Die klassische Omega Speedmaster Professional Moonwatch mit Handaufzug-Kaliber 1861 wurde Anfang 2021 endgรผltig zum Mond geschossen. Omega rasselte dabei ordentlich mit dem Sรคbel und kรผndigte die neue Speedy selbstbewusst an mit „eine der grรถรten News der Uhrenbranche fรผr 2021“.
Eine neue Omega Speedmaster Professional Moonwatch ist an sich erst mal nichts Spektakulรคres – die Bieler wissen ziemlich gut, wie sie mit Limited Editions den Moonwatch-Mythos aufrecht erhalten (z.B. mit der Omega Snoopy-Speedmaster). Das letztmalige Update der originalgetreuen, zeitlos-klassischen „Standard“-Omega Speedmaster Professional Moonwatch ist tatsรคchlich allerdings schon eine ganze Weile her und beschrรคnkte sich im Wesentlichen auf eine neue, รผberdimensionierte Box mit allerlei Zubehรถr. Eine ordentliche Preiserhรถhung gab’s natรผrlich trotzdem. 2014 war das. Omega hat die klassische Moonwatch somit tatsรคchlich รผber sechs Jahre lang unangetastet gelassen – dem Schweizer Luxusuhrenhersteller ist offenbar bewusst, dass man eine Cash Cow nur mit viel Bedacht „anfassen“ sollte.
Nun, im Januar 2021 ist es aber soweit: Die brandneue Omega Speedmaster Professional Moonwatch (neue Ref. 310.30.42.50.01.001 plus weitere Varianten) bekommt ein umfangreiches Update, gleichzeitig ist die alte Speedmaster Moonwatch mit dem Kaliber 1861 endgรผltig Geschichte. Diese Ankรผndigung hat – kein Witz – auch direkt mal kurzfristig die Server der Omega-Website abrauchen lassen.
Die gute Nachricht: Die Omega Speedmaster Professional Moonwatch, die am Handgelenk von Buzz Aldrin im Jahre 1969 beim Spaziergang auf der Mondoberflรคche getragen wurde, ist nach wie vor in klassischer, originalgetreuer Form mit Handaufzugs-Kaliber und Hesalitglas erhรคltlich – fรผr einen halbwegs akzeptablen Preis (zumindest im Vergleich zur 2020 lancierten, deutlich teureren Moonwatch mit Schaltrad-Kaliber 321).
Die schlechte Nachricht: Wie zu erwarten war, hat Omega erneut ordentlich an der Preisschraube gedreht. Die neue „Standard“-Speedmaster hat aufgrund des Uhrwerk-Upgrades (Kaliber 3861, Master Chronometer, Co-Axial-Hemmung) eine Preiserhรถhung von รผber 20% im Gepรคck (neuer Listenpreis 6.100โฌ mit Hesalit- bzw. 7000โฌ mit Saphirglas, jeweils am Stahlband) – das ist schon eine ordentliche Ansage.
Ein guter Grund fรผr eine Momentaufnahme: In diesem Artikel schauen wir uns die Evolution von der ersten Omega Speedmaster im Jahre ’57 bis zur brandneuen Moonwatch mit Kaliber 3861 im Jahre 2021 an.
Denn die Geschichte hinter der Moonwatch ist รผberaus spannend: Auch wenn der Beiname „Moonwatch“ fest zur Omega Speedmaster Professional gehรถrt, so war der Chronographen-Klassiker ursprรผnglich nicht als offizielle Weltraum-Uhr der NASA vorgesehen. Und dennoch erkannten NASA-Astronauten schnell, dass die Omega Speedmaster wie geschaffen fรผr die harten Weltraumbedingungen ist – Wally Schirra, einer der ersten Astronauten der Menschheitsgeschichte beispielsweise trug eine Omega Speedmaster auf der Weltraum-Mission Mercury-Atlas 8. Kurios: Schirras Omega Speedmaster war tatsรคchlich eine rein private Anschaffung und nicht von der NASA freigegeben. Erst Jahre spรคter wurde die Omega Speedmaster Professional zur offiziellen „flight qualified for all manned space missions“-Uhr, die auch auf dem Mond von Buzz Aldrin getragen wurde…
INHALT
- 1 Die erste Omega Speedmaster, Referenz CK2915 (1957 – 1959)
- 2 Omega Speedmaster 2998 – „First Omega in Space“(FOIS) (1959 – 1963) / 105.002 (1962 – 1964)
- 3 Omega Speedmaster 105.003 Pre-Moon (1964 – 1969) – flight-qualified for all manned space missions
- 4 Geburt der Moonwatch: Omega Speedmaster Professional 105.012 (1964 – 1968)
- 5 Omega Speedmaster Professional 145.022 (1968 – 1988)
- 6 Weitere Omega Speedmaster-Modelle der 60er und 70er
- 7 Omega Speedmaster Professional Moonwatch bis 2020 / Kaliber 1861 vs. 321
- 8 Omega Speedmaster Professional Moonwatch (310.30.42.50.01.001 & Co.) (ab 2021)
Die erste Omega Speedmaster, Referenz CK2915 (1957 – 1959)
Chronographen erfreuten sich im Jahre 1957, als die allererste Omega Speedmaster mit der Referenz CK2915 lanciert wurde, nicht grade allergrรถรter Beliebtheit bei Otto-Normal-Uhrentrรคgern – schlichte, kleinere und gรผnstigere Dreizeigermodelle im Goldgehรคuse waren deutlich angesagter. Die Omega Speedmaster war, neben Seamaster 300 (CK2913) und Railmaster (CK2914), dabei Teil eines Uhren-Trios, welches sich an professionelle Anwender richtete. Alle drei Modelle hatten dabei die charakteristische Form der Hรถrner, „Broad Arrow“-Zeiger und ein gut ablesbares, kontrastreiches, schwarzes Zifferblatt gemeinsam.
Tatsรคchlich waren Chronographen damals reinstes Handwerkszeugs, genutzt von Wissenschaftlern, Ingenieuren, Angehรถrigen des Militรคrs oder bei der Sportmessung. Und genau an dieser Stelle setzte Omega damals mit der Speedmaster an, um die Position als Official Timekeeper der Olympischen Spiele zu untermauern. An Weltraumausflรผge oder Mondlandungen dachte damals noch keiner bei Omega! Bemerkenswert: Omega ist bereits seit 1932 offizieller Zeitnehmer bei fast allen Olympischen Spielen.
Kein Zufall: In einer der allerersten Anzeigen zur Omega Speedmaster nehmen die Schweizer Bezug auf die seit 25 Jahren bestehende Beziehung zum olympischen Kommitee. Besonders hebt Omega die praktischen Eigenschaften des „high-precision wrist computer“ (anti-magnetic, shock-protected, wasserdicht bis 200 feet) und den Tacho-Productometer (T.P.M.) hevor, mit dem sich die Durchschnittsgeschwindigkeit einfach berechnen lรคsst – „No calculating. No paperwork“.
