Es hat ein bisschen was vom berรผhmten gallischen Dorf: Vom historisch spannenden und groรen Uhren-Cluster im thรผringischen Ruhla ist heute nicht mehr allzu viel รผbrig – mit einer groรen Ausnahme: Der familiengefรผhrte, unabhรคngige Uhrenhersteller POINTtec mit seinen Marken Zeppelin, Iron Annie und bauhaus hรคlt in Ruhla seit รผber drei Jahrzehnten die Fahne hoch. Vor diesem Hintergrund schauen wir uns in diesem Artikel zwei in Ruhla produzierte Automatik-Modelle aus der Atlantic-Reihe der Marke Zeppelin genauer an…
รber Uhren von POINTtec: Made in Ruhla
Die von Willi Birk ins Leben gerufene POINTtec GmbH mit Sitz in Ismaning bei Mรผnchen ist seit der Grรผndung im Jahre 1987 ein unabhรคngiges Familienunternehmen – das ist alles andere als selbstverstรคndlich im heutigen Uhrenmarkt, der vor allem von Konzernen und Shareholder Value geprรคgt ist. Seit ein paar Jahren ist auch die nรคchste Birk-Generation mit an Bord: Willi Birks Tochter Nathalie ist Teil der Geschรคftsfรผhrung und dabei primรคr verantwortlich fรผr Vertrieb und Export.
Fun Fact am Rande: Eines der ersten Modelle von POINTtec waren „Oversized“-Damenuhren mit sage und schreibe 48 mm Durchmesser – und die verkauften sich ziemlich gut: Rund 30.000 Stรผck brachte Birk an weibliche Handgelenke.
Heute macht POINTtec den Lรถwenanteil des Umsatzes (wenig verwunderlich) mit Herrenuhren. Die Verhรคltnisse von Quarz- zu Mechanik-Uhren (in der Regel Automatik) haben sich dabei in den letzten Jahren in Richtung Mechanik verschoben. Zum Einsatz kommen dabei vor allem Schweizer Kaliber von Sellita und japanische Kaliber von Citizen-Miyota (dazu spรคter mehr).
Neben Zeppelin sind auch die Marken bauhaus (seit 2019) und Iron Annie (der Spitzname fรผr eine der letzten aktiven JU52) Teil des POINTtec-Portfolios – letztere ist dabei der „Ersatz“ fรผr die รผber 20 Jahre unter der POINTtec-Flagge gefรผhrte Marke Junkers, deren Lizenzรผberlassung 2017 durch die Hugo Junkers-Nachfahren gekรผndigt wurde.
Neben den drei genannten Eigenmarken ist POINTtec auch als Private Label-Uhrenhersteller tรคtig. Heiรt: POINTtec produziert Uhren im Auftrag fรผr andere Marken, darunter Bosch, Siemens, Audi, Volkswagen, Lufthansa, Air France, die Deutsche Bundeswehr, die NATO etc.
Die neue Marke ruhla
Auf der Inhorgenta 2023 in Mรผnchen stellt POINTtec auรerdem erstmalig die Uhrenmarke ruhla vor. Den Start machen zwei Modelle in verschiedenen Varianten, die an historische Zeitmesser aus Ruhla angelehnt sind: Zum einen handelt es sich um ein Reissue der Uhr, die der erste Deutsche im All, Sigmund Jรคhn, wรคhrend der Sojus 31-Mission trug. Zum anderen belebt POINTtec eine Taucheruhr wieder, welche ab Ende der 1980er unter anderem fรผr die Kampfschwimmer (KSK18) der NVA produziert wurde. Beide Reissues kommen mit dem japanischen Automatikkaliber Miyota 8315 mit รผppigen 60 Stunden Gangreserve.
Die Einfรผhrung der Marke ruhla ist kein Zufall, denn fast die Hรคlfte der insgesamt rund 50 POINTtec-Mitarbeiter arbeiten nicht am Hauptsitz Ismaning (dort sind Verwaltung, Design und Konstruktion angesiedelt), sondern in der fast fรผnf Autostunden weiter nรถrdlich angesiedelten Uhrenwerke Ruhla GmbH nahe Eisenach, Thรผringen: Dort fertigt POINTtec bereits seit รผber 30 Jahren.
