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Die (ursprรผnglich) fรผr Wissenschaftler und Ingenieure konzipierte Rolex Milgauss (aktuelle Referenz 2020/2021: 116400 bzw. 116400GV) ist nicht unbedingt eine typische Rolex. Das zeigt sich allein schon an zwei Merkmalen, die mit Blick auf die eigentlich erzkonservativen Designs aus der Genfer Manufaktur ziemlich ungewรถhnlich sind: Ein blitzartiger, knalloranger Sekundenzeiger und ein grรผnes (!) Saphirglas (Glace Verte).

Die spezielle Form des Sekundenzeigers weist dabei auf das charakteristischste technische Merkmal der Rolex Milgauss Oyster Perpetual hin: Eine Resistenz gegenรผber Magnetismus (bis zu 1.000 Gauss). Kein Zufall: Die Milgauss kam damals, bei der Ersteinfรผhrung im Jahre 1956, unter anderem im CERN zum Einsatz, eine GroรŸeinrichtung fรผr Kernforschung in der Nรคhe von Genf, in der damals wie heute Gerรคtschaften, die elektromagnetische Wellen aussenden, zum Arbeitsalltag der Wissenschaftler gehรถren.

In diesem Artikel blicken wir zunรคchst im Detail auf die historische Herkunft der Rolex Milgauss, um anschlieรŸend die besonders beliebte Farbvariante Z-Blue (116400GV) im Hands-On nรคher zu beleuchten…

Eckdaten der Rolex Milgauss Z-Blue *:

  • Referenz 116400 bzw. 116400GV
  • Oyster-Gehรคuse aus 904L Edelstahl
  • Grรผnes Saphirglas („Glace Verte“)
  • Automatik-Kaliber 3131 mit 48 Stunden Gangreserve, Superlative Chronometer
  • Durchmesser 40 mm
  • Horn-zu-Horn 48 mm
  • Hรถhe 13 mm
  • Wasserdichtigkeit 10 bar / 100 Meter
  • Oyster-Stahlband mit Oysterclasp-FaltschlieรŸe und EasyLink-Verlรคngerung (5 mm)

Rolex Milgauss: die CERN-Verprobung

Der negative Einfluss von Magnetismus auf die Ganggenauigkeit mechanischer Uhren ist seit je her ein Thema, welches die Uhrmacher dieser Welt beschรคftigt. Im Jahr 1891 beispielsweise kam es in Ohio zu einem schweren Eisenbahnunfall mit vielen Toten, der durch eine nachgehende Taschenuhr des verantwortlichen Fahrdienstleiters verursacht wurde. Das US-Eisenbahnamt beauftragte daraufhin die Entwicklung eines Chronometers mit amagnetischem Gehรคuse.

Beim Stรถrfaktor Magnetismus setzte die im Jahre 1956 fรผr wissenschaftliche und ingenieurtechnische Anwendungen konzipierte Rolex Milgauss mit der Referenz 6541 an: Das Modell war eine der ersten mechanischen Uhren รผberhaupt, die extra dafรผr konzipiert wurde, die Zeit auch bei starker Magnetfeldeinwirkung hochprรคzise anzuzeigen.

Okay, eigentlich war nicht die Milgauss-Referenz 6541 die allererste Milgauss, sondern die Referenz 6543 (auch wenn’s unlogisch klingt). Die Milgauss 6543 wurde bereits im Jahre 1954 produziert, hatte allerdings Prototypen-Charakter und wurde daher in nur sehr geringen Stรผckmengen hergestellt. Daher erzielen Milgauss-Modelle mit der Referenz 6543 heute ziemlich krasse Preise – beim Auktionshaus Christie’s kam ein solches Modell 2012 fรผr satte 171.000 CHF unter den Hammer. รœbrigens: Auch die allererste IWC Ingenieur (Ref. 666A und 666AD) kam 1954 auf den Markt und hatte – wie der Name schon vermuten lรคsst – eine รคhnliche Zielgruppe wie die Rolex Milgauss.

Optisch bewegte sich die Milgauss damals sehr nah an der Rolex GMT Master und der Rolex Submariner, die drei Jahre zuvor auf den Markt kam (siehe zum Beispiel Oyster-Gehรคuse aus Stahl, bidirektional drehbare Lรผnette, Rund-Indizes, Twinlock-Krone etc.). Einige der wenigen Unterschiede sind die keilfรถrmigen Indizes auf 3-6-9 Uhr, der Zeigersatz und ein feines, wabenartiges Muster auf dem Zifferblatt.

