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Die minimalinvasiven Eingriffe in das Design der Rolex Submariner und der Tod des unglaublichen Hulk, der von einem gewissen Muppet Show-Frosch beerbt wurde, beherrschten die Meldungen zu den Rolex-Neuheiten 2020. Dabei ist ein anderes Modell-Upgrade nicht minder spannend: Die Oyster Perpetual 39 wurde durch die „Einsteiger-Rolex“ Oyster Perpetual 41 (124300) und 36 mit dem neuen Kaliber 3230 (126000) ersetzt und bekam in diesem Zuge (neben den Standardfarben schwarz, blau und silber) einige quietschbunte Zifferblatt-Varianten spendiert, die für den stockkonservativen Uhrenhersteller Rolex eigentlich völlig untypisch sind – allerdings nur auf den ersten Blick. Denn: Die Genfer haben die sogenannten Stella Dials der 70er und 80er Jahre wiederbelebt. Damals waren die bunten Farben ein ziemlicher Flop – ob das heute anders ist? Mit Blick auf die randvollen Wartelisten und die steigenden Grauhändlerpreise der neuen Oyster Perpetual 41, die den günstigsten Einstieg in die Rolex-Welt markiert, muss man das wohl bejahen…

Eckdaten der Rolex Oyster Perpetual 41:

  • Referenz 124300
  • Automatisches Manufaktur-Kaliber 3230, Superlative Chronometer mit einer Ganggenauigkeit von –2 /+2 Sekunden pro Tag (gemessen nach dem Einschalen des Uhrwerkes), 70 Stunden Gangreserve
  • Zeiger und Indizes aus 18k-Weißgold (bzw. 18k Gelbgold bei der silbernen Variante), gefüllt mit Chromalight-Leuchtmasse
  • Durchmesser 41 mm (auch als 36 mm- und 31 mm-Variante erhältlich)
  • Saphirglas
  • Gewicht (am Stahlband): 138 Gramm
  • Wasserdicht bis 100 Meter / 10 bar
  • Zifferblattfarben schwarz, blau, silber (mit Radialschliff) und orange, grün, gelb, rot („Stella Dials“)
  • Oyster-Stahlband mit Oysterclasp-Faltschließe und EasyLink-Verlängerung (ca. 5 mm)
  • Listenpreis 5350€

Die günstigste Rolex: Oyster Perpetual 41 / 36 und das Stella Dial

Die bunten „Stella“-Zifferblätter sind sicherlich das charakteristischste Merkmal der neuen Rolex Oyster Perpetual 41 (und 36). Zunächst gehen wir aber kurz auf die „langweiligen“ Standard-Farben schwarz, blau und silber sowie die allgemeinen Designmerkmale des Zifferblattes ein.

Ins Auge sticht insbesondere die große, applizierte und polierte Rolex-Krone auf „12 Uhr“. Darunter ist – mit doch recht großem (vielleicht schon etwas zu großem) Abstand – der „Rolex“- und der „Oyster Perpetual“-Schriftzug verewigt.

Ein feiner Radialschliff (Sonnenschliff) sorgt bei den drei Standardfarben, je nach Lichteinfall, für eine optische Finesse. Naturgemäß ist der Radialschliff beim schwarzen Blatt allerdings nur bei sehr genauem Hinsehen zu erkennen – bei der blauen und der silbernen Variante tritt der Effekt deutlich besser zutage.

Ins Auge springen auch die neuen Doppel-Indizes auf 3-6-9 Uhr. Rolex-typisch sind die auf Hochglanz polierten Indizes (genau wie die schlichten Zeiger) nicht aus „gewöhnlichem“ Edelstahl sondern aus 18 Karat-Weißgold (bzw. Gelbgold bei der silbernen Variante) gefertigt. Weißgold wirkt für das geschulte Auge etwas „seidener“ und „feiner“, es unterscheidet sich optisch aber nur Unwesentlich von Edelstahl. Der einzige praktische Vorteil von Weißgold ist, dass es beständiger gegen Korrosion ist. Wer also viel in feuchtklimatischen Regionen unterwegs ist, hat hier über die Jahre einen gewissen Vorteil. Ansonsten bleibt eigentlich nur das Gefühl, etwas Exklusiveres am Handgelenk zu haben – eine Uhr mit Allerwelts-Stahlzeigern ist schließlich nur was für den Pöbel. 😉

Wie man es von Rolex gewohnt ist, gibt sich die Detailverarbeitung des Zifferblattes auch bei Nahaufnahmen keinerlei Blöße. Gleichzeitig muss ich sagen, dass die knackscharfe Perfektion einer Grand Seiko Snowflake nicht erreicht wird (steinigt mich gerne virtuell für diese Aussage im Kommentarbereich unten 😉 ).

