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Der Schweizer Uhrenhersteller Longines wird hรคufig von Uhrenfreunden genannt, wenn es um Taucheruhren mit gutem Preis-Leistungs-Verhรคltnis geht. Insbesondere die Modelle HydroConquest und Legend Diver sind รผberaus erfolgreich – so erfolgreich, dass Fliegeruhren ein gewisses Nischendasein innerhalb des Longines-Sortiments fristen. Das will der seit jeher in Saint-Imier ansรคssige Uhrenhersteller mit den 2020 eingefรผhrten Longines Spirit-Fliegeruhren รคndern…

Eckdaten der Longines Spirit:

  • Swiss Made
  • Schweizer Automatik-Kaliber L888.4 (ETA A31.L11 mit Silizium-Spiralfeder, COSC-zertifiziert)
  • Durchmesser 42 mm (auch als 40 mm-Variante erhรคltlich)
  • Zifferblatt schwarz, weiรŸ oder blau mit Sonnenschliff
  • Stahlboden, verschraubt
  • Gewรถlbtes Saphirglas, beidseitig entspiegelt
  • Wasserdichtigkeit 10 bar (100 Meter)
  • BandanstoรŸ 22 mm (42 mm-Variante) bzw. 21 mm (40 mm-Variante)
  • „Prestige“-Variante mit extragroรŸer Box, Booklet und drei Wechselbรคndern mit Schnellwechselsystem („normale“ Variante mit nur einem Band und ohne Schnellwechselsystem)
  • Preis der Prestige-Variante: 2600โ‚ฌ (40 mm) bzw. 2700โ‚ฌ (42 mm)
  • Preis der normalen Variante: 2000โ‚ฌ (40 mm) bzw. 2100โ‚ฌ (42 mm)

Geschichte der Longines-Fliegeruhren: Der Weg zur Longines Spirit Automatik

Ein wesentlicher Baustein in der Firmengeschichte von Longines, der รคltesten heute noch aktiven Uhrenmarke der Welt, waren Fliegeruhren: Borduhren, Siderographen, Fliegerchronographen & Co. waren insbesondere zu Beginn der zivilen Luftfahrt ab den 1920er und 1930er Jahren รผberlebenswichtig Instrumente zur Navigation, die hรคufig aus dem Schweizer Jura im Allgemeinen und von Longines im Speziellen kamen.

Denn schlieรŸlich konnten die damaligen Piloten noch nicht auf moderne Hilfsmittel wie GPS zurรผckgreifen. Und es wรคre ja auch irgendwie ungeschickt gewesen, wenn der Pilot bei einem transatlantischen Flug irgendwo „falsch abbiegt“ und plรถtzlich รผber dem Meer ohne Treibstoff dasteht, oder? ๐Ÿ˜‰

Eine von Longines ersten Uhren, die speziell fรผr die Luftfahrt entwickelt wurde, war alles andere als gewรถhnlich: eine vom amerikanischen Kommandant und Navigationslehrer Philip van Horn Weems entwickelte Navigationsuhr ermรถglicht eine sekundengenaue Synchronisierung mit dem amtlichen Radio-Zeitzeichen ohne die Zeiger neu ausrichten zu mรผssen – dank einer speziellen Lรผnette und einem zentralen, drehbaren (!) Hilfszifferblatt. Dem Radio-Zeitzeichen entsprechend konnten Piloten dank der Uhr eventuelle Abweichungen korrigieren und fรผr weitere Kursberechnungen berรผcksichtigen.

Man bedenke dabei, dass mechanische Uhren zur damaligen Zeit natรผrlich lรคngst nicht so prรคzise liefen wie heute. Auch die in den Cockpits vorherrschenden, teilweise extrem eisigen Temperaturen, konnten die mittlere Gangabweichung einer Uhr stark in Mitleidenschaft ziehen. Und da bei der Langstreckennavigation selbst wenige Sekunden Abweichung signifikante Fehler in der Kursberechnung verursachen konnten, galt Weems Erfindung als echte Innovation von hohem praktischen Nutzen.

