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Mit der Maurice Lacroix Aikon-Modellreihe im Allgemeinen und der Maurice Lacroix Aikon Venturer im Speziellen trifft die Schweizer Manufaktur offenbar einen Nerv bei Uhrenfreunden – wenn ich mich durch einschlรคgige Uhr-Foren oder Facebook-Gruppen klicke, bekomme ich ziemlich oft Schnappschรผsse und Wrist Shots der massiven Stahl-Uhr zu Gesicht.

Kein Wunder also, dass Maurice Lacroix die Aikon-Modellpalette mittlerweile um viele Farbvarianten und GrรถรŸen ausgebaut hat. Auch eine sportlichere Variante wurde 2019 ergรคnzt: Die Maurice Lacroix Aikon Venturer orientiert sich klar am Design der Aikon-Modellreihe und bringt gleichzeitig toolige Taucheruhren-Elemente mit (Maurice Lacroix selbst will allerdings partout nicht von einer Taucheruhr reden ๐Ÿ˜‰ – dazu gleich mehr). Schauen wir uns die Maurice Lacroix Aikon Venturer also mal im Detail an…

Eckdaten der Maurice Lacroix Aikon Venturer:

  • Swiss Made
  • Durchmesser 43 mm, Hรถhe 11,60 mm, Horn-zu-Horn (Lug-to-Lug) 48 mm
  • Gewicht am Stahlband: 190 Gramm
  • Lรผnette mit Keramik-Inlay
  • Gehรคuse aus 316L Edelstahl
  • Zifferblatt: Blau oder schwarz, Sonnenschliff
  • Wasserdichtigkeit 30 bar
  • Indexe appliziert und rhodiniert und mit Super-Luminova (weiรŸ) befรผllt
  • Zeiger rhodiniert und mit Super-Luminova weiรŸ befรผllt
  • Armband aus Edelstahl 5-reihig mit Doppel-FaltschlieรŸe oder Kautschuk mit DornschlieรŸe, Schnellwechselsystem
  • Automatisches Uhrwerk ML115 (Basis Sellita SW200-1, Gangreserve 38 Stunden)

Kooperation

Test: Maurice Lacroix Aikon Venturer

Ein massives, robustes und markantes Erscheinungsbild ist das Markenzeichen der 2016 lancierten Maurice Lacroix Aikon-Modellreihe. Zunรคchst schickte Maurice Lacroix die Aikon noch als reine Quarz-Uhr ins Rennen – als Nachfolger der Maurice Lacroix Calypso aus den 90er Jahren, bei der schon damals die charakteristischen „Arme“ auf der Lรผnette zum Einsatz kamen. Im Jahre 2018 folgten die Automatikvarianten mit Schweizer Innenleben – die Aikon Automatic und der Aikon Automatic Chronograph.

Maurice-Lacroix-Calypse-Evolution

Auch die 2019 auf den Markt gebrachte, sportlichere Automatikuhr Aikon Venturer bewegt sich grundsรคtzlich in diesem Design-Dunstkreis. Gestalterisch hat sich gegenรผber der Aikon Automatic aber einiges getan: zwar hat Maurice Lacroix wesentliche Elemente wie das Tonneau-fรถrmige Gehรคuse und das feingliedrige Stahlband beibehalten, gleichzeitig aber eine noch eigenstรคndigere Design-Sprache gewรคhlt. Dafรผr spricht insbesondere die charakteristische, unidirektionale 60-Klicks-Lรผnette, die mit einer Einlage (Inlay) aus kratzfester Keramik. Dieses Inlay wiederum wird aber durch „Arme“ bzw. „Reiter“ aus Edelstahl (10-20-30-40-50) „durchbrochen“ und damit in sechs Sektoren eingeteilt.

Damit bleibt die Lรผnette im Stile der Aikon-Modellreihe, gleichzeitig ist die Optik aber deutlich tooliger. Ich kann mich ehrlich gesagt nicht daran erinnern schon mal eine Lรผnette in diesem einprรคgsamen Design gesehen zu haben – am ehesten erinnert sie mich an die Lรผnette der Breitling Colt, die aber aus Voll-Edelstahl ist.

