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Ahh, die auf europรคische Mรคrkte ausgerichtete Marke des russischen Herstellers Vostok! Sรคtze wie diese muss sich der Kopf hinter Vostok Europe, Igor Zubovskij, (fรคlschlicherweise) sicher รถfter anhรถren. Tatsรคchlich entstand der damals wie heute in Vilnius, der Hauptstadt Litauens, ansรคssige Vostok Europe-Produzent Koliz Vostok UAB im Jahre 2004 aus einem Joint Venture mit dem russischen Hersteller ะ’ะžะกะขะžะš (kyrillisch fรผr Vostok = Osten), dessen Ursprung wiederum auf die Uhrenfabrik Tschistopol im Zweiten Weltkrieg zurรผckzufรผhren ist.

Aber: Heute besteht zwischen Vostok und Vostok Europe keinerlei Verbindung mehr – weder wirtschaftlich noch hinsichtlich der Technik (Kaliber). Vor allem auch beim Design hat sich Vostok Europe in den letzten Jahren, zum Beispiel durch den Einsatz von Tritium-Rรถhrchen, emanzipiert. Ein guter Grund fรผr einen genaueren Blick auf Vostok Europe und drei aktuelle Modelle des litauischen Herstellers…

รœber Vostok Europe Uhren

Kommen wir kurz zu einer geschichtlichen Einordnung: Im Zuge der EU-Erweiterung 2004 wurde die ehemalige Sowjetrepublik Litauen, die Grenzen zu Polen, Lettland und WeiรŸrussland hat, Mitglied der Europรคischen Union und der NATO. Nun kann man die EU, die NATO-Mitgliedsstaaten und die heutige Russische Fรถderation bekanntermaรŸen nicht unbedingt als Busenfreunde bezeichnen.

Vostok (ohne „Europe“) aus Tschistopol, 15 Autostunden รถstlich von Moskau und damit tief im Herzen Russlands, versprach sich in den Anfangsjahren von der Zusammenarbeit mit Vostok Europe daher sicherlich einen gewissen Zugang zum europรคischen Markt. Auf der anderen Seite durfte sich Vostok Europe รผber die Lieferungen russischer Kaliber freuen – und so fanden die ursprรผnglich exklusiv fรผr Vostok Europe entwickelten Kaliber 2426 und 2432 Einzug in die allerersten Vostok Europe-Modelle wie die Dreizeigeruhr K3 Submarine, die nach dem gleichnamigen sowjetischen U-Boot benannt wurde.

Heute ist Vostok Europe wirtschaftlich vรถllig unabhรคngig von Vostok aus Tschistopol – was Vostok Europe auch gerne betont, um keine unnรถtigen Verwechslungen zu beschwรถren. Weder verwandt noch verschwรคgert kรถnnte man also auch sagen. Eine gewisse russische DNA ist bei Uhren von Vostok Europe zwar nicht von der Hand zu weisen – so wurden bisher (fast) alle Modelle unter einem bestimmten Thema rund um technologische Entwicklungen in der sowjetischen Geschichte lanciert (dazu spรคter mehr).

Allerdings ist das Design von Vostok Europe dank eigener Designabteilung รผberaus eigenstรคndig und deutlich moderner. Russische Kaliber kommen auรŸerdem gar nicht mehr zum Einsatz.

Die Vostok Europe-Produktion findet damals wie heute im eigenen Hause, das heiรŸt mit einem eigenen Uhrmacher-Team in Vilnius statt (u.a. Montage, Tests in der Druckkammer, Feinregulierung, Qualitรคtskontrolle). Vostok Europe zรคhlt mittlerweile fast 30 Mitarbeiter und kommt auf einen Jahresumsatz von knapp 4 Millionen Euro – eine durchaus beachtliche GrรถรŸe fรผr einen Uhrenhersteller und ein Indiz dafรผr, dass das Konzept der Litauer gut ankommt.

(zum VergrรถรŸern bitte klicken)

Unter dem Claim watches for going to extremes will Vostok Europe vor allem die Robustheit der Modelle hervorheben. Dazu passend wurden auch die Markenbotschafter ausgesucht: So ist beispielsweise der aus Litauen stammende Rally-Fahrer Benediktas Vanagas seit 2014 Markenbotschafter. Auch der Stuntpilot Jurgis Kairys ist als Markenbotschafter an Bord.