Ausschnitt aus einem Rolex-Katalog aus dem Jahre 1958
Von links: Rolex Oyster Perpetual 41, Milgauss Z-Blue und Submariner 114060

Mรถglich machte die Magnetfeldabschirmung ein einfaches technisches Prinzip fรผr das Rolex 1954 ein Patent angemeldet hat: Die Mechanik der Uhr wurde, รคhnlich eines Faradayschen Kรคfigs, durch einen innenliegenden Weicheisenkรคfig geschรผtzt, wodurch die Rolex Milgauss Magnetismus von bis zu 1.000 Gauss (0,1 Tesla) wegstecken konnte. Bei frankophilen Uhrenfreunden macht es nun wahrscheinlich klick, denn der Name der Rolex Milgauss leitet sich vom Franzรถsischen โ€žMilleโ€œ (Tausend) und der Einheit zur Messung von Magnetismus (Gauss) ab.

Rolex Milgauss aus dem Jahre 1958, Bild: Phillips Press

Die Rolex Milgauss wurde damals unter anderem im CERN, dem europรคischen Forschungszentrum fรผr Teilchenphysik in der Nรคhe von Genf, unter Realbedingungen getestet. Da sich meine Physik-Kenntnisse auf weit weit entfernten Schulunterricht und 12 Staffeln Big Bang Theory beschrรคnken, ist es fรผr mich ehrlich gesagt kaum vorstellbar wie der Alltag der klugen Kรถpfe im CERN aussieht – bekannt ist das Forschungszentrum insbesondere fรผr den 2008 in Betrieb genommenen Large Hadron Collider (LHC), der von รผber 10.000 Wissenschaftlern รผber Jahrzehnte geplant wurde und auf einer rund 27 Kilometer (!) langen unterirdischen Kreisbahn Teilchen fast bis zur Lichtgeschwindigkeit treibt und zur Kollision bringt, um die Zerfallsprodukte zu untersuchen.

Im Jahre 2012 gelang den CERN-Wissenschaftlern der spektakulรคre Nachweis des Higgs-Bosons (auch Gottesteilchen genannt), dessen Existenz aller bekannten Materie Masse verleiht. Was aber noch viel intensiver in der Presse behandelt wurde, war die Tatsache, dass bei den seit 2015 durchgefรผhrten Experimenten kleine Schwarze Lรถcher entstehen, die mit Hilfe des LHC nachweisbar sind. Freunde von Science-Fiction-Filmen assoziieren schwarze Lรถcher vermutlich eher mit katastrophalen Auswirkungen auf die Menschheit – Stand heute wurde aber die Stadt Genf noch nicht von einem schwarzen Loch verschluckt (und damit auch Rolex nicht) ๐Ÿ˜‰ .

Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass die Wissenschaftler und Ingenieure im CERN mit allerlei Equipment arbeiten, welches eine Menge elektromagnetischer Wellen abgibt – und diese wiederum kรถnnen einen starken negativen Einfluss auf die Ganggenauigkeit von Uhren haben. Der Einfluss von Magnetismus auf Uhren mag heute nicht mehr allzu wichtig sein, war in den 1950er und den folgenden Jahren aber von hoher Relevanz…

CERN LHC, Bild: 2.0 Generic (CC BY-NC-ND 2.0), via Flickr

Rolex Milgauss: Reaktiviert nach 20 Jahren Abstinenz

Rolex hat beim Nachfolger der allerersten Milgauss, der Referenz 1019 in den 60er Jahren, einiges anders gemacht: So wurde beispielsweise die bidirektionale Lรผnette im Diver-Stil gestrichen und auch die Indizes und Zeiger haben sich deutlich gewandelt. Das charakteristischste Milgauss-Merkmal, der Blitz-Sekundenzeiger, hat Rolex (warum auch immer) allerdings gestrichen.

Die Milgauss 1019 gab es dabei in drei Varianten: Mit schwarzem Zifferblatt, silberfarbenem Zifferblatt und eine Variante ohne Leuchtmasse. Letztere war eine speziell fรผr die CERN-Mitarbeiter entworfene Variante, da man befรผrchtete, dass die damals standardmรครŸig zum Einsatz kommende Uhren-Leuchtmasse Radium die Forschungsergebnisse im CERN beeinflussen kรถnnte.

