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Georges Kern hat nach seinem Amtsantritt die Modellpalette bei Breitling ordentlich umgekrempelt. Es gab jedoch eine ganze Weile eine bemerkenswerte Lücke, und zwar ausgerechnet bei der wohl beliebtesten Uhrenkategorie der Taucheruhren. Vielleicht war der Grund dafür, dass der Grenchner Uhrenhersteller nicht wirklich für Taucheruhren bekannt ist, sondern vielmehr für Flieger-Chronographen im Allgemeinen und der Breitling Navitimer im Speziellen.

Die Diver-Lücke hat Breitling im Jahre 2022 aber mit einer brandneuen SuperOcean Automatic 44 geschlossen, die unter anderem in der unter Uhrenfreunden als “Tiffany-Blau” bekannten Farbvariante erhältlich ist…

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Eckdaten Breitling SuperOcean Automatic 44:

  • Breitling-Kaliber 17 (Schweizer Sellita SW200-1), ca. 38 Stunden Gangreserve, COSC-zertifiziert (Chronometer)
  • Durchmesser 44mm
  • Höhe 12,62 mm
  • Horn-zu-Horn 50,54 mm
  • Wasserdichtigkeit 30 bar
  • bombiertes Saphirglas, beidseitig entspiegelt
  • Boden verschraubt, Stahl
  • Krone verschraubt, mit zwei Dichtungen
  • Lünette unidirektional mit Keramikeinlage und Sperrklinke
  • Super-LumiNova-Leuchtindizes und -zeiger
  • Schwarzes, blaues oder grünes Kautschukarmband (22/18 mm) mit Faltschließe oder Edelstahlarmband mit Faltschließe
  • Referenzen: A17376211B1S1, A17376211B1A1, A17376211C1S1, A17376211C1A1, A17376211L2S1, A17376211L2A1, A17376A31L1S1 oder A17376A31L1A1
  • Ab 4950€, direkt bei Breitling oder verschiedenen Fachhändlern
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Breitling SuperOcean Automatic 44 “Tiffany” im Test

Natürlich ist die SuperOcean kein gänzlich unbekannter Name in der Welt der Uhren – die Taucheruhren-Reihe existiert immerhin schon seit 1957. Im Vergleich zu Rolex Submariner oder Omega Seamaster fristet die SuperOcean aber eher ein Nischendasein. Das liegt vielleicht auch daran, dass sich das Design über die Jahrzehnte immer mal wieder geändert hat – im Vergleich zu Submariner und Seamaster ist keine echte, stringente Handschrift zu erkennen. Mehr noch: Der Vorgänger der aktuellen bzw. neuen SuperOcean beispielsweise ist durchaus eine schöne Uhr, aber doch ziemlich generisch im Design und sieht auch nicht unbedingt auf den ersten Blick wie eine “echte” Breitling aus.

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Vorgänger der aktuellen SuperOcean

Das kann man über die neue SuperOcean nicht behaupten: Die ist nämlich durch und durch Breitling: Markant, auffallend und ein bisschen Blingbling. Grundlegend neu ist das Design aber nicht: Georges Kern hat einen Hang dazu in den Archiven von Breitling nach Designs zu suchen, die man vielleicht wiederbeleben könnte. Reissues und Reeditionen scheinen ganz oben auf der Agenda von Kern zu liegen – und das war auch bei der neuen SuperOcean nicht anders, die auf das Jahr 1970 zurückgeht. Konkret wurde die Referenz 2005 Mk2 als Inspirationsquelle auserkoren. 

Die SuperOcean 2005 Mk2 war eines von mehreren Vintage-Modellen, die dank des Handaufzugskalibers Valjoux 7731 einen zentralen Zeiger verwendeten, um über ein Chronographen-Drückersystem bis zu 60 Minuten zu zählen, im Falle der Ref. 2005 Mk2 mit Hilfe eines sehr markanten “Klotz”-Zeigers. Die Sekunde wiederum war in Form einer kleinen Sekunde auf “9 Uhr” untergebracht.

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Genau wie die Vintage-Vorlage kommt auch die neue SuperOcean mit fetten, klotzartigen Stundenindizes im Innenbereich, die bei der Neuauflage aber nunmehr appliziert und poliert und mit weißer Super-LumiNova belegt sind.

