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Die normalerweise hauptsächlich in Hong Kong produzierende Marke Spinnaker rührte in den letzten Wochen ordentlich die Werbetrommel. Der Grund: Das erste Swiss Made-Modell, die Spinnaker Tesei Bronze. Schon auf der Baselworld 2018 zog es mir in Anbetracht dieser Kombination die Augenbrauen hoch. Spinnaker und Swiss Made – geht das? Um es vorweg zu nehmen: Ja, es geht… Spinnaker hat aber noch einen langen und beschwerlichen Weg vor sich…

Spinnaker Watches Swiss Made

Eckdaten der Spinnaker Tesei Bronze (SP-5060):

  • Schweizer Sellita SW200 Automatikwerk (baugleich mit dem ETA 2824)
  • Bronze-Gehäuse mit 43 mm Durchmesser und 17 mm Höhe
  • Echtlederband “Made in Italy”
  • Kratzfestes Saphirglas
  • Lünette mit Keramik-Einlage
  • Wasserdichtigkeit: 30 bar / 300 Meter
  • Gewicht: 126 Gramm
  • 2 Jahre internationale Garantie
  • Preis: 850 US-Dollar (umgerechnet rund 710€ inklusive Zoll/Einfuhrumsatzsteuer und 20% Rabatt-Code “CHRONO20”)
  • Vorbestellerpreis: ca. 630€ inkl. Zoll/Einfuhrumsatzsteuer

Kooperation

Spinnaker und Swiss Made: Wie passt das zusammen?

Leser meines Blogs wissen: Ich bin großer Fan von Uhren mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis, egal ob nun Swiss Made oder nicht. Viele tolle Modelle, die ich getestet habe, kommen z.B. aus Hong Kong (z.B. UNDONE oder eben Spinnaker). Und das hat seine Gründe: Es gibt viele erfahrene Komponentenhersteller in Fernost, die zwei Kundenkreise beliefern – sowohl die günstigeren, asiatischen Marken, aber gleichzeitig auch Marken, die dank des hohen Schweizer Lohnniveaus später mit „Swiss Made“ werben können. Swiss Made ist also per se sicherlich keine Voraussetzung für eine gute Uhr.

Man sollte sich erst mal von dem Gedanken verabschieden, dass Swiss Made stets für höchste Uhrmacherhandwerk und Tradition steht – denn das ist nicht zwangsläufig bzw. automatisch gegeben (insbesondere nicht in günstigeren Preisbereichen unter 1000€). Wofür Swiss Made allerdings stehen kann ist ein höheres Qualitätsniveau – dank bewährter Schweizer Uhrwerke, sowie Montage und Endkontrolle in der Schweiz (insbesondere letzteres ist ein häufiger Schwachpunkt bei einer Produktion in Asien).

Spinnaker ist eine Marke mit eher günstigeren Taucheruhren, die keinen Hehl um die Produktion in Fernost macht. Insbesondere das Preis-Leistungs-Verhältnis vieler aktueller Automatik-Modelle ist lobenswert. Etwas überraschend war daher, dass die zur britischen Dartmouth-Gruppe gehörende Marke vor kurzem stolz verkündete, dass mit der Spinnaker Tesei Bronze das erste Swiss Made-Modell in den Startlöchern steht.

Spinnaker Swiss Made Tesei Bronze

Auf der einen Seite verwunderte mich das zunächst schon: Zwar hat Spinnaker in den letzten Monaten einige Achtungserfolge auf den Markt gebracht (z.B. die extrem beliebte Blancpain Fifty Fathoms-Hommage Spinnaker Fleuss für fast schon unschlagbar günstige ~240€), dennoch haftet der Marke sicherlich nicht das Premium-Image an, welches die Herkunftsangabe Swiss Made normalerweise unterstreicht. Dafür gab es von der primär in Asien fertigenden Marke Spinnaker in der Vergangenheit einfach zu viele quietschbunte Design-Ausrutscher, die sich teilweise noch bei 123tv wiederfinden lassen (und auch Teleshopping-Kanäle haben unter Uhrenfans nicht grade den allerbesten Ruf ;-)). Spinnaker und Swiss Made? Das war auch für mich auf den ersten Blick etwas befremdlich.

Spinnaker Tesei Bronze Swiss Made Review

Auf der anderen Seite ist Spinnakers Schritt nachvollziehbar: Die imageträchtige Schweizer Herkunftsangabe, das Swiss Made Label steht nach wie vor für eine höheres Qualitätsniveau. Warum sollte Spinnaker also nicht auch in diese Sphären eindringen? Allzu überraschend ist der Swiss Made-Schritt eigentlich auch nicht – spätestens seit der Baselworld 2018 sieht man, dass sich Spinnaker und andere Marken der Dartmouth-Gruppe ganz klar in höherwertigeren Regionen bewegen.