Das Engagement von POINTtec in Ruhla hat sich vor ein paar Jahren auรerdem noch mal deutlich intensiviert: die Familie Birk hat 2019 den langjรคhrigen Produktionspartner Gardรฉ Uhren mitsamt der Produktionsmitarbeiter und des 1929 erbauten Bauhaus-Gebรคudes aus der Insolvenz heraus akquiriert und verfรผgt dadurch nun รผber eine eigene Fertigung und grรถรere Unabhรคngigkeit. Mit deutlich รผber 100.000 produzierten Uhren pro Jahr im Preisbereich von wenigen Hundert Euro bis hin zu mehreren Tausend Euro ist es vor allem das Unternehmen POINTtec, das die Fahne am historischen Uhren-Standort Ruhla hochhรคlt. Auch der Service fรผr alle Marken von POINTtec findet in Ruhla statt.
POINTtec-Chef Birk geht รผbrigens sehr transparent mit der Herkunft der Komponenten um, die in Ruhla zusammengebaut werden: So sagt er, dass die einzelnen Bestandteile der Uhren zum weitaus grรถรten Teil aus Europa kommen. Die Zeiger kauft POINTtec beispielsweise seit 1990 in Frankreich ein. Die Zifferblรคtter kommen aus der Schweiz, teilweise auch aus Deutschland – und es gibt zusรคtzlich die Variante, dass POINTtec Zifferblattrohlinge aus Asien bezieht, die dann in der Schweiz veredelt werden. Die meisten Lederbรคnder erhรคlt Zeppelin von einer kleinen, rund 30 Mitarbeiter starken Fabrik in Italien. Die Gehรคuse kommen zum Teil aus der Schweiz und zum Teil aus China.
Exkurs: Geschichte der Uhren aus Ruhla
Von POINTtec abgesehen spielt das ehemals รผberaus bekannte Uhrencluster Ruhla heute im Vergleich zu beispielsweise Glashรผtte (leider) keine riesige Rolle mehr in der deutschen Uhrenindustrie – das war aber nicht immer so: Schon in den 1860ern legten die Gebrรผder Thiel mit einem Betrieb fรผr Feinmechanik den Grundstein fรผr eine รผberaus florierende Uhrenproduktion in Ruhla.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Uhrenproduktion in Ruhla wider Erwarten nicht demontiert (anders als das in Glashรผtte der Fall war). Im Jahre 1952 erfolgte die Verstaatlichung durch die sowjetischen Besatzer zur VEB Uhren- und Maschinenfabrik โUMFโ mit zeitweise รผber 8000 Mitarbeitern, die Millionen von Uhren und Uhrwerken herstellten – alleine das vorrangig fรผr den Export vorgesehene Ruhla-Kaliber 24 wurde ab 1967 auf einer automatisierten Produktionsstraรe 115 Millionen mal produziert. Sogar die fรผr die Produktion benรถtigten Maschinen wurden in der Fabrik von UMF Ruhla entwickelt und gebaut. Die Erfolgsgeschichte in Ruhla ging so noch viele Jahrzehnte weiter – sogar den Quarztrend wollte man in Ruhla durch den Aufbau einer eigenen Chipfertigung mitgehen (wรคhrend viele Schweizer den Kopf in den Sand steckten).
Erst mit der Wende wurde der Aufwind jรคh gestoppt: Durch Privatisierung im Jahre 1989 wurde die VEB Ruhla von der sogenannten DDR-Treuhandanstalt in rund Vierzig einzelne Unternehmen zerschlagen und die Maschinenherstellung abgespaltet. Von den Unternehmen haben sich in Ruhla fortan nur noch die Betriebe Gardรฉ Uhren und Feinmechanik Ruhla GmbH mit Uhren beschรคftigt.
