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“Die bezahlbarste High-End Uhr der Welt” – so bezeichnet der Schweizer Uhrenhersteller FORMEX selbstbewusst seinen neuesten Wurf, die FORMEX Element, die ich in diesem Artikel ausführlich teste. Und selbstbewusst darf sich die Marke meiner Meinung nach auch präsentieren: Wie ich in meinem Review zum Chronographen TS3100 ausgeführt habe, ist das Bieler Unternehmen nach einigen Fehlern in der Vergangenheit meiner Meinung nach nun wieder voll auf Kurs.

Mehr Hintergründe zum Neustart der Marke FORMEX unter dem jungen Geschäftsführer Raphaël Granito gibt’s in diesem Artikel (inklusive Interview!):

Steigen wir nun direkt mit dem Test der FORMEX Element in der Variante mit weißem Ziffernblatt und Keramiklünette (UVP 1590€) ein, um zu schauen was hinter FORMEX’ markigem Spruch steckt…

Swiss Made Sportlicher Chronograph Formex

Kooperation

FORMEX Element Chronograph (1200.5.8017.311): “Die bezahlbarste High-End Uhr der Welt?”

Los geht’s mit meinem ersten Highlight der FORMEX Element: Das – für einen Chrono in der Preisklasse – extrem aufwendig verarbeitete und sehr hochwertig aussehende Gehäuse mit abwechselnd gebürsteten und polierten Flächen macht einen exzellenten Eindruck:

Formex Gehäusefederung

Formex CHronograph Drücker

Durch das zweigeteilte Edelstahl-Äußere der Element hindurch erhält man einen Blick auf den Container des Chronographen, welcher aus leichtem Titan (Grad 2) besteht und das Gewicht der Uhr trotz der XL-Größe auf recht humane 158 Gramm reduziert:

Formex patentierte Gehäusefederung

Optisch sehr harmonisch wirkt auch die patentierte Gehäusefederung, welche – thematisch passend zur sportlichen Image-Ausrichtung des Herstellers – an Federungen im Renn- und Radsport erinnert. Laut FORMEX soll dieses System den Tragekomfort erhöhen und das Uhrwerk vor Vibrationen und Stößen schützen.

Der Alltagsnutzen dieser Federung, auch für Schreibtischtäter wie mich: Durch die Federung bohrt sich insbesondere beim Beugen des Handgelenks das Gehäuse nicht ganz so unangenehm in den Handrücken, wie das bei anderen Uhren dieser Größe schnell passiert. Die Größe der Element ist zwar mit 46 mm um 0,5 mm gegenüber der TS3100 geschrumpft, das macht sich praktisch aber nicht bemerkbar. Allerdings fallen die Hörner recht steil ab, wodurch das Horn-zu-Horn-Maß der FORMEX Element mit 54 mm noch recht human ist. Hier ein Größenvergleich mit der FORMEX TS3100 (Horn-zu-Horn = 56 mm):

Formex Element vs. TS3100 Chronograph

Dennoch: Auch die FORMEX Element ist ein ganz schöner Klopper und an meinem 19 cm-Handgelenk dadurch optisch grenzwertig. Dank des vergleichsweise humanen Gewichtes und des sehr weichen Lederbandes samt Feineinstellung (hierzu später mehr) ist der Tragekomfort der Element aber in der Summe gut (zum Abspielen des Videos bitte klicken):

FORMEX Swiss Chrono Wrist Shot Size

Die Lünette der FORMEX Element ist aus Zirkonoxid-Keramik. Das klingt ziemlich exklusiv – tatsächlich ist Zirkonoxid-Keramik der meist verwendete Hartstoff in der Uhrenindustrie. IWC nutzte  bereits 1986  als erster Hersteller schwarze Zirkonoxidkeramik für das Gehäuse des Modells Da Vinci (Ref. 3755). Die Herstellung dieses Hartstoffes erfolgt – wer hätt’s gedacht – aus dem Keramikwerkstoff Zirkonoxid (ZrO2). Für Technik-Geeks: Die komplexen Produktionsschritte sind in diesem techniklastigen PDF ab Seite 6 dokumentiert.
Der Hauptvorteil von Keramik: Anders als Alu-Lünetten mit schwarzer PVD-Beschichtung sind Keramiklünetten kratzfest, robust, hitzeresistent und korrosionsbeständig – da eine Lünette der Kratzfänger Nr. 1 ist, ist der Einsatz von Keramik also äußerst sinnvoll. In diesem Artikel habe ich mich noch ausführlicher mit Keramik in der Uhrenproduktion beschäftigt.
Aber das wichtigste: Die Optik einer Keramik-Lünette ist meiner Meinung nach einfach deutlich hochwertiger als die einer (beschichteten) Aluminiumlünette. Und da wären wir bei der FORMEX Element auch schon (neben dem Gehäuse)  bei meinem zweiten Highlight: Die seitlich polierte und oben grob-matt-gebürstete Lünette sieht einfach ziemlich geil aus und unterstreicht die sportliche Optik. Aber seht selbst:
 Lünette Zirkonoxid-Keramik Formex Swiss
Zirkonoxidkeramik Lünette Formex Swiss
Lünette aus Keramik schwarz Formex
Das weiß-polierte Ziffernblatt samt applizierter Indizes, teil-skelettierter Zeiger und einiger weniger roter Akzente, hält zwar nicht so viele optische Überraschungen parat wie das Gehäuse, setzt aber dessen makellose Verarbeitung fort:
  Formex Chrono White Dial
Weißes Ziffernblatt Formex Chronograph
Formex Dial Close Up
Für Nachteulen: Die Leuchtkraft der Zeiger und Indizes ist gegenüber dem Modell TS3100 deutlich stärker (Bild natürlich ohne Bearbeitung):
Formex Element Lumen Nightshot

