Bronze-Uhren hat mittlerweile fast jeder Hersteller im Sortiment – die Modelle versprรผhen eine Menge Retro-Charme und sind nach wie vor sehr beliebt. Meistens bewegen sich diese allerdings im Dunstkreis von Taucheruhren. Was es hingegen eher selten gibt, sind Bronze-Modelle im funktionellen Field Watch-Design. Und genau in dieser Lรผcke platziert der Schweizer Hersteller mb-microtec das Modell traser P67 Officer Pro Automatic Bronze mit ETA 2824 Automatikwerk und dauerhaft leuchtenden Tritium-Rรถhrchen (trigalight), welche mich auf meine Reise in die ewige Stadt Rom begleiten durfte. Gehen wir also „in medias res“…
Eckdaten zur traser P67 Officer Pro Automatic Bronze
- Leuchtelemente: trigalight und SuperLuminova
- Uhrwerk : Schweizer ETA 2824 Automatikwerk
- Zifferblatt in braun oder blau mit Sonnenschliff-Effekt
- Grรถsse: ร 45 mm, Hรถhe 12 mm
- Glas: Saphirglas mit Anti-Reflex-Beschichtung
- Uhrengehรคuse aus Bronze (CuSn8, enthรคlt 92 % Kupfer und 8 % Zinn)
- Armband: Leder mit Vintage-Effekten
- Wasserdichtigkeit : 10 atm / 10 bar bzw. 100 Meter (zum Schwimmen geeignet)
- Swiss Made
- UVP: 849 Euro
trigalight-Uhren: Ein Blick hinter die Kulissen der mb-microtec AG
Wenden wir zunรคchst unseren Blick in die Schweiz: Dort sitzt die mb-microtec AG, das Mutterhaus der Marken traser und trigalight. Das Wรถrtchen „microtec“ im Firmennamen kommt nicht von ungefรคhr: Das in der Nรคhe von Bern ansรคssige Familienunternehmen ist spezialisiert auf winzig kleine, hermetisch versiegelte Glasrรถhrchen, die dank Tritium-Gas dauerhaft leuchten (sogenannte GTLS-Technologie, Gaseous Tritium Light Source). Mit anderen Worten brauchen die Tritium-Rรถhrchen aus der Produktion von mb-microtec keinerlei externe Energiequelle, um sich aufzuladen und Licht abzugeben.
Aus der Kategorie „Angeberwissen„: Technisch steckt die sogenannte Radiolumineszenz dahinter, d.h. die wรคhrend des radioaktiven Zerfalls vom Tritiumgas emittierenden Elektronen (Beta-Strahlung) aktivieren den farbigen Leuchtstoff (Phosphor) auf der Innenseite des Glases permanent…
Die mb-microtec AG ist mit groรem Abstand Marktfรผhrer im Bereich dieser selbstleuchtenden Mini-Glasrรถhrchen, die in allen mรถglichen Gebieten Anwendung finden – neben Uhren beispielsweise auch bei Einsatzkrรคften (z.B. Feuerwehr) oder in der Luftfahrt. Daher verwundert es auch nicht, dass die Schweizer investiert haben, um 2018 einen neuen, hochmodernen Hauptsitz in Niederwangen (bei Bern) zu erรถffnen. Da rollt der Rappen! ๐
Hier einige Impressionen aus dem Neubau, in dem rund 70 Fachkrรคfte beschรคftigt werden:
Schauen wir uns die Produktion der mit Tritium gefรผllten Rรถhrchen noch etwas genauer an: Im ersten Schritt werden die Glasrรถhrchen erhitzt und dann in den gewรผnschten Durchmesser geformt. Denn je nach Anwendungsfall werden natรผrlich unterschiedliche Grรถรen benรถtigt: Fรผr EXIT-Markierungen fรผr Fluchtwege in Hotels & Co. sind die Durchmesser natรผrlich grรถรer als bei Uhren-Indizes. Der kleinstmรถgliche Innendurchmesser fรผr trigalight-Rรถhrchen liegt bei hauchzarten 0,1 mm, was dem Durchmesser eines menschlichen Haares (!) entspricht.
Anschlieรend werden die Rรถhrchen auf der Innenseite mit Leuchtfarbe beschichtet. Jede Regenbogenfarbe ist hierbei mรถglich, der Dauerbrenner ist allerdings grรผn, da diese am intensivsten durch das menschliche Auge wahrgenommen wird. Bei Taucheruhren hingegen ist eine blaue Beschichtung sinnvoll, da blau unter Wasser kontrastreicher wahrgenommen wird als grรผn.
