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Uhren mit blauem Zifferblatt hat mittlerweile quasi jeder Uhrenhersteller im Portfolio. Aus gutem Grund: Die Farbe Blau ist vergleichsweise neutral und passt zu fast allem, egal ob Freizeit-Look oder eher gehobenere Anlässe – außer vielleicht zu grünen Hosen oder Oberteilen, denn merke: grün und blau schmückt die Sau 😉 Schauen wir uns in diesem Artikel also einige mechanische Herren-Uhren mit blauem Zifferblatt in verschiedenen Preisklassen (ab 30€) an – das beste ist: 7 der hier vorgestellten Uhrenhersteller mit erschwinglichen blauen Modellen kommen aus Deutschland (Glashütte, Frankfurt, Pforzheim). Zu Gast sind aber auch ausländische Uhren mit blauem Zifferblatt aus der Schweiz, Japan und Russland…

Herren-Uhren mit blauem Zifferblatt – von günstig bis teuer

#1 Robuste russische Panzer ab 30€: Vostok Amphibia und Vostok Komandirskie

Eine mechanische (!) Uhr für 30€ – geht nicht? Geht wohl! Den günstigsten Einstieg in die Welt der mechanischen Uhren mit blauem Zifferblatt markieren die Russen mit der Vostok Komandirskie in der blauen Variante „Submarine Commander“ mit dem simpel konstruierten, aber sehr robusten Handaufzugskaliber 2414. Spannend: Die Komandirskie ist eine waschechte Militäruhr – das Modell entstand in den 60ern auf Basis der Anforderungen des russischen Verteidigungsministeriums.

Eine etwas teurere 24-Stunden-Variante der Vostok Komandirskie, Bild: Poljot24

Der Nachteil: Das Gehäuse der günstigsten 30€-Komandirskie besteht nicht aus Edelstahl, sondern aus verchromtem Messing. Es gibt aber auch teurere Varianten mit Edelstahlgehäuse. Vostok-Uhren bieten außerdem eine beliebte Spielwiese für Moddings bzw. die Modder-Szene…

Auch die etwas teurere Vostok Amphibia „Scuba Dude“ Taucheruhr, die mit meerblauem Zifferblatt und Automatkkkaliber 2416B erhältlich ist, ist einen Blick wert. Namensgebend für das Modell ist der charakteristische Taucher-Typie auf dem Zifferblatt. Das Gehäuse ist aus Edelstahl. Preispunkt: Schlappe 72€.

Merke: Russische Uhren sind im Allgemeinen recht günstig, einfach konstruiert und robust. Vostok-Uhren im speziellen kommen damals wie heute aus der Stadt Tschistopol in der russischen Provinz Tatarstan. Bei den Preisen für die Vostok Amphibia oder die Komandirskie kann man in der Summe definitiv nichts falsch machen. Mehr über die alteingesessene russische Uhrenindustrie gibt’s hier.

#2 Blauer Preis-Leistungs-Tipp aus Nippon: Orient Bambino

Neben Seiko und Citizen fristet der japanische Uhrenhersteller Orient ein Nischendasein – dabei sind die Uhren des 1950 gegründete Unternehmens heute unter Kennern ein echter Geheimtipp, insbesondere im Bereich Taucheruhren ist das Preis-Leistungs-Verhältnis von Orient exquisit. Aber auch das Automatik-Einsteigermodell, die Orient Bambino, bietet extrem viel Uhr für’s Geld – die Verarbeitungsqualität ist tiptop, die Optik dank applizierter Indizes und gewölbtem Glas / Zifferblatt grandios. Die Bambino ist außerdem – für eine mechanische Uhr – erstaunlich flach.

Und nein ihr habt natürlich nichts auf den Augen – die obigen Bilder zeigen natürlich die graue Variante der Orient Bambino 😉 Die Dresswatch gibt’s aber natürlich auch in einer Variante mit wunderschön blauem Zifferblatt (Referenz FAC08004D0) für schnäppchenmäßige 120 bis 150€ 😉

#3 Mido Commander Blue Shade – für das schmale Handgelenk

Der im Schweizerischen Le Locle ansässige Uhrenhersteller Mido ist schon seit über 100 Jahren aktiv, heute aber trotzdem ein ziemlicher Underdog. Die Mido Commander ist eines der beliebtesten Modelle des Herstellers und wird immerhin schon seit über 60 Jahren non-stop produziert. Mit der Mido Commander Blue Shade haben die Schweizer ein schlichtes und trotzdem überaus eigenständiges Modell mit vielen charakteristischen Eigenschaften lanciert, darunter die „zweigeteilten“ Zeiger und Indizes, die applizierten Schriften Mido und Commander, das Degradee-Zifferblatt (schwarz-blauer Farbverlauf) sowie das einschalige, sogenannte Monocoque-Gehäuse, welches Mido erstmalig im Jahre 1959 im Modell Ocean Star verbaut hat.

