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Der familiengeführte Bieler Uhrenhersteller Formex legt noch mal nach: Die Ende 2020 eingeführte Formex REEF Diver-Familie bekommt ein neues Mitglied in Form einer GMT-Variante. Und die bringt sämtliche, charakteristische Merkmale der REEF mit, mit der sich Formex vom Wettbewerb abhebt – inklusive einer Lünette, die sich werkzeugfrei in Eigenregie wechseln lässt…

Eckdaten zur Formex REEF GMT:

  • Sellita SW330-2 Automatikkaliber mit GMT-Komplikation, Glucydur-Unruh, 56 Stunden Gangreserve, Chronometer-zertifiziert
  • Durchmesser 42 mm, Höhe 11,4 mm
  • Bandanstoß 22 mm
  • Horn-zu-Horn 48 mm
  • Gewicht: 90 Gramm (ohne Band)
  • Wasserdichtigkeit 300 Meter / 30 bar / 1000 ft
  • Werkzeugfrei wechselbare Lünette aus Edelstahl oder Zirkonoxid-Keramik
  • Werkzeugfreier Bandwechsel (Kautschuk/Edelstahl/Milanaise)
  • Saphirglas mit Antireflexbeschichtung
  • Zifferblatt mit Sonnenschliff und Farbverlauf
  • Applizierte Indexe und Zeiger mit Super-LumiNova BGW9
  • Faltschließe mit werkzeugfreier, stufenloser Feinjustierung
  • Verschiedene Kombinationen aus Zifferblatt (Schwarz/Grün/Weiß) und Lünette (Bi-color/Schwarz/Grün/Stahl) möglich
  • Preis: Ab 1805€, direkt bei formexwatch.com oder diversen Händlern
  • Vorbestellbar ab 12. Juli 2022
  • Auslieferung geplant für August 2022
Formex Reef GMT 2022 Test 30

Formex REEF GMT im Test

Die “Umwandlung” einer Taucheruhr in eine GMT-Uhr ist durchaus gängige Praxis bei Uhrenherstellern. Und so sind die Gene des Formex REEF Divers auch bei der neuen GMT-Variante unübersehbar: Das Gehäuse kommt wieder mit der charakteristischen Symmetrie, die dadurch erzeugt wird, dass der Kronenschutz rechts auch auf der linken Gehäuseseite aufgegriffen wird. Gut: Das Gehäuse der REEF GMT ist keinen Millimeter höher als beim Taucher-Pendant und mit 11,4 mm angenehm flach. Auch die Wasserdichtigkeit ist mit 30 bar bzw. 300 Meter auf demselben hohen Diver-Niveau.

Das Zifferblatt der REEF GMT wird vollständig in der Formex-eigenen Zifferblattmanufaktur hergestellt, was alles andere als eine Selbstverständlichkeit in der Preisklasse <2000€ ist. Auf jedes einzelne Zifferblatt werden dabei von Hand einzelne Farbschichten aufgetragen, um einen dezenten Dégradé-Effekt (Farbverlauf) zu erzeugen.

Das Zifferblatt kommt ferner mit schönen Akzenten, die für viel Liebe zum Detail sprechen, darunter das applizierte Formex-Logo sowie Indizes und Minuten-/Stundenzeiger mit abgeschrägten und auf Hochglanz polierten Kanten in Verbindung mit einer gebürsteten Oberfläche. Als Leuchtfarbe fiel die Wahl auf Super-LumiNova in der Farbe BGW9, die bei Tageslicht einen weißen Farbton aufweist. Bei Dunkelheit färben sich die Elemente zu einem modern wirkenden Hellblau. Die Leuchtkraft liegt auf fast demselben Niveau wie die intensivste Farbe C3.

Die allermeisten GMT-Uhren haben einen sehr präsenten, farblich akzentuierten GMT-Zeiger, der sich deutlich von Minuten- und Stundenzeiger unterscheidet. Formex wählt bei der REEF GMT einen anderen Ansatz, bei dem der GMT-Zeiger sehr klein daherkommt und zwecks Unterscheidung nur mit einem kleinen Farbtupferchen an der Spitze ausgestattet ist. Diese dezente und fast schon etwas schüchterne Umsetzung ist sicherlich nicht jedermanns Sache, auf jeden Fall kann man aber festhalten, dass der zurückhaltende GMT-Zeiger weniger vom Ablesen der lokalen Uhrzeit ablenkt.

