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Tritium-Uhren auf Grundlage der sogenannten GTLS-Technologie werden immer beliebter. Doch was steckt eigentlich hinter der selbstleuchtenden Tritium-Technologie, die insbesondere unter dem Markennamen trigalight bekannt ist? Und welche Uhren-Hersteller bieten aktuelle Modelle mit Tritium (3H bzw. H3) an? Was sind die besten Tritium-Uhren? Und können Tritium-Uhren eigentlich gefährlich werden? Diese und viele weitere Fragen beantwortet dieser ausführliche Artikel…

Vorgeplänkel: Tritium H3-Leuchtmasse in Vintage-Uhren – Nachfolger von Radium, Vorgänger der GTLS-Technologie

Ein kleiner Exkurs sei vorab erlaubt: Promethium (Pm-147)- und insbesondere Radium (Ra-226)-haltige Leuchtfarben waren früher das Mittel der Wahl, um zu ermöglichen, dass Uhren auch in Dunkelheit abgelesen werden können. Die radioaktiven Stoffe galten dabei lange Zeit als ungefährlich, skurrilerweise sogar als gesundheitsfördernd: Die Menschen versprachen sich heilende Kräfte von Radium und verwendeten das extrem gefährliche Zeugs sogar in Kosmetika und andere Dingen des täglichen Lebens.

Verrückt: Das extrem gefährliche Radium kam nicht nur als Leuchtmasse in Uhren zum Einsatz, sondern beispielsweise auch in Kosmetika! Tritium als Nachfolger von Radium war da schon deutlich ungefährlicher.

Insbesondere durch das Krankheitsbild des Radiumkiefers in der Uhrenindustrie wurde den Menschen aber langsam bewusst, wie gefährlich Radium eigentlich ist: Insbesondere die sogenannten “Radium Girls”, also Angestellte, die damals Radium-Leuchtmasse auf Zifferblätter pinselten, hat es übel erwischt. Denn: Zwischen jeder Uhr haben die Damen die Pinsel mit dem Mund wieder “angespitzt”, um präzise weiter zeichnen zu können. Der direkte Kontakt mit dem Radium sorgte für kaum vorstellbare Erkrankungen.

Obwohl der italienische Uhrenhersteller Panerai schon 1949 die tritiumbasierte Leuchtmasse Luminor patentieren ließ, kam Radium-basierte Leuchtmasse bis in die 60er Jahre (!) zum Einsatz.

Tritium – ein Isotop des Wasserstoffs – ist ein radioaktiver Beta-Strahler. Beta-Strahlen wiederum können die menschliche Haut nicht durchdringen. Auch Uhrengehäuse schirmen Beta-Strahlen ab. Eine Vintage-Tritium-Uhr ist also relativ ungefährlich – vorausgesetzt man knabbert zum abendlichen Netflix-Serienmarathon nicht an Tritium-Zeigern aus einer alten Uhr rum 😉 . Auch der Staub von über die Jahrzehnte bröckelig gewordener Tritium-Leuchtmasse kann beim Öffnen einer alten Uhr durch Einatmen gesundheitsgefährlich sein. Daher gilt: Vintage-Uhren mit Tritium-Leuchtmasse sollten nur von professionellen Uhrmachern geöffnet werden!

Vintage-Uhren mit Tritium-Leuchtmasse erkennt man an den folgenden Hinweisen auf dem Zifferblatt:

  • T < 25
  • T SWISS T
  • T Swiss T<25
  • σ T-Swiss-T σ

Heute kommt Tritium als Leuchtmasse (!) nicht mehr zur Anwendung – das radioaktive Material wurde seit dem Ende der 90er Jahre durch Luminova bzw. Super-Luminova ersetzt. Dennoch gibt es heute noch ein paar wenige Uhrenhersteller, die auf Tritium setzen – in Form von Mini-Glasröhrchen, die mit Tritium-Gas gefüllt sind

Tritium H3-Uhren heute: GTLS-Technologie erklärt

Diverse Uhrenhersteller setzen heute auf die hochmoderne, sogenannte GTLS-Technologie (Gaseous Tritium Light Source), gut erkennbar an den Kennzeichnungen H3 und/oder T25 auf dem Ziffernblatt: Es handelt sich dabei um wenige Millimeter kleiner Röhrchen aus Borosilikatglas, die mit Tritium-Gas (!) befüllt sind. Die Röhrchen sind dabei hermetisch versiegelt, damit kein Tritium-Gas austreten kann.

