhalten kann man auf jeden Fall, dass Blancpain die Kooperation mit Swatch sicherlich eher als Zugpferd sieht, um die “echte” Fifty Fathoms in ihrer Bekanntheit zu stärken und Begehrlichkeiten beim jüngeren Klientel zu wecken – also den zahlungskräftigen Käufer von morgen

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Test: Blancpain x Swatch Scuba Fifty Fathoms

Die Blancpain x Swatch Scuba Fifty Fathoms gibt’s in fünf verschiedenen Farbvarianten, die von den Farben sogenannter Nacktkiemer (Nudibranchia) inspiriert sind – eine Gruppe von (kein Witz) Nacktschnecken, die in den fünf Weltmeeren Atlantik, Pazifik, Indischer Antarktischer/Südlicher Ozean und Arktischer Ozean zuhause sind. Mal ehrlich: Die Farb-Geschichte wirkt ziemlich konstruiert, andererseits ist Wasser nun mal blau und fünf blaue Varianten wären ja auch irgendwie doof, oder? 😉

Die Nacktkiemer sind auch auf dem Rotor des Automatikwerkes SISTEM512 verewigt – dazu aber später mehr.

Wie auch bei der MoonSwatch hat die Blancpain x Swatch Scuba Fifty Fathoms Designmerkmale und Easter Eggs spendiert bekommen, die an die Geschichte von Blancpain erinnern.

Die hier im Detail gezeigte Arctic Ocean-Variante beruht auf der besonders bekannten “No-Rad”-Fifty Fathoms mit der Nato Stock Number (NSN) 6645-12-149-5012, die mit dem charakteristischen „No Radiations“-Symbol auf dem Zifferblatt an die Bundeswehr ausgeliefert wurde. Das Modell wurde in den 1960er Jahren ausgeliefert, als die Bedenken gegenüber tatsächlich ziemlich gefährlicher Radium-Leuchtmasse in Uhren größer wurden.

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Das historische Vorbild: “No Rad”-Blancpain für die Bundeswehr, ca. 1965, Bilder: Phillips

Die orangefarbene “Arctic Ocean”-Variante der Scuba Fifty Fathoms kommt mit genau diesem “No Rad”-Symbol auf der “6 Uhr”-Position: ein durchgestrichenes Strahlenwarnzeichen. Auf der Nahaufnahme unten wird auch noch mal deutlich, dass die Detailqualität des Zifferblattes richtig richtig gut ist – das war ja auch schon einer der Punkte, die ich positiv bei meinem MoonSwatch-Test hervorgehoben habe.

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Blancpain x Swatch: Bioceramic-Gehäuse und Wasserdichtigkeit

Keine Überraschung: Als Gehäuse-Material für die Blancpain x Swatch Scuba Fifty Fathoms kommt (wie bei der MoonSwatch) Bioceramic zum Einsatz: Es handelt sich dabei schlicht und ergreifend um ein “Hybrid”-Material bzw. einen Materialmix aus Zwei Dritteln Keramik und ein Drittel Kunststoff. Der Kunststoff wiederum ist pflanzlich bzw. wird auf der Basis von Rizinusöl hergestellt (daher der Name “Bio”). Der Keramikanteil soll die Scuba Fifty Fathoms vor allem weniger anfällig für Kratzer machen, die Haptik wird feiner.

Am Ende des Tages darf man sich aber keine Illusionen machen: Haptik und Optik sind im Großen und Ganzen so, wie man es von einer Plastikuhr erwarten würde – kein Vergleich zu einem “richtigen” Vollkeramikgehäuse (und von der Qualitätsanmutung her natürlich auch Lichtjahre vom tiptop verarbeiteten Edelstahlgehäuse der „großen“ Blancpain Fifty Fathoms entfernt).

Positiv überrascht hat mich die Lünette der Blancpain x Swatch Scuba Fifty Fathoms: Die Optik erinnert an die historische Bakelit-Einlage (faktisch handelt es sich um beschichtetes Mineralglas), das Rasten ist richtig schön satt und knackig.