Das liegt insbesondere an den sehr guten asiatischen Komponenten-Lieferanten, die Dartmouth zur Hand hat – in meinen Reviews habe ich beispielsweise stets die tolle Gehäuseverarbeitung gelobt. Wenn Spinnaker nun mit der Tesei Bronze noch eine Qualitäts-Schippe drauflegen kann und gleichzeitig das gewohnt gute Preis-Leistungs-Verhältnis mitbringt, warum sollte man sich als Kunde nicht über den Swiss Made-Ausflug freuen?

Schauen wir uns die Spinnaker Tesei Bronze unter diesem Gesichtspunkt also mal genauer an…

Spinnaker Swiss Made Tesei Bronze SP-5060 Test

 

Spinnaker Tesei Bronze Swiss Made im Test

Neben dem Bronze-Gehäuse (hierzu gleich mehr) ist das sehr plastisch wirkende, aufwendig verarbeitete Zifferblatt mit seinem schicken Wellen-Muster sicherlich das charakteristischste Merkmal der Spinnaker Tesei Bronze. Dieses Muster kennt man zum Beispiel von der Omega Seamaster Professional 300M.

Wellen-Zifferblatt Spinnaker

Das Wellen-Muster, die applizierten Indizes, die Drucke, das plastische Spinnaker-Logo – alles wirkt auch bei Nahaufnahmen sehr sauber und tadellos verarbeitet. Nur die Zeiger hätten etwas feiner verarbeitet sein dürfen. Der Stundenzeiger ist außerdem etwas zu kurz geraten…

Gold-Bronze Zeiger Spinnaker Taucheruhr

Uhren mit Bronze-Gehäuse erfreuen sich seit einigen Jahren großer Beliebtheit. Vorzugsweise kommen die Legierungen aus Kupfer und Zinn (CUSn8) bei Taucheruhren zum Einsatz, was einen ganz einfachen Grund hat: Bronze ist meerwasserbeständig und wird daher z.B. im Schiffbau verwendet. Auch Taucherhelme wurden früher aus Bronze gefertigt. Bronze passt als Gehäusematerial thematisch also hervorragend zu Taucheruhren und verleiht einer Uhr außerdem einen gewissen Vintage-Touch.

SP-5060 Spinnaker Tesei Bronze Retro Vintage Swiss Made

Die Gehäuseverarbeitung der Spinnaker Tesei Bronze ist – wie man es von Spinnaker gewohnt ist – erste Sahne. Bei Lieferung des Test-Modells war die Bronze bereits “vorgealtert”. Ganz anders als zum Beispiel bei der von mir getesteten Elysee Bronze Automatic, hat die Spinnaker Tesei Bronze also schon eine sehr schöne, charakteristisch-matte Patina entwickelt:

Heliumventil Taucheruhr Bronze Spinnaker Swiss Made

Im obigen Bild ist auch das Heliumventil gut zu erkennen: Dieses 1967 von Rolex entwickelte Sicherheitsventil sorgt dafür, dass bei der Dekompression aus dem Gehäuse einer Taucheruhr Helium entweichen kann. Ohne ein Heliumventil mussten professionelle Sättigungstaucher bzw. Tiefseetaucher während der Dekompressionsphasen in der Druckkammer feststellen wie das Uhrglas aufgrund des Überdrucks vom Gehäuse abplatzte. Ich kürze an dieser Stelle aber ab – denn: Ein Heliumventil ist maximal ein nettes Gimmick, da es ein Problem löst, welches 99,9999% aller Uhrenfans wohl nie im Leben haben werden 😉 Die genaue Funktionsweise eines Heliumventils wird hier beschrieben.

Neben dem Gehäuseboden (um Verfärbungen auf der Haut zu vermeiden) ist auch die griffige Krone der Spinnaker Tesei Bronze nicht aus Bronze, sondern aus (beschichtetem) Edelstahl. Farblich unterscheidet sich die Krone daher minimal vom Rest des Gehäuses. Der Schritt ist sinnvoll und üblich bei Bronze-Uhren, damit eine Patina im Bereich des Schraub-Gewindes nicht die (mit 30 bar sehr hohe) Wasserdichtigkeit beeinträchtigt.

