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Microbrands, die etwas gรคnzlich anders machen, kann man fast an zwei Hรคnden abzรคhlen – Werenbach ist aber eine von den wenigen, die merkbar herausstechen: Der unabhรคngige, vergleichsweise kleine Schweizer Hersteller ist vor einigen Jahren mit einer Idee an den Markt herangetreten, die auf den ersten Blick fast schon simpel klingt, in der praktischen Umsetzung aber alles andere als ein (Weltraum-)Spaziergang ist: Patrick Hohmann, der Kopf hinter Werenbach, verarbeitet echtes Raketenmaterial, das rund um den Weltraumbahnhof Baikonur nach dem Start der Sojus-Raketen Richtung ISS runterkommt, zu Zifferblรคttern.

Mit der Automatikuhr Soyuz 02 RAW steht nun bereits das vierte Werenbach-Modell in den Startlรถchern – mit Raketenmaterial der Sojus MS-09-Mission, bei der 2018 unter anderem Alexander Gerst an den Start ging…

Eckdaten Werenbach Soyuz 02 RAW:

  • Zifferblatt mit Material der Rakete der Mission Sojus MS-09 (an Bord u.a. Bordingenieur Alexander Gerst)
  • Durchmesser 41 mm
  • Hรถhe 9,7 mm
  • Horn-zu-Horn 50 mm
  • BandanstoรŸ 20 mm
  • Gewicht: 153 Gramm (am Stahlband)
  • Super-Luminova X1
  • Saphirglas
  • Gehรคuseboden, graviert und verschraubt, mit “Guckloch” auf die Unruh
  • Wasserdichtigkeit 10 bar
  • Sellita SW200 Elaborรฉ, +/-7 Sekunden pro Tag, 38 Stunden Gangreserve (auch Varianten mit Kaliber Soprod Newton in Qualitรคtsstufe Top erhรคltlich)
  • Swiss Made
  • Listenpreis: ab 1115โ‚ฌ zzgl. Einfuhrumsatzsteuer/Zoll (=1326โ‚ฌ)
  • Mit Vorverkaufsrabatt in Hรถhe von 30% bis Ende September ab 780โ‚ฌ zzgl. Einfuhrumsatzsteuer/Zoll (=928โ‚ฌ), direkt auf werenbach.ch

Werenbach Raketenuhr: Der Weg zur Soyuz 02

Raketen-Zifferblรคtter mit Material aus der kasachischen Steppe – auf die Idee muss man erst mal kommen. Stein des AnstoรŸes fรผr den geborenen Zรผrcher und Chef der Uhrenmarke Werenbach, Patrick Hohmann, war ein Dokumentarfilm รผber einen Metallsammler in der kasachischen Steppe, der nach jedem Start einer Weltraumrakete vom Kosmodrom Baikonur (Weltraumbahnhof) die รœberreste der auf die Erde gestรผrzten Raketenbooster und Verkleidungen in einem รผberwachten, militรคrischen Sperrgebiet einsammelt.

Das Kosmodrom Baikonur und die gleichnamige Stadt mit rund 40.000 Einwohnern werden seit 1994 von Russland verwaltet. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 verfรผgte Moskau รผber keinen eigenen Raketenstartplatz mehr und beschloss daher Baikonur von Kasachstan zu pachten. Der Pachtvertrag wurde erst kรผrzlich bis 2050 verlรคngert.

Patrick Hohmann

Dass ein Schrottsammler aus Kasachstan erst mal die Augenbrauen hochzieht, wenn ein Schweizer um die Ecke biegt, der Raketenschrott aus einem militรคrischen Sperrgebiet kaufen will, um (angeblich) Uhren daraus zu bauen, dรผrfte klar sein. Das riecht doch fast schon nach westlicher Spionage, oder?

Patrick Hohmann Werenbach Rocket Wristwatch

Tatsรคchlich konnte Patrick Hohmann beim ersten Ausflug nach Kasachstan nur ein paar Materialmuster ergattern. Nach viel รœberzeugungsarbeit (und vermutlich der einen oder anderen Runde Vodka-Shots) gelang es aber Patrick Hohmann im Jahre 2017 genug Raketenmaterial zu ergattern (zum vielfachen des “normalen” Schrottwertes natรผrlich), um die erste Werenbach-Modellreihe unter dem Namen Leonov lancieren zu kรถnnen, dessen Anlauffinanzierung รผber Kickstarter erfolgte – eine mehr als beachtliche Summe von 768.000 Schweizer Franken (CHF) kam so zusammen (zum Vergleich: andere Kickstarter-Kampagnen im Bereich Uhren bekommen hรคufig “nur” ein paar Zehntausend Euro zusammen, wenn รผberhaupt).

Spรคter folgte die gรผnstigeren Quarz-Variante MACH33 sowie das Modell Soyuz 01, fรผr das Werenbach รผber Kickstarter Crowdfunding ebenfalls stattliche 500.000 CHF einsammelte. Nun, im Jahre 2021, folgt das Modell Werenbach Soyuz 02.