*Hinweis / Reklame
Seit mittlerweile fast 20 Jahren ist die P. Maier GmbH der zuverlรคssige Partner fรผr litauische und russische Uhrenmarken. Das Unternehmen ist unter anderem der offizielle Vertreter der Marken Vostok Europe, Sturmanskie und Slava in Deutschland. Neben dem Vertrieb der Uhren, schรคtzen Kunden die P. Maier GmbH auch als Ansprechpartner fรผr die Gewรคhrleistung/Garantie, Ersatzteilbeschaffung sowie Sonderanfertigungen auf Wunsch.

Vostok Europe Uhren x mb-microtec

Seit 2009 arbeitet Vostok Europe mit der Schweizer mb-microtec AG zusammen, dem unangefochtenen Platzhirsch im Bereich selbstleuchtender Tritium-Rรถhrchen.

Diese basieren auf der modernen, sogenannten GTLS-Technologie (Gaseous Tritium Light Source), gut erkennbar an den Kennzeichnungen H3 und T25 auf dem Ziffernblatt. Es handelt sich dabei um wenige Millimeter kleine und hermetisch versiegelte Rรถhrchen aus Borosilikatglas, die mit Tritium-Gas befรผllt sind.

Die Innenseite der Glasrรถhrchen ist auรŸerdem mit verschiedenfarbigen Leuchtstoffen beschichtet. Wรคhrend des radioaktiven Zerfalls des Tritiumgases aktiviert die Beta-Strahlung diesen Leuchtstoff (Phosphor). Je nach Phosphor-Beschichtung sind somit verschiedene Farben mรถglich (z.B. Orange, Rot oder Blau).

Der Clou an der GTLS-Technologie: Die mit Tritiumgas gefรผllten Rรถhrchen benรถtigen keinerlei externe Energiequelle, um sich aufzuladen und spรคter Licht abzugeben โ€“ anders als bei der gรคngigen Leuchtmasse Super-Luminova, die beispielsweise รผber das Sonnenlicht โ€žaufgeladenโ€œ werden muss, bevor sie leuchten kann. Die Leuchtdauer von Super-Luminova ist stark abhรคngig von der Dauer und der Intensitรคt der Lichtquelle und variiert zwischen Minuten und Stunden. Tritium-Rรถhrchen hingegen leuchten konstant fรผr รผber 10 Jahre.

Vostok Europe setzt mittlerweile fast nur noch auf Tritium-Rรถhrchen, um die Ablesbarkeit im Dunkeln zu ermรถglichen und (wie wir gleich sehen werden) dem Design eine spezielle Note zu verleihen – und das ist durchaus eine Besonderheit, denn nur wenige Hersteller setzen auf diese Technologie, darunter die mb-microtec-hauseigene Marke traser, Luminox und eine Handvoll weiterer…

Vostok Europe im Hands-On

Vostok Europe Lunokhod 2 Automatik und Quarz-Chronograph

Vostok Europe-Uhren stehen typischerweise unter dem Motto einer technologischen Errungenschaft der Sowjetunion. So wurde die Vostok Europe Lunokhod 2 nach dem gleichnamigen unbemannten sowjetischen Mondmobil (russ. ะ›ัƒะฝะพั…ะพะด), das in den 70er Jahren im Rahmen des Luna-Programms den Mond erforschte, benannt.

Mondmobil-Gravur auf dem Gehรคuseboden

Die erste Lunokhod-Serie wurde bis 2009 produziert und dann im Jahre 2013 in Form der Lunokhod 2 neu aufgelegt. Passenderweise hat Vostok Europe die Lunokhod 2 im selben Jahr auf einen Jungfernflug in die Stratosphรคre geschossen, um die Robustheit des „neuen alten“ Modells zu unterstreichen โ€“ in eine Hรถhe von fast 20 Kilometern (und ja, die Uhr hat laut Vostok Europe Beschleunigung, das Stratosphรคren-Vakuum, -44 Grad Celsius & Co. unbeschadet รผberstanden).

Die Vostok Europe Lunokhod 2 ist auch heute noch erhรคltlich: sowohl als Dreizeiger-Automatik (Seiko NH35A) als auch als Chronographen-Variante mit Quarz-Kaliber (Seiko Epson YM86).

