Die in der Welt der Microbrands etablierte, anno 2019 von Peter Sargison gegrรผndete Marke Second Hour aus Melbourne in „Down Under“ hat der Field Watch Sattelberg ein groรes Upgrade in Form der seit Ende 2024 erhรคltlichen Mk II spendiert: Das Kredo einer modernen Interpretation einer Field Watch hat sich dabei grundsรคtzlich nicht geรคndert, gleichzeitig schafft die Mk II mehr Raum fรผr klassischere Field Watch-Designmerkmale. Schauen wir uns die Mk II also mal genauer an, insbesondere im Vergleich zur Mk I, die ich ziemlich genau zwei Jahre vor dem Erscheinen der Mk II in Augenschein nehmen konnte…
Eckdaten der Second Hour Sattelberg Mk II:
- Gehรคuse aus 316L-Edelstahl, mit Hรคrte-Beschichtung (1200 Vickers)
- Japanisches Miyota 9015 Automatikkaliber, 42 Stunden Gangreserve
- Durchmesser 40 mm
- Horn-zu-Horn 47 mm
- Bandanstoร 20 mm
- Hรถhe 10 mm (inkl. Glas)
- Saphirglas, entspiegelt
- Schweizer Super-LumiNova BGW9
- Zifferblattfarben Black, Blue, Copper
- Verschraubter Gehรคuseboden
- Wasserdichtigkeit 10 bar / 10 atm / 100 Meter
- Verschraubte Krone
- Diamantgeschnittene Zeiger
- Lederband oder Edelstahlband, hartbeschichtet, Schlieรe mit werkzeugfreier Feinjustierung
- Inklusive Reiseetui
- Preis: Umgerechnet 620โฌ inkl. Steuern, direkt รผber Secound Hour; aber auch eine Bestellung in Deutschland ist mรถglich – รผber Hรคndler wie Watchbandit oder Chronofactum.
Second Hour Sattelberg – die Namensherkunft
„Sattelberg“ – das klingt irgendwie nach einem urdeutschen Wort. Und nein, die neueste Second Hour-Uhr ist nicht nach dem gleichnamigen Berg in รsterreich benannt (das wรคre auch etwas seltsam bei einer australischen Microbrand). Dennoch ist die deutsche Namensgebung kein Zufall: Den Sattelberg gibt’s auch im heutigen Landย Papua-Neuguinea, genauer: in derย Provinz Morobeย auf der Inselย Neuguineaย nordwestlich vonย Finschhafen. Von 1885 bis 1914 gehรถrte der rund 900 Meter hohe Berg zurย Kolonieย Deutsch-Neuguinea. Nein, das mรผsst ihr euch alles nicht alles merken – der Bezug zum Heimatland von Second Hour-Grรผnder Peter wird aber mit einem Blick in den weiteren Verlauf der Geschichte klar, denn wรคhrend des Ersten Weltkrieges wurde Deutsch-Neuguinea vonย australischenย Truppen besetzt und nach dem Krieg von Australien verwaltet.ย Imย Zweiten Weltkriegย war der Sattelberg Schauplatz heftiger militรคrischer Auseinandersetzungen zwischenย japanischenย undย australischenย Truppen (damals waren Australier und Japaner nicht so dicke miteinander, da Japan – neben Italien – ein Verbรผndeter Deutschlands war und Australien auf der Seite der Alliierten stand).
Nun kann man sich natรผrlich darรผber streiten wie geschickt die Namenswahl grundsรคtzlich fรผr eine Uhr ist. Fakt ist aber nun mal, dass Field Watches bekanntermaรen durch die historische Brille betrachtet Militรคruhren sind, die (im Unterschied zu militรคrischen Taucher- und Fliegeruhren) vonย Infanterie-Soldaten (Heer, Bodentruppen) getragen wurden (und werden), zum Beispiel zwecks Koordination von Angriffen. Der Name Sattelberg passt also allemal mit Bezug zu den militรคrhistorischen Ereignissen und zum Heimatland der Microbrand Second Hour.
Second Hour Sattelberg Mk II im Hands-On
Die Second Hour Sattelberg kommt mit eigenstรคndigen, modernen Elementen, gleichzeitig aber auch mit Field Watch-typischen, klassischen Merkmalen wie den schlichten, rundum laufenden, nachleuchtenden Stundenziffern. Bei der Sattelberg Mk I kamen diese auch zum Einsatz, allerdings im Wechsel mit keilfรถrmigen, applizierten Indizes, die nun nicht mehr an Bord sind. Auch auf das „Fadenkreuz“ im Zentrum sowie auf den innenlaufenden Ziffernring (der den Soldaten, die nicht wie in Deutschland mit dem gรคngigen Sprech von 1 bis 12 Uhr fรผr den Vormittag und 13 bis 24 Uhr fรผr den Nachmittag aufgewachsen sind, mit einer „รbersetzung“ hilft) verzichtet Second Hour bei der Mk II.