Tacho-Producto-watt? Nun, beim TPM handelt es sich um nichts anderes als eine Tachymeter-Skala, die bei der 1957 auf den Markt gebrachten Omega Speedmaster zum allerersten mal รผberhaupt auรen auf der Edelstahllรผnette einer Uhr (anstelle innen, auf dem Rehaut) verewigt wurde. Die auรen untergebrachte Tachymeterskala hat sich รผber die Jahre gegenรผber der innen liegenden durchgesetzt und wurde spรคter unter anderem von Rolex (Daytona) und Heuer (Carrera) รผbernommen.
Weitere charakteristische Merkmale der Omega Speedmaster CK2915 sind ein fรผr damalige Verhรคltnisse recht groรes Gehรคuse (39 mm, ungravierter Boden, nur „Speedmaster“-Gravur am Rande des Bodens) und der bereits erwรคhnte „Broad Arrow“ Stundenzeiger, welcher dem Modell letztendlich auch den Spitznamen Omega Speedmaster „Broad Arrow“ beschert hat.
Die Omega Speedmaster 2915 wechselt heute – je nach Zustand – bei Auktionshรคusern wie Phillips gerne mal fรผr รผber 200.000 Euro den Besitzer. Kein Wunder, denn heute existieren nur noch sehr wenige Speedmaster CK2915, die nicht komplett „verbastelt“ oder „rundpoliert“ sind.
Info am Rande fรผr Vintage-Sammler: Manche Zifferblรคtter alter CK2915er sind brรคunlich – es handelt sich dabei allerdings nicht um eine Zifferblatt-Variante, sondern um einen unbeabsichtigten Turbo-Vintage-Effekt, auch genannt โTropical Brownโ. Der Braunton rรผhrt von einer fehlerhaften chemischen Beschichtung her, die dafรผr sorgte, dass Ziffernblรคtter nach nur wenigen Jahren aussahen, als seien sie Jahrzehnte in der prallen Sonne gebrutzelt. Eigentlich sollte die Beschichtung das Gegenteil bewirken und das Zifferblatt vor dem Verblassen bzw. Verbleichen schรผtzen. Das ging aber offensichtlich gehรถrig in die Hose. Auch andere Schweizer Uhrenhersteller wie Rolex, Tudor oder Patek setzten auf denselben Zifferblatt-Lieferanten, weshalb auf dem Vintage-Markt auch beispielsweise Submariner mit braunem Zifferblatt erhรคltlich sind.
Einige Kรคufer sind mit dem Manko der verblassten, braunen Zifferblรคtter an die Hersteller heran getreten, um sich zu beschweren. Im nachhinein dรผrften sich diese ziemlich รคrgern, sollten sie auf einen Ziffernblatt-Wechsel bestanden haben: Insbesondere die Omega Speedmaster mit diesem โMankoโ ist mittlerweile ein begehrtes Sammlerstรผck, welches sich locker fรผr das Doppelte oder Dreifache des eigentlichen Preises verticken lรคsst (guter Zustand vorausgesetzt). Denn: Zum einen gibt es nur wenige gut erhaltene Exemplare und zum anderen sieht der Effekt einfach ziemlich genial aus โ Vintage par excellence!
- Produktionsjahr: ab 1957
- Referenz: CK 2915
- Gehรคuse: Edelstahl
- Durchmesser: 39 mm
- Zeigerform: Broad Arrow
- Band: Edelstahl, Ref. 7077/6
- Glas: Hesalit
- Zifferblatt: Schwarz mit Radium-Leuchtmasse
- Uhrwerk: Schaltrad-Kaliber 321
Omega Speedmaster 2998 – „First Omega in Space“(FOIS) (1959 – 1963) / 105.002 (1962 – 1964)
Die Omega Speedmaster mit der Referenz 2998 (und den Sub-Referenzen : -1, -2, -3, -4, -5, -6, -61, und -62, die sich aber nur unwesentlich unterscheiden) kommt optisch der spรคter auf dem Mond getragenen Speedy schon ziemlich nah: So ist der pfeilartige Stundenzeiger einem deutlich schlichteren „Alpha“-Zeiger gewichen. Eine sehr seltene Variante der Speedmaster 2998 kommt รผbrigens mit einem Lollipop-Sekundenzeiger – es handelt sich dabei um Auslieferungen an verschiedene, internationale Luftwaffen-Einheiten wie die Fuerza Aerea del Peru.
Die Tachymeter-Skala ist nach wie vor auรen auf der Aluminium-Lรผnette untergebracht, nunmehr aber schwarz beschichtet. Erstmals bekam die Speedmaster auch eine Gravur auf dem Gehรคuseboden spendiert, das auch heute noch vorzufindende Omega-Seepferdchen (Hippocampus), welches auf die vergleichsweise gute Wasserdichtigkeit hinweisen soll (zumindest, fรผr einen Chronographen und fรผr damalige Verhรคltnisse). Das Trio Railmaster, Seamaster und Speedmaster teilten sich รผbrigens diese Gravur.
Bekannt ist die Omega Speedmaster 2998 vor allem durch den NASA-Astronauten Walter โWallyโ Schirra, der eine Omega Speedmaster mit der Referent CK2998 am 3. Oktober 1962 wรคhrend der Sigma 7 Mercury-Weltraummission getragen hat โ allerdings „nur“ an Bord seines Raumschiffs, nicht aber im freien Weltraum. Dennoch: das machte diese spezielle Referenz zur First Omega in Space (F.O.I.S.). Spannend: Es handelte sich bei der von Schirra getragenen Speedy nicht um eine offiziell von der NASA abgesegnete Uhr, sondern um eine private Anschaffung – die NASA hat zu dem Zeitpunkt tatsรคchlich noch keinerlei Anstalten gemacht eine Uhr offiziell zu testen und an die Astronauten auszugeben (das war erst 1964 soweit, dazu gleich mehr).
- Produktionsjahr: ab 1959
- Referenz: CK 2998 (die Omega Speedmaster-Referenz 105.002, die von 1962 bis 1964 produziert wurde, ist quasi baugleich mit der letzten 2998, Sub-Referenz 2998-62)
- Gehรคuse: Edelstahl
- Durchmesser: 39 mm
- Zeigerform: Alpha
- Band: Edelstahl, Ref. 7077/6
- Glas: Hesalit
- Zifferblatt: Schwarz mit Radium-Leuchtmasse
- Uhrwerk: Schaltrad-Kaliber 321
Omega Speedmaster 105.003 Pre-Moon (1964 – 1969) – flight-qualified for all manned space missions
Die ab 1964 produzierte Speedmaster-Referenz 105.003 hat sich erneut nur marginal verรคndert: Augenscheinlich sind aber die deutlich gewachsenen und damit griffigeren Drรผcker sowie ein erneut geรคnderter, gradliniger Zeigersatz im Baton-Stil, der dem Zeigersatz desjenigen Modells entspricht, welches spรคter die Moonwatch werden sollte.
