In der Seiko Prospex Diver’s-Kollektion summiert der japanische Traditionshersteller (gegründet 1881) eine Vielzahl von historisch spannenden Modellen mit hauseigenen Quarz- und Automatik-Antrieben, die unterschiedlicher kaum sein könnten – darunter beispielsweise eine Neuauflage von Japans allererster Taucheruhr, der Seiko 62MAS. Seiko hat ein umfangreiches Modell-Portfolio im Gepäck, mit dem so ziemlich jeder Geschmack (und Geldbeutel) bedient werden dürfte. Was die Vielfalt und das eigenständige Uhren-Design angeht können sich viele Konkurrenten eine Dicke Scheibe von Seiko abschneiden. Insbesondere im Bereich Taucheruhren ist Seiko extrem stark aufgestellt – mit Modellen, die von Fans liebevolle Spitznamen wie “Tuna”, “Captain Willard“, “Arnie“, “Sumo”, “Samurai”, “Monster”, “King Turtle” oder “Turtle“ bekommen haben.
Viele Prospex-Modellreihen bekommen im Rahmen von Kooperationen auch Sondereditionen spendiert. Ein Beispiel ist die Seiko „Save the Ocean“, von der passenderweise ein Teil des Erlöses in Form von Spenden an das Ocean Learning Center fließt, eine gemeinnützige Organisation von Fabien Cousteau zum Schutz der Weltmeere…
Besonders beliebt sind auch die PADI-Varianten von Seiko, die seit 2016 in Zusammenarbeit mit der gleichnamigen, mit 6500 Tauchbasen und 136.000 Mitgliedern weltweit größten Tauchausbildungsorganisation entstehen. Charakteristisch für die Modelle ist – neben dem PADI-Logo – die rot-blaue Farbgebung in Anlehnung an die Farben der Organisation. Ein Beispiel ist die Seiko Prospex PADI SRPB99K1 mit feinem Wellenmuster auf dem Zifferblatt. Wegen des Schwertzeigers und kantigen Designs wird dieses Modell übrigens von Seiko Fans auch “Samurai” genannt. Yatta! 😉
Nun tauchen wir in die lange und spannende Geschichte der Seiko Prospex Uhren ein – von den Anfängen mit der Seiko 62MAS bis hin zur brandneuen Seiko Prospex LX Linie. Dabei bleiben auch die vielen Neuauflagen von Seiko Prospex natürlich nicht unerwähnt…
INHALT
- 1 Die Geschichte der Seiko Prospex Diver Uhren
- 2 Seiko 6105-8110/9 “Captain Willard” – die Mutter der Seiko “Turtle”
- 3 Innovationen und Patente: Die Geburt der Seiko Prospex Diver “Tuna”
- 4 Der Hybrid: Seiko Prospex Diver “Arnie”
- 5 Die (vergleichsweise) Neuen: Seiko “Monster”, “Sumo” und die Prospex LX Linie
- 6 Seiko Prospex LX
Die Geschichte der Seiko Prospex Diver Uhren
Die Anfänge: Seiko 6217 / 62MAS
In den 50er und 60er Jahren kam der Markt für Taucheruhren ordentlich in Schwung. Der Grund: Das moderne Gerätetauchen, d.h. das professionelle Tauchen mit Drucklufttauchgeräten (SCUBA) oder Kreislauftauchgeräten (Rebreather) im militärischen und im zivilen Bereich, hat wesentlich an Bedeutung gewonnen. Pionier-Arbeit leisteten dabei insbesondere Jacques Cousteau und der Techniker Emile Gagan, die 1946 einen Apparat erfunden haben, den sie “Aqualunge” tauften. Noch heute werden diese sogenannten Atemregler beim Sporttauchen verwendet.
Zu dieser Zeit verfolgten die Menschen im Kino gebannt den Unterwasserabenteuern von Hans Hass und Jacques Cousteau, die als echte Draufgänger galten. Für viele „Normalbürger“ war es damals kaum vorstellbar, selbst einmal ins kühle Nass abzutauchen. Tauchsportvereine schossen damals wie Pilze aus dem Boden – im Jahre 1967 wurde beispielsweise die Tauchausbildungsorganisation PADI ins Leben gerufen. Über 3.200 Taucher bildete PADI im Gründungsjahr aus.