Formex Reef GMT 2022 Test 5
Formex Reef GMT 2022 Test 15

Der Begriff “Alleinstellungsmerkmal” wird von vielen Herstellern gerne genutzt, um sich selbst den Bauch zu pinseln – nur selten trifft dies aber wirklich zu oder es handelt sich um Merkmale von kaum echter Relevanz. Nicht aber so bei der Formex REEF GMT: Wie es sich für eine GMT-Uhr gehört, kommt die REEF GMT nicht mit einer einseitig drehbaren Taucherlünette mit 60-Minuten-Einteilung (die das versehentliche Verstellen des Tauchstartzeitpunktes zuungunsten der Messung der verbliebenen Atemluft verhindert), sondern mit einer klassischen bidirektionalen GMT-Lünette mit 24-Stunden-Einteilung (gleich mehr zur “Office”-GMT-Funktionalität der REEF GMT). So weit so normal.

Das Besondere: Die GMT-Lünette lässt sich jederzeit selbstständig wechseln. Werkzeugfrei wohlgemerkt. Und das ist tatsächlich ein extrem praktisches Feature, das ich in der Form noch bei keinem anderen Hersteller gesehen habe und das es erlaubt, der Uhr mit minimalem Aufwand ein neues “Gesicht” zu geben.

Formex Reef GMT 2022 Test 1

Während Schnellwechselsysteme für Bänder mittlerweile Gang und Gäbe sind (solch eines ist auch bei der Formex REEF an Bord, dazu gleich mehr), sind Lünetten für Otto-Normal-Uhrenfreunde in aller Regel nicht bzw. nicht so leicht tauschbar. Zwar gibt es für experimentierfreudige Gemüter theoretisch diverse Möglichkeiten (Pfannenwender, Zahnstocher & Co.), meiner Meinung nach sollte man aber in aller Regel die Finger von einem Lünettentausch in Eigenregie lassen, da man naturgemäß Gefahr läuft, Schäden zu hinterlassen. Ausnahmen bestätigen die Regel: Ein eigenständiger Lünettenwechsel ist beispielsweise bei der Steinhart Apollon möglich – allerdings nur mit Hilfe eines Sechskantwerkzeuges.

Das Lünettentauschsystem von Formex hingegen erlaubt es, die Lünette mit etwas beherzter Hebelwirkung einfach mit den Fingern wegzudrücken (kräftige und nicht allzu lange Fingernägel sind auf jeden Fall von Vorteil). Der Widerstand zum Lösen ist dabei meiner Meinung nach ziemlich ideal, schließlich will man die Lünette nicht bei jedem Windhauch irgendwo verlieren.

Im Formex-Konfigurator stehen Lünetten in den Farben Schwarz, Schwarz/Gold, Grün, Grün/Gold und Blau/Schwarz (“Batman”) zur Auswahl, mit denen man der REEF GMT eine deutlich andere Optik verpassen kann (Preis pro Zusatzlünette ab 185€). Man hat in Verbindung mit einem (ebenfalls werkzeugfreien) Bandwechsel so mit sehr überschaubarem Geldeinsatz die Möglichkeit, eine fast völlig neue Uhr zu kreieren. Die REEF GMT ist daher vielleicht die perfekte Uhr für sparsame Schwaben 😉 . Dennoch: Gerne dürfte die Lünetten-Auswahl noch etwas üppiger ausfallen (aber was nicht ist, kann ja vielleicht noch werden).

Man beachte allerdings, dass bestimmte Farbkombinationen aus Lünette und Zifferblatt eher aus der Kategorie “gar nicht mal so schön” sind (z.B. grünes Zifferblatt mit Batman-Lünette). Am “neutralsten” bzw. kombinierfreudigsten sind naturgemäß die Zifferblattfarben Schwarz mit silberfarbenen Indexen/Zeigern sowie Weiß. Man wähle also weise!

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Keine schöne Kombi – aber man hat ja zum Glück genug (sinnvolle) Auswahl an Lünetten, Zifferblattfarben und Bändern.