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Die Gehäuse aller fünf Varianten sind in ihrer Form praktisch identisch mit der “großen” Fifty Fathoms – sogar die (von vielen Uhrenfreunden äußerst kritisch gesehene) prominente Gravur an der Flanke ist an Bord (“SWATCH” in Analogie zur “BLANCPAIN”-Gravur beim großen Vorbild). 

Das Gehäuse der Blancpain x Swatch hat allerdings (anders als das überdimensionierte XXL-Gehäuse des Vorbildes) einen Durchmesser von gut für das durchschnittliche Herrenhandgelenk tragbaren 42,3 mm, eine Höhe von 14,4 mm und ein überschaubares Horn-zu-Horn-Maß v0n 48 mm. Das Gewicht beträgt überaus leichte 44 Gramm (Stahluhren in der Größe liegen normalerweise bei über 100 Gramm). Zum Vergleich: Die MoonSwatch liegt bei 32 Gramm – deutlich weniger, da ein Quarzwerk naturgemäß weniger wiegt als ein mechanisches Kaliber.

Die Bandanstöße der Blancpain x Swatch kommen mit seitlichen Bohrungen und verschraubten Stegen – man benötigt daher einen Sechskant-Schraubendreher, sofern man beispielsweise vorhat ein zweiteiliges Kautschukband oder dergleichen zu montieren (es liegt bedauerlicherweise kein Werkzeug bei).

Alle Varianten der Blancpain x Swatch kommen mit einem farblich perfekt abgestimmten NATO Strap aus recycelten Fischernetzen, das haptisch und optisch definitiv deutlich hochwertiger ist als das Klettband der MoonSwatch. Gut so!

Kleiner Wermutstropfen: Das NATO Strap ist ziemlich lang, sodass man bei einem Handgelenkumfang von 19 cm oder kleiner nicht drum herum kommt das Band umzuklappen und wieder zurückzufädeln – die Keeper (ebenfalls aus Bioceramic) sind dabei recht schmal, was einerseits das Einfädeln zu einer kleinen Geduldsprobe macht, andererseits hält das eingefädelte Band dann eben auch an Ort und Stelle.

Für einen Wechsel des NATO Straps ist das Lösen der verschraubten Stege wegen der speziellen Durchzugsband-Machart aber so oder so natürlich nicht notwendig.

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Wie auf dem Zifferblatt ersichtlich ist, beträgt die Wasserdichtigkeit der Blancpain x Swatch Scuba Fifty Fathoms 91m bzw. 300ft. Die Meter-Angabe bezieht sich dabei – wie eingangs erwähnt – auf die historische Wasserdichtigkeit der “Ur”-Fifty Fathoms in Höhe von 50 nautischen Fäden (auf englisch „Fifty Fathoms“), was umgerechnet rund 91 Meter entspricht.

Auch, wenn es der Modellname andeutet: Für “Scuba Diving”, also Gerätetauchen, ist die Scuba Fifty Fathoms sicherlich nicht geeignet – für einen Sprung ins kühle Nass bzw. eine Schwimmeinlage in Baggersee, Pool, Badewanne oder dergleichen, sollte die Wasserdichtigkeit aber locker ausreichen – auch das ist ein durchaus beachtenswerter Vorteil gegenüber der MoonSwatch.

Mehr: Wasserdicht bis 10 atm & Co. – was bedeuten diese Angaben auf einer Uhr?

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Blancpain x Swatch Scuba Fifty Fathoms: Das NICHT tauschbare “Wegwerfkaliber” SISTEM51 (ETA C10.111)

In der Blancpain x Swatch Scuba Fifty Fathoms tickt das Kaliber SISTEM51 mit automatischem Aufzug über die Bewegung des Handgelenks – eine Batterie ist also nicht notwendig. Und nein, ich verweise an dieser Stelle nicht auf ein Zitat des damaligen Blancpain-Managers Jean-Claude Biver, der mal gesagt hat, dass es niemals nie eine Blancpain mit Quarzwerk geben wird – denn das sei an dieser Stelle noch mal betont: Die Scuba Fifty Fathoms ist (Zusammenarbeit hin oder her) eine Swatch und keine Blancpain.