So oder so: Die Optik der Venturer-Lรผnette ist einfach genial – die Keramik absorbiert das Licht auf wunderbar weiche Art und Weise. Die Edelstahl-Elemente unterstreichen diesen Effekt. Insbesondere in Verbindung mit dem beidseitig entspiegelten Saphirglas ergibt sich eine sehr hochwertige und *pardon* rattenscharfe Optik.

Wenden wir den Blick auf das Zifferblatt: auf verspielte Muster wie bei der Aikon Automatic verzichtet Maurice Lacroix bei der Venturer. Stattdessen gibt’s einen eher klassischen Sonnenschliff, welcher je nach Lichteinfall immer andere Farbfacetten zeigt – gut so, denn ein verspieltes Muster wรผrde zu einer eher funktionaleren Uhr wie der Venturer nicht so richtig passen. Gleichzeitig grenzt sich die sportliche Venturer somit gut von der Aikon Automatic ab, die eher als klassischere Dresswatch positioniert ist.

Die Indizes der Maurice Lacroix Aikon Venturer sind auf den ersten Blick klassische, applizierte „Rund“-Indizes – bei genauem Hinsehen sind diese aber abgestuft, d.h. in zwei Ebenen arrangiert. Das passt sehr gut zum modernen Erscheinungsbild der Venturer und wertet die Optik weiter auf. Schรถnes Detail: das Design der Indizes wird auf der Spitze des Sekundenzeigers fortgefรผhrt (siehe erstes Bild unten).

Die Indizes sind (wie auch der Zeigersatz) mit Super-Luminova (weiรŸ) befรผllt und rhodiniert. Bei der Rhodinierung handelt es sich um ein Galvanisierungs-Verfahren, bei dem metallische Komponenten mit Rhodium beschichtet werden. Rhodium ist ein silberweiรŸes Edelmetall, welches ร„hnlichkeit mit Platin und Palladium hat. Gegenรผber WeiรŸgold oder Platin wirkt Rhodium allerdings deutlich heller und glรคnzender, die Optik ist alles in allem sehr hochwertig. Aus funktionaler Sicht wird durch die Rhodinierung auรŸerdem ein Schutz vor Korrosion aufgebaut (Anlauf-Schutz).

Maurice Lacroix Aikon Venturer: Gehรคuse Made in Jura

Maurice Lacroix fertigt seit 1989 alle Gehรคuse in der hauseigenen Gehรคusemanufaktur im Schweizer Kanton Jura. Und das ist heutzutage alles andere als eine Selbstverstรคndlichkeit, denn insbesondere Gehรคuse sind fรผr viele Uhrenhersteller eine „Zukauf“-Komponente. Das ist zwar natรผrlich an sich erst mal รผberhaupt nicht „schlimm“, dennoch finde ich es persรถnlich immer sehr charmant, wenn Uhrenhersteller eine gewisse Fertigungstiefe mitbringen. Mit anderen Worten ist es natรผrlich absolut begrรผรŸenswert, wenn ein Hersteller nicht einfach nur alle Komponenten einer Uhr in der Welt zusammenkauft und dann nur noch das Werk einschalt, um Swiss Made auf das Zifferblatt drucken zu dรผrfen.

Die Liebe zum Detail merkt man dem hauseigenen Manufaktur-Gehรคuse auf jeden Fall an: Die Satinierung ist sehr fein und die polierte Kante ist eine schรถne Finesse. Eine Besonderheit am Gehรคuse ist der seitlich angebrachte Kronenschutz, der jeweils mittig durch eine Art Innensechskant fixiert wird. Das unterstreicht den tooligen Charakter der Venturer…

Die Wasserdichtigkeit des Gehรคuses betrรคgt 30 bar / atm bzw. 300 Meter – die Aikon Venturer darf damit bedenkenlos mit auf Tauchstation (Gerรคtetauchen) genommen werden. Und dennoch: Maurice Lacroix scheint mit der Aikon Venturer eher Uhrenfreunde ansprechen zu wollen, die keine reine Toolwatch bzw. Taucheruhr, sondern eher eine Art Dressdiver suchen – anders als bei Taucheruhren-typischen Prรคsentationen mit Bildern aus den Tiefen der Weltmeere, verpackt Maurice Lacroix die Aikon Venturer in einem YouTube-Video unter die Dusche, am Handgelenk eines schnieke aussehenden Geschรคftsmannes, der spรคter durch Paris flaniert ๐Ÿ˜‰ Maurice Lacroix spricht selbst auch von der Zielgruppe der GroรŸstadtabenteurer (Venturer = engl. fรผr Abenteurer).

