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Seit der (Neu-)Einführung im Jahre 2017 hat sich der TAG Heuer Autavia Heritage Chronograph mit (Reverse) Panda-Zifferblatt zu einem durchaus beachtlichen Dauerbrenner gemausert. Ich habe mich daher tiefer mit der Geschichte des ursprünglich im Jahre 1962 erschienenen Heuer-Klassikers beschäftigt – wusstet ihr beispielsweise, dass Heuer unter dem internationalen Wettbewerbsdruck 1971 die Autavia durch eine Kooperation mit einem Tabakwarenhersteller für schlappe 88 US-Dollar verschleudert hat? Natürlich zeige ich auch im Test, wie gut die Neuauflage der Autavia geworden ist…

Auch 2019 und 2020 sehr beliebt: Die TAG Heuer Autavia Retro-Neuauflage

Die Wiederbelebung: TAG Heuer Autavia Heritage – Reverse Panda Chronograph

Chronographen und Stoppuhren entwickelten sich schnell zum Kerngeschäft des 1860 in Saint-Imier gegründeten Schweizer Uhrenherstellers – der Bedarf an günstigen und zuverlässigen Stoppuhren war groß, beispielsweise bei im militärischen Bereich. So meldete Unternehmensgründer Edouard Heuer schon im Jahre 1888 das erste Patent für einen Stoppuhrmechanismus an.

Ab 1891 tritt Edouards Sohnemann Charles-Auguste Heuer in das Familienunternehmen ein. Charles-Auguste war maßgeblich daran beteiligt das Unternehmen mit der Welt der motorisierten Fahrzeuge zu verknüpfen – er galt als großer Fan des grade erst erfundenen Automobils und war einer der ersten Autofahrer in der Schweiz (um 1905). Daher verwundert es nicht, dass Heuer schon 1911 den ersten Chronographen für Armaturenbrettter von Automobilen und Flugzeugen entwickelte. Der sogenannte Time of Trip Bord-Chrono kam beispielsweise auf dem beeindruckenden Luftschiff Graf Zeppelin zum Einsatz.

Heuer TIme of Trip 1911
Heuer Time of Trip
Beeindruckend: Die Graf Zeppelin, Bild Bubba1 [CC BY-SA]

Heuer machte sich – unter anderem dank des Time of Trip Chronos – einen Namen in der Automobilwelt und hat sich daher auch schon früh im Bereich der Zeitmessung bei Autorennen engagieren können – hier ein Heuer-Zeitmessstand im Jahre 1927:

Nicht mal ein Dach über dem Kopf: Heuer-Zeitmessung bei einem Autorennen Anno 1927

Der Heuer Autavia Chronograph hat seine Wurzeln im Jahre 1933. Damals dachte aber noch niemand beim Schweizer Uhrenhersteller daran, dass die Autavia es an die Handgelenke dieser Welt schafft – denn: auch die erste Autavia war ein Bordchronograph für die Instrumententafeln von Rennwagen und Flugzeugen und damit der Nachfolger des Time of Trip Bordchronos. Daher stammt auch der Name “Autavia”, eine Namenskreation von Charles-Edouard und Hubert-Bernard Heuer, die sich aus “AUTomobile” und “AVIAtion” zusammensetzt. Augenscheinlich beim Autavia Bordchronographen der 30er Jahre ist der fette Start/Stopp-Drücker, um die tatsächlich gefahrene bzw. geflogene Zeit zu messen und stets im Blick zu haben.

Heuer Autavia Bordchronograph aus 1933 mit Hervue-Werk (8 Tage Gangreserve)

Charles Edouards Leidenschaft für Automobile hat anscheinend auch die folgenden Generationen bzw. Familienmitglieder “angesteckt”. Jack Heuer, Sohn von Charles-Edouard und führender Kopf hinter dem Traditionshersteller von 1962 bis 1982, galt als langjähriger Fan und Teilnehmer von Rennsportveranstaltungen aller Art. Startschuss dafür war ein Geschenk, und zwar ein nagelneuer roter Sportwagen der Marke MGA, den Jack zum Abschluss seines Ingenieurs-Studiums von seinem stolzen Vater überreicht bekam. Der schicke Flitzer war natürlich viel zu schade für die Garage, sodass Jack Heuer mit einem Freund an verschiedenen Rallyes teilnahm. Den Überlieferungen zufolge war Jack Heuer allerdings dermaßen unzufrieden mit der Ablesbarkeit des Autavia-Bordchronos, dass er die Produktion einstellte und durch das Modell Autorallye ersetzte.

