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Viel ist nicht mehr รผbrig vom einstigen Glanz der 1922 gegrรผndeten und 1998 in Konkurs gegangenen Orfina SA aus Grenchen. Zwar ist Orfina heute in der Hand der Familie Schifferle (Schifferle & Schifferle GmbH), so richtig viel Markenpflege betreiben die Eigentรผmer aber nicht. Der groรŸen Beliebtheit eines ganz bestimmten Vintage-Modells tut das aber keinen Abbruch: Der Orfina Porsche Design Chronograph, der vor rund 40 Jahren u.a. an die Bundeswehr als offizielle Dienstuhr fรผr Piloten und weitere Soldaten ausgeliefert wurde. Der Knackpunkt: Es gibt etliche Varianten des Chronographen – da verliert man schnell mal den รœberblick auf dem Gebrauchtuhren-Markt.

Welche Varianten des Orfina Porsche Design Chronographen waren auch fรผr Zivilisten kรคuflich erwerbbar? Welche wurden ausschlieรŸlich an die Bundeswehr ausgeliefert und sind damit deutlich seltener? Und was gilt es beim Antrieb, dem Automatikkaliber Lemania 5100, zu beachten? Ist der Orfina Porsche Design Chronograph eine gute Vintage-Wertanlage? Diese und weitere Fragen beantwortet dieser Vintage-Leitfaden…

รœber Orfina und die Kooperation mit Porsche Design

Vorlage fรผr den BUND-Chronographen, der von der Schweizer Orfina SA gebaut und von der deutschen Firma Porsche Design ab 1979 an die Bundeswehr ausgeliefert wurde, war ein fรผr „Normalsterbliche“ bzw. Zivilisten erhรคltlicher Chronograph aus dem Jahre 1972: der Porsche Design Chronograph I (ebenfalls produziert von Orfina). Zielgruppe des Chronographen waren – wie sollte es auch anders sein – Porsche-Fans und sonstige Uhrenfreunde, die sich fรผr Motorsport begeistern.

Charakteristisch fรผr den Porsche Design Chronograph I war insbesondere das mattschwarz-beschichtete und damit vรถllig reflexionsfreie Gehรคuse. Besondere Begeisterungsstรผrme entfachte das Gehรคuse allerdings nicht beim Fachpublikum – ein Journalist schrieb sรผffisant: „Der Chronograph von Porsche Design ist nur auf einer Beerdigung tragbar […] Man mรถge sich bei Porsche auf den Bau von Automobilen konzentrieren“.

Der Journalist wurde allerdings Lรผgen gestraft: Der Porsche Design Chronograph I kam bei Uhrenfreunden ziemlich gut an und wurde รผber 50.000 mal verkauft – entsprechend tauchen gebrauchte Uhren auch noch vergleichsweise hรคufig auf Online-Verkaufsplattformen wie ebay, Chrono24 oder catawiki auf. Der Chronograph I ist nicht wirklich eine Raritรคt, in gutem Zustand aber durchaus gesucht (dazu spรคter mehr).

So oder so: Auf der Grundlage des beachtlichen Erfolges des Porsche Design Chronograph I wurde zunรคchst die Nato und spรคter auch die Bundeswehr auf das Modell aufmerksam…

Orfina Porsche Design 3H Military Bundeswehr Chronograph mit Lemania 5100

Ein aufkeimender Konflikt zwischen der westlichen Welt und der Sowjetunion, der Kalte Krieg, kann als Katalysator dafรผr gesehen werden, dass im Jahre 1955/1956 in Westdeutschland wieder eine Armee gegrรผndet wurde: die Bundeswehr.

Und so eine neue Armee muss schlieรŸlich mit allerlei Ausrรผstungsgegenstรคnden ausgestattet werden, darunter natรผrlich auch zuverlรคssige Zeitmesser: Wie ich in meinem allgemeinen Artikel รผber Bundeswehr-Uhren bereits ausfรผhrlich dargelegt habe, kam der erste Bundeswehr-Chronograph รผberhaupt im Jahre 1957 vom Schwarzwรคlder Traditionsunternehmen Hanhart (Modell 417). Spรคter folgte als Lieferant das Schramberger Unternehmen Junghans (Modell J88). Ende der 60er vergab die Bundeswehr die Auftrรคge in die Schweiz (Heuer 1550 SG โ€žBUNDโ€œ)

Ende der 70er und Anfang der 80er war es dann endlich soweit: Die Bundeswehr blickte bei der Vergabe des Auftrages fรผr den neuen Chronographen wieder in Richtung Deutschland und vergab den Auftrag unter anderem (!) an die schwรคbische Firma Porsche Design, die seit 2003 verstรคrkt mit dem bekannten Autobauer Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG verwoben ist. Zielgruppe des „Military“-Chronographen: fliegendes Personal der Bundeswehr, die Fernspรคhtruppe des Heeres und Schiffsfรผhrungspersonal auf U-Booten.