Damals war es für die Taucher natürlich überlebenswichtig unter Wasser präzise die Zeit messen zu können – wäre ja auch irgendwie doof gewesen, wenn das Atemgas in Hundert Metern Tiefe plötzlich leer ist, oder? 😉 Kein Zufall war natürlich, dass der Startschuss für Seikos Taucheruhren-Geschichte ebenfalls in den 60ern fiel, um – in Ermangelung an heute gängigen Tauchcomputern – die Nachfrage nach funktionalen wasserdichten Uhren zu bedienen. Ganz konkret kamen die Japaner im Jahre 1965 mit dem Modell Seiko 6217 (genauer: 6217-8001 62MAS) auf den Markt – Japans erste Taucheruhr überhaupt.
Ein Durchmesser von eher kleinen 37 mm, gewölbtes Plexiglas, eine beidseitig drehbare, klassische Taucher-Lünette, ein mechanisches Uhrwerk mit dem schlichten Namen 17J 6217A (17 Steine) und 15 bar Wasserdichtigkeit waren damals die wesentlichen Eckdaten des Modells. Der Preis: 150 US-Dollar – genau so viel wie die Rolex Submariner No-Date im Jahre 1957.
Um die Robustheit der Seiko 6217 auf die Probe zu stellen, trug das 8. Japanische Antarktis-Forschungsteam die Uhr auf seiner Expedition – größere Wassertiefen hat die 6217 dort zwar sicherlich nicht gesehen, eine gewisse Zuverlässigkeit kann man dem Modell nach solch einer Tour aber sicher nicht absprechen. Gut zu wissen: Gut erhaltene Vintage-6217er wechseln heute locker für mehrere Tausend Euro den Besitzer. Also, falls jemand einen Dachbodenfund macht… 😉
Seiko verfolgt seit einigen Jahren eine sehr stringente Strategie, die Uhrenfans bisher eine Menge Neuauflagen (sogenannte Neuinterpretationen oder Replikas) beschert hat. Auch die Seiko 6217 wurde 2017 als Neuauflage wieder auf den Markt gebracht: Das Modell Seiko SLA017 kommt in originalgetreuer Optik und beherbergt das speziell für Taucheruhren entwickelte Premium-Manufakturkaliber 8L35, das von den Seiko Uhrmachern im Shizuku-ishi Uhrenstudio in Morioka, im Norden von Japan, gefertigt wird.
Die Seiko 6217 (quasi die “Ur”-Prospex) wurde zwar nicht allzu lange produziert, nur zwei Jahre nach Erscheinen kam aber der optisch recht ähnliche Nachfolger auf den Markt: Die Seiko 6215-7000, die mit einer höheren Wasserdichtigkeit (30 bar), Hardlexglas und einem einschaligen, sogenannten Monoblockgehäuse gepimpt wurde. Die 6215-7000 war außerdem die erste Seiko mit der charakteristischen “hängenden”, Handrücken-schonenden Krone, die man auch heute noch bei vielen Modellen findet. Ein Jahr später wurde die 6215-7000 abermals weiterentwickelt, indem ein hochfrequentes, besonders präzises Automatikkaliber mit 36.000 Halbschwingungen pro Minute verbaut wurde: Die Seiko 6159-7001 war geboren.
Auch zur Seiko 6159-7001 gibt es diverse Neuauflagen: 2018 lancierte Seiko beispielsweise das auf 1968 Stück limitierte, grüne Premium-Modell Prospex SLA019 (massives Monoblockgehäuse, Durchmesser 44 mm, Manufakturwerk 8L35, grüne Keramiklünette, Saphirglas, UVP 3200€), welches es diversen Reviews zufolge problemlos mit der (deutlich teureren) Rolex Submariner “Hulk” aufnehmen kann (vom Stahlband vielleicht mal abgesehen ;-)).