Jack Heuer im Jahre 1958

Noch in Jack Heuers Antrittsjahr als offizieller Chef des Familienunternehmens (1962) belebte er den Namen Autavia allerdings wieder – in Form eines Ambandchronographen. Das war insofern bemerkenswert, dass Heuer zu der damaligen Zeit ein fast reinrassiger Hersteller von Stoppuhren aller Art war – sogar 10 Jahre nach Antritt von Jack Heuer produzierte das Unternehmen immer noch weit über 300.000 mechanische Stoppuhren pro Jahr. Stoppuhren machten rund zwei Drittel des Unternehmensumsatzes aus! In etwa zur selben Zeit wie die Autavia, wurde übrigens auch die Heuer Carrera lanciert, um die Abhängigkeit des Unternehmens von Stoppuhren zu reduzieren und Armbanduhren zu forcieren.

Das Besondere an der Heuer Autavia damals war etwas, was heute bei vielen Uhren eine Selbstverständlichkeit ist: Eine bidirektional drehende Lünette mit 60 Minuten- bzw. 12-Stunden-Einteilung. Die Zielgruppe des brandneuen Armbandchronographen war mit Blick auf die damaligen Werbeanzeigen eindeutig: Rennfahrer, Piloten und – etwas überraschend, aber dank einer guten Wasserdichtigkeit (330 ft = 100 m) – sogar Taucher.

Man beachte insbesondere die etwas sonderbar anmutende Werbung für eine Autavia in Zusammenarbeit mit dem Kippen-Hersteller Viceroy – eine ziemlich unkonventionelle und preisaggressive, aber sehr erfolgreiche Reaktion auf schwindende Verkäufe in den USA in Anbetracht der günstigen Konkurrenz aus Fernost (z.B. Seiko). Immerhin 5000 Autavias hat Heuer mit dieser Aktion verkauft – für damalige Verhältnisse ein beachtliche Anzahl.

Insbesondere im Rennsport hatte die Autavia in den 60er und 70er Jahren einige berühmte Träger , darunter Jochen Rindt, Mario Andretti sowie Niki Laudas Teamkollege Clay Regazzoni. Heuer war – neben diversen Zigaretten-Herstellern – einer der ersten Formel 1-Sponsoren überhaupt. Ab 1968 sponsorte Heuer beispielsweise auch den jungen aufstrebenden Schweizer Rennfahrer Jo Siffert: Für 25.000 Schweizer Franken pro Jahr trug Siffert damals das Heuer-Logo auf seinem Overall und seinem Rennwagen. Während seiner Rennen trug er außerdem eine Autavia mit charakteristischem Panda-Zifferblatt am Arm. Wer hätt’s gedacht: Diese Variante ist daher unter Sammlern auch als “Jo Siffert”-Autavia bekannt.

Der Schweizer Jo Siffert mit seiner Autavia. Heuer sponsorte den aufstrebenden Rennfahrer ab 1968

Kleiner Exkurs: Spannend in dieser Zeit war auch eine Heuer-Kooperation mit Ferrari: Enzo Ferrari suchte nach neuen Instrumenten, mit denen man vom Rand der Rennstrecke aus Rundenzeiten, Anzahl gefahrener Runden etc. messen konnte. Ursprünglich wollte Ferrari mit Longines zusammenarbeiten, Heuer schnappte aber den Auftrag weg – dank des perfekt italienisch sprechenden Heuer-Chefs für Forschung & Entwicklung. Ferrari zeigte sich allerdings knauserig und wollte nix für die Zeitmesser zahlen – stattdessen bot Ferrari im Gegenzug kostenlose Werbeplätze auf den Rennwagen an. Das sorgte dafür, dass auch andere Rennteams die Geräte haben wollten – und natürlich auch bezahlten. Von 1971 bis 1979 wurde die Kooperation weiter vertieft: Jeder Ferrari-Rennfahrer trug in diesem Zeitraum das Heuer-Logo auf dem Overall. Außerdem durfte sich jeder Fahrer einen goldenen Armbandchronographen mit der Gravur des eigenen Namens und der Blutgruppe bei Heuer abholen.