Stahlbรคnder werden von vielen Uhrenherstellern leider etwas stiefmรผtterlich behandelt, sowohl qualitativ als auch funktional (siehe auch mein Review zur Breitling Aviator 8). Den Vorwurf kann man Maurice Lacroix aber keineswegs machen. Mehr noch: Maurice Lacroix macht aus dem Armband der Venturer ein durchaus gewichtiges Kaufargument.

Zum einen sind die Stahlglieder des Bandes sehr sauber aufeinander abgestimmt, die allgemeine Haptik ist (mit Blick auf die Preisklasse) phรคnomenal. Zum anderen fรคllt das Band durch seine feingliedrige (fรผnfreihige) Machart รคuรŸerst angenehm um das Handgelenk. Das Armband schmiegt sich regelrecht an, was dem Tragekomfort zugutekommt: รœber den Tag trรคgt sich die Venturer meiner Meinung nach deutlich angenehmer als beispielsweise die merkbar wuchtigere Sinn U1 (44 mm Durchmesser) oder die recht hoch bauende, auf dem Papier sogar kleinere Tudor Black Bay GMT (41 mm).

Die Aikon Venturer wirkt meiner Meinung nach auรŸerdem etwas kleiner als es der Durchmesser von 43 mm vermuten lรคsst. Das liegt insbesondere an der vergleichsweise flachen Bauweise (11,6 mm) und am humanen Horn-zu-Horn-MaรŸ von 48 mm (zum Vergleich: Das entspricht dem Horn-zu-Horn-MaรŸ der 40 mm groรŸen Rolex Submariner oder der 40 mm groรŸen Direnzo DRZ_03).

Dennoch: Die Maurice Lacroix Aikon Venturer ist definitiv keine zierliche Uhr (und mit 190 Gramm am Stahlband auch kein Leichtgewicht). Mit einem sehr schmalen Handgelenkumfang sollte man es sich noch mal genau รผberlegen, ob nicht beispielsweise die 39 mm groรŸe Aikon Automatic die bessere Wahl ist.

Ein kleiner Wehrmutstropfen sei aber noch genannt: Die Bandglieder sind verstiftet, was in dieser Preisklasse doch eher ungewรถhnlich ist. Vorsicht auch, falls ihr das Armband selbststรคndig kรผrzen wollt: eine ca. 2 mm kleine Mini-Hรผlse springt beim Rausklopfen der Glieder schnell mal auf Nimmerwiedersehen davon.

Klick! Maurice Lacroix Aikon Venturer-Armband trifft Schnellwechselsystem

Eines der Highlights der Aikon-Modellreihe ist das Schnellwechselsystem (Easy Strap X-Change-System). Ihr kennt diese Art von Schnellwechselsystemen vielleicht schon von Lederbรคndern: die Federstege lassen sich dadurch werkzeuglos und somit kratzerfrei durch Betรคtigen kleiner Hebelchen zusammendrรผcken und das Band dann ganz einfach wegziehen.

Maurice Lacroix hat dieses System noch weitergedacht: dadurch ist das perfekt in das Gehรคuse integrierte Stahlband innerhalb weniger Sekunden „weggeklippt“. Das funktioniert in der Praxis ziemlich gut, ein Bandwechsel von Stahl auf Kautschuk (und wieder zurรผck) ist ist ratz-fatz erledigt – praktisch ist das insbesondere im Sommer, wenn ein Kautschukband bei hohen Temperaturen oder bei Ausflรผgen ins kรผhle Nass grundsรคtzlich die bessere Wahl ist.

