Die Pano ist schon seit über 20 Jahren fester Bestandteil des Sortiments von Glashütte Original: Anno 2000 erschien mit dem Flyback-Chronographen PanoRetroGraph das Einstandsmodell, das auf der Basler Messe zur Uhr des Jahres gekürt wurde.
Auf Grundlage des Erfolgs stellte Glashütte Original im Jahre 2002 unter anderem die erste PanoReserve mit retrograder Gangreserveanzeige vor. Ein Jahr später folgte die Automatiklinie PanoMatic mit Varianten wie der PanoMaticLunar mit Mondphasenanzeige.
PanoReserve und PanoMaticLunar sind bis heute zwei wesentliche Säulen der vielfältigen Pano-Kollektion. Das Besondere: Alle Modelle haben eine asymmetrisch ausbalancierte Anordnung von Anzeigen nach dem Prinzip des goldenen Schnitts gemeinsam.
Eckdaten Glashütte Original PanoReserve / PanoMaticLunar:
- Durchmesser 40 mm
- Höhe 11,7 mm (PanoReserve) bzw. 12,7 mm (PanoMaticLunar)
- Horn-zu-Horn 46 mm
- Wasserdichtigkeit 5 bar
- Gehäuse aus 18k Rotgold
- Goldene Indexe und Zeiger
- Asymmetrische Anordnung der Anzeigen
- Panoramadatum und Mondphase bzw. Gangreserveanzeige
- Manufakturkaliber Handaufzug 65-01 (PanoReserve) bzw. Automatikkaliber 90-02 (PanoMaticLunar), Duplex-Schwanenhals-Feinregulierung, Handgravuren, Glashütter Dreiviertel-Platine mit Streifenschliff u.a.
- Louisiana-Alligator-Lederband oder Synthetik-Band (in verschiedenen Farben erhältlich), 20mm Anstoß, Dorn- oder Faltschließe
- Preis: ab 21.500€ für die Rotgold-Variante (ab 11.400€ für die Stahl-Variante)
INHALT
Glashütte Original Pano: die Gemeinsamkeiten von PanoReserve und PanoMaticLunar
Namensgebend für die Pano-Reihe ist wenig überraschend das Großdatum, das Glashütte Original Panoramadatum getauft hat und das seit 1997 ein Markenzeichen der Manufaktur ist. Das Besondere: Das Panoramadatum, das sich im Falle von PanoReserve und PanoMaticLunar im Bereich zwischen 4 und 5 Uhr befindet, verwendet (anders als eine Standarddatumsanzeige) zwei Datumsräder, die zusammen die Ziffern im facettierten Fenster bilden.
Die eigentliche Besonderheit an der Pano-Linie ist aber, dass Glashütte Original bewusst auf Asymmetrie setzt – anders als beispielsweise beim Glashütte Original SeaQ Chronograph, der alle Elemente hundertprozentig symmetrisch anordnet.
Gleichzeitig sind alle Anzeigen aber auch logisch und optisch ausgewogen angeordnet, und zwar entlang des goldenen Schnitts, also der Gestaltungsregel, die das Teilungsverhältnis einer Strecke oder einer anderen Größe im Verhältnis von ca. 1:1,6 bezeichnet und von vielen Menschen als besonders harmonisch empfunden wird. Deshalb wird diese Proportionsregel auch oft in Kunst, Architektur und Design verwendet. Im Falle von Zeitmessern lenkt der goldene Schnitt den Blick des Betrachters.