Alle Lünetten (mit Ausnahme einer ebenfalls erhältlichen, schlichten Edelstahl-Lünette) kommen mit einem Inlay aus kratzresistenter Zirkonoxid-Keramik. Schönes Detail: Die Oberfläche der Keramik ist markant gebürstet und führt den Sonnenschliff des Zifferblattes fort. Übrigens ist sogar die zweifarbige “Batman”-Lünette aus Keramik, was keine Selbstverständlichkeit ist: Die allermeisten GMT-Uhren mit zweifarbiger Lünette im erschwinglicheren Preisbereich nutzen als Material ein beschichtetes Aluminium-Inlay, da die Produktion von Keramik mit knackscharfen Farbübergängen durchaus eine Herausforderung ist.

Werkzeugfrei funktioniert auch der Tausch des Bandes: Der Wechsel vom klassischen, massiven Edelstahlband (dasselbe, das auch beim Formex REEF Diver zum Einsatz kommt) auf Leder, Kautschuk oder (ganz neu) Milanaise/Mesh ist so ratzfatz erledigt.

Das neue, feinmaschige und voll ins Gehäuse integrierte Milanaise-Band ist tatsächlich auch mein Favorit an der REEF GMT – sowohl hinsichtlich Optik als auch Tragekomfort. Man beachte aber, dass das Band eher für größere Handgelenkumfänge geeignet ist, da sich durch die Machart des Material-“Gewebes” eine natürlich “Steifigkeit” ergibt.

Das Milanaise hat auch dieselbe bekannte Formex-Schließe verbaut, die eine werkzeuglose Feinjustierung um bis zu 10 mm erlaubt – ein Feature, das ich im Sommer bei keinem Stahlband mehr missen möchte. Die Kürzung des Milanaise-Bandes erfolgt (wie bei einem ganz “normalen” Stahlband) über Einzelelemente, die verschraubt sind und sich weitgehend unscheinbar in das Band einfügen.

In der REEF GMT tickt das bewährte Schweizer Kaliber Sellita SW330-2 in der aktuellsten Version, d.h. mit aufgebohrten 56 Stunden Gangreserve (früher: 42 Stunden). Gut: Die Datumsscheibe ist farblich auf die jeweiligen Zifferblätter abgestimmt und das Kaliber kommt in der höchsten Qualitätsstufe Chronometer, die für die Extraportion Ganggenauigkeit (-4 bis +6 s/d) sorgt. Auch das ist mit Blick auf die Preiskategorie der Formex REEF GMT alles andere als eine Selbstverständlichkeit: die TAG Heuer Aquaracer Calibre 7 GMT Automatik beispielsweise kommt in einer einfachen Non-Chronometer-Ausführung – für über 3000€ wohlgemerkt.

Das SW330-2 entspricht in weiten Teilen dem SW200, nur eben ergänzt um eine “einfache” GMT-Komplikation. Ich erwarte für den Preis, den Formex für die REEF GMT aufruft, natürlich kein Manufakturkaliber – und dennoch sei erwähnt, dass beispielsweise die Tudor Black Bay GMT mit ihrem „Traveller“ GMT-Manufakturkaliber bei der GMT-Funktionalität Komfortvorteile für Vielreisende mitbringt, da es nach der Landung in einer anderen Zeitzone das schnellere Einstellen der Uhrzeit erlaubt. Wer eine GMT-Funktion jedoch ohnehin nur braucht, um beispielsweise die Ortszeit eines internationalen Geschäftspartners, mit dem man regelmäßig telefonieren muss, im Blick zu behalten, für den ist die “Office-GMT”-Funktionalität des Sellita SW330-2 natürlich völlig ausreichend.

Traveller vs. Office GMT Uhr
Office vs. Traveller GMT: Typische Anwendungsfälle

Fazit zur Formex REEF GMT

Die Ergänzung der REEF-Modellreihe um eine GMT-Variante ist für Formex sowas wie eine “Low Hanging Fruit”: Die Schweizer haben quasi alle wesentlichen Elemente wie das Zifferblatt und das Gehäuse vom REEF Diver übernommen und auf der Grundlage eine GMT-Funktionalität ergänzt. Auch die schon beim REEF Diver eingeführte werkzeugfreie Wechsellünette ist (zum Glück!) wieder mit an Bord. Warum auch ändern, was bereits gut funktioniert?

