Schon mal vorweg: Keine Sorge – das hier wird nicht die drölfmillionste Aufarbeitung der Uhren, die James Bond in seinen Leinwandauftritten über die Jahrzehnte getragen hat. Artikel darüber, welche Uhren in Verbindung mit welchen Spezialfähigkeiten (Laser, Bumm, Tot etc.) in den 007-Streifen getragen wurden (Breitling, Seiko, Hamilton, Rolex), gibt es schließlich zur Genüge, vor allem mit Schwerpunkt Omega – geschuldet der Tatsache, dass Omegas Marketingmaschinerie bei James Bond auf Hochtouren läuft.
Auf der einen Seite würde, wenn wir mal ehrlich sind, ein echter Geheimagent, der die Lizenz zum Töten im Auftrag des MI6 hat, überhaupt keine Luxusuhr tragen: die 007-Seamaster-Modelle von Omega starten bei rund 9000€ Liste – eine Menge Holz für einen Geheimagenten. Die teuerste von Omega als „James Bond 60th Anniversary“ geführte Seamaster mit Weißgold und viel Blingbling-Steinchen steuert sogar Richtung 200.000€ – für einen Mann, der wahrscheinlich ein unauffälliges Auftreten vorzieht und nicht den allerdicksten Geldbeutel hat, ist das nicht unbedingt die geschickteste Uhrenwahl (freundlich ausgedrückt).
Gleichzeitig ist die Tatsache, dass Bond mit Pierce Brosnan anno 1995 in „GoldenEye “ bekanntlich fortan eine Omega Seamaster Professional um sein Handgelenk schnallte, gar nicht so abwegig, denn der von Ian Fleming in den Büchern gezeichnete Charakter des James Bond war ein echter Markenfetischist.
Genau um diese Diskussion soll es in diesem Artikel gehen. Natürlich dürfen dabei auch konkrete Uhren-Vorschläge für James Bond nicht fehlen. Film ab!

INHALT
Seiko und Citizen: Würde sich James Bond bei günstigen Uhren aus Japan bedienen?
Fun Fact am Rande: Dass die Wahl der Bond-Filmemacher auf Omega fiel, kam angeblich so: Die Oscar-prämierte Kostümbildnerin Lindy Hemming, die neben GoldenEye auch verantwortlich für Der Morgen stirbt nie, Die Welt ist nicht genug, Stirb an einem anderen Tag und Casino Royale verantwortlich war, sagte, sie habe Bonds Handgelenk seit Goldeneye mit einer Omega geschmückt, weil ihr das am authentischsten erschien. „Mein Vater war bei der Royal Air Force“, erklärte sie, und offenbar fiel die Wahl auf Omega auf Anraten von Freunden ihres Vaters, die früher der Royal Navy angehörten.
Angesichts der Tatsache, dass Taucher der Royal Navy (und wie wir wissen hat Bond den Rang eines Commanders der Royal Navy) tatsächlich Omega Seamasters trugen, ist diese Geschichte nicht aus der Luft gegriffen: Das britische Verteidigungsministerium orderte zwischen 1967 und 1971 tatsächlich spezielle Seamaster 300-Modelle. Sowohl die britische Royal Navy als auch die Army erhielten Uhren. Der einzige Unterschied zwischen den beiden Chargen bestand in der Kennzeichnung der jeweiligen Teilstreitkraft: Die erste Charge trug die Nummer „0552“, die zweite die Gravur „W10“. Da es sich um Militäruhren handelte, unterschieden sie sich in einigen nennenswerten Punkten von der originalen Seamaster 300 Ref. ST 165.024: Neben den Militärmarkierungen auf der Rückseite kamen sie mit festen Stegen zwischen den Bandanstößen (siehe auch Tudor Marine Nationale) und einem eingekreisten „T“ auf dem Zifferblatt, das auf die Verwendung von Tritium hinwies.