POINTtec: รber die Marke Zeppelin
Die Stadt Friedrichshafen am Ufer des Bodensees gilt als Geburtsstรคtte der Luftschifffahrt – anno 1900 begann Ferdinand Graf von Zeppelin dort mit der Entwicklung und der Fertigung fรผr die zivile und militรคrische Nutzung. Den Hรถhepunkt der Zeppelin-Entwicklung markierte anno 1936 der legendรคre Zeppelin LZ 129 โHindenburg“: dieses mit 245 Metern Lรคnge, 41 Metern Durchmesser und einem Gasinhalt von 200.000 Kubikmetern modernste und grรถรte jemals gebaute Starrluftschiff startete zu seinem Jungfernflug (zum Vergleich: In der Lรคnge war die Hindenburg in etwa so groร wie die gesamte Allianz-Arena (258 Meter). Im Zeitalter der Luftschifffahrt galt die „Titanic der Lรผfte“ als fliegendes Luxushotel und Meisterwerk der Ingenieurskunst. Oder, um den US-amerikanischen Schrifsteller Michael Mooney zu zitieren: โDie Hindenburg war ein Kunstwerk aus dรผnnem Stoff und Leinen, aus Aluminium und Mathematik.โ
Auch, wenn die Hindenburg-Katastrophe im Mai 1937 der รra der Luftschifffahrt zunรคchst ein Ende setzte, findet man auch heute noch Zeppeline am Himmel – darunter den โZeppelin NTโ (NT fรผr Neue Technologie), der allerdings mit 800 Kubikmeter deutlich kleiner als der historische Vorgรคnger und anstelle von Wasserstoff mit nicht-brennbarem Helium gefรผllt ist.
Die POINTtec GmbH hat sich die Rechte an der Marke Zeppelin von der auch heute noch tรคtigen Luftschiffbau Zeppelin GmbH langfristig fรผr die Produktion von Zeitmessern gesichert, um passenderweise Uhrenmodelle unter dem Leitthema der Luftfahrt zu positionieren.
Entsprechend kommt auch das original Logo von Zeppelin auf den Zifferblรคttern der Marke prominent zum Einsatz. Gleichzeitig beinhalten die Zeppelin-Uhren eine Reihe von Design-Inspirationen von den frรผheren Luftschiffen – dazu aber spรคter mehr.
รbrigens: Auch die POINTtec-Marke Iron Annie ist (passend zum Markennamen) im Aviatik-Kosmos angesiedelt – nur mit dem Unterschied, dass Zeppelin-Modelle deutlich klassischer und mit einem gewissen Retro-Charme gestaltet sind, wรคhrend Iron Annie deutlich modernere Elemente wie teilskelettierte Zifferblรคtter mitbringen. Eines der bekanntesten Zeppelin-Modelle ist dabei der klassische 100 Jahre-Automatikchronograph mit Schweizer Sellita SW510 und Telemeter– sowie Tachymeter-Skala.
Im Allgemeinen bemerkt man bei Zeppelin einen Trend zu hรถherwertigeren, mechanischen Modellen mit Kalibern aus der Schweiz oder aus Japan: So bietet POINTtec mit Zeppelin innerhalb der Atlantic-Modellreihe noch einige weitere Automatikmodelle an – zwei davon kommen mit Swiss Made-Kalibern mit speziellen Komplikationen, die man alles andere als hรคufig antrifft…
Zeppelin Uhren: Atlantic Automatik im Test
Zeppelin Atlantic Automatik Regulator (84264)
Starten wir daher zunรคchst mit der grรถรten Besonderheit der Zeppelin Atlantic Automatik Regulator 84264: An Bord ist ein sogenanntes Regulator-Kaliber mit der Bezeichnung SW266, das POINTtec zusammen mit Sellita entwickelt und erstmalig 2020 auf den Markt gebracht hat.
Ganz im Sinne des Designleitsatzes Form Follows Function, der im Allgemeinen besagt, dass die รคuรere Form von Gegenstรคnden sich aus ihrer Funktion ableiten soll, sind bei einem Regulator wie der hier gezeigten Zeppelin-Uhr Stunden, Minuten und Sekunden unabhรคngig voneinander und teilweise dezentral angeordnet.
Dabei kommt nur der Minutenzeiger ganz klassisch aus dem Zentrum heraus, wรคhrend die Anzeige der Stunden und der Sekunden in separaten kleinen Hilfszifferblรคttern (sogenannten Totalisatoren) dargestellt werden, die im leicht vertieften Innenbereich (auf „12 Uhr“ und „6 Uhr“) des grรผnen Farbverlaufs-Zifferblattes untergebracht sind.
Der Name Regulator kommt dabei nicht von ungefรคhr: Im historischen Sinne wurden frรผher besonders genau gehende und mรถglichst erschรผtterungsfrei aufgestellte Regulator-Pendeluhren mit Temperaturkompensation verwendet, die Uhrmacher als Referenz bzw. Kontrolluhr fรผr die Reglage anderer Uhren und Chronometer nutzten.