Die Omega Speedmaster-Referenz 105.003 markiert (endlich!) den Zeitpunkt, an dem der Chronograph hochoffiziell von der NASA „flight-qualified for all manned space missions“ getauft wurde.
Der Weg dahin war aber gar nicht so einfach, denn schlieรlich kann eine staatliche Behรถrde wie die NASA nicht einfach zum nรคchstbesten Juwelier wackeln, um ein paar Uhren zu kaufen und diese direkt im Weltraum testen. Aber wie kam es eigentlich dazu, dass die NASA einen Chronographen haben wollte? Nun, der damals verantwortliche junge NASA-Ingenieur James H. Ragan fragte einfach die Astronauten, wie er 2019 in der New York Times sagte („I asked the astronauts what they wanted, and they said a chronograph“). Manche Dinge kรถnnen so einfach sein ๐ .
Aber einen Chronographen selbst entwickeln? Die Kosten wollte sich die NASA logischerweise sparen. Also kontaktierte Ragan Ende 1964 zehn verschiedene Uhrenhersteller (ohne dabei zu sagen zu welchem Zweck). Nur vier antworteten: Longines, Rolex, Hamilton und natรผrlich Omega. Ob die anderen sechs Hersteller wohl geschlafen haben? Wenn eine Behรถrde wie die NASA anklopft, mรผssten doch eigentlich direkt die Dollarzeichen in den Augen der Verantwortlichen aufleuchten… ๐
Hamilton flog รผbrigens sofort aus dem Entscheidungsprozess und wurde nicht weiter berรผcksichtigt – Ragan sagte dazu: „Hamiltonโs was a pocket watch and a big sucker, so we threw that out straight away“.
Ragan beschaffte von Rolex, Longines und Omega jeweils drei Uhren je Modell – eine fรผr die Astronauten, eine fรผr die Tests an sich und eine als Backup, falls etwas schief ging. Die von den Herstellern fรผr die Tests รผbersandten Modelle mussten dabei genauen Spezifikationen, die in einem Lastenheft verewigt wurden, folgen. Von Oktober 1964 bis Mรคrz 1965 wurden alle von den Herstellern eingesendeten Modelle praxisnah auf Herz und Nieren geprรผft.
Die Moonwatch-Tests im Detail:
- Hochtemperatur-Test: 48 Stunden bei 71ยฐC und 30 Minuten bei 93ยฐC.
- Niedrigtemperatur-Test: 4 Stunden bei -18ยฐC
- Temperaturschwankungen: Fรผnfzehnmaliges erhitzen der Uhr auf 71ยฐC) fรผr je 45 Minuten, gefolgt von Herunterkรผhlen auf -18ยฐC) fรผr 45 Minuten 45 bei 6-10 Bar Druck
- Luftfeuchtigkeit: 240 Stunden bei Temperaturen zwischen 20ยฐC und 71ยฐC bei einer Luftfeuchtigkeit von 95%.
- Atmosphรคre mit hohem Sauerstoffgehalt: 48 Stunden bei 100% Sauerstoffgehalt und 0,35 atm
- Erschรผtterungen und Schlรคge: Sechs Schlรคge aus verschiedenen Richtungen mit 40G (Dauer jeweils 11 ms)
- Beschleunigung: Von 1G auf รผber 7G innerhalb von 333 Sekunden (Simulation eines Raketenstarts)
- Dekompression: 90 Minuten in einem Vakuum bei 6-10 atm und einer Temperatur von 71ยฐC, weitere 30 Minuten bei 93ยฐC.
- Hoher Druck: 1,6 atm fรผr eine Stunde
- Vibrationen: Drei mal 30 Minuten bei 5 bis 2000 Hz.
- Schall: 130 db (Frequenz 40 bis 10.000 Hz) fรผr 30 Minuten.
Die Omega Speedmaster mit der Referenz 105.003 war letztendlich der einzige Chronograph, der alle Tests unbeschadet รผberstanden hat (die Uhren von Rolex und Longines packten laut Ragan nicht mal den ersten Test). Und das wichtigste: Auch die Astronauten sprachen sich mehrheitlich fรผr die Omega Speedmaster aus. Daraufhin erhielt die Speedy den NASA-Ritterschlag „flight-qualified for all manned space missionsโ“.
Im Mรคrz 1965 ging es dann auch erstmalig (und dieses mal hochoffiziell) gen Weltraum: Im Rahmen der Gemini III-Mission haben die Astronauten Virgil Grissom and John Young die Speedmaster 105.003 getragen. Auch im Rahmen von Gemini IV, bei dem Ed White als erster Amerikaner einen Weltraumspaziergang machte (sog. EVA, Extra-vehicular Activity = Auรenbordeinsatz), war die Speedmaster 105.003 fester Bestandteil der Ausrรผstung.
Auf dem Mond war die Referenz 105.003 faktisch aber nie, weshalb dem Modell auch der Spitzname „Pre-Moon“ zuteil wurde. Die Ehre der Mondlandung gebรผhrt der Folge-Referenz, der Omega Speedmaster 105.012 …
- Produktionsjahr: ab 1963
- Referenz: ST 105.003 (die Omega Speedmaster mit der Referenz 145.003 ist im Wesentlichen baugleich mit der Sub-Referenz 105.003-65)
- Gehรคuse: Edelstahl
- Durchmesser: 40 mm
- Zeigerform: Baton
- Band: Edelstahl, Ref. 7912/6
- Glas: Hesalit
- Zifferblatt: Schwarz mit Radium- oder Tritium-Leuchtmasse
- Uhrwerk: Schaltrad-Kaliber 321
Geburt der Moonwatch: Omega Speedmaster Professional 105.012 (1964 – 1968)
Die Omega Speedmaster Professional 105.012, die spรคter zu der Moonwatch wurde (dazu gleich mehr), kam erstmalig mit einer asymmetrischen Gehรคuseform, die dafรผr sorgte, dass Krone und Drรผcker an der rechten Gehรคuseseite vor Schlรคgen geschรผtzt waren. Der Gehรคuse-Durchmesser wurde in diesem Zusammenhang auรerdem auf 42 mm hochgeschraubt. Die Hรถrner haben die charakteristische, „geschwungene“ Form bekommen.
Der „Omega Speedmaster“-Schriftzug auf dem Zifferblatt erhielt ferner erstmalig den Zusatz „Professional“. Ein direkter Zusammenhang zu den bestandenen NASA-Tests bestand allerdings nicht.
Erstmalig wurde auch komplett auf das hochgefรคhrliche Radium als Leuchtmasse verzichtet – stattdessen kam fortan ausschlieรlich das deutlich weniger gefรคhrliche Tritium zum Einsatz.