Lunokhod in der Stratosphรคre (2013)

Die Lunokhod 2-Modelle kommen – neben innenliegenden Super-Luminova-Indizes im Sandwich-Design – mit dem oben beschrieben Tritium als Leuchtquelle. Das Besondere: Die Tritium-Rรถhrchen sind senkrecht nach oben angeordnet – das sieht richtig genial aus und mir ist auch keine andere Uhrenmarke bekannt, welche die Tritium-Rรถhrchen in der Form anordnet. Die Tritium-Indizes auf 12-3-6-9 leuchten dabei zur besseren Unterscheidung grรผn, die anderen dazwischenliegenden gelb-orange.

Mit 49 mm Durchmesser (56 mm Horn-zu-Horn) ist die Vostok Europe Lunokhod 2 ein ziemlicher Brummer, das Gehรคuse ist ein richtig massiver Klotz Stahl, was sich auch beim Gewicht bemerkbar macht (fast 200 Gramm am Silikonband; sowohl Quarz-Chronograph als auch Dreizeiger-Automatik teilen sich exakt dasselbe Gehรคuse). Wie man den Wristshots unten entnehmen kann muss man nicht unbedingt der Vostok Europe-Markenbotschafter Marcin Tybura, Mixed Martial Arts UFC-Schwergewichtler sein, um die Lunokhod 2 tragen zu kรถnnen (jup, die Wristshots unten sind von mir; und nein, ich betreibe keine Vollkontakt-Kampfsportart) – wer allzu dรผnne Spargelรคrmchen hat, sollte sich aber den Kauf des Modells sehr genau รผberlegen und ggf. kleinere Vostok Europe-Modelle in Betracht ziehen (z.B. die SSN-571, dazu gleich mehr).

Marcin Tybura

Auch die Gehรคusehรถhe ist mit 17,5 mm nicht ganz ohne – Vostok Europe nutzt den dadurch entstehenden, groรŸzรผgigen Platz auf der linken Gehรคuseflanke fรผr eine Gravur der Seriennummer (limitiert, x von 3000 Stรผck) sowie ein Helium-Ventil.

Viele denken, dass ein Heliumventil eine Uhr per se wasserdichter macht. Das ist aber nicht wirklich korrekt bzw. gibt nur die halbe Wahrheit wider: Ein Heliumventil ist eine Art Sicherheitsventil, das typischerweise bei Taucheruhren zum Einsatz kommt und in Phasen des abnehmenden Druckes, also beim Auftauchen, fรผr einen Druckausgleich sorgt. Oder anders gesagt: Wenn der รœberdruck im Inneren der Uhr einen bestimmten Wert erreicht, so wird das Rรผckschlagventil an der Gehรคuseflanke automatisch aktiviert, damit Helium aus dem Gehรคuse entweichen kann. Der Druck wird dadurch automatisch ausgeglichen und ein Abplatzen des Glases verhindert. Wer gerne kocht, kennt dieses Prinzip wahrscheinlich โ€“ ein Schnellkochtopf macht im Wesentlichen nix anderes: Ist der Druck im Topf durch den Wasserdampf zu hoch, so entweicht durch das Rรผckschlagventil ein Teil des Dampfes.

Sportliches Detail: Das Helium-Ventil ist – genau wie die Schrauben zum schnellen Bandwechsel (dazu spรคter mehr) – von einem roten Ring umrandet.

In der Vostok Europe Lunokhod 2 Chronograph tickt das Quarzwerk Seiko Epson YM86 mit Wochentags- und 24-Stunden-Anzeige. In der schlichteren Dreizeiger-Automatikvariante wiederum tickt das Automatikkaliber NH35A aus dem japanischen Hause Seiko TMI. Das NH35, im Hause Seiko auch bekannt als 4R35 (siehe z.B. Seiko Turtle), gilt als robuster und zuverlรคssiger „Traktor“, mit dem ich selbst schon ausfรผhrliche, jahrelange Erfahrungen machen konnte. An Bord sind 21600 bph, eine StoรŸsicherung und ein Sekundenstopp bei gezogener Krone. Im Falle der Vostok Europe Lunokhod 2 ist das NH35A mit einer Ganggenauigkeit von +5,3 Sekunden pro Tag sehr gut (f)einreguliert.

