Lange waren Uhren mit „Traveller“ bzw. „True“ GMT-Komplikation hochpreisigen Modellen mit Manufakturkalibern vorbehalten. Das Miyota 9075 „demokratisiert“ diesen Uhrentyp aber seit ein paar Jahren und wenig überraschend springen insbesondere Microbrands auf den Zug auf – darunter auch die etablierte und beliebte Microbrand Zelos, die mit erfrischend modernen Designs heraussticht…


Eckdaten Zelos Mako 300M GMT:
- Japanisches Miyota 9075 True GMT-Kaliber
- Gehäuse aus 316L Edelstahl
- 40 mm Durchmesser
- 20 mm Bandanstoßbreite
- 46 mm Bandanstoßlänge
- Höhe 12,5 mm (14 mm inklusive Saphirglas)
- Wasserdichtigkeit: 30 ATM/300 Meter
- Armband: Edelstahl 316L mit Schnellwechselsystem und werkzeugfreier Feinjustierung in der Schließe
- Preis: 649€, zum Beispiel beim offiziellen Fachhändler Watchbandit


Über Zelos Watches
Als er als Maschinenbaustudent an die National University of Singapore kam, handelte er bereits mit Luxusuhren. Frisch ausstudiert, nur sechs Monate nach seinem Abschluss, startete er sein Online-Geschäft: der heute 36-jährige Elshan Tang verkauft seit 2014 moderne mechanische Zeitmesser unter der Marke Zelos, benannt nach der gleichnamigen Gottheit (altgriechisch Ζῆλος Zḗlos, deutsch ‚Eifer‘), die in der griechischen Mythologie die Personifikation des eifrigen Strebens ist.
Alles begann, wie es für eine Microbrand üblich ist, ganz klassisch über Kickstarter: Eine Kickstarter-Kampagne anno 2018 für die ZX Chronograph-Reihe, die unter anderem mit einem Zifferblatt aus Materialien des Aufklärungsflugzeugs vom Typ Lockheed SR-71 Blackbird gefertigt wurde, eingekauft von einem ehemaligen Ingenieur des Projekts, brachte umgerechnet über 200.000 Euro ein – das zehnfache vom ursprünglichen Ziel.
Tang entwirft damals wie heute jede einzelne Zelos-Uhr. Anders als früher gehen diese aber nun direkt in Produktion, und zwar über einen Partner in Hongkong. Tang überwacht die Qualitätskontrolle persönlich in seinem Heimatland Singapur – ohne Vorbesteller- bzw. Crowdfunding-Kampagne, was nachvollziehbar ist, denn Plattformen wie Kickstarter langen bei der Provision ordentlich zu und Zelos hat diesen Crowdfunding-Weg einfach nicht mehr nötig.
Tang ist dabei immer noch der einzige Angestellte des Unternehmens und Zelos finanziert sich vollständig selbst. Das Wachstum ist dabei mehr als beachtlich – Zelos produzierte im Jahr 2021 fast 10.000 Uhren, was für viele andere Microbrands da draußen kaum fassbare Dimensionen sind.

Mechanische Einsteiger-Taucheruhren für ein paar Hundert Euro mit günstigeren Automatikantrieben von Miyota und Seiko sind bis heute der Schwerpunkt von Zelos. Kein Zufall daher, dass Zelos vor allem durch die Modelle Hammerhead und Swordfish bekannt geworden ist. Gleichzeitig gibt es ziemlich große Ausreißer nach oben: Das Modell Zelos Mirage Tourbillon Titanium beispielsweise wurde 2020 in einer Auflage von nur 10 Stück lanciert. Es verfügt über ein skelettiertes Tourbillon-Uhrwerk des Schweizer Herstellers La Joux-Perret und kostete bei seinem Debüt 10.900 US-Dollar. Trotz des (für eine Microbrand) weit überdurchschnittlich hohen Preises, waren alle Uhren in wenigen Minuten ausverkauft. Die zweite Charge der Zelos Mirage bestand aus 200 skelettierten Fliegeruhren mit 8-Tage-Handaufzugswerken von La Joux-Perret. Preispunkt: Ab 3.900 Dollar. Die Variante mit Saphirglas-Gehäuse (!) lag sogar bei 8.900 US-Dollar.
All das zeigt insbesondere auch den Wagemut und die große Experimentierfreudigkeit der Marke – von Gehäusematerialien über Design bis hin zu den Uhrwerken. Da können sich viele andere Microbrands eine Scheibe von abschneiden.