Der Vorteil: Bei einem Monocoque-Gehäuse bilden Gehäuse und Boden eine Einheit, weshalb dazwischen keine Dichtungen nötig sind – damit fällt eine potentielle Stelle für Undichtigkeit naturgemäß weg.

Die Mido Commander Blue Shade ist mit 37 mm Durchmesser eher etwas für schmale Handgelenke, der Preis ist mit 820€ (UVP) fair.

Eckdaten der Mido Commander Blue Shade:

  • Referenz: M8429.3.25.11
  • Werk: ETA C07.621 mit 80 Stunden Gangreserve (Mido Kaliber 80)
  • Uhrglas: Saphir
  • Leuchtmasse: Super-Luminova
  • Band: Milanaise-Armband aus Edelstahl, mit schwarzer PVD-Beschichtung, satiniert, ins Gehäuse integriert
  • Zifferblatt Blau-schwarz schattiert, satinierter Sonnenschliff, applizierte Indexe poliert und mit schwarzem Lack versehen
  • Monocoque-Gehäuse, sandgestrahlter Edelstahl mit schwarzer PVD-Beschichtung
  • Durchmesser: 37 mm
  • UVP: 820€

#4 Aus der Goldstadt Pforzheim: Laco Beobachtungsuhr „Blaue Stunde“

Die Laco Fliegeruhr „Blaue Stunde“ kommt im berühmten Beobachtungsuhren-Design, welches heute von vielen Herstellern aufgegriffen wird. De facto war Laco aber historisch gesehen einer der wenigen Hersteller (neben IWC, Lange & Söhne, Stowa und Wempe), der in den 40er Jahren die Original-Beobachtungsuhren für das deutsche Reichsluftfahrtministerium (RLM) produzieren musste. Auch heute noch stellt Laco Uhren in diesem beliebten, schlichten und zeitlosen Design her: Neben sehr nah am historischen Original designten Modellen haben die Pforzheimer auch einige Varianten wie die „Blaue Stunde“ mit toller Farbgebung und Sonnenschliff-Zifferblatt in der Kollektion. Die Laco „Blaue Stunde“ gibt’s in…

  • zwei Größen (39 mm und 42 mm Durchmesser),
  • zwei Qualitätsstufen (Laco Basis für 340€ und Laco Original für 980€) und
  • zwei Werks-Varianten (Laco Original: Schweizer ETA-Automatik und Handaufzug / Laco Basis: Japanisches Miyota-Automatikwerk)

Wer mehr über die Geschichte der Beobachtungsuhren erfahren möchte, darf in meine beiden Reviews zur Laco Basis-Beobachtungsuhr und zur Laco Original „Erbstück“ spicken. Mehr über Laco im Allgemeinen gibt’s in meinem Besuchsbericht aus Pforzheim.

Eckdaten der Laco Basis „Blaue Stunde“:

  • Werk: Japanisches Miyota 821A (Laco 21)
  • A-Muster oder B-Muster (Modelle Augsburg und Aachen)
  • Uhrglas: Saphir, flach
  • Gehäuseboden mit Saphirglas-Sichtfenster
  • Leuchtmasse: Super-Luminova C3
  • Band: Hellgraues Nato-Band
  • Zifferblatt Blau mit Sonnenschliff
  • Durchmesser: 39 oder 42 mm
  • Gewicht ca. 85 Gramm
  • Wasserdichtigkeit 5 bar
  • Made in Germany
  • UVP: 340€

Eckdaten der Laco Original „Blaue Stunde“:

  • Werk: ETA 2824 Automatik (Modelle Paderborn und Münster) oder ETA 2801 Handaufzug (Modelle Memmingen und Leipzig)
  • A-Muster oder B-Muster
  • Gehäuse sandgestrahlt
  • Thermisch gebläute Zeiger
  • Massiver Stahlboden mit Gravur
  • Uhrglas: Saphir, entspiegelt und gewölbt
  • Leuchtmasse: Super-Luminova C3
  • Band: Graues Nylonband
  • Zifferblatt Blau mit Sonnenschliff, arabische Zahlen und Indexe
  • Durchmesser: 39 oder 42 mm
  • Gewicht ca. 90 Gramm
  • Wasserdichtigkeit 5 bar
  • Made in Germany
  • UVP: 980€

#5 Für Zahlen-Nerds: Hamilton Khaki Aviation X-Wind Day Date Auto

Eine Flieger-Toolwatch wie sie im Buche steht: Die Hamilton Khaki Aviation X-Wind Day Date Auto hat nicht nur einen irre langen Namen, sondern auch irre viele Zahlen und Indizes auf Zifferblatt, Rehaut und Lünette – eine Uhr, bei der Man(n) auf Anhieb gar nicht weiß, wie er die vielen Funktionen überhaupt im Alltag nutzen soll 😉 Darunter, aus der Kategorie „Dinge, die 99,9999% der Uhrenkäufer nicht brauchen, aber irgendwie geil klingen“, hat die Hamilton Khaki X-Wind einen Kalkulator zwecks Kurskorrektur bei Seitenwinden (= engl. für Crosswind = X-Wind) an Bord.

Die Optik des Modells erinnert durch die zusätzlichen Kronen an einen Chronographen. Mit 45 mm Durchmesser ist die Khaki Aviation X-Wind Day Date Auto nur etwas für Männer mit größeren Handgelenken (ab ca. 18 cm Umfang).

Mehr über Hamilton und andere Uhrenhersteller mit Wurzeln in den USA gibt’s hier.

Eckdaten der Hamilton Khaki Aviation X-Wind Day Date Auto

  • Referenz: H77765541 (Leder) bzw. H77765141 (Stahlband)
  • Werk: ETA C01.111 mit 80 Stunden Gangreserve (Hamilton Kaliber H-30)
  • Uhrglas: Saphir
  • Leuchtmasse: Super-Luminova
  • Band: Rindleder mit Nieten oder Stahlband
  • Durchmesser: 45 mm
  • Gewicht ca. 85 Gramm
  • Wasserdichtigkeit 10 bar
  • Swiss Made
  • UVP: 995€

#6 Klassischer Frankfurter Flieger: Sinn 104 St Sa

Auf der Inhorgenta 2020 hat die Spezialuhrenschmiede Sinn mit dem Modell 104 St Sa A B E einen echten blauen Kracher vorgestellt – sogar Sinn selbst schien vom Erfolg überrascht zu sein, die Frankfurter kamen lange mit der Produktion nicht hinterher. Mittlerweile sind alle 1000 Stück das Modells leider auch schon ausverkauft.

Das Schwestermodell Sinn 104 St Sa I B, welches ebenfalls auf dem Chronographen-Klassiker Sinn 103 basiert, ist aber zum Glück unlimitiert erhältlich und kommt mit schniekem dunkelblauem Sonnenschliff-Zifferblatt. Wie man es von Sinn gewohnt ist, kommt auch die Sinn 104 St Sa mit allerlei technischer Gimmicks, darunter eine unverlierbare Lünette (Fliegerdrehring), antimagnetischer Eigenschaften nach DIN 8309 und Unterdrucksicherheit. Den Test zur Sinn 104 St Sa gibt’s hier!

Eckdaten der Sinn 104:

  • 104 St Sa I B
  • Werk: Sellita SW 220-1
  • Uhrglas: Saphir
  • Leuchtmasse: Super-Luminova
  • Band: Leder, Stahl oder Silikon
  • Durchmesser: 41 mm
  • Gewicht 73 Gramm
  • Wasserdichtigkeit 20 bar
  • Made in Germany
  • UVP: 1180€ (am Leder- oder Silikonband) / 1440€ (am Stahlband)

#7 NOMOS Glashütte Tangente 38 nachtblau

NOMOS gehört nicht grade zu den Urgesteinen des traditionsreichen Uhren-Clusters Glashütte in Sachsen, welches 1845 mit Ferdinand Adolph Lange seinen Anfang nahm. Dennoch ist das erst 1990 gegründete Unternehmen NOMOS seit vielen Jahren auf einem erstaunlichen Erfolgskurs – dank moderner Marketingkommunikation, klassisch-gefälliger Designs und dem Einsatz von hauseigenen Manufakturkalibern – letzteres ist heutzutage auf deutschem Boden eine echte Besonderheit, da der Markt für mechanische Uhrwerke seit vielen Jahrzehnten von den Japanern und natürlich den Schweizern dominiert wird. Mit 1620€ ist das nachtblaue Modell Tangente 38 für eine Uhr aus Glashütter Manufaktur preislich wettbewerbsfähig unterwegs.

