Seitdem Raphaël Granito am Steuer sitzt, hat sich die FORMEX Watch SA aus Biel/Bienne innerhalb weniger Jahre zu einer beachtlichen Größe in der Schweizer Uhrenindustrie entwickelt – dank exzellentem Preis-Leistungs-Verhältnis und frischer Ideen, die quasi-in-house zusammen mit der verbandelten, ebenfalls in Biel ansässigen Dexel SA ausgetüftelt und umgesetzt werden (mehr dazu im Test der FORMEX Reef). Ein Eckpfeiler des FORMEX-Sortiments ist dabei das Chronometer- bzw. COSC-zertifizierte Modell Essence FortyThree (43), das 2021 mit neuer Schließe, neuem Logo und einer zusätzlichen, weißen Zifferblattvariante ausgestattet wurde…
Dieser Test erschien erstmalig 2018 und wurde 2021 umfangreich überarbeitet.
Eckdaten FORMEX Essence FortyThree:
- COSC-zertifiziertes, dekoriertes Sellita SW200-1
- Vertikal gebürstet und gefräste Linien auf dem Zifferblatt, Super-LumiNova BGW9 blau
- Saphirglas, beidseitig mit Antireflex-Beschichtung
- Wasserdichtigkeit 100 Meter / 10 bar (zum Schwimmen geeignet)
- Gehäuse aus 316L-Edelstahl mit patentierter Gehäusefederung, Container aus Titan 2. Grades
- 43 mm Durchmesser, 10 mm Höhe, Bandanstoß 22mm, Horn-zu-Horn 50 mm
- Leder- und Kautschukbänder mit Faltschließe aus Karbon mit Feineinstellung, Schließe aus Edelstahl / Edelstahlband mit Butterfly-Schließe
- Swiss Made
- Preis: ab ab 1245€ inkl. Zoll/Steuern, direkt auf formexwatch.com

FORMEX Essence 43 Automatic Chronometer (White) im Test
Natürlich erfindet auch FORMEX die Uhr nicht neu, das Bieler Unternehmen spendiert der Essence aber eine ordentliche Portion eigenständiger Ideen. Löblich ist auch die Stringenz im FORMEX’schen Design: Das Modell Essence spricht dieselbe sportlich-moderne Designsprache anderer FORMEX-Modelle, der Wiedererkennungswert ist hoch.
Kommen wir zunächst zum Gesicht der FORMEX Essence 43, dem Zifferblatt: Besonders gut gefallen mir die einzeln und tief CNC-gefrästen, aber trotzdem dezent wirkenden Querstreifen. Diese kommen – insbesondere aufgrund des beidseitig entspiegelten Saphirglases – hervorragend zur Geltung. Je nach Lichteinfall wirkt es sogar so, als sei gar kein Glas verbaut. Die applizierten, polierten Indizes und die optisch perfekt abgestimmten Zeiger tun ihr übrigens, um die äußerst hochwertige Optik der FORMEX Essence abzurunden.

Bei der noch recht neuen weißen Zifferblattvariante der Essence 43 fällt bei näherer Betrachtung außerdem auf, dass die applizierten Indizes und Zeiger in poliertem Schwarz gehalten sind – durch den erhöhten Kontrast wird die Ablesbarkeit deutlich verbessert. Zeiger und Indizes sind mit bläulich leuchtender Super-LumiNova BGW9 belegt.


Die FORMEX Essence FortyThree Automatic Chronometer in der Größe 43 mm hat 2021 ebenfalls das neue FORMEX-Logo spendiert bekommen: Das nunmehr deutlich moderner und frischer wirkende Logo greift die Formex-typische Form eines Hexagons sowie ein stilisiertes „F“ und „X“ auf und kombiniert diese zu einer Endlosschleife (Unendlichkeitssymbol). Die Schriftart des darunter liegenden Formex-Schriftzuges ist schlicht und schnörkellos gehalten. In der Summe kann man das neue Logo meiner Meinung nach als gelungen bezeichnen – auch bei den stets kritischen Mitgliedern des Uhrforums kommt das neue Logo gut an.

Kommen wir zu einer echten Besonderheit der FORMEX Essence – das Gehäuse. Diese kommt mit einer patentierten Gehäusefederung, welche laut FORMEX den Tragekomfort erhöhen und das Uhrwerk vor Vibrationen und Stößen schützen soll. Während bei der FORMEX Element die “Stoßdämpfer” wegen des zweiteiligen Gehäuses augenscheinlich sind, ploppten bei mir mit Blick auf die FORMEX Essence zunächst einige Fragezeichen auf: Wo soll bei dem deutlich geschrumpften Gehäuse eine Federung untergebracht sein?

FORMEX hat es aber trotz der (Gott sei Dank!) deutlich humaneren Gehäusegröße (43 mm Durchmesser, und erfreulich flache 10 mm Bauhöhe) geschafft das Federungssystem umzusetzen. Denn: Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkt, ist auch das Gehäuse der FORMEX Essence zweiteilig. Im Inneren der Uhr ist außerdem ein (nicht-sichtbarer) Titan-“Container”, der das Gewicht der Uhr auf leichte 100 Gramm reduziert.
Konkret wird das Federungssystem bei Druck von unten auf die Krone “ausgelöst”. Der obere Gehäuseteil wird dann angehoben, wodurch beim Beugen des Handgelenkes weniger Druck auf den Handrücken entsteht (die Krone bohrt sich merkbar weniger in den Handrücken).
Zwar ist der Federungs-Effekt aufgrund des ohnehin schon sehr hohen Tragekomforts naturgemäß geringer als beim Jumbo-Chronograph FORMEX Element, ich finde die Idee aber dennoch klasse und man merkt ganz deutlich, dass FORMEX mit der Essence nicht einfach nur irgendeine neue Dreizeigeruhr auf den Markt werfen wollte. Vielmehr haben sich die Schweizer offensichtlich sehr viele Gedanken darüber gemacht hat, wie man sich auf dem hart umkämpften Uhrenmarkt vom Wettbewerb abheben kann – Chapeau!
In diesem animierten Bild wird die Funktionsweise der Gehäusefederung deutlich (zum Abspielen bitte ggf. auf das Bild klicken):