Eckdaten Vostok Europe Lunokhod 2 (Automatik bzw. Quarz-Chronograph):*

  • Kaliber: Seiko NH35A Automatik (Dreizeiger-Variante) oder Seiko Epson YM86 (Chronograph)
  • Indizes: Tritiumgas-Rรถhrchen
  • Gehรคusematerial: Edelstahl
  • Durchmesser: 49 mm
  • Hรถhe: 17,5 mm
  • Horn-zu-Horn: 56 mm
  • BandanstoรŸ 25 mm
  • Wasserdichtigkeit: 30 bar / 300 Meter
  • Glas: Gehรคrtetes K1 Mineralglas
  • Gewicht: ca. 190 Gramm (am Silikonband)
  • Inklusive Dry Box
  • Krone und Boden verschraubt
  • Preis: 719โ‚ฌ bzw. 814โ‚ฌ

Vostok Europe SSN-โ€‹571 Nuclear Submarine Automatik Bronze

Das Modell SSN-571 ist eines der neueren Modelle von Vostok Europe und das erste, das nicht nach einer technologischen Entwicklung in der Sowjetunion benannt ist, sondern nach einer US-amerikanischen – konkret dem 1954 zu Wasser gebrachten, allerersten nukleargetriebenem U-Boot der Welt USS Nautilus SSN-571 (sorry, ich meine natรผrlich „Nukular! Das Wort heiรŸt nukular!„)

Man darf diesen Schritt vermutlich so interpretieren, dass sich Vostok Europe noch weiter von den russischen Genen emanzipieren mรถchte. Auf jeden Fall mehr als gelungen ist der Gehรคuseboden der Vostok Europe SSN-โ€‹571 Automatik Bronze – der beherbergt eine tiefe, reliefartige Gravur des U-Bootes SSN571.

Beim Design wurden einige Parallelen zum namensgebenden Atom-U-Boot SSN-571 gezogen. So entstand die Gestaltung der Zeiger in Anlehnung an die Bordinstrumente. Besonders ins Auge sticht auch das schicke, tรผrkisfarbene Wellenmuster des Zifferblatt-Innenbereiches, der auch die Silhouette des U-Bootes SSN-571 beherbergt. Im AuรŸenbereich verbindet eine Eisenbahnminuterie die feinen Tritiumgas-Rรถhrchen.

Des Weiteren wurde die Form des Uhrengehรคuses der Hรผlle des Kernreaktors nachempfunden, der die Energie fรผr den Antrieb und die Bordsysteme des namensgebenden U-Bootes bereitstellt – gut erkennbar an der hohen, griffigen Lรผnettenseite.

Bronze, eine Kupfer-Zinn-Legierung, als Gehรคusematerial passt ebenfalls ganz hervorragend zum U-Boot-Thema: Kupferlegierungen finden beim Bau von seewasserfรผhrenden Rohrsystemen in der maritimen und Offshore-Industrie ein breites Anwendungsgebiet. Auch Taucherhelme wurden frรผher aus Bronze gefertigt.

Der Charme von Uhrengehรคusen aus Bronze ist insbesondere, dass sich eine sogenannte Patina auf der Oberflรคche bildet. Dieser z.B. durch Feuchtigkeit oder Hitze bedingte Alterungseffekt schรผtzt die Bronze wie eine Haut vor weiterer Korrosion – und verleiht einer Uhr gleichzeitig eine sehr coole individuelle (Retro-)Optik.

Zum Einsatz kommen natรผrlich wieder die bekannten Rรถhrchen mit dem radioaktiven Betastrahler Tritium. Wie auch beim Modell Lunokhod 2 sind die Tritium-Rรถhrchen senkrecht auf den Stundenpositionen 1 bis 12 angeordnet.

Normalerweise ist die Entscheidung, was fรผr ein Band man an eine Bronze-Uhr macht, ein No-Brainer – an einem schรถnen Lederband (optimalerweise im Vintage-Look) fรผhrt eigentlich kein Weg vorbei. Neben einem Lederband in derselben Farbe wie das Zifferblatt, liegt der Vostok Europe SSN-โ€‹571 Nuclear Submarine Automatik Bronze aber auch noch ein superflexibles und dadurch sehr angenehm zu tragendes, Allergiker-freundliches Silikonband bei, das optisch meiner Meinung nach mindestens genauso gut passt.