Ein paar bewegte Bilder zum Schnellwechselsystem gibt’s in diesem Video:

NaturgemรครŸ ist es aufgrund des integrierten Bandwechselsystem so, dass keine Bรคnder von Drittanbietern (z.B. Nato-Bรคnder) an die Aikon-Modelle passen. Ob man das wirklich als Nachteil betrachtet, kommt auf die individuellen Prรคferenzen an. Fรผr mich persรถnlich รผberwiegt aber der Vorteil des einfachen Bandwechsels, denn neben dem tollen Stahlband steht auch ein qualitativ hervorragendes, weiches und geruchsneutrales Kautschukband zur Auswahl (auch im Set erhรคltlich). Auf Nachfrage bei Maurice Lacroix bestรคtigte man mir auรŸerdem, dass auch die Lederbรคnder der Aikon Automatic-Referenzen AI6008 an der Aikon Venturer montiert werden kรถnnen – das blaue Kalbslederband mit Kroko-Prรคgung dรผrfte beispielsweise gut zur Venturer passen.

Markenzeichen von Maurice Lacroix: Das applizierte (!) Logo-„M“ aus Edelstahl auf dem Kautschukband.

Das Werk der Maurice Lacroix Aikon Venturer – ML115

In der Maurice Lacroix Aikon Venturer tickt, wie auch bei der Aikon Automatic, das Kaliber ML115 – es handelt sich dabei um die ETA-Alternative Numero Uno: das robuste und zuverlรคssige SW200-1 vom seit 1950 in La Chaux-de-Fonds tรคtigen Uhrwerkespezialisten Sellita. Das Automatikwerk kommt mit einer Gangreserve von 38 Stunden, einer Frequenz von 28.800 Halbschwingungen pro Stunde (4 Hz) und ist im Wesentlichen baugleich mit dem aus dem Patentschutz gelaufenen Dauerbrenner ETA 2824.

ML115 Sellita SW200 Maurice Lacroix Automatikwerk
Das ML115, sichtbar durch den Glasboden der Aikon Automatic

Das Sellita SW200-1 in der Aikon Venturer kommt in der in der zweitbesten Qualitรคtsstufe Spรฉcial (Elaborรฉ). Die nรคchstbeste Stufe Premium (Top) mit hochwertigeren Komponenten (Incabloc-StoรŸsicherung anstelle Novodiac-StoรŸsicherung sowie Glucydur-Unruh) oder gar COSC-geprรผfte Chronometer-Qualitรคt wรคre natรผrlich noch das i-Tรผpfelchen gewesen.

Sellita gibt per Spezifikation fรผr das SW200-1 Spรฉcial (Elaborรฉ) eine Ganggenauigkeit von 7ยฑ7 Sekunden pro Tag (gemessen 1 bis 3 Stunden nach dem Vollaufzug) bzw. ยฑ15 Sekunden pro Tag (รผber einen Zeitraum von 24 Stunden) an. Auf meine Rรผckfrage hin bestรคtigte mir Maurice Lacroix, dass jedes einzelne Werk mehrmals daraufhin geprรผft wird, ob diese Werte de facto eingehalten werden (z.B. bei Lieferung und – ganz wichtig – auch noch mal nach dem Einschalen). Das ist mit Blick auf das Kleingedruckte bei Sellita gar nicht so unwichtig, denn Sellita rรคumt sich selbst eine Art Toleranzgrenze ein – in der Spezifikation heiรŸt es: „Die Grenzwerte sind eine Frage der Auslegung: 95 % der in einer Lieferung enthaltenen Stรผcke mรผssen innerhalb der angegebenen Limiten liegen.“

Oder kurz gesagt: Weichen die Werte zu stark von der Sellita-Spezifikation ab, so reguliert Maurice Lacroix die Werke jeweils nach. Das macht sich praktisch absolut bemerkbar: Meine Messung mit der Zeitwaage ergab einen exquisiten Wert von rund +1 Sekunde pro Tag:

Maurice Lacroix spendiert dem ML115 auรŸerdem einige individuelle, schicke optische Finessen, darunter ein Genfer Streifenschliff auf dem Rotor, Perlschliff – anders als bei der Aikon Automatic hat man davon aber leider nur etwas, wenn man den Boden aufschraubt: Toolwatch-typisch verdeckt ein massiver, mit Maurice Lacroix-Logo gravierter und siebenfach verschraubter Stahlboden den Blick auf das Werk.