Der Bundeswehr-Chronograph wurde von gleich vier Uhrenherstellern gebaut:

  • Ab 1979: Orfina Porsche Design 5100 BW, gebaut von der Orfina S.A. aus Grenchen im Auftrag von Porsche Design (Varianten: Edelstahl-Gehรคuse und mattschwarz-beschichtete Gehรคuse)
  • Ca. 1982: Arctos 5100 BWL
  • Ab 1983: Tutima mit dem Modell 798 (Edelstahl-Gehรคuse) bzw. 760 (Titan-Gehรคuse)
  • ca. 1990: die Tengler 5100 BWL
Porsche Design Military Chronograph: Gebaut von Orfina, vertrieben von Porsche Design

Alle vier Bundeswehr-Chronographen sind aufgrund der militรคrischen Spezifikationen im Lastenheft optisch und technisch im Wesentlichen identisch. Besonders selten ist der Tengler-Chronograph, am bekanntesten das Modell von Tutima. Aber auch der Orfina Porsche Design Bundeswehr-Chrongraph ist aufgrund seiner zivilen Vorgeschichte sehr bekannt und heute ein gesuchtes Sammlerobjekt. Vor kurzem wanderte das toolige Modell in meine Uhrensammlung, weshalb wir uns dieses nun etwas genauer anschauen…

Orfina Porsche Design Bundeswehr-Chronograph: Zifferblatt und Zeiger

Alle an die Bundeswehr ausgelieferten Varianten des Orfina Porsche Design Chronographen kamen mit einem „Military“-Schriftzug auf dem Zifferblatt (anstelle des verschlungenen Porsche Design-Logos der zivilen Variante). Des Weiteren haben die Bundeswehr-Chronographen nach meinen Recherchen drei Schriftzug-Varianten aufgewiesen, die sich unterhalb des Datums befanden:

  • “Porsche Design by Orfina“ oder
  • “Chronograph“ oder
  • „Porsche Design“ (ohne Orfina).

Alle Versionen des Orfina Porsche Design Chronographen, welche faktisch an die Bundeswehr ausgeliefert wurden, haben auรŸerdem das ins Auge stechende, rot umkringelte „3H“ auf dem Zifferblatt – ein Hinweis auf die Leuchtmasse auf Ziffern und Indizes auf Basis von Tritium (Hydrogen-3, kurz 3H).

Auch auf den Zifferblรคttern historischer Field Watches wurde oftmals der Hinweis auf Tritium-Leuchtmasse verewigt. Und auch, wenn das leicht radioaktive Tritium lรคngst nicht so gefรคhrlich wie das frรผher eingesetzte Radium ist, so sollte das „3H“ als Hinweis fรผr eine mรถgliche Gefahrenquelle dienen (zum Beispiel beim ร–ffnen der Uhr durch einen Uhrmacher im Rahmen einer Revision).

Dass der Markenname „Porsche Design“ bei einer waschechten Militรคruhr auf dem Zifferblatt verewigt wurde, war รคuรŸerst bemerkenswert: normalerweise sind Militรคruhren auf pure Funktionalitรคt ausgelegt – fรผr eigentlich unnรถtigen Schnickschnack wie Markennamen war da eigentlich kein Platz. Tatsรคchlich verfolgte die Bundeswehr mit dem Chronographen gleichzeitig aber auch das Ziel, ein Statussymbol fรผr diejenigen Offiziere zu schaffen, denen eine Orfina Porsche Design zugeteilt wurde.

Man beachte: Die Schriftzรผge „Military“ und „3H“ sind keine eindeutigen Hinweise auf eine Bundeswehr-Auslieferung, da auch Zivilisten die Uhr mit diesem Zifferblatt ganz normal im Einzelhandel kaufen konnten (zumindest fรผr einen kurzen Zeitraum). Entscheidend ist die Versorgungsnummer und die „BUND“-Gravur auf dem Gehรคuseboden (dazu gleich mehr).

