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Mit dem Navy Pilot Chronograph bringt die bei Landshut ansässige Microbrand Marc & Sons Ende 2023 eine neue Variante der 2021 erstmals erschienen Chronographenreihe auf dem Markt. Und diese legt, wie der Name Navy Pilot schon andeutet, vor allem hinsichtlich des tooligen Erscheinungsbildes nochmal eine ordentliche Schippe drauf…

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Eckdaten Marc & Sons Navy Pilot Chronograph:

  • Swiss Made
  • Schweizer Kaliber Sellita SW510b, 62 Stunden Gangreserve
  • Gehäuse aus 316L Edelstahl, satiniert
  • Boden, Krone und Drücker verschraubt
  • Einseitig drehbare Lünette mit Keramik-Einlage, 120 Klicks
  • Beidseitig entspiegeltes Saphirglas
  • Edelstahlband mit verschraubten Gliedern
  • Zwei Schließen inklusive: Butterfly-Faltschließe und Schließe mit werkzeugfreier Feinjustierung
  • FKM-Kautschukband mit vollintegriertem Anstoß inklusive
  • Bandanstoß 22mm
  • Durchmesser 43mm
  • Horn-zu-Horn 50mm
  • Höhe 16mm
  • Wasserdichtigkeit 30 bar / 300 Meter
  • Gewicht: 225 Gramm
  • Preis: 1790€ inklusive Versand, direkt über marcandsons.de
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Marc & Sons Navy Pilot Chronograph im Test

Der Marc & Sons Navy Pilot Chrono ist nicht gänzlich neu: Die Basis für die neue Modellvariante ist die Diver Chronographen-Modellreihe, und zwar in der Version mit dem Schweizer Tricompax-Kaliber SW510b, das mit 62 Stunden Gangreserve und mit 60-Sekundenzähler im Zentrum, 30-Minutenzähler bei „3 Uhr“, 12-Stundenzähler bei „6 Uhr“ und kleiner Sekunde kommt – und (so viel vorweg) ohne Datum (dazu gleich mehr).

Der Navy Pilot Chronograph unterscheidet sich allerdings in vielen Details, die letztendlich ein gänzlich neues Modell entstehen lassen. Kurz aber zur Erläuterung der Namensgebung: Ein Navy-Pilot ist (wer hätt’s gedacht) ein Pilot der Marine. Nicht alle Navy-Piloten haben dabei natürlich die Möglichkeit, Kampfjets wie Goose und Maverick im Film „Top Gun“ zu fliegen. So gibt es beispielsweise auch Hubschrauberpiloten auf kleineren Schiffen, U-Boot-Jäger, die Küsteneinsätze fliegen und dergleichen. Nicht zu vergessen auch die Seenotrettung: Navy-Piloten fliegen raus, wenn alle anderen drin bleiben, um Schiffbrüchige bei fast jedem Wetter zu retten.

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Für den Navy Pilot Chrono hat Marc & Sons unter anderem die Lünette überarbeitet: Es handelt sich zwar nach wie vor um eine klassischerweise einseitig drehbare Lünette mit 60 Minuten-Diver-Einteilung gemäß der Normen ISO 6425 / DIN 8306, um den Startzeitpunkt eines Ereignisses zu markieren und dadurch die verstrichene Zeit zu messen (neben der Möglichkeit natürlich, eine Zeitmessung über die Chronographen-Komplikation durchzuführen).

Allerdings hat Marc & Sons komplett rundum laufende Minutenindizes und eine farblich auf das Zifferblatt abgestimmte Einfärbung der ersten 15 Minuten eingebaut – das ist ein häufig bei Taucheruhren zu findendes Merkmal, da die meisten Tauchgänge von Freizeittauchern rund 15-20 Minuten dauern. Dies ist allerdings nur eine grobe Orientierung – wie schnell sich die Flasche leert, hängt natürlich davon ab, wie schnell und wie viel man unter Wasser atmet und wie groß die Atemgasflasche tatsächlich ist. Man beachte: Die orangefarbene Leuchtmasse hat durch die Färbung naturgemäß nicht die Leuchtkraft des ansonsten zum Einsatz kommenden Super-LumiNova BGW9 (siehe unten).