Das Weems-Patent, eingereicht im Jahre 1929

Niemand geringeres als der US-amerikanische Pilot Charles Lindbergh, der 1927 in seiner Propellermaschine The Spirit of St. Louis mit einer 33-stรผndigen Nonstop-Atlantikรผberquerung fรผr Schlagzeilen sorgte, zeichnete sich fรผr eine Weiterentwicklung der Weems-Navigationsuhr verantwortlich – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes ๐Ÿ˜‰ : Bei seinem Solotrip รผber den Atlantik verwendete Lindbergh zur Navigation den Geschwindigkeitsmesser seines Flugzeugs, einen Kompass sowie seine Armbanduhr. Allerdings war er mit den Informationen, die seine Uhr damals anzeigen konnte, nicht zufrieden โ€“ weshalb er selbst drauf los kritzelte und die Grundlage fรผr die sogenannte Stundenwinkel-Uhr schuf.

Nicht schรถn, aber selten: Die Skizze der Stundenwinkeluhr

Die Stundenwinkeluhr (englisch Hour Angle Watch) mit der Referenz 3210 unterschied sich mit ihrem charakteristischen Zifferblatt und der ungewรถhnlichen Lรผnette grundlegend von anderen Fliegeruhren. Die Idee hinter der Uhr war dabei, die Lรคngengradbestimmung (der Greenwich-Stundenwinkel und damit die Positionsbestimmung in der Luft) unter zusรคtzlicher Verwendung eines Sextanten, einem Radiosignal und einer Sternenkarte zu erleichtern.

In diesem Video wird das Funktionsprinzip anschaulich erklรคrt:

Lindbergh verschaffte sich 1931 Gehรถr fรผr seine Idee bei John Heinmรผller, Prรคsident der Federation International of Aviation (F.I.A.) in New York und – kein Zufall – eines der Longines-Oberhรคupter. Heinmรผller brachte noch im selben Jahr Lindberghs Idee mit nach St. Imier, wo diese auch nach nur wenigen Monaten umgesetzt wurde.

Atlantikรผberquerungen waren in den Anfรคngen der Luftfahrt offenbar ein Magnet fรผr tollkรผhne Pilot*innen: Nach John Alcock und Arthur Whitten Brown (1919) sowie Charles Lindbergh (1927) wirbelte eine Dame diese von Mรคnnern dominierte Domรคne ordentlich durcheinander: Die US-amerikanische Pilotin und Frauenrechtlerin Amelia Earhart war – fรผnf Jahre nach Lindbergh – die erste Frau รผberhaupt, die einen Soloflug รผber den Atlantik in Angriff nahm: von Kanada auf eine Kuhwiese in Irland, wo Earhart entgegen aller Gerรผchte bei der Landung aber keineswegs eine Kuh umgemรคht hat – „auรŸer sie ist vor Angst gestorben“, wie sie mit ihrem typischen trockenen Humor damals zu Protokoll gab. Mit dabei bei Earharts Ausflug: ein 35 mm kleiner Longines Eindrรผcker-Chronograph mit dem Handaufzugskaliber 13.33Z, welcher sie unter anderem bei der Navigation unterstรผtzte.

Earhart war bei ihrem Transatlantikflug mutterseelenallein knapp 15 Stunden ohne Unterbrechungen unterwegs. Und das wohlgemerkt in einer Zeit, in der Mรคnner meistens der Ansicht waren, dass Frauen hรถchstens die Reise an den heimischen Herd antreten, ganz sicher aber nicht รผber den „groรŸen Teich“ fliegen sollten. Gegen genau solche Ansichten kรคmpfte Amelia Earhart allerdings vehement an – mit Taten wie dem Atlantikflug, welcher sie zu eine der berรผhmtesten Frauen der USA machte.

Ein weiterer Meilenstein in Longines Fliegeruhrengeschichte markierte das Jahr 1938: Longines war gleich mit mehreren Zeitmessern bei Howard Hughes dreitรคgiger, berรผhmter Weltumrundung am Start. An Bord seiner Lockheed 14 befand sich unter anderem ein Longines Sideograph, ein Bordinstrument zur Astronavigation – sozusagen der Vorlรคufer des modernen GPS. Hughes Crew trug auรŸerdem diverse Longines-Armbanduhren.

