Als Uhrenfan ist es gar nicht so leicht sich dem GMT- bzw. Pepsi-Hype zu entziehen: Viele Micro-Brands planen entsprechende GMT-Modelle mit der beliebten Pepsi-LĂŒnette und viertem Zeiger zur Anzeige einer zweiten Zeitzone oder haben diese bereits ins Portfolio aufgenommen. Auslöser dafĂŒr: Die Baselworld 2018 mit den beiden brandneuen GMT-Modellen von Rolex und der Rolex-Tochter Tudor. Die parallele AnkĂŒndigung der Rolex GMT Master II und der Tudor Black Bay GMT sorgte allerdings fĂŒr reichlich Diskussionsstoff. Entspricht die neue Tudor GMT dem Slogan “Born to Dare?” oder lĂ€uft das Töchterchen doch nun wieder im Schatten der Mutter? Die Antwort gibt’s hier: Warum die Tudor Black Bay GMT mit charakteristischer, blau-roter Pepsi-LĂŒnette fĂŒr mich persönlich die passendere GMT ist, zeigt dieser umfangreiche Test…
Eckdaten der Tudor Black Bay GMT Pepsi:
- Referenz 79830RB
- Wasserdichtigkeit 20 bar / 200 Meter (zum Tauchen geeignet)
- Durchmesser: 41 mm
- Höhe: 15 mm
- Horn-zu-Horn: 50 mm
- Gewicht: 183 Gramm am Edelstahlband
- Gewölbtes Saphirglas
- LĂŒnetten-Inlay aus eloxiertem Aluminium (zweifarbig, matt)
- UVP: 3770⏠am Edelstahlband, 3480⏠am Textil- bzw. Lederband
INHALT
Der Weg zur Tudor Black Bay GMT Pepsi
Nachdem ich wochenlang um die Tudor “Pepsi” GMT scharwenzelt bin und wahrscheinlich sĂ€mtliche Bilder der Google-Bildersuche analysiert habe, hatte ich die spontane Eingebung einem Juwelier in der Gegend eine E-Mail zu schreiben, ob er die Baselworld 2018-Neuheit grade “zufĂ€llig” an Lager hat. Denn das ist gar keine SelbstverstĂ€ndlichkeit: Das Mutterhaus Rolex beliefert die Juweliere nur in homöopathischen Mengen, die VerfĂŒgbarkeit ist nicht besonders rosig und betrĂ€gt mehrere Monate.
Das wissen auch bekannte Online-(Grau)hĂ€ndler wie beispielsweise Chronext oder Watch.de, die mit sofortiger VerfĂŒgbarkeit werben: Wo sonst attraktive Rabatte (10 bis 30% sind nicht unnormal) locken, muss man als Interessant einen satten Aufschlag fĂŒr die Tudor GMT in Kauf nehmen: Stand Anfang 2020 ruft beispielsweise Watch.de fĂŒr die Tudor GMT ĂŒber 5200⏠auf – das entspricht 40% Aufschlag! Auch andere Online-HĂ€ndler bewegen sich in Ă€hnlichen Dimensionen – zumindest bei der beliebten Variante mit Edelstahlband.
Kein Wunder also, dass die wenigen Tudor Black Bay GMT-Uhren, die von Privatleuten im Handelsplatz des Uhrforums inseriert und oftmals fairerweise “verlustfrei” fĂŒr den Juwelier-UVP angeboten werden, binnen Minuten einen neuen Besitzer finden…
Und auch bei meinem Juwelier gab es die ErnĂŒchterung: VorrĂ€tig war sie, allerdings nur am Lederband und es sei sowieso ĂŒberhaupt auch noch gar keine Stahlband-Variante an den kleinen Juwelier geliefert worden. Angucken wollte ich sie mir aber trotzdem mal live – also ab zum Juwelier…
Als ich die Tudor Black Bay GMT dann das erste mal in der Hand hatte war ich positiv ĂŒberrascht: Die Bilder im Netz transportieren nicht wirklich die umwerfende Optik und Haptik des Modells (hierzu aber spĂ€ter mehr). Also gleich mal um den Arm schnallen!