Die Innenseite der Glasröhrchen ist außerdem mit verschiedenfarbigen Leuchtstoffen beschichtet. Während des radioaktiven Zerfalls des Tritiumgases aktiviert die Beta-Strahlung diesen Leuchtstofff (Phosphor). Je nach Phosphor-Beschichtung sind somit verschiedene Farben möglich (z.B. Orange, Rot oder Blau). Die Helligkeit verhält sich proportional zum Fülldruck (Gasmenge).

Hierzu auch eine Animation, die das Funktionsprinzip verdeutlicht:

Die gängigste Farbe ist Grün, da das menschliche Auge diese am intensivsten wahrnimmt. Bei Taucheruhren wiederum sind blau leuchtende Tritium-Röhrchen gängig, da Blau unter Wasser kontrastreicher wahrgenommen wird als Grün.

KHS-Farbschemen, Bild: KHS

Theoretisch könnte anstelle Tritium auch jedes andere radioaktive Isotop, welches Betastrahlung aussendet, verwendet werden, um diesen Leuchteffekt zu bewirken. Allerdings ist Tritium besonders gut geeignet, weil es selbst (und auch sein Zerfallsprodukt) ungiftig ist und die Energie der Betastrahlen sehr gering ist. Das macht Tritium-Gas zu einem sehr sicheren, ungefährlichen Mittel der Wahl, um den selbstleuchtenden Effekt zu erzeugen (später mehr zur Sicherheit von Tritium-Uhren).

Tritium H3-Uhren leuchten durchgängig und konstant – aber nicht ewig

Der Clou an der GTLS-Technologie ist: Mit Tritiumgas gefüllte Röhrchen benötigen keinerlei externe Energiequelle, um sich aufzuladen und Licht abzugeben – anders als bei der gängigen Leuchtmasse Super-Luminova, die beispielsweise über das Sonnelicht “aufgeladen” werden muss, bevor sie leuchten kann. Die Leuchtdauer von Super-Luminova ist stark abhängig von der Dauer und der Intensität der Lichtquelle und variiert zwischen Minuten und Stunden. Tritium-Röhrchen hingegen leuchten durchgängig und konstant – ohne eine Aufladung über eine Lichtquelle zu benötigen!

Tritium-Röhrchen leuchten allerdings auch nicht bis in alle Ewigkeit: Maßgeblich ist die sogenannte Halbwertszeit, sprich die Zeitspanne, nach der eine mit der Zeit abnehmende Größe die Hälfte des anfänglichen Werts erreicht. Die Halbwertszeit von Tritium beträgt knapp über 12 Jahre. In diesem Zusammenhang garantiert beispielsweise der Hersteller mb-microtec eine konstante Leuchtkraft von 10 Jahren.

Luminox-Einsatzuhr mit grünen und orangen Tritium-Röhrchen, Bild: Luminox

Natürlich wird nach 12 Jahren nicht direkt “das Licht ausgeknipst” – die Leuchtkraft nimmt allerdings nun merkbar ab, da sich das Tritium aufgrund der ausgesendeten Betastrahlung in ein Heliumisotop verwandelt. Dadurch wird die Menge des Tritiums geringer, die Leuchtkraft nimmt logischerweise allmählich ab.

Tritium-Gas-Röhrchen auf dem Stundenzeiger einer traser-Uhr. Das Leuchtelement lässt sich auf Anfrage erneuern.

Handelsnamen und Anwendungsbereiche für die GTLS-Technologie

Handelsnamen für die Tritium-Röhrchen sind beispielsweise:

  • trigalight (von der mb-microtec AG aus der Schweiz) und
  • Betalight (von der Betalight BV aus den Niederlanden).