Es liegt in der Natur der Sache, dass extravagante Designs ein Stück weit die Welt der Uhrenfreunde spaltet: eine Taucheruhr mit einem blau/violetten Gehäuse aus Titan-Damast und einem Meteoriten-Zifferblatt ist nun mal naturgemäß nicht jedermanns Sache. Aber genau das ist es auch, das Zelos auf wohltuende Art und Weise im Meer der Microbrands herausstechen lässt. Davon mal abgesehen bringt die im folgenden näher beleuchtete Zelos Mako 300 GMT-Linie ein vergleichsweise alltagstaugliches Design mit, das sicherlich den Blick für die Marke für ein breiteres Publikum öffnet – und dennoch hat das Modell einige eigenständige Merkmale an Bord. Schauen wir mal genauer hin.
Zelos Mako 300 GMT im Test
Die Basis für die Zelos Mako 300M GMT ist – wenig überraschend – die Taucheruhr Mako 300M. Taucheruhr trifft GMT-Komplikation – das ist eine mittlerweile ziemlich häufig anzutreffende Kombination. Die Verschmelzung dieser beiden Welten ergibt auf den ersten Blick allerdings nur bedingt Sinn, da GMT-Uhren, die das Ablesen einer zusätzlichen Zeitzone ermöglichen, in der Regel eigentlich mit luftigen Höhen und weniger mit den Untiefen der Meere in Verbindung stehen – historisch betrachtet vor allem wegen der Rolex GMT-Master, welche die offizielle Armbanduhr der US-amerikanischen Fluggesellschaft Pan Am und entsprechend beliebt bei Piloten war. Tatsächlich sind natürlich die Robustheit einer Taucheruhr in Verbindung mit einer drehbaren Lünette auch bei einer GMT-Uhr höchstwillkommene Eigenschaften (und so ist am Ende des Tages auch die enge Verwandtschaft von Rolex GMT-Master und Rolex Submariner im direkten Vergleich ziemlich eindeutig).


Die Mako 300M GMT-Reihe gibt es in vielen, teilweise ziemlich extravaganten Ausführungen, beispielsweise mit blauem Meteorit-Blatt, Perlmutt-„Mosaik“, Aventurin, Carbon, Malachit oder orangefarbener Hammerschlag-Textur.
Die hier vorgestellte Variante ist die eher unaufgeregte „Cracked Ice“-Variante mit kontrastierend-schwarzer Keramiklünette und leuchtend orangefarbenen Akzenten auf einem weißen Zifferblatt. Es handelt sich dabei aber nicht um „irgendein“ weißes Blatt: Passend zu den leuchtenden Ziffern auf der Lünette ist die weiße Oberfläche des Zifferblatts dabei vollständig mit Super-LumiNova in der Farbe BGW9 bedeckt und abschließend mit einer klar-transparenten Emaille-Schicht überzogen. BGW9 weist bei Tageslicht einen weißen Farbton auf und bei Dunkelheit färben sich die Elemente zu einem hellen blauen Farbton – perfekt passend zum „Cracked Ice“-Thema. Die Leuchtkraft von BGW9 liegt bei ca. 95 Prozent im direkten Vergleich zur hellsten Farbe C3. Ins Auge sticht dabei bei genauerem Hinsehen auch die feine Struktur, die an gebrochenes Eis erinnert.



Uhrenfreunde wissen: Die Zelos Mako 300M GMT ist ein waschechter, sogenannter “Leuchtkeks” (fragt mich nicht, wer sich das ausgedacht hat – im Englischen ist jedenfalls etwas intuitiver die Rede von “Full Lume Dial”). Die Zeiger und Indizes sind Leuchtkeks-typisch dabei schwarz gehalten, um den Kontrast bei Dunkelheit zu gewährleisten. Grade im Dunkeln wirkt ein Leuchtkeks-Blatt naturgemäß sehr präsent und imposant. Diesen Grundgedanken behält auch Zelos bei, bei der Mako 300M GMT sind die schwarz lackierten Zeiger und Indizes dennoch ungewöhnlicherweise nachleuchtend, wenn auch schwach grünlich. Den Kontrast bzw. die Ablesbarkeit im Dunkeln stört das überhaupt nicht.