Da ich allerdings einen abgestorbenen Arm in Folge Blutstaus vermeiden wollte, musste ich die Tudor Black Bay GMT schnell wieder abnehmen: Das Lederband an der FaltschlieĂe saĂ sogar im letzten Loch deutlich zu eng. Okay, ich war dank Backofentemperaturen (ca. 38 Grad) “dezent” aufgehitzt und mein Arm somit dicker als sonst – aber hey: einen so ungewöhnlich dicken Handgelenkumfang habe ich mit rund 19 cm eher nicht đ
So oder so: Am Lederband wirkt die Tudor Black Bay GMT meiner Meinung nach nicht optimal. Es wundert mich nicht nicht, dass die Stahlbandvariante deutlich beliebter ist.
So richtig aus der Hand geben wollte ich die Tudor Black Bay GMT aber nicht. Also fragte ich kurzerhand, was denn das Stahlband kosten wĂŒrde, wenn man es separat nachbestellen wĂŒrde. Stolze 780⏠ruft Tudor fĂŒr das Stahlband auf, wenn man es separat kaufen möchte. Das war mir dann doch zu viel des Guten, insbesondere wenn man bedenkt, dass die Preisdifferenz von der Variante am Lederband zum Stahlband “nur” rund 300⏠betrĂ€gt (3480⏠vs. 3770âŹ).
Bei der Gelegenheit aber stellte der Juwelier fest, dass die Referenznummer des GMT-Stahlbandes exakt der Referenz des Stahlbandes fĂŒr die Tudor Black Bay Heritage (rot, blau oder schwarz) entspricht. Da er eine solche da hatte, verschwand er fix, um das Band testweise auf die GMT umzumontieren. So richtig konnte ich nicht glauben, dass das Band passen wĂŒrde, da ich eigentlich davon ausging, dass das GehĂ€use der Pepsi-Tudor aufgrund des GMT-Uhrwerkes etwas höher baut.
Denkste! Das Tudor-Manufakturkaliber MT5652 ist nĂ€mlich nicht nur ein einfaches Standard-Werk, welches um ein GMT-Modul erweitert wurde: Das Automatikwerk wurde von Grund auf neu entwickelt und hat hat die GMT-FunktionalitĂ€t integriert. Daher wird auch 1:1 dasselbe GehĂ€use wie bei der “normalen” Tudor Black Bay verwendet (mehr zum Werk weiter unten).
Widerstehen konnte ich der Tudor Black Bay GMT dann nicht mehr…
Test: Tudor Black Bay GMT Pepsi
GroĂe Aufregung auf der Baselworld Ende MĂ€rz 2018! Erst beglĂŒckt Rolex die Uhrenwelt mit der Nachricht ĂŒber ein brandneues GMT-Modell und kurz darauf folgt – richtig: Die Rolex-Tochter Tudor. Was der eine oder andere fĂŒr einen verfrĂŒhten April-Scherz hielt, war aber Wirklichkeit. Erste Stimmen wurden laut, dass Tudor mit der GMT wieder einen RĂŒckschritt hinsichtlich der UnabhĂ€ngigkeit der groĂen Mutter macht, hatte sich der Genfer Hersteller doch in den letzten Jahren diese hart (und ziemlich erfolgreich) erkĂ€mpft.
Tauchen wir aber zunĂ€chst kurz in die Geschichte der Black Bay-Modellreihe ein: Rolex-GrĂŒnder Hans Wilsdorf brachte Tudor bereits in den 1930er Jahren an den Markt, um den FachhĂ€ndlern eine gĂŒnstigere Alternative zur Hand zu geben, die aber ebenso zuverlĂ€ssig und prĂ€zise wie Rolex ist.
Das sorgte allerdings in der Vergangenheit dafĂŒr, dass sich Tudor fĂŒr eine lange Zeit optisch sehr nah an Rolex bewegte – die EigenstĂ€ndigkeit der Marke blieb dabei oft auf der Strecke. Einige Modelle von Rolex und Tudor teilten sich sogar die GehĂ€use: Die GehĂ€use der beiden in den 90er Jahren auf den Markt gebrachten Chronographen Tudor Prince Date Chronograph (Ref. 79280) und die Rolex Daytona beispielsweise waren absolut identisch.