Dann wird es auch schon langsam dünn, wenn man nach weiteren Herstellern bzw. Marken sucht – der Markt ist tatsächlich äußerst überschaubar.

trigalight H3-Vermerk auf einer traser-Uhr

Mit Abstand Marktführer für die GTLS-Technologie ist die mb-microtec AG. Das liegt vor allem daran, dass mb-microtec das Verfahren zur Herstellung von selbstleuchtenden Tritiumgas-Röhrchen bereits Ende der 60er Jahre ausgetüftelt und patentiert hat – unter der Marke trigalight. Uhren sind dabei seit je her natürlich nicht der einzige Anwendungszweck von trigalight: Die Tritium-Rörchen kommen in vielen weiteren zivilen Anwendungsbereichen zum Einsatz. So ist mb-microtec unter anderem Lieferant der Luft- und Raumfahrt-Industrie sowie der Chemie-Industrie. Spätestens jetzt sollte klar sein, dass es sich bei der GTLS-Technologie nicht nur um ein nettes Gimmick handelt, sondern um eine überaus nützliche und moderne Technologie.

Insbesondere aber im militärischen Bereich scheinen die Hersteller von Tritium-Gas-Röhrchen gutes Geld zu verdienen: Die Betalight BV wirbt offen damit über 600 mal im offiziellen NATO-Versorgungsnummern-Verzeichnis aufzutauchen (NATO Stock Number, NSN). So kommt die GTLS-Technologie in etlichen Waffensystemen zum Einsatz, darunter im F16 Kampfjet, Patriot-Abwehrraketen und und und…

Die Firma Betalight produziert darüber hinaus unter anderem:

  • Taschenlampen
  • EXIT-Schilder
  • Fluchtweg-Markierungen
  • Multifunktions-Lampen, z.B. zum Lesen von Karten
  • selbstleuchtende Kompasse
  • Visiere für Handfeuerwaffen
  • etc.

Aber egal, in welchen Bereichen Tritium-Röhrchen Anwendung finden: Die Geschäfte mit Produkten auf Basis der GTLS-Technologie scheinen sich zu lohnen: die mb-microtec AG hat 2018 einen nagelneuen, hochmodernen Hauptsitz in Niederwangen (bei Bern) eröffnet. Da rollt der Rappen! 😉 Und bei der mb-microtec AG spielen wir jetzt mal Mäuschen…

Die Produktion von trigalight bei der mb-microtec AG

Es ist kaum vorstellbar wie technisch perfekt alles in der Produktion bei mb-microtec abgestimmt sein muss, um kleinste Mengen Tritiumgas in die Mini-Glasröhrchen „abzufüllen“, anschließend zu versiegeln und unfallfrei zum Beispiel auf Zeiger und Zifferblatt aufzubringen.

Uhrzeiger mit trigalight-Röhrchen

Diese Perfektionsarbeit bekommt das in der Nähe von Bern ansässige Familienunternehmen mit ihren hauseigenen Marken trigalight (Tritium-Röhrchen) und traser (Uhren) ganz offensichtlich ziemlich gut hin – hier zwei Beispiele für besonders filigrane trigalight-Applikationen als zentrale Lünettenmarkierung und auf dem Sekundenzeiger:

Die Produktion von trigalight startet mit dem Rohmaterial, aus denen später die Tritium-Röhrchen werden: diese werden zunächst erhitzt und dann in den gewünschten Durchmesser geformt. Denn je nach Anwendungsfall werden natürlich unterschiedliche Größen benötigt: Für EXIT-Markierungen für Fluchtwege in Hotels & Co. sind die Durchmesser natürlich größer als bei Uhren-Indizes. Der kleinstmögliche Innendurchmesser für trigalight-Röhrchen liegt bei winzigen 0,1 mm, was in etwa dem Durchmesser eines menschlichen Haares (!) entspricht.

Anschließend werden die Borosilikatglas-Röhrchen auf der Innenseite mit Leuchtfarbe beschichtet.

Entscheidend ist die darauf folgende Befüllung mit Tritiumgas und natürlich die luftdichte Versiegelung der Röhrchen. Hierfür wird ein Hochpräzisionslaser verwendet, der die Glasröhrchen in kleine Abschnitte zurechtschneidet bzw. abtrennt und die Röhrchen gleichzeitig hermetisch versiegelt.

