Helson, Steinhart, Direnzo, Circula, Magrette & Co. – das sind Uhrenmarken, die höchstens lokal oder unter Uhren-Freaks ein wissendes Nicken hervorrufen. Die Fangemeinde von Micro-Brands ist allerdings groß: Entsprechende Communities auf Facebook & Co. haben viele Tausend Mitglieder. Und das hat seine Gründe!
In diesem Artikel geht es zunächst um die Definition von Microbrands und was sie von den großen etablierten Uhrenmarken abhebt. Außerdem liste ich die viele beliebte Microbrands mit Eckdaten zu Uhrwerken, Preisen, Zahlungsarten etc. in einer übersichtlichen Tabelle auf. Da viele Micro-Brands im Ausland angesiedelt sind, dürfen natürlich auch Informationen zu den Nebenkosten bei der Einfuhr und Gewährleistung bzw. Garantie nicht fehlen…
INHALT
Micro-Brands Uhren – was ist das eigentlich?
Micro-Brands sind recht schnell erklärt: In der Regel handelt es sich um (eher unbekannte) Marken, die von Kleinstunternehmen ins Leben gerufen wurden und auf einem stark eingegrenzten Markt oder in einer Marktnische agieren. Die Uhrwerke sind meistens eingeschalte Standard-Kost aus dem Hause ETA (Swatch-Gruppe), Miyota (Citizen-Gruppe) oder Seiko (z.B. NH35). Der Vertrieb erfolgt in aller Regel direkt über die Seite des Herstellers, wodurch der klassische Handel umgangen wird und für den Endkunden ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis entsteht.
Diese Markenstrategie wird natürlich nicht nur bei Uhren angewendet – man denke z.B. an den Craft Beer Trend der letzten Jahre in den USA, der einige Parallelen aufweist.
Micro-Brands stehen damit den Mega-Brands gegenüber, also den großen etablierten Konzernen wie beispielsweise die Swatch Group (mit Marken wie Certina, Hamilton oder Tissot). Und das ist auch schon eine gute Überleitung zur Daseinsberechtigung von Micro-Brands. Der eine oder andere mag sich nämlich fragen: Was soll eine absolute Neueinsteiger-Marke besser machen können als ein riesiger Uhren-Konzern wie die Swatch-Gruppe, die mit ihrem Markenportfolio von der Flik-Flak-Kinderuhr bis hin zur Prestige-Marke Omega fast alle denkbaren Segmente bedienen und auch noch große Synergie-Effekte zwischen den Marken nutzen kann?
Natürlich hat in aller Regel eine Micro-Brand nicht mal ansatzweise die Finanzkraft eines etablierten Uhrenkonzerns, weshalb viele Micro-Brands insbesondere in der Gründungsphase auf die Macht des Crowdfundings via Kickstarter.com setzen. Hierbei versuchen die Köpfe hinter einer aufstrebenden Micro-Brand mit einer (hoffentlich guten) Idee Geld einzusammeln, um ein Projekt überhaupt realisieren zu können. Als Dankeschön für eine Spende gibt es in der Regel einen Vorzugspreis auf die Uhr. Wird ein Ziel-Geldbetrag nicht erreicht, sind auch die Unterstützer auf der sicheren Seite – dann nämlich geht derjenige, der ein Projekt angestoßen hat, komplett leer aus.
Der Vorteil für die Micro-Brand: Eigenes Kapital ist nur noch bedingt nötig und anhand des Erfolgs der Kickstarter-Kampagne lässt sich schon vor der eigentlichen Produktion abschätzen, ob das Konzept gut ankommt oder zum Rohrkrepierer mutiert. Nice to know: Die Pebble Smartwatch ist das mit Abstand erfolgreichste Projekt auf Kickstarter – unglaubliche 20 Millionen US-Dollar wurden eingesammelt.