Im Vergleich zu den 60er und 70er Jahren werden heute nur noch in sehr seltenen Fällen Uhren offiziell von den Verteidigungsministerien dieser Welt im großen Stile angeschafft – das gilt auch für das britische MoD. Laut einer offiziellen Antwort des britischen Verteidigungsministeriums auf eine Anfrage aus dem Jahr 2012 beschafft die britische Verteidigungsministerium (Ministry of Defense, MOD) derzeit aber in einem überschaubaren Rahmen folgende Uhren-Modelle:
- AIRCREW: 6645-99-958-4 756 SEIKO PX8307X1 (diese Spezifikation ist etwas irreführend – wahrscheinlich handelt es sich um die Pulsar YM92/X170, die 2014 nachbestellt wurde)
- GENERAL SERVICE: 6645-99-605-2627 SEIKO PXD433
- DIVERS: 6645-99-852-5953 CITIZEN Eco-Drive BN0000-04H
Das offizielle Schreiben könnt ihr hier einsehen.

Dass die Wahl auf drei japanische Uhren fiel, verwundert nicht allzu sehr, denn diese gelten auch unter zivilen Uhrenfreunden hinsichtlich Preis-Leistung oftmals als heißer Tipp.
Etwas verwundert hat mich aber, dass keine G-Shock unter den genannten Uhren ist – die Uhr, die als Archetyp einer robusten, zuverlässigen Militäruhr gesehen werden kann und die häufig auch privat von Soldaten angeschafft und im Einsatz getragen wird.
Casio ist sich dessen natürlich bewusst und hat mit der G-Shock Mudmaster GG-B100 (genauer: GG-B100BA-1A) vor einigen Jahren eine Limited Edition in Camouflage-Optik herausgebracht, die in Zusammenarbeit mit dem Britischen Verteidigungsministerium entstanden ist. Diverse Sensoren für die Messung von Luftdruck (Barometer), Höhen (Altimeter), Temperatur sowie einen Digital-Kompass sind an Bord das Modells. Hinzu kommen die vielzähligen Standard-Funktionen der G-Shock.
Bei all diesen Funktionen müsste doch eigentlich das Herz von James Bond aufgehen oder? Oder würde sich Bond auch mit einer günstigen analogen Uhr aus Japan wie dem oben gezeigten Citizen Diver mit Eco-Dive zufriedengeben?

Ian Fleming und der Markenfetischismus von Bond
Nun, Fleming machte in den Büchern überdeutlich, dass Bond überaus materialistisch ist, sodass es schwer vorstellbar ist, dass Bond eine günstige japanische Uhr tragen würde.
Der Bücher-Bond ist ein völliger Markensnob – ein Beispiel: In Im Geheimdienst Ihrer Majestät, dem elften Bond-Buch aus 1963, beschreibt Fleming mit unerwartet liebevoller Detailverliebtheit Bonds Shampoo, das von der fiktiven französischen Marke „Pinaud Elixir“ stammt. Er unterbricht die Handlung kurz, um zu betonen, wie hochwertig und angenehm dieses Shampoo sei – fast wie eine Werbung mitten im Text. Das ist ein schönes Beispiel für Flemings bekannten „Markenfetischismus“ und seine Leidenschaft für luxuriöse, stilvolle Details im Leben seines Protagonisten.
Hier ein Auszug in sinngemäßer Übersetzung:
„Es war das beste Shampoo der Welt […]Es ließ das Haar weich und seidig werden, mit einem ganz leichten Duft, der an irdene Blüten erinnerte. Bond benutzte es immer, wenn er in Frankreich war.“
Auch sonst erwähnte Fleming in seinen Büchern recht häufig konkrete Markennamen und er ging sogar so weit in „Leben und sterben lassen “ von 1954 konkret eine „Rolex Oyster Perpetual“ zu benennen, ohne jedoch ein bestimmtes Modell zu erwähnen:
“He looked at his watch. It was a Rolex Oyster Perpetual, a self-winding watch on an expanding metal bracelet. It was waterproof and shockproof. It was also a useful knuckle-duster if you hit someone with it.”
Diese Beschreibung erscheint ziemlich früh im Buch und ist typisch für Flemings Stil: ein großer Markenname, technische Details, und ein Hauch von Gewalt – alles auf ein paar Zeilen komprimiert.
Auch in Ian Flemings On Her Majesty’s Secret Service (1963) wird in einer Szene beschrieben wie James Bond seine Ausrüstung überprüft:
„Bond surveyed his weapons. They were only his hands and feet, his Gillette razor and his wrist-watch, a heavy Rolex Oyster Perpetual on an expanding metal bracelet. Used properly, these could be turned into most effective knuckledusters.”
In „James Bond 007 – Dr. No“ aus dem Jahr 1962 , der erste Filmauftritt des Geheimagenten, trägt Sean Connery daher wenig verwunderlich auch eine Rolex, und zwar die Submariner 6538. Mehr: Rolex 6538 Big Crown und der Stil-Fauxpas von Sean Connery in Goldfinger.