Gemeinsam haben PanoReserve und PanoMaticLunar, dass die Zeitanzeige in einer Art “umgekehrten Acht” auf der linken Seite dargestellt wird: Kompakte Schwertzeiger für Minuten und Stunden kreisen vor einem sehr feinen Schallplattenmuster von appliziertem Stundenindex zu appliziertem Stundenindex. Am unteren Ende durchbricht ein kleineres Hilfszifferblatt für die Sekunden mit weiß gedruckten arabischen Ziffern und Indizes das größere Hilfszifferblatt. Die Minuterie für das größere Hilfszifferblatt verläuft dabei geschickt durch das kleinere Hilfszifferblatt. Sowohl bei PanoReserve als auch PanoMaticLunar finden wir – wie eingangs geschildert – rechts unten das Großdatum, während Gangreserveanzeige bzw. Mondphase oben rechts angeordnet sind (dazu gleich mehr im Detail). Trotz der zahlreichen Anzeigen wirken beide Modelle ausgewogen und perfekt strukturiert.
18K Rotgold-Gehäuse und Bänderoptionen
Insbesondere in der hier gezeigten Variante mit massivem 18K Rotgold-Gehäuse ist die PanoMaticLunar ein waschechter Dresser.
18K Rotgold ist eine hochwertige Goldlegierung, die aus 75% reinem Gold und fast ein Viertel Kupfer besteht. Das Kupfer verleiht dem Gold seine charakteristisch-rötliche Farbe, die sehr warm und elegant wirkt. Die 18K-Legierung bietet eine gute Balance zwischen Reinheit und Haltbarkeit, da höherkarätiges Gold zwar reiner, aber auch weicher und weniger widerstandsfähig ist.
Die schmale, abgeschrägte Lünette hat eine hochglänzende, spiegelähnliche, polierte Oberfläche, während die Gehäuseflanken eine haarfeine Satinierung mitbringt.
Am Handgelenk hat die Glashütte Original PanoMaticLunar mit 40 mm Durchmesser und 46 mm Horn-zu-Horn relativ kompakte Abmessungen, wenngleich das Modell etwas größer und in der Summe merkbar präsenter ist als klassische Dresser wie die Junghans max bill oder die Nomos Glashütte Tangente – das liegt zum einen daran, dass das Zifferblatt eine gewisse Größe haben muss, damit die Anzeigen mit ihrer dezentralen Anordnung genug “Luft zum atmen” haben.
Zum anderen ist die Höhe von 12,7 mm bei der PanoMaticLunar zu beachten, die angesichts der Fülle an Komplikationen aber nachvollziehbar ist. Alles in allem ist das Modell aber noch flach genug, um es auch unter der Manschette verschwinden zu lassen (warum auch immer man das tun sollte). Die PanoReserve ist übrigens etwas schmaler – dazu gleich mehr.
Sowohl am Alligatorlederarmband (mit IRV-Artenschutzfahne) mit seiner seidigen Textur und dezent glänzender Optik als auch am Synthetikband ist der Tragekomfort perfekt. Ich persönlich bin allerdings kein großer Fan von Lederbändern im Allgemeinen und noch weniger von Alligatorlederbändern im Speziellen – und ich finde ohnehin, dass sowohl PanoMaticLunar als auch PanoReserve am Synthetikband die bessere Figur machen.
Übrigens: Die Synthetikbänder von Glashütte Original werden aus einem Garn hergestellt, das zu 100 % aus recycelten Fischernetzen besteht. Das Gewebe ist dabei reißfest, atmungsaktiv und trocknet schnell. Als Farben stehen Orange, Grün, Schwarz, Grau und Navyblau zur Wahl.
PanoMaticLunar
Auf der Zwei-Uhr-Position befindet sich bei der PanoMaticLunar die namensgebende, klassisch funktionierende Mondphase, bei der der Mond in einer sichelförmigen Öffnung zu- und abnimmt. Die Skala reicht dabei von „0“ bis „29 ½“- der Zeitraum für den sogenannten synodischen Monat, den der Mond benötigt, um alle seine Phasen einmal zu durchlaufen und wieder in die gleiche Position zu Erde und Sonne zurückzukehren (also von einem Neumond zum nächsten). Dieser Zeitraum beträgt etwa 29,5 Tage.