Passend zu den klotzartigen Indizes ist der Minutenzeiger der neuen SuperOcean ebenfalls mit einem charakteristischen, fetten Klotz ausgestattet – wie bei der 70er Vorlage der zentrale Minutenzähler.

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Auch weitere charakteristische Details der SuperOcean 2005 Mk2 sind mit an Bord, darunter insbesondere ein weißer Außenring auf dem Zifferblatt, der die Minuterie beherbergt. Dadurch “schrumpft” gleichzeitig der Innenbereich mit der tiffanyblauen Farbe – und das ist auch gut so, denn wäre das Zifferblatt komplett tiffany-blau, wäre das vielleicht ein bisschen zu viel des Guten (selbst für eine Breitling). Gleichzeitig muss ich sagen, dass mit das Tiffanyblau extrem gut gefällt – vor allem in Verbindung mit der dezent bläulich schimmernden, beidseitigen Saphirglasentspiegelung, die bei Breitling, wie man es von den Grenchnern gewohnt ist, so ziemlich best-in-class ist (neben Fortis).

Ein kleiner Exkurs sei erlaubt, denn Breitling gibt auf der eigenen Website ein paar spannende Einblicke in die hauseigene Saphirglas-Produktion: Der synthetische Saphir wird dabei auf der Basis von Tonerde (oder Aluminiumoxid) hergestellt. Die Fusion erfolgt bei 2050 °C unter Beigabe von Wasserstoff und Sauerstoff. Wie bei einem Stalagmiten bildet sich auf dem Sockel nach rund 15 Stunden eine sogenannte Schmelzbirne, ein Korund (kristallisiertes Aluminiumoxid). Zur Stabilisierung der Materie werden die Steine danach nochmals auf 1800 °C erhitzt. Diamantklingen zersägen die Korunde anschließend in Scheiben. Mit einer Präzision von 2 Hundertstelmillimetern wird das Glas auf den gewünschten Durchmesser geschnitten, danach folgt die Oberflächenbearbeitung, also das Schleifen der Glasdicke. Durch Schleifen der Vorder- und Rückseite erhält das Glas abschließend eine bombierte, also gewölbte, Form.

Zu guter Letzt wird das Glas beidseitig chemisch poliert. Nun gelangt es in ein steriles Labor, wo es durch Vakuumverdampfung in einem Ofen entspiegelt wird. Diese beidseitige Behandlung beseitigt laut Breitling 99% der vom Auge wahrgenommenen Reflexe.

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Die Verarbeitung des Edelstahlgehäuses ist allererste Sahne, insbesondere die superfeine Satinierung an den Flanken und der knackscharfe Übergang zu den polierten Fasen. Dabei ist das Gehäuse mit 12,62 mm überraschend flach, gleichzeitig ist die Wasserdichtigkeit mit 30 bar bzw. 300 Metern dennoch hoch.

Aus dem ursprünglichen Design der SuperOcean-Referenz 2005 Mk2 entstammt auch die Lünette der neuen SuperOcean – eine klassische Diver-Lünette ohne Schnickschnack, die sich dank des polierten, kratzfesten Keramikinlays wunderbar mit dem Blingbling der polierten Zeiger/Stundenindizes und dem entspiegelten Saphirglas ergänzt.

Breitling SuperOcean mit Kaliber 17 – “Geschmäckle” inklusive

Ich konnte mir die aktuelle Breitling SuperOcean zuerst bei einer Juweliersveranstaltung vor rund einem Dreivierteljahr ansehen. Vor Ort war auch ein Breitling-Vertreter, mit dem ich ins Gespräch kam und der relativ zu Anfang unserer Plauderei (ungefragt) sagte: Und warum verbauen wir das Kaliber 17? Ganz einfach, weil wir dieses Kaliber lieben!

Der nette Herr deutet damit indirekt an, dass hinter dem verschraubten, unspektakulär gehaltenen Gehäuseboden das Kaliber 17 tickt, das (und das hat sich offenbar rumgesprochen) dem Sellita SW200-1 entspricht. Und das SW200-1 tickt nun bekanntermaßen auch in wesentlich günstigeren Uhren in der Kategorie unter 1000€.

