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Ein Blog im Bereich (hauptsรคchlich mechanischer) Armbanduhren wie Chrononautix bewegt sich zweifellos in einer รผberschaubaren Nische. Es gibt aber auch Blogs, die sind sogar noch deutlich spezialisierter unterwegs und sogar auf einzelne Uhrenmarken fokussiert. Bekannte Beispiele sind die Seiten calibre11.com (TAG Heuer), oder Perezcope (Panerai), die ein irre groรŸes Tiefen-Wissen in die weite Welt des Internets tragen. Auch der Schweizer Pascal Wattenhofer betreibt mit VintageCertinas.ch seit 2008 mit viel Leidenschaft eine solch spezialisierte Seite. Von daher verwundert es nicht, dass Pascal vom Schweizer Traditionshersteller Certina an einen runden Tisch gebeten wurde, um beratend bei der Entwicklung der Retro-Neuauflage der Certina DS PH200M mitzuwirken. Und wie wir sehen werden, kann sich diese Blog-Kooperation mehr als sehen lassen – auch wenn Pascal selbstkritisch zugibt, dass er die eine oder andere Kleinigkeit vielleicht doch noch anders gemacht hรคtte. Das ist aber Meckern auf ganz schรถn hohem Niveau, denn die Certina DS PH200M ist รคuรŸerst gelungen und ein echter Preis-Leistungs-Tipp im Bereich Retro-Taucheruhren wie dieser Test zeigt…

Eckdaten der Certina DS PH200M (Ref. C036.407.16.050.00):

  • Schweizer Powermatic 80 Automatikwerk (ETA C07.111)
  • Plexiglas, gehรคrtet mit 3M Scotchgard
  • 42,8 mm Durchmesser
  • Verschraubter, massiver Gehรคuseboden mit Certina-Schildkrรถtenlogo
  • verschraubte Krone
  • Wasserdichtigkeit: 20 bar bzw. 200 Meter
  • Lieferung mit schwarz-grauem Nato-Textilarmband und braunem Kalbslederarmband (jeweils mit eigener DornschlieรŸe)
  • UVP: 695โ‚ฌ (Rabatte mรถglich, hierzu mehr am Ende des Artikels)

Doppelt hรคlt besser: Certina Uhren, schwebende Werke und die Geschichte der Doppelten Sicherheit (DS)

Ich muss zugeben: Certina war auf meiner persรถnlichen Hitliste der Uhren-Hersteller nicht allzu weit oben angesiedelt. Das รคnderte sich aber zum einen durch einen Arbeitskollegen, der regelmรครŸig einen richtig schnieken Certina Diver als „Daily Rocker“ vor meiner Nase spatzieren getragen hat. Zum anderen hat die Retro-Neuauflage (ein sogenanntes „Reissue“ oder „Re-Edition“) der Certina DS PH200M mein Interesse auf sich gezogen. Nach langem hin- und herรผberlegen hat sich bei mir dann, getriggert durch die Meldung รผber eine neue Variante am Milanaise-Band, dann doch noch das „KAUFEN!!!11“-Teufelchen auf meiner Schulter durchgesetzt und die Certina DS PH200M zog kรผrzlich in meine Uhrenbox ein.

Tauchen wir aber noch kurz in die Geschichte des Schweizer Traditionsherstellers ein: Certina hat seinen Ursprung bereits im Jahre 1888 mit der Grรผndung einer Uhren-Rohwerkfabrik im lรคndlichen Grenchen durch die Brรผder Adolf und Alfred Kurth. Die beiden Brรผder tรผftelten den Firmen-Namen Kurth Frรจres SA (=frz. fรผr „Brรผder“) aus – einen Innovationspreis gab’s dafรผr sicherlich nicht ๐Ÿ˜‰ Innovativ zeigte sich das Unternehmen aber einige Jahrzehnte spรคter mit der DS-Technologie fรผr Uhren, die in Grenchen ab 1906 – zunรคchst unter dem Markennamen Grana und ab 1939 unter dem Namen Certina – gebaut wurden.

