Meine ersten Erfahrungen mit Maurice Lacroix habe ich vor ziemlich genau einem Jahr (Ende 2017) gemacht – der Maurice Lacroix Pontos S Diver wurde im Maurice Lacroix Online-Shop im Rahmen eines „Black Deals“ mit irren 70% Rabatt auf den UVP (2990€) angeboten. Normalerweise kann ich mich bei den Black Deal-Rabattschlachten immer ziemlich gut zurückhalten, bei einem Preis von 897€ konnte ich mich (wie viele viele andere Uhrenfans auch) dann leider auch nicht mehr beherrschen, weshalb die erste Maurice Lacroix in meine Sammlung wanderte… 😉
Kleine Anekdote am Rande: Ich habe den Maurice Lacroix Pontos S Diver damals direkt nach Erhalt interessehalber bei einem bekannten Online-Grauhändler zur Ankauf-Bewertung eingereicht. Und tatsächlich hätte ich die Uhr mit einem ordentlichen „Gewinn“ (mehrere Hundert Euro) sofort wieder weiterverkaufen können. An einen Verkauf habe ich aber nicht eine Sekunde gedacht. Denn: Die Qualität des Maurice Lacroix Pontos S Diver ist unter Berücksichtigung des Preises einfach unschlagbar: Das exquisite Finish des massiven Gehäuses…
… und das makellos verarbeitete Zifferblatt samt applizierter Indizes, welches durch das beidseitig entspiegelte Saphirglas einfach genial zur Geltung kommt – all das muss man zu diesem Preis erst mal irgendwo finden. Auch nach einem Jahr mit der Maurice Lacroix Pontos S kann ich (ein notorischer Uhren-Flipper) sagen, dass ich den Kauf zu keinem Zeitpunkt bereut habe und die Uhr immer noch sehr gerne trage.
Das Design des Maurice Lacroix Pontos S Diver erinnert übrigens an Kompressor-Uhren: Historisch gesehen wurden diese vom Gehäuse-Spezialisten Ervin Piquerez S.A. (EPSA) in den 1950er bis 1970er Jahren entwickelt, patentiert und gebaut.
Viele große Hersteller wie Jaeger-LeCoultre, Longines, IWC, Blancpain, Hamilton, Bulova, Benrus oder Enicar bauten Modelle mit diesen Gehäusen, die typischerweise auf satte 60 bar Wasserdichtigkeit kamen – technisch wurde dies dadurch erreicht, dass sich der Gehäuseboden mit zunehmendem Wasserdruck noch weiter an den Dichtungsriong (O-Ring) des Gehäusebodens drückte. Oder anders gesagt: Höhere Wassertiefe = höherer Wasserdruck = höhere Wasserdichtigkeit. Es verwundert nicht, dass Super-Kompressor-Uhren früher auch vom Militär genutzt wurden, z.B. von der Australischen oder der Polnischen Navy.
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Heute angebotene Taucheruhren im Kompressor-Stil (siehe z.B. Spinnaker Bradner) erreichen diese hohe Wasserdichtigkeit in aller Regel nicht – nicht mal die Longines Legend Diver (30 bar), eine originalgetreue Neuauflage aus den 1960er Jahren mit dem Automatik-Kaliber 290. Die Maurice Lacroix macht mit der Pontos S Diver aber keine halben Sachen und kommt – historisch korrekt – mit einer irre hohen Wasserdichtigkeit von 60 bar / 600 Meter, weshalb auch Gerätetauchen kein Problem sein sollte..
Optisches Merkmal für die Super Compressor-Uhren waren die zwei Kronen: die obere zum Einstellen der innenliegenden Lünette, die untere für die Uhrzeit.