Seit Erscheinen der Heuer Autavia und bis zum Produktionsstopp im Jahre 1985, entstanden irre viele Varianten des Armbandchronographen, darunter auch mehrere GMT-Modelle. Auch der Motor, das Chronomatic Calibre 11, wurde stetig weiterentwickelt (hierzu gleich mehr). Jack Heuer zog die Autavia mit stetigen Verbesserungen wie ein Kind groß – letztendlich war der Chronograph ja auch Jack Heuers “Erstgeborenes”, noch vor der Carrera ;-). Für die Retro-Neuauflage musste sich TAG Heuer im Jahre 2016 also entscheiden, welches der vielzähligen Varianten den Anfang machen soll…

Welche darf’s denn sein? Die Evolution der TAG Heuer Autavia – vom Chronomatic Calibre 11 bis Calibre Heuer 02

Autavia-Fans unterscheiden den Vintage-Klassiker in mehrere Generationen mit spezifischen Merkmalen: Die erste Generation (Mark 1), gebaut ab 1962, kam mit einem – für damalige Verhältnisse recht großen – 38 mm-Gehäuse mit fließenden Hörnern und den charakteristischem schwarzen Zifferblatt in Kombination mit weißen Totalisatoren (“Reverse Panda”). Tricompax- und Bicompax-Varianten (zwei oder drei Totalisatoren) waren erhältlich. Die Zeiger hatten damals noch die sogenannte Dauphine-Form:

Ein weiteres beliebtes Unterscheidungsmerkmal unter Autavia-Sammlern ist die Farbe der Leuchtmasse auf Zeigern und Ziffern bzw. Indizes: In den 60ern haben die Lieferanten von Leuchtmasse hart daran gearbeitet, radioaktives Material (Radium) aus der Leuchtfarbe weitestgehend zu reduzieren ohne allzu großen Verlust der Leuchtkraft in Kauf nehmen zu müssen. So entstanden viele neue Leuchtfarben-Mixturen, z.B. in gelb, orange, weiß und blau. Aus diesem Grund trifft man, wenn man sich auf dem Vintage-Autavia-Markt umschaut, häufig auf die Bezeichnungen Yellow Boys, White Boys, Orange Boys und Blue Boys.

Ab 1966 wurde die Autavia mit kleineren Totalisatoren und schlichteren Zeigern gebaut. Später wurde auch die Lünette breiter gemacht. Die entscheidende Veränderung betraf aber den Motor der Autavia: Die Anfangs primär eingesetzten Valjoux-Chronographenkaliber mit Handaufzug wurden ab 1969 vom innovativen Chronomatic Calibre 11 abgelöst – das erste per Automatikaufzug betriebene Chronographenkaliber der Welt! Entwickelt wurde das Calibre 11 von einem mysteriösen Konsortium unter dem geheimnisvollen Codenamen “Projekt 99” – um die beachtliche Investition stemmen zu können beteiligten sich neben Heuer die Schweizer Schwergewichte Breitling, Buren Watch S.A., Dubois-Dépraz S.A. und später auch Hamilton an dem Großprojekt.

In dieser Explosionszeichnung wird auch die Besonderheit das Calibre 11 deutlich: Ein kaum erkennbarer Mikrorotor, der für den Aufzug des Werkes sorgt.

Ein winziger Mikrorotor, 19.800 vph und eine Gangreserve von 42 Stunden zeichneten das Calibre 11 aus

Heuer stattete drei Armbandchronographen mit dem Chronomatic Calibre 11 aus: Die Modelle Autavia, Carrera und Monaco. Heuer bezeichnete die Chronographen aus eigenem Hause, die das Kaliber spendiert bekamen, selbstbewusst als “völlig neuer Uhrentyp”. Der Erfolg stellte sich schnell ein: Der Schweizer Uhrenhersteller verzeichnete 1969 ein Umsatzplus von satten 34% gegenüber dem Vorjahr.

