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Ohne Fleiß, kein Preis: Die noch relativ junge Microbrand Second Hour aus Melbourne in “Down Under” gibt ganz schön Gas – mit der ab 17. Februar 2023 erhältlichen Field Watch Sattelberg, die mit klassischen, aber auch modernen Elementen kommt, bringt der Marken-Initiator Peter Sargison innerhalb von zwei Jahren nun schon das vierte Modell an den Start. Und das schauen wir uns hier genauer an…

Eckdaten der Second Hour Sattelberg:

Second Hour Sattelberg Field 2
Second Hour Sattelberg Field 18
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Second Hour Sattelberg im Test

“Sattelberg” – das klingt irgendwie nach einem urdeutschen Wort. Und nein, die neueste Second Hour-Uhr ist nicht nach dem gleichnamigen Berg in Österreich benannt (das wäre auch etwas seltsam bei einer australischen Microbrand). Dennoch ist die deutsche Namensgebung kein Zufall: Den Sattelberg gibt’s auch im heutigen Land Papua-Neuguinea, genauer: in der Provinz Morobe auf der Insel Neuguinea nordwestlich von Finschhafen. Von 1885 bis 1914 gehört der rund 900 Meter hohe Berg zur Kolonie Deutsch-Neuguinea. Nein, das müsst ihr euch nicht alles merken – der Bezug zum Heimatland von Second Hour-Gründer Peter wird aber mit einem Blick in den weiteren Verlauf der Geschichte klar, denn während des Ersten Weltkrieges wurde Deutsch-Neuguinea von australischen Truppen besetzt und nach dem Krieg von Australien verwaltet. Im Zweiten Weltkrieg war der Sattelberg Schauplatz heftiger militärischer Auseinandersetzungen zwischen japanischen und australischen Truppen (damals waren Australier und Japaner nicht so dicke miteinander, da Japan – neben Italien – ein Verbündeter Deutschlands war und Australien auf der Seite der Alliierten stand).

Nun kann man sich natürlich darüber streiten wie geschickt die Namenswahl grundsätzlich für eine Uhr ist. Fakt ist aber nun mal, dass Field Watches bekanntermaßen durch die historische Brille betrachtet Militäruhren sind, die (im Unterschied zu militärischen Taucher- und Fliegeruhren) von Infanterie-Soldaten (Heer, Bodentruppen) getragen wurden (und werden), zum Beispiel zwecks Koordination von Angriffen. Der Name Sattelberg passt also allemal mit Bezug zu den militärhistorischen Ereignissen.

Operations in Finschhafen Area
Operationen im ZWeiten Weltkrieg rund um Finschhafen, Ende 1943
Second Hour Sattelberg Field 21
Second Hour Sattelberg Field 17
Die Längen- und Breitengradkoordinaten für den Sattelberg sind in den schlichten, verschraubten Gehäuseboden eingraviert

Die Second Hour Sattelberg kommt mit eigenständigen, modernen Elementen, gleichzeitig aber auch mit Field Watch-typischen, klassischen Merkmalen wie einem innenlaufenden Ziffernring (13-14-15 etc.). Die ursprüngliche, historische Idee hinter diesem Ring ist es, den Soldaten, die nicht wie in Deutschland mit dem gängigen Sprech von 1 bis 12 Uhr für den Vormittag und 13 bis 24 Uhr für den Nachmittag aufgewachsen sind, mit einer “Übersetzung” zu helfen. So ist es beispielsweise in Australien Gang und Gäbe von 2 PM (post meridiem) für 2 Uhr Nachmittags zu sprechen, während wir in Deutschland üblicherweise von 14 Uhr sprechen.

Second Hour Sattelberg Field 3

Anders als bei den Modellen Mandala und Giant Stride, setzt Second Hour bei der Sattelberg nicht auf ein tiefes Zifferblattmuster, sondern auf ein eher klassisches, markant vertikal gebürstetes Blatt. Ins Auge sticht auch der metallische Schimmer, der die Farben – je nach Lichteinfall – völlig unterschiedlich wirken lässt. Das zurückhaltendere Zifferblatt ergibt im Zusammenhang mit dem Thema einer Field Watch, die durch die historische Brille betrachtet vor allem funktional und perfekt ablesbar sein muss, absolut Sinn.