Vor dem Hintergrund, dass Bond ein Markenfetischist ist, ist die Tatsache, dass Bond seit GoldenEye Omega trägt vermutlich durchaus auch im Sinne von Bond-Erschaffer Ian Fleming – denn auch Omega bringt eine gehörige Portion Markenimage mit.

Würde Bond nur britische Uhrenmarken tragen?
Dass „Swiss Made“-Uhren im Allgemeinen einen sehr guten Ruf genießen, ist kein Geheimnis.
Es gibt aber auch einen engen Zusammenhang zwischen Patriotismus und dem Kaufverhalten, insbesondere bei der Wahl von Marken. Marken aus dem eigenen Land werden oft als Symbole der nationalen Identität wahrgenommen. Der Kauf einer heimischen Marke kann ein Ausdruck von Loyalität oder Stolz sein. Wenig verwunderlich ist, dass man in Ländern mit starkem Nationalstolz ein besonders starkes „Buy Local“-Verhalten beobachten kann.
Doch wie steht es um James Bonds persönliche Einstellung? Der Charakter des James Bond ist ein Produkt des britischen Empires, keine Frage. Seine Weltanschauung ist von der Nachkriegszeit geprägt, als Britannien gerade dabei war, seinen globalen Einfluss zu verlieren. Das merkt man in vielen Romanen – da schwingt oft ein leicht melancholischer Ton mit, eine gewisse Skepsis gegenüber dem Verfall alter Werte.
In „From Russia with Love“ (1957), in einem Gespräch mit dem in der Türkei ansässigen Agenten Darko Kerim, sagt Bond:
„In England zeigen wir keine Zähne mehr – nur noch Zahnfleisch.“
Diese Aussage reflektiert Bonds Bewusstsein für den Niedergang des britischen Einflusses und seine melancholische Sicht auf die Stellung seines Landes in der Welt.
Bond ist ein Mann des britischen Geheimdienstes, und seine Handlungen zeigen, dass er grundsätzlich für das Vereinigte Königreich kämpft – gegen internationale Bedrohungen, gegen die Sowjets, gegen terroristische Organisationen und so weiter und so fort. Aber: Fleming beschreibt ihn nie als Hurra-Patrioten. Bond macht den Job, weil ihn halt jemand machen muss. Er ist der Typ, der aus Pflichtgefühl handelt, nicht aber unbedingt aus begeistertem Nationalstolz.
Dazu auch noch ein Zitat aus „Casino Royale“ – nach einem besonders brutalen Auftrag reflektiert Bond über die Moral seines Berufs:
„Patriotismus kommt daher und lässt es einigermaßen in Ordnung erscheinen, aber dieses ‚Mein Land, richtig oder falsch‘-Geschäft ist etwas veraltet.“
Diese Passage zeigt, dass Bond seine Loyalität nicht blind an sein Land bindet, sondern kritisch über seine Rolle und die Rechtfertigung seiner Handlungen nachdenkt.
Dennoch: In „You Only Live Twice“ (1964), in einem Gespräch mit dem japanischen Geheimdienstchef Tiger Tanaka, wird Bond mit Kritik an Großbritannien konfrontiert. Tanaka wirft dem Land vor, sein Empire „mit beiden Händen weggeworfen“ zu haben. Bond verteidigt sein Heimatland, indem er auf Nobelpreisträger und andere Errungenschaften wie die Besteigung des