Aber nicht nur funktional, sondern auch optisch hat das Gehäuse eine Menge zu bieten: Insbesondere der Wechsel zwischen polierten und satinierten Flächen gefäll. Gut: Den feinen, sehr hochwertig aussehenden Schliff der Lünettenoberseite, der in einem schönen Kontrast zur polierten Lünettenseite steht, hat die FORMEX Essence von der FORMEX Element geerbt. Ich frage mich allerdings, warum nicht auch die geniale Keramiklünette der FORMEX Element optional angeboten wird – schade!

Gut: Die etwas plump wirkende Krone der ersten FORMEX Essence aus dem Jahre 2018 wurde 2021 modifiziert: Die neue Krone ist mit einem Sechskantmuster vertieft, innerhalb der Vertiefung wiederum befindet sich das neue FORMEX-Logo.

Während die ursprünglichen Lederbänder der Essence FortyThree mit einer Schmetterlingsschließe ausgestattet waren, verfügt die aktualisierte 2021er Version nun über eine sogenannte Deployant-Schließe, welche die Überlänge des Bandes auf der Innenseite verbirgt und somit Bandhalter überflüssig machen. Mit an Bord der Schließe sind nach wie vor leichte Karbon-Komponenten und ein patentiertes, stufenweises Feineinstellungssystem, das eine einfache Verlängerung bzw. Verkürzung des Bandes um 7 mm erlaubt, ohne dass man die Schließe aus den Bandlöchern popeln muss – sehr praktisch im Sommer!
Das Lederband ist sehr weich und anschmiegsam. Es folgt außerdem dank gebogener Federstege der Gehäuserundung. Schade: Eine “echte” Vollintegration des Lederbandes wäre natürlich noch das i-Tüpfelchen gewesen.
Das optional ebenfalls erhältliche Stahlband mit seinen verschraubten Bandgliedern ist haptisch allererste Sahne und absolut quietsch- und knarzfrei. Schade: Eine Feinjustierung wie bei der FORMEX Reef Taucheruhr ist leider nicht in die Schließe integriert – das ist einerseits sehr schade, andererseits nachvollziehbar, denn optisch könnte ich mir die Schließe der Reef nicht so wirklich an der Essence vorstellen.
Gut: Der Wechsel auf ein anderes Band ist über ein Schnellwechselsystem ratz-fatz erledigt.


Neben funktionalen und optischen Aspekten hat auch das Automatikwerk der FORMEX Essence etwas an Bord, das man in dieser Preisklasse höchstselten findet: Das in der Essence 43 verbaute Schweizer Sellita SW200 ist COSC-zertifiziert, d.h. entspricht der Chronometer-Norm für mechanische Uhrwerke und bringt damit eine maximale Gangabweichung von hervorragenden -4 bis +6 Sekunden mit. Höherwertigere Komponenten wie eine Glucydur-Unruh zahlen außerdem auf eine langfristig gute Ganggenauigkeit ein.

Gut zu wissen: Im Rahmen der COSC-Zertifizierung durch die Schweizer Kontrollstelle für Chronometer („Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres“, kurz COSC) werden die (unverbauten) Werke ganze 15 Tage in fünf Lagen (z.B. „Zifferblatt unten“) und bei drei verschiedenen Temperaturen (8 °C, 23 °C, 38 °C) getestet.
Die Chronometer-Variante der Essence kommt außerdem mit einer schicken Werks-Dekoration, die durch den Saphirglasboden begutachtet werden kann (gebläute Schrauben, Schliff, skelettierter Rotor).
Fazit: FORMEX Essence 43 Automatic Chronometer
Die FORMEX Essence leistet sich keinerlei Schwächen. Mehr noch: Sie sieht deutlich teurer aus als es der Preis vermuten lässt und kommt dabei auch noch mit ein paar technischen Raffinessen, die man in dieser Preisklasse höchstselten bzw. fast nie bei anderen Uhrenherstellern findet (Karbon-Faltschließe mit Feineinstellung! Gehäusefederung! Chronometer-Zertifizierung!).
Mit Blick auf den Preis (ab 1245€ inklusive Zoll/Steuern) ist das Preis-Leistungs-Verhältnis heute vielleicht nicht mehr ganz so genial wie bei der Kickstarter-Kampagne im Jahre 2018 (damals noch deutlich unter 1000€), aber nach wie vor sehr ordentlich. Wer eine hervorragend verarbeitete, sportlich-moderne Dreizeigeruhr mit exzellenter Ganggenauigkeit sucht, dem sei die FORMEX Essence FortyThree Automatic Chronometer wärmstens empfohlen.
Übrigens: Wem die Uhrengröße der Formex Essence 43 zu ausladend ist, der darf auf die deutlich kleinere Variante, die FORMEX Essence 39 schielen:

Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, freue ich mich über ein Like bei Facebook, Instagram, YouTube oder
Auch über Kommentare freue ich mich immer sehr (Kommentare werden in der Regel innerhalb kurzer Zeit geprüft und freigeschaltet). Vielen Dank!