Stattdessen grenzt Second Hour die markanten, dezent plastischen Stundenziffern optisch zum Innenbereich ab, der richtig schรถn satt-metallisch glรคnzt und die Farben – je nach Lichteinfall – vรถllig unterschiedlich wirken lรคsst und ein Stรผck weit die Designsprache der Second Hour Giant Stride aufgreift (dabei aber deutlich schlichter bleibt, ganz im Sinne einer Field Watch).
In der Summe wirkt die Second Hour Sattelberg Mk II durch die รnderungen gleich auf den ersten Blick deutlich aufgerรคumter, weniger verspielt und „erwachsener“ als die Mk I. Hier noch ein paar Vergleichsbilder der Mk I:
Ein charakteristisches Merkmal der Mk I findet man aber auch bei der Mk II: Der groรe „12 Uhr“-Index, ist dezent umrahmt, und zwar in der Farbe rot. Weitere rote Farbakzente finden wir beim „Sattelberg“-Schriftzug, der Sekundenzeigerspitze und den rechteckigen Stundenindexen auf dem Rehaut auf den ungewรถhnlichen Positionen „4“, „8“ und „12“.
Fรผr die Ablesbarkeit im Dunkeln sorgt Super-LumiNova in der Farbe BGW9, das bei Tageslicht reinweiร erscheint und sich im Dunkeln hellblau fรคrbt. Die Leuchtkraft liegt bei rund 95 Prozent im direkten Vergleich mit der krรคftigsten Farbe C3; die Leuchtdauer ist aber sogar noch etwas besser als bei C3.
Second Hour stattet das Gehรคuse der Sattelberg mit einer Hรคrtebeschichtung aus – mit solchen Beschichtungen habe ich beispielsweise schon bei Direnzo (DRZ 04 Mondial), Formex (FIELD), Seiko (Speedtimer) und RZE (Resolute) Erfahrungen gemacht. Erfahrungsgemรคร kรถnnen solche Beschichtungen zwar nicht mit Tegimentierung bzw. Kolsterisieren (siehe z.B. Sinn U50 oder Circula ProTrail) mithalten – zwecks Vermeidung feiner Desk Diving-Spuren taugen sie aber auf jeden Fall. Second Hour gibt eine Hรคrte von bis zu 1200 Vickers an – zum Vergleich: Unbeschichteter Edelstahl liegt bei knapp รผber 200 Vickers.
Gut: Die Hรคrte-Beschichtung ist vollstรคndig transparent und absolut unscheinbar – damit ist sie ein guter Kompromiss zu hรคufig zum Einsatz kommenden, meist schwarzen DLC/PVD-Beschichtungen, die zwar auch fรผr eine Hรคrtung sorgen (>3500 Vickers), im Falle von abgeplatzten Stellen durch groben Kontakt mit einer Wand oder dergleichen aber schnell unschรถn aussehen kรถnnen, wenn der „nackte“ Edelstahl durchschimmert.
Das Gehรคuse der Sattelberg Mk II ist offenbar identisch zu dem der Mk I und – wie bei Field Watches รผblich – eher kompakter dimensioniert: 40 mm Durchmesser und 47 mm Horn-zu-Horn passen auch fรผr Uhrenfreunde mit schmaleren Handgelenken.
Die Hรถrner sind dabei auffallend schmal und auch die Gehรคusehรถhe der Sattelberg fรคllt mit 10 mm (inklusive des leicht erhรถhten Saphirglases) angenehm und รผberdurchschnittlich flach aus (zum Vergleich: Die Circula ProTrail liegt bei 13,4 mm, die Formex FIELD bei 10,4 mm). Die Sattelberg kann dadurch bei Bedarf problemlos unter Hemd, Pullover oder dergleichen verschwinden. Die Wasserdichtigkeit des Gehรคuses ist mit 10 bar (zum Schwimmen und Schnorcheln geeignet) absolut alltagstauglich. Einen Beitrag zur flachen Gehรคusehรถhe leistet auch das japanische Automatikkaliber Miyota 9015 (nur 3,9mm gegenรผber 4,6mm beim Sellita SW200-1) – dazu aber spรคter mehr.
Neu ist, dass die Sattelberg Mk II nun standardmรครig an einem feingliedrigen Stahlband mit toller Haptik und verschraubten Gliedern kommt, das wir schon von der Second Hour Mandala kennen (statt Textil- und Lederband bei der Mk I) – eine sinnvolle Verbesserung fรผr die Mk II, die sich auch nur geringfรผgig im Preis niederschlรคgt. Und es wird noch besser: Das Stahlband ist, genau wie das Gehรคuse, hartbeschichtet und die Schlieรe hat auf der Innenseite eine werkzeugfreie Feinjustierung an Bord, die fรผr eine schnelle und komfortable Verkรผrzung oder Verlรคngerung des Bandes, insbesondere an heiรen Sommertagen, genutzt werden kann. Sowohl das Stahlband als auch das alternativ erhรคltliche Lederband kommen ferner mit Schnellwechselfederstegen und sind somit ratzfatz und werkzeuglos getauscht. Ich habe schon deutlich teurere Uhren gesehen, die bei den Bรคndern deutlich weniger geboten haben – von daher, Hut ab! Second Hour.