Die Mitarbeiter im CERN konnten mit dem optischen Update gut Leben, bei Otto-Normal-Kunden kam das Design-Update damals aber nicht besonders gut an: Die Rolex Milgauss lag teilweise wie Blei in den Regalen der Hรคndler und wurde gar als Verhandlungsmasse mit ins Rennen geschickt, wenn Kunden Interesse an einer der beliebteren Rolex-Modelle gezeigt haben – quasi als „Appetithรคppchen“, um den Kauf zu besiegeln. So gab es die Milgauss teilweise sogar komplett kostenlos „on top“ – verrรผckt! Dass sich die Milgauss nicht verkauft hat, kam natรผrlich auch in Genf an – daher strich Rolex das Modell 1988 aus dem Sortiment. Heute wechselt eine gut erhaltene Vintage-Milgauss 1019 schnell mal fรผr 30.000 Euro oder sogar deutlich mehr den Besitzer…

Im Jahre 2007, nach fast 20 Jahren Milgauss-Abstinenz, reaktivierte Rolex das geschasste Modell. Die Optik entsprach bei der Neuauflage in weiten Teilen der Rolex Milgauss Referenz 1019 – mit der Ausnahme, dass der Blitz-Sekundenzeiger wiederbelebt wurde. Eine gute Entscheidung wie ich finde, um das Modell optisch besser innerhalb der Professional-Modellreihe abzugrenzen.

Dass sich die Milgauss heute schlecht verkauft, davon kann definitiv nicht dir Rede sein: Das Modell ist zwar nicht ganz so beliebt wie die Dauerbrenner Rolex Pepsi oder Rolex-Taucheruhren wie Submariner & Co., aber immer noch so beliebt, dass die Wartelisten ziemlich gut gefรผllt und die Wartezeiten entsprechend lang sind – das gilt insbesondere fรผr die besonders beliebte Rolex Milgauss Z-Blue

Rolex Milgauss Z-Blue (116400GV) heute: Design-Innovatiรถnchen aus Genf

Rolex ist nicht unbedingt dafรผr bekannt neue „fancy“ Designs zu lancieren – mรผssen die Genfer aber auch gar nicht, denn allein schon eine leicht abgewandelte Gehรคuseform und ein Millimeterchen mehr bei der „neuen“ Rolex Submariner 2020 (124060 NoDate / 126610LN Date) reichten schon aus, um das Blut von Rolex-Fans in Wallung zu bringen ๐Ÿ˜‰ . Design- und Farb-Experimente werden von Rolex (wenn รผberhaupt) รผblicherweise an die Konzernschwester Tudor verlagert (siehe beispielsweise Tudor Black Bay P01).

Dennoch haben sich die Genfer fรผr die Rolex Milgauss Z-Blue etwas Besonderes, fast schon Extravagantes, einfallen lassen: Ins Auge sticht insbesondere der knallorange Sekundenzeiger in Form eines Blitzes – in Anlehnung an die amagnetischen Eigenschaften und die allererste Milgauss aus dem Jahre 1956. Der „Milgauss“-Schriftzug und die ringsum laufenden Minutenindizes greifen den auffรคlligen Orange-Farbton auf.

Der Blitz-Zeiger der Rolex Milgauss heute

Auch sonst hat im Jahre 2014 mit der Z-Blue-Variante eine ordentliche Portion Farbe Einzug in das Sortiment der Genfer gefunden: Das Zifferblatt kommt im auffรคlligen Farbton „electric Blue“ bzw. „Z-Blue“, der teilweise tรผrkis wirkt und zusammen mit dem grรผnen Saphirglas ein schรถnes Farbspiel abgibt. Das Zifferblatt wirkt – auch dank eines feinen Sonnenschliffs, der die verschiedenen Farb-Nuancen herausstellt – gewissermaรŸen metallisch.

