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Eine neue Uhrenmarke, die auf einem historischen, nicht mehr existierenden Markennamen aufbaut – solche “Wiederbelebungen” sind im Microbrand-Kosmos nicht unüblich. Mit der Elka Watch Co gesellte sich vor diesem Hintergrund 2021 eine weitere Microbrand hinzu. Hinter dem Elka-Relaunch steckt aber kein Quereinsteiger (wie das bei Microbrands oftmals der Fall ist), sondern jemand mit jahrzehntelanger Konzernerfahrung im Bereich hochwertiger Uhren – und das merkt man auch mit Blick auf viele Details, die “Elka 2.0” durchaus merkbar von anderen Microbrands abhebt…

Eckdaten Elka X-Serie / D-Serie:

  • Swiss Made
  • Zwei Zifferblattvarianten und verschiedene Farbvarianten
  • La Joux-Perret G100, 28800 bph, 68 Stunden Gangreserve
  • Gehäuse aus 316L-Edelstahl, poliert und gebürstet, Boden verschraubt
  • Wasserdichtigkeit 3 ATM / 30m
  • Kratzfestes, entspiegeltes Saphirglas in doppelt gewölbter Chevé-Form
  • Durchmesser: 40,8 mm
  • Horn-zu-Horn 46,5mm
  • Höhe: 11,85 mm
  • Bandanstoßbreite: 20mm
  • Gewölbtes Zifferblatt
  • Datumsanzeige auf 3 Uhr
  • Lederband, NATO Strap oder Milanese-Stahlband
  • Preis: Ab 1890€, z.B. beim offiziellen deutschen Händler chronofactum.com
Elka Watch Co Automatic Test 2023 00447
Elka X Series Test 3

Über die Elka Watch Co.: Akronym in doppelter Hinsicht

Die Wurzeln der historischen Uhrenmarke Elka gehen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Der Name Elka rührt dabei von einem Sprössling aus der Uhrmacherfamilie Kiek her, die ursprünglich aus Hamburg stammt und sich später in Groningen und Amsterdam niederließ. Elka ist dabei ein Akronym und steht für Ernst Louis Kiek Amsterdam. Aus der Uhrmacherfamilie stammten unter anderem spezielle Zeitmesser wie die taktile Uhr, also eine tastbare Uhr für Blinde. Wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, anno 1949, eröffnete Elka auch eine Schweizer Niederlassung in La Chaux-de-Fonds, Kanton Neuenburg.

Mitte der 1970er Jahre verschwand die Marke Elka, wie viele andere Namen, von der Bildfläche – die Quarzkrise hatte zugeschlagen und traditionelle Hersteller mechanischer Uhren wurden von der neuen, günstigen Quarzuhren-Technologie aus Japan verdrängt.

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Hinter der Wiederbelebung von Elka steht ein gewisser Hakim El Kadiri – und da sind wir auch schon beim zweiten Akronym, denn „Elka“ ist auch der Spitzname von Hakim, was letztendlich auch dazu beigetragen hat, dass er sich die Markenrechte an Elka gesichert hat. Hakim betont dabei, dass keine offizielle Verbindung zur damaligen Firma Elka bzw. zur Familie Kiek besteht.

Anders als das bei vielen Microbrands der Fall ist, ist Hakim aber alles andere als branchenfremd: Von 2002 bis 2021 war er bei der Swatch Group als Leiter des Produktmanagements und in anderen Positionen tätig, unter anderem für die Marken Swatch, Hamilton und Rado. Dann kam COVID-19 und Hakim entschloss sich (wie viele andere während der Pandemie), dass es Zeit für eine Veränderung war.

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Elka X- und D-Serie

Die beiden aktuellen Elka-Kollektionen, X- und D-Serie, sind um das gleiche Gehäuse und das gleiche Uhrwerk herum aufgebaut (gleich mehr zur Technik). Auch das kastenförmige Chevé-Saphirglas mit seinem konvexen, also außen hochgewölbten Rand und viel Retro-Charme, ist ein gemeinsames Merkmal beider Modellvarianten. Notiz am Rande: Im Jahre 1925 erfand Louis Eduard Kiek ein “unzerbrechliches”, hochgewölbtes Kunststoff-Uhrglas, das er über die neu gegründete Gesellschaft N.V. Enohi (Eerste Nederlandse Onbreekbare Horlogeglazen Industrie) weltweit exportierte – bis 1940, als Nazideutschland die Niederlande besetzt hat.

Im Wesentlichen machen also “nur” Zifferblatt und Zeiger den Unterschied zwischen X- und D-Serie aus – und zwar einen ziemlich großen…

Elka D-Serie: Klassische-minimalistisches 60er Design

Inspirationsquelle für die Elka „D“-Serie war ein Zifferblatt, das der 1846 gegründete Schweizer Uhrenhersteller Ulysse Nardin einst für ein damaliges Elka-Modell entworfen hatte (hier einige Bilder). Diese Zusammenarbeit kam vermutlich dadurch zustande, dass Elka einer der ersten offiziellen Händler verschiedener hochwertiger Schweizer Uhrenmarken in den Niederlanden war – mit Marken wie beispielsweise Rolex (siehe Bild unten) und – na klar – Ulysse Nardin in den Auslagen.