Ein weiteres Beispiel ist die Tudor Submariner. Witziges Detail: Die Tudor Submariner ging 1954 mit den bis heute bei Rolex-Modellen charakteristischen “Mercedes-Zeigern” an den Start – ein Jahr nach der Rolex Submariner, die im Jahre 1953 (Ref, 6204) noch mit zwei einfachen, geraden Zeigern angekĂŒndigt wurde. Mit der AnkĂŒndigung auf der Baselworld 1954 erhielt aber auch die Rolex Submariner die (bis heute charakteristischen) sogenannten Mercedes-Zeiger – zur besseren Ablesbarkeit beim Tauchen.
Im Laufe der Jahrzehnte wechselte der Zeigersatz der Tudor Submariner recht hĂ€ufig. In den Jahren 1969 bis 1981 kam die Tudor Submariner dann mit den charakteristischen, sogenannten Snowflake-Zeigern – Zeiger mit Quadraten an der Spitze, die optisch an Schneeflocken erinnern. Optisch dazu passend waren auch die Indizes quadratisch: Links im Bild die erste Tudor Submariner aus dem Jahre 1969, rechts im Bild eine Tudor Submariner (Ref. 9401) mit einem Armband aus Fallschirmgurtmaterial aus dem Jahre 1977, die von der französischen “Marine Nationale” eingesetzt wurde (… und auch entsprechend “durchgenudelt” aussieht ;-)):
Die Tudor Heritage Black Bay-Reihe, die 2012 an den Start ging, ist letztendlich inspiriert von den Tudor Submariner-Varianten der 50er, 60er und 70er Jahre. Gleichzeitig lĂ€utete die Black Bay-Modellreihe eine gröĂere SelbststĂ€ndigkeit und UnabhĂ€ngigkeit von der Muttermarke ein. Das erste Modell: Die Heritage Black Bay “Red” mit roter LĂŒnette, goldenen Zeigern/Indizes und … Snowflake-Zeigern!
Damals noch mit ETA-Standardware ausgerĂŒstet, erhielt die Tudor Black Bay Heritage nach ein paar Jahren sogar ein Upgrade auf ein hauseigenes Tudor-Manufakturkaliber (MT5602), und das zu einem wirklich humanen Aufpreis.
Nun, im Rahmen der Baselworld 2018, der vermeintliche RĂŒckschritt. Denn: Eine Tudor GMT hat es in der Form historisch betrachtet doch nie gegegeben! Will Rolex das Töchterchen Tudor nur instrumentalisieren, um Schwaben und anderen GeizhĂ€lsen eine gĂŒnstigere Alternative anzudrehen? (ich darf das als Wahl-Schwabe schreiben ;-))
TatsĂ€chlich war Rolex im Jahre 1955 der erste Uhrenhersteller, der ein Modell mit GMT-Komplikation, d.h. einem zusĂ€tzlichen 24-Stunden-Zeiger zur Anzeige einer zweiten Zeitzone, auf den Markt brachte: Die Rolex Oyster Perpetual GMT-Master. Ihr auffĂ€lligstes optisches Merkmal war die – zur Unterscheidung von Tag- und Nachtstunden – zweifarbig gestaltete LĂŒnette.