Die Optik der Autavia wandelte sich aufgrund des neuen Kalibers abermals, da der Automatikaufzug im Calibre 11 naturgemäß mehr Platz verlangt als ein Handaufzug, weshalb das Gehäuse der Autavia auf 42 mm aufgepumpt werden musste – für damalige Verhältnisse ganz schön groß! Entsprechend wuchtig wirkte das Gesamterscheinungsbild der neuen Autavia, die Hörner waren integriert und – das charakteristischste Merkmal – die Krone wanderte auf die linke Seite.

TAG Heuer stand 2016 vor der Herausforderung zu entscheiden, welche von den vielen Autavia-Varianten neu aufgelegt werden sollte. Aber warum selbst eine Entscheidung treffen, wenn man das auch einfach der Community überlassen kann? Unter der Federführung von TAG Heuer-Boss Jean-Claude Biver ließ TAG Heuer 2016 im Rahmen des Autavia Cup einfach abstimmen, welche Vintage-Autavia neu aufgelegt werden soll – insgesamt 16 Varianten standen zur Auswahl, 12 davon bewegten sich sehr nah bzw. präzise an historischen Originalen, 4 entstammten der Fantasie von TAG Heuer-Designern. Insgesamt über 50.000 Uhrenfreunde nahmen Teil, als Sieger aus dem Voting gegangen ist die 1966 lancierte Heuer Autavia mit der Referenz 2446 Mark 3 – Spitzname “Rindt”, in memoriam des Österreichischen Formel 1-Weltmeisters Jochen Rindt, der genau dieses Modell regelmäßig im Cockpit getragen hat.

Die Vorlage: Vintage-Heuer Autavia “Jochen Rindt” mit der Referenz 2446
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Test: TAG Heuer Autavia Heritage “Reverse Panda” Chronograph / Unterschiede zur Vorlage

Die Gemeinsamkeiten…

Auf den ersten Blick ist die Neuauflage der Heuer “Rindt” Autavia 2446 sehr nah dran am Original – insbesondere das grundlegende Zifferblatt in “Panda”-Optik (bzw. streng genommen “Reverse Panda”), das heißt die tiefer liegenden, weißen Hilfszifferblätter (kleine Sekunde, Chrono-Zähler), wurde natürlich übernommen. Auch die Gehäuseform entspricht im Wesentlichen der Vorlage…

Augenscheinlich ist auch das originalgetreue HEUER-Logo: Seit der Übernahme durch die Techniques d’Avant Garde-Gruppe (TAG) in den 80ern ist der TAG-Zusatz eigentlich fester Bestandteil des Heuer-Logos – daran hat auch die Ausgliederung an die LVMH-Gruppe im Jahre 1999 nichts geändert. Um den Retro-Charakter der Neuauflage zu wahren, verzichtet TAG Heuer aber ausnahmsweise auf das “TAG” im Logo.

Man beachte in der Aufnahme unten auch die tollen applizierten Indizes, die das Licht wunderbar reflektieren. Dadurch erhält das Zifferblatt, welches übrigens aus der hauseigenen TAG Heuer-Zifferblattmanufaktur stammt, das gewisse Etwas.

Augenscheinlich ist auch die braun-vanillige Leuchtmasse der Autavia-Neuauflage, an der sich die Geister scheiden. Natürlich hat die Heuer Autavia aus den 60ern nicht per se solch eine braune Leuchtmasse gehabt – damals verwendete Leuchtmasse verfärbte sich über die Jahre aufgrund von Umgebungsbedingungen (z.B. Sonneneinstrahlung) aber einfach braun, sie ist quasi natürlich “gealtert”. Dass TAG Heuer bei der Autavia-Neuauflage “künstlich” versucht diesen Effekt nachzuahmen sorgt unter Fans auch für durchaus kritische Stimmen. Letztendlich ist das natürlich Geschmackssache – mir gefällt’s! 😉

… und die Unterschiede

So viel zu den Gemeinsamkeiten der Neuauflage gegenüber der Vorlage. Jean-Claude Biver wollte allerdings keine 1:1-Replik der Autavia “Rindt” – insbesondere der für heutige Verhältnisse eher kleine Durchmesser der Vorlage (38 mm) sollte vergrößert werden. Der neue Durchmesser von 42 mm ist meiner Meinung nach schon deutlich moderner und sportlicher und für das durchschnittliche Männerhandgelenk sicherlich eine gut passende Uhrengröße (zum Vergleich: Mein Handgelenkumfang beträgt etwa 19 cm)…

Um die Proportionen der Uhr zu wahren, musste TAG Heuer aber auch weitere Elemente anpassen – also ab ans Reißbrett!