Siehe auch: Revision einer fast 50 Jahre alten Junghans Vintage-Uhr

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Durch die Design-Brille betrachtet, denkt man bei dieser schlichten Gestaltung sicherlich reflexartig an den überall gängigen Begriff einer Bauhaus-Uhr. Am Ende des Tages war dieser Minimalismus aber auch schlicht und ergreifend prägend für Zeitmesser der 60er Jahre – und diesen Charme hat Elka meiner Meinung nach wunderbar eingefangen, vor allem in Verbindung mit dem bereits erwähnten Saphirglas, das am Rande für tolle perspektivische Verzerrungen sorgt.

Besonders gut gefällt mir übrigens die richtig schön poppig-blaue Zifferblattvariante der Elka D-Serie, die sich erfrischenderweise deutlich von der derzeitig hochgehypten, deutlich blasseren bzw. weniger stark gesättigten Farbe Tiffany-Blau (auch “Eisblau”) unterscheidet – hier unter anderem ein direkter Vergleich mit der eisblauen Tissot Powermatic 80:

Was mich persönlich freut ist, dass das Modell mit einem Gehäusedurchmesser von 40,8mm (Horn-zu-Horn 46,8) auch für etwas größere Herrenhandgelenke geeignet ist – an meinem 19 cm-Handgelenk passt die Uhr meiner Meinung nach wunderbar. Gleichzeitig wirkt das Gehäuse filigran und in der optischen Wirkung schmal genug für diesen dressigen Zeitmesser-Typ, insbesondere wegen seiner Abstufungen an den Flanken und der superschmalen Lünette.

Mehr: Die richtige Uhrengröße für jeden Handgelenk-Umfang

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Elka X-Serie mit “Tacho”-Zifferblatt

Das Zifferblatt der X-Serie ist deutlich sportlicher und instrumentaler gestaltet und hat Anleihen von Tachos oder auch Stoppuhren, die früher beispielsweise zur Zeitmessung im Leistungssport genutzt wurden. Ins Auge stechen vor allem die rundum laufenden Minutenziffern von “00” bis “55” in Verbindung mit der von orangen Linien hervorgehobenen, äußeren Minuterie mit Fünftelsekundeneinteilung.

Elka X Series Test 9

Elka war anno 1928 beispielsweise bei den Olympischen Sommerspielen in Amsterdam Lieferant für solche Zeitmesser – hier ein Beispiel mit der Aufschrift NEDERLANDSCH OLYMPISCH COMITE“ (= Niederländisches Olympisches Komitee) auf dem Zifferblatt. Auch Bordinstrumente mit diesen charakteristischen Minuten-Ziffern wurden von Elka produziert:

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Die Zeiger der hier gezeigten retro-beigen Zifferblattvariante erinnern an alterndes Radium, das über die Jahre einen bräunlichen Farbton eingenommen hat (heute kommt natürlich gesundheitlich unbedenkliche Super-LumiNova-Leuchtfarbe zum Einsatz). Schade: Grade bei dieser Variante wäre eine auf das Zifferblatt abgestimmte Datumsscheibe durchaus sinnvoll gewesen, da das Datum so doch optisch etwas aus dem Rahmen fällt.

Die Elka X-Serie ist auch in einer deutlich moderneren Variante erhältlich, und zwar mit einem tiefdunkelblauen Zifferblatt samt Sonnenschliff mit komplett weiß gehaltenen Indizes, Zeigern und Schriften. Die weiße Datumsscheibe fügt sich hier auch viel besser in das Gesamtbild ein:

Die Elka X-Serie kommt entweder am farblich abgestimmten Leder- oder am NATO-Band. Das NATO Strap hat dabei einen Leder-“Patch” als Verstärkung bei den Löchern – das ist nicht nur praktisch, um abnutzungsbedingte Ausfransungen an den Löchern zu reduzieren, sondern sieht auch noch deutlich hochwertiger aus. Manchmal sind es die kleinen Dinge…

Das Gehäuse ist – wie Eingangs erwähnt – bei D- und X-Serie identisch und mit 40,8mm (Horn-zu-Horn 46,8) daher auch bei der X-Serie für etwas größere Herrenhandgelenke geeignet.

Elka und das La Joux-Perret G100

Begrüßenswert bei den Modellen der Elka D- und X-Serie ist, dass weder ein Seiko NH35, noch ein Sellita SW200 zum Einsatz kommt, die gefühlt in 99,9999% aller Dreizeiger-Microbrand-Uhren ticken. Bitte nicht falsch verstehen: Das sind natürlich tolle Werke, aber als Blogger mit Fokus auf kleinere Uhrenmarken freut man sich auch einfach mal darüber, wenn man mal etwas anderes vor sich liegen hat.