Im Jahre 2019 folgte die Seiko Prospex Special Edition “Twilight Blue” (SPB097J1) in einer frischen blau-orangen Farbkombination, einem XL-Stundenzeiger in Form eines Pfeils und changierendem Zifferblatt:
Seiko war (historisch betrachtet) hinsichtlich Taucheruhren zwar etwas später dran als Pioniere wie Rolex oder Omega, die bereits in den 50er Jahren die Submariner bzw. die Seamaster lanciert haben, qualitativ brauchten sich die Japaner aber damals keineswegs hinter den Schweizern zu verstecken. Ein Beweis dafür wurde beispielsweise im Jahre 1968 erbracht, als der British Sub-Aqua Club (BSAC) eine Vielzahl von Taucheruhren in der Praxis getestet hat: Die umfangreich geprüfte Seiko Taucheruhr gehörte mit 27 Pfund zu den günstigeren Modellen in diesem Test, schnitt hinsichtlich Wasserdichtigkeit auf 780 (!) Tauchgängen aber mit perfekten 100% ab (zum Vergleich: Omega = 66%, Rolex = 89%):
Nach Seiko 6217, 6215-7000 und 6159-7001 folgten viele weitere Taucheruhren in den kommenden Jahrzehnten aus der japanischen Fertigung, darunter die Seiko “Turtle”…
Seiko 6105-8110/9 “Captain Willard” – die Mutter der Seiko “Turtle”
Im Jahre 1968 lancierte Seiko eines seiner berühmtesten Modelle überhaupt: Die Seiko 6105-8110/9. Tatsächlich wurde die Uhr vom US-Militär aufgrund seiner Robustheit und der damals sehr guten, alltagstauglichen Wasserdichtigkeit (150m) an Spezialeinheiten wie zum Beispiel die während des Vietnamkrieges gegründeten Navy SEALs ausgegeben. Viele US-Soldaten kauften die Seiko 6105 auch auf eigene Kosten in den sogenannten PX (Post Exchange) Stores, wo auf den US-amerikanischen Stützpunkten neben Uhren u.a. auch Haushaltswaren, Bekleidung etc. angeboten wurden. Das Preis-Leistungs-Verhältnis der Seiko 6105 galt in Anbetracht der hervorragenden Qualität auf dem Niveau von Rolex Submariner oder Omega Seamaster 300 damals als unschlagbar. Charakteristisch für die Seiko 6105 war auch ein Kautschukband mit einem feinen Waffel-Muster sowie das breite, fließende Gehäuse, welches von Seiko ganz bewusst so konstruiert wurde, um einen natürlichen, vollintegrierten Kronenschutz für die tiefliegende Krone zu bieten.
Die Seiko 6105-8110/9 ist insbesondere durch einen Hollywood-Auftritt bekannt geworden: Martin Sheen hat in seiner genialen Rolle als Captain Willard im Antikriegsfilm-Kracher Apocalypse Now eine Seiko 6105 am Handgelenk getragen, während er sich durch die Dschungelhölle von Vietnam und Kambodscha schlug. Das hat dem Modell konsequenterweise den Spitznamen Seiko “Captain Willard” beschert.
Die original Referenz 6105 “Captain Willard” ist heute ein extrem gesuchtes Vintage-Modell – das hat Seiko offenbar erkannt und im Rahmen der Baselworld 2019 eine originalgetreue, limitierte Neuauflage lanciert: Das Modell Seiko Prospex SLA033 wird von Seiko klar im Premium-Bereich positioniert und mit viel Handarbeit im Shizuku-ishi Uhrenstudio in Nordjapan gefertigt. Ein Arbeitsschritt ist beispielsweise, dass der obere Lünettenrand mit einer Technik behandelt wird, die eigentlich der mittlerweile ausgegliederten Luxus-Marke Grand Seiko vorbehalten ist: Beim Zaratsu-Polieren drückt der Uhrmacher die Gehäuse-Oberfläche gegen die Vorderseite einer rotierenden Scheibe. Die Scheibe dreht sich gleichmäßig schnell, der Polierer nutzt jedoch die Gegebenheit, dass sich die Scheibe am Rand schneller als in der Mitte dreht. Um das erwünschte, verzerrungsfreie Ergebnis zu erzielen, bewegt der Seiko Mitarbeiter die Oberfläche des Gehäuses zur Mitte hin oder von der Mitte der Scheibe weg. Dadurch können sehr feine und exakte Oberflächen und Kanten erzeugt werden. Irre: Seiko fertigt die Poliermaschinen für diesen Produktionsschritt komplett selbst. Das nenne ich doch mal konsequente vertikale Integration…
Die Seiko SLA033 kommt außerdem mit Seikos hauseigenem Automatikkaliber 8L35, welches auf dem Grand Seiko Spitzenkaliber 9S55er basiert und in der hauseigenen Manufaktur in der japanischen Stadt Morioka gefertigt wird. Der Preis für diese High-End Seiko: 4.350€ (UVP). Understatement pur!