Hier auch noch einige bewegte Bilder aus der Produktion bei mb-microtec:

Tritium-Uhren: Besteht Gesundheitsgefahr?

Man braucht grundsätzlich keine Angst zu haben, dass das Tritiumgas in einer Uhr gesundheitsschädigend ist, da es vollständig durch das Borosilikatglas abgeschirmt wird. Selbst im unwahrscheinlichen Fall, dass eines der Röhrchen (beispielsweise beim Runterfallen der Uhr) kaputt geht, so verflüchtigt sich das Tritium so rasend schnell, dass man gar nicht die Chance hat größere Mengen davon einzuatmen. Auch das Uhrengehäuse selbst wirkt abschirmend (zumindest, wenn es aus Edelstahl ist).

Luminox-Uhr mit Tritium und Edelstahlgehäuse

Und selbst, wenn ihr doch was von dem Zeugs inhalieren solltet, so mutiert ihr natürlich nicht direkt zum Hulk: die Konzentration in einer (!) Uhr ist deutlich geringer als die natürliche Strahlung, der wir ohnehin tagtäglich in unserer Umwelt ausgesetzt sind.

Natürliche Strahlung? Hierzu ein kleines Beispiel: Wenn ihr euch ein Jahr lang jeden Tag eine Banane reindrückt, so würdet ihr mehr Strahlung aufnehmen als wenn ihr 100% des Tritiumgases einer modernen Tritiumgas-Uhr einatmen würdet. Und nein, dafür müssen es keine Bananen sein, die auf dem Gelände des AKW Biblis gewachsen sind – das gesunde Obst enthält geringste Mengen eines radioaktiven Isotops, welches die Bananenstaude über den Dünger im Boden aufnimmt.

Strahlungs-Konzentration im Vergleich.

Allzusehr übertreiben dürfen es die Uhrenhersteller mit Tritium allerdings nicht: Das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) verweist auf eine im Strahlenschutzgesetz festgelegte Obergrenze von 1 Gigabecquerel (GBq). Das ist bei traser-Uhren beispielsweise auch auf dem Gehäuseboden vermerkt:

Das BfS schreibt weiter: “Einige der kommerziell erhältlichen Uhren mit bis zu 15 Tritium-Gaslichtquellen (GTLS), die eine Gesamtaktivität von bis zu 1,9 GBq besitzen, überschreiten allerdings die gesetzliche Freigrenze von 1 GBq für Tritium gemäß Strahlenschutzverordnung (StrlSchV) und können daher nicht im freien Handel erworben werden.”

Andere Länder sind noch deutlich restriktiver als Deutschland: In Frankreich dürfen Tritiumgas-Röhrchen nicht von zivilen Personen bezogen werden…

Hersteller von Tritium-Uhren (H3) heute

traser Swiss H3 Watches – das Original

Wie bereits erwähnt steckt hinter traser das Mutterhaus mb-microtec AG, welches sich auch für die Produktion der trigalight Tritium-Röhrchen verantwortlich zeichnet.

Die mb-microtec AG hat bereits im Jahre 1989 die erste Uhr mit trigalight-Technologie gefertigt (Referenz P6500 Type 6) – der Abnehmer der Uhr war die US Army, die viele Tausend Stück auf Basis einer militärischen Spezifikation (Mil-Spec MIL-W-46374F) orderte. Das Modell P6500 Type 6 wurde also speziell für das US-Militär entwickelt. Das war gleichzeitig die Geburtsstunde der Uhren-Marke traser.

traser P6500, ausgeliefert an die US Army

mb-microtec ist, wie bereits erwähnt, mit großem Abstand Marktführer im Bereich der selbstleuchtenden GTLS-Technologie – und versorgt nicht nur die hauseigene Uhrenmarke traser mit trigalight: quasi alle Wettbewerber aus dem Uhrenumfeld, die auf auch Tritium-Röhrchen setzen, werden ebenfalls von der mb-microtec AG beliefert (dazu gleich mehr).