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Daher muss man natürlich mehr als kritisch einwenden, dass das tickende Innere nicht mal ansatzweise mit dem äußerst hochwertig wirkenden Äußeren schritthalten kann. Oder anders gesagt: Warum Breitling nicht die Connections zur Tudor-Tochter Kenissi nutzt, um auf der Kaliberbasis MT5600/MT5400 aufzusetzen, die auch in der Tudor Black Bay tickt, erschließt sich mir in keinster Weise. Vielleicht wollte man sich einfach unbedingt preislich unterhalb der Seamaster 300m positionieren, hatte aber gleichzeitig gewisse Margenvorgaben zu erfüllen (man kann getrost davon ausgehen, dass das Sellita SW200-1 im Einkauf signifikant günstiger ist als ein Kenissi-Dreizeigerkaliber).

So oder so bleibt eben ein äußerst bitterer Beigeschmack (oder wie der Schwabe sagt: ein “Geschmäckle”), dass die aktuelle SuperOcean mit rund 5000€ sogar eine Schippe teurer ist als die Tudor Black Bay, wobei die Black Bay eben mit einer deutlich höheren Gangreserve von 70 Stunden punkten kann (Sellita SW200-1 = in dieser Preisklasse eigentlich nicht mehr so richtig zeitgemäße 38 Stunden).

Immerhin spendiert Breitling dem Sellita-Kaliber eine Chronometer-Zertifizierung von der COSC, was sich praktisch natürlich positiv auf der Zeitwaage bemerkbar macht. Das kann allerdings nicht über das schwache Innenleben (mit Blick auf den Preis) hinwegtäuschen.

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Beim Band hat sich Breitling aber nicht lumpen lassen: Die Haptik der Bandglieder ist Breitling-typisch richtig gut. Gänzlich neu ist die Schließe, die nunmehr mit einer werkzeugfreien Feinjustierung durch einfaches Drücken an der Unterseite kommt – und das ist meiner Meinung nach ein wesentlicher Tragekomfort-Aspekt, auch mit Blick auf den ziemlich üppigen Durchmesser von 44 mm. Glaubt mir: Im Sommer werdet ihr die Schließe nicht mehr missen wollen. Übrigens: Auch die Schließe des Kautschukbandes hat denselben Feineinstellungsmechanismus an Bord.

Abschließende Gedanken zur Breitling SuperOcean Automatic 44 Tiffany

Fast 100 Seiten im Uhrforum – die Fangemeinde der neuen SuperOcean ist durchaus bemerkenswert. Über Monate war insbesondere das Modell in der Farbe “Tiffany” direkt auf der Website von Breitling meistens ausverkauft. Auch beim Juwelier betrug die Wartezeit bis zu 9 Monate (was aber nicht nur an der Beliebtheit des Modells, sondern auch an der homöopathischen Liefermenge lag).

Die große Beliebtheit ist mit Blick auf die Breitling-typische Designsprache und die überaus hohe Qualität erstmal nicht verwunderlich. Die SuperOcean ist eine qualitativ richtig geniale Uhr.

Dennoch: Auch, wenn es eigentlich müßig ist bei Luxusuhren über sowas wie Preis-Leistung zu reden, so muss man einfach festhalten (und sorry, wenn ich mich an dieser Stelle wiederhole), dass das mechanische Innenleben in Form eines 08/15-Kalibers nicht mal ansatzweise mit dem Äußeren mithalten kann. Und so bleibt leider das Gefühl zurück, dass Breitling allzu sehr auf den eigenen Geldbeutel bedacht ist und weniger darauf, den Kunden eine bis ins letzte Detail tolle Uhr zu liefern – das ist eine Entwicklung in Grenchen, die keinem Uhrenfreund schmecken dürfte.

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Die neue Breitling SuperOcean ist in vielen Größen und Farben erhältlich – was sich mir allerdings nicht erschließt ist, warum die hier gezeigte tiffany-blaue Variante nur in einem 44mm-Gehäuse erhältlich ist, während beispielsweise schwarz und dunkelblau sowohl im 42mm- als auch im 44mm-Gehäuse erhältlich sind. Die orange Kelly Slater-Variante und die gelbe, online-exklusive Variante sind außerdem nur im 42mm-Gehäuse erhältlich – das verstehe wer will.

Die Breitling SuperOcean Automatic 44 ist ab 4950€ direkt bei Breitling oder verschiedenen Fachhändlern erhältlich.

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Lars
10 Monate zurück

Hallo,
@Mario – was für geniale Bilder von der Uhr. Auch finde ich mich mit meiner Einstellung zur Uhr/Hersteller von Deinem Artikel wunderbar vertreten.