Die Zeiger und Indizes sind mit Chromalight gefüllt – einer speziell für Rolex entwickelten Farbvariante der bewährten Leuchtmasse Super-Luminova. Die Leuchtkraft der Oyster Perpetual ist im direkten Vergleich nur unwesentlich geringer als bei der Rolex Submariner (im Bild unten links).

Die Wiederbelebung der Rolex Stella Dials

Sowohl die Oyster Perpetual 41 als auch die Oyster Perpetual 36 sind in den quietschbunten Regenbogenfarben türkisblau, gelb, korallenrot, grün und candy-pink erhältlich (letztere Farbe nur bei den Durchmessern <41 mm). Daneben wirkt die Oyster Perpetual in den drei Standardfarben fast schon wie ein schüchternes Mauerblümchen.

Für den als konservativ geltenden Uhrenhersteller sind solche „Farbexperimente“ ziemlich ungewöhnlich. Macht Rolex jetzt einen auf NOMOS Glashütte? schießt es dabei dem geneigten Uhrenfreund vielleicht spontan durch den Kopf.

Tatsächlich hat Rolex im Rahmen der Lancierung der neuen Oyster Perpetual ein eher ungewöhnliches Relikt der eigenen Unternehmensgeschichte ausgegraben: Die unter Vintage-Fans als Stella Dials bekannten bunten Zifferblätter aus Hartemaille, die ganz im Zeichen der bunten 70er Jahre standen und ursprünglich für Kunden in Nahost kreiert wurden (was auch den Schwerpunkt auf Goldgehäuse erklärt). Zum Einsatz kamen die Stella Dials bei der Rolex Oyster Perpetual Day-Date und der Datejust.

Bild: Phillips

Doch wo kommt der Name „Stella“ eigentlich her? Die am häufigsten zu findende Begründung dafür ist, dass es sich dabei um einen Uhren-Spitznamen in Anlehnung an den Künstler Frank Stella handelt, der gerne mal in den Farbtopf griff. Diese Annahme ist aber falsch. Tatsächlich rührt der Name schlicht und ergreifend von der Schweizer Firma Stella aus Genf her, welche Rolex damals mit den knallbunten Farben belieferte – nicht mehr und nicht weniger (Quelle: Dr. Helmut Crott, Le Cadran).

Damals waren Rolex-Modelle mit Stella Dial alles andere als beliebt und lagen wie Blei in den Auslagen. Angeblich hat Rolex sogar etliche dieser Uhren verschrottet. Heute sind Stella Dial-Modelle unter Sammlern umso gesuchter. Hier zwei seltene Beispiele aus den 70er und 80er Jahren, die beim Auktionshaus Phillips für über 50.000 CHF (Goldgehäuse) bzw. 35.000 CHF (Stahl-Variante) den Besitzer gewechselt haben:

Mit Blick auf einschlägige Foren und die farbunabhängigen, langen Wartezeiten (dazu später mehr), scheinen Uhrenfreunde diesen gewagten Farben heute etwas offener gegenüber zu stehen – was sicherlich auch daran liegt, dass Hersteller wie NOMOS Glashütte den Weg dafür in den letzten Jahren geebnet haben. Das Problem mit solch ungewöhnlichen Farben ist meiner Meinung nach allerdings, dass man sich schnell an ihnen satt sieht. Am ehesten könnte ich mich persönlich noch mit der grünen Oyster Perpetual anfreunden (aber das ist natürlich alles Geschmackssache). Im Zweifelsfall ist ein Zifferblatt-Wechsel in der Werkstatt des Rolex-Konzessionärs oder durch Einsenden der Uhr in die Schweiz relativ problemlos möglich – sofern man natürlich bereit ist die entsprechenden Kosten zu tragen (unter 700€ dürfte da kaum was gehen)…

Rolex Oyster Perpetual 41 und das Oyster-Gehäuse

Die neuen Oyster Perpetual-Modelle kommen – wie sollte es auch anders sein – im Rolex Oyster-Gehäuse. Die Gehäusekonstruktion wurde schon im Jahre 1926 von Rolex patentiert: Das System aus Lünette, Gehäuseboden und Aufzugskrone, die mit dem Mittelteil verschraubt sind, war damals ein echter Durchbruch, wenngleich es sich dabei nicht um die allerersten wasserdichten Uhren der Welt handelte.