Die Zielgruppe: Piloten, KapitĂ€ne, Navigatoren, Reisende und Mitglieder der Armee…
Insbesondere Piloten hatte Rolex im Visier: Die GMT-Master wurde die offizielle Armbanduhr der Pan American World Airways, besser bekannt unter dem Namen Pan Am, der damals wichtigsten amerikanischen Luftfahrtgesellschaft fĂŒr InterkontinentalflĂŒge…
Fast 30 Jahre spĂ€ter, im Jahre 1982, stellte Rolex den Nachfolger vor – die GMT-Master II mit der Ref. 16760. Und auf der Baselworld 2018: Die brandneue Rolex GMT Master II (126710 BLRO) mit allerlei Bling-Bling: Cerachrom-LĂŒnette und feingliedriges JubilĂ©-Band mit Schnelleinstellungssystem stehen in starkem Kontrast zum Retro-Understatement-Ansatz der Tudor GMT…
Insbesondere die LĂŒnetten der beiden Modelle könnten unterschiedlicher kaum sein: KrĂ€ftig-glĂ€nzende, fast schon ĂŒbersĂ€ttigte Farben der Rolex GMT Cerachrom (Keramik-) LĂŒnette stehen einer dezent-matten AluminiumlĂŒnette in den Farben Marineblau bzw. Weinrot / Bordeauxrot entgegen:
Selbst im Vergleich der Tudor GMT mit der schwarzen Keramik-LĂŒnette der Rolex Submariner ist der optische Unterschied deutlich zu erkennen: Die Aluminium-LĂŒnette der Tudor GMT “schluckt” das Licht regelrecht, wĂ€hrend die Keramik-LĂŒnette der Rolex Submariner das Licht stark reflektiert:
(zum Abspielen des Videos bitte Klicken)
Auch im direkten Vergleich mit der Meccaniche Veneziane Nereide mit knallrot-glĂ€nzender Aluminium-LĂŒnette wirkt die matte Pepsi-LĂŒnette der Tudor Black Bay GMT meiner Meinung nach nicht nur zurĂŒckhaltender, sondern auch deutlich hochwertiger:
Letztendlich lĂ€sst sich mit der LĂŒnette (neben der Schnelleinstellung des JubilĂ©-Bandes und des Images) auch zumindest ein StĂŒck weit der Preisunterschied zwischen Tudor GMT und Rolex GMT erklĂ€ren: Mit Blick auf die BroschĂŒre “Keramik von Rolex” wird schnell klar, dass die Produktion einer zweifarbigen Keramik-LĂŒnette sehr aufwendig und damit teuer ist. Eine AluminiumlĂŒnette in zwei Farben zu beschichten ist im Vergleich dazu ein Klacks, wenngleich die Umsetzung (matte Farben, PrĂ€zision) bei der Tudor GMT zweifellos ziemlich genial ist…
Neben der zweifarbigen Pepsi-LĂŒnette charakterisieren die oben erwĂ€hnten, meiner Meinung nach perfekt proportionierten Snowflake-Zeiger die Tudor Heritage Black Bay GMT maĂgeblich:
Das GehĂ€use der Tudor Black Bay GMT hat relativ mĂ€chtig wirkende, polierte Flanken. Oben habe ich geschrieben, dass das GehĂ€use 1:1 dem der Tudor Black Bay Dreizeigermodelle entspricht – das stimmt aber nicht ganz: Die Flanken sind am unteren Rand angeschliffen, wodurch sich das GehĂ€use etwas besser dem Arm anschmiegt:
Die Höhe der Tudor Black Bay GMT ist mit 15 mm merkbar ausgeprĂ€gter als beispielsweise bei der Rolex Submariner (unten links im Bild). Dadurch wirkt die Tudor deutlich sportlicher und die etwas pummelig wirkende GehĂ€usehöhe macht sich natĂŒrlich auch beim Gewicht bemerkbar: 183 Gramm bringt die Tudor GMT am Stahlband auf die Waage, was fĂŒr eine Uhr mit 41 mm doch ganz schön ordentlich ist (zum Vergleich: Rolex Submariner = 156 Gramm). Das Gewicht merkt man im Alltag am Arm zwar durchaus, der Tragekomfort ist aber dennoch gut. Allerdings muss man sagen, dass die Tudor Black Bay GMT durch die hohe Bauweise leider manchmal dazu neigt zur Seite zu “purzeln” (Kopflastigkeit).
Den liebgewonnenen, perfekten Schnelleinstellungsmechanismus meiner Rolex Submariner habe ich bei der Tudor GMT insbesondere an heiĂen Sommer-Tagen vermisst. Die neue Rolex GMT Master II hat diesen Mechanismus an Bord und ich kann mir gut vorstellen, dass Rolex seiner “eigenen” GMT einfach einige VorzĂŒge lassen wollte (der groĂe Aufpreis und die Wartezeit von bis zu mehreren Jahren muss schlieĂlich irgendwie gerechtfertigt werden).