Eckdaten der NOMOS Tangente 38 nachtblau:

  • Referenz 166
  • Manufakturkaliber Alpha, Handaufzug
  • Uhrglas: Saphir
  • Leuchtmasse: Super-Luminova
  • Band: Veloursleder
  • Durchmesser: 37,5 mm
  • Wasserdichtigkeit 3 bar
  • Made in Germany
  • UVP: 1620€

#8 Pforzheimer Micro-Brand mit Alleinstellungsmerkmal: Circula 1955

Für alle, die bei den Preisen von NOMOS abwinken, gibt es eine günstigere Alternative vom Pforzheimer Traditionshersteller Circula, der vom sympathisch-bodenständigen Cornelius Huber in der dritten Generationen geführt wird. Circula bietet sowohl in der Klassik-Kollektion (ab 390€) als auch in der Heritage-Kollektion (ab 790€) Modelle mit tollen blauen Sonnenschliff-Zifferblättern an. Der Preis der Circula Klassik ist mit Blick auf die Eckdaten (Saphirglas, Miyota 9015 Automatikwerk) mehr als fair, …

… richtig spannend wird es aber bei Heritage-Kollektion, die mit original 100% Made in Germany Manufakturkalibern der Pforzheimer Uhren-Rohwerke GmbH (PUW) kommt. Es handelt sich dabei um sogenannte New Old Stock (NOS)-Werke, d.h. Handaufzugs- und Automatikkaliber, die in den 70er Jahren von PUW auf Lager gelegt, aber nie verbaut wurden. Die Nutzung dieser Werke in der Circula Heritage-Kollektion ist auf jeden Fall eine echte Besonderheit.

Eckdaten der Circula Klassik:

  • Werk: Japanisches Miyota 9015
  • Uhrglas: Saphir, bombiert
  • Leuchtmasse: Super-Luminova
  • diverse Band-Varianten (Mesh / Leder)
  • 39 mm Durchmesser und 10,1 mm Höhe
  • Wasserdichtigkeit 5 bar
  • Made in Germany
  • 390€

Eckdaten der Circula Heritage (Automatik und Handaufzug):

  • Werk: 100% Made in Germany Manufakturkaliber, New Old Stock, P.U.W. 1661s (Automatik) bzw. P.U.W. 561 (Handaufzug)
  • Uhrglas: Saphir, bombiert
  • Leuchtmasse: Super-Luminova
  • Band: Rindleder mit Nieten oder Stahlband
  • 39 mm Durchmesser und 9,9 mm Höhe (Handaufzug) bzw. 41 mm Durchmesser und 11,8 mm Höhe (Automatik)
  • Wasserdichtigkeit 5 bar
  • Made in Germany
  • ab 790€

#9 Hanhart Pioneer One – blaues Einsteigermodell aus dem Schwarzwald

Das Schwarzwälder Traditionsunternehmen Hanhart ist historisch interessierten Uhrenfreunden wahrscheinlich im Zusammenhang mit Flieger-Chronographen ein Begriff: Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges musste Hanhart robuste Chronographen für die Kampfpiloten der deutschen Luftwaffe entwickeln und produzieren. Die Fliegerchronographen sind von den beliebten Beobachtungsuhren (z.B. von Laco, siehe oben) abzugrenzen, die nicht von Piloten, sondern von Navigatoren an Bord getragen wurden, um die Positionsbestimmung vorzunehmen. Kein Zufall: Hanhart war nach dem Krieg, bis 1962, unter anderem exklusiver Lieferant der 1955 gegründeten Bundeswehr. Auch heute noch baut Hanhart insbesondere Fliegeruhren, die sich nah an den historischen Vorbildern orientieren.