Mit dem beiliegenden Schraubendreher (oder alternativ einer 1 Cent-Mรผnze) lรคsst sich das Band ratzfatz wechseln (gleich mehr zu den Bandwechseln bei Vostok Europe im Allgemeinen). Mit 46 mm Durchmesser und 15,6 mm Hรถhe ist die Vostok Europe SSN-571 Bronze ebenfalls nicht grade klein, im Vergleich zur Lunokhod 2 aber relativ human dimensioniert – zumal das Gehรคuse nach oben hin zulรคuft, wodurch der Lรผnettendurchmesser oben ca. 43 mm betrรคgt. Das Modell wirkt dadurch deutlich kleiner.

In der Vostok Europe SSN-โ€‹571 Nuclear Submarine Automatik Bronze tickt ebenfalls das Automatikkaliber NH35A von Seiko TMI – mit einer Ganggenauigkeit von ordentlichen +6,9 Sekunden pro Tag.

Eckdaten Vostok Europe SSN-โ€‹571 Nuclear Submarine (Ref. 571O609):*

  • Kaliber: Seiko NH35A Automatik
  • Indizes: Tritiumgas-Rรถhrchen
  • Gehรคusematerial: Bronze
  • Durchmesser: 46 mm
  • Hรถhe: 15,6 mm
  • Horn-zu-Horn: 55 mm
  • BandanstoรŸ 22 mm
  • Wasserdichtigkeit: 30 bar / 300 Meter
  • Glas: Gehรคrtetes K1 Mineralglas
  • Gewicht: 150 Gramm (am Silikonband)
  • Inklusive Dry Box
  • Preis: 739โ‚ฌ

Vostok Europe Uhren: Energia Rocket Automatik Power Reserve

Die fรผr dieses Modell namensgebende Energia (auch: Energija, russisch ะญะฝะตั€ะณะธั) war eine sowjetische Trรคgerrakete, die entwickelt wurde, um schwere Nutzlasten wie Raumfรคhren in den Orbit zu kutschieren. Nachdem die Energia am 15. Mai 1987 erfolgreich getestet worden war, erfolgte am 15. November 1988 der erste und einzige Start mit der Raumfรคhre Buran 1.01 – der unbemannte Flug wurde nach zwei Erdumkreisungen erfolgreich mit einer automatischen Landung abgeschlossen.

Ein echter Blickfang beim Zifferblatt des Modells Vostok Europe Energia Rocket Automatik Power Reserve ist insbesondere das plastisch wirkende, konzentrische Muster, das sich ganz hervorragend mit den spitz zulaufenden, applizierten und mit Tritium-Rรถhrchen belegten Indizes ergรคnzt. Die graue Zifferblattfarbe hat auรŸerdem ein paar schรถne gelbe Farbakzente spendiert bekommen, die vom Minutenzeiger und der Lรผnette aufgegriffen werden.

Vostok Europe Energia am Lederband

Anhand des Modells Vostok Europe Energia Rocket mรถchte ich noch kurz den Bandwechsel demonstrieren, der ein charakteristisches optisches wie funktionales Merkmal vieler Vostok Europe-Modelle ist: Der รผbergroรŸen Box liegt ein kleiner Sechskantschraubendreher bei, mit dem man die verschraubten Stege lรถsen kann. Das funktioniert nicht nur tadellos, sondern ist – ohne zu รผbertreiben – die mit Abstand coolste Art ein Band zu wechseln, die mir bei einer Uhr bisher untergekommen ist. Auch optisch passt der Mechanismus ganz hervorragend zur martialischen Optik von Vostok Europe-Uhren.

Die Vostok Europe Energia Rocket Automatik Power Reserve ist mit 48 mm Durchmesser und 17 mm Hรถhe fast so groรŸ wie das Modell Lunokhod 2. Wer also Spargelarme hat, sollte eher kleinere Vostok Europe-Modelle ins Auge fassen – 19 cm Handgelenkumfang sollten es fรผr das Modell Energia Rocket schon mindestens sein.