Nachdem die Speedmaster ja den offiziellen Segen der NASA hatte, ging es am 20. Juli 1969 auf den Mond: Sowohl Neil Armstrong als auch Buzz Aldrin trugen bei der Apollo 11-Mondlandemission eine Speedmaster mit der Referenz ST105.012 – die Geburtsstunde des Moonwatch-Mythos.
Dumm gelaufen: Nur einer der beiden Astronauten trug die Speedmaster ST105.012 tatsรคchlich beim Spaziergang auf der Mondoberflรคche: der zweite Mann auf dem Mond, Buzz Aldrin. Neil Armstrong, der erste Mann auf dem Mond, hatte seine Speedmaster in der Fรคhre Eagle gelassen, um ein Backup fรผr die Bulova-Cockpituhr zu haben, die zuvor Zicken gemacht hatte.
รbrigens: Der dritte Astronaut im Bunde, Michael Collins, blieb alleine in der Umlaufbahn des Mondes und trug die Speedmaster-Referenz 145.012.
Die Funktion der Omega Speedmaster Professional war รผbrigens denkbar einfach, wie NASA-Ingenieur Ragan berichtete: Bevor es auf die Mondoberflรคche ging, zogen sich die Astronauten ihre Raumanzรผge an und kurz bevor sie sich den Helm รผbergestรผlpt haben, haben sie ihren Chronographen gestartet, um stets die verstrichene Zeit auf der Mondoberflรคche im Auge zu haben – die Atemluft war schlieรlich begrenzt. Tatsรคchlich war die Omega Speedmaster Professional aber „nur“ die Backup-Lรถsung: Die Astronauten nutzten primรคr fรผr das Ablesen der Zeit ein integriertes, kleines digitales Display.
Fun Fact am Rande: Alle NASA-Astronauten konnten wรคhrend ihrer gesamten NASA-Laufbahn „ihre“ Speedmaster behalten – nach jedem Weltraumausflug gingen die Speedmaster Chronographen zwar durch einen Wartungsprozess, die jeweiligen Seriennummern „flogen“ aber anschlieรend immer zuverlรคssig an das Handgelenk der Astronauten zurรผck.
- Produktionsjahr: ab 1965
- Referenz: ST 105.012
- Gehรคuse: Edelstahl
- Durchmesser: 42 mm
- Zeigerform: Baton
- Band: Edelstahl, Ref. 1506/16
- Glas: Hesalit
- Zifferblatt: Schwarz mit Tritium-Leuchtmasse
- Uhrwerk: Schaltrad-Kaliber 321
Omega Speedmaster Professional 145.022 (1968 – 1988)
Die Omega Speedmaster Professional 145.022 ist im Wesentlichen baugleich mit dem Vorgรคnger, der ursprรผnglichen Moonwatch-Referenz ST 105.012 – mit einem kleinen optischen Unterschied: Das Omega-Logo ist seit 1968 nicht mehr appliziert, sondern – wie auch der Rest des Zifferblattes – gedruckt.
Eine weitere optische Besonderheit an der 145.022 ist, dass im Laufe der Jahre vier verschiedene Gehรคusebรถden verbaut wurden, darunter mit den Gravuren „The First Watch Worn on the Moon“ und „APOLLO XI 1969“ sowie spรคter auch dem bekannten Omega-Seepferdchen.
Der entscheidende Unterschied zwischen den Referenzen war aber technischer Natur: Das seit je her eingesetzte Kaliber 321 mit aufwendigem Schaltrad-Mechanismus wurde durch das deutlich einfacher konstruierte und damit gรผnstigere Kaliber 861 mit Kulissensteuerung ersetzt. Immerhin wurde die Frequenz des Kalibers 861 auf 21600 bph erhรถht, was sich positiv auf die Ganggenauigkeit ausgewirkt hat.
Der Grund fรผr den Kaliber-Wechsel war rein rationaler Natur: Omega wollte die Moonwatch, die sich auch bei Otto-Normal-Uhrenfreunden steigender Beliebtheit erfreute, einem breiteren Publikum verfรผgbar machen – und das geht nun mal am besten รผber einen erschwinglichen Preis. Sicherlich spielte auch die Quarz-Krise eine Rolle: Insbesondere japanische Hersteller stรผrzten mit ihren gรผnstigen, batteriebetriebenen Uhren gestandene Schweizer Uhrenhersteller ins Tal der Trรคnen. Die in vergleichsweise groรen Mengen produzierte Speedmaster Professional rettete Omega aber den Hintern. Zum Vergleich: Der Preis fรผr die Omega Speedmaster Professional 145.022 betrug Ende der 60er Jahre grade mal 165 US-Dollar – inflationsbereinigt heute 600 US-Dollar.
โHouston, wir haben ein Problem!โ
Die Omega Speedmaster Professional 145.022 wurde satte 20 Jahre produziert und war stets der zuverlรคssige Begleiter der NASA-Astronauten. So auch bei der Apollo 13-Mondmission im April 1970, die beinahe in einer Katastrophe endete: Kurz vor der Mondlandung durch das Apollo 13-Raumschiff Odyssey explodierte ein Sauerstofftank โ รผber 300.000 km von der Erde entfernt. In diesem Zusammenhang fiel auch der berรผhmte Satz โHouston, wir haben ein Problem!โ als Kommandant Lovell sich hilfesuchend im NASA-Kontrollzentrum meldete. Die drei Mann starke Besatzung konnte mit diesem Defekt natรผrlich nicht mehr auf dem Mond landen und umrundete diesen kurzerhand, um wieder die Erde anzusteuern. Durch die Explosion verursachte Defekte fรผhrten allerdings dazu, dass die Astronauten alle mรถglichen Stromverbraucher abschalten mussten, um die lebenserhaltenden Systeme zu schonen โ darunter auch den Bordcomputer, der fรผr die Zeitmessung genutzt wurde. Um allerdings den Wiedereintritt in die Erdatmosphรคre zu ermรถglichen, musste die Zรผnddauer der Triebwerke hรถchstprรคzise abgemessen werden: Ziemlich genau 14 Sekunden mit minimaler Toleranz โ und hier kam *Trommelwirbel* die Omega Speedmaster Moonwatch 145.022 zum Einsatz. Die Geschichte hatte zum Glรผck ein Happy End: Am 17. April 1970 landete die Kommandokapsel der Apollo 13 sicher im Pazifik.