Allerdings: Tudor hat mit der patentierten Federmechanismus-SchlieĂe des Titan-Modells Pelagos bereits bewiesen, dass die Schweizer mehr können als nur eine “einfache” FaltschlieĂe zu bauen. Schade, dass man hier offenbar einen gewissen Respektabstand gegenĂŒber der Rolex GMT einhalten muss.
Bei der haptischen QualitĂ€t des Tudor-Stahlbandes muss man aber keine Abstriche machen: Qualitativ ist es erste Sahne verarbeitet und bewegt sich fast auf dem Niveau des Bandes der Rolex Submariner…
Die Rose auf der Krone der Tudor Black Bay GMT erinnert an das ursprĂŒngliche Marken-Logo, das erstmals in den 1930ern eingefĂŒhrt wurde und die Rose des englischen Königshauses Tudor symbolisiert. Eine Zeit lang war die Rose in ein stilisiertes Wappenschild eingelassen. Die Rose war auch das Logo der ersten Black Bay Heritage Modelle (2012) – sozusagen als Hommage an alte Zeiten, denn seit der Tudor Submariner aus dem Jahre 1969 verewigt der Genfer Hersteller eigentlich nur noch das Wappenschild als Logo auf dem Zifferblatt:
Aber genug der optischen und haptischen Eigenschaften: Eines der Highlights der Tudor Pepsi ist zweifellos das hauseigene Tudor-Manufakturkaliber MT5652 mit integrierter GMT-FunktionalitÀt und satten 70 Stunden Gangreserve. Zum Vergleich: Das sehr hÀufig in GMT-Modellen verbaute Schweizer ETA 2893 bietet nur 42 Stunden Gangreserve. Dank Chronometer (COSC)-Zertifizierung lÀuft meine Tudor Black Bay GMT mit einer Ganggenauigkeit von exzellenten +1,2 Sekunden pro Tag (gemessen mit der Frederique Constant Analytics Zeitwaage). Das von Tudor von Grund auf neu entwickelte Kaliber bietet in dieser Preisklasse in der Summe ein exzellentes Preis-Leistungs-VerhÀltnis.
Und schick anzusehen ist das Werk noch dazu!
Schade nur, dass Tudor das MT5652 hinter einem unspektakulĂ€ren, massiven Stahlboden versteckt … đ
GMT-Funktion der Tudor Black Bay “Pepsi” – wie nutzen?
Die Tudor GMT hat zum einen den ânormalenâ Stundenzeiger, welcher zwei mal pro Tag das Zifferblatt umkreist und in der Regel die lokale Uhrzeit anzeigt (z.B. beim Urlaub in einer anderen Zeitzone). Der rote GMT-Zeiger wiederum umkreist das Zifferblatt ein mal in 24 Stunden und dient in der Regel zum Ablesen der Uhrzeit in der Heimat (mit Hilfe der GMT-LĂŒnette).
Ein klassisches Beispiel: Nach der Landung in einer anderen Zeitzone stellt ihr zunĂ€chst die Referenzzeit, d.h. die Zeit in der Heimat, ein (z.B. Deutschland): Bezugspunkt (Index) fĂŒr den roten GMT-Zeiger ist â wie sollte es auch anders sein â die in beide Richtungen drehbare GMT-LĂŒnette mit 24-Stunden-Einteilung (48 Raststellungen). Durch das Einstellen der Referenzzeit wird auch der ânormaleâ Stundenzeiger bewegt, weshalb die Referenzzeit immer als erstes eingestellt werden sollte.
Auch die Anzeige einer dritten Zeitzone ist möglich:
Die LĂŒnette ist ĂŒbrigens aus einem simplen Grund zweifarbig: Als Anwender soll man auf einen Blick sehen können, ob in der Heimat grade Tag oder Nacht ist (das Wachklingeln der Ehefrau gibt nĂ€mlich in den seltensten FĂ€llen Bonuspunkte)âŠ
Als nĂ€chstes zieht man einfach die Krone der Black Bay GMT in die mittlere Position, um den ânormalenâ (silberfarbenen) Stundenzeiger auf die lokale Uhrzeit (z.B. in New York) einzustellen. Praktisch: Da das MT5652 ein âechtesâ, d.h. vollwertiges GMT-Kaliber ist, springt der Stundenzeiger knackig und prĂ€zise von Stunde zu Stunde, ohne dass die Uhrzeit stoppt. Man kann die Uhrzeit also, z.B. nach der Landung in einer Stadt in einer anderen Zeitzone, ratz fatz umstellen.