Der Durchbruch des Uhrenherstellers kam im Jahre 1959 mit der Einfรผhrung des im eigenen Hause entwickelten DS-Systems. DS ist die Abkรผrzung fรผr Doppelte Sicherheit und gibt einen Hinweis darauf, dass neben der herkรถmmlichen Incabloc-StoรŸsicherung das Werk zusรคtzlich durch einen elastischen StoรŸdรคmpferring aus Gummi im Gehรคuse befestigt wird (siehe Beschreibung unter „2.“ im Bild unten). Doppelt hรคlt nun mal besser, dachte man sich offenbar in Grenchen. Dadurch wurde Certina, abgeleitet vom lateinischen certus fรผr sicher, auch seinem Namen gerecht.

Bis zur Einfรผhrung der Weiterentwicklung Certina DS-2 Ende der 60er verkaufte Certina รผber 300.000 Uhren mit der DS-Technologie. Trotzdem ruhte man sich in Grenchen nicht auf den Lorbeeren aus und setzte auf konstante Verbesserungen: So wurde in die Krone der neuesten Certina-Generation ein zusรคtzlicher O-Ring integriert, um vor unliebsamem Eindringen von Wasser zu schรผtzen. Zur Erhรถhung der Robustheit beim DS-2-System wurde auch die Werkbefestigung mit extrastarken Schrauben versehen, die sich sogar bei Dauervibration nicht lรถsen kรถnnen. Das Grundkonzept von „DS“, die schwimmende Befestigung des Werks durch einen Gummiring, wurde beibehalten.

Certina Taucheruhr mit DS-2-System, Bild: Vintagecertinas.ch

Mit der DS-Technologie im Gepรคck wagte sich Certina selbstbewusst Anfang der 60er auch an Taucheruhren ran – kein leichtes Unterfangen, schlieรŸlich handelte es sich um ein Feld, welches seit Jahrzehnten von erfahrenen Pionieren wie Rolex oder Omega besetzt wurde.

Doch Certinas Taucheruhren-Bestrebungen brauchten sich keineswegs hinter den BranchengrรถรŸen zu verstecken: Die Certina-Modelle DS-2 Super PH500M (Wasserdichtigkeit 50 bar) bzw. der Nachfolger, die DS-2 Super PH1000M (Wasserdichtigkeit 100 bar), waren beispielsweise Teil der beiden Tektite-Missionen, die von den Medien aufmerksam verfolgt wurden. Die Missionen Tektite I und Tektite II drehten sich rund um ein Unterwasserlabor in einer Bucht der Jungferninseln, welches 1969 bzw. 1970 zu Forschungszwecken von der US Marine, der NASA und dem US-Innenministerium ins Leben gerufen wurde. Von diesem Labor aus drehten verschiedene Tauch-Teams regelmรครŸig ihre Runden.

Spannend: Die US Marine und die NASA waren vor allem daran interessiert wie sich kleine Gruppen von Menschen in beengten Rรคumen und in Isolation verhalten – รœberwachung per Fernsehkameras und Mikrophonen inklusive. „Big Brother“ fรผr Taucher und Forscher quasi ๐Ÿ˜‰

Es gab beispielsweise auch eine rein weibliche Gruppe rund um die bekannte Meeresbiologin Sylvia Earle. Mรคnner wurden bei dieser Gruppe aus einem ganz bestimmten Grund ausgesperrt: Damit die Aquanautinnen keine – Zitat – „unkalkulierbare Konfliktsituationen heraufbeschwรถren“! ร„h, ja … klar ….

Ganz schรถn eng, aber immerhin gab’s einen kleinen Fernseher: Das Unterwasserlabor der Tektite-Mission

Genau wie alle anderen Ausrรผstungsgegenstรคnde der Tektite-Mission wurden auch die Certina-Taucheruhren von offizieller Seite mit einem Schema, zum Beispiel hinsichtlich Kratzfestigkeit, Schutz der Krone, Ablesbarkeit etc., bewertet. Das Resultat bei der PH 500M: Sechsmal „sehr gut“, fรผnfmal „gut“ und zweimal „befriedigend“.