Omega erhielt anschlieรend wegen der รผberlebenswichtigen Rolle der Speedmaster fรผr die Mission den imagetrรคchtigen Silver Snoopy Award von der NASA. Heute ist Omegas Snoopy Award im Omega-Museum in Biel ausgestelltโฆ
- Produktionsjahr: ab 1968
- Referenz: 145.022
- Gehรคuse: Edelstahl
- Durchmesser: 42 mm
- Zeigerform: Baton
- Band: Edelstahl, Ref. 1039/516
- Glas: Hesalit
- Zifferblatt: Schwarz mit Tritium-Leuchtmasse
- Uhrwerk: Kaliber 861
Trivia: Nicht mehr „the only watch worn on the moon“
Omega warb eine weile mit „the first and only watch worn on the moon“ und verewigte dies sogar stolz auf dem Gehรคuseboden der Omega Speedmaster Moonwatch in Form einer Gravur. Dem machte aber der Uhrenhersteller Bulova einen Strich durch die Rechnung – allerdings unwissentlich.
Und das kam so: Die Apollo 15-Mission startete 1971 unter Kommandant David Scott, um abermals auf dem Mond zu landen. Alles lief soweit gut und David Scott durfte sich der siebte Mann auf dem Mond nennen. Zunรคchst trug Kommandant Scott die von der NASA offiziell zur Verfรผgung gestellte Omega Speedmaster Moonwatch. Doch diese hielt nicht lange durch: PLOP! Das Uhrenglas lรถste sich und verabschiedete sich auf Nimmerwiedersehen ins Weltall. Scott, der alte Fuchs, hatte aber zum Glรผck seine eigene, private Ersatzuhr mitgebracht: Eine *Trommelwirbel* Bulova.
Hier ein Auszug aus dem offiziellen NASA-Log:
In the cabin after EVA-2, I noticed that the crystal of my Omega had popped off sometime during the EVA. Therefore, on EVA-3, I used my backup watch (which was) of a similar type. It worked just fine during the even higher temperatures of EVA-3. [โฆ] the backup watch on the lunar surface was a Bulova Chronograph, Model #88510/01
Die Omega Moonwatch ist somit seit Apollo 15 nicht mehr die einzige Uhr, die auf dem Mond war. Anders als die offiziellen NASA-Uhren musste Scott nach der Landung auf der Erde sein Privateigentum nicht in das NASA-Archiv geben und hat die Bulova Moonwatch bis vor kurzem als sein persรถnliches Andenken behalten. Ende 2015 entschied Scott sich dazu die Uhr bei einer Auktion zu versteigern, worรผber auch die Weltpresse berichtet hat (CNN, Forbes etc.). Der Endpreis: Astronomisch hohe 1,6 Mio. US-Dollar. Diese Auktion hat Bulova zum Anlass genommen, eine originalgetreue Re-Edition zu lancieren: Die Bulova Moonwatch.
Weitere Omega Speedmaster-Modelle der 60er und 70er
Speedmaster Mark-Serie und eine LCD-Kuriositรคt
Die Omega Speedmaster Mark-Serie, die im Jahre 1969 eingefรผhrt wurde, steht zwar im Schatten der „klassischen“ Moonwatch, erfreut sich bei Vintage-Fans aber einer gewissen Beliebtheit, was auch an der typischen, etwas klobig wirkenden „Ei“-Gehรคuseform mit integrierten Hรถrnern liegt. Das Zifferblatt entspricht im wesentlichen der Moonwatch – mit Ausnahme der nach innen verfrachteten Tachymeter-Skala.
Nur die Speedmaster Mark II und Mark V kommen mit dem Handaufzugskaliber 861 – um die Mark-Serie von der normalen Speedmaster abzugrenzen, kamen spรคter vor allem Automatikkaliber wie das Lemania-basierte 1040 zum Einsatz. Das letzte Mark-Modell war dabei die Mark V, eingefรผhrt im Jahre 1984. Sehr sportlich ist die heute erhรคltliche Re-Edition der Mark II im Racing-Stil (Ref. 327.10.43.50.06.001).
Erwรคhnenswert ist auch die Omega Speedmaster 125 mit Automatikkaliber 1041, die im Jahre 1973 zum 125. Firmenjubilรคum aufgelegt wurde. Das Besondere: Die Speedy 125 erhielt als eine der ersten Automatik-Chronographen รผberhaupt die Chronometer-Zertifizierung.
Echte Exoten sind die Omega Speedmaster Professional Quartz LCD-Modelle, die als zaghafte Reaktion auf die damals รผbermรคchtig wirkende japanischen Uhrenhersteller mit deren Quarz-Technologie ins Rennen geschickt wurde.
Omega Speedmaster Professional Moonwatch bis 2020 / Kaliber 1861 vs. 321
Bis 2020 wurde die Omega Speedmaster Professional Moonwatch mit Hesalitglas und dem Handaufzugskaliber 1861* in originalgetreuer Form unter der Referenz 311.30.42.30.01.005 gebaut (Ref. 311.30.42.30.01.006 mit Saphirglas). Das originalgetreue Design machte das Modell รผber viele viele Jahre zu dem Dauerbrenner im Omega-Sortiment.
*Die Unterschiede zwischen dem Kaliber 861, welches 1968 eingefรผhrt wurde, und dem seit 1996 verbauten Kaliber 1861 betreffen nur die Oberflรคchenbearbeitung bestimmter Komponenten (rhodiniert) und minimale Konstruktionsรคnderungen. Ebenfalls seit 1996 wird anstelle von Tritium die Leuchtmasse Super-Luminova verwendet.
Der Preis fรผr die Moonwatch 311.30.42.30.01.005 samt XXL-Box und allerlei Zubehรถr (Velcro-Strap, Lupe etc.) war mit 4.900โฌ (bzw. 5.700โฌ mit Saphirglas, Ref. 311.30.42.30.01.006) vergleichsweise gรผnstig – zumindest im Vergleich mit anderen Klassikern wie der Rolex Daytona. Allerdings haben die „Straรenpreise“ fรผr die Referenzen 311.30.42.30.01.005 und .006 in den letzten Jahren stark angezogen. Als ich mir meine Hesalit-Moonwatch Anfang 2018 gekauft habe, war diese noch mit ordentlich Rabatt fรผr 3.200โฌ bis 3.500โฌ bei Online-Grauhรคndlern zu bekommen. Heute schlagen Grauhรคndler teilweise sogar ein paar Euro auf den Listenpreis auf.
Bei der Preisentwicklung spielt sicherlich auch eine Rolle, dass die Nachfrage stark gestiegen ist – aufgrund der Ankรผndigung von Omega Anfang 2020 die Moonwatch mit dem ursprรผnglichen Schaltradkaliber 321 wiederzubeleben und in das deutlich teurere Modell mit der Referenz 311.30.40.30.01.001 zu verfrachten (Listenpreis 13.450โฌ – selbstbewusst sogar oberhalb der Rolex Daytona positioniert).