Am Silikon- oder dem pflanzlich gegerbten Lederband aus einer kleinen italienischen Manufaktur ist der Tragekomfort trotz des Durchmessers in Ordnung. Optisch ungewรถhnlich ist dabei die „Dreiteilung“ des Bandes am AnstoรŸ.

Ziemlich beeindruckend ist das optional erhรคltliche Stahlband, das extrem massiv und haptisch ziemlich genial ist. In dieser Preisklasse sind solche tollen Stahlbรคnder alles andere als eine Selbstverstรคndlichkeit – das Stahlband hat aber auch seinen Preis (und ich rede nicht von Euros): Dadurch, dass es 26 mm breit ist und sich auch nicht verjรผngt, wiegt es alleine (also ohne „Uhrenkopf“) schon fast 200 Gramm – ungefรคhr so viel wie die Omega Seamaster 300m am Stahlband.

Auch ein Blogger weiรŸ nicht immer alles – und so musste ich erst mal zum Innenleben der Vostok Europe Energie Rocket, das Seiko Epson YN84 mit Gangreserve- und 24-Stunden-Anzeige, recherchieren. Gefunden habe ich: Nicht wirklich viel. Der Hersteller ist aber kein unbekannter Name: Seiko Epson hat zwar mit der Seiko Watch Co., die man beispielsweise von beliebten Modellen wie der Seiko Turtle oder der Seiko 5 Sports Automatik kennt, offiziell keine direkte wirtschaftliche Verbindung, Seiko Epson ist aber das Mutterhaus hinter den รผberaus beliebten Uhren-Marken Orient und Orient Star. Und da Modelle von Orient (Star) als charakteristisches Merkmal hรคufig eine Gangreserveanzeige an Bord haben, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um ein fรผr Vostok Europe umgebautes Orient-Kaliber aus der F6-Reihe handelt. Das bestรคtigt auch der Blick auf Eckdaten wie die Gangreserve (รผber 40 Stunden) und die Frequenz (21600 bph).

So oder so: Dass Vostok Europe quasi ein Orient-Kaliber nutzt, sind definitiv gute Nachrichten, denn die von Orient im eigenen Haus produzierten Werke gelten als robust, zuverlรคssig und langlebig. Mit einer Ganggenauigkeit von +6,7 Sekunden pro Tag ist das Kaliber auรŸerdem mehr als ordentlich feinreguliert worden.

Eckdaten Vostok Europe Energia Rocket Automatik Power Reserve (Ref. YN84-โ€‹575A539):*

  • Kaliber: Seiko Epson YN84 Automatik
  • Indizes: Tritiumgas-Rรถhrchen
  • Gehรคusematerial: Edelstahl
  • Durchmesser: 48 mm
  • Hรถhe: 17 mm
  • Horn-zu-Horn: 60 mm
  • BandanstoรŸ 26 mm
  • Wasserdichtigkeit: 30 bar / 300 Meter
  • Glas: Gehรคrtetes K1 Mineralglas
  • Gewicht: 170 Gramm (am Silikonband), das optional erhรคltliche Edelstahlband wiegt ca. 200 Gramm
  • Inklusive Dry Box
  • Preis: 819โ‚ฌ

Vostok Europe Uhren – Fazit

Auffรคllig, extrovertiert, wuchtig und massiv sind sicherlich passende Adjektive, um Uhren von Vostok Europe zu umschreiben. Alles in allem hebt sich das Design stark von anderen Marken ab – man findet eigentlich nichts Vergleichbares. Und alles, was sich vom Uhren-Einheitsbrei abhebt, finde ich grundsรคtzlich mehr als begrรผรŸenswert. Auch Haptik und Qualitรคt passen zu den aufgerufenen Preisen. Den Claim watches for going to extremes nehme ich dem litauischen Hersteller definitiv ab (mit eigentlich unnรถtigen Abstrichen, dazu gleich mehr).