Certinas DS-Modelle wurden weiteren Hรคrtetests unter Realbedingungen unterzogen, darunter bei der Marokko-Rallye sowie diversen Expeditionen, zum Beispiel ins Himalaya-Gebirge oder auf den Kilimandscharo. Die DS-3 Super PH 1000M kam unter anderem auch bei der Royal Australian Navy (RAN) zum Einsatz. Teil der Taucheruhren-Erfolgsstory von Certina waren natรผrlich auch weitere Taucher-Modelle, darunter die Certina DS PH200M, die es seit 2018 in einer Retro-Neuauflage gibt. Hier eine originale Anzeige aus den 70er Jahren:

Bild: VintageCertinas.ch

Heute ist Certina Teil des Markenportfolios der Swatch-Gruppe. Preislich darf Certina das mittlere Preissegment beackern – zusammen mit den Swatch-Marken Tissot, Mido und Hamilton. Certinas Markenausrichtung ist heute sehr stark auf den Motorsport fokussiert – die Schweizer treten beispielsweise als Sponsor beim Motocross oder bei der GT4 European Series auf. Die Niederlรคnderin Stรฉphane Kox ist unter anderem offizielle Certina-Markenbotschafterin…

GT4, Bild: Certina

Und genau an dieser Stelle sei etwas Kritik erlaubt: Mir persรถnlich ist diese Image-Ausrichtung etwas zu eindimensional. Dabei hat Certina – durch die historische Brille betrachtet – doch so viele Ansatzpunkte zu bieten! Warum muss es denn grade das (mittlerweile auch ziemlich ausgelutschte) Rennsport-Thema sein, welches gleichsam auch sehr stark vom Inhouse-Konkurrenten, der Swatch-Marke Tissot, besetzt wird? Mein Blut kommt dabei jedenfalls nicht besonders in Wallung… ๐Ÿ˜‰

Wer mehr รผber die lange und spannende Geschichte von Certina erfahren will, dem empfehle ich ein Blick auf den Zeitstrahl auf vintagecertinas.ch sowie dieses kurzweilige Video:

Certina DS PH200M Retro-Taucher-Uhr im Test

Was ein Oschi! So oder so รคhnlich kam es mir in den Sinn und ich staunte nicht schlecht als ich die groรŸzรผgig dimensionierte Uhrenbox der Certina DS PH200M in den Hรคnden hielt. Das Besondere ist die Optik im Stile von Peli Protector Cases, den extrem robusten Marken-Schutzkoffern fรผr alle mรถglichen sensiblen Ausrรผstungsgegenstรคnde. Leider lรคsst sich das Innenleben des Kรถfferchens nicht ohne weiteres entnehmen – so ist der funktionale Charakter doch leider sehr begrenzt (ich hatte mich schon auf eine neue Box fรผr meine Bรคnder-Sammlung gefreut – sehr schade!).

Nรผchtern betrachtet bringt die Certina DS PH200M keine wahnsinnig aufregenden Design-Elemente mit: Matt-schwarzes Zifferblatt, drehbare Alu-Lรผnette im Taucher-Design, Schwertzeiger, schlichte Strich-Indizes. Alles irgendwo schon mal gesehen! Und dennoch weiรŸ die zeitlose Gesamtkomposition dank einer liebevoll-originalgetreuen Umsetzung des Vorbilds aus den 70ern definitiv zu gefallen. Ein Blickfang ist beispielsweise das rote, zentrierte „Fadenkreuz“ auf dem Zifferblatt. Der gleichfarbige Sekundenzeiger sorgt fรผr einen weiteren Farbtupfer…

Ein paar Freiheiten in der Neugestaltung des Originals hat sich Certina aber gegรถnnt: Die auf sportliche 42,8 mm aufgepumpte GehรคusegrรถรŸe ist sicherlich der signifikanteste Unterschied – ich begrรผรŸe die UhrengrรถรŸe auf jeden Fall, da ich finde, dass Retro-Neuauflagen einfach viel zu oft viel zu klein sind – mit meinen 19 cm Handgelenkumfang brauch ich aber nun mal einfach Uhren >41 mm ๐Ÿ˜‰

Weitere, kleinere Unterschiede sind…

  • die Ergรคnzung einer Perle als Orientierungspunkt auf der Taucherlรผnette (anstelle Leuchtmasse),
  • das weiter nach innen gerutschte Datumsfenster,
  • die Form der Hรถrner (die Neuauflage wirkt etwas tooliger durch die schnรถrkellosen Hรถrner und eine Komplettsatinierung, wรคhrend das Vorbild geschwungene Hรถrner mit polierten Flรคchen hatte),
  • das applizierte Logo (beim Original nur gedruckt),
  • und die Farbe des Sekundenzeigers (beim Original unbeschichteter Stahl).