Einer meiner Kritikpunkte an der FORMEX TS3100 war insbesondere das knüppelharte bzw. steife Lederband, welches erst mit einer gewissen Eintragezeit geschmeidig wurde. Selbstredend habe ich bei der FORMEX Element das Lederband besonders kritisch beäugt. Und siehe da: Das fließend in das Gehäuse übergehende schwarze Kalbslederband (erhältlich mit und ohne Krokoprägung) ist neben der sehr guten Verarbeitung zum Glück auch so geschmeidig weich, wie es sich für eine Uhr in der Preisklasse gehört.

Besonders gelungen finde ich aber die Faltschließe. Denn: Wo andere Hersteller die Kostenschraube andrehen, lässt es FORMEX richtig krachen: Zum einen wäre da die optisch perfekt auf das Gehäuse abgestimmte kantig-moderne Schnalle

FORMEX Faltschließe

Formex Faltschließe

… zum anderen der Hauptteil der Faltschließe aus superleichtem Carbon samt fünfstufigem Feineinstellungssystem (!):

Feineinstellung Faltschließe FORMEX Carbon Faltschließe Buckle

Das Lederband lässt sich außerdem ganz ohne Werkzeug mit einem Schnellwechselsystem tauschen:
Schnellwechselsystem Swiss Made Lederband

Diese ganzen (durchaus sinnvollen) Features in Kombination habe ich in dieser Preisklasse so noch nicht gesehen – chapeau!

Dennoch schade: Ein passendes Edelstahlband bietet FORMEX leider nicht an – zumindest noch nicht. Laut Geschäftsführer Raphaël Granito ist ein Edelstahlband (und ein Kautschukband) derzeit in Arbeit und kann in ein paar Monaten nachbestellt werden. Auch diese Bänder werden ohne Werkzeug gewechselt werden können.

Der Motor der FORMEX Element ist ein bewährtes Schweizer ETA Valjoux 7750 Automatikwerk mit 42 Stunden Gangreserve und dekorierter Schwungmasse, welches durch das Saphirglas auf dem lasergravierten Gehäuseboden bei der Arbeit beobachtet werden kann. Die Chrono-Drücker schalten satt und knackig, das Einstellen der Uhrzeit erfolgt butterweich.

Auch bei der Einregulierung hat FORMEX seine Hausaufgaben gemacht: Die Ganggenauigkeit des hier getesteten Modells beträgt mehr als ordentliche -1,8 Sekunden pro Tag.

Formex ETA Valjoux 7750 Gehäuseboden Swiss Made Chrono

Aufmerksame Leser meines Blogs wissen, dass ich Boxen eher rational als Transportschutz sehe. Dennoch ist auch hier abschließend ein kleines Lob angebracht: Die mitgelieferte Box der FORMEX Element passt gut zum sportlich-modernen Auftreten der Marke:
Formex Box