Und so tickt in der Elka D- und X-Serie das Automatikkaliber G100 von der im Schweizer La Chaux-de-Fonds ansässigen Manufacture La Joux-Perret SA (LJP). LJP hebt sich beispielsweise dadurch von der Sellita SA ab, indem die Neuenburger sich mit rund 120 Mitarbeitern auf spezielle Anforderungen an höherwertigere mechanische Uhrwerke spezialisiert haben, darunter auch Tourbillons. LJP-Kaliber ticken beispielsweise im Erwin Sattler Chronograph II S oder der aktuellen Fortis Stratoliner S-41.

Die Maße des G100 entsprechen im Wesentlichen dem des ETA2824 (wodurch ein Tausch von einem ETA2824 gegen ein G100 problemlos möglich sein sollte). Es handelt sich allerdings (anders als beim Sellita SW200) um keinen Klon der aus dem Patentschutz gelaufenen ETA-Basiskonstruktion. Stattdessen hat das G100 im Aufbau Ähnlichkeiten mit dem Miyota 9015 (siehe hier). Und das ist sicherlich kein Zufall, denn die 1990 als Jaquet SA gegründete Manufacture La Joux-Perret SA ist seit 2012 eine Tochter von Citizen, dem japanischen Mutterhaus von Miyota.

Gleichzeitig gibt es auch signifikante Unterschiede: Das 9015 hat eine Gangreserve von 42 Stunden, das G100 wiederum bietet mit 68 Stunden deutlich mehr Laufzeit. Die Genauigkeit des Miyota 9015 beträgt ab Werk nicht grade phänomenale -10 bis +30 Sekunden pro Tag im Vergleich zu guten +/-12 Sekunden/Tag beim G100.

Fazit: Elka D- und X-Serie

Elka D- und X-Serie sind zum Preis ab 1890€ erhältlich, zum Beispiel beim offiziellen deutschen Händler Chronofactum. Das ist ein selbstbewusster Preis für eine “einfache” Dreizeigeruhr von einer noch relativ jungen Microbrand. Auf der anderen Seite begrüße ich es sehr, dass Markenkopf Hakim mit Elka sowohl qualitativ (man beachte auf den Nahaufnahmen das perfekt verarbeitete Blatt und das Gehäuse…) als auch hinsichtlich der Technik (Kaliber G100) einen Weg geht, der sich deutlich von anderen Microbrands unterscheidet. Und das ist auch sicherlich notwendig, denn im Preisbereich von 500€ bis 1000€ tummeln sich unzählige, eher günstiger positionierte Microbrands mit Modellen, die meistens vom Seiko NH35 oder vom Miyota 8000 angetrieben werden.

In jedem Fall bin ich sehr gespannt auf weitere Neuheiten von Elka – wie genial wäre beispielsweise eine Neuauflage des Modells Elka Chrono Automatic im TV-Gehäuse?

Elka Watch Co Test 2023

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5 Kommentare
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Harry
1 Jahr zurück

Hallo Mario,
mir gefällt die 00 anstelle der 12 ausgesprochen gut.
ich weiß es gab eine limitierte Uhr von Tag Heuer, die das auch hatte.
gibt es andere Uhren/Marken, die diese ungewöhnlichen Ziffern haben?
denke dir!

Ralph Geisler
1 Jahr zurück

Leider 1000 Euro zu teuer diese schönen Uhren. Und nichts gegen ein 3 Hz Miyota 8215 oder NH35. Wenn diese Werke perfekt einreguliert sind, wie zum Beispiel von Vandaag bzw. Gigandet (Made in Germany), dann laufen diese perfekt mit +1 Sekunde pro Tag. Dabei spreche ich aus eigener Erfahrung. Dass Seiko und Citizen und Co. mit jenen genannten Uhrwerken und deren Ablegern sich beim Regulieren ihrer Uhren so wenig Mühe geben und die Uhren zum Teil mit eklatanten Abweichungen ausgeliefert werden, ist wirklich eine Schande. Man könnte es besser, tut es aber nicht. Leider war in diesem Bericht kein Foto von der Elka auf der Zeitwaage.

Peter
1 Jahr zurück

Ich musste mich erst einmal setzen als ich den Preis für die Uhr gesehen habe und dabei nicht mal badetauglich.

Ralph Geisler
1 Jahr zurück
Antworten...  Peter

Da gebe ich Dir vollkommen Recht. 1000 Euro zu teuer diese schönen Uhren.

Thomas Graf-Backhausen
1 Jahr zurück
Antworten...  Ralph Geisler

Stimmt, habe gerade eine wunderschöne Ball Engineer M Marvelight um 2100.- gekauft und der Vergleich ist fast unanständig.