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Ich glaube ich habe hier auf diesem Blog noch nie eine Uhr unter die Lupe genommen, die explizit als Damenuhr beworben wurde. Das ändert sich mit dem heutigen Tag – zumindest theoretisch.

Denn: Vostok Europe ist vor allem für massive, wuchtige Uhren für starke Herrenhandgelenke bekannt, die auch gerne mal an der 50mm Durchmesser-Grenze kratzen. In der Hinsicht ist es schon etwas verständlicher, warum die 39mm großen Modelle der hier vorgestellten Undine-Reihe auch „Lady Line“ genannt werden. Gleichzeitig ist das heutzutage ein Durchmesser, der bei anderen Herstellern in der Kategorie „normalgroß“ oder „mid-size“ geführt wird – in der Hauptstadt Litauens, Vilnius, wo ausnahmslos alle Vostok Europe-Uhren designt, montiert und überprüft werden, denkt man eben in anderen Dimensionen. Schauen wir uns die fünf neuen Undine-Modelle (2025) mal genauer an, die designtechnisch weitgehend neutral gehalten sind und daher vielleicht auch für den einen oder anderen Herren interessant sein dürften…

Eckdaten Vostok Europe Undine:

  • Made in Lithuania
  • Durchmesser: 39 mm
  • Horn-zu-Horn: 48 mm
  • Höhe: 13,5 mm (Mecaquarz) bzw. 14,9 mm (Automatik-Varianten)
  • Wasserdichtigkeit 20 bar
  • Lünette mit Überzug aus K1 Mineralglas
  • Gehäuse aus Edelstahl (manche Varianten PVD-beschichtet)
  • Verschiedene Seiko-Kaliber: Seiko NH35, NH38, NH72, VK64, VK68
  • Super-LumiNova
  • Einseitig drehbare Lünette
  • Gehärtetes und entspiegeltes K1 Kristall
  • Verschiedene Bänder: u.a. Mesh, Silikon, Rochenleder, jeweils mit Schnellwechselverschluss
  • Preis: ab 349€, direkt über den offiziellen Vertreter der Marke Vostok Europe in Deutschland)

Vostok Europe Undine im Hands-On

Wie bei Vostok Europe üblich, hat der Modellname „Undine“ eine passende Bedeutung: Nicht nur gilt das Wasser schon seit der Antike als weibliches Element, traditionsgemäß werden auch die Gewässer dieser Welt von zahlreichen weiblichen Mythengestalten besiedelt: Von Nixen und Najaden, von Sirenen und Meerjungfrauen, Melusinen – und Undinen, den Wassergeistern. Der Stoff rund um die Undinen wurde erstmalig in einem Gedicht um 1320 behandelt und vielfach adaptiert, zum Beispiel vom Dichter und Romantiker Friedrich Baron de la Motte Fouqué (1777 bis 1843).

Keines der neuen 2025er Undine-Modelle ist hinsichtlich der Gestaltung meiner Meinung nach allzu klassisch-feminin gehalten, also mit viel Gold oder Bling-Bling oder dergleichen (das sind zumindest Eigenschaften von Damenuhren, die vielen sofort in den Sinn kommen dürften, auch wenn diese Vorstellung ein Stück weit antiquiert ist).

Mir fällt daher, wie bereits eingangs angedeutet, kein wirklicher Grund ein, warum einige der Undine-Modelle, also Varianten wie die „Mirror“, nicht auch von Herren getragen werden könnten. Bei der „Mirror“ ist der Name übrigens auch Programm: Das Zifferblatt ist auf Hochglanz poliert und spiegelt beispielsweise das auf das Deckglas gedruckte „Undine“ zurück. Auch im Dunkeln ergibt sich ein besonderer Effekt durch die zurückgespiegelte Super-LumiNova, die in die applizierten, Haifischzahn-artigen Stundenindizes eingelassen ist. Eine offene Unruh durchbricht die ansonsten sehr „cleane“ Optik des Modells.

Relativ neutral ist auch die vollskelettierte Variante „Rebel“ mit Seiko NH72, deren Werkskomponenten mit Ruthenium PVD-beschichtet sind, ein eher seltenes, hartes, silberweißes Edelmetall aus der Gruppe der Platinmetalle. Die Farbwirkung ist im Prinzip wie eine aufgehellte schwarze PVD-Beschichtung auf dem gesamten Uhrwerk, einschließlich des Rotors.

Die beiden Mecaquarz-Chronographen in den Farbvarianten „Cranberry“ und „Ocean“ wiederum kommen mit Zifferblättern aus Emaille (engl. Enamel). Emaille wird bei bei Temperaturen von über 480 °C geschmolzen und gilt als sehr korrosionsbeständig, temperaturbeständig, schlag- und stoßfest, säureresistent und lichtecht, d.h. emaillierte Oberflächen behalten ihre Farbe, wie am ersten Tag. Vostok Europe trägt auf die Emaille-Blätter außerdem ein schimmerndes Metallpulver auf, das etwas an Aventurin erinnert. Das Pulvermuster ist bei jeder Uhr einmalig.

Von den Farb- und Zifferblatt-Varianten mal abgesehen, ist das vorrangig auf Hochglanz polierte, bei manchen Varianten PVD-beschichtete und (löblicherweise) bis stattliche 20 bar wasserdichte und damit zum Tauchen geeignete Gehäuse mit einem Durchmesser von 39mm (Horn-zu-Horn 48mm) auch für viele Herren sicherlich sehr gut tragbar – ich gehöre allerdings nicht dazu: Mein Handgelenkumfang beträgt ca. 19 cm und da wirkt das Modell etwas zu klein.