Mount Everest verweist (mehr: Smiths statt Rolex: Die erste Uhr auf dem Gipfel des Mount Everest). Diese Szene zeigt Bonds Versuch, trotz des offensichtlichen Niedergangs, Stolz auf sein Land zu bewahren und dessen Werte zu verteidigen.
Kurzum: Bond liebt sein Land auf eine stoische, fast melancholische Weise – nicht unkritisch, aber tief verwurzelt. Seine Loyalität gilt nicht unbedingt nur der Union Jack, aber vielmehr bestimmten Prinzipien, Menschen (seinem Vorgesetzten M) und seinem Pflichtgefühl im Allgemeinen. Dabei ist aber auch Bonds Vorliebe zu britischen Marken nicht von der Hand zu weisen (Zitat aus dem Buch „Live and Let Die“):
„The Grey Bentley convertible, the 1933 4 ½-litre with the Amherst-Villiers supercharger, had been brought round a few minutes earlier from the garage where he kept it and the engine had kicked directly he pressed the self-starter.“
Im siebten Roman Goldfinger wechselte Bond außerdem zu einem DB Mark III vom Hersteller Aston Martin aus Warwickshire. Im Film Goldfinger (1964) wurde der DB5 eingesetzt, der damals das aktuelle Modell war.
Wir schauen nun auf eine kleine Auswahl an Uhren, die mit Blick auf die vorangegangene Diskussion meiner Meinung nach noch besser zu James Bond passen würden als Omega: Uhren, die…
- …einen gewissen Prestigefaktor mitbringen und hochpreisig sind (Bond als Markensnob),
- …von britischen Herstellern stammen (siehe Bonds Vorliebe für britische Autos)
- …nicht zu auffällig sind (Bond als Geheimagent) und
- Robustheit und Toolwatch-Charakter (oft geht’s ruppig zu) mitbringen.
Bamford, London
Das Bamford Watch Department aus London gehört (neben dem deutschen Pendant Blaken) zu den bekanntesten Uhren-Moddern im Luxusuhrenbereich – Bamford ist quasi das, was West Coast Customs für Autofans ist. Das liegt unter anderem an beliebten Kreationen wie beispielsweise der ziemlich coolen Bamford Rolex Milgauss (die aber nicht offiziell zusammen mit Rolex entstanden ist).
In den letzten Jahren hat Bamford die offiziellen Kooperationen mit diversen Uhrenherstellern merkbar ausgeweitet. Insbesondere Marken von der LVMH-Gruppe (TAG Heuer, Zenith…) sind im Angebot von Bamford.
Ich benötige jedenfalls nicht viel Fantasie, um mir beispielsweise die unten gezeigte Bamford-Autavia an Bonds Handgelenk vorzustellen – ein ziemlich geiles Teil in toller Tarnoptik, das wegen des Swiss Made-Faktors perfekt Prestige mit dem Faktor einer lokalen Marke vereint. Übrigens: Insbesondere im Rennsport hatte die Autavia in den 60er und 70er Jahren einige berühmte Träger, darunter Jochen Rindt, Mario Andretti sowie Niki Laudas Teamkollege Clay Regazzoni – und Bond mag es bekanntlich ja auch schnell.
Mehr: TAG Heuer Autavia Calibre Heuer 02 – Entstehungs-Geschichte und Test des Retro-Chronographen