Krone Taucheruhr Bronze Spinnaker Tesei Swiss Made

Trotz des Gehäusedurchmessers von immerhin 43 mm und einer Bauhöhe von stattlichen 17 mm ist der Tragekomfort dank des sehr weichen und flexiblen “Made in Italy” Lederbandes gut. An meinem Handgelenk (Umfang: 19 cm) trägt sich die Spinnaker Tesei Bronze sehr bequem…

(zum Abspielen des Videos bitte klicken)

Lederband grau Spinnaker

Made in Italy Lederband Spinnaker

Spinnaker Wrist Shot Tesei Bronze

Das qualitativ hochwertig verarbeitete Gehäuse wird durch eine sehr fein und knackig-satt rastende Bronze-Lünette abgerundet. Die Lünetteneinlage ist aus kratzfester Keramik in einem dezenten Grau-Ton (Modellvariante SP-5060-04). Schick: Die Ziffern und Indizes sind eingefräst:

Keramik-Lünette Grau Spinnaker Tesei Bronze

Keramiklünette Grau Spinnaker Tesei Bronze

Spinnaker setzt in der Tesei Bronze auf das bewährte, zuverlässige Schweizer Sellita SW 200 – ein Nachbau des aus dem Patentschutz gelaufenen ETA 2824. Mit +11 Sekunden pro Tag ist die mir vorliegende Test-Uhr allerdings solala einreguliert. Ich gehe davon aus, dass das Selita SW200 in der Qualitätsstufe “Standard” verbaut wurde (durchschnittliche Ganggenauigkeit laut Datenblatt 12 ±12 s/d). Immerhin: Der Blick durch den Saphirglas-Boden ist durch den dekorierten Spinnaker-Rotor mehr als ansehnlich:

Swiss Made Sellita SW200 Spinnaker

 

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Test-Fazit zur Spinnaker Tesei Bronze Swiss Made Taucheruhr

Ich habe schon einige Spinnaker-Uhren testen dürfen und ich kann ohne Zweifel sagen, dass die Spinnaker Tesei Bronze qualitativ bisher klar die Beste ist: Während die sehr günstigen Einstiegsmodelle von Spinnaker (wie z.B. die Spinnaker Hull) im Detail gerne mal kleinere qualitative Schwächen offenbaren, gibt sich die Spinnaker Tesei Bronze auch bei Nahaufnahmen keine Blöße. Die aufwendige Verarbeitung (z.B. Wellen-Muster, applizierte Indizes, Keramikeinlage mit gefrästen Ziffern und Indizes) sowie die perfekt rastende Lünette runden den sehr guten Gesamteindruck ab. Diesen Qualitätssprung durfte man aber natürlich auch erwarten, schließlich kostet die Spinnaker Tesei Bronze mit knapp über 700€ auch deutlich mehr als die letzten Non-Swiss-Made-Neuerscheinungen der Marke.

Spinnaker Tesei Bronze Swiss Made Taucheruhr Test

Und der Preis ist auch schon ein gutes Stichwort: Der erste Swiss Made-Wurf von Spinnaker ist zweifellos gelungen, der Qualitätssprung ist spürbar. Dennoch ist das Preis-Leistungs-Verhältnis (leider) längst nicht so grandios wie bei den günstigeren Modellen der Marke (z.B. Spinnaker Fleuss). Auch designtechnisch bietet Spinnaker (trotz nicht allzu oft anzutreffenden Wellen-Zifferblattes und gelungenen Farbvarianten) nichts weltbewegend Neues.

Spinnaker Tesei Bronze SP-5060 Farben

Spinnaker wagt sich mit der Tesei Bronze summa summarum in hart umkämpfte Gewässer: Beliebte Marken wie Steinhart kommen ebenfalls in guter Swiss Made-Qualität und haben insbesondere im deutschsprachigen Raum einen sehr guten Ruf. Steinhart bietet beispielsweise die OCEAN 1 Bronze-Taucheruhr für sehr faire 450€ an, das Modell kommt allerdings nur mit Aluminium-Lünette und einem deutlich weniger aufwendigen Zifferblatt.

In meinem Bronze-Uhren-Artikel gibt es einige weitere Alternativen:

https://chrononautix.com/bronze-uhren-taucheruhren-fliegeruhren-patina/

Einen etwas ausgefalleneren Retro-Charme bekommt man beispielsweise bei der recht jungen Micro-Brand Viribus Unitis: Der Preis für das Bronze-Modell in Höhe von 468€ (nach DE +20€ Versand) geht in Anbetracht der guten Eckdaten (Saphirglas, Miyota 9015, Sandwich-Ziffernblatt, 20 bar Wasserdichtigkeit) in Kombination mit dem eigenständig-ausgefallenen Design (Farbverlaufs-Ziffernblatt, Flieger-/Taucher-Design-Mix) absolut in Ordnung. Ein Blick lohnt sich auf jeden Fall!

https://chrononautix.com/viribus-unitis-153-27-bronze-uhr/

Alles in allem bin ich gespannt, ob Spinnaker die neue Ausrichtung durchhält. Es ist sicherlich ein langer Weg als höherwertigere Marke wahrgenommen zu werden, aber durchaus machbar, wenn der Weg konsequent bestritten wird und das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. FORMEX beispielsweise beweist, dass es durchaus möglich ist das alte Image vergessen zu lassen

 

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