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In unserem Livestream mit “the queer watch enthusiast” Marc wurde ich erstmalig auf die D1 Milano Sketch aufmerksam. Der Haben-Will-Reflex war sofort groß. Allerdings war das Modell seitdem durchgängig über Wochen ausverkauft. Doch vor kurzem war es soweit – eine Email-Benachrichtigung von D1 Milano teilte mir mit, dass die Uhr wieder verfügbar sei. Endlich! Ich steuerte also innerhalb weniger Minuten den Webshop von D1 Milano an – und stellte fest, dass die Uhr schon wieder ausverkauft war. Bitter!

Nach rund einer Woche gab es aber erneuten Nachschub im Webshop und ich habe so schnell bestellt wie noch nie eine Uhr zuvor – noch bevor mein Gehirn bemerkt hat, was passiert, landete die D1 Milano Sketch in meinem virtuellen Warenkorb und war geschwind bezahlt.

So landete die Polycarbon „Sketch“ von D1 Milano letztendlich doch noch an meinem Handgelenk…

Eckdaten D1 Milano Sketch (Ref. der White Sketch: D1-PCBJ34):

  • 40.5 mm x 8.80 mm
  • Gehäuse und Band aus Polycarbonat, Soft-Touch Coating
  • Gehäuseboden aus Edelstahl
  • Mineralglas
  • Seiko TMI VJ21 Quarzwerk
  • Wasserdichtigkeit 5 bar
  • Gewicht 54g
  • Erhältlich direkt über D1 Milano oder diversen Fachhändlern

Über D1 Milano

Was als Diplomarbeit über die Vermarktung einer neuen Uhrenmarke begann, hat sich zu einem Startup und heute einer etablierten Uhrenmarke entwickelt: Der in Rom geborene Absolvent der Mailänder Bocconi-Universität Dario Spallone hat D1 Milano anno 2013 zusammen mit drei Mitbegründern ins Leben gerufen.

Mit Blick auf das Sortiment von D1 Milano stellt man schnell fest, dass sich viele Modelle stark am aktuellen Trend zu Sportuhren mit integriertem Armband orientieren – und man lehnt sich nicht besonders weit aus dem Fenster, wenn man sagt, dass sich einige Modelle im Gerald Genta-Dunstkreis von Patek Philippe Nautilus oder Audemars Piguet Royal Oak & Co. bewegen. Gleichzeitig erkennt man mittlerweile auch eine durchaus eigenständige Designhandschrift, zum Beispiel bei der D1 Milano Square.

Nach eigenen Aussagen positioniert sich D1 Milano unterm Strich bewusst im Bereich Modeaccessoires – Zitat Spallone: “Ich würde sagen, es ist zu sehr ein Modeartikel, um als Sportuhr betrachtet zu werden.” Mittlerweile haben die Mailänder aber auch “ernstzunehmendere” mechanische Modelle, teilweise angetrieben vom Seiko NH35 oder vom Miyota 9015.

D1 Milano Polycarbon Sketch im Test

Ein Modell der Mailänder sticht ganz besonders heraus: Das Modell Sketch innerhalb der Polycarbon-Reihe. Und um festzustellen, dass das Modell ziemlich speziell ist, braucht man kein Uhrenexperte zu sein: Sogar meine drei Jahre alte Tochter, die es gewohnt ist, dass ich eigentlich nie ohne Uhr am Arm bin, ist völlig ausgeflippt beim Anblick der D1 Milano Sketch, als ich diese das erste mal am Arm hatte. Noch Tage später sprach sie ganz verliebt von “der weißen Uhr”, selbst, wenn ich sie grade mal nicht am Arm hatte.

D1 Milano Sketch Polycarbon Uhr Test 03118

Die D1 Milano Sketch kommt zunächst mal mit einer oktogonalen Lünette und einem grundlegenden, schlichten Design, das an die Audemars Piguet Royal Oak erinnert. Der Clou ist aber, dass das Modell (wie der Name schon verrät) mit einer Art zweidimensionalem Cartoon- bzw. Skizzen-Effekt kommt.

Dieser Effekt wird vornehmlich dadurch erreicht, dass das reinweiße Kunststoff-Gehäuse mit markanten, kontrastreich-dicken Linien akzentuiert ist – das wirkt in etwa so als hätte sich jemand einen Edding geschnappt und alle Ecken und Kanten des Gehäuses damit bemalt. Der Effekt erinnert stark an das ehemalige Greem Cafe in Südkorea.

In der Summe wirkt die D1 Milano Sketch tatsächlich größtenteils wie zweidimensional bzw. auf Papier gezeichnet – und zwar nicht nur auf geschickt gemachten Bildern, sondern auch in Natura. Allerdings verpufft der Effekt naheliegenderweise ein bisschen in bestimmten, seitlichen Betrachtungswinkeln, da die Uhr an sich natürlich trotzdem dreidimensional ist.

Wie der Name vermuten lässt, besteht das Gehäuse aus Polycarbonat, ein thermoplastisches Polymer, das erstmals in den 1950er Jahren entwickelt wurde und seitdem in einer Vielzahl von Anwendungen eingesetzt wird, darunter im Bauwesen, in der Elektronik, in der Automobilindustrie, in der Luftfahrt, in der Medizin und in Haushaltswaren. Konkret: Polycarbonat wird beispielsweise häufig für die Herstellung von Sicherheitsbrillen, Lebensmittelbehältern, technischen Teilen in Autos, Flugzeugfenstern, elektronischen Geräten und vielem mehr verwendet.