In der Summe ist die REEF GMT hinsichtlich Preis-Leistung ziemlich attraktiv. Mir fällt auf Anhieb kaum ein anderer Hersteller ein, der in der Preisklasse von deutlich unter 2000€ ein so üppiges Gesamtpaket schnürt (Chronometer, Wechselsysteme, Feinjustierung, Manufaktur-Zifferblatt…). Insofern hat die REEF GMT absolut ihre Daseinsberechtigung im eigentlich gesättigten (übersättigten?) Segment der GMT-Uhren. Naheliegende Alternativen seien aber dennoch abschließend genannt, darunter die Maurice Lacroix Aikon Venturer GMT (“Straßenpreise” in etwa auf einem Niveau mit Formex, aber ohne Chronometer-Zertifizierung) oder die MIDO Ocean Star GMT (1150€ und mit einer “Traveller GMT”-Variante des Powermatic 80).

Vorbestellungen für die REEF GMT sind ab dem 12. Juli 2022 möglich (Newsletter-Abonnenten ein Tag früher). Die Auslieferung ist bereits für August geplant und erfolgt direkt aus der Schweiz. Die Preise starten bei 1805€ inklusive (!) Versandkosten/Zoll/Einfuhrumsatzsteuer.

Mehr zur REEF GMT auf formexwatch.com.

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8 Kommentare
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Ralf
1 Jahr zurück

Am 11.7. vorbestellt, voller Betrag bezahlt, Lieferung für Anfang August in Aussicht gestellt, wenig Informationen über den Status. Inzwischen die 2. Verzögerung das die Uhr evtl. Anfang September zum Versendet wird. Das ist wenig professionell.
So bleibt mir nichts als weiter zu warten. Wie mir die Uhr gefällt berichte ich später.

Ralf
1 Jahr zurück
Antworten...  Mario

Hallo Mario,
Ja, es gab 2 Mails, viel zu spät, in Englisch, sehr unpersönlich . Die letzte Verzögerung lässt Qualitätsprobleme vermuten. Was mich ärgert ist, dass die Uhr seit dem 11.7. voll bezahlt ist.

Ralf
2 Jahre zurück

Toller Artikel, klasse Bilder. Hat mich so sehr überzeugt, dass ich diese gleich vorbestellt habe.
Ausführung schwarzes Ziffernblatt, schwarzblaue Lünette, Ich freue mich schon auf die neue Uhr.

Ralf
1 Jahr zurück
Antworten...  Mario

Hallo Mario,
nun habe ich die Uhr endlich seit dem 05.9. an meinem Handgelenk.
Ich bin begeistert und mag sie nicht mehr ablegen.
Die Uhr selber wirkt für mich klein, mit der abnehmbaren Lünette ist sie dann doch eine Große.
Das Armband, die Lünette, der Gesamteindruck lassen mich meinen Ärger von vorher vergessen. Das warten hat sich gelohnt, eine wirklich tolle Uhr. Sehr zu empfehlen.
Nur die Vorkasse halte ich nach wie vor für unangemessen.

Uwe.H.
2 Jahre zurück

Hola, Formex hat hier nach der Dreizeiger-Version eine weitere tolle Uhr kreiert. Wie auf auf den knackscharfen Bildern ersichtlich, auch wieder mit einer ausgezeichneten Verarbeitungsqualität. Was mir persönlich nicht gefällt, ist der von dir schon beschriebene Farbklecks am GMT-Zeiger. Das sieht primitiv und doof aus. Entweder weg lassen oder das ganze “Dreieck” von der Zeigerspitze einfärben. Ferner hätte ich für den GMT-Zeiger eine andere Lumenfarbe gewählt. Im Nightshot ist die GMT-Zeit schlecht ablesbar. Als “Konkurenzprodukt” sehe ich auch noch u.A. die Longines Spirit Zulu GMT. Straßenpreis ca. 2.500 Euro – da fehlt nicht mehr viel. Vielen Dank auch für die GMT-Funktion Erklärung. Toller Artikel. Prima – weiter so !