Eines meiner Highlights der Messe Inhorgenta 2024 war das persönliche Treffen bzw. das Kennenlernen des extrem sympathischen und motivierten, jungen Teams der norddeutschen Uhren-Marke Sternglas – vom Auftreten der Hamburger konnte sich so manch anderer Aussteller auf der Inhorgenta eine ganz dicke Scheibe abschneiden.
Und so habe ich auf der Inhorgenta auch einen Überblick über eine Menge spannender, mechanischer Sternglas-Neuheiten bekommen können, die in 2024 anstehen. Wie schon zuletzt bei der Sternglas Argo deutlich wurde, setzen die Hamburger dabei zunehmend auf poppige Farben und eigenständige Designelemente – und das ist auch bei der neuen Sternglas Lumatik nicht anders.
Und wie sagt man so schön: Aller guten Dinge sind drei – nach der ersten hellblauen Variante hat Sternglas eine beige Farbvariante sowie im Januar 2025 eine „Edition Bronze“ mit grünem Zifferblatt nachgeschoben…
Dieser Artikel erschien erstmalig im März 2024.



Eckdaten Sternglas Lumatik:
- Durchmesser 38 mm
- Bandanstoß 20 mm
- Horn-zu-Horn 43 mm
- Gehäusehöhe 12 mm exkl. Glas
- Gehäusematerial 316L Edelstahl, poliert
- Wasserdichtigkeit bis zu 5 bar
- Zifferblatt hellblau oder beige (satiniert), Luminova weiß und orange
- Nadelzeiger, schwarz und orange (LumiNova)
- Uhrenglas Saphirglas, doppelt gewölbt, doppelt entspiegelt
- Gehäuseboden 316L Edelstahl, 6-fach verschraubt
- Uhrwerk Miyota 8315, Datum, Sekundenstopp, Handaufzug, 60 Stunden Gangreserve
- Listen-Preis: 499€, direkt über sternglas.de




Sternglas Lumatik im Hands-On
Während die Zifferblätter der Sternglas-Dauerbrenner Naos (siehe z.B. die mittlerweile ausverkaufte Sternglas Naos Automatik Edition Oxford) und Hamburg (siehe z.B. Sternglas Hamburg dunkelblau bronze) vor allem von charakteristisch-feinen Strichindizes geprägt sind und sich die Modelle damit im klassischen Bauhaus-Dunstkreis bewegen, folgt Sternglas mit der neuen Lumatik dem Wunsch der Community nach einer neuen Zifferblattvariante mit durchgängigen, großen arabischen Ziffern.
Eine nennenswerte kleine Besonderheit mit Blick auf die Ziffern ist, dass diese mit einer Art dezenten 3D-Effekt kommen, also mit einem rechtsseitigen Schatten, der dem rundum laufenden Druck der arabischen Ziffern etwas Lebendigkeit verleiht. Ich gehe dabei nicht davon aus, dass Sternglas hier applizierte Ziffern „suggerieren“ wollte, sondern, dass es sich um eine bewusste Designentscheidung handelt bzw. die Hamburger dabei vor allem Inspiration in typischen Bauhaus-Zeichnungen gefunden haben, die dezente Dreidimensionalität und Geometrie oftmals auf ähnliche Weise darstellen (siehe Beispiel unten).





Das von einem doppelt gewölbten Saphirglas geschützte, vollständig satinierte Zifferblatt kommt in einer der Varianten in einem pastelligen Blau, also einem zarten, leichten und frischen Blauton mit hohem Weißanteil, der an einen klaren, wolkenlosen Himmel erinnert (oder einen Blue Lagoon-Cocktail mit Orangenscheibe). Pastellfarben im Allgemeinen und spezielle Farben wie Hellblau/Himmelblau/Eisblau/Tiffanyblau (oder wie auch immer sie getauft werden) haben bei Uhren in den letzten Jahren einen enormen Hype erlebt – dank sündhaft teurer, kaum für Normalsterbliche käuflich erwerbbarer Modelle aus der Rolex- und Patek Philippe-Ecke. Mittlerweile kommt kaum eine Uhrenmarke um solche Modelle herum, egal ob groß oder klein (siehe auch NOMOS Glashütte mit der limitierten Wempe-Edition des Modells Tangente neomatik Update 41).
Die zweite Variante, die Sternglas nachgeschoben hat, ist ein angenehm warmer Beige-Ton, der ebenfalls wunderbar mit dem Zeigersatz harmoniert und dem Modell einen ganz eigenen Retro-Anstrich verpasst.


Der Zifferblattdruck zeigt sich dabei auch auf Nahaufnahmen knackig-scharf. Das Datumsfenster ist außerdem schön abgekantet – solche Detailqualität ist keine Selbstverständlichkeit in dieser Preisklasse.
Übrigens: Die Datumsscheibe ist bei der Lumatik nicht auf das Pastellblau bzw. das Beige des Blattes abgestimmt – und das ist bei der Lumatik auch goldrichtig so, denn das weiß ausgeführte Datum sitzt genau auf der „6 Uhr“-Position und führt so auf stimmige Art und Weise die weißen Stundenziffern fort.