Der Stahlboden der Maurice Lacroix Aikon Venturer Taucheruhr: die ungrade Anzahl der Schrauben kommt dadurch zustande, dass die beiden Kronenschutz-Elemente jeweils von der Seite und von unten fixiert werden.

Exkurs: Manufakturkaliber ML215 in der Maurice Lacroix Aikon-Modellreihe

Maurice Lacroix setzt zwar in gรผnstigeren Modellen wie der Aikon Venturer auf weniger spektakulรคre Swiss Made-Standard-Kaliber, die Schweizer dรผrfen sich aber auch zur Riege der Hersteller von Manufaktur-Uhrwerken dazuzรคhlen: In der Masterpiece-Modellreihe und seit 2019 auch in der Aikon-Modellreihe, lรคsst Maurice Lacroix mit einer Reihe von hauseigenen Kalibern die Muskeln spielen.

Grundsรคtzlich darf man durchaus immer die kritische Frage stellen, welchen Vorteil ein Manufakturkaliber denn รผberhaupt im Vergleich zu Standard-Kalibern von ETA, Sellita & Co. hat. Oftmals muss man die Besonderheiten tatsรคchlich mit der Lupe suchen – die Vorteile bewegen sich hรคufig nur im Bereich hรถherer Gangreserve oder dergleichen. Dem stehen aber auch Nachteile gegenรผber wie beispielsweise in der Regel hรถhere Revisions-Kosten und die generelle Gefahr, dass die Kaliber-Technik naturgemรครŸ nicht jahrelang erprobt ist wie bei ETA, Sellita etc..

Maurice Lacroix begnรผgt sich allerdings nicht mit so „langweiligen“ Verbesserungen wie einer hรถheren Gangreserve: die Schweizer konstruieren ihre Manufakturkaliber so, dass die Uhrzeit auf alternative Art und Weise abgelesen werden kann. Als Beispiel sei das Manufakturwerk ML215 genannt – im seit 2014 erhรคltlichen Modell Maurice Lacroix Mysterious Seconds sorgt das Kaliber fรผr eine scheinbar (!) planlos umhertanzende kleine Sekunde – irre!

Seit 2019 gibt’s auch in der Aikon-Modellreihe ein Manufakturkaliber: Fรผr das ML225, welches im Modell Aikon Mercury (von engl. mercurial fรผr sprunghaft) tickt, hat sich Maurice Lacroix etwas sehr spezielles ausgedacht.

Aikon Mercury, Bild: Maurice Lacroix

Auf den ersten Blick wirkt die Mercury wie ein ganz normaler Zeitmesser. Neigt man die Uhr jedoch, so zappeln der Stunden- und der Minutenzeiger wild durch die Gegend – es wirkt so als wรผrden die Zeiger frei herumbaumeln. Hรคlt man die Aikon Mercury wieder in aufrechter Position, fallen die Zeiger durch eine Art Memory-Funktion wieder in die korrekte Position zurรผck. Drei Jahre tรผftelten die Maurice Lacroix-Uhrmacher in der Manufaktur von Maurice Lacroix in Saignelรฉgier an dieser verrรผckten Idee – schaut euch den Mechanismus am besten selbst in diesem Video an:

Wenn man ehrlich ist, hat diese Funktion natรผrlich keinerlei praktischen Nutzen und es wird sicherlich auch viele Uhrenfreunde geben, die das Rumgezappel eher nervt ๐Ÿ˜‰ . Dennoch: Was Maurice Lacroix mit dem ML225 geschaffen hat, verdient aus rein technologischer Sicht Respekt. Und: In der Preisklasse von Maurice Lacroix sind diese speziellen Werksmodifikationen als echtes Alleinstellungsmerkmal zu bezeichnen.