Der Maurice Lacroix Pontos S Diver ist für Schnapper-Preis des Black Deals zwar nicht mehr zu bekommen, allerdings sind einige seriöse Händler nah dran: Bei Olfert gibt es das Auslaufmodell Maurice Lacroix Pontos S Diver beispielsweise derzeit für 1190€ (am Kautschukband). Tipp: Bei Interesse, nutzt die „Preis anfragen“-Funktion – so habe ich bei meinem Lederband der Marke HIRSCH damals auch noch ein paar Euro sparen können (als Wahl-Schwabe war das für mich natürlich Pflicht ;-))
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Übrigens: Maurice Lacroix hat bei den Black Deals 2018 noch mal nachgelegt und den Maurice Lacroix Pontos S Chronographen mit denselben krassen Rabatten angeboten (ab 1197€ bei einem UVP von 3990€). Zwar ist das Auslaufmodell nicht mehr zu diesen Konditionen direkt bei Maurice Lacroix erhältlich, ein Blick auf den Markt für „junge Gebrauchte“ ergibt aber sicherlich Sinn, zum Beispiel im Uhrforum. Auch bei Olfert ist das Auslaufmodell mit mehr als ordentlichen 60% Rabatt erhältlich.
Als Kunde kann man sich über solche Online-Schnäppchen sicherlich freuen, ob die vielzähligen Juweliere, die Maurice Lacroix im Sortiment haben, allerdings in Jubelstürme ausbrechen wage ich zu bezweifeln. Hierzu ein aktuelles Beispiel: Ende 2018 hat NOMOS den Händler Wempe durch die Ankündigung einer Kooperation mit dem Onlineshop Chronext verstimmt. Nach mehr als 20 Jahren endet damit die Zusammenarbeit des Glashütter Uhrenherstellers mit einer der umsatzstärksten Juwelierketten Deutschlands.
Letztendlich merkt man deutlich, dass Maurice Lacroix seine Zukunft (verständlicherweise) offenbar eher im zukunftsträchtigen Direktvertrieb über das Internet sieht. Dafür sprechen zum Beispiel ein paar erst kürzlich auf den Markt gebrachte Aikon-Modelle, die ausschließlich online verkauft werden (allerdings nicht nur über den Maurice Lacroix-Online-Shop, sondern auch über die Online-Shops der Einzelhändler). Verwundern tut diese Strategie nicht, schließlich wächst der Online-Handel nach wie vor stark und auch traditionell stationär agierende Händler konnten zuletzt zunehmend ihre Waren über digitale Vertriebswege absetzen. Im Uhrenmarkt gibt es konkret auch einige Beispiele erfolgreicher Uhrenhersteller, die sich schon länger auf den Online-Direktvertrieb spezialisiert haben, darunter Sinn, FORMEX oder die Micro-Brand Steinhart. Und auch gestandene Hersteller, die in der Vergangenheit ihren Schwerpunkt im Juweliervertrieb hatten, suchen mittlerweile ihr Heil im Online-Vertrieb.
Tauchen wir an dieser Stelle noch in die Geschichte und einige Hintergründe von Maurice Lacroix ein, bevor es in Teil 2 an den Test der Baselworld 2018-Neuheit, die Maurice Lacroix Aikon, geht…
Einschaler oder Uhrenmanufaktur? Über Maurice Lacroix
Unter den bekannten Schweizer Luxusuhrenherstellern gehört Maurice Lacroix eher zu den Neulingen – zumindest auf den ersten Blick: Die Marke Maurice Lacroix entstand aus der Desco von Schulthess AG, die bereits 1889 in Zürich gegründet wurde. Desco von Schulthess vertrat nach Ende des zweiten Weltkrieges insbesondere im Fernen Osten bekannte Schweizer Uhrenmarken. Anfang der 60er kaufte das Unternehmen dann einen Betrieb zur Montage von Uhren im Schweizer Jura, genauer in Saignelégier (ein sogenannter Assemblagebetrieb). Desco von Schulthess produzierte fortan Uhren für andere Marken in einem sogenannten Handelsmarken-Betrieb (Private Label) und nutzte die gewonnen Erfahrungen später auch für eine eigene Uhrenmarke, namentlich *Trommelwirbel* Maurice Lacroix im Jahre 1975.