Traser Trigalight 1GBq Tritium GTLS Einsatz Uhr (4 von 8)

Das verwundert keineswegs: Wie wir beim Blick in die durchaus komplexe Produktion gesehen haben ist es nur logisch, dass das Produktions-Know-How nicht “einfach so” anderen Uhrenherstellern bzw. -marken zufliegt. Und: die mb-microtec AG freut sich natürlich über ein größeres Produktionsvolumen, wenn andere Unternehmen trigalight ordern (ich lasse kurze den Betriebswirt raushängen: Größere Produktionsmenge = höhere Fixkostendegression = “mehr Cash in der Täsch” 😉 ).

Heutzutage werden nur noch selten Uhren als offizielle Ausrüstungsgegenstände für Soldaten ausgegeben (“issued watches”). Bei der US Army beispielsweise obliegt es den jeweiligen Einheiten und den Kommandanten – Budget vorausgesetzt – passende Uhren zu bestellen. Otto-Normal-Soldaten kaufen sich in der Regel selbst Uhren für ihre Einsätze.

Trotzdem produziert traser auch heute noch vor allem Einsatzuhren für Otto-Normal-Kunden im Stile der “Ur”-traser P6500 Type 6. Dabei kommen hauptsächlich Quarz-, aber auch Automatikwerke zum Einsatz. Viele traser-Modelle kommen außerdem in leichten, Glasfaser-verstärkten Kunststoffgehäusen. Das passt zum funktionalen Zweck von Einsatzuhren: Glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK) ist antimagnetisch, korrosionsbeständig und gilt als sehr robust.

Auf CHRONONAUTIX findet ihr diverse Outdoor-Tests von traser-Modellen:

Die mb-microtec AG hat mit der Uhrenmarke traser als Zielgruppe vor allem Outdoor-Freunde im Sinne – anders als KHS und Luminox, die eher den militärischen Aspekt von Uhren mit Tritium-Röhrchen hervorheben…

Tritium-Uhren von KHS

KHS ist eine in Mülheim an der Ruhr ansässige Uhrenmarke, welche sich auf Einsatzuhren spezialisiert hat. KHS wirbt offen damit auf trigalight zu setzen und hebt in der Kommunikation vor allem den “militärisch-taktischen” Aspekt der eigenen Kollektion hervor.

Die Mühlheimer unterstützen außerdem zivile Einsatzkräfte wie die in Duisburg gegründete gemeinnützige Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany, die internationale Hilfe u.a. nach Naturkatastrophen, Unglücksfällen und bei humanitären Katastrophen leistet (z.B. 2013 beim Taifun auf den Philippinen).

Einsatzuhren-typisch setzt KHS vor allem auf Quarz-Werke, teilweise gibt es aber auch aufpreispflichtige Optionen auf Automatikkaliber (z.B. Seiko NH35A). Als Gehäusematerial kommt vorrangig der Carbonfaser-Polycarbonat-Komposit NEOCARB zum Einsatz (Carbonfaser-verstärkter Kunststoff).

KHS-Uhren mit Trigalight sind direkt auf der Website von KHS oder bei Amazon erhältlich (ab circa 150€).

Tritium-Uhren von Luminox

Das seit über 30 Jahren tätige US-amerikanische Unternehmen Luminox (Lumi – von lat. „Lumen“ für Licht und Nox – von lat. Nacht) setzt ebenfalls primär auf militärisch angehauchte Einsatzuhren mit Tritium-Beleuchtung.

So arbeitet Luminox seit Mitte der 90er unter anderem mit der US-Spezialeinheit Navy SEALs zusammen. Ob Luminox-Uhren tatsächlich als echte Ausrüstungsgegenstände an die SEALs ausgegeben werden, wird allerdings nicht kommuniziert. Daher gehe ich eher davon aus, dass Luminox-Uhren von vielen Soldaten in Eigenregie angeschafft werden – meinen Recherchen zufolge sind die Tritium-Modelle allgemein sehr beliebt unter US-amerikanischen Soldaten. Die Soldaten können Luminox-Uhren beispielsweise über den US-Regierungs-Lieferanten GSA Advantage beziehen.