Die vergleichsweise geringe Finanzkraft ist auch der Grund, warum Micro-Brands in aller Regel keine besonders hohe Fertigungstiefe (Anteil Eigenfertigung) aufweisen – die Investitionen in Maschinen und Anlagen, die Fixkosten für Personal etc. pp. zahlen sich schließlich nicht aus der Portokasse.
Oftmals begnügen sich Micro-Brands sogar damit, sich voll auf das Design, Vertrieb und Service zu konzentrieren wie z.B. die in Augsburg ansässige Marke Steinhart, dessen Uhren komplett in Schweizer Auftragsfertigung entstehen. Aber auch eine vollständige Auftragsfertigung in China ist nicht unüblich und für einen Erfolg nicht hinderlich, was das Beispiel Goldgena bzw. CODE41 zeigt: Mit viel Tamtam sammelt die Micro-Brand recht erfolgreich auf Kickstarter Geld ein.
„Mechanical watches disrupting Swiss watchmaking“ haben sich die Gründer selbstbewusst (oder übermütig?) auf die Fahne geschrieben, um am Swiss-Made-Thron zu rütteln. Ob das wirklich ein realistisches Ziel ist, sei dahingestellt. Die mediale Aufmerksamkeit (z.B. von der Financial Times) ist der Marke aber Gewiss, was nicht zuletzt an markigen Sprüchen wie “Swiss-made is a joke” von Gründer D’Amore liegt. Die Strategie scheint bisher aufzugehen: Das Finanzierungsziel auf Kickstarter in Höhe von 80.000 Schweizer Franken war schnell deutlich überschritten.
Alles in allem versuchen sich Micro-Brands häufig von den etablierten Uhrenmarken abzuheben, indem sie auf außergewöhnliche Designs (wie Goldgena/Code41) oder eher unübliche Materialien setzen, die nur zögerlich oder zu knackigen Preisen von den großen Marken angeboten werden. Bronze z.B. ist ein auffälliges und von Micro-Brands oft genutztes Gehäusematerial. Echte Kampfpreise bieten viele Micro-Brands z.B. auch bei Carbon-Uhren, die bei den Edelmarken Hublot, IWC und Co. schnell fünfstellige Preisregionen durchbrechen. Die Micro-Brands nutzen dabei ihre Startup-Flexibilität und können ohne die bürokratischen Hürden eines Konzerns schnell auf Markttrends eingehen (Stichwort Time-to-Market).
Allerdings sorgen viele Micro-Brands mit sogenannten Hommagen für heiße Diskussionen in einschlägigen Uhr-Foren. Ein beliebtes Ziel von Micro-Brands ist dabei zum Beispiel die Rolex Submariner, dessen Design häufig (fast) 1:1 kopiert wird. Das ist zwar nicht verboten (Designs lassen sich nur für eine bestimmte Anzahl von Jahren schützen), sorgt aber bei Besitzern des Originals oftmals für rote Köpfe.
Ein attraktiver Preis für eine Design-Kopie bzw. Hommage ist natürlich das Hauptargument der Micro-Brands: Fast 20 Stück der Steinhart Ocean 1 Black (UVP 380€) kann man sich anstelle der Rolex Submariner (UVP 6800€) beispielsweise kaufen. Dass die deutlich günstigeren Hommagen im Detail natürlich nicht die Qualität des Vorbildes erreichen, dürfte klar sein. Das Preis-Leistungsverhältnis ist aber dennoch in der Regel tip top.
Zum einen liegt das daran, dass Komponenten wie Zeiger oder Ziffernblätter oftmals günstig und in guter Qualität in Asien produziert werden. Auch die eingeschalten Standard-Werke aus dem Hause ETA, Miyota oder Seiko sind Massenware und daher relativ günstig zu beziehen. Zum anderen sparen sich die meisten Micro-Brands aber auch den Weg über Händler und vertreiben selbst über das Internet in die ganze Welt – ein schlanker Direktvertriebs-Ansatz, der die Handelsmargen einspart, was wiederum den Kunden in Form günstiger Preise zu Gute kommt.