Ein verbreiteter Irrglaube hinsichtlich des Markennamens ist, dass es sich bei Maurice Lacroix um ein Fantasiegebilde bzw. einen Kunstnamen handelt. Das schreckt vielleicht den einen oder anderen Uhreninteressierten ab, der nicht so sehr in der Uhrenmaterie drin steckt – und zwar aus einem einfachen Grund: Es gibt eine Reihe von Trittbrettfahrer-Uhrenmarken aus billigster asiatischer Massen-Produktion, die durch edel und anmutig klingende Markennamen (oftmals Vor- plus Nachname) eine lange Historie und Exklusivität suggerieren, sich de facto aber schneller in ihre Einzelteile auflösen als einem lieb ist.
Mit solchen Billigheimern hat Maurice Lacroix aber natürlich nichts am Hut: Tatsächlich stammt der Unternehmensname von einem Vorstandsmitglied, der während der damaligen Namensfindung verstarb und – wie bereits erwähnt – findet die Fertigung sämtlicher Uhren in der Schweiz statt…
Maurice Lacroix kann übrigens auch deutlich mehr als „nur“ Uhrenkomponenten von allen möglichen Lieferanten zusammenbasteln: Seit 1989, durch den Ankauf einer Gehäusemanufaktur in Saignelégier, produziert Maurice Lacroix sämtliche Gehäuse selbst. Und das ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit: Auch bei hochpreisigen Swiss Made-Uhren sind asiatische Komponenten Gang und Gäbe, zum Beispiel natürlich auch Gehäuse.
Hier einige spannende Eindrücke aus der modernen Produktion der Gehäuse im Hause Maurice Lacroix:
Seit 2006 mischt Maurice Lacroix außerdem in der „Champions League“ der Uhrenhersteller mit: In Saignelégier produzieren die Schweizer in Eigenregie die Werkskomponenten für ihre Manufakturkaliber. Im Jahre 2006 wurde das erste Kaliber, das ML-106 hergestellt, Maurice Lacroix‘ Manufakturwerke kommen allerdings nur bei den hochpreisigen Masterpiece-Modellen zum Einsatz – der Rest des Portfolios wird mit Schweizer ETA- oder Sellita-Werken ausgestattet.
Hier ein paar Impressionen aus der Produktion der Automatik-Manufakturkaliber im Hause Maurice Lacroix:
Natürlich wird auch die eigentliche Montage der Uhr, also zum Beispiel das Setzen der Zeiger, das Einschalen des Werkes, das Aufbringen der Zifferblätter sowie Wasserdichtigkeitsprüfung, Ganggenauigkeitskontrolle, Qualitätskontrolle etc. im Hause Maurice Lacroix vorgenommen:
Summa summarum lässt sich festhalten: Auch, wenn es für den Begriff Uhrenmanufaktur keine einheitliche Definition gibt: Maurice Lacroix ist meiner Meinung nach definitiv diesem erlauchten Kreis zuzuordnen 😉 Mehr über Uhrenmanufakturen (z.B. Definition) gibt es in diesem Artikel:
Weiter geht’s hier in Teil 2 über Maurice Lacroix.
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Sehr schöner Artikel. Ich liebäugle ja mit einer Aikon, wobei ich da wohl erstmal nach meiner Gruppo Gamma Peacemaker in Bronze ein bisschen Geld zur Seite legen muss. Freue mich schon auf das Review. Und nebenbei mag ich die informativen Artikel. Macht immer wieder Spaß zu lesen. Schön, dass man auch Hintergrundinfos bekommt. Weiter so.
Hi Mark, vielen Dank für dein Feedback 🙂
Zu Gruppo Gamma wird es wahrscheinlich auch bald einen Artikel von mir geben, vielleicht hilft dir das bei der Entscheidung 😉 (dauert aber noch ein bisschen).
Grüße
Mario
Das klingt sehr interessant. Ich bin gespannt.