In jedem Fall kann man auch festhalten, dass die Optik einer Regulator-Uhr sehr toolig daher kommt und an ein Messgerรคt in einer Instrumententafel erinnert. Das Ablesen der Uhrzeit von einer Regulator-Uhr ist im Allgemeinen zunรคchst allerdings etwas gewรถhnungsbedรผrftig, aber nach etwas Tragezeit keine Raketenwissenschaft. Hier beispielsweise zeigen der groรe zentrale Minutenzeiger und der kleine Stundenzeiger 8 Minuten vor 11 Uhr an:
Man beachte: Beim Zeppelin Regulator ist nur der zentrale Minutenzeiger mit Super-LumiNova-Leuchtmasse gefรผllt – das macht das Ablesen im Dunkeln natรผrlich nicht unbedingt einfacher. Immerhin aber reflektieren die polierten und facettierten Elemente das Licht, wodurch zumindest im Halbdunkeln die Ablesbarkeit recht brauchbar ist.
Apropos Zeiger: Die bekommt POINTtec seit รผber 35 Jahren von einer kleinen Manufaktur in Frankreich – und das merkt man auch: Durch das Makroobjektiv sieht man, dass die Zeiger schรถn plastisch daher kommen und รผberdurchschnittlich prรคzise verarbeitet sind.
Das Gehรคuse der Zeppelin Atlantic Automatik Regulator 84264 ist durchgรคngig poliert und mit 12mm Hรถhe angenehm flach bzw. „Hemdรคrmel-freundlich“. An den Flanken warten ein paar Abstufungen bzw. „Kurven“, die das Gehรคuse filigraner und dressiger wirken lassen. Der Gehรคusedurchmesser ist mit 43 mm zwar nicht ganz ohne, das Horn-zu-Horn-Maร ist mit 49 mm aber recht human dimensioniert. Zum Vergleich: Mein Handgelenkumfang betrรคgt in etwa 19 cm und die Uhr sitzt so ziemlich optimal.
Mehr: Die richtige Uhrengrรถรe fรผr jeden Handgelenk-Umfang
Eckdaten Zeppelin Atlantic Automatik Regulator (84264):
- Made in Ruhla
- Schweizer Automatik-Kaliber Sellita SW266, 31 Steine, Gangreserve 42 Stunden
- Gehรคuse aus 316L-Edelstahl, poliert
- Saphirglas
- Durchmesser 43mm
- Horn-zu-Horn 49mm
- Hรถhe 12mm
- Wasserdicht bis 5 bar / 50 Meter
- Armband aus Glattleder (Kalb), Anstoร 22mm, Dornschlieรe
- Preis: 1249โฌ, direkt bei POINTtec/Zeppelin oder bei vielen Fachhรคndlern in Deutschland
Zeppelin Atlantic Automatik mit Gangreserveanzeige (84163)
Auch mit Blick auf die Zeppelin Atlantic Automatik mit Gangreserveanzeige (Ref. 84163) wird (wie bei der Regulator-Atlantic Automatik) klar, dass POINTtec offenbar immer auf der Suche nach besonderen mechanischen Kalibern ist, die heute kaum verbreitet sind, durch bestimmte Zusatzfunktionen aber auch ein besonderes Design ermรถglichen – auch hier ganz im Sinne von Form Follows Function.
So tickt in der Zeppelin Atlantic 84163 das Schweizer Kaliber A07.161 von der ETA SA – und das alleine ist schon eine kleine Besonderheit, denn die Swatch Group, die hinter ETA steht, liefert bekanntermaรen nicht mehr an Marken auรerhalb des eigenen Konzerns – das ist auch der Grund, warum das Modell eine Limited Edition ist, mit 111 Uhren pro Zifferblattfarbe (Blau und Grรผn).
An Bord des A07.161 ist alles, was man sich von einem zeitgemรครen Kaliber wรผnscht, darunter eine Incabloc-Stoรsicherung, eine Frequenz von 28800 bph, ein automatischer, kugelgelagerter Rotor-Aufzug, 24 Juwelen, 48 Stunden Gangreserve, Sekundenstopp-Vorrichtung und – last but not least die grรถรte Besonderheit – eine Gangreserveanzeige (dazu gleich mehr).