Einige tolle bewegte Bilder bzw. Einblicke in die äußerst aufwendige Produktion für die Premium-Uhren aus dem Hause Seiko gibt’s in diesem Video:
“Captain Willard”-Nachfolger: Die Seiko Prospex Diver “Turtle”
Wem der Preis für die Neuauflage der Seiko „Captain Willard“ zu hoch ist und keine Erfahrung auf dem Vintage-Markt hat, der darf auf eine optisch ähnliche Replik schielen, die auf der Seiko 2nd Diver’s basiert. Die Seiko 2nd Diver’s kam ursprünglich 1976 als Nachfolger der „Captain Willard“ auf den Markt und unterschied sich optisch vor allem im Design der Zeiger und Indizes, während die „tiefliegende“ Krone und die charakteristische Schildkröten-Gehäuseform erhalten blieben – daher auch der Spitzname „Turtle“. Die sonstigen wesentlichen Eckdaten waren das von Seiko patentierte Hardlexglas, vergleichsweise große 45 mm Durchmesser, 15 bar Wasserdichtigkeit und eine beidseitig drehbare Lünette mit Aluminium-Einlage.
Die Seiko “Turtle” wurde bis 1988 (über 12 Jahre!) produziert. Im Jahre 2016 hat Seiko seine Fangemeinde aber erhört und eine sehr fair bepreiste Neuauflage im Rahmen der Prospex Modellreihe rausgebracht – meinen ausführlichen Test zur Seiko Turtle aus dem Jahre 2016 findet ihr hier.
Ich trage meine “Schildkröte” mit der Referenz SRP787K1 nun schon seit einigen Jahren immer wieder gerne – trotz ziemlich großer und namhafter Konkurrenz in meiner Uhrenbox 😉 Ich muss zugeben, dass ich mit meiner “Turtle” noch nicht auf Tauchstation war, da ich als schwäbischer Bürostuhlakrobat überhaupt erst zwei Mal in meinem Leben tauchen war. Trotzdem habe ich bei der Turtle immer wieder das gute Gefühl einen robusten “Daily Rocker” am Arm zu haben. Insbesondere das Automatikkaliber 4R36 vollrichtet seit Jahren nun tadellos und präzise seinen Dienst…
Ziehen wir ein kleines Zwischenfazit: Wir haben gelernt, dass Seiko in den 60ern und 70ern einige spannende und immer noch sehr begehrte Modelle auf den Markt gebracht hat. Historisch betrachtet konnte Seiko im Bereich der Taucheruhren auch mit einigen Innovationen aufwarten, die als Standards unter anderem in die Taucheruhrennorm ISO 6425 eingeflossen sind…
Innovationen und Patente: Die Geburt der Seiko Prospex Diver “Tuna”
Ein sehr gutes Beispiel für Seikos Innovationskraft und historisches Engagement im Bereich professioneller Taucheruhren ist die Seiko Professional Diver’s 600M 6159-7010 (YAQ028), welche im Jahre 1975, nach insgesamt 7 Jahren Entwicklungszeit (!), das Licht der Welt erblickte. Der Grund für die aufwendige und langjährige Entwicklung war der Brief eines hilfesuchenden Berufstauchers: Seiko Taucheruhren galten zwar als robust und zuverlässig (siehe Test des BSAC), dennoch hat besagter Taucher bemängelt, dass keine ihm bekannte Taucheruhr den extremen Bedingungen des Sättigungstauchens bei den Unterwasserarbeiten in der Öl- und Gas-Industrie stand hielt. Konkret zersprangen ihm und seinen Kollegen regelmäßig Uhrgläser unter dem enormen Wasserdruck in großer Tiefe. Ungünstig!
Ein Seiko Projektteam tüftelte aufgrund dieses Erfahrungsberichtes über mehrere Jahre die Seiko 6159-7010 aus, die satte 20 Patente an Bord hatte, um auch den krassen Anforderungen von Berufstauchern zu genügen. Ein Patent bezog sich beispielsweise auf eine L-förmige Dichtung, welche Heliumventile unnötig machte und zu einer Wasserdichtigkeit von satten 60 bar beitrug. Damit die Berufstaucher auch in der Dunkelheit die Zeit messen konnten, kam schon damals Seikos Leuchtfarbe LumiBrite, das Pendant zur Schweizer SuperLuminova, zum Einsatz. Auch die Seiko 6159 hatte ein präzises Manufakturkaliber mit 36.000 Halbschwingungen pro Minute an Bord.