Sogar die Box passt zum Claim: Alle hier vorgestellten Vostok Europe-Modelle kommen in einer Box in stattlicher GrรถรŸe und mit ordentlichem Gewicht – ehrlich gesagt war mein erster Gedanke, dass ich diese Art von Boxen mittlerweile schon bei vielen Herstellern gesehen habe. Ich bin auรŸerdem ohnehin kein allzu groรŸer Fan von extravaganten Boxen, da die Uhren selbst dadurch meiner Meinung nach nur unnรถtig verteuert werden und (wenn man mal ehrlich ist) Boxen doch ohnehin nur irgendwo in einer dunklen Ecke verstauben. Die Boxen der Vostok Europe-Uhren haben es mir aber dann doch angetan: Es handelt sich dabei nรคmlich um echte Dry Boxes bzw. Diving Boxes, also Hartschalenkoffer, die tatsรคchlich dank dem Einsatz professioneller Dichtungen wasserdicht und stoรŸfest sind. Das Innenleben (der Schaumstoff) lรคsst sich auรŸerdem komplett entfernen, wodurch man die Box super zur staubfreien Aufbewahrung von Bรคndern und dergleichen nutzen kann. Prรคdikat: Saucool.

*Hinweis / Reklame
Seit mittlerweile fast 20 Jahren ist die P. Maier GmbH der zuverlรคssige Partner fรผr litauische und russische Uhrenmarken. Das Unternehmen ist unter anderem der offizielle Vertreter der Marken Vostok Europe, Sturmanskie und Slava in Deutschland. Neben dem Vertrieb der Uhren, schรคtzen Kunden die P. Maier GmbH auch als Ansprechpartner fรผr die Gewรคhrleistung/Garantie, Ersatzteilbeschaffung sowie Sonderanfertigungen auf Wunsch.
Vostok Europe-Drybox

AbschlieรŸend sei aber auch etwas Kritik erlaubt: Vostok Europe setzt grundsรคtzlich nicht auf Saphirglas (was gรคngig ist in dieser Preisklasse), sondern auf ein durch Wรคrmebehandlung gehรคrtetes K1-Mineralglas. K1-Mineralglas ist mit einer Hรคrte von ungefรคhr 7 Mohs zwar deutlich weniger empfรคnglich fรผr Kratzer als „normales“ Mineralglas (ca. 4-5 Mohs), aber auch merkbar kratzempfindlich als Saphirglas (9 Mohs).

Vostok Europe hat sich dennoch bewusst fรผr K1 Mineralglas entschieden, da dieses im Falle einer starken Krafteinwirkung in der Regel „nur“ Risse bekommt, wรคhrend Saphirglas in etliche Mini-Splitter „zerkrรผmeln“ kann (hier ein Beispiel). Diese deutlich erhรถhte Splitterbildung wiederum kann dann das Innere der Uhr schรคdigen. Wie Vostok Europe in Praxistests festgestellt hat, waren die Folgeschรคden an Uhren bei Schlagtests mit K1-Mineralglas praktisch nicht vorhanden – neues Glas drauf, fertig. Gebrochenes Saphirglas hingegen sorgte hรคufig fรผr eine komplette รœberholung des Uhrwerkes und ggf. Ersatz des Zifferblattes (was aufgrund der GTLS-Technologie auch nicht grade ein Pappenstiel ist).

So einleuchtend und absolut korrekt die Grรผnde auch sind – als Bรผrotรคter komme ich hรถchstselten in eine Situation, in der ich meine Uhr so krass irgendwo gegen schlage, dass ein Uhrenglas bricht (okay, vielleicht nach der Weihnachtsfeier) – ein Saphirglas bringt fรผr mich persรถnlich daher in aller Regel den hรถheren praktischen Nutzen (denn ich bin eine kleine PTM und hasse Kratzer auf meinen Uhren ๐Ÿ˜‰ ).

Auf meinem Wunschzettel fรผr zukรผnftige Modelle stehen auch etwas kleinere UhrengrรถรŸen: Zwar werden die auf dem Papier ziemlich krassen Durchmesser von bis zu 49 mm durch die spezielle Form der Hรถrner und die sehr komfortablen Bรคnder etwas relativiert, dennoch sollte man definitiv keine dรผnnen ร„rmchen haben, wenn man ein Modell von Vostok Europe tragen mรถchte.