Das 2013 vorgestellte Automatikkaliber SISTEM51, das auch bekannt ist unter dem Namen ETA C10.111, ist ein im Schweizer ETA-Werk Bancourt vollautomatisch unter Reinraumbedingungen produziertes Kaliber. Sprich: die in der mechanischen Uhrmacherei normalerweise übliche Menschenhand wird nicht in der Produktion benötigt. Das ermöglicht die Herstellung des Werkes in hohen Stückzahlen bei maximal reduzierten Kosten.

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Der Name des Werkes rührt übrigens davon her, dass das SISTEM51 aus grade mal 51 Komponenten besteht – zum Vergleich: Das Schweizer Standardkaliber Sellita SW200 besteht aus über 200 Teilen. Mehr noch: Das Werk besitzt nur eine einzige Schraube, die den Rotor befestigt. Dieser ist durchsichtig und besteht aus Kunststoff. Alle anderen Schrauben des Werkes wurden durch Vernietungen ersetzt – das SISTEM51 kann also nicht zerlegt werden, um es zu reinigen oder zu reparieren, was grundsätzlich mehr als unüblich für ein mechanisches Uhrwerk ist.

Platine und Brücken des SISTEM51 bestehen aus der hauseigenen Legierung ARCAP, einer “Mixtur” aus Kupfer, Nickel und Zink. Weitere Komponenten sind aus Kunststoff. Alle Uhrwerksteile werden laut Swatch hermetisch im Gehäuse versiegelt, um Feuchtigkeit und dergleichen vom Werk fernzuhalten (natürlich kann aber trotzdem Wasser in die Uhr eintreten und das Werk beschädigen – siehe auch Hinweis zur Wasserdichtigkeit in Höhe von 91 Meter). Die Swatch Group hält 16 Patente auf die Konstruktion.

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Wie man sieht, ist das SISTEM51 ein Automatikwerk, das bis ins letzte Detail auf Low Budget und Effizienz getrimmt ist. Und das spiegelt sich auch in den Spezifikationen wider: Ein Sekundenstopp bei gezogener Krone beispielsweise ist nicht an Bord, was die genaue Einstellung der Uhrzeit erschwert – eine hohe Ganggenauigkeit sollte man aber ohnehin nicht erwarten: Eine klassische Reglage, also das Einstellen der Ganggenauigkeit, ist nicht vorgesehen und auch nicht möglich. Das erledigen tatsächlich Laser während des Produktionsprozesses – ebenfalls vollautomatisiert und auf einen Zielwert von +/- 10 Sekunden pro Tag. Sollte das Werk aber mal magnetisiert sein oder durch einen groben Schlag eine hohe Gangabweichung haben, hat man schlicht Pech gehabt.

Mein Exemplar der Arctic Ocean-Variante zeigte allerdings auf der Zeitwaage sehr schlechte und zudem sehr stark schwankende Werte an (siehe unten). Der Grund dafür ist aber vermutlich, dass die Zeitwaage das „Ticken“ der aus Kunststoff bestehenden Hemmung nicht sauber auflösen kann. Auch die Amplitude, der „Ausschlagwinkel“ der Unruhspiralfeder, wurde nicht erkannt (liegt bei 0°). Da hilft also nur manueller Abgleich mit der Atomzeit und im Falle allzu großer Abweichung eine Reklamation bei Swatch.

Mehr als beachtlich ist die Gangreserve des SISTEM51 in Höhe von 90 Stunden, die sogar über dem der Powermatic 80 liegt.