Darรผber hinaus hatten die Bundeswehr-Auslieferungen stets eine 12-Stunden-Einteilung auf dem Rehaut, wรคhrend Zivil-Auslieferungen teilweise eine Tachymeter-Skala mitbrachten.

Hin und wieder trifft man auch auf weitere Drucke auf dem Zifferblatt, die auf die Auslieferung an weitere (Luft-)Streitkrรคfte dieser Welt hinweisen:

  • NATO
  • Royal Navy
  • Swiss Air Force
  • UAE Air Force
  • US Air Force
  • Venezuelan Ministry of Defense (MoD)

Spannend: In den 90ern mussten die Zifferblรคtter des Orfina Porsche Design Bundeswehr-Chronographen per Vorschrift von Tritium auf Luminova (der Vorgรคnger von Super-Luminova) umgerรผstet werden. Entsprechend ist auch das charakteristische „3H“ auf dem Zifferblatt bei diesen Umrรผstungen (leider) nicht mehr zu finden. Verantwortlich fรผr den Umbau war nach meinen Recherchen die Arctos Uhrenfabrik in Pforzheim.

Wurde ein Chronograph von Tritium auf Luminova umgerรผstet, so bekam dieser eine neue Versorgungsnummer, die auch auf dem Gehรคuseboden verewigt wurde (dazu spรคter mehr). Eine Versorgungsnummer ist eine Identifikationsnummer, mit der Armeen ihre Ausrรผstungsgegenstรคnde kennzeichnen – das betrifft also natรผrlich nicht nur Uhren, sondern auch Taschenlampen, Maschinengewehre, Sprengstoffe, Wasserfahrzeuge und und und. Hรคufig stolpert man auch รผber den Begriff NATO Stock Number (NSN).

Ein charakteristisches Merkmal des Bundeswehr-Chronographen sind die knallig-rot-orangen Zeiger. Insbesondere der Sekundenzรคhler, der an der Spitze an ein Flugzeug erinnert, sticht ins Auge. Zivile Varianten des Orfina Porsche Design Chronographen kamen in der Regel in Varianten mit weiรŸem „Lollipop“-Zeiger.

Orfina Porsche Design Bundeswehr Chronograph: Gehรคuse

Das rund-glatt wirkende und recht hoch bauende Gehรคuse des Orfina Porsche Design Bundeswehr-Chronographen unterscheidet sich haptisch und optisch deutlich von heute gรคngigen Chronographen-Gehรคusen. Charakteristisch ist beispielsweise, dass es quasi keine klassischen Hรถrner gibt – das macht die Montage von Lederbรคndern beispielsweise etwas kompliziert (dazu gleich mehr). Gegenรผber dem einige Jahre spรคter ausgelieferten Chronographen von Tutima, kommen auรŸerdem keine breiten/flachen Chrono-Drรผcker zum Einsatz, sondern klassisch-runde Drรผcker. Die Krone ist mit dem verschlungenen Porsche Design-Logo „pd“ versehen.

Eine auf dem Gehรคuseboden eingravierte Versorgungsnummer 6645-12-182-1763 in Verbindung mit der BUND-Gravur weist eindeutig auf die Auslieferung an die Bundeswehr hin. Denn: Zivile Auslieferungen des Orfina Porsche Design Chronographen kรถnnen zwar (wie gesagt) auch den „Military“-Schriftzug und das „3H“ auf dem Zifferblatt aufweisen, anstelle der Versorgungsnummer und der „BUND“-Gravur ist allerdings nur die Referenznummer „7177“ ausgewiesen.

Kein Witz: Wenn ein Chronograph von Tritium- auf Luminova-Zifferblatt umgerรผstet wurde (siehe oben), so wurde die alte Versorgungsnummer auf dem Gehรคuseboden des Orfina Porsche Design Chronographen per Gravur durchgestrichen und die neue Versorgungsnummer (6645-12-194-8642) eingraviert.