TAG Heuer hat bei der Neuauflage der Autavia beispielsweise die Hörner sowie die bidirektional drehbare Lünette deutlich breiter gestaltet. Das Inlay ist aus Aluminium – das ist auf dem Papier gegenüber einer kratzfesten Keramiklünette zwar ein Minuspunkt, auf der anderen Seite ist es auch bei hochpreisigen Uhren Gang und Gäbe, dass Alu-Inlays gewählt werden, um den Retro-Charakter eines Modells zu unterstreichen (siehe auch Tudor Black Bay GMT). Und das war bei der Heuer Autavia-Neuauflage meiner Meinung nach genau die richtige Entscheidung. In der Aufnahme unten erkennt man auch das wirklich schön gewölbte Saphirglas (gegenüber Kunststoffglas in der Vorlage).

Eine weitere Änderung gegenüber der Vorlage aus den 60ern hat TAG Heuer wirklich geschickt “dazugemogelt” – ein Datumsfenster, unscheinbar im unteren Totalisator untergebracht:

Der Motor der TAG Heuer Autavia – das Calibre Heuer 02

Der dezent auf dem unteren Totalisator untergebrachte Hinweis “HEUER 02” verrät auch schon, welchen modernen Motor die Autavia-Neuauflage verpasst bekommen hat: Ein waschechtes TAG Heuer-Manufakturkaliber, welches durch den Saphirglas-Boden bei der Arbeit beobachtet werden kann. Im Gegensatz zum HEUER 01 – ein Kooperationsprodukt zwischen Seiko und TAG Heuer – wird das HEUER 02 komplett In-House produziert. Werkskomponenten wie die Platinen, Brücken und Kloben produziert TAG Heuer in Chevenez und in La Chaux-de-Fonds selbst. Die Hemmung sowie die Räder und Stahlteile des Chronographen stammen von Zulieferern.

Mit dem HEUER 02 macht sich TAG Heuer insbesondere unabhängig vom quasi ubiquitären ETA Valjoux 7750, welches vom großen Konkurrenten Swatch Group stammt und unter dem Namen Calibre 16 nach wie vor in Einsteiger-Modellen von TAG Heuer zu finden ist.

Die Eckdaten des HEUER 02 sind auf jeden Fall mehr als ordentlich:

  • Es ist nur 6,9 mm hoch und erlaubt daher eine flachere Gehäusekonstruktion (gegenüber 7,9 mm beim ETA 7750),
  • es hat eine hervorragende Gangreserve von 80 Stunden (ETA 7750 = 48 Stunden),
  • eine Frequenz von 28800 bph und
  • einen aufwendigen Schaltradmechanismus, der für ein super-knackiges Schalten der Chronographen-Drücker sorgt.
  • Das Calibre HEUER 02 wird außerdem in fünf Lagen reguliert, die Ziel-Gangabweichung beträgt 0 bis 8 Sekunden pro Tag.

Aber nicht nur die technischen Daten sind mehr als ordentlich – auch optisch macht das Werk was her, insbesondere mit dem schicken skelettierten Rotor:

Beads of Rice Stahlband der TAG Heuer Autavia

Der Heuer Autavia Heritage Chronograph kommt wahlweise an einem Lederband oder mit einem Stahlband im Grains-de-Riz-Stil, auch genannt Beads of Rice. Übersetzt bedeutet das einfach Reiskorn, was es auch auf den Punkt bringt: Mittig angeordnet sind je Bandglied drei feine Komponenten, die an Reiskörner erinnern. Schon damals, mit Erscheinen der Heuer Autavia in den 60ern, bot Heuer diesen Bandtyp als Option an – Lieferant des Beads of Rice-Stahlbandes war der Genfer chainiste Gay Freres, der auch Bänder für Patek Philippe, Audemars Piguet & Co. hergestellt hat.