Etwas seltsam ist allerdings, dass der Sekundenzeiger beim Zurückstellen der Uhrzeit über die (unverschraubte) Krone ebenfalls einen ordentlichen Sprung zurück macht. Der Rotor ist außerdem etwas laut.

Summa summarum kann das SISTEM51 natürlich nicht im Entferntesten mit den Blancpain-Manufakturkalibern mithalten, die in der “großen” Fifty Fathoms ticken. Oder man könnte auch sagen: Es handelt sich beim SISTEM51 um ein Wergwerfwerk, das im Reparaturfall in aller Regel komplett ausgetauscht werden muss. Das widerspricht eigentlich völlig dem Reparierbarkeits- bzw. Nachhaltigkeitsgedanken mechanischer Uhrwerke und steht im Kontrast zum Gehäusematerial Bioceramic, das Swatch ja mit einem “grünen Stempel” bewirbt.

Aber es kommt noch dicker: Lange waren sich Uhrenfreunde unsicher, ob das SISTEM51 in der Blancpain x Swatch Scuba Fifty Fathoms zumindest getauscht werden kann – dem ist aber offenbar nicht so: Wie die Blogger von Fratello direkt von Gregory Kissling, Vice President für den Bereich Produkte bei Omega, der stark in die Entwicklung der Uhr eingebunden war, erfahren haben, ist der Gehäuseboden verklebt, um die Wasserdichtigkeit zu erreichen. Kurz gesagt: Die Uhr kann nicht geöffnet werden, um das Werk zu tauschen. Kurz gesagt: Gibt das SISTEM51 irgendwann mal den Geist auf, so kann man die ganze Uhr direkt in die Tonne kloppen – autsch!

Wenn man aber abschließend noch etwas Positives sagen möchte, dann, dass das SISTEM51 grundsätzlich einen relativ günstigen Einstieg in die Welt der mechanischen Uhren ermöglicht (Swatch-Uhren mit SISTEM51 gibt’s ab 190€) – und ich als Uhrenblogger freue mich natürlich immer darüber, wenn sich wieder mehr junge Leute für mechanische Uhren begeistern.

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Die Varianten der Blancpain x Swatch

Die klassisch-blaue “Atlantic Ocean” ist sicherlich noch die dezenteste Variante der neuen Scuba Fifty Fathoms – und wird vermutlich auch der größte Kassenschlager, der ähnlich wie die MoonSwatch Mission to Moon bzw. Mercury extrem schwierig zu bekommen sein wird:

Die Varianten “Indian Ocean” (grün) und “Pacific Ocean” (gelb) sind da mit ihren quietschigen Farben deutlich “exotischer” – die Preise auf Kleinanzeigen & Co. sind entsprechend deutlich unterhalb der “Atlantic Ocean” angesiedelt:

Die Variante “Antarctic Ocean” kommt (ähnlich wie die oben im Detail vorgestellte “Arctic Ocean”) mit einem speziellen Merkmal auf “6 Uhr”, ein weiß-graublauer, mittig halbierter Kreis. Es handelt sich dabei um eine Anspielung an die Feuchtigkeitsanzeige der historischen MIL-SPEC Fifty Fathoms, eine kleine Pastille, die den Taucher durch ihr Verfärben von weiß auf rot vor Feuchtigkeit im Gehäuse warnte. Diese Erfindung von Blancpain wurde in den 1950er Jahren entwickelt, um die bereits 1953 definierten Spezifikationen für die Fifty Fathoms zu ergänzen, die im selben Jahr von den Kampfschwimmern der französischen Armee getestet und angenommen worden waren. Auf dieser Grundlage entwickelte der damalige Blancpain-Chef Jean-Jacques Fiechter eine Feuchtigkeitsanzeige, die durch das 1957/58 vorgestellte ersten MIL-SPEC-Modell bekannt wurde. US-Kampfschwimmer wie die Navy SEALs gehörten zur Kundschaft des MIL-SPEC-Modells.