Die aktuelle Rolex Milgauss 116400GV kommt mit einer Besonderheit, die bei keinem anderen Rolex-Modell zum Einsatz kommt: Ein dezent grรผn gefรคrbtes Saphirglas (daher auch die Abkรผrzung GV in der Referenznummer, fรผr Glace Verte, frz. „grรผnes Glas“). Ein grรผnes Saphirglas klingt erstmal ziemlich banal, Rolex behauptet aber, dass die produktionstechnische Umsetzung so kompliziert sei, dass man sich in Genf gar keine Mรผhe gemacht habe, eine Patentanmeldung durchzufรผhren. Ob das nun stimmt oder nicht – eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein kann man Rolex auf jeden Fall nicht absprechen. ๐Ÿ˜‰

So oder so ist der Effekt extrem cool – der gewรถlbte Rand des Saphirglases wirkt fast so als wรผrde er krรคftig leuchten. Mir kam spontan nur ein anderer Uhrenhersteller in den Sinn, der auf gefรคrbtes Uhrenglas setzt: Alexander Shorokhoff mit dem Chrono C01 – allerdings handelt es sich nur um Mineralglas, optisch wirkt das Glas auch merkbar anders.

Genialer Effekt am Rande: Das grรผne Saphirglas

Vom Zifferblatt und dem Grรผnton im Saphirglas mal abgesehen, ist die Z-Blue-Milgauss baugleich mit der „Standard“-Milgauss Referenz 116400: Ein 40 Millimeter Oyster-Gehรคuse aus 904L Edelstahl („Oyster Stahl“) mit durchgรคngig auf Hochglanz polierten Flรคchen (Flanken, Lรผnette, Hรถrner) sorgt fรผr 10 bar Wasserdichtigkeit (zum Schwimmen geeignet) – unter anderem dank eines verschraubten Gehรคusebodens und Twinlock-Krone (doppeltes Dichtungssystem).

Auch beim Band wagt Rolex keine Experimente: Es handelt sich um ein klassisches Oyster-Band aus Oyster Stahl mit einem polierten Mittelteil. Die SchlieรŸe der Rolex Milgauss ist mit der Easylink-Verlรคngerung ausgestattet, die eine Anpassungsmรถglichkeit um 5 mm bietet. Rolex-Fans kennen dieses System schon von Modellen wie Explorer I, der GMT-Master II oder der Oyster Perpetual 41.

Die Easylink-Verlรคngerung wird ihrem Namen absolut gerecht: Sie ist einfach zu bedienen, eine Kรผrzung oder Verlรคngerung (zum Beispiel an heiรŸen Sommertagen, an denen der Handgelenkumfang deutlich zunimmt) ist problemlos mรถglich, indem das letzte Bandglied, welches in die SchlieรŸe ragt, โ€žumgeklapptโ€œ werden kann.

Trotzdem hรคtte die stufenlose Glidelock-Mechanismus, den man bei der Rolex Submariner findet, auch der Rolex Milgauss gut gestanden – vor allem, wenn man bedenkt, dass die naturgemรครŸ etwas wuchtiger bauende Glidelock-SchlieรŸe gut zur ohnehin hรถher bauenden Milgauss gepasst hรคtte (dazu gleich mehr).

Damals wie heute kommt die Rolex Milgauss im Inneren des Oyster-Gehรคuses mit einer Art Kรคfig aus einer ferromagnetischen Legierung, der das Kaliber 3131 umhรผllt und fรผr eine Widerstandsfรคhigkeit gegen magnetische Stรถreinflรผsse bis 1.000 Gauss sorgt. Dieses „Schutzschild“ ist beim Aufschrauben des Gehรคusebodens anhand des gravierten Symbols fรผr magnetische Induktion (Buchstabe B und ein Pfeil) zu erkennen โ€“ theoretisch jedenfalls, denn praktisch kรถnnen nur offizielle Rolex-Uhrmacher mit einem Spezialwerkzeug den Gehรคuseboden รถffnen (daher verzeiht mir bitte an dieser Stelle ausnahmsweise das Pressebild, welches nicht von mir stammt ๐Ÿ˜‰ ).

„Boden im Boden“, Bild: Rolex

Durch den ferromagnetischen Kern baut das Oyster-Gehรคuse der Rolex Milgauss konstruktionsbedingt mit rund 13 mm etwas hรถher als Modelle wie beispielsweise die Rolex Oyster Perpetual 41 (12 mm). Dadurch wirkt die Milgauss etwas sportlicher und tooliger. Der Weicheisenkรคfig macht sich auch beim Gewicht bemerkbar: Mit 156 Gramm ist die Milgauss gegenรผber der Rolex Oyster Perpetual 41 (138 Gramm) etwas schwerer. รœbrigens: Die Rolex Air-King kommt mit demselben Gehรคuse wie die Milgauss – was mit Blick auf magnetische Stรถreinflรผsse in den Cockpits dieser Welt thematisch auch nicht ganz weit hergeholt ist.