Zum Kaliber wurde bereits alles gesagt und auch wenn es die COSC Variante mit dedizierter Reglage ist, so ist der aufgerufene Preis einmal mehr eine Lachnummer – dieses Mal eben von Breitling.

Ich selber habe mir die Uhr in der Breitling Boutique angeschaut und bin der Meinung das die Verarbeitung nicht auf Top Niveau ist.
Auch hier passt das Gebotene nicht zum verlangten UVP.

Erstaunlich aber ist, dass viele tatsächlich der Strategie auf den Leim gehen, dass die Uhr/Modell knapp ist, oder war.
Lange Wartezeiten, hohe Begehrlichkeit vorgaukeln.

Wer demnächst seine „Tiffany Breitling“ wieder verkaufen möchte, wird wohl ordentlich draufzahlen und aus einem Traum erwachen – unsanft versteht sich 😉

Für den Artikel möchte ich mich aber auch final bedanken.
Ist es doch eher selten, dass Personen die über Uhren berichten, auch schonungslos, offen und aus eigener Sicht das kundtun, was man bei Online „Fachzeitschriften“ so nicht mehr findet – die persönliche Meinung. Letztere erscheinen mir nur noch als Marketingpotentiometer zu agieren.

Hans
10 Monate zurück

Ich glaube, daß wir uns alle einig sind, daß eine derartige Uhr heute zum Tauchen ein Anachronismus ist. D. h. kaum jemand wird sich diese Uhr als Taucheruhr zulegen. Bleibt die Freude an einer mechanischen Uhr, die Käufer dazu verleitet, dafür viel Geld auszugeben. Schade, daß einige Hersteller versuchen auch im höherpreisigen Segment „feinmechanische Geräte“ zu Modeartikel zu degradieren. Wobei sich die Preise leider nicht an herkömmlichen Modeartikeln orientieren. Dem Kunden bleibt es natürlich überlassen, ob es sich auf solches Geschäftsgebaren einlassen möchte. Für mich ist es schon eher ein Versuch, den Ruf eines renommierten Unternehmens zu ruinieren. Mario sei Dank, daß er seine „Besprechungen“ unabhängig macht und den Finger in die Wunde legt. Hier ein Uhrwerk, welches den Gesamtpreis nicht rechtfertigt.
Ich hoffe für die Zukunft, daß dieses Negativbeispiel nicht von anderen Herstellern übernommen wird.

Peter
11 Monate zurück

Keine Ahnung, was man in der Schweiz nimmt, aber knapp 5k Euro für ein 0815 Kaliber, 0815 Stahlband – Breitling konnte es definitiv besser – und die m.E. lieblose Verarbeitung sind für ehemalige Breitling Sammler einfach nicht mehr zu verstehen.
Richtig grottig finde ich immer noch das „B“ auf dem Zifferblatt, da gehört das alte Logo hin.

Ich hoffe, dass die Leute die „Gefallen“ an der Uhr haben und nicht wegen der Farbe versuchen zu spekulieren, die Uhr für unter 4Tsd. Euro, korrekt wäre m.E. ein Preis I.H.v. 3.400€, kaufen können.
Sonst empfehle ich, selbstverständlich auch bei anderen „namenhaften“ Herstellern aus der Schweiz den vermeintlichen Luxus Konsum temporär einzuschränken, bis man in der Schweiz wieder auf einem vernünftigen Niveau seine Produkte anbietet.

Rumburak Klötenschneider
11 Monate zurück

Breitling war für mich nie besonders interessant, weil viel zu viele potthässliche Uhren im Programm waren, abgesehen von den Fliegerchronographen, die aber nicht meine Art von Uhren sind.. Auch dieses “schiefe” Metallarmband hat mir nie gefallen, ich fand es immer schrecklich. Kurz: Breitling und ich – da passt gar nichts.

Um so überraschter war ich vor gut einem Jahr, als ich auf der Suche nach einer neuen, richtig guten Uhr für überschaubares Geld ausgerechnet bei Breitling hängen blieb. Denn die hatten plötzlich eine Uhr im Programm, die mir ausnehmend gut gefiel. Die “Super Ocean” war eine wirklich schön gestaltete Uhr, Indices, Zeiger, Zifferblätter (besonders das tiefblaue), alles prima, sogar das Metallarmband war nicht mehr “Breitling-schief”, sondern passend zur Uhr sehr geschmackvoll. Und das alles in zwei Größen zu einem fairen Preis, wie es mir schien. Und da ich die Tausender nicht so rumliegen habe, wußte ich gleich, hier wirst Du etwas sparen müssen.