Die Glieder des Beads of Rice-Stahlbandes in der Neuauflage der Autavia sind genial aufeinander abgestimmt – da quietscht und klappert nix! Ich war was die Haptik angeht wirklich positiv überrascht. Die Ernüchterung kam dann aber beim Kürzen des Bandes: Die Glieder sind nicht verschraubt, sondern gestiftet – für mich persönlich ehrlich gesagt ein absolutes No-Go in dieser Preisklasse. Da habe ich schon deutlich günstigere Uhren gesehen, die verschraubte Bandglieder haben. TAG Heuer, einmal zum Nachsitzen bitte!

Die Schließe des Heuer Heritage Chronographen ist komplett poliert – das passt sehr gut zum Stahlband, sorgt im Alltag aber natürlich schnell für hässliche Kratzer. Die Schließe könnte außerdem meiner Meinung nach massiver sein, ist auf der anderen Seite aber schön flach.

Was für die Schließe gilt, gilt auch für das Gehäuse der TAG Heuer Autavia: Es ist wegen der fast durchgängig polierten Oberfläche extrem anfällig für Kratzer. Mit Cape Cod Poliertüchern lassen sich aber zumindest oberflächliche Kratzer gut weg polieren.

Merkmale der TAG Heuer Autavia Heritage Calibre Heuer 02

  • Durchmesser 42 mm
  • Saphirglas, beidseitig entspiegelt
  • Saphirglasboden
  • Bidirektional drehbare Lünette aus schwarzem Aluminium
  • Wasserdichtigkeit 100 Meter / 10 bar (zum Schwimmen geeignet)
  • Referenz CBE2110.FC8226 mit braunem Armband bzw. CBE2110.BA0687 mit „Beads of Rice“-Stahlarmband
  • Calibre Heuer 02 Manufakturwerk mit automatischem Aufzug und Datumsanzeige, Gangreserve 80 Stunden
  • Preis ab 4750€ (Rabatte >20% sind bei TAG Heuer nicht unüblich)

Weitere Varianten der TAG Heuer Autavia: Isograph-Dreizeigervariante und Jack Heuer Chronograph mit Panda-Zifferblatt

TAG Heuer wäre nicht TAG Heuer, wenn man es bei der Neuauflage der Rindt-Autavia belassen würde – kurz nach Erscheinen der ersten Autavia-Neuauflage brachte TAG Heuer auch noch eine Jack Heuer Limited Edition mit graviertem Stahlboden und Panda-Zifferblatt heraus, die an die “Jo Siffert”-Autavia angelehnt ist:

In der Autavia-Modellreihe führt TAG Heuer auch noch eine Dreizeiger-Variante in verschiedenen Farben, die mit der Optik des historischen Autavia-Armbandhronographen wenig zu tun hat. Die Aussage von TAG Heuer, dass man sich mit der Dreizeiger-Autavia an der Bordinstrumenten-Autavia, die ab 1933 produziert wurde, orientiert, finde ich ehrlich gesagt etwas weit her geholt – das sind zwar schicke Uhren, so richtig will sich mir aber nicht erschließen, warum diese Modelle unter der “Autavia”-Flagge laufen. Hmmm!

Das Besondere an den Dreizeiger-Autavias ist… *pardon*… war übrigens eine Spiralfeder aus Carbon – entsprechende Modelle hatten den Zusatz “Isograph”:

In den neuen 2020er-Modellen ist der Isograph-Zusatz aber auf mysteriöse Weise verschwunden. Ein Interview von Guy Semon mit dem TAG Heuer-Magazin Calibre11 verdeutlicht allerdings, dass es Probleme in der Serienproduktion gibt: Die Carbon-Spiralfeder lässt sich offenbar nicht so einfach in ein Standardkaliber wie das Sellita SW200 bringen wie erhofft. Daher erfährt die TAG Heuer Autavia Dreizeigervariante Anfang 2020 einen Relaunch – allerdings ohne Carbon-Spiralfeder.

Mehr über den TAG Heuer Isograph und Einblicke in die Produktion gibt’s hier:

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2 Kommentare
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Elias N.
4 Jahre zurück

Hallo und vielen Dank für den hilfreichen Artikel! Prima Blog.

Günter
4 Jahre zurück

Hallo Mario, hat Spass gemacht den Artikel zu lesen. Danke dafür