Am Ende des Tages ist aber es nun mal Plastik, das zwar federleicht ist und sich dadurch sehr komfortabel trägt (die D1 Milano Sketch bringt grade mal 49 Gramm auf die Waage), logischerweise aber nicht so große Nehmerqualitäten wie Stahl hat, wie ich auch aus eigener Erfahrung feststellen musste: Der Bandkürzungsversuch war ohnehin sehr nervenaufreibend, da sich die Stifte nur extrem schwer aus den Gliedern klopfen lassen – einmal mit dem Uhrmacherhammer daneben gehauen, zog ich aber auch schon eine kleine Delle in ein Plastik-Bandglied. Und nochmal: Polycarbonat gilt zwar als sehr schlagfest und bruchsicher, aber es ist halt nur Plastik. Plastik, das direkt nach dem Auspacken der Uhr auch einige nicht besonders leckere Düfte versprüht hat (diese sind aber sehr schnell verflogen, nach kurzer Zeit riecht die Uhr nach gar nichts mehr).

D1 Milano spendiert dem Kunststoff außerdem eine Soft Touch-Beschichtung: Anwendung finden solche Beschichtungen bei dekorierten Kunststoffkomponenten für den Autoinnenraum, etwa bei Heizungslüftungsblenden, Cockpitelementen und Teilen der Instrumententafel. Praktisch fühlt sich die Oberfläche der D1 Milano Sketch dadurch tatsächlich deutlich hochwertiger und sehr angenehm an. Die Krone, der Gehäuseboden, die Stifte für das Band und die Schließe bestehen aus (teilweise PVD-beschichtetem) Edelstahl, was absolut Sinn ergibt, da diese Komponenten besonders stabil und resistent gegenüber Verformungen sein müssen, um beispielsweise die Wasserdichtigkeit zu gewährleisten (bei der D1 Milano Sketch 5 bar = zum Duschen geeignet).

Konsequenterweise ist auch das Zifferblatt der D1 Milano Sketch bewusst nicht präzise und gestochen scharf gedruckt – der dicke äußere Ring und die Stundenindizes wirken wie von meiner Tochter mit einem Edding gezeichnet. Auf eine Minuterie verzichtet D1 Milano komplett – eine gute Entscheidung, damit das Blatt nicht allzu unruhig wirkt. Das exakte Einstellen der Uhrzeit wird dabei aber naturgemäß etwas mühsam – mit einem Seiko TMI-Quarzwerk VJ21 im Inneren ist das aber auch gar nicht oft nötig (3 Jahre Batterielaufzeit; SR621SW).

Leider wird das Blatt übrigens nur von einem Mineralglas geschützt. Und auch, wenn es vielleicht so scheint: Super-LumiNova kommt leider auch nicht zum Einsatz.

D1 Milano Sketch Polycarbon Uhr Test 03119

Abschließende Gedanken

Die D1 Milano Sketch bringt einen enorm hohen Spaßfaktor mit und ich erwische mich regelmäßig dabei, wie ich die Uhr einfach mal zwischendurch für einige Zeit anschaue und den Effekt genieße. Alles in allem verwundert es nicht, dass das Modell, sobald wieder Lagerbestand vorhanden ist, immer ratzfatz online ausverkauft ist.

Dennoch: Ein günstiges (Einsteiger-)Automatikwerk wie das Seiko NH35 und Saphirglas sind Dinge, die auf meiner Wunschliste für eine zweite Version stehen, die möglicherweise irgendwann mal erscheint. Gleichzeitig kann ich mich bei einer “Spaßuhr” wie der D1 Milano Sketch auch durchaus mit einem Quarzwerk anfreunden.

Preislich ist die D1 Milano Sketch mit 175€ natürlich auch alles andere als ein Schnapper, wenn man die Uhr auf das herunterbricht, was sie ist: Eine Plastikuhr mit Quarzwerk. Es muss dem geneigten Käufer einfach klar sein, dass man hier vor allem für das extravagante Design bezahlt – ähnlich wie man bei der MoonSwatch für den (neben Swatch koexistierenden) Markennamen Omega zahlen muss. Wer damit kein Problem hat, der wird mit der D1 Milano Sketch sicher seine Freude haben – ich habe sie jedenfalls.

Mehr:

MoonSwatch Mars im Test (inkl. Vergleich mit dem “Original”)

Schwarz auf Weiß: Snoopy MoonSwatch “New Moon” und “Mission to the Moonphase” sind gelandet

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5 Kommentare
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Red
3 Monate zurück

Steht ganz oben auf meiner “Spaßuhren-Liste”, aber wie du bereits gesagt hast, leider immer nach Minuten bereits wieder ausverkauft.
Aber irgendwann werde ich schnell genug sein…bestimmt 🙂

P. Rüegg
3 Monate zurück

Lese ich Soft-Touch, kommt natürlich sofort der Gedanke auf (und es blinkt die Warnlampe), wird die Uhr mit den Jahren auch so klebrig, wie dies bei älteren Armaturenbrettbestandteilen, Mobile-Phones oder TV-Geräten der Fall ist???
Oder konnte diese Problematik inzwischen behoben werden?

Ulrich Dittmann
3 Monate zurück

Herzlichen Glückwunsch zum geglückten Kauf dieser besonderen Uhr!
Könnte mir als Zeitmesser “für jeden Tag” auch sehr gut gefallen.
Wenn die Frage erlaubt – wieviel Armbanduhren hast Du eigentlich in Deinem Besitz?