Eine eigenständiges Markenimage schafft man sich als reiner Hommagen-Produzent sicher nicht. Daher wählen viele Micro-Brands auch eine Doppelstrategie: Der Modell-Portfolio-Grundstock basiert auf Hommagen und wird sukzessive um eigenständige Designs ergänzt. Im Falle von Steinhart ist z.B. der Apollon Chronograph zu nennen, der mit einer (vielleicht nicht weltbewegenden, aber dennoch frischen) Idee punktet, indem drei unterschiedlich farbige Lünetten mitgeliefert werden, die sich einfach austauschen lassen.
Die eine oder andere Micro-Brand schafft mit einer solchen Doppelstrategie vielleicht den Weg hin zu einer „etablierten“ Marke – Steinhart ist da sicherlich eines der besten Beispiele, weshalb man auch diskutieren kann, ob man die Marke aufgrund ihrer Größe (Mitarbeiterzahl, Umsatz) überhaupt noch als Micro-Brand bezeichnen kann.
Eine etablierte Marke ist aus Sicht der Hersteller ein durchaus erstrebenswertes Ziel: Eine Marke kann auch als Qualitätsversprechen gesehen werden, für das die Kunden bereit sind ein paar Euronen mehr springen zu lassen als für eine gänzlich unbekannte Marke – ein Vertrauensbonus sozusagen, den sich die großen traditionellen Hersteller wie Omega, Rolex, Breitling, Longines etc. natürlich (mehr oder weniger stark) versilbern lassen.
Die Top Micro-Brands
Micro-Brands gibt es fast wie Sand am Meer. Der in Berlin ansässige Uhren- und Armband-Shop Watchbandit listet ca. 350 Micro-Brands – Respekt an denjenigen, der da noch durchsteigt. Aus diesem Grund möchte ich an dieser Stelle ein paar ausgewählte Micro-Brands inklusive Eckdaten auflisten, die in der deutschen Uhren-Community einen guten Ruf genießen.
[Auf Smartphones kommt es ggf. zu Darstellungsproblemen der Tabelle]
Micro-Brand | Herkunft / Versand aus | Portfolio-Fokus | Uhrwerke | Preis-Range (Währung beachten) | Garantie-Hinweis auf der Website (Auszug) | Zahlungsarten |
---|---|---|---|---|---|---|
Aevig | Niederlande | Retro | Miyota Automatik | 400-500€ | 2 Jahre Garantie (manufacturing defects and malfunction) | PayPal, Überweisung |
Gruppo Gamma (Mi-Watch) | Italien | Taucher | Miyota Automatik | 500-600€ | 2 Jahre (manufacturing defects) | PayPal, Kreditkarte, Überweisung |
Helson | Hong Kong | Taucher | Miyota Automatik, ETA Automatik | 600-1700$ | 1 Jahr | PayPal, Kreditkarte |
Movas | Singapur | Taucher, Militär, Chronographen | Chinesische Automatikwerke (Seagull, Shanghai Watch Co., Hangzhou Watch Co.) | 700-2300$ | 2 Jahre (movement) | Überweisung |
Magrette | Niederlande (via forasec.com) | Taucher/Militär | Miyota Automatik, STP Automatik (asiatischer ETA-Klon mit Endmontage in der Schweiz) | 500-700€ | 2 Jahre | PayPal |
Ancon | USA / Hong Kong | Taucher und Rennsport | Miyota Automatik | 500-700$ | 1 Jahr (material and manufacturing defects) | PayPal |
Armida | Hong Kong | Taucher | Miyota und Seiko Automatik | 300-800$ | 1 Jahr | PayPal, Kreditkarte |
Borealis | Portugal | Taucher | Miyota Automatik und STP Automatik (asiatischer ETA-Klon mit Endmontage in der Schweiz) | 500$ | 1 Jahr (movement only) | PayPal |