Aber seht selbst (Original oben vs. Neuauflage unten):

Original Vintage-Certina DS PH200M, Bild: VintageCertinas.ch

Das Kunststoffglas wurde vom Original รผbernommen – eine sehr gute Entscheidung, da das Licht einfach viel weicher reflektiert wird als bei Mineral- oder Saphirglas. Und das beste: Durch die starke Wรถlbung des Glases – ein typisches Merkmal von Vintage-Uhren – wird der Retro-Charakter des Modells hervorragend unterstrichen.

Der Nachteil: Ein Hesalit- bzw. Kunststoffglas ist naturgemรครŸ kratzempfindlicher als beispielsweise Saphirglas. Das Hesalitglas ist aber mit 3M Scotchgard, einer Art Kratzschutzimprรคgnierung, beschichtet, sodass das Glas beim Testtragen leichte Kontakte mit Gegenstรคnden aus dem Alltag eines Bรผrostuhlakrobaten problemlos verziehen hat.

Die Beschichtung macht auf der anderen Seite leider einen Vorteil von Hesalitglas einen Strich durch die Rechnung, konkret die Mรถglichkeit kleinere Kratzer einfach selbst mit Polywatch Polierpaste fรผr wenige Euro wegrubbeln zu kรถnnen. Das habe ich selbst schon bei einer Junghans Vintage-Uhr gemacht – das doch recht stark zerkratzte Glas sah danach wieder aus wie neu. Die Anwendung von Polywatch bei einem beschichteten Kunststoffglas fรผhrt laut einem meiner Leser leider zu unschรถnen Flecken auf dem Glas…

Bei Uhren wurde frรผher Tritium als Leuchtmasse verwendet, welches รผber die Zeit (z.B. durch Luftfeuchtigkeit) braun angelaufen ist – so auch bei der DS PH200M in den 70ern (siehe Bild oben). Bei moderner Leuchtfarbe (z.B. die allgegenwรคrtige SuperLuminova) passiert das natรผrlich nicht mehr. Uhrenhersteller kรถnnen aber eine brรคunlich gefรคrbte Leuchtmasse aufbringen, um eine Vintage-Optik kรผnstlich zu erzeugen (wie bei der Laco Erbstรผck). Und genau das hรคtte ich mir bei der Neuauflage der Certina DS PH200M auch gut vorstellen kรถnnen – vielleicht liest Certina hier ja mit und erhรถrt meinen Wunsch mit Blick auf eine zusรคtzliche Variante ๐Ÿ˜‰

Der Tragekomfort der DS PH200M ist mehr als ordentlich, insbesondere am weichen, natรผrlich riechenden Lederband. Aber auch das kostenlos beiliegende Textil-Band bzw. Nato-Band, welches im Bereich der Lรถcher zusรคtzlich durch eine Lederauflage verstรคrkt wird, macht eine gute Figur.

Gut: Dank Schnellwechselfederstegen gelingt der Wechsel vom Lederband auf das Nato-Band auch ungeschickten Wustfingerlis wie meiner Wenigkeit im Handumdrehen. Fรผr das Nato-Band liegt ein zusรคtzlicher Satz Federstege bei.

Ganz im Sinne einer „echten“ Taucheruhr ist der Gehรคuseboden aus massivem Stahl. Dieser verdeckt naturgemรครŸ den Blick auf das schmucklose, aber durchaus ansehnliche Powermatic 80 Automatikwerk (hierzu gleich mehr). Das tiefe Schildkrรถten-Relief – in Anlehnung an die Nutzung der Schildkrรถte als Symbol fรผr Robustheit – ist aber mehr als nur einen Blick wert. Toll!