Fazit zum FORMEX Element Chronograph

Ob die FORMEX Element wirklich “die bezahlbarste High-Ende Uhr der Welt” ist kann ich hier nicht beantworten – schließlich habe ich (noch) nicht alle Uhren dieser Welt in der Hand gehabt 😉
Was ich aber definitiv sagen kann ist, dass die FORMEX Element für die aufgerufenen 1590€ (direkt bei FORMEX) eine exzellente Haptik und Optik aufweist und dadurch ein exquisites Preis-Leistungs-Verhältnis bietet – insbesondere das Gehäuse, die Keramiklünette und die Faltschließe (Schnellwechselsystem! Feineinstellung! Karbon!) wissen zu gefallen. In dieser Preisklasse muss man schon eine ganze Weile suchen, um etwas ähnlich hochwertiges zu bekommen. Oder um es kurz zu fassen: Unter qualitativen Gesichtspunkten ist die FORMEX Element mein neuer Preis-Leistungs-Favorit unter den sportlichen Swiss Made Chronographen.
Formex Element Racing Chronograph
Es gibt noch weitere Varianten der FORMEX Element: Mit schwarzem Ziffernblatt und Edelstahllünette – auch wenn die Variante mit Edelstahllünette 200€ günstiger ist (1390€), rate ich aufgrund der tollen Optik definitiv zur Keramik-Lünette.
Der Versand per UPS erfolgt kostenlos direkt aus der Schweiz. Mit dem Zoll braucht man sich zum Glück nicht rumärgern: Die Abwicklung der Zollgebühren bzw. der Einfuhrumsatzsteuer erfolgt für den Kunden unsichtbar im Hintergrund. Das hat auch in meinem Fall perfekt geklappt.
Da sich FORMEX komplett aus dem stationären Einzelhandel zurückgezogen hat und mittlerweile nur noch auf den Online-Direktvertrieb setzt, ist eine Anprobe der FORMEX Element nicht ohne weiteres möglich. Abhilfe verschafft da im ersten Schritt aber die FORMEX TryOn-App für iOS oder Android, mit der man viele Modelle aus dem FORMEX-Portfolio virtuell anprobieren kann, um zum Beispiel die Größe einschätzen zu können. Im Vergleich mit der echten FORMEX Element sieht das so aus:
FORMEX TryOn App vs. Real
Am Band leider noch etwas verbuggt: Die FORMEX Element in der TyOn App vs. die reale (weiße Variante in der App aktuell noch nicht auswählbar)
Aber auch bei Nichtgefallen der Uhr braucht man nicht verzagen: Die Retoure in die Schweiz ist für 30 Tage kostenlos möglich.

Chrono-Alternativen zur FORMEX Element

Abschließend darf wie immer nicht die Nennung von Alternativen zur FORMEX Element fehlen. Mit einem entsprechend gut gefüllten Geldbeutel kann man sich bei einer Traditionsmarke umsehen, die ebenfalls eine sportliche DNA in sich trägt: TAG Heuer mit der Carrera-Modellreihe. Ich hatte zum Beispiel eine ganze Weile die TAG Heuer Carrera Calibre 16 Day Date – eine tolle Uhr, für dessen Namen aber man auch vergleichsweise tief in die Tasche greifen muss. Die Modell-Variante mit weißem Ziffernblatt gibt es für ca. 3700€ bei Chronext.

Die deutlich günstigere Quarz-Alternative kommt aus dem Hause Tissot: Die zum Swatch-Konzern zugehörige Schweizer Uhrenmarke präsentiert sich mit der T-RACE-Modellreihe ebenfalls betont sportlich: Los geht’s bei Preisen ab ca. 300€. Die Tissot T-RACE T0484172703700 beispielsweise kommt mit einem Schweizer ETA G10.211 Quarzwerk, Saphirglas und – wie die FORMEX Element – in einer sprotlichen Jumbo-Größe (45 mm). Der Preis: knapp 350€.

Die Alternative zur Alternative: Sportliche Automatik-Varianten von Tissot findet man insbesondere in der PRS 516 Modellreihe, darunter die Tissot PRS 516 Extreme mit eindeutigen Design-Anleihen aus dem Motorsport für knapp über 1000€

Mehr sportliche Uhren gibt’s hier:

Eckdaten zur FORMEX Element:
  • Ref 1200.5.8017.311
  • ETA Valjoux 7750 Automatikwerk mit Tages- und Datumsanzeige, Gangreserve 42 Stunden
  • Gehäusedurchmesser 46 mm / 14,5mm Bauhöhe / 54 mm Horn-zu-Horn
  • Wasserdichtigkeit 10 bar (zum Schwimmen geeignet)
  • Gehäuse (außen) aus Edelstahl, Container (innen) aus Titan
  • Lünette aus Keramik (optional auch in Edelstahl erhältlich)
  • Saphirglas mit Anti-Reflektionsbeschichtung
  • Schwarzes Italienisches Kalbslederband
  • Faltschließe mit Feinjustierung aus Carbon mit Edelstahl-Schnalle

Formex Chronograph Swiss

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Philip B.
4 Jahre zurück

Vielen Dank für den wertvollen Beitrag! Sehr cooler
Blog.