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Verfügbarkeit der Blancpain x Swatch Scuba Fifty Fathoms: Leider alles beim Alten – kein Online-Verkauf

Bitter: Swatch bietet die neue Kooperationsuhr allen Unkenrufen zum Trotz auf denselben Vertriebswegen wie die MoonSwatch an. Sprich: Nicht online und nur in diversen stationären Swatch Stores. Und das wird sich laut Swatch-Chef Hayek auch nicht ändern.

Oder anders herum: Wenn man Interesse an der Blancpain x Swatch Scuba Fifty Fathoms hat, so muss man (je nach dem wo man lebt) ggf. mehrere Hundert Kilometer Fahrtweg in Kauf nehmen – stets mit der Ungewissheit im Hinterkopf überhaupt eine Uhr zu bekommen. Alternativ kann man natürlich auch bei Kleinanzeigen & Co. Ausschau halten – insbesondere zu Beginn (Verkaufsstart 9.9.2023) werden die von sogenannten Scalpern aufgerufenen Preise aber absurd hoch sein. Große Vorsicht sollte man auch mit Blick auf die immensen Betrugsaktivitäten walten lassen, die erfahrungsgemäß bei Hype-Produkten extrem hoch ist.

Übrigens: Die Uhren werden zwar auch in Blancpain-Boutiquen in den charakteristischen gelben Präsentations-Koffern zu sehen sein, allerdings nur zur Ausstellung (kein Kauf möglich).

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Blancpain x Swatch Scuba Fifty Fathoms: Karte mit Swatch-Stores in Deutschland

Scuba Fifty Fathoms-Interessenten müssen erst mal schauen, wo man überhaupt noch einen stationären Swatch Store findet: Die Corona-Krise hat der Swatch Group außergewöhnlich schlechte Zahlen beschert. Daher wurde der Rotstift angesetzt: Sparen konnte die Swatch Group vor allem durch die Schließung von stationären Verkaufspunkten.

In Deutschland ist die Blancpain x Swatch Scuba Fifty Fathoms nur in Hamburg, Mannheim, Frankfurt, Berlin und Schönefeld (BER), Münster, München, Köln und Düsseldorf erhältlich – und beispielsweise nicht in der Outletcity Metzingen. Leider gibt es auch (und das verstehe wer will) keinen Verkaufspunkt im Ballungsgebiet Stuttgart

KaDeWe
Tauentzienstrasse 21-24
10789 Berlin

Swatch Store
Tauentzienstr. 17
10789 Berlin

Swatch Mannheim Q6 / Q7
Q7 1
68161 Mannheim

Swatch Store
Schadowplatz 12
40212 Düsseldorf

Swatch Store
Zeil 123
60313 Frankfurt

Swatch Store
Jungfernstieg 7
20354 Hamburg

Swatch Store
Schildergasse 8-12
50667 Köln

Swatch Store
Sendlinger Straße 17
80331 München

Swatch Store
Münster Arkaden
Ludgeriestraße 100
48143 Münster

BER, Schengen Terminal 1
Willy-Brandt-Platz 1
12529 Schönefeld

In dieser interaktiven Karte von Swatch lassen sich alle Verkaufspunkte in Europa finden.

Nun sollte man es sich natürlich genau überlegen, ob man ggf. mehrere Hundert Kilometer zu einem Swatch-Verkaufspunkt fahren will, ohne die Gewissheit zu haben, dass die Lieblingsfarbe überhaupt verfügbar ist. Also: Unbedingt vorher im Store anrufen – die Telefonnummern der jeweiligen Swatch Stores sind in aller Regel per Klick auf die Destinationen in der Karte über “Details” sichtbar. Telefonische Reservierungen nehmen die Swatch Stores allerdings in aller Regel nicht an.