Second Hour Sattelberg Field 10
Second Hour Sattelberg Field 24

Dass das Zifferblatt der Sattelberg eher dezent ist, heißt nicht, dass nicht ein paar eigenständige Ideen auf dem Zifferblatt warten: So sorgen insbesondere keilförmige Indizes, die sich mit den sehr plastischen, 3D-artigen Ziffern abwechseln, für etwas Plastizität. Der große “12 Uhr”-Index, der von zwei Leuchtpunkten begleitet wird (wodurch die Orientierung im Dunkeln erleichtert wird), ist dabei orange umrahmt. Auch die Stunden-Strichindizes bei “4 Uhr” und “8 Uhr” sind in der Farbe Orange gehalten – und das passt ziemlich gut, denn Orange und Gelb kommen bei Outdoor- und bestimmtem Militär-Equipment recht häufig, z.B. für Schriften, zum Einsatz.

Einen funktionalen Nutzen hinter dieser untypischen angeordneten Farbgebung kann ich zwar nicht erkennen (außer vielleicht eine etwas bessere Orientierung auf dem Blatt bei schlechten Sichtverhältnissen), sie sorgt aber für etwas Farbe bei gleichzeitiger Einhaltung der Symmetrie. Aus dem Zentrum heraus kommt außerdem eine Art “Fadenkreuz”.

Für die Ablesbarkeit im Dunkeln sorgt Super-LumiNova in der Farbe BGW9, das bei Tageslicht reinweiß erscheint und sich im Dunkeln hellblau färbt. Die Leuchtkraft liegt bei rund 95 Prozent im direkten Vergleich mit der kräftigsten Farbe C3; die Leuchtdauer ist aber sogar noch etwas besser als bei C3.

Second Hour Sattelberg Field 19

Second Hour stattet das Gehäuse der Sattelberg mit einer Härtebeschichtung aus – mit solchen Beschichtungen habe ich beispielsweise schon bei Direnzo (DRZ 04 Mondial), Formex (FIELD), Seiko (Speedtimer) und RZE (Resolute) Erfahrungen gemacht. Erfahrungsgemäß können solche Beschichtungen zwar nicht mit Tegimentierung bzw. Kolsterisieren (siehe z.B. Sinn U50 oder Circula ProTrail) mithalten – zwecks Vermeidung feiner Desk Diving-Spuren taugen sie aber sehr sehr gut. Second Hour gibt eine Härte von bis zu 1200 Vickers an – zum Vergleich: Unbeschichteter Edelstahl liegt bei knapp über 200 Vickers.

Gut: Die Härte-Beschichtung ist vollständig transparent und absolut unscheinbar – damit ist sie ein guter Kompromiss zu häufig zum Einsatz kommenden, meist schwarzen DLC/PVD-Beschichtungen, die zwar auch für eine Härtung sorgen (>3500 Vickers), im Falle von abgeplatzten Stellen durch groben Kontakt mit einer Wand oder dergleichen aber schnell unschön aussehen können, wenn der “nackte” Edelstahl durchschimmert (die Full Lume bzw. “Leuchtkeks”-Variante der Sattelberg kommt – anders als die anderen drei Sattelberg-Varianten – mit einer schwarzen DLC-Beschichtung anstelle der transparenten Hartbeschichtung).

Das Gehäuse ist ferner – wie bei Field Watches üblich – eher kompakter dimensioniert: 40 mm Durchmesser und 47 mm Horn-zu-Horn passen auch für Uhrenfreunde mit schmaleren Handgelenken. Zum Vergleich: Mein Handgelenkumfang beträgt in etwa 19 cm:

Die Gehäusehöhe der Sattelberg fällt mit 10 mm (inklusive des leicht erhöhten Saphirglases) angenehm und überdurchschnittlich flach aus (zum Vergleich: Die Circula ProTrail liegt bei 13,4 mm, die Formex FIELD bei 10,4 mm). Die Sattelberg kann dadurch bei Bedarf problemlos unter Hemd, Pullover oder dergleichen verschwinden. Die Wasserdichtigkeit des Gehäuses ist mit 10 bar (zum Schwimmen und Schnorcheln geeignet) absolut alltagstauglich. Einen Beitrag zur flachen Gehäusehöhe leistet auch das japanische Automatikkaliber Miyota 9015 (nur 3,9mm gegenüber 4,6mm beim Sellita SW200-1) – dazu aber später mehr.

Die Sattelberg kommt mit zwei Bändern, was heute gefühlt (leider!) immer seltener vorkommt. Es handelt sich um ein angenehm flexibles Canvas mit Lederunterseite und ein zweiteiliges Nato Strap mit passendem, orangem Kontraststreifen, das – ähnlich wie die bekannten Marine Nationale Straps – leicht dehnbar ist. Beide Bänder kommen mit Schnellwechselfederstegen und sind somit ratzfatz und werkzeuglos getauscht. Schade nur, dass die Bänder jeweils farblich sehr ähnlich sind – der Abwechslung wegen hätte ich mir verschiedene Farbschwerpunkte gewünscht (aber das ist Meckern auf hohem Niveau).