รœbrigens: Freunde des gepflegten Popcorn-Kinos sind beim Namen Howard Hughes sicherlich hellhรถrig geworden: Das Leben des US-amerikanischen Unternehmers, Filmproduzenten und Luftfahrtpioniers wurde 2004 verfilmt – im sehenswerten Hollywood-Streifen Aviator mit Leonardo Dicaprio in der Hauptrolle.

Ein weiteres nennenswertes Beispiel aus Longines‘ Fliegeruhren-Historie ist die โ€žOversizedโ€œ Longines Swiss Air-Edition 24-Stunden-Uhr aus den 50er Jahren. 24-Stunden-Uhren wie diese wurden fรผr Navigatoren an Bord von Langstreckenflรผgen entwickelt, damit diese beim Zeitzonen-Hopping, bei dem Tag und Nacht schnell verschwimmen kรถnnen, die internationale Referenzzeit GMT stets fehlerfrei ablesen konnten.

Eine solche 24-Stunden-Fliegeruhr gelangte 2009 ins Longines-Museum. Es handelte sich dabei um die Uhr des Swissair-Navigators Harry Hofmann, welcher sie bis in die 70er Jahre wรคhrend seiner Flรผge auf den Linienflugzeugen der Typen DC-4, DC-6, DC-7, DC-8 und Coronado getragen hatte.

Vor ein paar Jahren wurde auรŸerdem ein Longines-Original fรผr satte 75.000 US-Dollar beim Auktionshaus Phillips versteigert. Mit der heute erhรคltlichen Re-Edition Longines Twenty-Four Hours (Ref. L2.751.4.53.4) geht es auch etwas gรผnstiger. ๐Ÿ˜‰

Longines Fliegeruhren heute

Longines hat in der letzten Zeit immer wieder Neuauflagen (sogenannte Re-Issues oder Re-Editionen) lanciert, die sich an den historischen Originalen orientieren. Der Knackpunkt: Viele historische Modelle waren voll auf Funktionalitรคt ausgerichtet und dadurch designtechnisch oftmals eher „speziell“.

Ein Beispiel fรผr eine solche โ€“ sagen wir mal unorthodoxe โ€“ Re-Edition: die Longines Type A-7 1935 basiert auf dem gleichnamigen Eindrรผcker-Chronographen (integriert in die groรŸe Zwiebelkrone), der von Longines in den 1930er Jahren fรผr das U.S. Army Air Corps produziert wurde. Und nein, ihr habt keinen Knick in der Optik: Die โ€žschiefeโ€œ, um 45ยฐ versetzte Zifferblatt-Konstruktion wurde exakt so in einem umfangreichen Pflichtenheft gefordert, damit die Zielgruppe (US-Kampfpiloten) die Informationen von der Uhr ablesen konnte, ohne die Hรคnde vom Steuerknรผppel nehmen zu mรผssen.

Mit der 2020 lancierten, neuen Longines Spirit-Modellreihe wollen die Schweizer nun offenbar auch alltagstauglichere Fliegeruhren anbieten. Schauen wir uns das neue Modell nun etwas genauer an…

Longines Spirit Automatik 2020 (Prestige)

Schnรถrkellos war einer der ersten Begriffe, der mir beim Blick auf die Longines Spirit eingefallen ist. Das Modell ist auf den ersten Blick eine typisch-schlichte Fliegeruhr – mit auffรคllig groรŸer, und damit auch mit dicken Handschuhen bedienbarer Krone und exzellenter Ablesbarkeit.

