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Microbrands sind so eine Sache für sich – viele haben einen Horizont, der kaum über Hommagen bekannter Designs von Rolex & Co. hinaus geht. Man müsste eigentlich meinen, dass kein Platz mehr für weitere dieser “Me Too”-Marken ist.

Auch die auf Taucheruhren spezialisierte, relativ junge Microbrand Aquatico, erfindet das Rad nicht neu und bedient sich bekannter Diver-Elemente. Trotzdem schaffen es die Hongkonger diese Elemente so zusammenzufügen, dass (zumindest teilweise) ein gewisser Grad Eigenständigkeit erreicht wird. Gepaart mit einem ordentlichen Preis-Leistungs-Verhältnis sorgt das dafür, dass Aquatico schon innerhalb weniger Jahre eine gewisse Fangemeinde hinter sich versammelt hat.

Eines der neueren Modelle von Aquatico ist die Sea Star v2, welche es in 13 Varianten, mit verschiedenen Farben und Zeigersätzen sowie unterschiedlichen Kalibern, gibt. Eines haben aber alle Varianten gemeinsam: eine grünlich-braune Super-Luminova, die insbesondere bei der grün/grünen Farbvariante eine ziemlich coole Retro-Optik erzeugt.

Unterstrichen wird die Retro-Optik von einem schön am Rand gewölbten Saphirglas – ein typisches Merkmal klassischer Vintage-Diver der 60er und 70er Jahre.

Die Sea Star v2 ist unter anderem mit Datum, Snowflake-Stundenzeiger und runden Stunden-Indizes erhältlich – allerdings drängt diese Variante die Sea Star v2 allzu sehr in die Tudor Black Bay Hommagen-Ecke. Da gefällt mir die hier gezeigte Variante mit Schwert-Stundenzeiger, rechteckigen Indizes und ohne Datum schon viel besser.

Insbesondere die goldfarbenen Zeiger und applizierten Indizes ergänzen sich ganz wunderbar mit der bräunlichen Super-Luminova. Die Zifferblatt-Drucke sind tadellos und sauber umgesetzt – deutlich besser als bei der optisch nicht unähnlichen Parnis Uhr mit der Referenz 2072.

1000ft/300m – die Auqatico Sea Star v2 darf bedenkenlos mit auf Tauchstation genommen werden

Das Inlay der klassischen Taucher-Lünette ist aus kratzfester Keramik, die Lünetten-Indizes und -Ziffern sind mit Super-Luminova in derselben Farbe belegt wie die Zeiger und Indizes des Zifferblattes. Das polierte Finish der Lünette sorgt für ein schönes Lichtspiel, zieht aber auch Fingertatscher magisch an. Gut: Die zentrale Lünettenmarkierung lässt sich perfekt zentrieren – ich erwähne das an dieser Stelle extra, da das häufig nicht mal manch gestandener japanischer Uhrenhersteller hinbekommt 😉 . Kleiner Wermutstropfen: Die Farbe des Sekundenzeigers geht eher ins Orange und deckt sich nicht wirklich mit dem eher knalligen Rot-Ton der zentralen Lünettenmarkierung.

Was darf’s für ein Innenleben sein – Japan oder Schweiz? Bei der Aquatico Sea Star v2 hat man die Wahl zwischen den robusten und zuverlässigen Automatikkalibern Seiko NH35 und Sellita SW200 Standard (letzteres für einen Aufpreis von 150 US-Dollar) – zumindest noch. Denn wie mir Aquatico-Chef Calvin mitgeteilt hat, neigen sich die Lagerbestände der Sellita-Varianten bereits langsam dem Ende zu (keine Überraschung mit Blick auf die knappen Liefermengen von ETA, Sellita & Co.).

Die hier getestete Variante kommt mit dem Seiko NH35 (4R36) Automatikwerk, welches mit rund -10 Sekunden pro Tag eine Ganggenauigkeit auf die Zeitwaage bringt, die eher solala ist, sich aber im Rahmen der Seiko-Spezifikation bewegt (-20 bis +40 Sekunden pro Tag). Stört man sich an einem Nachgang des Kalibers, so kann quasi jeder Uhrmacher für ca. 20€ eine Feinregulierung vornehmen.