Mit 30 bar bzw. 300 Meter Wasserdichtigkeit, verschraubter Krone und verschraubten Drückern ist der Marc & Sons Navy Pilot Chrono in jedem Fall auch problemlos für Tauchgänge verwendbar (ob das ein Pilot bei der Navy braucht, sei mal dahingestellt, denn bei Wasserkontakt hat der Kollege vermutlich andere Sorgen 😉 ).

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Gut: Die Lünetten-Einlage ist nach wie vor aus kratzfester Keramik, und zwar in matter Oberflächenbearbeitung (eine auf Hochglanz polierte Bling-Bling-Lünette hätte auch nicht wirklich zum Modell gepasst). Alles in allem sorgen die Änderungen bei der Lünette dafür, dass die Optik noch deutlich tooliger als bei den anderen Marc & Sons-Chronographenmodellen daherkommt. Und das ist auch sicherlich kein Zufall, denn verantwortlich für das Design des Marc & Sons Navy Pilot Chronographen ist wieder der Toolwatch-Freund Ron, in verschiedenen Uhrforen auch bekannt als T-Freak.

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Ron ist dabei kein Teilhaber oder Angestellter von Marc & Sons, sondern ein „Otto Normal“-Uhrennerd und „selfmade“ Hobby-Designer, der den Geschäftsführer Marco Heimrich im Jahre 2019 kennengelernt hat. Beide sind mittlerweile befreundet und vor diesem Hintergrund bringt sich Ron in seiner Freizeit bei der Gestaltung neuer Marc & Sons-Modelle ein – aus reiner Leidenschaft und unentgeltlich. Letzteres deswegen, weil Ron nach eigenen Aussagen bei seinem Hobby unabhängig bleiben, keine Deadlines einhalten und neue Modelle exakt nach seinem eigenen „Beuteschema“ gestalten will.

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Alle Uhrenfreunde, die es mögen, wenn auch auf dem Zifferblatt die Post abgeht, dürften sich jedenfalls freuen: Das Blatt des Marc & Sons Navy Pilot Chronographen wirkt durch die vielen Skalen und die allgemein „überladene“ Machart einfach genial toolig. Gleichzeitig ist das Blatt durch Tricompax-Design und hundertprozentige Symmetrie sehr ausgewogen und gut ablesbar – ich verstehe zwar Uhrenfreunde, die sagen, dass ihnen das Datum fehlt, das wäre aber eben auf Kosten der Symmetrie gegangen (ganz ehrlich: ein an die rechte Seite zwischen „4 Uhr“ und „5 Uhr“ gequetschtes Datum hätte die gelungene Optik nur gestört).

Apropos Ablesbarkeit: Das Saphirglas ist beidseitig mit einer bläulich schimmernden Entspiegelungsschicht behandelt – ich liebe ja solche beidseitigen Entspiegelungen, da das Zifferblatt und die ganze Uhr einfach nochmal deutlich hochwertiger wirken. Die Optik gewinnt ganz maßgeblich.

Ins Auge stechen insbesondere natürlich auch – analog zur Lünette – die vielen gelben Farbakzente, zum Beispiel auf der außenliegenden Skala oder dem zentralen Totalisator. Übrigens: Ein ähnlicher Gelbton findet sich beispielsweise in den Farben des Logos der Blue Angels, eine Kunstflugstaffel der United States Navy. Auffällige Farben (wie eben Gelb) im Bereich der Fliegerei haben eine Historie, die bis in den Zweiten Weltkrieg zurückgeht: Flugzeugmarkierungen wurden zunehmend nicht aus stilistischen bzw. designtechnischen Gründen verwendet, sondern als Hilfsmittel, um schnell fliegenden Jägern die gegenseitige Identifizierung am oft bewölkten, grauen Himmel Europas zu ermöglichen. Die Farben der verbündeten Flugzeuge halfen Piloten bei Luftkämpfen, Freund oder Feind zu erkennen. Es klingt primitiv, aber es hat funktioniert.