Besonders das neue „Hybrid“-Band, bestehend aus einer hellblauen bzw. beigen Textil-Oberfläche und einem dunkleren, akzentuierten Lederteil am Bandanstoß sowie hellbraunem Leder auf der Unterseite, unterstreicht die Zifferblattfarbe perfekt (hat jemand „Sommeruhr“ gesagt?). Wer es etwas dezenter und unauffälliger mag, der findet bei Sternglas aber auch passende Lederbandoptionen in Dunkelbraun oder Schwarz. Alle Bänder kommen dabei mit Schnellwechselfederstegen, wodurch der Bandwechsel schnell und vor allem werkzeugfrei in Eigenregie von der Hand geht.






Die meisten Sternglas-Modelle sind nicht wirklich auf imposante Leuchtkraft im Dunkeln ausgelegt (mit Ausnahme der Taucheruhr Sternglas Marus) – kein Wunder, denn die meisten Sternglas-Zeitmesser sind wegen ihrer dressigen Optik im Bauhaus-Dunstkreis auch gar nicht darauf ausgelegt bzw. Leuchtfarbe ist für Uhren dieses Typs nicht allzu üblich.
Mit der Lumatik setzt Sternglas – wie der Name des Modells ja auch schon andeutet – auf deutlich mehr Leuchtspektakel: Die arabischen Ziffern bestehen vollständig aus weißer LumiNova, die im Dunkeln kräftig grünlich erscheint. LumiNova stammt von der 1941 gegründeten japanischen Firma Nemoto, die Erfinder der modernen, nicht-radioaktiven und damit gesundheitlich unbedenklichen Leuchtfarbe LumiNova. Fun Fact am Rande: Im Jahre 1998 brachte Nemoto das Produkt LumiNova mit Hilfe eines Joint Ventures zwischen der LumiNova AG und der RC-Tritec AG nach Europa. Seitdem ist die Leuchtfarbe auch als Super-LumiNova bekannt, die chemische Basis ist aber identisch.
Aber zurück zur Sternglas Lumatik, bei der auch die knallig-orange Farbe auf Stunden- und Minutenzeiger sowie den Stundenindizes neben den arabischen Ziffern ins Auge sticht und schöne Farbakzente setzen – auch hier, dank LumiNova, übrigens nachleuchtend.
Ein weiterer dezenter Farbtupfer ist die Mini-„60“ in zentraler Position, die – genau wie die Spitze des Sekundenzeigers – passenderweise rot lackiert ist (man könnte die hervorgehobene „60“ auch als einen Wink in Richtung der üppigen Gangreserve interpretieren – dazu gleich mehr). Das Pastellblau und das Orange erzeugen in der Summe einen schicken kühl-warm-Kontrast und schaffen eine frische, lebendige Optik. Die beige Variante erzeugt im direkten Vergleich deutlich stärkere Retro-Vibes.





Das Edelstahl-Gehäuse ist Sternglas-typisch sehr dressig gehalten: Es ist rundum auf Hochglanz poliert und kommt mit einem kompakten Durchmesser von 38mm. Auch das Horn-zu-Horn-Maß mit 43 mm und die Gehäusehöhe mit 12 mm exkl. Glas fallen eher kleiner aus – an meinem eher kräftigen Arm mit 19 cm Handgelenkumfang wirkt das Modell gefühlt etwas zu klein, aber das ist am Ende des Tages natürlich Geschmackssache. In jedem Fall ist der Tragekomfort richtig gut.





Neuerscheinung 2025: Die Lumatik Edition Bronze
Seit Ende Januar 2025 gibt es auch eine Edition Bronze der Lumatik: Genau wie bei der Hamburg dunkelblau bronze und der Naos Automatik Edition Bronze setzt Sternglas auch bei der neuen Lumatik nicht etwa auf Vollbronze (also eine Legierung aus Kupfer und Zinn), sondern auf ein Edelstahlgehäuse, das bronzefarben PVD-beschichtet ist (physikalische Gasphasenabscheidung; englisch: Physical Vapour Deposition, kurz PVD). Dasselbe gilt auch für das feingliedrige Stahlband.
Man beachte: Im Gegensatz zu Vollbronze-Gehäusen setzen bronzefarben PVD-beschichtete Gehäuse wie bei der Sternglas Naos keine Patina an. Ob man das nun für sich persönlich als Vor- oder Nachteil betrachtet, ist reine Geschmackssache – bevor man sich aber natürlich eine Vollbronze-Uhr anschafft, die man dann regelmäßig von Patina befreit, um die glänzende Optik zu bewahren, ist eine Bronzefarben-beschichtete Uhr sicherlich die sinnvollere Wahl.
Die grüne Zifferblattfarbe der Lumatik Edition Bronze kommt mit relativ hohem Sättigungsgrad und unterstreicht das Bronzegehäuse dabei wunderbar.