Auf den zweiten Blick gibt es aber eine Menge Details zu entdecken, vor allem auf dem mattschwarzen Zifferblatt (auch erhรคltlich mit „kรถrnig“-weiรŸem Zifferblatt sowie Zifferblatt mit blauem Sonnenschliff) – Details wie beispielsweise die applizierten und mit Super-Luminova gefรผllten Ziffern, die optisch eine Menge hermachen und dank des beidseitig entspiegelten Saphirglases hervorragend zur Geltung kommen. Ich bin groรŸer Fan von beidseitig entspiegelten Saphirglรคsern, da die Optik meiner Meinung nach einfach deutlich hochwertiger wirkt und die Ablesbarkeit aus allen erdenklichen Winkeln genial ist. Der Nachteil: Es muss einem bewusst sein, dass selbst die besten Entspiegelungsschichten immer etwas kratzempfindlicher sind, als das Saphirglas selbst.

Apropos applizierte Ziffern: In einschlรคgigen Foren hat die durch das Datumsfenster „abgesรคbelte“ Ziffer „3“ fรผr hitzige Diskussionen gesorgt. Auch ich muss sagen, dass ich die Umsetzung als eher ungeschickt gelรถst, gleichzeitig aber nicht als „Dealbreaker“ empfinde. In der Summe frage ich mich aber schon, warum die „3“ unbedingt dran glauben musste ๐Ÿ˜‰ . Tipp: Bei der kleineren 40mm-Variante der Longines Spirit ist das Datumsfenster komplett an die Stelle der „3“ gewandert. Sofern man sich also auch mit der kleineren Variante anfreunden kann, ist diese fรผr den einen oder anderen eventuell die bessere Wahl.

Ein weiteres dezentes und liebevoll umgesetztes Merkmal der Longines Spirit ist auch ein rundum laufender, hochglanzpolierter Edelstahlring, welcher die leicht erhรถhte Minuterie optisch abgrenzt und die polierte Lรผnette und Gehรคusekante aufgreift. Schรถnes Detail: der Edelstahlring wird von den kleinen rautenfรถrmigen Stunden-Indizes dezent durchbrochen.

Der grรถรŸte Blickfang des Zifferblattes sind aber sicherlich die applizierten Sterne oberhalb des „Chronometer“-Schriftzuges. Vintage-Uhrenfreunde kennen diese fรผnf Sterne vielleicht noch vom Modell Longines Admiral aus den 70er und 80er Jahren. Die Sterne spalten die Gemรผter in einschlรคgigen Uhrforen genauso wie die abgesรคbelte „3“. In dieser Hinsicht muss ich aber sagen, dass mir die Sterne ausgesprochen gut gefallen und der Longines Spirit das gewisse Etwas verleihen.

Die Gehรคuseverarbeitung hat mich sehr รผberrascht – im positiven Sinne. Insbesondere die feine, in mehrfache Richtungen durchgefรผhrte Satinierung kann locker mit deutlich teureren Modellen wie beispielsweise von der Konzernschwester Omega mithalten. Toll!

Abgerundet wird das Gehรคuse von einer geprรคgten, รผbergroรŸen Flieger-Krone sowie einem massiven und verschraubten Stahlboden mit (nicht besonders spektakulรคrer) Gravur – ein Glas-Sichtboden wรคre mir ehrlich gesagt lieber gewesen, denn das Kaliber L888.4 ist durchaus ansehnlich…

Automatik-Kaliber L888.4 in der Longines Spirit

Sowohl in der hier getesteten Prestige-Version als auch in der „normalen“ Version der Longines Spirit (hierzu gleich mehr) ist das Automatik-Kaliber L888.4 (ETA A31.L11) verbaut, dessen Konstruktion auf dem bewรคhrten Kaliber 2892-A2 der Konzernschwester ETA SA Manufacture Horlogรจre Suisse basiert.

Das L888.4 bringt gegenรผber dem ETA 2892 einige Modifikationen mit, darunter insbesondere eine auf 64 Stunden hochgeschraubte Gangreserve. Um die hรถhere Gangreserve zu ermรถglichen, hat ETA die Frequenz von 28.800 auf 25.200 Halbschwingungen pro Stunde reduziert. Longines bzw. ETA wรคhlen mit dem Kaliber L888.4 also einen Mittelweg gegenรผber dem Powermatic 80 (siehe z.B. Mido GMT), dessen Gangreserve zwar auf 80 Stunden verbessert wurde, allerdings noch mehr zu Lasten der Frequenz (21.600). In diesem Zusammenhang bedenke man den Nachteil, dass eine geringere Frequenz auch einen weniger schรถn schleichenden Sekundenzeiger bedeutet. Das L888.4 ist hier meiner Meinung nach der perfekte Kompromiss zwischen ETA 2892 und Powermatic 80.