In den letzten Jahren hat Luminox aber auch verstärkt Outdoor-Freunde als Zielgruppe entdeckt und untermauert das zum Beispiel mit einer Kooperation mit dem ehemaligen SAS-Soldaten und Survival-Ausbilder Bear Grylls…

… oder Partnern wie der ICE-SAR, der Isländischen Such- und Rettungsorganisation:

Ähnlich wie KHS verwendet auch Luminox als Gehäusematerial fast ausschließlich einen Carbonfaser-verstärkten Kunststoff (CARBONOX bzw. CARBONOX+ mit 40% Carbon-Anteil). Insbesondere die Optik von CARBONOX+ ist dank des hohen Carbon-Anteils sehr cool (man beachte die Nahaufnahme):

Marathon – offizieller US Army-Lieferant für Tritium-Uhren

Das kanadische Unternehmen Marathon Watch ist ein echtes Urgestein: Gegründet wurde das Unternehmen 1904 als Weinsturm Watch, später folgte die Umbenennung in Wein Brothers. Im Jahre 1939 gründete Morris Wein die Firma Marathon Watch, die auch heute noch familiengeführt ist (in der vierten Generation). Die Produktion von Marathon-Uhren findet im Schweizer La Chaux de Fonds statt.

Im Gegensatz zu Luminox war Marathon tatsächlich offizieller Lieferant von Uhren, die speziell für das Militär entworfen wurden: So hat beispielsweise das Modell Navigator Pilot’s mit der Referenz WW194001 eine offizielle Versorgungsnummer (Nato Stock Number, NSN 6645-01-364-4042), die auch auf dem Gehäuseboden eingraviert ist. Die dazugehörige Militär-Spezifikation heißt MIL-PRF-46374G.

Marathon-6645-01-364-4042
Bild: Marathon

In der Marathon Navigator Pilot’s tickt das nicht allzu häufig anzutreffende Quarz-Kaliber ETA F06 mit einer Ganggenauigkeit von -0.3/+0.5 Sekunden pro Tag und einem End of Life (EOL)-Indikator. Charakteristisch ist (neben den Tritium-Röhrchen auf Indizes und Zeigern natürlich) insbesondere auch das asymmetrisch wirkende Gehäuse, welches gleichzeitig für den Schutz der Krone sorgt:

Bild: Marathon

Das Modell ist auch für Zivilisten und Schreibtischtäter erhältlich – für 300 US-Dollar (man beachte, dass 19% Einfuhrumsatzsteuer hinzukommen, da der Versand aus Kanada erfolgt). Hin und wieder gibt es auch Angebote für Marathon-Uhren auf Amazon Deutschland.

Ein weiteres Beispiel für eine offizielle Marathon-Uhr mit Nato Stock Number (unter vielen!) ist die Marathon Jumbo Diver’s Quartz JSAR Taucheruhr.

BALL Watch Co. und die Eisenbahnchronometer: Tritium mal anders

Die ursprünglich im Jahre 1891 in den USA gegründete, heute in der Schweiz ansässige BALL Watch Co. ist ein echter Underdog und eher absoluten Uhren-Nerds bekannt. Dabei ist die Geschichte von BALL durchaus spannend: Im Jahr 1891 kam es in Ohio zu einem schweren Eisenbahnunfall, verursacht durch eine nachgehende Taschenuhr des verantwortlichen Fahrdienstleiters. Das US-Eisenbahnamt beauftragte daraufhin Webb C. Ball, einen in Ohio ansässigen und bekannten Juwelier, als Chief Time Inspector zuverlässige RR-Standards (“RR” = Rail Road) für Eisenbahnchronometer zu entwickeln. Ball führte strenge Richtlinien ein, die unter anderem Vorgaben zur Verwendung amagnetischer Gehäuse, eine ausreichende Gangreserve und leicht ablesbare Zifferblätter beinhaltete.

Webb C. Ball witterte hier natürlich auch gleich die Geschäftschance und legte den Grundstein für die BALL Watch Co. Auch heute noch wirbt der – mittlerweile im Schweizer La Chaux-de-Fonds ansässige Uhrenhersteller – mit “Official RR Standard”.