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Ticktack aus Japan

Wie in der Second Hour Mandala Mk II, tickt auch hinter dem verschraubten Stahlboden der Sattelberg Field Watch das 2009 auf den Markt gebrachte Kaliber 9015 von der 1959 ins Leben gerufenen Citizen-Tochter Miyota aus der Präfektur Nagano. Es handelt sich dabei um ein Upgrade der Vorgänger-Baureihe Miyota 8000 (Marktstart: 1977), die Miyota als Konkurrenz zum Sellita SW200-1 ins Rennen schickt – kein Zufall daher, dass die Miyota 9000er-Reihe technisch auf Augenhöhe mit dem Sellita SW 200-1 (28.800 bph Frequenz, 42 Stunden Gangreserve und Handaufzugsmöglichkeit etc.), gleichzeitig aber im Einkauf deutlich günstiger ist.

Auch ein Sekundenstopp bei gezogener Krone ist an Bord – so wie es sich für eine Field Watch, die im Felde auch mal mit anderen Field Watches synchronisiert werden muss, gehört (im Militärjargon spricht man auch von “Hacking Movement”; siehe auch beispielsweise die original Mil-Spec W-3818B aus den 60ern, die verlangt, dass der Sekundenzeiger stoppt, wenn – Zitat – “the winding stem is pulled into the setting position”).

Miyota 9015 Automatik 1

Erwähnt sei noch, dass das Kaliber 9015 gemäß Spezifikation mit einer Ganggenauigkeit zwischen -10 und+30 Sekunden pro Tag tickt, was eher aus der Kategorie “najaaaa” ist. Faktisch unterscheiden sich die beiden mir vorliegenden Test-Uhren, gemessen mit der Weishi 1000 Zeitwaage, recht deutlich (+13 und fast perfekte -1 Sekunde pro Tag).

In der Summe ist das Miyota 9015 eine sehr gute Wahl in der Preisklasse der Sattelberg. Zur Einordnung: “Einfache” Microbrand-Dreizeigeruhren mit dem Schweizer Sellita SW200-1 sind (alleine schon wegen Wechselkurseffekten) für um die 500€ derzeit so gut wie gar nicht mehr zu bekommen, da das Sellita SW200-1 alleine schon bei rund 100 Euro im Einkauf bei Microbrand-typischen Einkaufsvolumina liegt (mit Hommagen-König Steinhart als große Ausnahme). Das Miyota 9015 liegt ungefähr bei der Hälfte und das ermöglicht natürlich auch günstiger kalkulierte Endkundenpreise.

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Fazit zur Second Hour Sattelberg

Die Second Hour Sattelberg ist eine (selbst auf Nahaufnahmen, s.o.) tiptop verarbeitete und noch recht erschwingliche Field Watch-Alternative für alle Uhrenfreunde, die eine Field Watch mit etwas modernerem Touch suchen bzw. denen klassische Modelle wie beispielsweise die Hamilton Khaki Field-Reihe zu “Old School” sind.

Die Sattelberg liegt preislich bei 675 Dollar (+55 Dollar Versand nach Deutschland) – australische Dollar wohlgemerkt, was Stand Januar 2023 umgerechnet rund 470€ entspricht. Hinzu kommt die Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von 19% und ein paar Cent Zollgebühren. Macht nach Adam Riese 560€.

Bei Bestellung über den deutschen Distributor Chronofactum sind 510€ fällig (die DLC-beschichtete Full Lume-“Leuchtkeks”-Variante ist mit 530€ etwas teurer).

Second Hour Sattelberg Field 12

Der Verkauf der Sattelberg startet am 17. Februar 2023 – und zwar ohne Kickstarter-Kampagne bzw. Vorverkaufsaktion. Die Uhren werden also ab Mitte Februar sofort lieferbar sein.

Second Hour Sattelberg Field 8
Second Hour Sattelberg Field 20

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Andi
1 Jahr zurück

Hallo Mario
Interessante Uhrenvorstellung. Betreffend deinen Einstiegspreisen muss ich etwas “korrigieren”. Gute schweizer Uhren mit Eta Werk gibt es bei jomashop.com schon unter 500 Dollar zu kriegen.

Danke für deine Beiträge, ich bin ein grosser Fan von dir.

Grüsse
Andi