Geschรผtzt wird das Powermatic 80 Automatikwerk รผbrigens vom Ursprungskonzept (!) des DS-Systems aus den 60er Jahren – mehr Retro geht eigentlich kaum. Das DS-System trรคgt auch einen wichtigen Teil zur hohen Wasserdichtigkeit von 200 Meter bzw. 20 bar bei. Die Krone ist verschraubt.

In diesem Sinne ist auch der Modellname entstanden: das „PH“ in „PH200M“ steht fรผr „Pression Hydrostatique“ (=franzรถsisch fรผr Wasserdruck). Die Uhr darf sich damit ganz offiziell Taucheruhr im Sinne von ISO 22810 nennen und problemlos zu sรคmtlichen Wassersport-Aktivitรคten ausgefรผhrt werden.

Das Powermatic 80 in der Certina DS PH200M – die Ganggenauigkeit auf der Zeitwaage

Certina setzt in der DS PH200M auf das Schweizer Automatikkaliber C07.111, besser bekannt als Powermatic 80, welches 2012 auf den Markt gebracht wurde. Basis fรผr die Entwicklung war ein robuster Dauerbrenner, das ETA 2824-2, welches seit nun mehr fast 40 Jahren (!!!) produziert wird. Wurde also auch lรคngst Zeit fรผr eine Weiterentwicklung, oder? ๐Ÿ˜‰

Zum Einsatz kommt das Powermatic 80 bei verschiedenen „Einsteiger“-Marken der Swatch-Gruppe, darunter Hamilton, Tissot , Mido und natรผrlich Certina. Das Powermatic 80 gibt es (wie so gut wie jedes mechanische Uhrwerk) in verschiedenen Qualitรคtsstufen. Tissot (Modell Ballade) und Mido (Modell Baroncelli) beispielsweise bewerben die beste (COSC-zertifizierte) Chronometer-Variante des Powermatic 80, welches eine Spiralfeder aus Silizium (Si) in sich trรคgt.

Das Powermatic 80 mit Silizium-Spiralfeder, Bild: Tissot

Normalerweise kommen Silizium-Spiralfedern nur in sehr hochpreisigen Uhren zum Einsatz, da die Produktion recht aufwendig und damit teuer ist. Silizium-Spiralfedern bringen einige Vorteile gegenรผber klassischen Spiralfedern mit sich, darunter amagnetische Eigenschaften oder eine hรถhere StoรŸfestigkeit und damit eine bessere Ganggenauigkeit. Mehr zur Produktion der Si-Spiralfedern:

Bei der Certina DS PH200M sucht man diese Silizium-Spiralfeder allerdings leider vergebens – ich gehe fest davon aus, dass vor allem preisliche รœberlegungen dafรผr gesorgt haben, dass das Upgrade dem Rotstift zum Opfer gefallen ist. Aus meiner Sicht war das keine schlechte Entscheidung – ich persรถnlich bin nicht dauerhaft auf jeder Jagd nach dem letzten bisschen Ganggenauigkeit auf der dritten Nachkommastelle und wie wir gleich sehen werden macht das Werk auf der Zweitwaage so oder so eine gute Figur. Und nicht zu vergessen: Durch das klassische DS-System (siehe oben) ist das Powermatic 80 Automatikwerk ohnehin ziemlich sicher gebettet, d.h. stoรŸfest ๐Ÿ˜‰

Schnรถrkellos: Das Powermatic 80 in der Certina DS PH200M, Bild: Vintagecertinas.ch

Die Gangreserve des Powermatic 80 in Hรถhe von satten 80 Stunden (wer hรคtt’s gedacht) bleibt natรผrlich auch bei der Basis-Variante des Werkes erhalten, welches in der Certina DS PH200M zum Einsatz kommt. Die 80 Stunden sind durchaus beeindruckend – gegenรผber der Grundlage, dem ETA 2824-2 mit bis zu 40 Stunden Gangreserve, haben die klugen ETA-Kรถpfe den Wert mal geschwind verdoppelt.