Seit 2018 hat Hanhart mit der Pioneer One-Modellreihe auch ein vergleichsweise günstiges Einsteigermodell im Sortiment – historische, Hanhart-typische Merkmale wie die kanellierte Lünette mit rotem Marker, eine große Krone und das schlichte Flieger-Design sind beim Modell Pioneer One blau natürlich auch mit dabei. Der Preis: 890€.

Umfangreiche Einblicke in die Geschichte von Hanhart gibt’s in meinem Review des Modells Hanhart Pioneer TachyTele.

Eckdaten der Hanhart Pioneer One blau:

  • Uhrwerk: Automatikwerk Sellita SW 200
  • Durchmesser 42 mm, Höhe 12 mm
  • Innen entspiegeltes Saphirglas
  • Geschraubter Gehäuseboden
  • Wasserdichtigkeit: 10 bar
  • Armband aus Kalbsleder
  • UVP 890€

#10 Tutima Sky Automatic

Tutima-Uhren kamen vor fast 100 Jahren noch von zwei Uhrenherstellern, beide geführt vom Juristen Dr. Ernst Kurtz – der Uhrenfabrik Glashütte AG (UFAG) und der Uhren-Rohwerke-Fabrik Glashütte AG, (UROFA). Kurtz etablierte Tutima (von lateinisch für „sicher“) als Qualitätskennzeichen für besonders robuste Uhren aus diesen Fabriken. Nach dem Krieg flüchtete Kurtz mit einigen Mitarbeitern gen Westen und baute die Produktion von Tutima neu auf – zunächst in Unterfranken, dann in Niedersachsen. Seit 2008 ist Tutima wieder direkt vor Ort in Glashütte tätig.

Tutima-Uhrenfabrik-Glashütte

Heute ist Tutima mit Kollektionen wie Grand Flieger, Saxon One, M2 und Sky vor allem auf funktionale Fliegeruhren ausgerichtet. Und das hat historische Gründe: Tutima war (neben Hanhart) ab 1941 einer der wenigen Lieferanten von Fliegerchronographen für die Deutsche Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg – das Reichsluftfahrtministerium trug damals auch an Tutima die Anforderung der charakteristischen griffigen Lünette mit rotem Merkpunkt heran.

Darüber hinaus hat sich Tutima in den letzten Jahrzehnten mehrmals als offizieller Lieferant der Bundeswehr behaupten dürfen – ab 1983 belieferte das damals noch in Westdeutschland tätige Unternehmen u.a. das fliegende Personal der Bundeswehr mit Chronographen. Fast zeitgleich, ab 1984, belieferte Tutima außerdem die NATO.

Aber auch die Bodentruppen der Bundeswehr wurden von Tutima beliefert: Unter der Marke Boccia, die günstige Uhrenmarke von Tutima, wurde das KSK und das reguläre Heer mit vielen Tausend Uhren mit analoger und unabhängig einstellbarer digitaler LCD-Anzeige beliefert. Mehr dazu in meinem Artikel über historische und aktuelle Uhren der Bundeswehr.

Mit der Tutima Sky haben die Sachsen ein schlichtes Flieger-Einsteigermodell im Portfolio, welches mit Blick auf die applizierten Indizes und das Mesh-Band fast als Dresswatch durchgeht 😉 Besonders gelungen ist das dunkelblaue Zifferblatt mit einem wunderschönen Dégradé-Effekt (Farbverlauf von dunkel zu hell). 1450€ sind für eine Dreizeigeruhr auf den ersten Blick nicht günstig, mit Blick auf die Glashütter Konkurrenz aber wettbewerbsfähig.

Bild: Tutima

Auch andere Farbvarianten der Tutima Sky sind erhältlich:

Bild: Tutima

Eckdaten der Tutima Sky Automatic 6105-22

  • Werk: Tutima 330, basierend auf dem ETA2836-2 mit Datum und Wochentags-Anzeige
  • Uhrglas: Saphir, bombiert
  • Sichtboden mit Saphirglas
  • Milanaiseband / Mesh-Band
  • Durchmesser 41 mm, Höhe 13 mm
  • Wasserdichtigkeit 10 bar
  • UVP 1450€

#11 Mühle-Glashütte Panova blau / 29er Casual

Bleiben wir in Glashütte, Sachsen: Das sympathische Familienunternehmen Mühle-Glashütte ist eigentlich eher auf sportliche Uhren mit maritimem Bezug spezialisiert – bekanntestes Modell: Der extrem robuste Mühle-Glashütte S.A.R. Rescue Timer, der in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) entstanden ist und auch seit vielen Jahren aktiv von den Seenotrettern im Dienst getragen wird.