Anders sieht es da auch schon am eher zierlichen Handgelenk meiner Frau aus, die einen Handgelenkumfang von grade mal 15 cm hat (siehe Bild unten).

Die Mecaquarz-Varianten sind mit 13,5mm übrigens etwas flacher als die Automatik-Varianten mit 14,9mm. Gemeinsam haben alle Varianten eine unidirektional drehbare, klassische Diver-Lünette, bei der die Lünetteneinlage mit gehärtetem K1 Mineralglas überzogen ist, was einen schicken Tiefeneffekt ergibt.

Einen meiner Meinung nach signifikanten Unterschied darüber wie die jeweiligen Modelle wirken, macht insbesondere auch die Wahl des Bandes – weißes Silikon, ein feines Mesh, halbtransparentes Silikon mit Perlmutt-Glitzerpulver, cremefarbenes italienisches Leder oder schwarzes bzw. blaues Rochenleder wirken dabei naturgemäß deutlich femininer als klassische Farben wie das dunkelblaue Silikonband.

Last but not least: Mein persönliches Highlight ist das Zifferblatt, das aus echter Abalone-Muschel gefertigt ist. Abalone-Muscheln (auch Seeohren genannt) sind Meeresschnecken mit einer auffällig in vielen verschiedenen Farben schillernden Innenseite der Schale. Sie gehören zur Gattung Haliotis und sind vor allem wegen ihres Perlmutts begehrt.

Auch dieses Blatt ist sicherlich nicht nur etwas für uhrenaffine Damen – es gibt genug Beispiele von Herrenuhren mit Perlmutt, zum Beispiel von Aquatico. Bei der Vostok Europe Undine ist der Perlmutt-Effekt auch tatsächlich ziemlich beeindruckend – in solch einer krassen Form habe ich das glaube ich noch nirgendswo gesehen. Toll!

Wie man es von Vostok Europe gewohnt ist, kommen alle Modelle der Undine-Reihe mit gehärtetem, 3mm dickem K1 Mineralglas. Dass kein Saphirglas zum Einsatz kommt ist heutzutage eher ungewöhnlich und durchaus erklärungsbedürftig: Vostok Europe setzt seit je her den Schwerpunkt auf Toughness, also besondere Robustheit. Und wie ich in einem praktischen Versuch herausgefunden habe, ist es tatsächlich so, dass Saphirglas deutlich anfälliger für Bruchschäden ist, was im Fall der Fälle Zifferblatt und Werk schaden kann (durch feine Splitter). Praktisch zeigen sich hinsichtlich Kratzfestigkeit im Alltag hingegen wenig Unterschiede zwischen Saphirglas und gehärtetem K1 Mineralglas – trotz größter Strapazen zeigten sich beide Glastypen im Experiment (fast) unbeeindruckt, wenngleich Saphirglas naturgemäß noch etwas weniger empfindlich gegenüber Kratzer ist. Mehr: Bruch-/Kratzer-Experiment: Saphirglas vs. K1 Mineralglas.

Für den Antrieb der Vostok Europe-Modelle sorgen Automatik- als auch Mecaquarz-Werke. Die Dreizeigervarianten kommen dabei auf Grundlage der Seiko NH-Kaliberreihe, allerdings in verschiedenen Varianten: So kommt die vollskelettierte „Rebel“ mit dem NH72 und die „Mirror“ mit dem NH38 mit offener Unruh – Form Follows Function lässt grüßen. Mehr: Alles zum Seiko NH35.

Die hier gezeigten Chrongraphen-Varianten „Ocean“ und „Cranberry“ hingegen kommen mit dem Seiko VK68 Mecaquarz-Werk. Mecaquarz-Werke wollen letztendlich das Beste aus der Welt der mechanischen Werke und der Quarzwerke verbinden: Die Standardfunktionen der Uhr werden mit der Quarz-Technologie angetrieben (also im Prinzip das Drehen des Minuten- und Stundenzeigers), während die Chronographenfunktionen mit einem mechanischen Modul angetrieben werden. Der praktische Vorteil: Die Ganggenauigkeit eines Quarzwerkes (laut Seiko ein Wert von weniger als +/- 20 Sekunden pro Monat) trifft auf einen schleichenden mittleren Sekundenzähler. Allerdings: Die Frequenz dieses Sekundenzählers beträgt „nur“ 18.000 bph (5 Schritte pro Sekunde), wodurch dieser eher abgehackt läuft (zum Vergleich: Der zentrale Zähler des ETA 7750 Automatikwerkes läuft mit 8 Schritten pro Sekunde). 

Ein weiterer Pluspunkt von Meca-Quarz-Werken ist, dass der Chrono-Reset (Drücker oben) eine sofortige Nullstellung des Sekundenzählers bewirkt (Instant Zero Reset). Auch die Robustheit eines Meca-Quarz-Werkes gegenüber einem rein mechanischen Werk ist naturgemäß höher und verlangt weniger Service-Streicheleinheiten. Die VK-Werke sind in der Summe eine naheliegende Wahl in der Preisklasse der Undine-Modellreihe – los geht’s ab 349€ für die Chronographen, direkt über P. Maier, den offiziellen Vertreter der Marke Vostok Europe in Deutschland. Die Automatikvarianten starten bei 469€.

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