Maurice Lacroix zeigt mit solchen Kaliber-Entwicklungen und den vorher bereits erwรคhnten Manufaktur-Gehรคusen, dass sie bei den GroรŸen mitspielen wollen (und kรถnnen) und weit mehr sind als nur ein bloรŸer „Einschaler“.

Maurice Lacroix Aikon Venturer: Test-Fazit und Alternativen

Maurice Lacroix macht mit der Aikon Venturer (fast) alles richtig: Das Erscheinungsbild ist hochwertig, die Haptik (insbesondere Stahlband, Gehรคuse) erste Sahne. Der Transfer des bekannten Aikon-Designs auf die sportlichere Venturer ist in der Summe als gelungen zu bezeichnen. Mit dem Schnellwechselsystem hat Maurice Lacroix auรŸerdem ein nennenswertes Feature an Bord, welches in dieser Preisklasse so gut wie kein anderer Uhrenhersteller bietet.

Nur das Sellita-Innenleben hรคtte gerne ein oder zwei Qualitรคtsstufen hรถher ausfallen dรผrfen (Top oder Chronometer, siehe auch Alternativen unten) – das hรคtte allerdings sicherlich den Preis in die Hรถhe getrieben. Alles in allem ist das Preis-Leistungs-Verhรคltnis der Venturer wirklich gut.

Maurice Lacroix Aikon Venturer Uhr (3 von 9)

รœbrigens: Es gibt Stand Mitte 2020 zwei weitere Varianten der Aikon Venturer, darunter eine schwarze und eine Limited Edition mit auffรคlligen und sportlichen orangen Indizes. Ich gehe aber davon aus, dass die Venturer-Reihe – รคhnlich wie die Aikon Automatic – sukzessive ausgebaut und um weitere Varianten erweitert werden wird.

UPDATE Juni 2020: Das ging fix – mittlerweile hat Maurice Lacroix eine Bronze-Variante (AI6058-BRZ01-630-1) und eine Bicolor-Variante (AI6058-SY013-430-1) ergรคnzt:

Alternativen von Longines, Oris, Sinn und Breitling

In der Preisklasse der Maurice Lacroix Aikon Venturer (bis 2000โ‚ฌ „StraรŸenpreis“, d.h. inklusive รผblicher Rabatte) gibt es gar nicht so viele Alternativen von bekannten Uhrenherstellern, wie man meinen kรถnnte: Nennenswert ist beispielsweise die Oris Aquis-Modellreihe (mit Sellita „Elaborรฉ“), die Longines HydroConquest (mit ETA „Elaborรฉ“), die Sinn U1 bzw. die Sinn U50 (mit Sellita „Top“), die TAG Heuer Aquaracer (mit Sellita „Standard“) oder die Breitling Colt (mit ETA „Chronometer“).

Picken wir uns zum Vergleich mal die Breitling Colt heraus, die dank entsprechender Rabatte fรผr rund 2000โ‚ฌ zu bekommen ist – auch bei der Colt prรคgt die charakteristische Stahl-Lรผnette das Gesamterscheinungsbild des Modells maรŸgeblich. Im direkten Vergleich mit der sehr sportlichen Aikon Venturer wirkt die aktuelle „Kern“-Colt allerdings deutlich klassischer, fast schon ein klein wenig langweilig. Letztendlich ist es eine Frage der persรถnlichen Prรคferenzen: Beim Werk hat Breitling dank Chronometer-Zertifikat von der COSC deutlich die Nase vor dem Elaborรฉ-Sellita der Aikon Venturer. An die geniale Optik der Venturer-Keramiklรผnette und das tolle Stahlband mit Schnellwechselsystem kommt die Colt aber nicht ran…

Breitling-Colt-zweiteiliges-Nato-grau-Watchbandit-Uhr
Die Pre-Kern-Colt mit geflรผgeltem Logo – der Nachfolger, die „Kern“-Colt, hat ein deutlich schlichteres Zifferblatt

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12 Kommentare
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Eugen
2 Jahre zurรผck