Die noch größere Überraschung kam vor wenigen Monaten. Die Uhr, die mir so ausnehmend gut gefallen hat, gibt es nicht mehr. Ist als Neuware auf dem leergefegten Markt nirgendwo erhältlich. Ein paar Schlaumeier versuchen zwar, diese Uhr gebraucht im “praktisch Neuzustand” zu verscherbeln und das fast zum Neupreis. Oder sogar drüber (die ganz Dreisten). Nee danke, lass mal stecken, sonst erfahre ich vielleicht noch, was “unpraktisch Neuzustand” bedeuten könnte. So weit, so schlecht.

Das neue Modell fand ich, Breitling-typisch, völlig daneben. Deswegen habe ich diesen Artikel auch mit sehr großem Interesse gelesen und kann, aus meiner bescheidenen Sicht, nur dazu sagen, die spinnen, die Schweizer. Und muß dabei an den Esel denken, dem zu wohl ist und er deswegen aufs Eis geht. Diese Uhr ist so grotesk hässlich, daß sie es einem entgegenschreit. Die Farbe wie ein Babystrampler (für Jungs, gibt es auch Pink für Mädchen?). Die Minuterie total aufdringlich und Indices wie dicke Klötze. Apropos Klötze. Wer sich diesen Minutenzeiger ausgedacht und für diese Uhr genehmigt hat, sollte verschärften Geschmackskerker bekommen. Dazu wieder (wie es aussieht, vielleicht irre ich mich auch) das hässliche schiefe Armband. Werden solche Uhren jetzt von Zehnjährigen gekauft? Oder von sehr kindlichen Twens? Als erwachsener Mann muß man sich in der Öffentlichkeit doch für eine solche Uhr schämen!

Aber der absolute Oberkracher ist im Gehäuse. Das Sellita SW200-1 ist ein wirklich hervorragendes Uhrwerk, gefällt mir besser als das alte ETA-Vorbild. Aber ein solches Werk in einer 5000 Euro Uhr, das ist schon eine ganz besondere Frechheit. Spätestens hier wird überdeutlich, daß es auch um hemmungslose Gewinnmaximierung geht. Nee Leute, das war ja gar nichts. Und das Vorjahresmodell sah so toll aus, das wäre eine finanzielle Sünde wert gewesen, aber dieses Teil? Nie im Leben! Und wieder zeigt sich, das Geschmack keine Geldfrage ist. Und für mich stellt sich die Frage, warum ein renomierter Schweizer Uhrenhersteller nicht imstande ist, auf Kontinuität zu setzen und stattdessen solchen überteuerten zeitgeistigen Müll produziert. Sehr schade, aber Breitling und ich, das wird wohl nichts mehr.

Ja, ich weiß, daß ich hier sehr polemisch bin, aber mein Geschmack hat sich über viele Jahre auf verschiedenen Ebenen gefunden, und es widerstrebt mir sehr, wie bei einem modischen Wegwerfartikel meinen Geschmack zu jeder Saison zu ändern bzw. anzupassen. Deswegen fand ich den Ausdruck “generisch” beim Vorjahresmodell äußerst unpassend. Eine Frage noch zum Schluß: Was macht man mit einer 5000 Euro-Uhr, wenn babyblau dauerhaft absolut out ist wie Tennissocken zu schwarzen Schuhen, Schweißbänder und Klettverschlüsse an Schuhen? Schon mal drüber nachgedacht?

Carsten
11 Monate zurück

Breitling war für mich früher eine interessante Marke – vor allem wenn ich an die Navitimer und die alten (Titan-) Avenger denke. Etwas gestört hat mich jedoch immer, dass bei den doch hochpreisigen Stücken nur einfache ETA-Kaliber verbaut wurden.
Aber was passiert seit ein paar Jahren – der Charakter ist völlig dahin. Die Kunden sollen gemolken werden. Keine Linie, vielleicht mit Ausnahme der Navitimer, bleibt erhalten.
… ach ja, Navitimer … wer Lust hat, kann sich ja mal die neuen Lederbänder (für über 500 € !!) ansehen und anfassen. Ein dünnes, mit dünner Lederschicht überzogenes Pappband (vom Gefühl her). Man kann nur noch den Kopf schütteln.
Die anderen großen Marken können sich auf jeden Fall an Breitling ein Beispiel nehmen – nämlich wie man es auf keinen Fall machen sollte!