Von den wohldosierten gelben Farb-Akzenten mal abgesehen, stechen insbesondere die perfekte Verarbeitungsqualität und die vielen, vielen liebevollen Zifferblatt-Details ins Auge: Vor allem die Totalisatoren mit ihrem Schallplattenmuster und der „Umrandung“ aus poliertem Edelstahl sind ein gelungener Hingucker, der wunderbar zu den applizierten Indizes passt.

Das Gehäuse ist – wie man es von der Marc & Sons-Chronographenreihe kennt – sehr massiv und mit 43 mm Durchmesser, 50 mm Horn-zu-Horn und 16 mm Höhe ziemlich sportlich dimensioniert – an dieser Stelle auch noch der Hinweis, dass die Abmessungen vor allem durch das Sellita-Kaliber bedingt sind, denn dieses baut durch die Chronographen-Komplikation mit knapp 8 mm recht hoch. In jedem Fall sollte man nicht allzu schmale Spargelärmchen haben, wenn man den Marc & Sons Navy Pilot Chrono sinnvoll tragen will (ein paar Referenz-Bilder an meinem 19 cm-Handgelenk folgen weiter unten).

Die feine Gehäuse-Satinierung wird durch polierte Fasen an den Flanken und eine Politur in den gefrästen „Zwischenzähnen“ der Lünette durchbrochen. Auf dem verschraubten Gehäuseboden wartet wieder der Marc & Sons Logo-Schwertfisch in Form einer tiefen Gravur.

Der Marc & Sons Navy Pilot Chronograph wird standardmäßig an einem haptisch tadellosen, sehr massiven Stahlband mit verschraubten Bandgliedern ausgeliefert. Naturgemäß erhöht das Stahlband das Gesamtgewicht der Uhr deutlich, und zwar auf über 220 Gramm (das Stahlband alleine wiegt rund 120 Gramm mit allen Gliedern). Wer gerne spürt, dass er eine Uhr am Arm hat, der wird seine helle Freude mit der Kombi haben – und hat sogar die Wahlmöglichkeit zwischen einer flachen und unscheinbar in das Band integrierten Butterfly-Faltschließe und einer (kostenlos beiliegenden) klassischen Faltschließe mit zwei Drückern an jeder Seite – die unteren haben dabei den Zweck die werkzeugfreie Feinjustierung in mehreren Stufen um bis zu 14 mm auszufahren.

Optisch hat die Butterfly-Faltschließe natürlich die Nase deutlich vorne – ich persönlich würde (auch mit Blick auf die Abmessungen, die für einen mechanischen Chronographen nicht ungewöhnlich, aber eben auch nicht ganz ohne sind) trotzdem jederzeit die Schließe mit Feinjustierung wählen, um einfach flexibler zu sein, wenn das Handgelenk durch große Temperaturunterschiede an- oder abschwillt (zum Beispiel im Sommer im Laufe des Tages oder im Winter, wenn man von draußen ins Kuschelig-Warme geht et vice versa). Ein höherer Tragekomfort schlägt für mich in diesem Fall einfach die Optik. Besonders angenehm trägt sich der Chrono übrigens am schwarzen FKM-Kautschuk, das lobenswerterweise mit vollintegriertem Anstoß kommt, d.h. nahtlos an das Gehäuse andockt – vor allem wegen des deutlich reduzierten Gewichtes (155 Gramm).

Ein, zwei Wermutstropfen seien aber an dieser Stelle genannt: Das Stahlband kommt leider, anders als das vollintegrierte schwarze FKM-Kautschukband, ohne Schnellwechselmechanismus, was nicht grade zum regelmäßigen Bandwechsel einlädt. Auch das (separat erhältliche) schwarz-gelbe FKM-Kautschuk kommt leider ohne Schnellwechselfederstege. Hinzu kommt, dass das vollintegrierte schwarze FKM-Kautschuk wirklich viel „Überzeugungsarbeit“ bzw. Geschicklichkeit und Geduld benötigt, um es in die Bohrungen zwischen den Hörnern zu versenken (mit den Federstegen des Stahlbandes ohne Schnellwechselmechanismus geht’s ironischerweise deutlich einfacher).