Test-Fazit zur Tudor Black Bay GMT Pepsi
Das Mutterhaus Rolex hat mit den beiden GMT-Modellen mit “Pepsi”-LĂŒnette einen regelrechten Hype losgetreten: Viele Micro-Brands kamen oder kommen kurzfristig mit neuen Pepsi-Modellen an den Markt, darunter Steinhart, Meccaniche Veneziane, Marc & Sons oder Aquatico. Kein Wunder: Eine GMT-LĂŒnette in “Pepsi”-Farben sieht einfach rattenscharf aus – insbesondere in den dezent gewĂ€hlten, nicht-glĂ€nzenden Farben der Tudor Heritage Black Bay GMT.
Ich hatte schon einige hochpreisige GMT-Modelle in der Hand und behaupte frech, dass das Preis-Leistungs-VerhĂ€ltnis der Tudor Pepsi GMT fast optimal ist (sofern man nicht die aktuell völlig ĂŒberzogenen Online-AufschlĂ€ge zahlt, sondern beim Juwelier des Vertrauens kaufen kann): Haptik und Optik sind zweifellos hervorragend und das Werk sucht in dieser Preisklasse seinesgleichen.
Und noch ein abschlieĂendes Statement: Ich halte die ganze Diskussion darĂŒber, ob Tudor mit der GMT wieder einen RĂŒckschritt gemacht hat (Stichwort “Rolex-Abklatsch”), fĂŒr maĂlos ĂŒbertrieben: Tudor schafft es meiner Meinung nach mit der “Pepsi” die Retro-orientierte Heritage Black Bay-Modellreihe perfekt fortzufĂŒhren und sich damit klar von der neuen Rolex GMT abzugrenzen. Denn: Die Rolex GMT ist im Vergleich mit der Tudor einfach komplett anders, als moderne “Statement”-Uhr, positioniert. DafĂŒr sprechen extravagante optische Merkmale wie die Cerachrom-LĂŒnette, die mit ihrem Glanz und den knalligen Farben schon von Weitem “HIER!” ruft, oder das auffĂ€llige Jubilee-Band.
Und genau aus diesem Grunde habe ich mich auch fĂŒr die Tudor GMT mit Pepsi-LĂŒnette entschieden: Ich bin bekennender Fan von Uhren in Retro-Optik und mag kein Schickimicki – und genau das hat Tudor mit der Black Bay GMT annĂ€hernd perfekt umgesetzt: Retro-Charme und Understatement treffen auf eine exzellente VerarbeitungsqualitĂ€t und ein grandioses Manufakturkaliber. Toll!
Auf der anderen Seite muss ich aber klar sagen, dass Tudors bedeutungsschwangerer Slogan “Born to Dare” (“geboren, um etwas zu riskieren”) samt der extrovertierten Markenbotschafter (Lady Gaga, David Beckham u.a.) nicht so recht zur neuen Tudor Black Bay GMT passen wollen – “Born to wear an understatement retro model” klingt halt aber auch irgendwie doof… đ
Alternative: TAG Heuer Aquaracer Calibre 7 GMT
Als “Premium”-GMT-Alternative bietet sich die TAG Heuer Aquaracer GMT (WAY201F.BA0927) an: Mit einem Online-GrauhĂ€ndler-Preis von rund 2000⏠ist das Modell deutlich gĂŒnstiger als die Tudor GMT. Allerdings: Unter der Werksbezeichnung “Calibre 7” tarnt TAG Heuer “nur” Standard-Kost von ETA (das ETA 2893) bzw. Sellita (das SW300).
Mit einem Durchmesser von 43 mm, der Rillen-Struktur auf dem Zifferblatt und der kantigen LĂŒnette sieht das Modell darĂŒber hinaus deutlich sportlicher aus als die Tudor GMT.