Bamford hat es meiner Meinung nach geschafft, dass die Strahlkraft großer Marken ein Stück weit auf Bamford selbst reflektiert. Alternativ darf es daher vielleicht auch ein Modell von der Bamford-Eigenmarke sein – so wie die Bamford Steel GMT (und eine GMT-Funktionalität wäre für den Berufs-Globetrotter Bond sicher auch nicht verkehrt):

Bremont, South Oxfordshire
Der in Henley-on-Thames, South Oxfordshire, gegründete Uhrenhersteller Bremont ist erst seit einigen Jahren aktiv. Die Designs von Bremont bewegen sich im Bereich klassischer Flieger- und Militär-Uhren, bringen aber gleichzeitig ein paar erfrischend andere Designelemente mit. Seit 2019 darf Bremont auf Grundlage einer Zusammenarbeit mit dem britischen Verteidigungsministerium auch die Abzeichen der Royal Navy, British Army und Royal Air Force auf seinen Uhren verewigen. Tatsächlich, im großen Stile an das britische Militär ausgelieferte “Military issued”-Modelle, sind mir allerdings nicht bekannt (was mit Blick auf die Preise auch ziemlich ungewöhnlich wäre).

Bremont ist aber immerhin einer der wenigen Hersteller, die ganz gezielt individualisierte Uhren für die Einheiten des britischen Militärs anbietet. Bremont wurde beispielsweise von der US Navy Test Pilot School, der USAF C-17 Globemaster Community und der US Navy VFA-81 Sunliners Squadron angesprochen und gebeten, spezielle Militäruhren für ihre Mitglieder herzustellen.
Bremont bietet unter dem Namen Supermarine auch eine Auswahl an Taucheruhren. Die Supermarine-Modellreihe und insbesondere die „gut getarnte“ Supermarine Full Ceramic, Jungle Green dürfte James Bond durchaus ansprechen und auch die Funktionalität im Sinne hoher Ablesbarkeit kommt nicht zu kurz (Preispunkt: 7750€).

Übrigens: Die doppelte Portion Großbritannien, aber vielleicht etwas zu auffällig wegen seiner neonartigen grünen Farbe, bietet die Bamford x Bremont-Kooperationsuhr.

CWC, London
Eine weitere denkbare Wahl für Bond wäre CWC aus London (Cabot Watch Company, benannt nach dem Entdecker John Cabot), gegründet im Jahre 1972 vom ehemaligen Hamilton-CEO Ray Mellor. Mellor blickt dabei auf eigene Militärerfahrungen zurück – er war im Zweiten Weltkrieg bei der Handelsmarine tätig und schipperte britische Truppen über die Weltmeere.
Mit der Field Watch CWC W10 und insbesondere mit dem Nachfolger, der CWC G10, konnte Mellor einen beachtlichen Erfolg feiern: Nur wenige Jahre nach der Gründung ersetzte er mit CWC den vorherigen, alteingesessenen Lieferanten Hamilton. Bis 2008 wurden insgesamt über 200.000 Stück der CWC G10 an die British Army ausgeliefert. Allein im Golfkrieg (1991) wurden 20.000 Stück ausgeliefert.
Seit 1990 ist die CWC G10 auch für Zivilisten käuflich erwerbbar – damals wie heute kommt die Field Watch mit einem Quarzwerk (ETA 955.102), einem matten, eher kleinen Gehäuse (36,5 mm Durchmesser), 5 atm Wasserdichtigkeit und einem Deckglas aus Acryl.

Da es bei Bond aber natürlich eher ruppiger zugeht und auch der eine oder andere Unterwassereinsatz ansteht, dürfte ein CWC-Diver sicherlich ebenfalls keine schlechte Wahl sein – man denke nur an die Tauchkämpfe in „Thunderball“.

Und auch da hat CWC einen Pfeil im Köcher: Für maritime Spezialeinheiten wie den Special Boat Service (SBS, das britische Äquivalent zu den Navy SEALs) liefert(e?) CWC die SBS Diver Issue QS120 DD mit der NSN 6645-99 7995443, einen PVD-beschichteten Nachfahren der ursprünglichen Taucheruhr der Royal Navy, die die Rolex Military Submariner (MilSub, eingeführt in den 70ern) ablöste – robust, unauffällig, 300 m wasserdicht, kein Bling-Bling und mit Quarzwerk, das naturgemäß deutlich robuster als ein mechanisches Werk ist.