Das (für Zelos-Verhältnisse ganz „old school“) aus 316L Edelstahl gefertigte Gehäuse der Mako 300m GMT weist fast durchgehend fein gebürstete Oberflächen mit hochglanzpolierten Fasen auf. Schönes Detail: Die Fase erweitert sich, je näher sie der versetzten Krone kommt.
Mit einem Durchmesser von 40 mm, sehr kompakten Hörnern (46mm Horn-zu-Horn) und einer Höhe von etwas über 12 mm, braucht man für das Modell keine Herkules-Arme. Wenn man das stark gewölbte „box shaped“ Saphirglas (mit Antireflexbeschichtung auf der Innenseite) berücksichtigt, das über die Lünette hinausragt, beträgt die Gesamthöhe der Uhr 14,7 mm. Insgesamt wirkt die Zelos Mako 300M GMT etwas größer als es die nackten Eckdaten vermuten lassen.
Schade: Die Zelos Mako 300M GMT kommt leider nicht mit der Härte-Beschichtung – diese behält Zelos nach wie vor teureren Modellen vor. Dabei haben solche Beschichtungen mittlerweile auch bei günstigeren Uhren Einzug erhalten, um zumindest feinen Deskdiving-Spuren Paroli zu bieten (siehe z.B. RZE oder Direnzo).


Wie der Name schon sagt, beträgt die Wasserdichtigkeit stattliche 300 Meter bzw. 30 bar, die Mako 300M GMT ist damit locker für Tauchausflüge mit Ausrüstung geeignet – wenngleich die Lünette naheliegenderweise einen Keramikeinsatz mit 24-Stunden-Indexierung bei bidirektionalen 48 Klicks für die Einstellung einer weiteren Zeitzone an Bord hat (und keine unidirektionale Lünette mit Minuteneinteilung zur Messung der Tauchzeit wie bei Taucheruhren üblich).
Der Gehäuseboden der Mako 300m GMT ist ferner mit einer stilisierten Gravur des namensgebenden Mako-Haifischs verziert, die durchaus ansehnlich und relativ plastisch ist (aber nicht so schön plastisch wie die reliefartigen Gravuren, die wir beispielsweise bei der Laco Skorpion oder der Titoni Airmaster Pilot vorfinden).
Ein schönes Easter Egg ist, dass die „hängende“ und dadurch handrückenschonende Krone mit einer Gravur des „Z“-Bildlogos kommt – und dieses ist mit Super-LumiNova gefüllt und damit nachleuchtend.


Für den Halt am Handgelenk sorgt ein dreigliedriges Edelstahlarmband, das gebürstete Oberflächen mit hochglanzpolierten Fasen an den Seiten der (verschraubten) Glieder kombiniert, die wunderbar mit dem Gehäuse harmonieren. Weniger harmonisch sind aber die Endglieder: Diese sind zwar massiv ausgeführt und es gibt auch kein Spiel zwischen den Hörnern, optisch wirken diese aber etwas wie ein Fremdkörper.


Schön: Die Drückerfaltschließe kommt mit einer werkzeuglosen Feinjustierungsmöglichkeit. Anders als in manchen Reviews zur Zelos Mako 300M angemerkt, finde ich aber nicht, dass diese steif oder umständlich zu bedienen ist. Okay, im Vergleich zur Feinjustierung über einen kleinen Hebel, den wir beispielsweise neuerdings bei der Microbrand HEINRICH vorfinden, ist der Zelos-Mechanismus nicht ganz so pfiffig und intuitiv – bei der Zelos Mako 300M GMT muss man das Band nach unten wegklappen, damit es mit Hilfe eines Federmechanismus innerhalb der Schließe bewegbar ist. In jedem Fall ist dieser Punkt Meckern auf ziemlich hohem Niveau, denn die Lösung von Zelos ist dennoch natürlich Tausend mal besser als das Federstegwerkzeug rausholen zu müssen und ich habe schon viele deutlich höherpreisigere Uhren gesehen, die einen deutlich schlichteren Schließenmechanismus an Bord hatten.
Schön ist übrigens auch, dass sich das Band über Schnellwechselfederstege ratzfatz tauschen lässt – und das bietet sich an, denn das Modell ist eine echte „Strap Queen“, bei der insbesondere natürlich Bänder mit orangefarbenen Akzenten unverschämt gut aussehen (hier zu sehen einige Bänder mit 20mm Bandanstoß von Watchbandit bzw. Chroonoo):




