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Fazit zur Blancpain x Swatch-Kooperation: Ein sehr teurer Spaß

Wird die Blancpain x Swatch Scuba Fifty Fathoms einschlagen? Da bin ich mir ziemlich sicher, wenngleich ich nicht glaube, dass die neue Plastik-Blancpain den Erfolg der MoonSwatch auf demselben hohen Niveau wiederholen kann. Aber es wird dennoch unter Garantie wieder nervige “Randerscheinungen” wie völlig absurde Preise von Scalpern und Betrugsmaschen auf Kleinanzeigen & Co. geben. Und das obwohl – da braucht man sich gar nichts vormachen – die Blancpain x Swatch Scuba Fifty Fathoms hinsichtlich Preis-Leistung nüchtern betrachtet in quasi allen Punkten etlichen Alternativen unterlegen ist.

Blancpain x Swatch Scuba Fifty Fathoms Arctic Ocean Test 01202

Abschließend daher hier noch einige beispielhafte Alternativen zur Scuba Fifty Fathoms – mit Automatikkalibern, die keinen Wegwerfcharakter haben, klassischen Designs und vor allem einem Preis-Leistungs-Verhältnis, das Lichtjahre vor der Blancpain x Swatch-Kooperationsuhr ist:

Eckdaten der Blancpain x Swatch Scuba Fifty Fathoms:

  • Ref. Arktischer Ozean/SO35N100, Pazifischer Ozean/SO35P100, Atlantischer Ozean/SO35A100, Indischer Ozean/SO35I100, Antarktischer Ozean/SO35S100
  • Automatikkaliber SISTEM51
  • Lünette: Recyceltes Mineralglas mit Saphir-Beschichtung
  • Deckglas: Recyceltes Mineralglas mit Saphir-Beschichtung
  • Gewicht: 44 Gramm (am Band)
  • Boden: Saphirglas
  • Durchmesser 42,3mm
  • Höhe 14,4mm
  • Horn-zu-Horn 48mm
  • Gehäuse aus “Bioceramic”
  • Wasserdichtigkeit 91 Meter (zum Schwimmen geeignet)
  • Nato Strap
  • Super-LumiNova
  • Preis: 390€
  • Erhältlich in ausgewählten Swatch Stores (in Deutschland: Berlin, Hamburg, München, Düsseldorf, Frankfurt)

Mehr: Review der Omega x Swatch MoonSwatch.

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Peter H. aus H. in NRW
9 Tage zurück

Hallo,
danke für den klasse Artikel. Ich habe mir sowohl die Blancpain x Swatch FF als auch auch die Omega x Swatch Speedmaster in Natura angesehen. Ich finde beide Uhren maßlos überteuert.
Plastikuhren, die sich auch so anfühlen, einmal Quarzwerk (kein Showstopper) und eunmal ein Billigst-Automatikwerk, das nicht reguliert bzw. repariert werden kann….! No way, den Mist können Sie behalten, für ein Drittel des Preises könnte man drüber nachdenken. So sicher nicht.
Da lobe ich mir meine Seiko 5, die Seiko Presage und die Orient Mako III mit soliden Uhrwerken, welche beim Uhrmacher einreguliert wurden auf Chronometer-Werte (unter 5s Abweichung/Tag).
Abgesehen davon habe ich auch ein 2 alte Swatch-Chronographen aus den 2000er Jahren, beide solide verarbeitet und laufen immer noch astrein, eben keine Plastikuhren, sondern mit Edelstahl-Gehäuse. Waren auch nicht ganz billig damals. Und wie ein Kommentator schon geschrieben hat, auch aus China kommen durchaus nette Automatik-Uhren. Ich habe seit ein paar Wochen einen Omega Seamaster 300-Klon von Corgeut, insgesamt sehr ordentlich verarbeitet mit einem Miyota 8215-Uhrwerk, tägliche Abweichung -5s out-of-the-box, da kann man nicht meckern, vor allem nicht bei 73€ inkl. Einfuhrumsatzsteuer. Und ich bin ziemlich sicher, dass der Seamaster-Klon immer noch läuft, wenn die gehypten Swatch-Uhren längst im Müll gelandet sind.
Denke, viele Uhrenfreunde sehen das genauso. Ich kaufe Uhren, die mir gefallen, und die ein robustes, reparierbares Uhrwerk haben, das Statussymbol brauche ich nicht.

