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Im Jahre 1960 waren erstmals Menschen am Grund des Marianengrabens unterwegs: Der US-Navy Lieutenant Don Walsh und der Schweizer Ozeanograf Jacques Piccard tauchten mit dem 150 Tonnen schweren Tiefseeboot Trieste in unfassbare 10.916 Meter Tiefe ab. Diesen international gefeierten Weltrekord konnte selbst James Cameron mit seinem deutlich moderneren U-Boot bei einer Rolex Deepsea Challenge-Neuauflage im Jahre 2012 nicht knacken.

Bei den Marianengraben-Erkundungen durfte natรผrlich eine robuste Uhr nicht fehlen: Niemand geringeres als der Schweizer Uhren-Experte Rolex sponserte bei beiden Ausflรผgen in die Tiefe eine Taucheruhr: die Sonderkonstruktionen mit den Namen Rolex Deep Sea Special (1960) bzw. Rolex Deepsea Challenge (2012), die an der AuรŸenhรผlle der U-Boote befestigt waren …

Rolex Deepsea Challenge und die Pioniere Walsh und Piccard

Auguste Piccard war alles andere als ein „normaler“ Wissenschaftler bzw. Physiker, der im stillen Kรคmmerlein nur irgendwelche Theorien austรผftelt: Der Schweizer konstruierte in den Nachkriegsjahren ein U-Boot zu Forschungszwecken in der Tiefsee, einen sogenannten Bathyscaph. Schon im November 1953 wurde Piccards Traum Wirklichkeit: Das auf den Namen Trieste getaufte, satte 150 Tonnen schwere U-Boot lief vom Stapel. Auguste Piccard und sein Sohnemann Jacques fรผhrten mit der Trieste im Tyrrhenischen Meer bei Ponza einen Tauchgang in immerhin 3150 Metern Tiefe durch – Rekord!

Gar nicht mal so schรถn: Rolex Deep Sea Special in Bi-Color

Der eigentliche Clou kam aber 7 Jahre spรคter: Die US-Marine war von der Trieste so รผberzeugt, dass sie mehrere Probetauchgรคnge finanzierte und das U-Boot schlieรŸlich kรคuflich erwarb. Auguste Piccards Sohnemann, Jacques Piccard, konnte auf diesem Wege als wissenschaftlichen Berater der US-Marine das Lebenswerk seines Vaters fortfรผhren und der Trieste einige Upgrades spendieren, um noch grรถรŸere Tiefen zu erobern.

Im Jahre 1960 war es dann endlich soweit: Der ausgebildete Ozeanograph Jacques Piccard und der US-Navy Lieutenant Don Walsh tauchten mit der Trieste auf den Boden des Marianengrabens ab – irre 10916 Meter Tiefe erreichten die beiden, die Gesamttauchdauer betrug rund 9 Stunden. Weltrekord!

Dabei stand der Tauchgang zunรคchst auf der Kippe: Die raue Philippinische See erschwerte die Wasserung der Trieste durch die US-Marine. Don Walsh erklรคrt: โ€žNachdem wir abgetaucht waren, war der tiefste bemannte Tauchgang aller Zeiten allerdings sogar ein wenig langweiligโ€œ.

Walsh fรผgt hinzu: โ€žObwohl die Langeweile eine Schrecksekunde lang jรคh unterbrochen wurdeโ€œ. Denn: Als die beiden Pioniere bereits zwei Drittel der Strecke bis zum Meeresboden zurรผckgelegt hatten, wurden die beiden, begleitet von einem lauten Knall, ordentlich durchgeschรผttelt. Es passiert aber โ€“ nichts. โ€žEs gab nur diesen einen Knall, wie bei einer Explosion, und dann nichts weiterโ€œ, erklรคrte Walsh.

Nach dem Tauchgang erfuhren Walsh und Piccard, dass ein AuรŸenfenster aus Plexiglas unter dem im Vergleich zur Oberflรคche fast tausendfachen Druck von einer Tonne pro Quadratzentimeter gesprungen war.

Mit dabei bei Walshs und Piccards geschichtstrรคchtigem Tauchgang war eine Sonderkonstruktion von Rolex, die an der AuรŸenhรผlle der Trieste befestigt und somit rund 9 Stunden dem extremen Tiefseedruck ausgesetzt war: Die Rolex Deep Sea Special (DSS). Tatsรคchlich hat die Deep Sea Special den Ausflug tadellos รผberstanden, was der Schweizer Taucheruhrenexperte damals natรผrlich auch werbewirksam kommuniziert hat:

Rolex kommuniziert Stolz den erfolgreichen Hรคrtetest

Das Rolex’sche Engagement war natรผrlich kein Zufall: Der Schweizer Uhrenhersteller galt u.a. wegen der 1953 lancierten und bis zu 30 bar wasserdichten Rolex Submariner als absoluter Experte fรผr wasserdichte Uhren bzw. Taucheruhren.