Entscheidend ist die darauf folgende Befรผllung mit Tritiumgas (chemisches Element H3) und natรผrlich die luftdichte Versiegelung der Rรถhrchen. Denn: Das Tritium sorgt dafรผr, dass die Farb-Beschichtung an der Innenseite der Glasrรถhrchen รผber Jahre hinweg permanent aktiviert wird. mb-microtec spricht von einer Lebensdauer von รผber 10 Jahren.
Tritium ist zwar radioaktiv, die winzigen Mengen in den Rรถhrchen einer Uhr sind aber natรผrlich nicht gesundheitsschรคdlich – selbst dann nicht, sollten mal Rรถhrchen zu Bruch gehen. Denn: gasfรถrmiges Tritium verflรผchtigt sich mit 3 Metern pro Sekunde irre schnell. Einatmen ist damit sehr sehr unwahrscheinlich.
Und jetzt noch mehr aus der Kategorie Angeberwissen: Die potenzielle Dosis der Strahlenexposition im Falle kaputter trigalight-Rรถhrchen ist rund 1000-mal geringer als die so genannte โnatรผrliche Strahlungโ. Zu abstrakt? Ok, ok, hier ein kleines Beispiel: Futtert ihr ein Jahr lang jeden Tag eine Banane, wรผrdet ihr mehr Strahlung aufnehmen als wenn ihr 100% des Tritiums einer traser Uhr einatmen wรผrdet. Und nein, dafรผr mรผssen es keine Bananen aus Tschernobyl sein – das gesunde Obst enthรคlt das radioaktive Isotop 40K, welches die Bananenstaude รผber den Dรผnger im Boden aufnimmt.
Ein Tritium-Rรถhrchen zerstรถren? Das mรผsste man ohnehin erst mal „schaffen“: Ich habe bei meinem Ausflug nach Rom die traser P67 Bronze (leider) einem unbeabsichtigten Sturz-Test unterzogen – die Uhr ist mir beim Versuch ein Foto im Kolosseum zu machen aus รผber einem Meter Hรถhe ungebremst auf den Steinboden geknallt. Mea culpa! Zum Glรผck ist so gut wie gar nichts passiert – mehr als minimale Kratzerchen, die dank Patinierung ein paar Tage spรคter auch kaum noch zu sehen waren, sind nicht geblieben. Das spricht fรผr die Robustheit des Modells.
Aber zurรผck zur trigalight-Produktion: Natรผrlich mรผssen die kleinen Rรถhrchen auch noch auf die richtige Lรคnge gestutzt werden. Zu diesem Zweck hat mb-microtec einen CO2-Prรคzisionslaser entwickelt, mit dem diese zurechtgeschnitten, abgeschmolzen und luftdicht versiegelt werden.
Danach wird jedes einzelne Rรถhrchen einer Qualitรคtskontrolle unterzogen. Die fertigen trigalight-Rรถhrchen sind dann bereit fรผr die unterschiedlichsten Anwendungen, u.a. in der Luft- und Raumfahrt und natรผrlich in den Uhren der hauseigenen Marke traser. Die trigalight-Rรถhrchen werden dabei entweder mit elastischen Klebstoffen (z.B. Silikone) oder Spezial-Klebefolie auf den Zifferblรคttern sicher befestigt.
Hier einige Eindrรผcke von der Uhrenproduktion bei traser, bei der natรผrlich die trigalight-Rรถhrchen fester Bestandteil sind:
Ein paar weitere, bewegte Bilder aus der Produktion gibt’s hier:
Trage-Test: traser P67 Officer Pro Automatic Bronze
Auch bei der traser P67 Officer Pro Automatic Bronze wurden natรผrlich die kleinen trigalight-Rรถhrchen zum Einsatz, um ein Ablesen der Uhr im Dunkeln zu ermรถglichen. Das trigalight wird bei der traser P67 Officer Pro Automatic Bronze mit SuperLuminova kombiniert (die Ziffern, das Dreieck auf „12“ Uhr und als Ergรคnzung zum trigalight auf den Zeigern und bei den Indizes). Auf den folgenden Nahaufnahmen ist die SuperLuminova Leuchtmasse und das trigalight gut zu erkennen. Man beachte auch den genialen, feinen Sonnenschliff des braunen Zifferblattes (eine Variante mit blauem Zifferblatt ist ebenfalls erhรคltlich):
Gut zu wissen: Voll aufgeladene SuperLuminova leuchtet zwar stรคrker als trigalight, allerdings nur sehr kurz – nach 5 Minuten ist SuperLuminova meistens bereits merkbar erschรถpft. Nach mehreren Stunden ist kaum noch etwas von der SuperLuminova รผbrig, wรคhrend trigalight naturgemรคร mit gleichmรครiger Leuchtkraft weiterstrahlt.