Rolex Milgauss vs. Rolex Oyster Perpetual 41

Ich gehe mal davon aus, dass 99,9999999% meiner Leser nicht im CERN arbeiten. Und sicherlich kauft kein Mensch eine Rolex Milgauss nur aufgrund ihrer amagnetischen Eigenschaften (das kรถnnen auch schon weitaus gรผnstigere Uhren wie die DEKLA Turbulenz – ebenfalls bis 1000 Gauss – fรผr ca. 700โ‚ฌ).

Amagnetische Eigenschaften bei Uhren kรถnnen dennoch einen hohen Alltagsnutzen mitbringen: Ich habe mich vor einiger Zeit mit dem Einfluss von alltรคglichen Gegenstรคnden auf die Ganggenauigkeit von Uhren beschรคftigt – mit dem Ergebnis, dass beispielsweise schon das Ablegen einer Uhr (ohne besondere amagnetische Eigenschaften) auf einem Tablet oder neben einem handelsรผblichen PC-Lautsprecher fรผr deutlich verschlechterte Gangwerte sorgen kann.

Dabei gilt natรผrlich, dass eine Magnetisierung nicht โ€žeinfach soโ€œ รผber Nacht wieder verschwindet: Der Schwachpunkt Nummer eins, die Unruhspiralfeder, kann รผber einen langen Zeitraum magnetisch geladen bleiben. Die Folge: die Uhr geht nachhaltig vor oder nach, bis zu mehrere Minuten pro Tag. Da ist der verpasste Bus schnell mal vorprogrammiert ๐Ÿ˜‰ . Manch sehr stark magnetisierte mechanische Uhr verweigert gar komplett ihren Dienst.

Die Resistenz gegenรผber Magnetismus bis 1.000 Gauss, welche die Rolex Milgauss mitbringt, sollten fรผr den Alltag locker ausreichen, um zu verhindern, dass eine Magnetisierung auftritt – zum Vergleich: Wie ich in einem Experiment festgestellt habe, gehen beispielsweise von einer handelsรผblichen TV-Soundbar ungefรคhr 50 Gauss aus, von einem Tablet 15 Gauss und von einem Bluetooth-Kopfhรถrer rund 4 Gauss. Von einem รผblichen MRT gehen nach meinen Recherchen rund 3000 Gauss (3 Tesla) aus, wenngleich ich kaum davon ausgehe, dass diese hohen Werte auch weit auรŸerhalb einer MRT-Rรถhre erreicht werden (und sich mit einer Uhr in eine MRT-Rรถhre schieben zu lassen, ist so oder so keine besonders geniale Idee).

In der Rolex Milgauss tickt das automatische Manufaktur-Kaliber 3131 mit 48 Stunden Gangreserve. Technisch basiert es in weiten Teilen auf dem „NoDate“-Kaliber 3130. Anders als das Kaliber 3130, welches beispielsweise in der alten Submariner 114060 tickt, wird das Kaliber 3131 aber in deutlich kleineren Stรผckzahlen produziert, da es den Schwerpunkt auf amagnetische Eigenschaften legt (es kommt, wie bereits erwรคhnt, neben der Milgauss nur noch in der Air King zum Einsatz).

Die in fรผnfjรคhriger Entwicklungszeit entstandene, 2005 patentierte Unruhspiralfeder des Kalibers 3131 ist aus Parachrom, einer auffรคllig blauen Legierung aus Niobium und Zirkonium. Nach Aussage von Rolex ist die Parachrom-Unruhspiralfeder besonders stabil bei Temperaturยญschwankungen und bis zu zehnmal prรคziser bei StรถรŸen als eine herkรถmmliche Spirale. Das Hemmungsrad ist auรŸerdem aus einer Nickel-Phosphor-Legierung – ein weiterer Baustein, der fรผr die Unempfindlichkeit der Milgauss gegenรผber Magnetfeldern sorgen soll.

Wie bei allen Rolex-Uhren wird auch das Kaliber 3131 vom Schweizer Prรผfinstitut Contrรดle Officiel Suisse des Chronomรจtres (COSC) als Chronometer zertifiziert. Ergรคnzend dazu testen die Genfer die Werke aber noch ein zweites mal in Eigenregie, bevor diese endgรผltig verbaut werden. Rolex garantiert aufgrund dieser „Extrarunde“ mehr als ordentliche -2 bis +2 Sekunden pro Tag und verewigt daher selbstbewusst den Schriftzug โ€žSuperlative Chronometer Officially Certifiedโ€œ auf dem Ziffernblatt.