Mehr: Rolex-Mythos: Die erste wasserdichte Uhr?

Die Optik des im Jahre 2020 bei der Oyster Perpetual zum Einsatz kommenden Oyster-Gehäuses (aus 904L Oystersteel und mit 10 bar Wasserdichtigkeit) hat historisch betrachtet allerdings Null Komma Nix mit der Kissenform der ersten Rolex Oyster-Modelle zu tun, die unter anderem 1927 von der britischen Sekretärin Mercedes Gleitze bei ihrer 10-stündigen Überquerung des Ärmelkanals getragen wurde.

Mit einer Ausnahme: Die für Rolex charakteristische feine Riffelung des Gehäusebodens wurde vom Oyster-Modell aus dem Jahre 1926 übernommen und dient als Eingriff für einen Spezialschlüssel, der nur von Rolex autorisierten Uhrmachern den Zugang zum Uhrwerk ermöglicht.

Das filigrane Gehäuse der Oyster Perpetual 41 in der Seitenansicht
Die satinierten Hörner

Die Gehäuseform der wenige Jahre später lancierten Rolex Oyster Perpetual war merkbar filigraner und bildete in den folgenden Jahren und Jahrzehnten die Basis für quasi alle Rolex Professional Klassiker wie Explorer, Datejust, Submariner, GMT-Master, Milgauss, Sea-Dweller, Daytona & Co.

Rolex Oyster-Werbeanzeigen aus den 1920er und 30er Jahren

In dieser Galerie sind die Evolutionsstufen der Oyster Perpetual zusammengefasst gut zu erkennen (alle Bilder: Rolex; zum Vergrößern bitte klicken):

Auch die neue Oyster Perpetual kommt natürlich mit dem Oyster-Gehäuses, welches sich in den letzten Jahrzehnten nur unwesentlich verändert hat. Es hat sich aber größentechnisch was getan: Rolex löst mit den 2020 lancierten Modellen Oyster Perpetual 41 und 36 die Oyster Perpetual 39 ab. Seit 2020 gibt es also „nur“ noch die Größen 28, 31, 34, 36 und 41 mm – da sollte trotzdem für so ziemlich jeden die passende Größe dabei sein 😉 . Aus meiner Sicht sind die neuen Größen eine gute Entscheidung, um eine Dresswatch mit etwas größerem Durchmesser im Portfolio zu platzieren. Zum Vergleich: Die Rolex Explorer I mit dem quasi-identischen Oyster-Gehäuse mit einem Durchmesser von 39 mm wirkt an etwas größeren Herren-Handgelenken schnell mickrig – hier zu sehen an meinem Handgelenk mit ca. 19 cm Umfang:

Rolex explorer I Handgelenk Größe 39 mm Durchmesser
Rolex Explorer I mit 39 mm Durchmesser

Und hier im Vergleich die Oyster Perpetual 41:

Die 41 Millimeter Durchmesser der neuen Oyster Perpetual passen bei etwas größeren Handgelenkumfängen schon deutlich besser – und trotzdem wirkt das Modell praktisch sehr filigran am Handgelenk, was insbesondere an der feinen und flachen Gehäuseform liegt. Die polierten Flächen (Flanken und Lünette) unterstreichen die Dresswatch-Optik zusätzlich. Im direkten Vergleich wirkt die auf dem Papier kleinere (!) alte Rolex Submariner (114060 „NoDate“) deutlich wuchtiger und sportlicher.

Oyster Perpetual 41 (rechts) vs. Submariner 114060

Easy peasy? Rolex Oyster Perpetual 41 und das Oyster-Band mit EasyLink

Das Stahlband an der neuen Rolex Oyster Perpetual ist nach wie vor das klassisch-dreireihige, perfekt um das Handgelenk fallende Oyster-Stahlband samt Oysterclasp-Faltschließe. Schade: Ich hätte mir (optional) auch sehr gut ein feingliedriges Jubilee-Band an der neuen Oyster Perpetual vorstellen können. Das sieht Rolex aber nicht vor – zumindest nicht offiziell: Unbestätigten Informationen zufolge soll aber das Jubilee-Band der Rolex Datejust 41 (126334) ebenfalls sauber an das Gehäuse der Oyster Perpetual 41 andocken können. Wer bestätigte Infos dazu hat, möge mir gerne einen Kommentar hinterlassen (der Preis für das Band ist mit 1500€ ziemlich gesalzen und nicht unbedingt für ein Experiment geeignet 😉 ).