Martin
1 Jahr zurück

Ich bin vom Design der Uhr eigentlich recht angetan. Trotz des Einschlags “farbenfrohe Sommer-Uhr” – was im Moment voll im Trend liegt – schwingt die nötige Seriösität doch mit… Da ich aber nicht bereit bzw. nicht entsprechend finanzstark bin, mir in dieser Preisklasse mehrere verschiedene Uhren “passend zu jedem Anlass” zu gönnen, muss eine so bepreiste Uhr am Ende doch die eierlegende Wollmilchsau, also ein echter Allrounder sein. Das passt (für mich!) also leider nicht zusammen, schade!

Hinzu kommt, dass es mich als Uhren-Enthusiasten leider doch auch stören würde, wenn es vorkäme, dass ein Gleichgesinnter meine Uhr mit einem “Schönes Design, aber das Uhrwerk…” kommentieren würde. Da zieht die Antwort “Das macht das Design wieder wett! Und es ist typisch gute Breiling Qualität!” doch irgendwie nicht, es bliebe das oben beschriebene “Geschmäckle”.

Super Artikel, danke dafür!

Aber irgendwie finde ich das Design doch geil! 😀 😉 Gibt es wohl günstigere Alternativen oder bereits “Nachahmer”? Mir fallen nur die Farer AquaMatic Farbvariationen ein, die sind aber wirklich kunterbunt.

Carsten
1 Jahr zurück

Ich frage mich – bereits seit Erscheinen der Uhr – soll das ein Witz sein? Ein SW200 mit unglaublichen 38 h Reserve für 5000 € ? Seit Kern übernommen hat, hat sich Breitling für mich erledigt.

Martin
1 Jahr zurück

Danke, Mario, für die Besprechung mit den, wie üblich, fantastischen Bildern. Ich habe vom Vorgängermodell 2 Uhren. Zusammen mit meinen Fortis Marinemaster (neues Modell) sind diese (u.a. wegen Klarglaseffekt) die für mich gleichwertige Referenz für Ablesbarkeit (Tag und Nacht). Da kommen Rolex und Omega nicht voll mit. Das besprochene neue Breitling-Modell ist für mich zu wirres Design for Fun. Und Du hast recht: Klassiker entstehen durch aufwertende Kontinuität bei behutsamer Modellpflege. Da fehlt es meilenweit bei Breitling. Ach ja, und Preis-Leistung liegt bei Fortis: Die 44er gibt es mit Kenissi-Werk und hochwertigem Stahlband mit Schnellverstellung locker zum Preis von Breitling (“nur” 500 m wasserdicht) – bei einer Qualitätssteigerung unter neuer Leitung bei Fortis, die deren Uhren zum Schnäppchen macht.

Cesare
1 Jahr zurück

4950€ und Wartezeit bei einem einfachen SW 200 mit 38 Stunden Gangreserve. Glückwunsch zu jedem einzelnen Käufer dieser Uhr an Breitling. Das sagt einiges über die Marke und auch die Käufer.

Christian Forstner
1 Jahr zurück

Hallo miteinander,
ich habe mir vor gut 3 Monaten noch die Super Ocean 1000 meter Stahl/ Stahl 44 Durchmesser ( Vorgänger) in Metzingen in der Breitling Boutique gekauft. Gedanklich war ich auch schon bei der neuen Super Ocean in schwarz, aber wie ich diese am Arm hatte, kam mir der Gedanke ( das ist eine Chanel Mode Uhr). Ich schließe mich hier meinen Vorgängern an, hier presst Breitling wohl noch den letzten € vom Mode pling pling Kunden raus. Als ebenfalls mittlerweile bekennender Breitling Fan / Träger vermisse ich hier ganz klar die markante Breitling Linie. Wenn die Model Politik in diese Richtung ( Design) weiter geht, dann werde ich wohl erneut auf die Wanderschaft gehen müssen. Natürlich ist mir bewusst, das Breitling die meisten seiner Modelle mit Fremdkalibern ausstattet. Dadurch blieben die Uhren bei dieser top Qualität aber auch erschwinglich und man konnte sich immer wieder mal eine neue schöne Uhr gönnen. In der Hoffnung das diese Super Ocean nur ein Ausrutscher war.