Seiko war im Rahmen des Modells 6159 außerdem der allererste Uhrenhersteller, der eine Taucheruhr mit einem leichten, antimagnetischen Titangehäuse ausgestattet hat. Das Titangehäuse war eine Monoblock-Konstruktion und wurde von einem verschraubten Titan-Mantel mit Keramikbeschichtung umschlungen, um zusätzlichen Schutz vor Stößen und Korrosionen zu bieten. Durch das Doppelgehäuse wuchs der Durchmesser auf satte 51 mm an. Aufgrund der charakteristischen Gehäuseform in Verbindung mit der XXL-Größe ist die Seiko 6159 heute bekannt unter dem Spitznamen Seiko “Tuna“, abgeleitet von der Form und Größe einer Thunfischdose.
Erwähnenswert ist auch die Erfindung des gewellten Akkordeon-Bandes, welches erstmals bei der Seiko “Tuna” zum Einsatz kam und auf einem einfachen, aber genialen Prinzip basiert. Seiko suchte damals nach einer Lösung für das Problem, dass Neoprenanzüge mit zunehmender Tauchtiefe komprimieren, wodurch auch der Handgelenkumfang des Tauchers naturgemäß verengt wird – die Taucheruhr schlackerte rum. Mit einem gewellten Taucherarmband kann man diesem Effekt entgegenwirken: Man schnalle vor einem Tauchgang das flexible Akkordeon-Band einfach knackig-eng ums Handgelenk, damit die Uhr später unter Wasser nicht zu locker am Arm sitzt.
Mehr zum Seiko-Akkordeonband gibt’s in diesem Wissenshäppchen.
Die ganzen Innovationen der Seiko “Tuna” 6159 hatten allerdings ihren Preis: mit 89.000 Yen (umgerechnet rund 700€) war das Spitzenmodell für damalige Verhältnisse sündhaft teuer.
Drei Jahre nach der mechanischen Seiko “Tuna” 6159, im Jahre 1978, folgte eine Quarz-betriebene Variante (Ref. 7549-7009), welche die allererste Quarztaucheruhr für Sättigungstaucher war. Praktisch: Quarzuhren sind naturgemäß präziser und deutlich robuster – ein echter Nutzen für Berufstaucher.
Seiko unterstrich mit der batteriebetriebenen “Golden Tuna” gleichzeitig die Bestrebungen, der Konkurrenz aus der Schweiz, Glashütte & Co, den Kampf anzusagen – mit Erfolg: Quarzuhren verdrängten in den 70er und 80er Jahren massiv Uhren mit mechanischen Werken, viele japanische Hersteller luchsten der Konkurrenz aus Europa und Amerika ordentlich Marktanteile ab. Führend dabei: Seiko, die mit dem Modell Quartz Astron die erste serienreife Quarzarmbanduhr auf den Markt brachten. So manch Schweizer Riese, der diesen technologischen Trend verpennt hat, geriet ins Wanken (sogenannte Quarz-Krise).
Seiko schickte die “Golden Tuna” im Jahre 1983 werbewirksam auf Tauchstation: Das Modell durfte in 1.062 Metern Tiefe an Bord des bemannten japanischen Forschungs-U-Bootes „Shinkai 2000“ zeigen, ob die Robustheit und Wasserdichtigkeit auch in der Praxis gegeben waren. Das Ergebnis: Die “Golden Tuna” hielt deutlich größerem Druck (>100 bar) stand, als per Spezifikation (60 bar) angegeben war.
Drei Jahre später kam eine verbesserte Quarz-“Tuna” mit 5 Jahren Batterielaufzeit und satten 100 bar Wasserdichtigkeit auf den Markt (Ref. 7C46 bzw. SBDS018)…
Das charakteristische Doppelgehäuse der “Tuna” wurde 2014 erneut in der Praxis auf die Probe gestellt: Die Konstruktion wurde in Form der Seiko Marinemaster Professional 1000 m Diver´s am Rumpf der KAIKO 7000 II, einem ferngesteuerten Forschungs-U-Boot, angebracht. Obwohl das Modell “nur” für den Druck in einer Tiefe bis 1.000 Meter ausgelegt war, lief es sogar in 3.000 Metern Tiefe immer noch einwandfrei.