Neu ist, dass Rolex der 2020 lancierten Oyster Perpetual das längst überfällige Schnelleinstellungssystem für das Stahlband bzw. die Schließe spendiert hat. Es handelt sich dabei um die EasyLink-Verlängerung, die eine Anpassungsmöglichkeit um 5 mm bietet. Rolex-Fans kennen dieses System schon von Modellen wie Explorer I oder GMT-Master II.

Die Easylink-Verlängerung wird ihrem Namen absolut gerecht: Sie ist einfach zu bedienen, eine Kürzung oder Verlängerung (zum Beispiel an heißen Sommertagen, an denen der Handgelenkumfang deutlich zunimmt) ist problemlos möglich, indem das letzte Bandglied, welches in die Schließe ragt, „umgeklappt“ wird.

EasyLink ist auf jeden Fall ein Fortschritt gegenüber dem, was die Rolex Oyster Perpetual vorher mitbrachte – nämlich nix 😉 . Und dennoch vermisse ich ein klein wenig die absolut geniale GlideLock-Schließe der Rolex Submariner, welche in 2 mm-Schritten eine Anpassung bis maximal 20 mm bietet. GlideLock ist EasyLink in allen Belangen überlegen. Punkt. Okay, okay: Die GlideLock-Schließe trägt etwas dicker auf, was zu einer feinen Uhr wie der Oyster Perpetual natürlich nicht so gut passt wie zu einer sportlichen Submariner.

Ein kleiner Wermutstropfen sei noch genannt: Leider ist die Rolex-Krone bei der Oyster Perpetual 41 nur eingraviert und nicht refliefartig wie bei Submariner, Explorer I & Co. Hier merkt man einfach, dass Rolex mit Blick auf den vergleichsweise geringen Einstiegspreis der Oyster Perpetual einen gewissen Respektabstand zu den teureren Modellen lässt.

Rolex EasyLink (links) vs. GlideLock (rechts)

Superlative Chronometer: Kaliber 3230 – ein Überraschungsei?

Eine weitere große Neuerung betrifft das Innenleben der neuen Rolex Oyster Perpetual: anstelle des 3100er Automatikkalibers tickt in der neuen Oyster Perpetual das Nachfolge-Kaliber 3230 „NoDate“, welches seit 2020 zum Einsatz kommt und laut Rolex über 90% neue, optimierte und überarbeitete Komponenten mitbringt. Immerhin 14 Patente hält Rolex auf die neue Kalibergeneration 3200 (3230 und 3235).

Auf dem Papier macht das neue, als Superlative Chronometer-zertifizerte (Ganggenauigkeit −2/+2 Sekunden pro Tag, getestet nach dem Einschalen) und mit amagnetischer Parachrom-Unruhspiralfeder ausgestattete Werk einen ziemlich guten Eindruck. In der Praxis besonders nützlich ist der beachtliche Gangreserveboost von 48 auf 70 Stunden.

Superlative Chronometer Officially Certified

Rolex hebt außerdem den verbesserten, schnelleren und effizienteren automatischen Selbstaufzug hervor – und tatsächlich läuft die Oyster Perpetual 41 ziemlich flott los, wenn man sie auch nur kurz in die Hand nimmt. Besonders genial ist auch der optimale Widerstand, mit dem sich die Zeiger sehr präzise über die Krone einstellen lassen.

Rolex ersetzt mit der neuen Kaliberreihe außerdem die vor über 50 Jahren (!) erfundene Schweizer Ankerhemmung. Rolex bezeichnet die neue, patentierte Lösung als Chronergy-Hemmung. Diese punktet laut Rolex vor allem mit einem höheren Wirkungsgrad: Der Aufbau der neuen Chronergy-Hemmung gestattet es, die Effizienz der Energieübertragung über das Räderwerk vom Federhaus an den Oszillator, um 15% zu verbessern – ein wesentlicher Baustein für die Erhöhung der Gangreserve. Ein weiterer Baustein ist die um 50% reduzierte Wandstärke des Federhauses, was immerhin ein Plus von 10 Stunden Gangreserve bringt. Die Rubinplatten des Ankers der neuen Chronergy-Hemmung messen 125 Mikrometer und damit 50% weniger als bei der 3100er Vorgängergeneration. Zum Vergleich: Ein Sandkorn kommt auf etwa 90 Mikrometer. Diese hochpräzise Fertigung ist unter anderem durch die Anwendung von Hightechverfahren wie LiGA möglich (Mikrofertigung durch Elektroformung).