Man beachte hinsichtlich der Leuchtkraft auch das orange trigalight auf „12“ Uhr sowie eine richtig coole Besonderheit: Eine ringsum laufende, lumineszierende Glasdichtung. Alles in allem ist die Optik der Uhr auch im Dunkeln einfach genial:
Das Gehรคuse der traser P67 Pro Officer Automatic Bronze besteht aus CuSn8 und enthรคlt 92% Kupfer und 8% Zinn. Das Gehรคuse nimmt mit der Zeit durch รคuรere Einflรผsse wie beispielsweise Schweiร eine Patina an, die den Retro-Charakter des Modells untermauert. Mir persรถnlich ist CuSn8 immer lieber als sogenannte Mehrstoffbronze, welche zum Beispiel von Tudor bei der Black Bay Bronze eingesetzt wird – die fรผr das Tudor-Gehรคuse eingesetze Aluminiumbronze nimmt nรคmlich kaum Patina an und grade das macht den Charme einer Bronze-Uhr ja aus.
Passend zur Bronze-Patina kommt das braune, sehr weiche Lederband in einem richtig schicken Antik-Look – toll! Allerdings dรผrfte das Band gerne etwas lรคnger sein: An den warmen bis heiรen Ausflugstagen in Rom ist mein Handgelenk ordentlich angeschwollen, sodass ich tatsรคchlich im letzten bis vorletzten Loch des Bandes angekommen war. Ich hoffe einfach, dass die rรถmische Pizza und Pasta nicht allzu sehr bei mir am Handgelenk ansetzt… ๐
Mit 45 mm Durchmesser ist die traser P67 Bronze alles andere als eine zurรผckhaltende Uhr, die Prรคsenz am Handgelenk ist enorm. Dank einer vergleichsweise schlanken Bauhรถhe und einer flachen, gut integrierten Krone, ist der Tragekomfort aber trotzdem sehr gut – ich habe die Uhr an drei Tagen und bei Temperaturen von bis zu 28 Grad fรผr jeweils rund 12 Stunden am Arm gehabt und hatte zu keinem Zeitpunkt ein stรถrendes Gefรผhl.
In der traser P67 Pro Officer Bronze Tickt ein bewรคhrter und robuster Klassiker, das Schweizer ETA 2842 Automatikwerk. Mit -2 Sekunden pro Tag bringt es eine gute Ganggenauigkeit auf meine Zeitwaage. Punktabzug gibt’s allerdings fรผr die nicht vorhandene Dekoration des Rotors – wie geil wรคre beispielsweise ein Kupfer-Rotor mit tiefer traser-Gravur? Schade!
Summa sumarum ist die traser P67 Officer Pro Automatic Bronze hinsichtlich Optik, Robustheit (siehe ungewollter Sturz-Test), Eckdaten (ETA 2824, Saphirglas…) und Optik „in optima forma“. Der Preis ist mit 849โฌ vielleicht nicht grade schnรคppchenverdรคchtig, die Uhr ist es aber Wert – denn man darf nicht vergessen, dass traser mit den trigalight-Rรถhrchen ein cooles, selbst entwickeltes Feature an Bord hat, welches einen guten Alltagsnutzen bietet. Und wer etwas stรถbert findet die Uhr vielleicht auch mit etwas Rabatt: Bei Olfert sind Stand September 2019 beispielsweise immerhin 12% drin.
Tipp: Auf meinem Blog findet ihr viele weitere Informationen zu Bronze-Uhren oder Artikel รผber spezielle Bronze-Modelle. Klickt euch gerne mal durch ๐
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„Allerdings dรผrfte das Band gerne etwas lรคnger sein:“ >>> Es gibt unzรคhlige Hersteller, die Armbรคnder liefern, die etwas zu kurz sind. Diese Ignoranz gegenรผber der Marktnachfrage zeigt die unglaubliche Arroganz dieser Hersteller, zumal es nichts kostet, immer zwei Armbandlรคngen anzubieten, die zusammen den Bereich des Handgelenks von, sagen wir, 16 cm bis 20 cm abdecken wรผrden! Im Uhrenforum kann man oft sรคuerliche Bemerkungen zu diesem Problem lesen, aber es รคndert sich nichts!!! Danke, Mario!
Hi Mario! *reviewausgrab*
Ich hatte mir damals, nicht zuletzt aufgrund dieses Reviews, die P67 Officer Pro Automatic mit blauem Blatt zugelegt. Bronze & martimes Blau matcht imo perfekt. Die hier verwendete Legierung neigt glรผcklicherweise nicht zu starker Patina. Dennoch kommt die Uhr groรzรผgig verklebt, um vorzeitiges Anlaufen zu vermeiden. Die Uhr ist bzw. wirkt durch ihr groรes Zifferblatt grรถรer als 45mm Durchmesser vermuten lassen. Imo sollte Mann schon ca. 18,5 cm Armumfang an der Uhr haben, gerne mehr.
Schรถnen Gruร, Frank