Das Kaliber A07.161 trรคgt auch den Zusatz „Valgranges“ (von โGrangesโ bzw. Grenchen, dem Hauptsitz von ETA) und ist eine Weiterentwicklung des bekannten Chronographen-Kalibers ETA Valjoux 7750.
Mit -2 Sekunden pro Tag (Zifferblatt oben) ist das A07.161 in der mir vorliegenden Zeppelin-Uhr hervorragend feinreguliert (okay, ein leichter Vorgang wรคre natรผrlich noch das i-Tรผpfelchen). Genfer Streifen auf dem Rotor, eine Perlage sowie geblรคute Schrauben sorgen fรผr eine ansehnliche, aber in der Summe recht kontrastarme Optik – gerne hรคtte es auch ein Rotor mit Zeppelin-Logo und Beschichtung oder dergleichen sein dรผrfen (so wie es beispielsweise bei der VANDAAG Schallmauter Automatik der Fall ist).
Die Gangreserve-Anzeige, die dank des ETA A07.161 bei der Zeppelin Atlantic an Bord ist, zeigt (wer hรคtt’s gedacht) die noch zur Verfรผgung stehende Gangreserve bzw. Gangdauer an – also im Prinzip wie die Akku-Anzeige bei einem Smartphone.
Technisch funktioniert eine Gangreserveanzeige wie folgt: Eine mechanische Uhr erhรคlt die fรผr den Antrieb notwendige Energie von der im Federhaus befindlichen Zugfeder, die รผber den Automatikrotor gespannt wird. Ob die Zugfeder gespannt ist oder schon an Spannung verloren hat – diese Information gibt die Gangreserveanzeige aus. Nicht mehr, und nicht weniger. Oder mit anderen Worten: Eine Gangreserveanzeige „รผbersetzt“ den Spannungszustand der Zugfeder auf eine Anzeige auf dem Zifferblatt.
Fun Fact am Rande: Bei Armbanduhren wurde eine Gangreserveanzeige auf dem Zifferblatt erstmals 1933 von Breguet umgesetzt – und zwar aus dem Grund, dass Kunden, die รผber Jahrzehnte Handaufzugsuhren gewohnt waren, den sich allmรคhlich durchsetzenden Uhren mit Automatikaufzug misstrauten und sie befรผrchteten, dass ihre Uhr irgendwann stehen blieb.
Bei der Zeppelin Atlantic ist die Gangreserveanzeige รผber eine „power reserve“-Anzeige auf dem Zifferblatt auf „6 Uhr“ umgesetzt: Ist die Uhr durch regelmรครiges Tragen (und damit รผber den Rotor bzw. Automatikaufzug) und/oder manuellen Aufzug รผber die Krone maximal aufgezogen, so zeigt der kleine Zeiger innerhalb der „power reserve“-Anzeige nach ganz links oben (wie bei einem Tacho).
Legt man die Uhr bei Vollaufzug, zum Beispiel รผber das Wochenende, in die Schublade bzw. wird die Uhr im Allgemeinen fรผr eine Weile nicht aufgezogen, so wandert der Zeiger immer weiter nach rechts – bis in den roten Bereich, der anzeigt, dass von den maximal 48 Stunden Gangreserve nur noch wenige Stunden zur Verfรผgung stehen.
Wenn man nun verhindern will, dass die Uhr stehen bleibt und damit neu stellen muss, so bietet es sich an die Uhr wieder um’s Handgelenk zu schnallen oder das Werk รผber die Krone aufzuziehen. Ferner empfiehlt es sich im Allgemeinen nicht, die Gangreserve einer mechanischen Uhr allzu stark ablaufen zu lassen, bevor neue Energie zugefรผhrt wird – denn grundsรคtzlich gilt: je gespannter die Feder, desto gleichmรครiger der Gang (oder mit anderen Worten: Die Uhr lรคuft prรคziser, wenn die Feder stรคrker aufgezogen ist).
Summa summarum ist eine Gangreserveanzeige insbesondere praktisch fรผr alle, die ihre Uhren gerne nach der Atomzeit exakt einstellen. Gleichzeitig sorgt die Gangreserveanzeige fรผr eine toolige Instrumententafel-Optik, was naturgemรคร gut zu einer Uhr im Dunstkreis der Luftfahrt wie der Zeppelin Atlantic passt.