Wie bei der zivilen Variante des Porsche Design-Chronographen, wurde auch eine schwarz beschichtete Variante an die Bundeswehr ausgeliefert. Die Qualitรคt von Beschichtungen war damals allerdings noch lรคngst nicht so gut wie heute, weshalb entsprechende Vintage-Modelle oftmals leider ziemlich „abgenudelt“ aussehen. Okay, okay: Wenn man sich fรผr Vintage-Uhren interessiert, darf man natรผrlich nicht erwarten, dass diese noch wie aus dem Ei gepellt aussehen. Abblรคtternde Beschichtungen finde ich persรถnlich dann aber doch zu viel des Guten. Deutlich empfehlenswerter sind da meiner Meinung nach die Auslieferungen mit unbeschichtetem, komplett satiniertem Gehรคuse.

Bรคnder fรผr den Orfina Porsche Design Chronograph

Durch die hohe Bauweise sind Nato-Durchzugsbรคnder nur bedingt fรผr den Orfina Porsche Design Chrono geeignet, da diese das Gehรคuse naturgemรครŸ noch um ein paar weitere Millimeter „anheben“ – das sieht dann schnell seltsam und „pummelig“ am Handgelenk aus.

Hat man also kein Stahlband fรผr den Chronographen, so empfehlen sich vor allem zweiteilige Bรคnder in Militรคroptik oder Bรคnder, welche die roten Akzente des Zifferblattes aufgreifen – ich habe mir beispielsweise ein zweiteiliges Nato-Band (two piece) und ein wasserfestes Lederband mit roter Kautschukunterseite (Eulit EUTec Waterproof) fรผr meinen Orfina Porsche Design Bundeswehr-Chrono bestellt:

Auch ein Nato-Durchzugsband, welches nur einfach (!) durchgefรคdelt wird, bietet sich an, da es das Gehรคuse nicht ganz so sehr erhรถht. Der Vorteil von diesen Bรคndern ist auch, dass sich diese exakt auf den Handgelenkumfang einstellen lassen – dadurch fรคllt der nervige „Endstรผck“ normaler Nato-Bรคnder, welches man wieder hinter den Stahl-Keeper fรคdeln muss, weg. Man beachte aber, dass es ziemlich tricky sein kann ein Durchzugsband durchzufรคdeln, da die Hรถrner einfach winzig sind. Abhilfe schaffen hier aber gebogene Federstege (siehe Bilder unten).

Lemania 5100 – Revision und Eigenschaften

Genau wie Orfina ist auch vom 1884 gegrรผndeten Uhrwerkehersteller Lemania heute nicht mehr viel รผbrig – hierzu ein kurzer geschichtlicher Abriss: Lemania schloss sich im Jahre 1932 mit Omega und Tissot zur SSIH-Gruppe, dem Vorgรคnger der Swatch-Gruppe, zusammen. Kein Zufall: Die allererste Omega Speedmaster Ref. CK2915 kam mit einem Kaliber, welches auf dem Lemania 2310 beruhte. Auch das heute noch in einigen Varianten der Omega Speedmaster Moonwatch verbaute Kaliber 861 bzw. 1861 basiert auf einer Lemania-Konstruktion.

Infolge der Quarz-Krise trennten sich die Wege der SSIH-Gruppe und Lemania im Jahre 1981 wieder, es folgte die Namensรคnderung in Nouvelle Lemania SA. Im Jahre 1999 folgte dann abermals die Rรผckkehr in den SchoรŸ der Swatch-Gruppe. Die Marke Lemania verschwand daraufhin allerdings vom Markt – zu Gunsten von ETA.

Trotz der vielen Aufs und Abs gilt insbesondere das Lemania 5100, welches ab 1978 produziert und als Alternative zum ETA 7750 ins Rennen geschickt wurde, bis heute als รผberaus beliebt unter Vintage-Sammlern.

Denn: Das Lemania 5100 ist zwar sehr schlicht (fast schon etwas altbacken) konstruiert, gleichzeitig aber auch auf pure Funktionalitรคt, Robustheit und Langlebigkeit ausgelegt. Das Lemania 5100 ist allerdings alles andere als eine Augenweide und das hรคssliche Entlein unter den automatischen Chronographenkalibern. Fรผr das Lemania 5100 wurden Stahlbรถden ohne Sichtfenster erst erfunden ๐Ÿ˜‰

Die Optik des Kalibers war der Bundeswehr aber natรผrlich schnurzpiepegal: Schnรถrkellosigkeit, Robustheit und lange Service-Intervalle (Lemania 5100: Revision-Intervalle zwischen 4 und 7 Jahren) sind mit Blick auf militรคrische Einsatzzwecke logischerweise deutlich wichtiger als optischer Schnickschnack wie geblรคute Schrauben, Streifenschliffe oder dergleichen.