Das lies die Gerรผchtekรผche brodeln: Stellt Omega die klassische Moonwatch mit Kaliber 1861 ein? Nun, der Gedanke ist natรผrlich naheliegend, denn offenbar nagt es an Omega, dass Hauptkonkurrent Rolex sein Spitzenmodell mit Chronograph-Komplikation, die Daytona, quasi im Schlaf verkauft – fรผr einen deutlich hรถheren Preis (Liste 12.250โฌ, Grauhรคndler-Preise +100%). Eine „gรผnstige“ Moonwatch fรผr den Pรถbel? Die gehรถrt mit den Ambitionen von Omega eigentlich nicht mehr ins Sortiment! Passiert ist seit der Ankรผndigung im Januar 2020 aber lange Zeit erst mal – nichts! Zumindest nicht bis Anfang 2021…
Omega Speedmaster Professional Moonwatch (310.30.42.50.01.001 & Co.) (ab 2021)
Die neue, 2021 lancierte, Omega Speedmaster Professional Moonwatch hat sich optisch (zum Glรผck!) nur im Detail verรคndert: Dem geschulten Speedmaster-Auge springen aber sofort zwei Dinge ins Auge: Das diamantgeschnittene, polierte und applizierte Omega-Logo auf „12 Uhr“ (welches allerdings leider nur der Saphirglas-Variante vorbehalten ist, dazu gleich mehr) und das runderneuerte, feingliedrige Stahlband mit polierten Seiten und satinierter Oberseite samt neuer Schlieรe:
Auf den zweiten Blick tun sich aber ein paar weitere Detail-รnderungen auf, die hartgesottene Moonwatch-Fans erfreuen dรผrfte: das Zifferblatt kommt bei der neuen Speedmaster im Step Dial-Stil, ist also nicht mehr gewรถlbt, sondern durch eine weiche „Kante“, welche durch die Stunden-Indizes lรคuft, gekennzeichnet. Damit einhergehend wurde auch die Minuterie geรคndert: Diese kommt nun mit drei, anstatt fรผnf Teilstrichen – so wie es bei historischen Speedmaster-Modellen der Fall war.
Ein weiteres kleines Detail, fรผr das man eine Lupe braucht, ist eine รnderung an der eloxierten Aluminium-Lรผnette bzw. der darauf verewigten Tachymeter-Skala: Bei der Vorgรคnger-Speedmaster war der markierende Punkt neben der „90“, bei der neuen Speedmaster ist er oberhalb der „90“. Man spricht hier auch von „dot over 90“, einem klassischen Merkmal der Speedmaster ST 105.012. Auch der Punkt bei der „70“ ist gewandert.
Das klassische asymmetrische Gehรคusedesign blieb im Wesentlichen erhalten und ist quasi identisch mit dem der historischen „Ur“-Speedmaster 105.012.
Die Saphirglas-Variante hat nach wie vor einen Gehรคuseboden mit Saphirglas-Sichtfenster, durch das man das neue Kaliber 3861 bei der Arbeit beobachten kann. Das verstehe wer will: Nur die Saphirglas-Variante hat das applizierte, polierte Omega-Logo, welches auch bei der Speedmaster 105.012 zum Einsatz kam. Heiรt im Umkehrschluss: Die nach wie vor erhรคltliche, originalgetreue Variante mit Hesalitglas hat leider nur ein gedrucktes Omega-Logo – schade!
Omega Speedmaster Professional (2021): Das Co-Axial Master Chronometer Kaliber 3861
Das neue, als Master Chronometer zertifizierte Co-Axial-Kaliber 3861 ersetzt endgรผltig das seit Jahrzehnten zum Einsatz kommende Kaliber 1861 bzw. 861. Dieser Schritt war zu erwarten: Omega hat รผber die letzten Jahre die Co-Axial-Hemmung sukzessive im Sortiment verankert – in dem Sinne war die klassische Moonwatch ein ganz schรถner Spรคtzรผnder und es verwundert keineswegs, dass die neue Speedmaster fortan mit dem Co-Axial-Kaliber 3861 kommt. Erwรคhnenswert ist aber, dass bereits drei Speedmaster-Modelle mit dem Kaliber 3861 kamen – allerdings waren diese limitiert (Speedmaster Apollo XI) oder es handelte sich um Sondereditionen (Speedmaster Silver Snoopy Award).
Gut: Das Kaliber 3861 ist nach wie vor ein Handaufzugskaliber – es handelt sich dabei in Grundzรผgen um die Konstruktion des Kalibers 1861, ergรคnzt um die Co-Axial-Hemmung. Rund 50% aller Uhrwerk-Komponenten sind neu.
Die Co-Axial-Hemmung wurde von Omega erstmals im Jahre 1999 eingefรผhrt, ersetzt die seit รผber 250 Jahren eingesetzte Schweizer Ankerhemmung und bringt Vorteile wie eine reduziert Reibung zwischen den Bauteilen, welche Energie auf andere Teile รผbertragen, mit. Weniger Reibung bedeutet auch eine geringere Menge an Uhren-รl und das wiederum bewirkt eine langsamere Alterung aufgrund (unvermeidbarer) feinster Partikel im รl. Letztendlich sinkt dadurch der Revisionsbedarf und man darf sich รผber eine grรถรere Gangstabilitรคt und hรถhere Prรคzision รผber einen lรคngeren Zeitraum freuen.
Das neue Kaliber 3861 ist auรerdem resistent gegenรผber Magnetfeldern (bis zu 15.000 Gauร) und als Master Chronometer von der METAS zertifiziert, lรคuft also mit sehr genauen 0 bis +5 Sekunden pro Tag. Die Gangreserve betrรคgt ordentliche, aber nicht รผberragende, 50 Stunden. Gut: Endlich gibt’s einen Sekundenstopp bei gezogener Krone – bei dem Vorgรคnger Kaliber 1861 ist das nicht der Fall.
Abschlieรende Gedanken zur neuen Moonwatch (2021)
Omega rรผckt mit all den neuen optischen Details sehr nah an die historische Speedmaster ST 105.012, die am 20. Juli 1969 bei der Mondlandung von Neil Armstrong und Buzz Aldrin getragen wurde (siehe oben). Ein kluger Schachzug von Omega, welcher sicherlich dafรผr sorgt, dass Moonwatch-Freunden das Herz aufgeht.
Insbesondere das neue Stahlband inklusive der Schlieรe ist meiner Meinung nach optisch ein echter Leckerbissen. Schade nur, dass Omega keinen Schnelleinstellungsmechanismus fรผr die Bandlรคnge integriert hat (ich liebe solche Mechanismen und habe daher das Stahlband meiner Speedmaster 311.30.42.30.01.005 um eine Seamaster-Schlieรe mit „PUSH“-Schnelleinstellung umbauen lassen). Mit Blick auf die saftige Preiserhรถhung hรคtte das eigentlich drin sein mรผssen.
Auch das applizierte Omega-Logo ist eine schรถne, originalgetreue Ergรคnzung. Allerdings ist mir vรถllig schleierhaft, warum man dieses originalgetreue Merkmal der „Ur“-Moonwatch nur der Saphirglas-Variante vorbehรคlt. Es scheint fast so, als wolle man die Kunden zur Saphirglas-Variante „drรคngen“ wollen.