Eine klassischere Optik gibt es von MĂŒhle-GlashĂŒtte in “Made in Germany”-QualitĂ€t: Wer vor allem auf eine (erweiterte) GMT-FunktionalitĂ€t und weniger auf die charakteristische Pepsi-LĂŒnette Wert legt, darf einen Blick auf die hervorragende MĂŒhle-GlashĂŒtte Teutonia II Weltzeit werfen – hier geht’s zu meinem Review:
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Ist es normal das am Armband von dem Dreieckigen Teil der SchlieĂe eine kleine Reibstelle an dem Glied ist wo die Spitze daran reibt durch Bewegung?
Hallo !!
Ich habe auch die Tudor GMT!!
Perfekte Uhr !!!
Hat die Uhr aus 2020/21 auch noch das Datumsproblem ??
Mfg, Stefan
Super Bericht. Vielen Dank dafĂŒr. Sieht mich in meiner damaligen Entscheidung sich diese wunderbare Uhr zu gönnen nur bestĂ€tigt. (Erwerb beim “Konzi” Herbst 2020).
Freut mich, Bernd. Danke! Und viel Freude mit der Pepsi!
Danke fĂŒr diesen mitreiĂenden Bericht. HĂ€tte ich sie nicht schon, ich wĂŒrde sofort loslaufen. Allerdings habe ich eine 2019er in âfast neuâ gekauft und muĂte sie gleich einschicken lassen, weil sie den bekannten Datumsfehler hatte. Als sie zurĂŒckgekommen ist, war es quasi wie Liebe auf den zweiten Blick. Ich habe das GefĂŒhl, sie wĂ€re an meinem Handgelenk entwickelt worden. Ich liebe das Schimmern der Alulunette, die Ganggenauigkeit und die ganze Wertigkeit, die diese Uhr ausstrahlt. Das ganze fĂŒr etwas mehr als 3000âŹ. Traumuhr!
Danke fĂŒr das Feedback đ
Danke fĂŒr diesen ausfĂŒhrlichen Bericht. Du hast mich ĂŒberzeugt, die Tudor GMT ist wirklich eine tolle Uhr fĂŒr jeden Tag und besonders auf Reisen in eine andere Zeizone. Ich werde mir diese Uhr in der nĂ€chsten Woche bei einem VertragshĂ€ndler in meiner NĂ€he kaufen. GruĂ Max
Danke dir Max, berichte dann gerne mal hier!
Eine wirklich groĂartige Idee, endlich einmal Alternativen zum Rolex-/Tudor-Pepsidesign zu betrachten. Wem das noble RenommĂ©e der Marken nicht zu wichtig ist, wird hier sicher adĂ€quate Uhren finden. Manchmal braucht man ja auch nur ein preiswertes Modell fĂŒr den Urlaub. Auch dazu taugen diese Alternativen.
Danke Klaus đ
Zugegeben: die Tudor war bisher ĂŒberhaupt nicht auf meinem Radar. Nach diesem wunderbaren Bericht, der neben der verstĂ€ndlichen Euphorie auch die wesentlichen Punkte eines Zeitmessers vorzĂŒglich beleuchtet, will man eigentlich nur mehr zum Juwelier seines Vertrauens gehen.
UrsprĂŒnglich wollte ich mich zum bevorstehenden Fest mit einer anderen Marke erfreuen, werde aber jetzt nochmals in mich gehen, um dann mit klarem Kopf der Tudor den Vorzug zu geben. Danke fĂŒr diese launischen, aber doch sehr interessanten Zeilen zur BB GMT.
Toller Bericht, hab dank đ
Toller Bericht und fantastische Bilder! Ich darf beide Modelle (Black Bay GMT und neue Pepsi) mein eigen nennen und bin von beiden absolut Fan. Im tĂ€glichen Gebrauch ist die Black Bay mein Favorit, einfach weil schön passend zu allem und viel weniger auffĂ€llig đ
Danke dir! đ
Tolle Informationen fĂŒr den Tudor Neuling
Vielen Dank !!
Sehr gerne Stefan đ