Das Kaliber L888.4 – hier sichtbar durch das Saphirglasfenster eines anderen Longines-Modells.

Auch fรผr die Ganggenauigkeit hat Longines was getan: Das Kaliber L888.4 kommt mit einer Unruhfeder aus monokristallinem Silizium, die aus einem gemeinsamen Forschungsprojekt von Patek Philippe, Rolex, der Swatch Group und dem Centre suisse dโ€™รฉlectronique et de microtechnique (CSEM) hervorgegangen ist. Die Vorteile einer Silizium-Unruhspiralfeder gegenรผber klassischen Unruhspiralen sind absolut nennenswert: ein gleichmรครŸigeres Schwing-Verhalten, Korrosionsfestigkeit, hรถhere StoรŸfestigkeit und eine Unempfindlichkeit gegenรผber Magnetfeldern sorgen fรผr eine deutlich bessere Ganggenauigkeit.

Die hรถhere Ganggenauigkeit, die mit dem Einbau einer Silizium-Spiralfeder einhergeht, ermรถglicht es Longines das begehrte Chronometer-Zertifikat fรผr das Kaliber L888.4 abzustauben – die Longines Spirit tickt also ganz hochoffiziell mit einer Gangabweichung von maximal -4 bis +6 Sekunden pro Tag.

Longines Spirit Prestige – Unterschiede zur normalen Variante

Viele grรถรŸere Uhrenhersteller haben sich erstaunlich (oder erschreckend?) lange gegen Schnellwechselsysteme fรผr Uhrenbรคnder gewehrt – warum auch immer. Insbesondere viele Microbrands haben dieses ungemein praktische Feature in den letzten Jahren verstรคrkt umgesetzt, viele andere Marken ziehen nun langsam nach.

Umso erfreulicher, dass nun auch die Longines Spirit mit einem solchen Schnellwechselsystem kommt – allerdings nur in der teureren sogenannten „Prestige“-Version (2600โ‚ฌ bzw. 2700โ‚ฌ), leider nicht aber in der „normalen“ Version der Spirit (2000โ‚ฌ bzw. 2100โ‚ฌ). Passenderweise bringt die Prestige-Version der Longines Spirit auch noch zwei hochwertige und sehr weiche Wechselbรคnder aus Leder mit – ein zweiteiliges Band und ein Nato-Band, welche ebenfalls mit Schnellwechselsystem kommen. Ungewรถhnlich: das Stahlband hat nur gestiftete Glieder (nicht verschraubt), was in dieser Preisklasse eher ungewรถhnlich und fรผr mich ein nennenswerter Nachteil ist.

Darรผber hinaus kommt die Longines Spirit Prestige mit einer รผbergrรถรŸen Box, die man sonst nur vom groรŸen Bruder aus der Swatch Group, Omega, kennt. Ehrlich gesagt bin ich kein groรŸer Fan solch รผberdimensionierter Boxen – gerne hรคtte es auch eine Nummer kleiner und die Uhr dafรผr ein paar Euronen gรผnstiger sein dรผrfen ๐Ÿ˜‰ .

Die XXL-Box enthรคlt (neben den Wechselbรคndern) auch noch ein Hardcover-Booklet mit geschichtlichen Hintergrundinformationen zu Longines-Uhren – allerdings leider nur in englischer Sprache. Hier hรคtte meiner Meinung nach eine รœbersetzung drin sein mรผssen.