Das Upgrade auf das Kaliber 3861 mit Co-Axial-Hemmung, besseren antimagnetischen Eigenschaften und Master Chronometer-Zertifikat (METAS) ist sinnvoll und nรผtzlich, sorgt aber fรผr einen ordentlichen Preisanstieg: Das klassischste Modell mit Hesalitglas und Stahlband kostet nunmehr 6100โฌ (vorher: 4900โฌ), was einem Plus um rund 25% entspricht. Ein ganz schรถnes Pfund! Die Saphirglas-Variante kostet immerhin rund 22% mehr (7000โฌ vs. 5.700โฌ).
Neu ist, dass es nun auch (gรผnstigere) Varianten ohne Stahlband und stattdessen mit Leder- oder Nylonband gibt. Das soll wohl zumindest auf dem Papier den Preis etwas humaner erscheinen lassen, denn seien wir mal ehrlich – wer will schon auf das neue, ziemlich gelungene Stahlband verzichten?
Sehr schade und ziemlich knauserig ist รผbrigens, dass das รผppige Zubehรถr der Vorgรคnger-Referenz (Uhrmacherlupe, Uhrmacherwerkzeug, originalgetreues Velcro-Band, Hippocampus-Medaille) dem Rotstift zum Opfer gefallen ist. Entsprechend hat auch die Box keine XXL-Ausmaรe mehr. Ob man das Zubehรถr nun braucht oder nicht: Letztendlich ist das eine weitere versteckte Preiserhรถhung.
Omega hat es sich auch nicht nehmen lassen, Varianten der neuen Speedmaster in Gelbgold (mit schwarzem Zifferblatt) und Weiรgold (mit weiรem Zifferblatt) zu lancieren – diese sind aber nur etwas fรผr Uhrenfreunde mit prall gefรผllten Geldbeutel (24.100โฌ bis 44.300โฌ).
Preise der neuen Omega Speedmaster Moonwatch (ab 2021) in der รbersicht:
- Edelstahlmodell mit Saphirglas am Stahlband (310.30.42.50.01.002) 7000 Euro
- Edelstahlmodell mit Saphirglas am Lederband (310.32.42.50.01.002) 6.700 Euro
- Edelstahlmodell mit Hesalitglas am Stahlband (310.30.42.50.01.001) 6.100 Euro
- Edelstahlmodell mit Hesalitglas am Nylonband (310.32.42.50.01.001) 5.800 Euro
- SednaโขGoldmodell (31060425001001) 34.100 Euro
- SednaโขGoldmodell am Lederarmband (31063425001001) 24.100 Euro
- 18K CanopusGoldโข (31060425002001) 44.300 Euro
- 18K CanopusGoldโข am Lederarmband (31063425002001) 29.700 Euro
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Hallo Mario
Erst mal vielen Dank fรผr die vielen Stunden Lesespass. Vermutlich sollte ich tatsรคchlich mal ein Kรคffchen springen lassen.
Kann es sein, dass Du in einem Beitrag erwรคhnst, eine Speedy mit einer Schliesse einer Seamaster aufgebrezelt hast?
Oder habe ich diese Idee in einem anderen Blog gelesen?
Falls ja, geht das mit jeder Speedy?
Bin zur Zeit am warten auf eine Speedmaster HB-SIA. Fรผr mich die perfekte moderne Version einer Speedy mit ganz vielen Vorteilen.
Finde leider niemand, der mir sagen kann, welche Stegbreite das Titanband an der Schliesse hat.
Dann kรถnnte ich mich auf die Suche machen, nach einer passenden Schliesse mit Verstellung.
Kann auch gerne von einer Mido oder Tissot sein.
Liebe Grรผsse
Roger
Hi Roger,
doch das hast du hier gelesen ๐
Ich habe meine „alte“ Speedy 311.30.42.30.01.005 beim Konzi umbauen lassen auf die Seamaster-Schlieรe. Ob das an der HB-SIA auch geht, kann ich dir allerdings leider nicht beantworten.
Vielen Dank fรผr die Antwort.
Da werde ich nach ihrer Ankunft einfach mal die Stegbreite messen und danach auf die Suche gehen.
Mein Uhrmacher sagt, es sei fรผr ihn als nicht Omega Lizensierten schwierig an Teilenummern und Masse zu kommen.
Aber irgendwie werden wir das Kind schon schaukeln.
Fรผr mich ist die HB-SIA รผbrigens die perfekte Speedy.
100 Meter Wasserdicht, Saphirglas, Automatik, gescheite Grรถsse, Titan, GMT (meine zweite grosse Liebe neben dem Chronographen) und bei Karbon bin ich immer dabei – aber das Beste ist: zur Zeit in Japan neu unter dem Listenpreis zu bekommen.
Super-Schรถn ge- und beschrieben. Bin รผberhaupt kein Fachmann und bin รผber die Omega Speedmaster eigentlich nur ihres sehr ansprechenden Designs gestoรen (ich wusste natรผrlich schon vorher, das die Speedmaster etwas Besonderes ist) aber die ganze Geschichte hinter der Modellreihe kannte ich nicht.
Der Plan ist jetzt der, irgendwie an ein mรถglichst genau aussehendes Homage Modell zu kommen (Alpha Speedmaster habe ich da ins Augen gefasst, aber in D nicht zu erwerben) und mir die Omega Speedmaster irgendwie zu er-sparen.
Danke fรผr den tollen Bericht ๐
ich schleiche seit der Einfรผhrungder 3861 um die Uhr und lese viel darรผber, Dein Bericht hat mir aber noch weitere Infos gegeben. Vielen Dank dafรผr, mal sehen wann ich sie mir endlich kaufe ๐
Lesenswert, Danke ๐ nach vielen Jahren (GMT, Explorer 1) wird es bald eine Speedy. Diese Uhr quasi auf den โx fachenโ entdeckt โฆ tolle Uhr ๐
Lg
Absolut, die gehรถrt in jede Uhrensammlung ๐
deshalb habe ich mir im Jรคnner 21 auch noch geschwind eine der letzten mit dem 1861er Werk und in der Riesenbox zugelegt.
Ich wollte eine Moonwatch schon immer besitzen und als ich hรถrte, dass die klassische Serie eingestellt wird, habe ich zuschlagen mรผssen. ๐
Hallo Mario,
vielen Dank fรผr den tollen und sehr informativen Artikel! Die Preiserhรถhung ich finde ziemlich grenzwertig. Nichtsdestotrotz habe ich mich nach reiflicher รberlegung und mehrmaligem lesen deines Artikels dazu entschlossen, meine Ref. 311.30.42.30.01.006 zu verkaufen und mir die neue 310.30.42.50.01.002 zu gรถnnen. Besonders spricht mich das amagnetische Werk und die รberarbeitung von Zifferblatt und Lรผnette an. Dass die neue Box so spรคrlich daherkommt ist aber schon รคrgerlich.