Heute hebt sich die BALL Watch Co. merkbar von den Uhren-Designs der Wettbewerber traser, Marathon, KHS und Luminox ab: Grundsätzlich eher klassische Designs (wie zum Beispiel eine “Pepsi”-GMT oder das klassische Beobachtungsuhren-Design) werden von BALL mit pfiffigen Ideen wie einem patentierten Kronenschutz (in der Engineer Hydrocarbon-Modellreihe) und natürlich selbstleuchtenden Tritium-Röhrchen aufgepeppt – der Schweizer Hersteller “formt” sogar ganze Ziffern aus Tritium-Röhrchen:

Die Preise für BALL-Uhren sind allerdings deutlich höher als bei den vorgenannten Herstellern – unter 1500€ (inklusive üblicher Rabatte) geht da nix 😉

Tritium-Uhren von Micro-Brands: Deep Blue und Aquatico

Die Uhrenhersteller Aquatico (Hong Kong) und Deep Blue (New York) sind so ziemlich die einzigen Micro-Brands, die Uhren mit Tritium-Röhrchen herstellen (lassen). Beide Marken haben ihren Sortiments-Schwerpunkt vor allem auf Taucheruhren.

Tritium-Uhr von Deep Blue

Mehr über die Aquatico Super Charger Dive 1000 gibt’s hier.

Vostok Europe Tritium-Uhren

Auch die aus Litauen stammende Uhrenmarke Vostok Europe (weder verwandt noch verschwägert mit der russischen Uhren-Marke Vostok) hat einige Modelle mit Tritium-GTLS-Röhrchen im Portfolio. Die Optik ist sehr modern und es kommen hauptsächlich Quarz-, aber auch Automatik-Werke zum Einsatz. Bemerkenswert: Beim Vostok Europe Lunokhod 2 Automatik-Chronographen (z.B. Referenz 620E529) beispielsweise sind die Tritium-Röhrchen vertikal (!) angeordnet. Vostok Europe-Uhren sind bei Amazon erhältlich (aber Achtung: die günstigeren Vostok Europe-Uhren kommen nicht mit Tritium!).

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19 Kommentare
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Torsten
6 Monate zurück

„Auffällig, extrovertiert, wuchtig und massiv sind sicherlich passende Verben, um Uhren von Vostok Europe zu umschreiben.“

Hallo lieber Blogger, ein schöner Artikel. Ich wollte nur kurz darauf hinweisen, dass es sich bei den Wörtern nicht um Verben, sondern um Adjektive handelt.

Beste Grüße, Torsten

Christian Forstner
1 Jahr zurück

Hallo,
ich habe zufällig die oben abgebildete Luminox, ich hätte auch die Frage auf Lager, wenn die Röhrchen nachlassen mit der Leuchtkraft muss man dann einfach nur das Zifferblatt tauschen lassen? Der Bericht ” Überschreitung der GTLS ( bei mir 16 Röhrchen) konnte ich aber einfach so kaufen! Grundsätzlich ist diese Leuchttechnologie der normalen Leuchtmasse – Super Luminova weit überlegen und viel besser im Dunkeln abzulesen. Wo die Röhrchen unterlegen sind, ist im Dämmerlicht. A Gschmäckle bleibt irgendwie immer bei dem Leuchtzeugs!!!

Ein Leser
2 Jahre zurück

Hallo,

wie sieht es denn um die generelle Austauschbarkeit der Tritiumröhrchen in einer Uhr aus ?

Viele Grüsse & vielen Dank !

Ein Leser

Ratman
2 Jahre zurück

Der Hersteller ARAGON hat ebenfalls einige Modelle mit Tritium-Röhrchen im Angebot, so zum Beispiel die Modelle DF-45 (mittlerweile out of stock), Hercules, M50 und Regeneron. Zwei DF-45 besitze ich selber. Wer keine Angst vor größeren bzw. wuchtigeren Uhren hat, sollte sich bei Aragon mal umschauen.
Hoffe es ist okay den Link hier zu posten, ansonsten bitte vor Veröffentlichung meines Posts löschen -> https://www.aragonwatch.com/T_100_TRITIUM_s/325.htm

Marco
2 Jahre zurück

Hallo,
gerade ist meine KHS Dark Commander Titan Pro MKII angekommen. Ich muss sagen, ich habe mir die Leuchtkraft basierend auf Videos und Bildern stärker vorgestellt. Klar, ich war darauf vorbereitet, dass die Leuchtkraft nicht mit guter, frisch “aufgeladener” Leuchtmasse mithalten kann und wesentlich schwächer sein würde, aber das ist nun verdammt schwach.