Von der Gangreserveanzeige mal abgesehen, ist das tiefblaue Zifferblatt eher klassischer Natur: Dauphine-fรถrmige, polierte Stunden- und Minutenzeiger treffen auf applizierte Stundenindizes, die durch ihre kantige Machart sowie die Politur sehr facettenreich daher kommen und an die Fenstersprossen der Zeppeline der 30er Jahre erinnern. Eher untypisch bei der Zifferblattgestaltung ist (genau wie bei der Atlantic Regulator), dass die Minuterie vor die Indizes bzw. ein Stรผck nach innen gerรผckt ist und den leicht vertieften Innenbereich abgrenzt – dieses Designmerkmal soll die Form eines Zeppelins andeuten. Schรถn: Das รผberdurchschnittlich groรe Datumsfenster folgt dieser Vertiefung durch eine abgeschrรคgte Kante.
Das Gehรคuse der Zeppelin Atlantic Automatik mit Gangreserveanzeige ist grundsรคtzlich identisch mit dem Gehรคuse der Atlantic Automatik Regulator – allerdings tritt der Gehรคuseboden merkbar stรคrker hervor, um Platz fรผr das Kaliber zu schaffen, das wie gesagt auf dem ziemlich platzfordernden ETA 7750 beruht (Bauhรถhe des Kalibers = 7,9mm).
Die sonstigen Gehรคuseabmessungen (Durchmesser 43 mm und Horn-zu-Horn 49 mm) sind unverรคndert gegenรผber der Regulator. In der Summe wirkt die Atlantic mit Gangreserveanzeige wegen der Hรถhe aber deutlich sportlicher und wuchtiger am Arm.
Eckdaten Zeppelin Atlantic Automatik Gangreserveanzeige (84163):
- Made in Ruhla
- Schweizer Automatik-Kaliber ETA A07.161, 24 Steine, Gangreserve 46 Stunden
- Gehรคuse aus 316L-Edelstahl
- Saphirglas
- Durchmesser 43mm
- Horn-zu-Horn 49mm
- Hรถhe 15mm
- Wasserdicht bis 5 bar / 50 Meter
- Armband aus Glattleder (Shell Cordovan/Kalb), Anstoร 22mm, Dornschlieรe
- Preis: 1499โฌ, direkt bei POINTtec/Zeppelin oder bei vielen Fachhรคndlern in Deutschland
Fazit zu Zeppelin Uhren und der Atlantic Automatik
Man trifft nicht hรคufig auf Hersteller, die ein so gut funktionierendes „Rezept“ bzw. eine Mischung aus einer Herstellung an einer historischen deutschen Produktionsstรคtte (Ruhla), spannenden Markenhintergrรผnden, einer familiengefรผhrten Unternehmung sowie technische Besonderheiten hinsichtlich der Mechanik (Gangreserveanzeige, Regulator) anbietet. Insofern kann ich jedem ans Herz legen, mal eine Zeppelin um den Arm zu schnallen – und das ist auch nicht allzu schwierig, denn durch das stark ausgebaute Vertriebsnetz gibt es eigentlich kaum eine grรถรere Einkaufsstraรe in Deutschland, in der nicht mindestens ein Juwelier mit Zeppelin-Uhren ansรคssig ist.
Die technischen Besonderheiten haben allerdings auch ihren Preis: Mit 1249โฌ bzw. 1499โฌ markieren die beiden hier vorgestellten Atlantic Automatik-Modelle das obere Limit innerhalb der Atlantic-Modellreihe. Fรผr den deutlich kleineren Geldbeutel hรคlt Zeppelin aber einige gรผnstige Alternativen mit Miyota-Automatikwerken bereit โ los gehtโs hier ab 279โฌ. Den Einstieg in die Atlantic-Serie bildet eine Quarzuhr mit Ronda-Werk und GMT-Funktion fรผr 249โฌ. Besonders spannend ist auch die Zeppelin Atlantic Automatik GMT mit Miyota 9075 fรผr 499โฌ, die eine „True GMT“-Funktionalitรคt an Bord hat…
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Point-Tec ist ein Einschaler!
Ich sehe dieSache anders!
Wenn Point-Tec das „Erbe“von den“ORGINAL RUHLA-Werken“antritt;so ist das eine EHRE!