Chronergy-Hemmung (unten im Bild)

Die neue 3200er-Kaliberreihe kam in Form des Kalibers 3235 „Date“ erstmals 2015 in der Rolex Pearlmaster zum Einsatz – sicherlich keine schlechte Idee ein brandneues Kaliber zunächst in einem eher unbeliebten Modell zu „testen“ 😉 . Mittlerweile tickt das Kaliber beispielsweise auch in der Sea-Dweller (126600) und in der neuen Submariner (124060). Da sollte es nach ein paar Jahren doch eigentlich keine „Kinderkrankheiten“ mehr geben, oder?

Tatsächlich findet man in Uhrforen die eine oder andere Stimme, die von Problemen mit der neuen Kaliber-Generation berichtet. Das ist sicherlich keine belastbare Stichprobe, unterstreicht aber den vom Uhrmacher Ashton Tracy umfangreichen Vergleich zwischen den Kalibern 3135 und 3235: Seinem Bericht zu folge bringt das 3235 zwar alles mit, was ein modernes Automatikkaliber ausmachen sollte (leichtere Komponenten, hohe Effizienz dank Chronergy-Hemmung, bessere magnetische Abschirmung, hohe Gangreserve). Hinsichtlich Zuverlässigkeit gehe der Punkt laut Tracy aber klar an das Vorgänger-Kaliber 3135. Zitat Tracy: „It’s long-lasting, it’s proven and it can be repaired for decades to come even if parts supply is discontinued. It doesn’t require excessive replacement of costly parts, which makes it watchmakerfriendly and customer-friendly.“

Alles in allem muss man sicherlich weitere Langzeiterfahrungen abwarten, um valide Aussagen zur Zuverlässigkeit des 3235 (Date) bzw. 3230 (NoDate) treffen zu können…

Fazit: Rolex Oyster Perpetual und der Wartelisten-Wahnsinn

Der Wartelisten-Wahnsinn macht auch vor der Rolex Oyster Perpetual 41 nicht halt: Der vergleichsweise „günstige“ Preis (mit über 5000€ ist sie die günstigste Rolex im aktuellen Sortiment) in Verbindung mit einem gefällig-klassischen Design und Rolex-typischer Top-Verarbeitung haben der Oyster Perpetual 41 schon kurz nach der Rolex Neuheiten-Ankündigung 2020 randvolle Wartelisten von bis zu 3 Jahren beschert.

Nachdem ich die Oyster Perpetual 41 nun eine Weile mein Eigen nennen darf, muss ich sagen, dass mich das nicht wundert – das Modell ist ein hervorragender Einstieg in die Welt von Rolex und eine perfekte Alternative zur sehr beliebten Rolex Datejust. Gleichzeitig ist die Oyster Perpetual 41 in den Standardfarben mit vergleichsweise viel Understatement unterwegs – Bling-Bling-Cerachrom-Lünetten, Datums-„Warzen“ oder geriffelte Lünetten sucht man hier vergebens. Und wer es doch etwas extravaganter mag, der kann ja immer noch zu den Stella Dials greifen.

Der Knackpunkt ist aber der folgende: Wie mir ein Rolex-Konzessionär mitgeteilt hat, muss man derzeit bis zu 3 Jahre Wartezeit in Kauf nehmen (sofern man überhaupt auf die Warteliste genommen wird). Der eine oder andere kommt nun vielleicht auf die gewitzte Idee einfach eine vermeintlich unbeliebte Farbe wie Türkis mit möglicherweise geringerer Wartezeit zu ordern, um dann später das Zifferblatt auf eine massenkompatiblere Farbe wie Schwarz oder Blau umzurüsten. Falsch gedacht! Wie mir besagter Rolex-Konzessionär im persönlichen Gespräch bestätigte, gelten die langjährigen Wartezeiten grundsätzlich unabhängig von der Farbe. Die coronabedingte Schließung der Rolex-Produktion hat bei dieser Entwicklung sicherlich auch eine Rolle gespielt. Entsprechend saftig sind auch die Aufschläge auf den Listenpreis bei Grauhändlern, die mit sofortiger Verfügbarkeit werben – unter 8000€ geht quasi nix, was einem Aufpreis von über 50% entspricht. Der Listenpreis von rund 5000€ ist daher leider nur theoretischer Natur…