Das (neben dem massiven Stahlband mit massiven Endlinks) kostenlos mitgelieferte Nato Strap ist aus einem eher ungewöhnlichen, Cordura-ähnlichen Material mit matter Oberfläche gefertigt und passt farblich ganz hervorragend zur Aquatico Sea Star v2. Leider ist es allerdings ziemlich kurz: Mit meinem Handgelenkumfang von rund 19 cm bin ich bereits im letzten Loch. Mit Blick auf den Durchmesser der Uhr (42 mm) verwundert die kurze Bandlänge (25 cm) doch sehr. Man bedenke außerdem, dass das Gehäuse mit 14,5 mm Höhe eher sportlicher dimensioniert ist – und ein Nato-Band erhöht die Uhr naturgemäß noch weiter.

Fazit zur Aquatico Sea Star v2

Aquatico bietet mit der Sea Star v2 gewohnt gute Diver-Kost zu einem Preis, der sich in einem einigermaßen fairen Rahmen bewegt. Das Design ist nichts weltbewegend Neues, hebt sich aber immerhin etwas vom vorherrschenden Hommagen-Einheitsbrei ab (zumindest die Variante mit Schwert-Stundenzeiger und rechteckigen Indizes).

Dennoch würde mir wünschen, dass sich Aquatico in Zukunft designtechnisch noch etwas mehr aus der Deckung traut – so wie mit der quadratischen Bronze-Taucheruhr Aquatico Super Charger mit Tritium-Leuchtröhren. Denn die Konkurrenz schläft nicht: Andere, unter Freunden von Asia-Uhren beliebte Diver-Marken wie San Martin, Heimdallr oder Steeldive sind zwar noch deutlich weniger eigenständig was das Design angeht (wenn nicht zu sagen: Null Komma Null), bieten aber Taucheruhren mit ähnlichen Eckdaten (Seiko NH35, Keramiklünette, Saphirglas, hohe Wasserdichtigkeit) für teilweise merkbar weniger Geld (ca. 150 US-Dollar aufwärts). Alternativ dazu gibt’s beispielsweise auch – eine Qualitätsstufe höher – tolle Uhren vom Gruppo Gamma-Ableger Venturo. Aquatico würde gut daran tun, sich hier einfach noch etwas besser abzugrenzen – der Einsatz von Schweizer Sellita-Kalibern ist ein erster kleiner Schritt, aber meiner Meinung nach darf da durchaus noch mehr kommen…

Der Versand erfolgt übrigens mit Fedex oder TNT – man beachte, dass auf jeden Fall 19% Einfuhrumsatzsteuer und ggf. weitere Kosten wie eine Importabfertigungspauschale hinzu kommen können. Mehr dazu gibt’s in meinem Artikel über Kostenfallen bei der Bestellung von Uhren im Nicht-EU-Ausland.

Eckdaten der Aquatico Sea Star v2:

  • Durchmesser 42 mm
  • Gehäusehöhe 14,5 mm
  • Horn-zu-Horn 50 mm
  • Bandanstoß 22 mm
  • Gewicht (am Nato-Band): 103 Gramm
  • Seiko NH35 oder Schweizer Sellita SW200
  • Wasserdichtigkeit 300 m / 30 bar
  • Gewölbtes Saphirglas mit Antireflexbeschichtung
  • Lünette mit Keramik-Inlay, 120 Klicks
  • Stahl- und Nato-Band
  • Preis ab 299 US-Dollar (mit Rabatt-Code “CHRONO10” ca. 280€ inklusive Einfuhrumsatzsteuer und weiterer Kosten)

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3 Kommentare
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Richard G.
3 Jahre zurück

ist diese aquatico seastar v2 vergleichbar mit der outsider taucheruhr?
gruß richard g.

Christian
3 Jahre zurück

Dein Fazit trifft punktgenau: Aquatico dürfte, nein, müsste designmässig eigenständiger und progressiver werden. Ich habe die Super Charger mit Tritium und die Bronze Sea Star. Beides tolle Uhren, für die ich gerne etwas mehr bezahlt habe. Simple Hommagen mit guter Qualität kriege ich auch bei den anderen von dir erwähnten Brands zu deutlich volkstümlicheren Preisen. Aber auch andere “echte” Microbrands sind in den Startlöchern oder bereits unterwegs. Würde es schade finden, wenn Aquatico untergehen würde (sic), denn auch der persönliche Kontakt mit ihnen ist sehr sympathisch.