Technisch wurde das durch ein runderneuertes Federhaus und eine neue rรผckerlose Hemmung erreicht. Auch die Unruhfrequenz wurde auf 21600 bph reduziert. Kleiner Wermutstropfen: Die reduzierte Unruhfrequenz hat leider zur Folge hat, dass der Sekundenzeiger nicht ganz so schรถn schleicht wie bei einem Werk mit 28800 bph (z.B. ETA 2824-2), da der Zeiger nur sechs Schritte pro Sekunde macht (bei 28800 bph sind’s acht Schritte pro Sekunde). Ob man diesen Nachteil in Kauf nehmen mรถchte, muss jeder fรผr sich selbst entscheiden – letztendlich ist das aber sicherlich hinnehmbar fรผr Uhrenfreunde, die ihre Uhr gerne alle paar Tage wechseln, denn so hat man den Vorteil, dass man sich auch nach รผber 3 Tagen „Liegezeit“ das erneute Einstellen sparen kann.

Als das Powermatic 80 auf den Markt gebracht wurde gab es zunรคchst Unkenrufe, ob denn ein Werk mit 80 Stunden Gangreserve eine halbwegs akzeptable Ganggenauigkeit bis zum Ende durchhalten kann. Man bedenke nรคmlich den technischen Zusammenhang, dass die Federspannung naturgemรครŸ mit der Zeit nachlรคsst – das wiederum bewirkt, dass eine Uhr theoretisch deutlich ungenauer lรคuft kurz bevor die Gangreserve aufgebraucht ist.

Der Knackpunkt ist also kurz gesagt das Gangverhalten รผber die gesamte Gangreserve stabil zu halten. Und genau das haben die ETA-Ingenieure, zusammen mit Nivarox (ebenfalls Swatch-Gruppe), offenbar ziemlich gut hinbekommen: Ich habe die Certina DS PH200M komplett aufgezogen und dann ruhen lassen, um in regelmรครŸigen Abstรคnden die Ganggenauigkeit zu messen (mit dem Frederique Constant Analytics Clip). Und das sind die Ergebnisse:

Messung nach…Ganggenauigkeit
0 Stunden / Vollaufzug+0,5 Sekunden pro Tag
15 Stunden+1,8 Sekunden pro Tag
24 Stunden+2,2 Sekunden pro Tag
42 Stunden+4,2 Sekunden pro Tag
50 Stunden+6,4 Sekunden pro Tag
66 Stunden+9,1 Sekunden pro Tag
73 Stunden+11,1 Sekunden pro Tag

Wie man in der Tabelle ablesen kann hat das Powermatic 80 in der Certina DS PH200M bei Vollaufzug mit +0,5 Sekunden pro Tag einen phรคnomenalen Wert auf die Zeitwaage gebracht. Aber auch mit nachlassender Federspannung waren die Gangwerte immer noch gut – der Vorgang hat sich nur langsam, in moderatem MaรŸe beschleunigt.

Fazit zum Certina DS PH200M Retro-Diver

Ein Retro-Diver in einem genial-klassischen Design, einem prรคzise und modernen Werk sowie liebevollen Details (Hesalitglas, Gehรคuseboden) von einem gestandenen Traditionshersteller wie Certina – und das ganze fรผr einen UVP von unter 700โ‚ฌ bzw. effektiv sogar deutlich drunter (dazu gleich mehr)? Solch ein preis-leistungs-technisch hervorragendes Gesamtpaket liefert gar manche Micro-Brand nicht ab. Das ist fast schon ein „No-Brainer“ fรผr Retro- und/oder Taucheruhrenfans. In der Summe gibt’s von mir auf jeden Fall eine klare Kaufempfehlung!

Tipp: Ich habe die Certina DS PH200M bei Uhrenlounge by AIKA Juweliere GmbH gekauft. Bei dem Online-Hรคndler findet ihr den Button „Preis vorschlagen“ – und den solltet ihr auch nutzen. So habe ich zwar nicht ganz den von mir vorgeschlagenen Preis bekommen, der Gegenvorschlag des Hรคndlers war aber mehr als fair. Dort gibt es auch die Variante der DS PH200M am Mesh-Band:

Bild: Certina

Weitere Varianten der DS PH200M (Neuheiten 2020)

Die Certina DS PH200M scheint gut zu laufen: Im Jahre 2020 haben die Schweizer weitere Varianten angekรผndigt – mit sinnvollen Upgrades wie einer gewรถlbten Keramik-Lรผnette, Saphirglasboden und Nivachron-Spirale, die dank einer Titan-Legierung unempfindlicher gegenรผber Magnetfelder, Temperaturschwankungen und StรถรŸe ist. An der Preisschraube wurde dabei nur moderat gedreht.