Viele Firmen treten an Point-Tec heran,gerade weil Sie hervorragene Deutsche Wertarbeit leisten!!!
Einerseits regt man sich auf,das der Standort Deutschland durch die :“Rot/Grรผnen Khmer“,zunichte gemacht wird,doch der Uhrenhersteller der flexibel ist und Ruhla Uhren „Neu“aufleben lรคsst,
wird hier Diffamiert!!!…Leute was wollt IHR eigentlich???…Wisst „Ihr“wohl selbst nicht!?!
Frau Charlotte Junkers jedenfalls hat „Ihren“grรถssten Fehler gemacht,die Lizens nicht zu verlรคngern,und bei „UMR-RUHLA“weiterzumachen!!!
Point-Tec bietet preisgรผnstige Uhren an zu einem „bezahlbaren Preis mit hervorragener“Qualitรคt!!!
…Ihr immer mit „Eurer“Historie!!!….Das Thema hatten wir ja schon zu hauf bei „Fliegeruhren!!“
Respekt ist das Zauberwort!!!:-///….Ense der Kommunikation….THOR
Hallo Mario,
Vielen Dank fรผr diesen schรถnen Artikel. Obwohl ich selber Uhren von Junkers und eine Zeppelin besitze,
bleibt bei mir, in Verbindung mit dem Namen Pointtec, inzwischen so ein leicht sรคuerlicher Beigeschmack.
Es erinnert mich an die Dartmouth Brands Ltd. Es werden zu jedem irgendwie greifbaren Thema Marken zusammgedroschen.
Qualitiv sind das alles keine schlechten Uhren, aber diesen Marken fehlt die Seele und die Herkunft. Was ich gerade im Preissegment
jenseits von 600 EUR schon als Makel empfinde. Der Name Junkers war nicht mehr verfรผgbar, ach dann nennen wir das eben ‚Iron Annie‘ (amerk. Spitzname der Ju 52)
und machen einfach so weiter. Man kann, wie auch Junghans, tolle Bauhaus Uhren machen, aber hier wird es sofort wieder als Marke herausgebracht.
Man produziert in Ruhla – zack die nรคchste Marke…
So gut die Uhren vielleicht technisch alle sein mรถgen, das Kommen und Gehen der Marken ohne eigene Tradion, die sich, ohne wirklichen Zusammenhang,
nur krampfhaft nur an die groรe Historie von Firmen, wie Junkers, oder Zeppelin ankletten finde ich irgendwie… Unschรถn.
Wann kommen von Pointtec Uhren unter den Namen: Maybach, Pullman, Fokker, Bรผcker, Heinkel, Focke-Wulf?
Es gibt noch viel zu tun…
Daran merkt man, dass man alt wird. In der DDR waren Ruhla-Uhren mit einem derartig schlechten Ruf behaftet, dass der sarkastische Werbespruch kursierte: „Ruhla-Uhren, die schnellsten der Welt“. Offenbar hat man dieses Erbe nicht angetreten.
@Dianor Lepov:…Komisch nur das die Uhren der ehm.“DDR“hier im“Westen“heiss begehrt waren
weil Sie Qualitativ Gut waren genauso wie :“Glashรผtte!!“
Genauso komisch das der Kaufhausversand:“Quelle“,Uhren aus RUHLA umbenannt erfolgreich รผber Jahre vertrieben hat!
[Teile des Kommentars entfernt, bitte auf die Sprache achten]
ofG….THO’R! :-(((
…Nachtrag:Die og. Uhren wurden unter dem Namen:“PRIVILEG“,bei „QUELLE“verkauft!
Grรถsstenteils in den spรคten 60erยดn bis Ende 80 wurden Quarzuhren verbaut sowie analoge Uhren und oder mit Digitalanzeige.
Der „Hype“fรผr „Automatikuhren“,wurde Damals durch die Digitale(Rote LEDยดs)Uhrengeneration verdrรคngt!
RUHLA-Uhren sowie „Glashรผtte-Uhren“hatten einen grossen Anteil zur Beschaffung
von Devisen fรผr die“DDR“,und waren somit og. Haupteinnahmequelle!
Der Trend geht zzt.wieder zu Uhren im Automatikbereich,die „Schnรคppchenpreise“wurden angeglichen! :-(…mfG…THOR