Taucher trifft GMT: Miyota 9075 Traveller GMT
Bei einer Uhr mit “Traveller”-GMT-Kaliber kann der “normale” Stundenzeiger, der für die lokale Uhrzeit genutzt wird, in 1-Stunden-Schritten (vorwärts oder rückwärts) springend bewegt werden. Oder anders gesagt: Der Stundenzeiger ist unabhängig einstellbar, d.h. er lässt sich einstellen, ohne dass Minuten- oder Sekundenzeiger stoppen.
Der Vorteil der “Traveller”-GMT besteht darin (wie der Name schon sagt), dass Menschen, die viele Flugmeilen sammeln, nach der Ankunft am Zielort in einer anderen Zeitzone zügig und unkompliziert die neue Ortszeit einstellen können.
Eine Traveller GMT-Komplikation war lange Zeit teureren GMT-Manufakturkalibern von Tudor & Co. vorbehalten – bis Mitte 2022 die ersten Uhren auf den Markt kamen, in denen das japanische Miyota 9075 mit einer Frequenz von 28.800 Halbschwingungen pro Stunde (4 Hz), einer Gangreserve von etwa 42 und – hört, hört – einer echten GMT-Funktion tickte. Zum Vergleich: Das Seiko NH34 und auch das Sellita SW330 kommen hingegen mit einer Office GMT-Funktionalität (zum Vergleich siehe unten). Das Miyota 9075 „demokratisiert“ mit seinem vergleichsweise günstigen Einkaufspreis quasi die mechanische Traveller GMT-Funktionalität.

Normalerweise behandele ich Uhren-Boxen in meinen Reviews eher nicht, weil sie bei mir ohnehin meist irgendwo in der Ecke landen und verstauben. Zelos wählt aber einen eher ungewöhnlichen Weg mit einem praktischen Transportetui mit Platz für drei Uhren. Toll!

Abschließende Gedanken
Wenn man ehrlich ist, gibt es auf dem Markt alles andere als einen Mangel an GMT-Uhren auf Taucheruhren-Basis. Beispiele gibt es noch und nöcher, in allen möglichen Preisregionen (siehe z.B. Mido Ocean Star GMT, Formex REEF GMT, Squale SUB-39 GMT, Circula Aquasport GMT). In der Summe wundert es mich aber dennoch überhaupt nicht, dass Zelos in der Microbrand-Community so beliebt ist und viele Neuerscheinungen innerhalb kürzester Zeit vergriffen sind: Zelos schafft es mit eigenständigen Designelementen und Ideen in Verbindung mit einer top-Verarbeitung ein beachtliches Preis-Leistungs-Verhältnis anzubieten.
Wie alle Zelos-Uhren ist auch die Mako 300M GMT „Cracked Ice“ limitiert, d.h. die Serie wird zwar ggf. noch einmal aufgelegt werden, dann allerdings in anderen Farben und Materialien.




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Optisch tatsächlich eine nette Uhr. Preislich mit dem ganzen Getrommel auf den ersten Blick super interessant, auch der Hinweis auf die „Uhrenbox“ zeigt, was man alles fürs Geld bekommen kann.
Vergleiche ich diese Uhr, was Leuchtmasse und Werk betrifft, mit einer Bauhaus Aviation Automatik GMT, kommt mir der Gedanke, dass MADE IN GERMANY, doch nicht zwingend teurer sein muss. Insbesondere dann, wenn man bedenkt, das Titan ein teurerer Werkstoff als Edelstahl ist.Ein wenig „verrückt“ ist die Verwenung des Werkstoffs fürs Gehäuse schon.
Während die Zelos als Taucheruhr mit GMT Funktion in Edelstahl daher kommt, verwendet die Bauhaus Aviation, für das Fliegen einen Werkstoff, der eher für den der Zelos gedachten Zweck sinnvoller wäre.(Korrosionsbeständigkeit)
Hi Mario,
die 40mm mit Drehlünette sehen etwas verloren an Deinem 19cm HGU aus. Den CITIZEN Miyota-Werken (insbesondere deren Premiumklasse) traue ich, offen gesagt, mehr als SEIKO NH34 oder NH35. Die ZELOS Hammerhead mit Titan-Damast-Gehäuse und Meteoritenblatt ist im wahrsten Sinne des Wortes der Hammer. Okay, farblich hätte man sie etwas harmonischer abstimmen können. Aber beim NH35 in einer Uhr für EUR 1,5k bin ich draußen. Ein NH35 sehe ich in Uhren bis max. EUR 400 besser aufgehoben.
Schönen Gruß,
Frank
Ich kann deine Begeisterung für diese Uhr durchaus nachvollziehen. Schon lange hat mir keine Uhr beim ersten Betrachten so gut gefallen. Und je mehr ich darüber las, desto mehr hat mein Bestellfinger gezuckt. Besonders beeindruckend: der Preis. Alles in allem also eine besondere Uhr einer besonderen Marke, die Aufmerksamkeit verdient.
Danke fürs Zeigen!
Alf