Das Kaliber 8215 des japanischen Uhrwerksspezialisten Miyota (Teil der Citizen-Gruppe) wird bereits seit 1977 produziert und zählt dank hoher Robustheit und Zuverlässigkeit (neben dem Seiko NH35) zu den beliebtesten Standardkalibern im Einsteiger-Mechanik-Bereich. Anno 2020 hat Miyota die verbesserte Kaliber-Variante 8315 nachgeschoben, die nicht nur mit Komfortfunktionen wie einem Sekundenstopp kommt, sondern insbesondere mit einer deutlich aufgebohrten Gangreserve: 60 Stunden sind nun, wie die kleine rote „60“ in der Minuterie der Lumatik auch andeutet, an Bord (gegenüber 42 Stunden beim Miyota 8215), wodurch die Uhr ein ganzes Wochenende ohne weiteren Aufzug über die Handbewegung übersteht – ein für viele Uhrenfreunde sinnvolles Upgrade. Auch optisch macht das Werk mit gebläuten Schrauben, Streifenschliff auf Automatikbrücke und skelettiertem Rotor einen durchaus ansehnlichen Eindruck.




Abschließende Gedanken
Die Entwicklung bzw. der Weg, den Sternglas eingeschlagen hat, ist richtig spannend: Die Hamburger kommen zunehmend aus ihrer Komfortzone rund um klassische Bauhaus-Uhren und der Design-Weg ist von einer schönen Portion Selbstständigkeit und frischen Farben geprägt. Gleichzeitig bleiben die Hamburger mit der Lumatik ihrem Markenkern treu. Die Verarbeitungsqualität ist dabei gewohnt hoch.
Die neue Sternglas Lumatik ist zum Preis von 499€ direkt über sternglas.de erhältlich. Das Modell ist nicht limitiert.
Mehr: Sternenklar? Sternglas Hamburg Edition Argo im Test









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Vielen Dank, Mario. Aber ein bisschen Kritik schadet niemandem:
1) Für mich ist die Höhe einer Uhr die Gesamthöhe (einschließlich Glas) und nicht nur die Höhe des Gehäuses, die praktisch nichts aussagt! Es ist unverständlich, dass selbst heute noch letztere als Referenz angegeben wird. Im vorliegenden Fall, bei einem Durchmesser von 38 mm, finde ich die Höhe von 12 mm, aber ohne Glas, keinesfalls harmonisch mit der Uhr (Bauhaus)!
Was fehlt noch, um eine etwas flachere Bauhaus-Uhr herzustellen?
2) Fast jeder weiß inzwischen, was SuperLuminova ist. Die wichtigste Eigenschaft soll die dauerhafte Leuchtkraft in der Nacht (oder Dunkelheit) sein. Aber dieses fluoreszierende Material ist in 18 Helligkeiten erhältlich, wobei C3 die maximale Helligkeit zeigt und „DarkRed“ nur 22%. Außerdem ist bereits die Qualität X1 erhältlich, die eine noch dauerhaftere Leuchtkraft bietet. Nur „SuperLuminova“ zu schreiben bedeutet also absolut NICHTS, ohne die Qualität (relative Helligkeit) anzugeben. z.B.: SupeLuminova C3-X1. Fotos noch weniger, da sie sofort nach dem Aufleuchten des Zifferblatts aufgenommen werden.
3) Uhr: Eine Wasserdichtigkeit bis 10 bar sollte heute für die meisten Uhren das Minimum sein.
Herzlichst, Glenn
Gerade dieser Schatten an den Ziffern lässt das Blatt für mich billig wirken. Aufgesetzte, echte 3D-Ziffern, wären hier überzeugender gewesen. Schade!
P.S.:Hey Mario,
Ich finde nicht,das die Uhr bei Dir zu klein wirkt,aber
wenn man größere Uhren gewohnt ist,kommt es natürlich intuitiv kleiner vor! ;-/
…Aber das ist Blödsinn!…Ich habe HGU 20cm und wenn ich Bock hab,trag ich auch meine kleineren 38er oder 36er!!!
Wir sind verwöhnt!!! 🙁
LG
THOR
Hi Mario,
…Ich bin kein“Dresswatch-Fan“,aber wenn…Dann wäre DIE Hier im Fadenkreuz! 😉
Die Kombination mit dem schönen Himmelblau und Orange geht immer!
…Leider(oder zum Glück) besitze ich nur :“Ein Sakko für Behördengänge!“ 😉
LG
THOR
Lieber Mario, danke für diesen interessanten Artikel. Roland kann ich mich anschließen. Uhren unter 10 ATM sind auch bei mir ein NoGo. Beim Ziffernblattdruck der orangen Leuchtpunkte ist die von Dir beschriebene „knackige“ Schärfe leider etwas auf der Strecke geblieben. Ein deutlicher Versatz ist bei den Positionen 3, 4 und 5 erkennbar. Nichts desto trotz eine für die Preisklasse schöne Uhr.
Wie immer ein sehr informativer Artikel. Vielen Dank dafür Mario. Tolles Design, eine wirklich sehr ansprechende Uhr die man sehr gut ablesen kann.. Allerdings ist mir der Durchmesser von 38 mm deutlich zu klein. Außerdem würde ich mir eine Wasserdichtigkeit bis 10 Bar wünschen, weil ich meine Uhren beim Schwimmen gerne anbehalte.