Die Rolex Deep Sea Special war eine experimentelle Uhr, die nicht im freien Handel erhรคltlich war und auf pure Funktionalitรคt gebรผrstet war, um dem extremen Wasserdruck in den Tiefen des Marianengrabens zu widerstehen. Beeindruckend waren beispielsweise die Gehรคuse-Proportionen (42,7 mm Durchmesser x 36 mm Bauhรถhe) und das extrem gewรถlbte und besonders dicke Plexiglas (18 mm hoch!).

Wichtig fรผr Vintage-Sammler ist, dass es nicht „die eine“ Rolex DSS gab, sondern mehrere Varianten, die entsprechend durchnummeriert waren. Rolex verteilte auch einige DSS-Anschauungsmodelle an wichtige Hรคndler, damit diese sich selbst und die Kunden von der Wasserdichtigkeits-Expertise von Rolex รผberzeugen konnten.

Fun Fact am Rande: 2005 kam die Deep Sea Special No. 1 unter den Hammer beim Auktionshaus Christie’s: Mehr als ordentliche 322.400 Schweizer Franken wurden fรผr den quasi untragbaren XXL-Klopper erzielt. Tatsรคchlich auf dem Marianengraben-Boden war allerdings die Rolex Deep Sea Special No. 3, die im Smithsonian Institution National Museum of American History ausgestellt ist…

James Cameron und die Rolex Deepsea Challenge 2012

Im Mรคrz 2012, 52 Jahre nach dem Ausflug der Trieste, tauchte der Filmemacher und Hobbyforscher James Cameron (ja, genau: der James Cameron, der sich u.a. fรผr die Blockbuster Titanic und Avatar verantwortlich zeichnet) in einem eigens hierfรผr entworfenen Tauchboot, der โ€žDeepsea Challengerโ€œ, hinab zum Marianengraben โ€“ und zwar mutterseelenallein! AuรŸen am Tiefseeboot, genauer an einem robotergesteuerten Greifarm, war erneut eine Rolex befestigt โ€“ eine experimentelle, satte 51 mm groรŸe Sonderanfertigung mit dem Namen Rolex Deepsea Challenge.

James Cameron voller Vorfreude in seinem U-Boot

Bitter: Die Weltrekord-Tiefe von 1960 hat Cameron knapp verfehlt โ€“ der Kanadier kam โ€žnurโ€œ bis zu einer Tiefe von 10.908 Meter und verfehlte den Rekord von Walsh und Piccard um grade mal 8 Meter.

Auch bei Camerons Tiefseeausflug hielt die Rolex-Taucheruhr Deepsea Challenge dem krassen Wasserdruck stand. Basis fรผr das experimentelle Sonderanfertigung war die fรผr Otto Normal-Verbraucher kaufbare und optisch รคhnliche Rolex Sea-Dweller Deepsea, die immerhin eine Wasserdichtigkeit von 390 bar (3900 Meter) aufweist. Die Rolex Sea-Dweller Deepsea und die Rolex Deepsea Challenge haben als technische Merkmale u.a. das Ring Lock System und die TRIPLOCK-Krone gemeinsam, um die Uhr vor dem Eindringen von Wasser zu schรผtzenโ€ฆ

(Bilder: Rolex)

Rolex Deepsea Challenge: Hommage von Spinnaker

Im Jahre 2020 feiert der Marianengraben-Weltrekord von Piccard und Walsh seinen 60. Geburtstag – die Uhrenmarke Spinnaker brachte zu diesem Anlass das auf 300 Stรผck limitierte Modell „Piccard“ heraus, welches sich optisch an der Rolex Deepsea Special orientiert. Entsprechend ist das Modell auch im Geiste der Rolex DSS sehr ausladend dimensioniert (47 mm Durchmesser, 25 mm Bauhรถhe und 56 mm Horn-zu-Horn).

Die 25 Millimeter Bauhรถhe beziehen sich zwar auf das MaรŸ vom Gehรคuseboden bis zur hรถchsten Spitze des stark gewรถlbten, Bullaugen-artigen Kugelsaphirglases, aber selbst ohne Glas betrรคgt die Hรถher immerhin noch fette 18 mm. Durch die extreme Wรถlbung und die Dicke des Saphirglases ist die Ablesbarkeit naturgemรครŸ nicht grade herausragend ๐Ÿ˜‰ Die geniale Optik, die je nach Blickwinkel immer wieder andere Facetten des Zifferblattes wie eine Lupe vergrรถรŸert und gleichzeitig psychodelisch verzerrt, entschรคdigt aber dafรผr.

Die ausufernde XL-GrรถรŸe wird auch im Vergleich mit der Rolex Submariner (40 mm Durchmesser) deutlich – die Spinnaker Piccard sieht so aus als kรถnnte sie die Sub mal eben im Vorbeigehen zum Frรผhstรผck verspeisen:

Um den Tragekomfort dennoch halbwegs akzeptabel zu gestalten hat Spinnaker der Piccard ein massives Titangehรคuse spendiert, welches durchgรคngig satiniert und wirklich hervorragend verarbeitet ist. Man beachte, dass die Optik von Titan naturgemรครŸ deutlich „grรคulicher“ daher kommt als bei Edelstahl. Das ist natรผrlich Geschmackssache, rundet aber den tooligen Charakter des Modells ab.