Fazit zur Longines Spirit Automatik

Es ist ein schmaler Grat, den Longines geht: Die Schweizer wollen nach den vielen Re-Editionen auf Grundlage eher ungewรถhnlicher Fliegeruhren-Designs aus der eigenen Unternehmensgeschichte, mit der Longines Spirit nun auch mit einem etwas „alltagsfreundlicheren“ Design Kรคufer ansprechen.

Bei solchen Unterfangen lรคuft ein Uhrenhersteller naturgemรครŸ Gefahr in designtechnischer Belanglosigkeit zu verschwinden – vor allem wenn man bedenkt, dass insbesondere im Bereich Fliegeruhren der Wettbewerb hart und die Alternativen รผberaus vielzรคhlig sind (siehe zum Beispiel Fortis Uhren, Laco GMT, Sinn 104 etc.).

Grundsรคtzlich bin ich aber der Ansicht, dass Longines mit der Spirit durchaus positiv aus der Masse heraussticht – die vielen liebevollen Details auf dem Zifferblatt (mit Ausnahme der abgesรคbelten „3“ ๐Ÿ˜‰ ), die geniale Gehรคuseverarbeitung auf Omega-Niveau und das hochprรคzise Innenleben (COSC, Silizium-Spirale) sind alles in allem gute Verkaufsargumente.

Und der Preis? Nun, ich persรถnlich schรคtze Longines sehr dafรผr, dass die Marke – trotz hoher Markenbekanntheit und langer Markenhistorie – nach wie vor in vergleichsweise humanen Preisregionen unterwegs ist. Nicht zufรคllig werden viele Longines-Modelle wie beispielsweise die HydroConquest oftmals von Uhrenfreunden als Preis-Leistungs-Tipp genannt.

Und auch, wenn Longines mit der Spirit sich eher hochpreisiger positioniert (Prestige-Variante ab 2600โ‚ฌ), so ist der Preisrahmen im GroรŸen und Ganzen mit Blick auf Qualitรคt, Lieferumfang und innere Werte in einem recht akzeptablen Rahmen – wenngleich ich keineswegs von einem Schnapper sprechen wรผrde ๐Ÿ˜‰

Tipp: Wenn man gefallen an der Longines Spirit gefunden hat und nicht unbedingt das Bedรผrfnis hat dauernd die Bรคnder zu wechseln (siehe Schnellwechselsystem der Prestige), so wรผrde ich dazu raten, auf die Prestige-Variante zu verzichten und zur „normalen“ Variante am Stahlband zu greifen – denn seien wir mal ehrlich: Auch wenn die XXL-Box und das Booklet ein nettes extra sind, verstauben diese spรคtestens nach ein paar Wochen doch ohnehin irgendwo in einer Ecke des Hauses. Und hinsichtlich der Bรคnder gilt: falls doch mal Bedarf an einem neuen Band besteht, so gibt es etliche Drittanbieter, bei denen man ein passendes, hochwertiges Band nachtrรคglich kaufen kann (z.B. individualisierte Bรคnder von Greenpilot-Watchstraps).

Hinweis / Reklame
Die Longines Spirit Prestige wurde fรผr diesen Test von Juwelier Altherr zur Verfรผgung gestellt und anschlieรŸend zurรผckgesendet.

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OlliB
2 Jahre zurรผck

Hallo Mario
Danke Dir wieder einmal Deinen umfassenden sachkundigen (aficionado) Review. Ich habe mich mit der Spirit schon 2020 bei der Vorstellung beschรคftigt, dann habe ich die 42 mm Version in blau Sunburst bei Altherr Kรถln gesehen, und die war hat mir doch zu sehr auf dem Arm aufgetragen wegen Hornlรคnge (trage aber auch die Rlx ExII 216560 mit 19cm Wrist). Nun gibts die 37mm Champagne – bestellt – warte auf die Lieferungโ€ฆ. To be continuedโ€ฆ. Mario, bitte weiter Deine klasse Reports ๐Ÿซต๐Ÿป๐Ÿ’ช๐Ÿผ

