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Die in der Welt der Microbrands etablierte, anno 2019 von Peter Sargison gegründete Marke Second Hour aus Melbourne in „Down Under“ hat der Field Watch Sattelberg ein großes Upgrade in Form der seit Ende 2024 erhältlichen Mk II spendiert: Das Kredo einer modernen Interpretation einer Field Watch hat sich dabei grundsätzlich nicht geändert, gleichzeitig schafft die Mk II mehr Raum für klassischere Field Watch-Designmerkmale. Schauen wir uns die Mk II also mal genauer an, insbesondere im Vergleich zur Mk I, die ich ziemlich genau zwei Jahre vor dem Erscheinen der Mk II in Augenschein nehmen konnte…

Eckdaten der Second Hour Sattelberg Mk II:

Second Hour Sattelberg – die Namensherkunft

„Sattelberg“ – das klingt irgendwie nach einem urdeutschen Wort. Und nein, die neueste Second Hour-Uhr ist nicht nach dem gleichnamigen Berg in Österreich benannt (das wäre auch etwas seltsam bei einer australischen Microbrand). Dennoch ist die deutsche Namensgebung kein Zufall: Den Sattelberg gibt’s auch im heutigen Land Papua-Neuguinea, genauer: in der Provinz Morobe auf der Insel Neuguinea nordwestlich von Finschhafen. Von 1885 bis 1914 gehörte der rund 900 Meter hohe Berg zur Kolonie Deutsch-Neuguinea. Nein, das müsst ihr euch alles nicht alles merken – der Bezug zum Heimatland von Second Hour-Gründer Peter wird aber mit einem Blick in den weiteren Verlauf der Geschichte klar, denn während des Ersten Weltkrieges wurde Deutsch-Neuguinea von australischen Truppen besetzt und nach dem Krieg von Australien verwaltet. Im Zweiten Weltkrieg war der Sattelberg Schauplatz heftiger militärischer Auseinandersetzungen zwischen japanischen und australischen Truppen (damals waren Australier und Japaner nicht so dicke miteinander, da Japan – neben Italien – ein Verbündeter Deutschlands war und Australien auf der Seite der Alliierten stand).

Nun kann man sich natürlich darüber streiten wie geschickt die Namenswahl grundsätzlich für eine Uhr ist. Fakt ist aber nun mal, dass Field Watches bekanntermaßen durch die historische Brille betrachtet Militäruhren sind, die (im Unterschied zu militärischen Taucher- und Fliegeruhren) von Infanterie-Soldaten (Heer, Bodentruppen) getragen wurden (und werden), zum Beispiel zwecks Koordination von Angriffen. Der Name Sattelberg passt also allemal mit Bezug zu den militärhistorischen Ereignissen und zum Heimatland der Microbrand Second Hour.

Operations in Finschhafen Area
Operationen im Zweiten Weltkrieg rund um Finschhafen, Ende 1943

Second Hour Sattelberg Mk II im Hands-On

Die Second Hour Sattelberg kommt mit eigenständigen, modernen Elementen, gleichzeitig aber auch mit Field Watch-typischen, klassischen Merkmalen wie den schlichten, rundum laufenden, nachleuchtenden Stundenziffern. Bei der Sattelberg Mk I kamen diese auch zum Einsatz, allerdings im Wechsel mit keilförmigen, applizierten Indizes, die nun nicht mehr an Bord sind. Auch auf das „Fadenkreuz“ im Zentrum sowie auf den innenlaufenden Ziffernring (der den Soldaten, die nicht wie in Deutschland mit dem gängigen Sprech von 1 bis 12 Uhr für den Vormittag und 13 bis 24 Uhr für den Nachmittag aufgewachsen sind, mit einer „Übersetzung“ hilft) verzichtet Second Hour bei der Mk II.

Stattdessen grenzt Second Hour die markanten, dezent plastischen Stundenziffern optisch zum Innenbereich ab, der richtig schön satt-metallisch glänzt und die Farben – je nach Lichteinfall – völlig unterschiedlich wirken lässt und ein Stück weit die Designsprache der Second Hour Giant Stride aufgreift (dabei aber deutlich schlichter bleibt, ganz im Sinne einer Field Watch).