J.aus O.
8 Monate zurück

Genau wie die Moonswatch, so auch hier. Nur in wenigen Stores erwerbbar. Der überwiegende Rest der Interessenten wird den Wiederverkäufern in die Klauen getrieben. Bei der Moonswatch hat es lange funktioniert, bei der Blancpain sicherlich nicht. Diese Verkaufspolitik muss ich nicht verstehen.
Ich kenne viele Uhrenfreunde ( mich eingeschlossen) die zukünftig auf Uhren der Swatchgroup verzichten werden. Man hat uns ja nun mehrfach gezeigt das man uns und unser Geld nicht mag.
So what… es gibt genügend andere Uhren.
Ohne jetzt noch weiter auch auf den Werbegag noch mit “Biokeramik” einzugehen und Greenwashing in Reinkultur zu betreiben und dann die Kunden aufzufordern teils hunderte Kilometer zu fahren um so ein “erlesenes Stück” erwerben zu dürfen. Sehr Öko und Nachhaltig 😀

Michael M. aus W. in NRW / D
8 Monate zurück

Sehr gut geschriebener und informativer Artikel. Beim Lesen habe ich mehrfach gedacht, daß das alles eigentlich nur ein Scherz ist. Ein Stück fabrikneuer Schrott zu einem unglaublichen Preis. Im Netz wird für diese Mülluhr inzwischen bis zu knapp 1000 Euro verlangt. Das kann eigentlich nur das ultimative Zeichen sein, daß es uns viel zu gut geht. Und daß skrupellose Halsabschneider und geltungssüchtige Dummköpfe nicht aussterben.Mehr will ich zu diesem Zeitgeist-Wahnsinn dann nicht mehr sagen. Booh, ist mir schlecht.

Bernie
9 Monate zurück

Ja stimmt was Herr Hayek sagt, einen Boost von 50%. Meiner landete allerdings bei Pagani. Schon der Qualität wegen.Danke Herr Hayek für ihre Idee mit der MoonSwatch.

Raul
10 Monate zurück

Mal abgesehen von der Fragwürdigkeit des Erwerbs dieser Uhr mit “Wegwerfkaliber” zum Mondpreis. Es bilden sich schon Stunden vor der Anlieferung im Swatch Store Store Schlangen, die dann immer länger werden. Was machen eigentlich Menschen mit Gehproblemen, die nicht so lange stehen können oder Menschen, die eine schwache Blase haben? Diese Gruppe wird von Swatch diskriminiert. Eine kritikwürdige Marketingstrategie.

Frank T. aus MZ
10 Monate zurück

Die grüne “Indian Ocean” würde ich vielleicht erwerben, WENN sie online für 390 Öcken frei Haus ohne viel Tamtam erhältlich wäre. Witzig ist, dass der Glasboden aus Saphirglas besteht, wohingegen das Deckglas nur ein “recyceltes Mineralglas” ist. Offenkundig befürchtet SWATCH, dass das Nato-Band den Glasboden ansonsten blind scheuert. Gruß, Frank

Chris
10 Monate zurück

Eins muss man Raffzahn Hayek lassen – er melkt die Kuh bis zum letzten Tropfen und schafft es vermutlich erneut, das Scharen von verblendeten Swatch-Trotteln ihm auf den Leim gehen und die Kasse klingelt – Market Developoment Par Excellence!! Eine Marge die mit Sicherheit >80% liegt, muss man auch erst mal kreieren. Super recherchierter Beitrag – insbesondere die Darstellung des Einwegwerkes, was bei mir in Verbindung mit dem aufgerufenen Preis nur Kopfschütteln erzeugt. Welche Marke aus dem Konzernumfeld wird als nächstes vergewaltigt? Breguet? Glashütte? Da geht doch noch was.