Deep Blue | Deutschland (via timestore24.org) | Taucher | Seiko Quarz, Miyota Automatik, ETA Automatik, Seiko Automatik | 200-800€ | Keine zusätzliche Garantie | PayPal, Überweisung, Nachnahme |
Kemmner | Deutschland | Taucher, Piloten, Militär | ETA Automatik, Miyota Automatik, Seagull Schaltrad | 400-1000€ | 2 Jahre | PayPal, Lastschrift, Kreditkarte, Überweisung, Rechnung |
Maranez | Hong Kong | Taucher | Miyota Quarz, Seiko Automatik | 200-800$ | 1 Jahr (all manufacturing defects) | PayPal, Kreditkarte |
Marc & Sons | Deutschland | Taucher, Piloten, Marine | Miyota Automatik, ETA Automatik | 230-450€ | Keine zusätzliche Garantie | PayPal, Überweisung |
Prometheus | Portugal | Taucher | ETA Automatik, Miyota Automatik | 699-999$ | 2 Jahre Garantie (defects in workmanship and materials) | PayPal |
Tempest | Hong Kong | Taucher / Militär | Miyota Automatik | 658-925$ | 2 Jahre Garantie (manufacturing defects) | PayPal |
Timefactors | England | Taucher, Piloten, Marine, Retro | Ronda Quartz, Miyota Automatik, ETA Automatik | 99-980£ | 2 Jahre Garantie (manufacturing defects and premature failure of component) | Kreditkarte, Scheck, Überweisung |
Tourby | Deutschland | Marine, Piloten, Skelett, Militär, Taucher | ETA Automatik, ETA Unitas Handaufzug | 1000-17000€ | Keine zusätzliche Garantie | PayPal, Überweisung |
Helberg / H2O | Deutschland | Taucher, Chronographen, Piloten (individualisierbar) | Miyota Automatik, ETA Automatik | 300-4300€ | Keine zusätzliche Garantie | PayPal, Kreditkarte, Überweisung |
Steinhart | Deutschland | Taucher, Piloten, Militär, Chronographen, Marine, Rennsport | ETA Automatik | 380-990€ | Keine zusätzliche Garantie | PayPal, Kreditkarte, Überweisung, Nachnahme |
Vintage VDB | Deutschland | Militär / Taucher / Retro | ETA Automatik | 1300-8200€ | Keine zusätzliche Garantie | PayPal |
Circula | Deutschland | Taucher, Retro, Militär | Sellita und Miyota Automatik | ab 799€ | 2 Jahre | PayPal, Kreditkarte, Überweisung, Klarna |
Obacht: Der Zoll und Micro-Brands aus dem Ausland
Viele gute Micro-Brands sind im Ausland angesiedelt: Bei einer Bezahlung via PayPal (siehe Tabelle) ist man zwar hinsichtlich Käuferschutz auf der relativ sicheren Seite, dennoch gibt es diverse Nebenkosten zu beachten.
Während die Versandkosten meistens transparent auf den Seiten der Micro-Brands kommuniziert werden, können Zollgebühren und Einfuhrumsatzsteuer das vermeintliche Schnäppchen stark verteuern. Bei einer Bestellung innerhalb der Europäischen Union kommt wird keine zusätzliche Einfuhrumsatzsteuer vom Zoll erhoben:
Der Handel innerhalb der Europäischen Union ist von der Einfuhrumsatzsteuer befreit, da die EU umsatzsteuerlich Inland ist. Beim Warenverkehr mit Drittländern (Nicht-EU-Gebiet), z.B. Schweiz, Japan, USA, wird die Einfuhrumsatzsteuer vom Zoll erhoben. Der Steuersatz für Einfuhren ist der gleiche wie für Umsätze im Inland: 19% […]
Allerdings ist dringend zu beachten: Bei einigen Herstellern wie z.B. Prometheus (Portugal) werden zunächst nur die Netto-Preise ausgewiesen, d.h. die Umsatzsteuer wird erst beim Bezahlvorgang direkt oben drauf gerechnet, wenn man als Lieferland Deutschland (oder ein anderes europäisches Land) angibt.