Ticktack aus Japan
Wie in der Second Hour Mandala Mk II und bei der Sattelberg Mk I, tickt auch hinter dem verschraubten Stahlboden der Sattelberg Mk II das 2009 auf den Markt gebrachte Kaliber 9015 von der 1959 ins Leben gerufenen Citizen-Tochter Miyota aus der Prรคfektur Nagano. Es handelt sich dabei um ein Upgrade der Vorgรคnger-Baureihe Miyota 8000 (Marktstart: 1977), die Miyota als Konkurrenz zum Sellita SW200-1 ins Rennen schickt – kein Zufall daher, dass die Miyota 9000er-Reihe technisch auf Augenhรถhe mit dem Sellita SW 200-1 (28.800 bph Frequenz, 42 Stunden Gangreserve und Handaufzugsmรถglichkeit etc.), gleichzeitig aber im Einkauf deutlich gรผnstiger ist.
Auch ein Sekundenstopp bei gezogener Krone ist an Bord – so wie es sich fรผr eine Field Watch, die im Felde auch mal mit anderen Field Watches synchronisiert werden muss, gehรถrt (im Militรคrjargon spricht man auch von „Hacking Movement“; siehe auch beispielsweise die original Mil-Spec W-3818B aus den 60ern, die verlangt, dass der Sekundenzeiger stoppt, wenn – Zitat – „the winding stem is pulled into the setting position“).
Erwรคhnt sei noch, dass das Kaliber 9015 gemรคร Spezifikation mit einer Ganggenauigkeit zwischen -10 und๏ผ30 Sekunden pro Tag tickt, was eher aus der Kategorie โnajaaaaโ ist. Faktisch bewegt sich die Ganggenauigkeit bei der mir vorliegenden Testuhr, gemessen mit der Weishi 1000 Zeitwaage, bei -5 Sekunden pro Tag in einem durchaus akzeptablen Bereich, wenngleich ein Vorgang natรผrlich besser wรคre.
In der Summe ist das Miyota 9015 eine sehr gute Wahl in der Preisklasse der Sattelberg. Zur Einordnung: „Einfache“ Microbrand-Dreizeigeruhren mit dem Schweizer Sellita SW200-1 sind (alleine schon wegen Wechselkurseffekten) fรผr um die 500โฌ quasi nicht mehr zu bekommen, da das Sellita SW200-1 alleine schon bei รผber 100 Euro im Einkauf bei Microbrand-typischen Einkaufsvolumina liegt (mit Hommagen-Kรถnig Steinhart als groรe Ausnahme). Das Miyota 9015 liegt preislich ungefรคhr bei der Hรคlfte und das ermรถglicht natรผrlich auch gรผnstiger kalkulierte Endkundenpreise der damit ausgestatteten Uhren.
Fazit zur Second Hour Sattelberg Mk II
Die Second Hour Sattelberg ist eine (selbst auf Nahaufnahmen) tiptop verarbeitete und noch recht erschwingliche Field Watch-Alternative fรผr alle Uhrenfreunde, die eine Field Watch mit etwas modernerem Anstrich suchen bzw. denen klassische Modelle wie beispielsweise die Hamilton Khaki Field-Reihe zu „Old School“ sind. Insbesondere das neue Stahlband ist ein gewichtiges Argument der Mk II gegenรผber der Mk I.
Die Sattelberg Mk II liegt preislich bei 870 Dollar (kostenfreier Versand nach Deutschland) – australische Dollar wohlgemerkt, was Stand Januar 2025 umgerechnet rund 520โฌ entspricht. Hinzu kommt die Einfuhrumsatzsteuer in Hรถhe von 19% und ein paar Cent Zollgebรผhren. Macht nach Adam Riese ca. 620โฌ. Aber auch eine Bestellung in Deutschland ist mรถglich – รผber Hรคndler wie Watchbandit oder Chronofactum.
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Hallo Mario
Interessante Uhrenvorstellung. Betreffend deinen Einstiegspreisen muss ich etwas „korrigieren“. Gute schweizer Uhren mit Eta Werk gibt es bei jomashop.com schon unter 500 Dollar zu kriegen.
Danke fรผr deine Beitrรคge, ich bin ein grosser Fan von dir.
Grรผsse
Andi
Einfuhrumsatzsteuer nicht vergessen ๐