Abschließende Gedanken

Fast jeder Uhren-Hersteller hat in den letzten Monaten und Jahren deutlich an der Preisschraube gedreht, teilweise sogar mit mehreren Preiserhöhungen (Stichwort: Inflation, Preissteigerungen bei Komponenten etc.). Vor diesem Hintergrund ist es doch ziemlich erstaunlich, dass Marc & Sons die Preise weitgehend stabil gehalten bzw. im Falle des Navy Pilot Chronographen effektiv sogar reduziert hat: Die im Jahre 2021 lancierten Marc & Sons Chronographen liegen am Stahlband (fast unverändert) bei 1.780€, der neue Navy Pilot Chrono ist mit 1.790€ kaum teurer.

Der Navy Pilot Chrono bringt aber zusätzlich noch die oben genannte Faltschließe mit Feinjustierung mit, die man sonst (optional) für 69€ separat erwerben kann. Und sogar das vollintegrierte FKM-Band für 79€ samt Schließe ist kostenloser Bestandteil des Sets (nur das in diesem Artikel ebenfalls gezeigte schwarz-gelbe FKM-Kautschuk ist separat zu erstehen) – wo findet man heute noch so eine üppige Ausstattung? Mehr Kundenfreundlichkeit geht wohl kaum. Beide Daumen hoch!

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Vom Preis-Leistungs-Aspekt mal abgesehen ist der Navy Pilot Chrono meiner Meinung nach das bisher gelungenste Marc & Sons-Modell überhaupt. Das Modell kommt zwar nicht mit einem revolutionär neuen Design – das war aber sicherlich auch nicht der Anspruch von Ron, und am Ende des Tages beweist seine Kreation, dass auch im Jahre 2023 ein durchdacht gestalteter, klassischer Chronograph für Aha-Effekte sorgen kann. Der Marc & Sons Navy Pilot Chronograph fällt durch seine „überladen-toolige“ Machart absolut in mein persönliches Beuteschema und in der Summe ist das Modell für mich eine der Überraschungen des Jahres 2023.

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Plasma
10 Monate zurück

Ich bin immer noch der Meinung, dass ihm ein Datum gut getan hätte. Ich hab mir mal per Photoshop eins zwischen 4 und 5 reinkopiert-sieht gut aus und stört nicht. Das ist der Nachteil, wenn man nach dem eigenen Beuteschema entwirft-das ist nicht unbedingt das Schema vom Rest der Welt. Letztlich Geschmacksfrage, aber mir fehlt es, sonst hätte ich schon zugeschlagen, denn die Uhr ist wirklich großartig und sicher ein Highlight 2023.

Bernardo
11 Monate zurück

Schöne Uhr mit einem akzeptablen P/L Verhältnis. Beim Design hätte man(Ron aka T-Freak), sofern auch hierfür zuständig, den Begriff Chrono weglassen sollen. Mich stört es ein wenig (überladen). Man sieht ja, dass es ein Chrongraph ist😉.
Wenn man jetzt noch die Uhr mal bei einem Händler finden würde…
Schade finde ich auch, dass der Werterhalt trotz Direktvertrieb ziemlich überschaubar erscheint.

Dirk
11 Monate zurück

Hallo Mario,
schöne Vorstellung einer interessanten Uhr (wenn die Arme passen). Allerdings sollten heutzutage
Armbänder über Schnellwechselsysteme verfügen, besonders wenn serienmäßig mehrere Bänder
dabei sind. Denn normalerweise geht damit das Wechseln leichter und Kratzer an den Hörnern
werden verhindert. und ein großer Kostenfaktor kann so ein System wohl nicht sein.
Insgesamt macht Marc & Sons allerdings tolle Uhren.
Gruß Dirk

Wolfgang Kühn
11 Monate zurück

Hallo Mario!
Wie immer tolle Bilder und flüssige Wortwahl! Danke auch dafür!
Das Hilfszifferblatt auf der 6 interpretiere ich so, dass alle 12 Minuten ein Strich vorgerückt wird?
Ist für mich nicht funktionell. Halbstündige Indexierung wäre m.E. besser. Würde auch besser zu den anderen Hilfszifferblättern passen.

Design follows function, und nicht umgekehrt.

Allen einen schönen unbeschwerten zweiten Advent!

Wolfgang