Vielen Dank fรผr Ihre Analyse und Ihren Test. Ich erlaube mir, zwei Punkte zu erwรคhnen, die wir als Leser gerne in all Ihren Berichten gelesen hรคtten:
1) Die Qualitรคt des Leuchtstoffs.
2) Die Angabe, ob das Saphirglas ENTSPIEGELT ist oder nicht. Das ist keine belanglose Information, denn es gibt viel zu viele Uhren, bei denen diese Besonderheit nicht erwรคhnt wird, und tatsรคchlich gibt es sie auch nicht. Das mindert die Qualitรคt des Glases erheblich, zumal Saphirglas das Licht stรคrker zu reflektieren scheint als (z. B.) Mineralglas.

FlorianB
3 Jahre zurรผck

Moin und vielen Dank fรผr den gelungenen, obejektiven (verliert sich immer mehr in diesen Zeiten) und schรถn geschriebenen Text. Ich kann es nur unterstreichen. Maurice Lacroix? Nein danke! Am Arm gehabt und mittlerweile eine meiner absoluten Favoriten, die mehr wrist-time ergattert, als viele andere; vermeintlich Bessere.

Best wishes aus HH

Florian

richard g.
3 Jahre zurรผck

ihre beschreibungen sind einfach spitzenklasse

Christian
4 Jahre zurรผck

Moin Mario,
langsam frage ich mich wie gut deine Rechtsschutzversicherung ist?

Stรคndig den Lesern den Mund wรคsserig machen? Mir gefรคllt diese Uhr auch schon wieder sehr gut, vor allem mit dem orangen Indices.
Und davor Formex, Vintro, Circular, Certina retro Diver und zuletzt Audric!

Das ja schlimmer als Aktienempfehlungen! ๐Ÿ™‚
Viel GrรผรŸe und mach weiter so

Rumburak Klรถtenschneider
4 Jahre zurรผck

Schรถne Uhr, mal eine andere Interpretation einer Diver als so oft eine Submariner-Hommage. Allerdings finde ich die aufgerufenen Preise etwas irritierend. Auf der Maurice Lacroix Homepage werden 2190 Euro verlangt, bei diversen Juwelieren um die 1750 Euro. Das sind knapp 450 Mรคuse Unterschied, kein Pappenstiel. Apropos, HJK, die Uhr ist รผberall auf Lager und sofort lieferbar.
Obwohl mir die Uhr gerade in Blau sehr gut gefรคllt; es gibt รคhnlich attraktive Zeitmesser in Diver-Optik mit WD300m, ebenfalls ausgerรผstet mit ETA 2824-2 / SW-200, die preislich erheblich gรผnstiger sind. Will sagen: Die Aikon Venturer ist kein Schnรคppchen.
Aber schee is scho! (Schรถn isse doch!) Mario, gute Entdeckung! Well done!

Foxfoxbaker
4 Jahre zurรผck

Cool dieser Taucher – die Preise sind jedoch noch hoch – ML fallen gewรถhnlich massiv!?

HJK
4 Jahre zurรผck

Mir geht es langsam auf den Wecker, dass neue Uhren, die z.B. hier vorgestellt werden wie diese Maurice, weder auf den Webseiten der Herstellter sind noch sind die Uhren bei den Hรคndlern. Was soll der grosse Aufwand, mit Neuheiten ein grosses Publikum erreichen zu wollen, wenn die dann alle Dรคumchen drehen, bis in ein paar Monaten so ein Uhr gekauft werden kann. Ich wollte mal ein Longines mit Jahreskalender kaufen. Nein, noch nicht erhรคltlich hiess es bei Christ. Die Zeit verging und als ich ein paar Monate spรคter wieder kuckte, da war sie nicht mehr lieferbar. Was hat man die Bรคcker vor ein paar Jahren ausgelacht, dass eine grosse Kampagne lief fรผr ein neues Brot, aber bei den Bรคckern war es nicht erhรคltlich. Zurecht hat man sie ausgelacht und ich lache รผber diese Uhrenhersteller. Kaufe halt, was erhรคltlich ist. Aber dann muss ich auch nicht wissen, was neu und nicht erhรคltlich ist.