Jörg Kraft
1 Jahr zurück

Moin Mario, da hast Du es wieder einmal geschafft, mit einem flüssig und interessant geschriebenen Artikel mein persönliches Reizthema anzukratzen. Breitling! Ende der 80er Jahre liefen meine Mit- Manager-Kollegen reihenweise mit dem Navi Timer am Arm herum. Allesamt BWLer, die in ihrem Leben noch nie einen Rechenschieber – wie ich im Ingenieurstudium – angefasst hatten und nicht den blassesten Schimmer hatten, was ein Eingeweihter mit dem Instrument überhaupt bewirken könnte. Hauptsache Bling-Bling (das Wort gab es damals noch nicht…) aber die Zeit konnten sie nur mit Mühe ablesen, bei dem vollen ZB.
Dann die Ernüchterung dieser “Spezialisten” als die gleiche Uhr plötzlich aus Frankfurt kam und SINN auf dem ZB hatte.
Die neueren Tauchermodelle von Breitling nicht anders – wie ein U-Boot im Zickzack durch den dunklen Ocean des Marktes. Zudem bei diesem Prachtexemplar nun noch der Korallenriff-Look einer Freizeituhr wie von Swatch oder Icewatch, das Innenleben kaum wertiger…(Nichts gegen Sellita – aber wo bleibt hier der Kick?)
Es tut mir in der Seele weh, wenn hier 5k€ über den Ladentisch gehen, nur um Breitling – mit Null Innovationspotential in den letzten 20 Jahren- mit fetten Margen zu versorgen.
Meine Seamaster z.B. mit Coaxial Hemmung und Titangehäuse war kaum teurer.
Sorry, aber Breitling (auch diese hier) ist für meinen Geschmack untrag- und unkaufbar.
Herzliche Grüße aus S-H
PS. Die Revision kostet bei Breitling übrigens genauso viel, wie bei OMEGA, obwohl nur Mittelklassewerke verbaut sind.

Last edited 1 Jahr zurück by Jörg Kraft
Frank T. aus MZ
1 Jahr zurück

Erstmal danke an die bisherigen Kommentatoren hier! Dank dieser und GOOGLE begreife ich erst den irre breiten weißen Außenring dieser Superocean als Reminiszenz an die Ref. 2005. Ohne Stoppfunktion mutet dies für mich schon ziemlich strange an und dient nicht gerade der Funktion einer Taucheruhr. Grundsätzlich bin ich BREITLING mittlerweile aufgeschlossener. Früher hielt ich diese Uhren mit ihrem typischen Bling-Bling für zu extrovertiert. Sagen wir mal so, es gibt schöne BREITLING-Uhren und die anderen. Teuer sind sie alle. Sorry, lieber Mario, die hier gezeigte Superocean oder z. B. “Breitlight” gehören für mich zu den anderen. Zu den Themen Tiffany und Kohlefaser gibt es andere Ikonen wie ROLEX oder LUMINOX (Carbonox Plus). Strike! Ich habe diese beiden Hersteller in einem Satz genannt *lol*! Stark finde ich beispielsweise den Chronomat B01 42 oder 44 mit dem klassischen Rolloband in Stahl oder Kautschuk. Die Verarbeitung aller BREITLING-Uhren scheint auf einem sehr hohen Niveau zu liegen, die Preise jedoch leider auch – für mich außerhalb meiner Preistoleranz.

Wladimir
1 Jahr zurück

Vielen Dank für den sehr interessanten und ausführlichen Artikel. Es ist immer wieder eine große Freude.

Die Uhr ist ganz schick. Aber ich verstehe nicht, wie man als Breitling eine Uhr aus dem Archiv kramt, die einen echten Mehrwert und mit der Funktion sogar ein Alleinstellungsmerkmal aufweist, und den Chronograpen dann in eine Dreizeigeruhr umwandelt…

Sowohl der weiße Aussenring, als auch der markante (Stop-)Minutenzeiger sind so wie sie sind, weil sie die Stopfunktion bedinen. Ohne diese Funktion sind sie einfache Designmerkmale und würden mich jeden Tag daran erinnern, dass ich eine “abgespekte” Budgetversion von dem Original trage.

Würde ich nicht glücklich mit werden. Ist wie bei Sinn, wenn man auf die AR-Technik verzichtet und mit einer Blindschraube an der Gehäuseseite rumläuft.