Durch das merkbar geringere Grundgewicht von Titan (5g/cmยณ gegenรผber 8g/cmยณ bei Edelstahl) betrรคgt das Gewicht der Piccard recht vertretbare 160 Gramm am Lederband – das ist in etwa so viel wie die Rolex Submariner am Stahlband. Titan hat noch einen weiteren groรŸen Vorteil gegenรผber Edelstahl: Die Hรคrte, gemessen nach Vickers, betrรคgt bei Edelstahl 200 HV, wรคhrend Titan mit knapp 400 HV fast doppelt so hart und damit deutlich weniger anfรคllig fรผr Kratzer ist.

Gut fรผr Uhren-Allergiker: Auch der Gehรคuseboden ist aus Titan. Ausgestattet ist der Boden auรŸerdem mit einer tiefen Gravur des U-Bootes PX-15, welches im Juli 1969 im Schatten der NASA-Mondmission unter der Leitung von Jacques Piccard im Golfstrom bedeutende ozeanographische Fakten sammelte.

Bei all den XL-Dimensionen und -Proportionen muss ich aber sagen, dass ich von der Wasserdichtigkeit der Spinnaker Piccard fast schon etwas enttรคuscht bin: „Nur“ 100 bar bzw. 1000 Meter bringt die Taucheruhr mit. Das werde ich im Leben zwar nie praktisch brauchen (wie wahrscheinlich 99,9999% aller Uhrenfreunde), in Anbetracht der extrem massiven Verarbeitung und des Heliumventils wirken 100 bar aber fast schon etwas popelig. Zum Vergleich: Die optisch รคhnliche Helberg CH1 kommt in der Variante mit geschlossenem Gehรคuseboden auf spektakulรคre 600 bar (ist aber auch deutlich teurer).

„550 Fathoms“ steht fรผr 550 Nautische Fรคden. Dabei handelt es sich um eine MaรŸeinheit der Lรคnge, welche insbesondere noch in der Schifffahrt fรผr Tiefenangaben genutzt wird (1 Nautischer Faden = 1,852 Meter).

Die Spinnaker Piccard ist erst das zweite Modell, dem der in Hong Kong ansรคssige Hersteller ein Schweizer Uhrwerk spendiert hat (neben der Spinnaker Tesei Bronze) – und zwar ein Sellita SW200, welches baugleich mit dem populรคren ETA 2824 ist. Mit +5 Sekunden pro Tag liegt die Gangabweichung im mir vorliegenden Testmodell in einem sehr guten Bereich.

Eckdaten der Spinnaker Piccard:

  • Schweizer Sellita SW200 Automatikwerk
  • Heliumventil
  • Verschraubte Krone
  • Stark gewรถlbtes Saphirglas mit
  • Gehรคuse aus Titan
  • Leuchtmasse: SuperLuminova
  • Durchmesser 47 mm, Bauhรถhe 25 mm
  • Horn-zu-Horn 56 mm
  • BandanstoรŸ 26 mm
  • Gewicht: 160 Gramm
  • Band aus Bรผffelleder (Salzwasser- und UV-resistent)
  • Wasserdichtigkeit 100 bar
  • Limitiert auf 300 Stรผck
  • 2 Jahre internationale Garantie
  • UVP 950 US-Dollar (850โ‚ฌ inkl. รผblicher Spinnaker-Rabatte, zum Beispiel mit Code „CHRONO20“ / im VVK ca. 700โ‚ฌ).

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Oliver
4 Jahre zurรผck

„Auch der Gehรคuseboden, ausgestattet mit tiefer Gravur des stilisierten U-Bootes Trieste, ist aus Titanโ€ฆ“

Das ist eine Fehlinformation! Es handelt sich hier um ein anderes Piccard U-Boot, nรคmlich ein Querschnitt der PX-15 ‚Ben Franklin‘, mit der Piccard den Golfstrom erforschen wollte. Steht ja sogar ‚PX15‘ drauf. ๐Ÿ˜‰

Gรผnter
4 Jahre zurรผck

Hallo Mario. Durch das dicke gewรถlbte Glas werden Erinnerungen an frรผher wach. Die Leute, die Brillen hatten, die so dick wie der Boden von Cola Flaschen oder Aschenbecher hatten. Wรผrde nicht nur in der Dicke sondern auch in der GrรถรŸe passen. GruรŸ Gรผnter

Dlanor Lepov
4 Jahre zurรผck

Das ging aber schnell: Auf Aliex***** gibt es jetzt schon die Homage als Reef Tiger Model Nr. RGA704. Natรผrlich nicht mit einer annรคhernd รคhnlichen Spezifikation, dafรผr aber auch unter 80 Euro und in knalligen Farben. Offenbar sind die Wege in China kurz.

Ein Faden ist รผbrigens 1/1000 einer Seemeile, also 1,852 Meter. Die Verkรผrzung auf 6 Fuss ist seemรคnnisch nicht korrekt.