SAR Rescue Timer Vorstellung in Warnemünde 2002
Hans-Jürgen Mühle bei der Übergabe des ersten SAR Rescue-Timers in Warnemünde im Jahr 2002
Mühle Glashütte Rescue Timer nach 10 Jahren
SAR Rescue-Timer vom DGzRS-Vormann Olaf Redmer nach 10 Jahren Dauereinsatz – sieht doch noch ganz gut aus, oder? 😉

Vor diesem Hintergrund fällt das Einsteigermodell des Traditionsunternehmens, die Mühle-Glashütte Panova, etwas aus dem Rahmen – die Panova ist mit 40 mm Durchmesser und schlichtem Design eher als „Dresswatch“ positioniert. Macht aber nix: Warum auch die Panova mehr als einen Blick Wert ist, zeige ich in meinem umfangreichen Review der grauen Variante (sorry für die schlechte Bildqualität der blauen Variante – es handelt sich um Schnappschüsse von der Baselworld. Schönere Bilder gibt’s im genannten Review).

Auf der Inhorgenta 2020 hat Mühle-Glashütte mit dem Modell 29er Casual (Referenz M1-25-72-NB) noch ein weiteres blaues Ührchen nachgelegt – das besondere: die krisselige Struktur des marinblauen Zifferblattes. Mit einem UVP von 1790€ passt die 29er Casual preislich eigentlich nicht in diesen Artikel – mit etwas Verhandlungsgeschick beim Mühle-Händler oder Internet-Recherche ist bei dem Modell aber sicher der eine oder andere Rabatt drin… 😉 Das Schwestermodell, die 29er Tag/Datum habe ich in diesem Artikel unter die Lupe genommen.

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AHW
3 Jahre zurück

Sehr schöne Uhren mit blauem Zifferblatt, eine gibt es noch.
Invicta Grand Diver Blue Automatik, kostete bei Amzon 129 Euro, kam gleich passend für eine Automatik mit Abweichung von 1 bis 1,5 Sekunden je Tag.
Die gleiche in schwarz kam einige Monate später, mit Abweichung von etwa 10 Sekunden je Tag. Wurde vom Uhrmacher eingeregelt.
Jetzt ebenfalls etwa 1,5 Sekunden je Tag.
Einziger Nachteil dieser Uhren, Mineralglas, Saphirglas auch gegen Aufpreis nicht erhältlich.

Ratman
4 Jahre zurück

Vielen Dank für den lesenswerten, interessanten und gut geschriebenen Bericht. Tolle Idee, sich mal auf blaue Zifferblätter zu konzentrieren. Und es ist für jeden Geldbeutel was dabei.

Klaus R.
4 Jahre zurück

Die Idee BLAU als Basis für diesen Artikel zu nehmen ist wirklich großartig. Zusätzlich habe ich richtig viel gelernt. Wahrscheinlich muss ich ihn erneut lesen, um noch mehr daraus mitzunehmen. Einfach toll.

Lars G.
4 Jahre zurück

Hallo,

ich finde die Vorstellung toll. Es ist vor allem schön, dass du mal die Vostok Uhren vorstellst. Ich denke die kommen in Deutschland in der Uhrenszene zu kurz weg. Das sind Uhren, die im Preis-Leistungsverhältnis top sind. Ich besitze selber 4 Stück und die sind als Alltagsuhren unschlagbar. Es gibt kaum eine mechanische Uhr mit der man bedenkenlos jede Situation bewerkstelligen kann ohne Angst haben zu müssen, dass das geile Teil leidet. Es stimmt weiterhin, dass man die Vostok-Uhren selber auf einfachste Art und Weise modden kann. Hier gibt es eine Vielzahl an Lünetten, die man problemlos selber wechseln kann.
Ein schönes Video zur Belastbarkeit dazu gibt es hier https://youtu.be/jkhc25z_seE .

Peter
4 Jahre zurück

Immer wieder lesenswerter und zum Nachdenken geeigneter Blog. Vielen Dank hierfür!