Und dann 5k für ein Selita. Ich dachte im ersten moment, dass ich mich bei dem Preis oder bei dem Kaliber verlesen habe. Da bleibe ich gerne bei Tudor.

Aber die Uhren verkaufen sich gut und haben ja ihre anscheinend nicht kleinen Fangemeinde. Also Breitling alles süchtig gemacht.

Peter Karr
1 Jahr zurück

Immer noch grössere Durchmesser, eine Farbenpalette wie im Künstleratelier und Preise wie in der Apotheke. Egal wo ich bei den Herstellern aus der Schweiz hinschaue, also das betrifft nicht exklusiv Breitling, die Preislisten lesen sich wie ein Horror-Roman und haben den Bezug zur gelieferten Ware verloren. Für eine Dreizeigeruhr mit Sellita 200 knappe €5000 ist selbst für eine bekannte Marke jenseits von Gut und Böse. Das mag bezahlen wer will, ich halte mich da zurück. Vielleicht spielt dabei auch eine Rolle, dass ich schon etwas älter bin und mich noch gut an die Preisgestaltung dieser Firmen in den 1960/70/80er Jahren erinnern kann, also Zeiten als man mit den Füssen noch halbwegs auf dem Boden geblieben ist. Die Schweizer sollten bedenken, dass kleinere, unabhängige Hersteller aus Europa durchaus vergleichbare Qualität zu einem Bruchteil dieser Preise liefern und die Konkurrenz aus Fernost sowieso.

Stephan
1 Jahr zurück
Antworten...  Peter Karr

Volle Zustimmung !
Besonders absurd finde ich die sogenannten Sommeruhr Farben. Soll man die dann im Winter erstmal in die Schublade ablegen ? Und was macht man damit im nächsten Sommer, wenn dann nicht mehr Tiffanyquietschblau sondern Caprisonneorange angesagt ist ?
Das führt doch zur Inflation ( =Entwertung) der Sammlung des Käufers.
Und der Hersteller hat vielleicht den kurzen Mehrumsatz, verliert aber doch deutlich Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit. Bei Poloshirts mag das ja gut zu funktionieren, kosten ja auch nicht mal 1Prozent der vorgestellten Breitling.

Konrad
1 Jahr zurück

Guten Abend Mario,

zur richtigen Einordnung meines Kommentars: Ich bin bekennender Breitling Fan (der pre Kern Ära).

Mir kommen die Tränen, wenn ich sehe, dass das Unternehmen, welches bemerkenswerte instrumentelle Uhren hergestellt hat jetzt auch noch auf den “Tiffany Blue” Zug aufspringt. Ich frage mich, ob man sich in Grenchen wirklich einen Gefallen damit tut, wenn man jedem (Mode)Trend hinterherläuft.

Erstaunt bin ich auch darüber, dass die besprochene Superocean von Breitling mit Verweis auf den weißen Außenring und die “Klotz -Zeiger”ernsthaft als Hommage an die Ref. 2005 beworben wird.
In der 2005 hatte der Außenring als Skala für die Stoppminute eine echte Berechtigung. Im aktuellen Modell fehlt Ihm nicht nur jede Berechtigung, sondern dieser Gimmik macht die aktuelle Superocean als Taucheruhr, auch wenn kein Taucher heute ernsthaft eine solche benötigt, wertlos.

Im Übrigen teile ich zwar im Prinzip Deine kritische Anmerkung zum verwendeten Uhrwerk, muss jedoch auch anmerken, dass jede*r, der/die sich etwas intensiver mit Breitling auseinandersetzt meist Standardwerke als Antrieb von Breitling (3 Zeiger) Uhren findet: FEF 350 (Ref. 22/29), Felsa 700 (Ref. 932), AS1012 (Ref.5591-5595 und ab Ref. 5602), FHF 57 (Ref. 7105), ETA 2892-2 (Ref. 81980), … . Auch für seine Chronographen bezog Breitling seine Werke wie viele andere Marken von Venus, von Valjoux, ab und zu von Lemania und ab den 80ern von ETA. Hochwertig eingeschalte Standardwerke waren bei Breitling also schon immer üblich. Das sollte jeder, der sich für eine Breitling interessiert berücksichtigen. Wer hohe Uhrmacherkunst sucht, ist bei Breitling nicht unbedingt an der richtigen Adresse. Immerhin ist hier das SW 200 durchaus kostspielig als Chronometer reguliert und die Superocean sieht nett, aber für meine Arme zu groß, aus.