Bei Bestellungen außerhalb der EU kommen auf jeden Fall 19% Einfuhrumsatzsteuer hinzu, die vom Zoll in Deutschland einkassiert werden – und zwar nicht nur auf den (Netto-)Warenwert, sondern auch auf die Versandkosten.
Die Einfuhrumsatzsteuer wird in der Regel zusammen mit den Zollgebühren erhoben.
Übersteigt der Warenwert 150,- Euro, so sind die Waren nicht mehr Zollfrei und es ist neben der Mehrwertsteuer noch zusätzlich ein prozentualer Zollsatz auf den Wert der Kaufpreises (also inkl. den Versandkosten) zu bezahlen. Der Zollsatz variiert in Abhängigkeit von den Produkten. […]
Bei Uhren sind die Zollgebühren allerdings ein Tropfen auf dem heißen Stein: Maximal 80 Cent (!) sind fällig. In einzelnen Fällen wird allerdings vom Zoll teilweise die falsche Zolltarifnummer angenommen – und dann wird es schnell teuer! In solchen Fällen solltet ihr dringend Beschwerde einlegen.
Hier noch eine kurze Beispielrechnung:
Uhr 500€ + Versandkosten 20€ = Bemessungswert 520€
Auf die 520€ kommen dann noch 19% oben drauf = 618,80€. Zzgl. der Zollgebühren sind es also knapp 620€.
Weitere Kosten können außerdem entstehen, wenn ihr die Uhr bei Nichtgefallen zurücksenden wollt (Widerruf). Auch hier gilt: Innerhalb der EU ist das normalerweise kein Problem:
In der EU haben Sie das Recht, […] Käufe innerhalb von 14 Tagen gegen vollständige Erstattung des Kaufpreises zurückzusenden. Dafür reicht ein beliebiger Grund – selbst wenn Sie sich nur einfach anders besonnen haben.
Seit 2014 gilt allerdings eine Regelung, wonach man unter Umständen auf den Kosten für den Rückversand sitzen bleibt – fragt hier ggf. beim Hersteller bzw. Händler nach.
Deutlich schwieriger wird’s bei Bestellungen außerhalb der EU – hier sollte man die Returns-Bedingungen des Micro-Brand-Herstellers intensiv studieren, da insbesondere die Kosten für den Rückversand nach Asien ziemlich reinhauen können (DHL Paket nach Hong Kong beispielweise 43,99€). Bei Ocean7 heißt es beispielweise (Stand Dezember 2016):
„Our examination and return policy is clear and simple – try the watch on as you would in a store. Don’t remove any plastic protective material, links, etc. Send the watch, box, and all accessories back to us and you can expect to receive a full refund less shipping. If protective material was removed, links were removed and replaced, or even the slightest scratches or evidence of wear are found, the watch can no longer be sold as new. Expect to receive a refund less shipping and an additional minimum deduction of 25%. A return authorization must be requested within three days of receipt, to receive a refund. Shipping charges, package refusal charges, and wire transfer or Western Union fees, will not be refunded.“
Garantie und Gewährleistung bei der Bestellung von Microbrand-Uhren im Ausland
Alle folgenden Hinweise sind nach bestem Wissen und Gewissen im recherchiert worden, ersetzen aber im Zweifelsfall natürlich nicht eine professionelle Rechtsberatung!
Zunächst muss man Gewährleistung und Garantie unterscheiden, da dies oft durcheinander gebracht wird: Eine Garantie ist ein freiwilliges Versprechen des Herstellers, während eine Gewährleistung im Falle eines Mangels (z.B. Produktfehler) gesetzlich festgeschrieben ist. Mit einer Garantie weitet der Hersteller die gesetzliche Gewährleistung somit aus.