Kaliber 3131, Bild: Rolex

Summa summarum ist die aktuelle Rolex Milgauss 116400 bzw. 116400GV designtechnisch sicherlich nicht die typische Rolex. Und das ist auch gut so: Mit der Milgauss haben die Genfer ein Modell im Sortiment, dessen Gestaltungsmerkmale sich auf erfrischende Art und Weise von vielen anderen Rolex-Klassikern abheben. Insbesondere das Z-Blue-Zifferblatt in Verbindung mit dem grรผnen Saphirglas ist extrem gelungen – sollte man sich unbedingt mal live ansehen, falls man irgendwo dazu mal die Mรถglichkeit findet.

Aus technischer Sicht ist die magnetische Abschirmung der Milgauss sicherlich nicht das Killer-Kriterium (das kรถnnen auch schon deutlich gรผnstigere Uhren). Ein netter Benefit ist es aber allemal. Wer es sich aber als Lebensziel gesetzt hat doch mal mit einer Uhr in eine MRT-Rรถhre zu fahren, der darf auf die Omega Seamaster Aqua Terra schielen, die nach offiziellen Angaben mehr als die 15-fache (!) Dosis Magnetisierung aushรคlt (15.000 Gauss). Den Seitenhieb auf Rolex kann sich Omega dabei nicht sparen – auf der Omega-Seite heiรŸt es: klassische Lรถsung mit magnetischer Schutzverkleidung […] ab einer Belastung von 1000 Gauss nicht mehr funktionsfรคhig. Ob 15.000 Gauss aber nun sinnvoll sind oder nicht, steht auf einem ganz anderen Blatt… ๐Ÿ˜‰

* Hinweis / Reklame
Die Rolex Milgauss Z-Blue wurde fรผr diesen Test von Horando zur Verfรผgung gestellt und anschlieรŸend zurรผckgesendet.

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6 Kommentare
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ReKo
1 Jahr zurรผck

Danke fรผr die absolut geilen Bilder. Ich trage die Uhr fast tรคglich und ein riesen Vorteil der Mil ist der Tragekomfort. Durch die lรคngeren und gewรถlbteren Hรถrner viel besser als DJ 41, Sub oder OP41. Meine absolute Lieblingsrollie.

Last edited 1 Jahr zurรผck by ReKo
D.
3 Jahre zurรผck

Toller Bericht und als frischer Besitzer einer Milgauss Z-Blue kann ich nur bestรคtigen wie genial und untypisch diese Rolex ist. Und genau aus diesem Grund wollte ich sie haben ๐Ÿ™‚

Zwei Dinge hรคtte ich noch gerne angesprochen: Die von dir erwรคhnte Alexander Shorokhoff Chrono C01 mit rot gefรคrbtem Zifferblatt hat kein Saphirglas sondern ein gefรคrbtes Mineralglas. Ich glaube nicht dass Rolex das Einfรคrben von Saphirglas nicht patentiert hรคtte wenn man das auch bei einer 1.700 Euro Uhr hinbekommen kรถnnte ๐Ÿ˜‰
Und ich habe gehรถrt die Bezeichnung „Z-Blue“ fรผr das Zifferblatt der blauen Milgauss heiรŸt deshalb so weil das Zifferblatt aus Zirkon ist. Stimmt das?

Schรถne GrรผรŸe
D.

D.
3 Jahre zurรผck
Antworten...  D.

Entschuldige, ich meinte natรผrlich nicht rot gefรคrbtes Zifferblatt sondern rot gefรคrbtes Glas bei der Alexander Shorokhoff Chrono C01 ๐Ÿ™‚

Carsten
3 Jahre zurรผck

Klasse Bericht, man muรŸ schon sagen „wie immer“ bei Dir.
Aber das : „praktisch kรถnnen nur offizielle Rolex-Uhrmacher mit einem Spezialwerkzeug den Gehรคuseboden รถffnen“
mรผรŸte doch wohl eher „theoretisch“ lauten, denn praktisch kann jeder fรผr unter 20,-Euro ยดnen Gehรคuseboden ร–ffnungsset beim
„chinesischen Qualitรคtshรคndler“ ordern oder passen die nicht wirklich oder sind gar illegal?
P.S. Die Milgauss in blau finde ich sehr gelungen.