Wer den Wartelisten-Wahnsinn nicht mitmachen will oder nicht bereit ist die horrenden Grauhändler-Aufschläge zu bezahlen, der darf den Blick Richtung Japan wenden: Mit der Grand Seiko Snowflake gibt es eine schlichte Understatement-Alternative zur Oyster Perpetual, die hinsichtlich Detail-Perfektion und technologischer Finesse (Spring Drive) in dieser Preisklasse unerreicht ist. Dank leichtem Titangehäuse ist der Tragekomfort der Snowflake sogar noch etwas höher.

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11 Kommentare
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Nick
3 Jahre zurück

Toller Artikel! Mich würde tatsächlich die Kompatibilität der beiden Armbänder von Rolex zwischen OP41 und DJ41 interessieren. Kann das jemand bestätigen?

Chris
3 Jahre zurück

Super Bericht! Nur eine kleine Korrektur in der Einleitung: Kermit hiess die Submariner mit schwarzem Blatt und grüner Lünette, die vor der Hulk rauskam. Das neue Modell 2020 mit grüner Lünette und schwarzem Blatt wird nun verbreitet „Starbucks“ genannt.

Christian aus HH
3 Jahre zurück

Moin aus dem Norden!
immer wieder erstaunlich, woher du deine Energie zum Schreiben nimmst!
Dies mit den bunten Blättern war mir so nicht bekannt.
Sind für mich auch aus der Art „gefallen“. Wie schon ein Vorschreiber erwähnte, wären mehr „zurückhaltende“ Blätter fein gewesen. Aber, man muß das ja auch nicht erwerben.
Selber ziehe ich die Datejust 41 vor, durch Glück sogar mit Jubilee-Band bekommen. Und natürlich in zurückhaltendem Schwarz.
Möchte mich daran selber erfreuen und nicht „oft“ angesprochen werden.

Allerdings erkennen sich Kronenträger des öfteren im öffentlichen Raum.

Bevor ich mir zu meinen beiden Kronen noch eine weitere zulegen würde, wäre eher ne GS Snowflake angesagt.
Danke auch für diese Vorstellung!
Die Uhr finde ich einfach nur rattenscharf!
Grüße an alle Leser und besonders an den Autor!

Dlanor Lepov
3 Jahre zurück

Mal wieder ein interessanter Artikel.
Ich hatte mich schon gewundert, warum auf einem bekannten chinesischem e-commerce website seit einigen Wochen knallbunte Rolex-Homagen von Parnis auftauchen. Diese Uhren sind solide Ware, keine Fälschungen, und die Wartezeit sind die üblichen 4 Wochen Lieferzeit….
Das einzige Problem imho mit diesen Uhren ist, dass Kriminelle den Unterschied nicht sofort sehen und man mit einer Parnis nicht unbedingt bei Dunkelheit in den problematischen Vierteln unterwegs sein sollte.

Carsten
3 Jahre zurück
Antworten...  Dlanor Lepov

Mit den Hommagen kann man sich dann die Wartezeit verkürzen, natürlich immer UNTERM Ärmel getragen in dunklen Vierteln 🙂
Finde es gut, das eine Dresswatch jetzt mit der Leuchtmasse einer Taucheruhr mithalten kann und auch das verbaute Weißgold auf dem Zifferblatt
hat seinen Reiz, aber Hauptsache ich habe jetzt mit dem Vorgängermodel wieder „ne alte Uhr “ zu Hause 🙂

Helmut W.
3 Jahre zurück

Hier schlagen nun zwei Seelen in meiner Brust—
Zum einen bin ich Besitzer einer 39er Oyster mit Rhodium-Dial und finde dieses Modell als DIE Dresswatch schlechthin. Gleichzeitig ist der Wert der Uhr NACH dem AUS deutlich gestiegen :-).
Andererseits könnte ich mir aber auch die 41er Variante mit dem tollen Zifferblatt vorstellen – und finde es schade, dass es das Modell nun ausgerechnet nicht gibt… Schade, dass der ansonsten gute Artikel auf das Fehlen der grauen Uhr NICHT eingeht..

Mario
3 Jahre zurück

Congrats for article. Very complete and useful

Quickfingers
3 Jahre zurück

Schöner Artikel, wenn es die Zeit zulässt würde ich gerne mehr davon sehen.