Bei einer Bestellung von einem Hersteller innerhalb der EU ist eine Gewährleistungsabwicklung bei Mängeln (zumindest auf dem Papier) eher unproblematisch – die Frist beträgt 2 Jahre. Innerhalb der ersten 6 Monate ist der Käufer durch die sogenannte Beweislastumkehr sogar noch stärker geschützt, indem der Verkäufer nachweisen muss, dass die Ware nicht mangelhaft war (und das ist wohl in ziemlich seltenen Fällen für den Hersteller machbar). Wichtig ist allerdings, dass die Gewährleistung nur bei Mängeln greift, die schon zum Zeitpunkt des Warenerhalts vorhanden sind. Mit anderen Worten sind Fehler, die später „einfach so“ auftreten nicht durch die gesetzliche Gewährleistung abgedeckt. Der Hersteller wird allerdings höchst selten nachweisen können, dass ein z.B. nach 4 Monaten aufgetauchter Fehler (z.B. im Uhrwerk oder ein loses Uhrglas) nicht schon bei der Lieferung in der Uhr „verankert“ war.
Außerhalb der EU sieht es allerdings leider deutlich intransparenter aus – einheitliche gesetzliche Richtlinien (wie in der recht verbraucherfreundlichen EU) gibt es nicht. Im Zweifel hilft also nur die Recherche der Gewährleistungsregelungen im Land, in dem man bestellt. In Singapur (siehe Movas Watches) beispielsweise gibt es das sogenannte Lemon Law, das eine Gewährleistung (mit Beweislastumkehr) auf fehlerhafte Produkte für 6 Monate beinhaltet und somit der gesetzlichen Lage in der EU sehr ähnelt.
Soviel zur Theorie. Summa summarum ist man v.a. in den ersten 6 Monaten nach Kauf bei einem Hersteller in der EU recht gut geschützt. Insbesondere bei eher versteckten Mängeln wie z.B. am Uhrwerk wird der Hersteller in der Regel kaum um Reparatur der Uhr, Austausch oder Rückerstattung herumkommen. Aber auch außerhalb der EU sollte man sich zunächst freundlich an den Hersteller wenden, bevor man gleich mit Paragraphen um sich wirft oder einen Antrag auf Paypal-Käuferschutz stellt – grade dadurch, dass die Unternehmen in aller Regel sehr klein sind, versuchen sie meistens eine zufriedenstellende Lösung zu finden, um einem geschäftsschädigendem Social-Media-Mini-Shitstorm zu entkommen.
Die internationalen Micro-Brands werben außerdem oftmals mit einer International Warranty. Hier ist aber auch nicht Garantie gleich Garantie. Zu unterscheiden ist zwischen Full International Warranty und Limited International Warranty. Wie der Name schon sagt, ist letztere Garantiezusage des Herstellers auf bestimmte Bereiche beschränkt, die teilweise aber auch vom bloßen Menschenverstand her absolut nachvollziehbar sind. Bei der Micro-Brand Prometheus heißt es beispielweise:
The warranty does not cover damages resulting from misuses, accidents, unauthorized repairs, normal wear of strap, scratches, improper use, etc.
Irgendwie logisch, oder? 😉 Dennoch: Augen auf, beim Eierkauf!
Nähere Infos pro Hersteller hierzu gibt es in der obigen Tabelle.
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Hallo Allerseits, wollt mal wissen ob wer die Marke Minor kennt. Gibt es nur direkt auf der Seite Minor. Explizit handelt es sich um das Model Minor Heritage Classic Beige Automatic
Beschreibung auf der Produktseite:
Wie gesagt habe ich über Minor noch nie was gehört und wollte jetzt Eure Erfahrungen wissen. Danke im voraus! Schöne Grüße aus Wien
Kann an der Stelle Zelos empfehlen. Ich selber habe eine Swordfish 40mm aus Titan und bin schon seit Jahren damit als Daily zufrieden.
Pinion aus England fehlt.
Verarbeitung und Design bei meiner Neutron sind überragend.
Danke für die Ergänzung
danke mario fürs freischalten. mir ist aufgefallen beim link zu marc & sons stimmt der link nicht mehr. der neue link: MARC & SONS Uhren – Qualität Made in Germany bitte ändern. Danke!