Allerdings ist schwer vorstellbar, dass sich Bond mit solch „günstigen“ Uhren zufrieden geben würde (ab 250 Pfund), trotz „Swiss Made“-Bonus. CWC ist außerdem eher eine Uhr für Kenner, ohne allzu großen Prestigefaktor. Dennoch ist es vielleicht denkbar, dass Bond beispielsweise zum hochpreisigeren CWC Valjoux 7733 Pilot Chronograph greifen würde:

Auch hier ist der militär-historische Kontext gegeben: Das Bild unten aus den 80ern zeigt einen Piloten der Royal Air Force (links), der einem Piloten der US Air Force während eines Besuchs der RAF auf dem Luftwaffenstützpunkt Spangdahlem in Deutschland beim Anziehen seines Fluganzugs hilft. An seinem Handgelenk trägt er einen CWC-Chronographen. Diese CWC-Modelle zeichneten sich durch breite Zeiger und deutliche Markierungen aus und waren daher ideal für Piloten. Die Zifferblätter trugen ebenfalls das Pheon.

Timor und Vertex: Zwei der Dirty Dozen
Abgesehen von Thunderball fanden die meisten Abenteuer von Bond vor allem im Trockenen statt – und wir könnten argumentieren, dass auch eine klassisch-toolige Field Watch mit perfekter Ablesbarkeit hervorragend zu Bond passen würde.
Das führt uns zu den britischen Uhrenherstellern Vertex und Timor – dazu kurz eine historische Einordnung: Zu dem Zeitpunkt als Großbritannien 1939 Deutschland vor dem Hintergrund der Invasion Polens den Krieg erklärte, konnten kaum britische Uhrenfirmen mit den Produktionskapazitäten der Schweiz mithalten. Und die wenigen verbliebenen, die noch im Bereich Uhren tätig waren, wurden von der Regierung in die Pflicht genommen, sich auf die Produktion von Komponenten für insbesondere Luftwaffe und Marine zu konzentrieren.
Wegen der eingeschränkten Produktionskapazitäten orderte das britische Verteidigungsministerium daher die benötigten 150.000 W.W.W. (Watch. Handgelenk. Wasserdicht.)-Uhren (allesamt mit Schweizer Werken) bei einem Dutzend Hersteller – namentlich u.a. Longines, IWC, Omega und eben auch Timor und Vertex. Der Spitzname: Dirty Dozen. Das dreckige Dutzend (engl. Dirty Dozen) ist ein US-amerikanischer Kriegsfilm aus dem Jahre 1967 über ein fiktives Spezialkommando, bestehend aus zwölf Strafgefangenen, während des Zweiten Weltkriegs. Dieser durchaus populäre Kriegsfilm hat sicherlich seinen Teil zur Findung des Spitznamens für die besagte Field Watch beigetragen, die aber natürlich nicht nur in besagtem Film, sondern von echten britischen Soldaten getragen, die im Zweiten Weltkrieg gekämpft haben.
Für 007 ist die moderner interpretierte Vertex M100A daher vielleicht eine gute Wahl, die mit ihrem Kerndesign an die historischen Dirty Dozen-Uhren erinnert und gleichzeitig modernere Spezifikationen wie 10 bar Wasserdichtigkeit und sportlichere 40 mm Durchmesser mitbringt. Charakteristisch – und darüber dürfte sich Bond freuen – ist das Pheon auf dem Zifferblatt, auch genannt “Broad Arrow”, ein Symbol, das ab dem 16. Jahrhundert vom Britischen Board of Ordnance, der Behörde, die für Waffen und Ausrüstung der Royal Army und Royal Navy zuständig war, genutzt wurde, um Staatseigentum zu markieren. Mit knapp 3000€ ist die Vertex M100A auch ziemlich hochpreisig positioniert – genau richtig für James Bond, der es gerne teuer und hochwertig mag.