  • Ref. C036.407.11.050.01: Schwarze Lรผnette, Milanese-Band; 935 Schweizer Franken
  • Ref. C036.407.36.050.00: Schwarze Lรผnette, schwarz beschichtetes Gehรคuse, braunes Kalbslederband, 895 Schweizer Franken
  • Ref. C036.407.16.040.00: Blaue Lรผnette, braunes Kalbslederband; Price: 880 Schweizer Franken

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Reto
3 Jahre zurรผck

Sehr guter Artikel. Ich bereue es, dass ich diese Uhr gekauft habe. Das Glas ist meiner Meinung viel empfindlicher fรผr Kratzer als ein normales Plexi und die Erfahrung mit dem Versuch es zu polieren habe ich leider aucht gemacht. Meine lief auch zu langsam. Brachte sie zum Konzi und konnte sie nach 3 Wochen wieder holen. Gratisrevision. Super dachte ich. Das Glas hatte immer noch Kratzer und nach dem Duschen stellte ich fest, dass das Glas innen beschlagen war. Dann stellte ich fest, dass der Boden nicht festgeschraubt war und zwar so das ich ihn von Hand noch fester zudrehen konnte. Sie lief genau so schlecht wie vorher. Alles was gemacht wurde war den Boden zu รถffnen, wohl am Freitagnachmittag und am Montag wurde sie wohl als revisioniert wieder verschickt. Katastrophe. Ein bekannter Uhrmacher hat sie dann einreguliert, gar nicht einfach bei dieser Unruh, und den Boden wieder zugeschraubt. Seitdem liegt sie in der Schublade und wartet auf den Frรผhling wo ich sie am Flohmarkt wieder verkaufe. Auch nicht zufrieden bin ich mit der Leuchtkraft der Zeiger. Meine Alltagsprรผgel sind eine Seiko turtle und eine Omega Seamaster 300 mit den Schwertzeigern. Da sieht die Certina echt alt aus daneben. Schade finde ich es auch, dass nicht ein passendes Stahlband wie beim Original verbaut wurde. Die sind doch in Asien nicht mehr so teuer. Ich denke die meisten Kรคufer wรคren mit dem Aufpreis einverstanden gewesen. Ich bleibe wenn es um Certina geht bei den Vintage Modellen. Eine neue werde ich bestimmt nicht wieder kaufen.

Heinz B.
4 Jahre zurรผck

…. Ich frage mich, weshalb bei den Powermatic – Werkbeschreibungen nie ein Wort รผber die Kunststoffteile in der Hemmung verloren wird….

Anonym
4 Jahre zurรผck

Allumfassende, professionell und leidenschaftlich kommentierte Analyse. Meine uneingeschrรคnkte Anerkennung. Herzlichen Dank.
Alles Gute fรผr Sie,
Hansi

Tobi Tool
5 Jahre zurรผck

Das Design der Uhr ist wirklich genial, ebenso das Kaliber, das Band. und das PLV. Jedoch beim Plexiglas hรคtte ich echt Bedenken wegen der Kratzer.

Jens
5 Jahre zurรผck

Aufgrund der „3M“- Beschichtung/Hรคrtung whatever ist hier leider nix mit Polywatch ๐Ÿ˜‰ selbst probiert- hinterlรคsst unschรถne Flecken. Bei Kratzern ist also ein Glastausch einzige Mรถglichkeit.

Gรผnter
5 Jahre zurรผck

Danke Mario. Ich finde die Uhr wirklich gelungen. Der Preis echt gut. Ich habe Cortina in Amerika bei Ash…… gekauft. Die Preise sind da echt super. Wenn man ein wenig auf den richtigen Preis und das richtige Modell wartet dann kann man viel Geld sparen. Hast meinen Samstag Abend gut gestaltet. Grins