Hi Mario, überprüfe bei Gelegenheit die Links, die du aufgeschaltet hast. Bei Gruppo Gamma z.B. landet man auf Spamsite. Liebe Grüsse
Danke für den Hinweis!
Ich habe ein paar Uhren, die wohl kaum einer kennt. Vielleicht sind das auch billige Chinaimporte unter anderem Namen: Trias, Rene Barton, Javelle u.a.
Ich finde Microbrand-Uhren eine absolute Bereicherung. Sicher haben, insbesondere Prestigemarken, die Ikonen und das in bester Qualität, allerdings kosten die Teile dann fünf- oder sechsstellig. Im Mittleren Preissegment herrscht oft gähnende Langeweile. Uninspiriertes, liebloses Design soweit das Auge reicht. Bei vielen meiner Boutique-Watches schätz genau deshalb die Liebe zum Detail, mitunter auch die Qualität.
Hallo, würde mich über einen Bericht über Nezumi Studio (SCHWEDEN) freuen ,bin durch Sportwagenfahrer darauf aufmerksam geworden.
Danke reimund
Danke dir, schaue ich mir mal an. 😉
Servus aus Regensburg,
toller Blogbeitrag, auch wenn er in die Jahre gekommen ist würde ich auf die Marke Bombfrog hinweisen. Die sitzen im Norden und sind meiner Meinung nach richtig gut! Der Inhaber ist ein Kampftaucher bei der Marine und bringt seine Erfahrung in die Uhren mit ein. Die Qualität und Beratung die mir widerfahren ist habe ich bisher als Sammler noch nirgends in gleich guter Art erleben dürfen.
[…] sind heutzutage so viel einfacher geworden – was man auch daran sehen kann, dass es mittlerweile Micro-Brands gibt wie Sand am […]
Ich würde gerne auf die Fa. Temption aus Deutschland aufmerksam machen.
Manufaktur in Deutschland mit jährlichen Stückzahlen um die 700 Stück.
Danke, schaue ich mir gerne mal an 🙂
Mein Tipp: LIV Watches (aus USA)!
Vielen Dank für die Ergänzung!
Vielen Dank für diesen lesenswerten Artikel, das Schmökern hat wieder einmal viel Spaß gemacht.
In der Liste der Microbrands ist mir Gruppo Gamma Europe aufgefallen. Hierbei handelt es sich um einen der europäischen Vertriebspartner, der Hersteller selbst (Gruppo Gamma ohne „Europe“) hat seinen Sitz in Singapur und ist online unter https://www.gruppogammawatches.com/# zu finden. 😉
Danke für die Ergänzung, Guido!
Hi,
Hast du dir marke „Meller“ schon mal angeschaut?
Danke, schaue ich mir mal an 😉
Die Versand wurden bei meinen Bestellungen durchaus auch schon abgezogen, bevor die 19% zugeschlagen wurden.
Allerdings ist ggf. noch zusätzlich z.B. bei DHL mit einer Kapitalbereitstellungsgebühr zu rechnen, da der Versender quasi für den Empfänger beim Zoll in Vorleistung tritt und sich das dann später zurückholt.
Dann sieht eine Beispielrechnung in etwa so aus:
Kauf über € 315 – Versandgebühren von € 15 = Warenwert € 300.
Plus Bereitstellungsgebühr ca. € 13 = € 313 * 1,19 plus € 0,80 Zoll
= unterm Strich knapp € 375.
Oder anders ausgedrückt: Nimmt man aktuell den US-Dollarwert einer Bestellung in Euro, kommt man in der Größenordnung ziemlich gut hin.
Vielen Dank für die sehr umfangreichen Informationen. Es hat richtig Spaß gemacht alles zu lesen. Bitte ein paar mehr Bilder einfügen, damit man sich manches besser Vorstellen kann. MfG Thomas
Hi Thomas,
vielen Dank für den Kommentar. Ich schaue, was sich machen lässt, aufgrund von Bildrechten ist das aber manchmal nicht ganz einfach 😉
Viele Grüße
Mario