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Christoph H.
3 Jahre zurรผck

Gewohnt gut recherchiert und geschrieben, Mario. Das โ€žVolkskaliberโ€œ NH35 einschalen scheint in Begleitung eines USP beim Gehรคusedesign durchaus erfolgversprechend zu sein, wie Vostok Europe zeigt. Nachdem mir als Nicht-Atomphysiker รผber die Verlinkungen zur Tritiumherstellung die Sorge genommen wurde, dass mir nicht das Handgelenkt durchbrรคt, eine Frage auch in Richtung Nachhaltigkeit: kรถnnen die Rรถhrchen einigermaรŸen wirtschaftlich getauscht werden oder bleibt die Uhr nach 10 Jahren dem Tageslichtgebrauch vorbehalten?

Andreas S.
3 Jahre zurรผck
Antworten...  Christoph H.

Hallo Christoph,
ich habe vor 17 Jahern Navigator Uhren von Mb Microtech gekauft, die ebenfalls รผber die GTLS Technologie verfรผgen.
Ich kann dir aus eigener Erfahrung nun sagen dass die Uhren in Ihrer Leuchtsรคrke bisher nachgelassen haben . Die Uhr bleibt bei Dunkelheit aber immer noch gut ablesbar.
Die Strahlung hat sich durch den Zerfsallsprozess des Tritium veringert . Die Reststrahlung reicht dabei aber offensichtlich noch aus die Leuchtmasse auf der Innenseite der Rรถhrchen zu aktivieren. Ein Tausch der GTLS Elemente oder von Blatt und Zeiger wird deshalb auch bei den Vostok Europe Uhren wahrscheinlich nicht notwendig sein.

Madlen
3 Jahre zurรผck

Nach 20 Jahren ohne Armbanduhr bin ich durch einen glรผcklichen Zufall auf die Marke Vostok Europe gestoรŸen und habe mich fรผr den Kauf einer Undine Chrono entschieden. Diese Entscheidung habe ich nicht bereut. Zum Glรผck liegt die Schรถnheit immer im Auge des Betrachters und jeder, der sich ein eigenes Bild machen will, wird das erkennen. Auf jeden Fall lohnt sich ein Blick auf das Angebot von P. Maier in Heidenheim.

Olaf M.
3 Jahre zurรผck

Es ist schon bemerkenswert, wie genau dieser sehr gut geschriebene Artikel
gelesen wird. An mehren Stellen wird auf die Herkunft der VostokEurope-Uhren
hingewiesen, nรคmlich Vilnius in LITAUEN. Es gibt keinerlei Verbindung zu VOSTOK-Russland.
Auch das wird mehrfach betont.
Ich besitze mittlerweile sechs VostokEurope Uhren (3 Automatik- und 3 Quarzkaliber) und bin jeden Tag
aufs neue begeistert. VostokEurope bedient mit ihren Serien verschiedene Zielgruppen.
Wรคhrend die Modelle der GAZ-14 Limousine Kollektion als Dressuhren zu bezeichnen sind, stehen die anderen Serien
fรผr den robusten Einsatz als Taucher-, Flieger- und Sportuhren.

Rolf
3 Jahre zurรผck

Was fรผr hรคssliche, total รผberdimensionierte teure โ€žKlopperโ€œ. Da lob ich mir doch meine Original Vostok Amphibia โ€žReefโ€œ (Automatik mit GMT Anzeige und Datum, 20 ATM, perforiertes blaues Lederband) fรผr 175,00 โ‚ฌ von vostok-watches24.com .

Frank T aus MZ
3 Jahre zurรผck

Danke fรผr die Vorstellung, Mario! Russische Uhren besitzen einen eigenen Charme. Zu den gezeigten VOSTOK-Modellen, Top: H3 Tritiumrรถhrchen by mb-microtec (CH). Flop: Die GrรถรŸe steht in keinem funktionellen Verhรคltnis zur Druckbestรคndigkeit oder der GrรถรŸe der erbsengroรŸen Uhrwerke. Neutral: Dieses K1-Mineralglas kannte ich bis dato nicht. Wenn es von der Hรคrte tatsรคchlich zwischen Mineral- und Saphirglas liegt und dabei einen Vorteil ggรผ. Saphirglas bietet, okay…

Martin Beck
3 Jahre zurรผck

Sehr interessanter Artikel Mario, kannte russische Uhren bisher nicht so genau, evtl schaue ich mir das Energia Modell bei P.Maieral an, er ist nicht weit von mir entfernt