Dlanor Lepov
10 Monate zurück

Für Leute mit mehr Geld als Verstand. Immerhin haben die Schweizer erkannt, dass diese Zielgruppe recht gross ist.
Bei Aliexpress gibt es die Homage des Originals in sehr guter Qualität mit NH35 Werk für 70 Euro. 316L Stahl, Saphirglas und Lünette in Acrylglas.
Wie heisst es so schön im Amerikanischen: There is a sucker born every day.

Pascal Venier
10 Monate zurück

ich besitze auch die Moonwatch Merkur welche in Wahrheit eine Plastik Uhr ist.
Leider hatte ich schon eine System 51 wo ein Teil gebrochen ist und wie bereits erwähnt, ist
da keine Reperatur möglich..da alles aus Plastik ist ..die Idee eine Schraube für 51 Teile zu entwickeln ist schon gut ..da könnte Swatch drüber nachdenken aus Metall zu fräsen und eventuell
mehr zu verlangen.
Meine nächste wird eine Tissot Prx auf die ich mich schon sehr freue..
mit lieben gruß

Gerald Lotz
10 Monate zurück

In Mannheim ist die Uhr nicht zu erwerben. Es sind nur 5 Stores in Deutschland.

Andreas M
10 Monate zurück

Die Moonswatch sieht in einigen Modellen ganz schnuckig aus. Diese neue Uhrenkarikatur nicht. Alleine das fürchterliche degrade Zifferblatt. Schade. Die FF Quantieme Complet steht als einzige echte Luxusuhr (Preis 10k+) auf meiner Kaufliste.

Für ungefähr die Hälfte (dieser Swatch) gibt es die Spinnaker Fleuss, die der Fifty Fathoms gestalterisch näher kommt, ein Stahlgehäuse hat und von einem NH35 angetrieben wird. Inzwischen sogar am Stahlband.

Hardcore Swatchfans wird das nicht abhalten, Uhrenfans vielleicht schon.

Wäre die Moonswatch in Venedig in einer tragbaren Farbe verfügbar gewesen, als ich dort im Store war, ich besäße heute eine. Die Shwifty Shwathoms wird dieses Schicksal nie ereilen.

Dann lieber das Original 😉

Lars
10 Monate zurück

Zur Uhr ist hier und anderswo in div. Foren alles gesagt. Man muss selbst entscheiden, ob man ein Wegwerfprodukt für 400€ kaufen möchte, nur weil die Marke ach so begehrt ist und man für die eigentliche BP FF kein Geld hat.
Gekonnt werden mit der Plasteuhr also nicht nur Personen angesprochen, die das Geld fürs Original nicht haben. Oder aber Leute die das Geld, als auch das Original haben, aber eine weitere Möglichkeit der Spekulation im unteren Preissegment suchten (geringere Kapitalbindung) und in der Plaste Swatch gefunden haben. Sondern auch die ganze Taschengeldgeneration, wird schon zu markenaffinen Zombies gemacht.
So bleibt alles Geld und eine Markenbezogenheit/ Abhängigkeit in der Swatch Gruppe.

Die Strategie wird nicht nur kurzfristig als Hype aufgehen, sondern langfristig „Gefolgschaft“ sichern – m.E. der eigentliche Clou an dieser zweiten Swatch Veröffentlichung von Luxusmarken aus dem Konzern.

Interessant und mal vom Uhren Thema von „oben“ betrachtet, müssen sich die Eidgenossen auch keine Sorgen über die „Konkurrenz“ aus Fernost machen, obwohl diese billiger produzieren.

Nein, seit der Quarzkrise hat man es in der Schweiz verstanden, u.a. über Storytelling Kunden zu binden und den Luxus Salonfähig gemacht.
Anders in Deutschland. Hier hat der Staat und die Unternehmen das Potenzial des Gefühls von Luxus haben wollen, Luxus zum Leben zu brauchen, völlig verschlafen.

Von daher, Chapeau an die Schweiz.