Hochwertig wirkende Details sind die abgekantete Machart der Mondphasenanzeige und des Panoramadatums – kein Zufall: Glashütte Original produziert alle Zifferblätter in Eigenregie und das merkt man einfach mit Blick auf solche Details.
Die Zifferblattfertigung von Glashütte Original wird oftmals auch für ihre farbenfrohen Varianten gelobt – viele davon feierten ihr Debüt in den Jahreseditionen der Sixties– und Seventies-Kollektionen. Das grüne Blatt der PanoMaticLunar ist nicht minder beeindruckend: in der hier gezeigten Variante mit grün-lackiertem Farbverlaufs-Zifferblatt kann die Farbwirkung je nach Lichteinfall von fast schwarz am Rand bis zu einem strahlenden Smaragdgrün im Zentrum ausfallen.
Die PanoMaticLunar kommt am Gehäuse mit einem winzigen Drücker, mit dem die Mondphasenanzeige unter Zuhilfenahme eines mitgelieferten Korrekturstifts eingestellt werden kann – eine schön unscheinbare Lösung, die bündig mit dem Gehäuse abschließt.
PanoMaticLunar: Kaliber 90-02
Wenn man die PanoMaticLunar umdreht, erwartet Freunde von Manufakturkalibern beim Blick durch den fünffach verschraubten Saphirglas-Gehäuseboden ein wahres Fest: das hauseigene Automatikwerk 90-02 mit 42 Stunden Gangreserve.
Optisch konkurrieren hier etliche Schmankerl um Aufmerksamkeit – ins Auge sticht zunächst der dezentrale, skelettierte Doppel-“G”-Mikrorotor mit einem Gewicht aus 21-Karat-Gold. Thermisch gebläute Schrauben verleihen den Silber- und Goldtönen des Uhrwerks kleine Farbtupfer.
Die Glashütter Dreiviertelplatine ist ausgeschnitten, um den Blick auf die aufwendig handgravierte Unruhbrücke, die von einer Duplex-Schwanenhals-Feineinstellung gekrönt wird, freizugeben. Die Duplex-Schwanenhals-Feineinstellung ist eine hauseigene Feinregulierung, bei der ein Schwanenhals zum Einstellen des Abfallfehlers (also die Positionierung des Klötzchenträgers) und der zweite Schwanenhals zur Positionierung des Rückers (und damit der Änderung der Gangergebnisse) fungiert.
Glashütte Original PanoReserve
Die PanoReserve folgt grundsätzlich demselben Aufbau wie die PanoMaticLunar – nur, dass anstelle einer Mondphasenanzeige eine Gangreserveanzeige an Bord ist, die anzeigt, wie viel Energie noch im Federhaus gespeichert ist.
Auch bei der PanoReserve gilt, dass – obwohl ziemlich viele Informationen angezeigt werden – das Zifferblatt überhaupt nicht “gequetscht” oder dergleichen wirkt. Alle Anzeigen sind sehr logisch und mit ausreichend “Pufferzonen” angeordnet. Auch bei der PanoReserve funktioniert dieses Design entlang des goldenen Schnitts meiner Meinung nach richtig gut. Außerdem muss man sich nie darüber Sorgen machen, dass die Zeiger für die Zeitanzeige das Datum oder die Gangreserveanzeige verdecken.
Am Handgelenk wirkt die PanoReserve etwas sportlicher als die PanoMaticLunar – vor allem in der hier gezeigten Variante mit schick blau schimmerndem Blatt (dank Strahlenschliff auf feinmatter Oberfläche) in Kombination mit dem angenehm weichen Synthetikband (das ich persönlich, wie beschrieben, dem Alligatorband vorziehen würde).
Gut: Da ein Handaufzugskaliber grundsätzlich flacher konstruiert werden kann als ein Automatikkaliber, hat die PanoReserve einen kleinen Vorteil bei der Gehäusehöhe: Die beträgt etwas schlankere 11,7 mm (gegenüber 12,7 mm bei der PanoMaticLunar mit Automatikkaliber).