Viele Grรผรe
Walter
WoW was ein Artiel !! Berichte zu der Speedy gibt es ja wie Sand auf dem Mond, aber dieser sticht einfach wieder aus der Masse.
Hรคtte mir sehr gerne eine Moonwatch gekauft und wรคre auch bereit einen Aufpreis fรผr die Geschichte und der Marke zu bezahlen. Wenn ich allerdings sehe, dass sich der Preis in den letzen 10 Jahren mittlerweile verdreifacht habe, fragt man sich schon, was genau man denn bezahlt. Man stelle sich nur einmal vor Apple wรผrde es machen, was fรผr ein Aufschrei… Bei Uhren wird es gutmรผtig abgenickt. Aber gut, es scheint sich zur rechnen.. eigentlich hรคtte man als Kunde ja ein gutes Instrument, um die Preiserhรถhungen nicht mehr mitzugehen.
Danke dir fรผr den Kommentar, Daniel!
Hi Mario,
danke fรผr Deinen ausfรผhrlichen Review! Deine Aussage eingangs unter „die gute Nachricht“, dass die originalgetreue Moonwatch, die auf dem Mond war, weiterhin zu einem halbwegs bezahlbaren Preis erhรคltlich sei, verstehe ich jedoch nicht ganz. Die Moonwatch mit Lemania 1881-Werk wurde nun doch endgรผltig eingestellt, oder nicht?
Dass Uhrenhersteller nach Historie lechzen, da diese fรผr potentielle Kunden offenkundig ein wichtiges Kaufktiterium darstellen, ist verstรคndlich. Dies fรผhrt leider zu wilden Marketingsstories, die hรคufig einer einfachen Prรผfung nicht standhalten. Die nun prรคsentierte Moonwatch war so niemals auf dem Mond. Punkt. Das ist genau dasselbe mit der aktuellen SINN 140, beworben als erster Automatik-Chronograph im All (D1 Mission). SINN Inhaber Lothar Schmidt hatte bei deren Prรคsentation in einem Video-Interview rotzfrech auf diese Frage mit (sinngemรคร) „Ja, genauso war sie im All“ geantwortet. Weder das aktuelle Gehรคuse der SINN 140, noch deren Uhrwerk waren 1985 mit Herrn Reinhold Furrer im All! Die Story stimmte schon beim seligen Helmut Sinn nicht. Furrer erwarb damals privat eine SINN 140 S mit Lemania 5012-Werk. Als Herr Sinn das mitbekam, machte er damit Werbung. Dabei besaร diese Uhr mittlerweile ein Lemania 5100 mit 24h-Anzeige auf 12 Uhr. Das Gehรคuse blieb jedoch bis auf Kleinigkeiten, wie den ergรคnzten Drรผckerschutz, einige Jahre identisch mit der „SINN’schen Moonwatch“.
Kurzum, in der Uhrenbranche gilt das Motto “ Was nicht passt, wird passend gemacht“ oder „Auch mal Fรผnfe gerade sein lassen“ ;-). Otto Normalkunde bemerkt solche Details ohnehin nicht.
Lieben Gruร, Frank
Hi Frank, danke fรผr deinen ausfรผhrlichen Kommentar!
Die Aussage mit dem „halbwegs bezahlbaren Preis“ bezog sich auf die vielen Gerรผchte, dass es nur noch eine Speedy mit Kaliber 321 (LP >13k) geben soll. Im Vergleich ist die neue Speedy mit dem 3861 richtig „gรผnstig“ ๐
Ich habe mir im Jahr 2020 das aktuelle Modell dieser tollen Uhr zugelegt, so dass mich dieser Kommentar noch zusรคtzlich sehr weitere interessante Details hat wissen lassen. Dafรผr mรถchte ich mich auf diesem Wege recht herzlich bedanken!
Habe mich nun hier angemeldet und freue mich auf zukรผnftige interessante Information!
Danke Uwe ๐
Vielen Dank fรผr den schรถnen Artikel. Ich bin gespannt wie sich die Preise bei der jetzt โaltenโ Version mit dem 861 Kaliber entwickeln werden. Viele Grรผรe
Danke dir Johannes!
Ja, die Omega Speedmaster ist eine tolle Uhr. Aber wรคre diese Uhr nicht auf dem Mond gewesen, wรผrde man nicht so ein Geschiร um die Speedmaster machen und die Preise wรคren wohl auch noch im realen Bereich. Ein gewaltiger Fortschritt ist der Sekundenstop, gibt es bei Uhren, die nur einen winzigen Bruchteil kosten, schon seit vielen Jahren. Ich fand Omega vor etlichen Jahren eine tolle Marke mit Uhren, auf die ich gerne gespart hรคtte (Seamaster, Speedmaster). Aber Omega รผberspannt den Bogen inzwischen genauso maรlos wie Rolex und diverse andere Uhrenhersteller. Aber es gibt ja genug reiche Schwachkรถpfe, die inzwischen jeden Tarif zahlen, mag er auch noch so prohibitiv sein (siehe Wartelisten Submariner).
7.000 Flocken fรผr einen durchschnittlichen Chronographen (mit Saphirglas!), das ist (o)mega teuer und es gibt inzwischen reichlich Uhren, die der Speedmaster qualitativ sehr wohl das Wasser reichen kรถnnen, die kommen nur nicht aus der Schweiz und man braucht auch keinen Mythosaufschlag zu entrichten. Apropos, eine Preiserhรถhung um 25% bzw. 22% ist ja wohl an Dreistigkeit kaum zu รผberbieten. Gehe mal zu Deinem Chef und sage ihm, Du hรคttest gerne 25% mehr Gehalt. Viel Vergnรผgen!
Aber solange die Nachfrage da ist (s.o.)….
Nichtsdestoweniger hast Du, Mario, einen sehr guten und รคuรerst informativen Artikel geschrieben; wie immer sehr lesenswert. Danke. Ach, รผbrigens… Happy new year, Miss Sophie…
Danke, dass du deine Gedanken hier teilst, Michael! ๐
So Durchschnittlich wie Sie behaupten, ist die Speedy 8361 eben nicht. Der Umbau des Werks auf CoAxial Hemmung und die Erfรผllung der extrem hohen Anforderungen fรผr die METAS Chronometer Zertifizierung sind nicht ohne und rechtfertigen den hรถheren Preis.
Vielen Dank fรผr einen wieder รผberragenden Artikel, passend zu der legendรคren Uhr. Die Geschichte der Moonwatch ist schon einmalig und somut auch ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal.
Danke Tobias ๐
Hallo Mario!!!
Lese deine Berichte seit 1 Woche echt Super alle Achtung!!!
Sehr ausfรผhrlich und super zum verstehen!!
Lg aus รsterreich