Mehr dazu in diesem Video:
Dieser Härtetest war Seiko offenbar nicht genug: Nur ein Jahr später hat der japanische Hersteller erneut eine Uhr mit 1.000 Meter Wasserdichtigkeit auf Tauchstation geschickt, befestigt am Roboterarm des Tauchbootes „Shinkai 6500“. Seiko hat die praktischen Testbedingungen nochmals verschärft: Verteilt über drei Tage haben die getesteten Uhren insgesamt fast 17 Stunden in einer Tiefe von bis zu 1.398 Metern zugebracht. Ausfallrate = Null.
Mehrere Varianten der Seiko “Tuna” sind auch heute noch als Neuauflage erhältlich: Mit der Prospex Street Series bietet Seiko drei moderne Modell- bzw. Farbvarianten an (SNE533P1, SNE535P1 und SNE537P1 ), die stark an die Seiko “Tuna” aus dem Jahre 1975 angelehnt sind – insbesondere das charakteristische Doppelgehäuse (bei der Street Series allerdings aus Edelstahl mit Titankarbid-Beschichtung und nicht aus Voll-Titan wie beim Original) inklusive Außenschutz (aus Kunststoff) prägt die Optik des präsenten, 47 mm großen Modells. Die weiteren Spezifikationen: Sehr gute 20 bar Wasserdichtigkeit, Hardlexglas und das solarbetriebene Kaliber V157 mit bis zu 10 Monaten Gangreserve. Preispunkt: 399€ (UVP).
Der Hybrid: Seiko Prospex Diver “Arnie”
Ein nennenswertes Puzzleteil in der langen Geschichte professioneller Taucheruhren aus dem Hause Seiko ist auch die 1982 erschienene Seiko H558, die erste Hybrid-Taucheruhr der Welt mit einer Kombination aus klassischem, analogem Zifferblatt und LCD-Anzeige. Damals hatte das Modell einen berühmten Träger: Arnold Schwarzenegger trug die XXL-Uhr im Klassiker Predator sowie Das Phantom-Kommando. Die brachiale Optik der Uhr passt natürlich gut zu den muskelbepackten Armen des Action-Schauspielers, der auch heute noch auf große Uhren steht 😉 Der Spitzname Seiko “Arnie” war die logische Folge. Die Uhr sah aber nicht nur robust aus, sondern war es natürlich auch: 15 bar Wasserdichtigkeit und eine hohe Temperatur-Resistenz (-40 bis +60 Grad Celsius) zeichneten das Modell aus. Mit an Bord, dank digitaler Technologie, waren auch Zusatzfunktionen wie mehrere Zeitzonen oder eine Display-Beleuchtung.
Mit Preisen ab 469€ ist die 2019 erschienene Neuauflage der Seiko Arnie in Form der drei Varianten Seiko Prospex SNJ025P1, SNJ027P1 und SNJ028P1 wieder erhältlich. Der Unterschied zu damals: Ein modernes, solarbetriebenes Uhrwerk und erweiterte Funktionen wie beispielsweise ein Timer oder eine Restenergieanzeige.
Die (vergleichsweise) Neuen: Seiko “Monster”, “Sumo” und die Prospex LX Linie
Einer der eher neueren Vertreter aus der Seiko Prospex Reihe ist die im Jahre 2000 eingeführte Seiko SKX779 bzw. die SKX781, die wegen der martialisch wirkenden Lünette und der Indizes im Stile von Haifisch-Zähnen von Fans treffenderweise “Monster” getauft wurde.
Mit den Modellen Prospex SRPD25K1, SRPD27K1 und SRPD29K1 hat Seiko auch hier erst vor kurzem eine Neuauflage lanciert – die Zähne wurden allerdings etwas “gestutzt”, der monströse Charakter der Uhr wurde aber im Wesentlichen beibehalten 😉 20 bar Wasserdichtigkeit, 42 mm Durchmesser, ein Seiko 4R36 Automatikwerk und Hardlexglas (mit Lupe) zeichnen das Modell aus. Preispunkt: ab 479€.
Auch die Seiko Prospex Diver’s mit dem Spitznamen “Sumo” ist vergleichsweise neu: Im Jahre 2007 eingeführt, erfuhr das Modell im Jahr 2019 ein großes Upgrade mit Saphirglas und dem höherwertigeren Seiko Kaliber 6R35 mit satten 70 Stunden Gangreserve (Referenzen SPB101J1 (schwarz) und SPB103J1 (grün) .