In der Summe wirkt die Second Hour Sattelberg Mk II durch die Änderungen gleich auf den ersten Blick deutlich aufgeräumter, weniger verspielt und „erwachsener“ als die Mk I. Hier noch ein paar Vergleichsbilder der Mk I:

Ein charakteristisches Merkmal der Mk I findet man aber auch bei der Mk II: Der große „12 Uhr“-Index, ist dezent umrahmt, und zwar in der Farbe rot. Weitere rote Farbakzente finden wir beim „Sattelberg“-Schriftzug, der Sekundenzeigerspitze und den rechteckigen Stundenindexen auf dem Rehaut auf den ungewöhnlichen Positionen „4“, „8“ und „12“.

Für die Ablesbarkeit im Dunkeln sorgt Super-LumiNova in der Farbe BGW9, das bei Tageslicht reinweiß erscheint und sich im Dunkeln hellblau färbt. Die Leuchtkraft liegt bei rund 95 Prozent im direkten Vergleich mit der kräftigsten Farbe C3; die Leuchtdauer ist aber sogar noch etwas besser als bei C3.

Second Hour stattet das Gehäuse der Sattelberg mit einer Härtebeschichtung aus – mit solchen Beschichtungen habe ich beispielsweise schon bei Direnzo (DRZ 04 Mondial), Formex (FIELD), Seiko (Speedtimer) und RZE (Resolute) Erfahrungen gemacht. Erfahrungsgemäß können solche Beschichtungen zwar nicht mit Tegimentierung bzw. Kolsterisieren (siehe z.B. Sinn U50 oder Circula ProTrail) mithalten – zwecks Vermeidung feiner Desk Diving-Spuren taugen sie aber auf jeden Fall. Second Hour gibt eine Härte von bis zu 1200 Vickers an – zum Vergleich: Unbeschichteter Edelstahl liegt bei knapp über 200 Vickers.

Gut: Die Härte-Beschichtung ist vollständig transparent und absolut unscheinbar – damit ist sie ein guter Kompromiss zu häufig zum Einsatz kommenden, meist schwarzen DLC/PVD-Beschichtungen, die zwar auch für eine Härtung sorgen (>3500 Vickers), im Falle von abgeplatzten Stellen durch groben Kontakt mit einer Wand oder dergleichen aber schnell unschön aussehen können, wenn der „nackte“ Edelstahl durchschimmert.

Das Gehäuse der Sattelberg Mk II ist offenbar identisch zu dem der Mk I und – wie bei Field Watches üblich – eher kompakter dimensioniert: 40 mm Durchmesser und 47 mm Horn-zu-Horn passen auch für Uhrenfreunde mit schmaleren Handgelenken.

Die Hörner sind dabei auffallend schmal und auch die Gehäusehöhe der Sattelberg fällt mit 10 mm (inklusive des leicht erhöhten Saphirglases) angenehm und überdurchschnittlich flach aus (zum Vergleich: Die Circula ProTrail liegt bei 13,4 mm, die Formex FIELD bei 10,4 mm). Die Sattelberg kann dadurch bei Bedarf problemlos unter Hemd, Pullover oder dergleichen verschwinden. Die Wasserdichtigkeit des Gehäuses ist mit 10 bar (zum Schwimmen und Schnorcheln geeignet) absolut alltagstauglich. Einen Beitrag zur flachen Gehäusehöhe leistet auch das japanische Automatikkaliber Miyota 9015 (nur 3,9mm gegenüber 4,6mm beim Sellita SW200-1) – dazu aber später mehr.

Neu ist, dass die Sattelberg Mk II nun standardmäßig an einem feingliedrigen Stahlband mit toller Haptik und verschraubten Gliedern kommt, das wir schon von der Second Hour Mandala kennen (statt Textil- und Lederband bei der Mk I) – eine sinnvolle Verbesserung für die Mk II, die sich auch nur geringfügig im Preis niederschlägt. Und es wird noch besser: Das Stahlband ist, genau wie das Gehäuse, hartbeschichtet und die Schließe hat auf der Innenseite eine werkzeugfreie Feinjustierung an Bord, die für eine schnelle und komfortable Verkürzung oder Verlängerung des Bandes, insbesondere an heißen Sommertagen, genutzt werden kann. Sowohl das Stahlband als auch das alternativ erhältliche Lederband kommen ferner mit Schnellwechselfederstegen und sind somit ratzfatz und werkzeuglos getauscht. Ich habe schon deutlich teurere Uhren gesehen, die bei den Bändern deutlich weniger geboten haben – von daher, Hut ab! Second Hour.