Dirk C.
3 Jahre zurรผck

Hallo Mario,
das war wie immer mal wieder ein super Review mit sehr vielen hilfreichen Infos und Bildern. Ich glaube kaum eine Uhr trifft alle Geschmรคcker, und รผber diese wird wirklich viel diskutiert im Netz. Ich habe sie mir einfach mal angeschaut beim Hรคndler und musste dann leider direkt die Titan Variante mitnehmen. Das fehlende Datum, das Zusammenspiel der warmen Farben und die Leichtigkeit der Uhr am Arm machen das ganze Paket fรผr mich komplett. Ich bin absolut begeistert von der Optik, Verarbeitung und Qualitรคt der Uhr. Der (StraรŸen)Preis ist da meiner Meinung nach absolut gerechtfertigt.
Beste GrรผรŸe
Dirk

Matteo
3 Jahre zurรผck

Vielen Dank fรผr den ausfรผhrlichen Testbericht mit Hintergrund Informationen. Eine Punktlandung war es insofern, als ich am Ende des Artikels bei Longines direkt eine Spirit bestellte. Nach mehreren Exemplaren aus der Swatch Group, wollte ich auch eine Longines mein Eigen nennen, auch der Geschichte wegen, und die 25.200 Halbschwingungen pro Stunde ist meiner Einschรคtzung nach ein guter entscheid. Neue Materialien wie das Silizium fรผr die Unruhfeder ist zukunftsweisend, die alten Kaliber haben natรผrlich immer ihren Platz, aber nach รผber 50 Jahren darf auch in die Uhrenindustrie die Innovation nicht auf der Strecke bleiben.
Beste Grรผsse Matteo

Oliver
3 Jahre zurรผck

Hallo Mario,
bei der Prestige Edition ist das Metallband verschraubt und bei der normalen Edition gestiftet.
Mit freundlichen GrรผรŸen

Oliver
3 Jahre zurรผck
Antworten...  Oliver

Hallo, habe heute noch einmal beim Juwelier geschaut, beide Bรคnder sind gestiftet sowohl bei der normalen als bei der Prestige Edition.

Mein Fehler und liebe GrรผรŸe

Karsten
3 Jahre zurรผck

Hallo Mario, wie immer ein toller Artikel, der alle Aspekte der neuen Spirit beleuchtet. Ich selbst besitze die 40 mm Variante (wegen abgesรคbelter Drei der 42 mm ๐Ÿ˜‰) seit Sept. 2020 und kann die tolle Verarbeitung, die gute Ablesbarkeit (Longines hat nicht mit Super Luminova gespart) sowie das klasse Werk nur loben. Die Uhr lรคuft bei mir am Handgelenk mit konstant 0.5 Sek Vorgang am Tag. Und nicht zu vergessen, bei 5 Jahren Garantie ohne zusรคtzliche Registrierung! Weiter so Mario mit tollen Recherchen und Neuvorstelungen und weiter so Longines. Viele GrรผรŸe Karsten

Rolf
4 Jahre zurรผck

Da lobe ich mir doch die Geckota K-01 B Type 40mm ETA 2824 Pilot Watch:
https://www.watchgecko.com/geckota-k-01b-40mm-pilots-watch-handmade-strap
Super Preis-Leistungsverhรคltnis, super Design mit Lederband und lรคuft hervorragend (ETA 2824-2 movement), ca. 420 Euro.

Thorsten S.
4 Jahre zurรผck

…Na ja,optisch erinnert das Logo an:“ELYSEE-Uhren!“
Fรผr eine Militรคr/Fliegeruhr finde ich das Zifferblatt etwas รผberladen!
Die Minuterie ist unaufรคllig wieauch die Zeiger!
Da finde ich die Neuauflage der:“Longines Heritage 1938″ansprechender!
…Aber ich kann mir vorstellen,wenn man die Uhr:“LIVE“,sieht ergibt sich wieder ein vรถllig anderes Bild! ๐Ÿ˜‰
Iss eben das Problem mit Fotos! ;-/
Danke fรผr die Vorstellung
liebe GrรผรŸe
Thorsten S.

Anonym
2 Jahre zurรผck
Antworten...  Thorsten S.

das Logo existierte aber lange bevor es Elysse gegeben hat