Seiko Prospex LX
Uhrenfreunde verbinden Seiko Prospex primär mit den professionellen Taucheruhren des japanischen Herstellers. Kein Wunder: Hier hat Seiko in den letzten Jahrzehnten definitiv viel bewegt. Was viele allerdings vergessen: Die Seiko Prospex Kollektion beherbergt neben der „Sea“-Linie (Taucheruhren) auch noch die Linien „Land“ und „Sky“. Ein gutes Beispiel ist die 2019 auf den Markt gebrachte, brandneue Prospex LX Linie, dessen Name sich vom Lateinischen für Licht (Lux) ableitet.
Die LX Linie ist mit Blick auf die Preise (UVP ab 5100€) ohne Zweifel die neue Spitzenmodellreihe unter der Prospex-Flagge. Seiko hat für das Design der LX Linie den erfahrenen Industriedesigner Ken Okuyama gewinnen können, der beispielsweise schon als Chefdesigner für General Motors, als Leitender Designer für Porsche sowie als Designdirektor für den Ferrari Enzo oder den Maserati Quattroporte verantwortlich war.
Die Seiko LX Linie wirkt von Anfang bis Ende durchdacht: Der Durchmesser ist mit 44,8 mm zwar nicht ganz ohne, ein tiefliegender Gehäuseschwerpunkt soll aber unabhängig von der Dicke des Handgelenks für einen hohen Tragekomfort sorgen. Hartbeschichtetes Titan als Gehäusematerial drückt außerdem das Gewicht.
Sechs verschiedene Modelle aus der LX Linie sind im Handel erhältlich, die sich allesamt recht deutlich unterscheiden. So ist das Modell SNR025J1 aufgrund der GMT-Funktion und einer Kompasslünette der Kategorie Prospex Land zuzuordnen. Die Seiko Prospex LX Linie Sky (SNR033J1) wiederum kommt mit einer schwarz-blauen „Batman“-Lünette, die beidseitig drehbar ist und sich somit eher an Piloten richtet (oder solche, die es werden wollen ;-)). Die SNR029J1 wiederum folgt dem klassischen Taucheruhren-Design von Seiko. Auch bei der Seiko LX Linie kommt die oben bereits beschriebene Zaratsu Polissage zum Einsatz. Alle drei Prospex Modelle stehen auch als schwarze „Ninja“-Variante zur Verfügung.
Seiko spendiert den Prospex LX-Modellen die hauseigenen, hochpräzisen Spring Drive Kaliber (5R66 mit GMT-Funktion bzw. 5R65 für die Dreizeiger-Modelle). Schon 1977 startete Seiko die Entwicklung des unkonventionellen Manufakturkalibers – sage und schreibe 600 Prototypen und 28 Jahre später kam die erste Uhr mit Spring Drive Werk auf den Markt. Das Besondere an dem Kaliber ist, dass anstelle einer klassischen Hemmung ein von Seiko getauftes Tri-Synchro Regulationssystem zum Einsatz kommt, welches die mechanische, elektrische und elektromagnetische Energie, die durch die Aufzugsfeder erzeugt wird, kontrolliert. Die Aufzugsfeder ist in dieser Konstruktion die einzige Energiequelle.
Der Benefit von Seikos Spring Drive Technologie: Eine hervorragende Ganggenauigkeit von +/- 1 Sekunde pro Tag, eine sehr gute Gangreserve (72 Stunden) und – für mich persönlich am beeindruckendsten – ein irre flüssiger Sekundenzeiger:
Übrigens: Auf dem Grand Prix d’Horlogerie de Genève 2019 hat ein Modell der neuen Prospex LX Linie, die SNR029J1, den Preis als beste Taucheruhr des Jahres abgestaubt…
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Hallo und guten Tag,
ich stehe irgenwie auf dem Schlauch. Bei dem Modell Prospex SRPE95K1 (Kaliber 4R36) welches mich besonders interessiert (!), war ich der
Meinung, es handelt sich um ein Kinematic Modell. Dem ist aber nicht so. Durch was bitteschön, erfolgt der Antrieb des Uhrwerks denn überhaupt,
Handaufzug, Batterie ?? Wahrscheinlich reicht mein IQ nicht aus um die Lösung herauszufinden.
Für eine alsbaldige Erleuchtung durch Sie per E-mail bin ich Ihnen sehr dankbar.
LG
Peter F.
Hallo Peter, bei der Referenz SRPE95K1 handelt es sich um ein ganz “normales” Automatikwerk, dem Seiko 4R36.