Die Revision kรผndigt sich beim Lemania 5100 รผbrigens durch eine kleine „Marotte“ an: Wenn die Schmierung nicht mehr ausreichend ist, so dreht der Rotor beim Handaufzug mit. In solch einem Fall hilft nur eine Revision, beispielsweise bei einem Vintage-Experten wie Ulrich Kriescher.

Eine (alles andere als selbstverstรคndliche) Eigenschaft des Lemania 5100 ist beispielsweise, dass der aktivierte Chronographenzรคhler sogar bei starken Erschรผtterungen nicht „hakt“. Beschleunigungen von รผber 7G kann das Lemania 5100 auรŸerdem ohne nennenswerte GanggenauigkeitseinbuรŸen weggestecken – nicht ganz unwichtig fรผr Piloten von Kampfflugzeugen ๐Ÿ˜‰ (zum Vergleich: wenn ein Rennwagen mit einer Geschwindigkeit von 100 km/h eine Kurve mit einem Radius von 40 m durchfรคhrt, wirken etwa 2G auf den Kรถrper des Fahrers; Personen ohne besonderes Training werden bei 6G sogar bewusstlos).

Lemanias Schwerpunkt auf schnรถrkellose Kaliber-Konstruktionen gefiel damals auch anderen Herstellern, die ihren Schwerpunkt ihrerseits auf funktionale Uhren hatten – so verbaute beispielsweise Helmut Sinn das Lemania 5100 in seinen Chrongraphen (z.B. Sinn 142 oder Sinn 157 Ti). Auch der Fortis Official Cosmonaut Chronograph, getragen von russischen Kosmonauten ab 1994, kam mit dem Lemania 5100.

Lemania 5100: Expertenmeinung

Ich habe Uhrmachermeister Ulrich Kriescher, der langjรคhrige Erfahrungen mit dem Lemania 5100 hat, um zusรคtzliche Informationen gebeten.

CHRONONAUTIX: Wie bewertest du grundsรคtzlich die Konstruktion des Lemania 5100, das 1978 erstmalig auf den Markt gebracht wurde?

Uli Kriescher: Die Konstruktion des Lemania 5100 ist sehr komplex, kompliziert und verschachtelt. Obwohl ich schon viele Lemania 5100 zum Service auf dem Werktisch hatte, muss ich hin und wieder selber auf die Explosionzeichnung des Uhrwerks schauen, um das Uhrwerk korrekt zusammen zu bauen. Das passiert mir beim ETA 7750 nicht, weil die Konstruktion selbsterklรคrend ist.

CHRONONAUTIX: Wie steht es derzeit um die Ersatzteilversorgung?

Uli Kriescher: Die Ersatzteilversorgung verschlechtert sich fast tรคglich! Ersatzteile fรผr das Lemania  5100 sind rar geworden und kosten dementsprechend viel.

CHRONONAUTIX: Wie schlรคgt sich das Lemania 5100 im Vergleich zum heutigen Dauerbrenner ETA 7750, dessen Basiskonstruktion (wie beim Lemania 5100) aus den 70er Jahren stammt? Siehst du zum Beispiel handfeste Vor-/Nachteile hinsichtlich Ganggenauigkeit, Robustheit, Zuverlรคssigkeit etc.?

Uli Kriescher: Im Vergleich zum ETA 7750 kann ich beim Lemania 5100 keine handfesten Vor- oder Nachteile in Bezug auf Ganggenauigkeit, Robustheit und Zuverlรคssigkeit ausmachen. Das ist auch nicht verwunderlich! Sonst wรคre dieses Uhrwerk auch nicht in Bundewehr-Chronographen Jahrzehntelang im Einsatz gewesen.

CHRONONAUTIX: Als erfahrener Uhrmachermeister mit Spezialisierung auf Vintage-Modelle hattest du doch bestimmt schon ein paar Lemania 5100 auf dem Tisch โ€“ gibt es typische Probleme mit dem Lemania 5100, die immer wieder auftreten?

Uli Kriescher: Typische Probleme gibt es bei der Revision eines Lemania 5100 nicht. Das grรถรŸte Problem ist meistens, dass die Trรคger die Uhr zu lange ohne einen Uhrwerks- Service  (sollte alle 5 โ€“ 7 Jahre gemacht werden) tragen.