Ticktack aus Japan

Wie in der Second Hour Mandala Mk II und bei der Sattelberg Mk I, tickt auch hinter dem verschraubten Stahlboden der Sattelberg Mk II das 2009 auf den Markt gebrachte Kaliber 9015 von der 1959 ins Leben gerufenen Citizen-Tochter Miyota aus der Präfektur Nagano. Es handelt sich dabei um ein Upgrade der Vorgänger-Baureihe Miyota 8000 (Marktstart: 1977), die Miyota als Konkurrenz zum Sellita SW200-1 ins Rennen schickt – kein Zufall daher, dass die Miyota 9000er-Reihe technisch auf Augenhöhe mit dem Sellita SW 200-1 (28.800 bph Frequenz, 42 Stunden Gangreserve und Handaufzugsmöglichkeit etc.), gleichzeitig aber im Einkauf deutlich günstiger ist.

Auch ein Sekundenstopp bei gezogener Krone ist an Bord – so wie es sich für eine Field Watch, die im Felde auch mal mit anderen Field Watches synchronisiert werden muss, gehört (im Militärjargon spricht man auch von „Hacking Movement“; siehe auch beispielsweise die original Mil-Spec W-3818B aus den 60ern, die verlangt, dass der Sekundenzeiger stoppt, wenn – Zitat – „the winding stem is pulled into the setting position“).

Erwähnt sei noch, dass das Kaliber 9015 gemäß Spezifikation mit einer Ganggenauigkeit zwischen -10 und+30 Sekunden pro Tag tickt, was eher aus der Kategorie “najaaaa” ist. Faktisch bewegt sich die Ganggenauigkeit bei der mir vorliegenden Testuhr, gemessen mit der Weishi 1000 Zeitwaage, bei -5 Sekunden pro Tag in einem durchaus akzeptablen Bereich, wenngleich ein Vorgang natürlich besser wäre.

In der Summe ist das Miyota 9015 eine sehr gute Wahl in der Preisklasse der Sattelberg. Zur Einordnung: „Einfache“ Microbrand-Dreizeigeruhren mit dem Schweizer Sellita SW200-1 sind (alleine schon wegen Wechselkurseffekten) für um die 500€ quasi nicht mehr zu bekommen, da das Sellita SW200-1 alleine schon bei über 100 Euro im Einkauf bei Microbrand-typischen Einkaufsvolumina liegt (mit Hommagen-König Steinhart als große Ausnahme). Das Miyota 9015 liegt preislich ungefähr bei der Hälfte und das ermöglicht natürlich auch günstiger kalkulierte Endkundenpreise der damit ausgestatteten Uhren.

Fazit zur Second Hour Sattelberg Mk II

Die Second Hour Sattelberg ist eine (selbst auf Nahaufnahmen) tiptop verarbeitete und noch recht erschwingliche Field Watch-Alternative für alle Uhrenfreunde, die eine Field Watch mit etwas modernerem Anstrich suchen bzw. denen klassische Modelle wie beispielsweise die Hamilton Khaki Field-Reihe zu „Old School“ sind. Insbesondere das neue Stahlband ist ein gewichtiges Argument der Mk II gegenüber der Mk I.

Die Sattelberg Mk II liegt preislich bei 870 Dollar (kostenfreier Versand nach Deutschland) – australische Dollar wohlgemerkt, was Stand Januar 2025 umgerechnet rund 520€ entspricht. Hinzu kommt die Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von 19% und ein paar Cent Zollgebühren. Macht nach Adam Riese ca. 620€. Aber auch eine Bestellung in Deutschland ist möglich – über Händler wie Watchbandit oder Chronofactum.

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Andi
2 Jahre zurück

Hallo Mario
Interessante Uhrenvorstellung. Betreffend deinen Einstiegspreisen muss ich etwas „korrigieren“. Gute schweizer Uhren mit Eta Werk gibt es bei jomashop.com schon unter 500 Dollar zu kriegen.

Danke für deine Beiträge, ich bin ein grosser Fan von dir.

Grüsse
Andi