Christopher Ward, Maidenhead
Lange bevor der Hype um Kickstarter-Kampagnen und der Siegeszug der Microbrands begann, gründeten die drei Briten Christopher Ward, Mike France und Peter Ellis ihr Unternehmen in einem umgebauten Hühnerstall in Maidenhead, Berkshire, vor den Toren der Metropole London.
Mehr noch: Christopher Ward war eine der ersten Uhrenmarken überhaupt, die sich rein auf den Direktvertrieb über einen eigenen Online-Shop fokussiert haben. Sprich: Christopher Ward verzichtet seit je her komplett darauf Uhren über den klassischen Weg, d.h. über Juweliere in den Städten dieser Welt, zu verticken. Die Briten waren mit ihrem Online-Direktvertrieb ein echter Vorreiter: Dieser Ansatz wird heute von quasi allen Microbrands verfolgt und soll vor allem für günstigere Preise beim Endverbraucher sorgen, da die Handelsmarge “eingespart” wird.
Für einen „Otto Normal“-Geheimagenten sind die Preise von Christopher Ward im Rahmen von von Pi mal Daumen 1000€ wohl noch recht erschwinglich, zum Beispiel für Modelle der C65-Reihe. Insbesondere in Großbritannien hat sich Christopher Ward darüber hinaus ein durchaus beachtliches Markenimage aufgebaut, wobei die Briten auch vom „Swiss Made„-Bonus profitieren.
Vermutlich würde James Bond aber eher in Richtung der hochpreisigeren Modelle von Christopher Ward schielen – so wie die Twelve X (Ti), die anlässlich des 20-jährigen Firmenjubiläums dank eines Zusammenschlusses mit Synergies Horlogères auch ein hauseigenes Uhrwerks spendiert bekommen, das Kaliber SH21. Gegen das Modell könnte man aber argumentieren, dass es für einen Undercover-Agenten vielleicht etwas zu auffällig ist und wegen der Skelettierung naturgemäß alles andere als perfekt ablesbar ist.


Eine Option wäre daher vielleicht die Taucheruhr C60 Trident Lumière: Sie ist leicht dank Titan (leider Grad 2, statt Grad 5), besonders leuchtstark dank plastischer Globolight XP-Indizes, mit 41mm sportlich dimensioniert und mit 300 Metern mehr als ausreichend wasserdicht.


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Lieber Mario, ich würde es eher so einschätzen, dass der Dünkel-Bond ganz im Sinne des britischen Sportsgeist weiter an schweizer Uhren festhalten würde. Die Briten können neidlos anerkennen, wenn wer es besser kann und sich sich darin einen tadellosen Ruf erarbeitet hat.
Am Aston Martin hält das Konsortium fest, weil es Teil der Marke Bond ist. Der Ausflug in den deutschen Automobilbau wurde von der Fangemeinde außerordentlich schlecht aufgenommen. Eventuell war das auch der ambitionslosen Auswahl geschuldet. Ein 300SL Flügeltürer wäre sicherlich besser aufgenommen worden, als die Z-BMWs.
Ich anerkenne aber, dass Du diesen Aufhänger dafür genutzt hast, mal ein Licht auf den britischen Uhrenbau zu werfen. Wobei ich hier schmerzlich die kreativeren Uhrengehäuseschmieden a la >>Mr. Jones<< vermisse. Selbst wenn die für den Geheimagenten möglicherweise zu auffällig erscheinen mögen. Andererseits legt der Daniel Craig Bond ohnehin nicht viel Wert auf Tarnung.
Um Deine Frage konkret zu beantworten: Ich tippe auf die kommende traser „P99 Iris Tactical“ mit dem Yps-Heft Gimmick 😅!
Beste Grüße, Frank