Was meint ihr? Es sollte doch möglich sein an einem bewölkten Apriltag im Haus von einem diffus beleuchteten Flur in einen völlig abgedunkelten Raum einzutreten und die Zeit ablesen zu können, oder? Ich erwarte das nicht wenn ich bei vollem Sonnenlicht von draußen in einen dunklen Raum komme, da braucht das Auge einen Moment, um sich anzupassen.

Kann es sein, dass die Uhr schon so lange auf Lager war, dass die Halbwertszeit schon anfängt eine Rolle zu spielen? Ist halt doof, dass das die erste Tritium-Uhr ist, die ich zu Gesicht bekomme.

Werde sie jetzt bis heute Nacht vorsichtig tragen und weitersehen.

Aber eure Meinung hätte ich gerne. Reklamieren? Ansonsten finde ich die Uhr toll und momentan bekommt man auch ordentlich Rabatt bei KHS. Aber das Hauptargument für den Kauf war schon die Beleuchtung.

Tolle Seite hier! Newsletter ist bestellt 🙂

Anonym
2 Jahre zurück

Viele der MicroBrands Pollmann, PRAETORIAN, Bomb-Frog alle super kommen aus der selben Schmiede, Viele werden bei Chrono auch gebrandet…

Manfred
2 Jahre zurück

Kleiner, freundlich gemeinter, Hinweis: der Begriff Schreibtischtäter ist vorbelastet – siehe Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Schreibtischt%C3%A4ter

Gruß
Manfred

Daniel
2 Jahre zurück

Hallo, auch MWC ist eine bekante Marke.

Markus
2 Jahre zurück

Hallo, danke für deinen Beitrag. Super interessant. Ich habe eine Junkers 6226, auch mit Traser-Röhrchen im ZB. Leider hat es irgendwie für die Zeiger nicht mehr gereicht. So sieht man zwar die Indexe, aber nicht wie spät es ist. ^^ Naja aber dennoch eine weitere Firma, die Tritium verbaut (hat).

Frank T. aus MZ
3 Jahre zurück

Hi Mario, erst jetzt entdecke ich diesen interessanten Beitrag zu Tritiumgas. Mittlerweile haben sich einige TRASER und eine LUMINOX bei mir eingefunden. Im Grunde spiegelt dieses Verhältnis meine Meinung zur Ernsthaftigkeit und Qualität der diversen Hersteller wieder. Häufig mangelt es schon an einer akzeptablen Wasserdichtigkeit ab 10 bar oder an einem vernünftigen Uhrendurchmesser. Leider ist häufig ein RONDA Quarzwerk mit nicht rundum treffenden Sekundenzeiger und/oder kein Battery-Life-Indikator der Hemmschuh auf dem Weg zu einer perfekten Einsatzuhr. PS: Verlinke noch Deinen Test der TRASER P69 Black Stealth, welche leider mehr Stealth-Schatten bietet als die P66-Modelle. Fashion vs. Einsatzuhr 😉 !

spätburgunder
3 Jahre zurück

Wie sieht es denn aus bei der Revision “alter” T-Swiss-T-Uhren, wird da in der Regel vom Hersteller (wenn die Revision dort stattfindet) das Tritium entfernt?

Anonym
3 Jahre zurück
Antworten...  Mario

Stimmt – da sollte sich auch die Swatch-Group dran halten 🙂

Roland
3 Jahre zurück

PRAETORIAN Uhren fehlen auch, deutsche Marke mit sehr guten H3 Uhren im Angebot. Das Modell Signifer Automatic toppt alle anderen Anbieter um Längen!!

Karsten W.
3 Jahre zurück

Pollmann Innovation als Marke fehlt hier auch.

Jürgen
3 Jahre zurück

Hallo,

ich besitze eine Vostok Europe Lunokhod 2 Grand Chrono 620E529 und finde, die darf hier nicht fehlen. Schon allein wegen der außergewöhnlichen Einbaulage der Röhrchen und deren Reflektoren.

Vielen Dank für den interessanten Artikel!

MfG Jürgen!