CHRONONAUTIX: Wie aufwendig sind Reparaturen oder eine Revision, zum Beispiel im Vergleich zum Dauerbrenner ETA Valjoux 7750?

Uli Kriescher: Die Revision eines Lemania 5100 ist aufwendiger als fรผr ein ETA 7750.  D.h. ich benรถtige ca. 30 โ€“ 60 Minuten lรคnger fรผr das Lemania 5100 im Gegensatz zum ETA 7750.

Wertanlage? Preis-Entwicklung des Orfina Porsche Design-Bundeswehr Chronograph

Vintage-Uhren sind bekanntermaรŸen immer wieder ein Thema fรผr Wertanlage-Diskussionen (mit „Uhren als Wertanlage“ im Allgemeinen habe ich mich bereits ausfรผhrlich in diesem Artikel beschรคftigt). Der Preis des Orfina Porsche Design Bundeswehr-Chronographen schwankt allerdings recht stark und es gibt nicht allzu viele Angebote. Das macht eine Abschรคtzung schwierig – nach meinen Recherchen ist ein Preis zwischen ca. 1400โ‚ฌ und bis zu รผber 2500โ‚ฌ (je nach Zustand) aber realistisch. Teilweise findet man auch Angebote fรผr รผber 4000โ‚ฌ, was ich allerdings fรผr maรŸlos รผbertrieben halte.

Generell gilt: Die nicht umgerรผsteten Bundeswehr-Varianten mit Tritium-Zifferblatt (3H) sind beliebter und auch teurer als die Luminova-Varianten. Grundsรคtzlich wรผrde ich daher am ehesten eine Wertsteigerung bei der Bundeswehr-Auslieferung mit Tritium-Zifferblatt erwarten.

Etwas einfacher lรคsst sich die Preisentwicklung fรผr die zivile (!) Auslieferung mit der Referenz 7177 auf dem Gehรคuseboden (anstelle der Versorgungsnummer) nachvollziehen. Der Kurvenverlauf war in den letzten vier Jahren eher flach, d.h. bei der Nicht-Bundeswehr-Version gab es in den letzten Jahren keine nennenswerten Preissteigerungen. Man beachte: ErfahrungsgemรครŸ sind die bei Chrono24 aufgerufenen Preise in der Regel hรถher als beispielsweise im Uhrforum.

Insbesondere der Zustand einer Vintage-Uhr ist natรผrlich ein wesentlicher Preisfaktor – und wann zuletzt eine Revision durchgefรผhrt wurde. Am Ende des Tages sollte man aber auch (insbesondere bei teuren Vintage-Uhren) den Leitsatz „you always buy the seller“ beherzigen. Insbesondere, wenn man noch nicht viel Erfahrungen im Vintage-Bereich hat, sollte man nicht einfach irgendwo „blind“ kaufen. So habe ich meinen Orfina Porsche Design Chrono von einem Vintage-Sammler aus dem Uhrforum gekauft, mit dem ich mich auch persรถnlich treffen und austauschen konnte…

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9 Kommentare
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Frank
2 Monate zurรผck

Lieber Mario,
wie immer ein Genuss zu lesen, danke. Ich vermisse allerdings ein paar Worte zum „Plastikbomber“ 5100, sprich die enthaltenen und gern bekrittelten Kunststoffteile darin.
Herzliche GrรผรŸe, Frank

Rotenkrug Harald
8 Monate zurรผck

WhatsApp Kanal wird nicht g efunden

Frank
4 Jahre zurรผck

Hallo – ein sehr interessanter Artikel.
Ich habe die „Orfina“ Military in einem schwarzen Gehรคuse. Darรผber habe ich im Artikel nichts gefunden. Ist die Version denn so ungewรถhnlich ?
Viele GrรผรŸe
Frank

Dirk S.
4 Jahre zurรผck

Guten Tag

Eine Frage: An meiner Uhr ist die Krone nicht mehr funktionstรผchtig. Kann komplett rausgezogen werden.
Mein Uhrmacher sagt: Nix zu machen. Es gibt keine Erstzteile.
Stimmt das.?

Micha
4 Jahre zurรผck

Wie immer klasse recherchiert. Eine Uhr zum Davonfliegen mit ihr. Meines Wissens sogar die Uhr, die Tom Cruise in Top Gun trug. Und damit meine ich den Film von 1986๐Ÿ˜‰