PanoReserve: Kaliber 65-01
Das Kaliber der PanoReserve ist das 65-01 mit 42 Stunden Gangreserve. Anders als das 90-02 wird es ausschließlich per Handaufzug zum Leben erweckt. Die Optik des 65-01 ist, da der Rotor logischerweise nicht nötig ist, auf den ersten Blick etwas weniger spektakulär als beim Automatikkaliber der PanoMaticLunar. Dennoch gibt es einiges zu entdecken: Während die mit einem schicken Streifenschliff, gebläuten Schrauben und anglierten Kanten versehene Dreiviertelplatine die Optik dominiert, ist der untere Teil sozusagen die Kirsche auf der Torte: Der Blick wird in Richtung der freiliegenden Unruh und der Duplex-Schwanenhalsregulierung gelenkt – und hier ist die Handwerkskunst in Form von Gravuren auf Unruhbrücke und Sekundenkloben noch deutlich besser sichtbar als beim Automatikkaliber 90-02.
Ins Auge stechen beim Kaliber 65-01 auch die verschraubten Goldchatons, eine exklusive Variante der Steinfassung, bei der die Fassung in goldenen Schraubchatons umgesetzt ist, d.h. die Lagersteine werden in ein aus Gold bestehendes Futter eingesetzt.
Mehr: “26 Jewels” & Co: Über Juwelen und Lagersteine bei mechanischen Uhren
Abschließende Gedanken
Die Pano von Glashütte Original ist ein selbstbewusster Zeitmesser, der sich auf erfrischende Art und Weise stark von den üblichen Dress-Uhren abgrenzt, ohne dabei Abstriche bei der Ablesbarkeit machen zu müssen.
Wenn man das Gesamtpaket betrachtet (wunderschönes Manufakturkaliber, besondere Zeitanzeige, perfekte Zifferblattverarbeitung), so ist der Preis (ab 21.500€) für das hohe uhrmacherische Niveau, das Glashütte Original mit der Pano an den Tag legt, und auch mit Blick auf den Wettbewerb in einem Rahmen, den man “verargumentieren” kann (wenngleich sich Preisdiskussionen eigentlich sowieso erübrigen – Stichwort: Veblen-Güter). Die PanoMaticLunar und die PanoReserve sind aber auch in Edelstahl erhältlich – und die Variante ist naheliegenderweise mit Blick auf den Goldpreis auch merkbar erschwinglicher.
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Der Preis für die hier abgebildete Uhr mit Faltschliesse liegt bei 23.900€, nicht 21.500€.
Wer also „nur“ 21.500€ locker machen will, bekommt die Dornschliesse.
Das Werk ist zwar schön anzusehen, aber mit ca. 42 Stunden Gangreserve eher spärlich ausgestattet.
P/L passt trotz der Lobeshymnen aus meiner Sicht gar nicht und war auch vor nicht allzu langer Zeit günstiger.
Die Garantie liegt bei Glashütte Original auch immer noch klar, hinter den herstellerseitigen Garantieversprechen der Schwestergesellschaften in der Swatch Group, zurück.
Schön, dass mir weder die Panomatic Lunar, noch die Pano Reserve optisch zusagen.
Auch wenn der Goldpreis auf Rekordniveau liegt, ein adäquater Preis für das Gebotene sehe ich nicht. Aber das ist aus meiner Sicht bei allen Edelmetall Uhren so.
Die Armbänderoptionen finde ich toll, auch die optische Gestaltung. Nur passen sie hier weniger zum den vorgestellten Modellen, noch zu den 5 bar Wasserdichte des jeweiligen Modells.
Wenn dann mal in Dresden aufgeräumt wird, ein neues Werk, längere Garantiezeit – analog zum Qualitätsstandard und Qualitätsversprechen kommt, dann wäre GO auch in Zukunft wieder in meinem Fokus.
So bleibt mir nur ein müdes Lächeln und abwinken.