Werenbach Patrick Hohmann
Vodka รก la Kasachstan
Werenbach Soyuz 02 RAW (2021)

Von der kasachischen Steppe ins Zรผrcher Atelier

Das Raketenmaterial fรผr die jeweiligen Kollektionen, das rund um das Kosmodron Baikonur auf der Erde landet, holt Patrick Hohmann seit je her persรถnlich ab – mittlerweile verhandeln die Schweizer sogar – ganz hochoffiziell – mit der russischen Raumfahrtbehรถrde Roskosmos.

Doch der abgeschlossene Handel ist erst die halbe Miete: Mit einer Flรคche von 1.750.000 km2 (fast fรผnf mal so viel wie Deutschland) ist die Kasachensteppe schlieรŸlich nicht grade รผbersichtlich – da muss man das runtergekommene Material รผberhaupt erst mal finden. AnschlieรŸend muss das Material ja auch irgendwie aus der Steppe, durch den Zoll und in die Schweiz gebracht werden (der Blick der Mitarbeiter beim Schweizer Zoll wรผrde mich brennend interessieren ๐Ÿ˜‰ ).

Spรคter werden die Zifferblรคtter fรผr die Werenbach-Uhren direkt und von Hand aus dem Material gefrรคst. Und das ist durchaus eine Herausforderung, denn das Raketenmaterial aus Kasachstan ist rund 10 mal dicker als das Material “normaler” Zifferblรคtter – um die Verarbeitung zu ermรถglichen ist sogar ein eigenes Stanzwerkzeug notwendig.

AnschlieรŸend werden die Zifferblรคtter noch feinmechanisch in Form gebracht. Eine weitere Bearbeitung bei den Soyuz 02 RAW-Modellen erfolgt nicht, d.h. die Oberflรคche ist absolut originalgetreu uns kommt mit allen Spuren, die ein Sturz aus bis zu 85 Kilometern Hรถhe auf die Erde eben so mit sich bringt (man beachte, dass Werenbach aber auch Uhren mit Zifferblรคttern aus Raketenaluminium fรผhrt, die beschichtet sind, darunter die Variante Eclipse Superlative). Der Zusammenbau sรคmtlicher Komponenten erfolgt letztendlich im Werenbach-Atelier in Zรผrich oder bei einem Partner im Schweizer Jura.

Mehr รผber die Entstehung von Werenbach-Uhren gibt’s in diesem sehenswerten Beitrag in der Fernsehsendung Galileo:

Werenbach Soyuz 02 RAW II im Test

Das komplette (!) Zifferblatt der Werenbach Soyuz 02 RAW II wurde ganz konkret aus der olivgrauen BoosterauรŸenseite bzw. dem Tank der insgesamt 51 Meter langen und 313 Tonnen schweren Trรคgerrakete des gleichnamigen Weltraumflugs Soyuz MS-09 gefrรคst – daher auch der prominente Hinweis “BOOSTER MATERIAL” auf dem Zifferblatt. Schรถn: Jeder Werenbach-Uhr liegt das Stรผck Raketenmaterial bei, aus dem das Zifferblatt “geschnitten” wurde.

Je nach dem wie direkt das Licht auf das Zifferblatt variiert die Farbwirkung รผbrigens recht deutlich. Manchmal wirkt das Zifferblatt kรผhl-grau, manchmal kommt aber auch der Olivton deutlich durch – hier ein beispielhafter Vergleich:

Auch weitere Teile der Soyuz MS-09-Rakete werden von Werenbach zu Zifferblรคttern weiterverarbeitet: die (unlackierte) Innenseite der Rakete, die orangefarbene Motorenverkleidung (Modell RAW III Superlative) oder die weiรŸe Windschutzverkleidung der Raketenspitze (Modell RAW IV Superlative).

Soyuz MS-09-Rakete – die von Werenbach verarbeiteten Teile in den Farben orange, weiรŸ und olivegrau sind gut zu erkennen, Bild: NASA/Joel Kowsky

Wir erinnern uns: Sojus MS-09 ist die Missionsbezeichnung fรผr den Flug eines russischen Sojus-Raumschiffs zur Internationalen Raumstation (ISS) – es handelte sich dabei um den zweiten Weltraumausflug des deutschen Astronauten Alexander Gerst, der im Juni 2018 dazu aufgebrochen war der erste deutsche Kommandant der ISS zu werden.

Serena Auรฑรณn-Chancellor (NASA, links), Sergey Prokopyev (Roskosmos, Mitte) und Alexander Gerst (ESA), Bild: NASA/Elizabeth Weissinger, Public domain, via Wikimedia Commons

Die Mission von Alexander Gerst, der von der US-Amerikanerin Serena Auรฑรณn-Chancellor und dem Russen Sergei Prokopjew begleitet wurde, stand allerdings zunรคchst unter keinem guten Stern: NASA Ground Control in Houston meldete nach wenigen Wochen Aufenthalt der Crew auf der ISS einen Druckanfall. Weil der aber zunรคchst unkritisch war, lรคsst Houston die Astronauten friedlich weiter schlummern – der mutmaรŸliche Schaden musste aber natรผrlich trotzdem gefunden werden.

Und so checkten Experten der US-amerikanischen und der russischen Bodenkontrollen sรคmtliche ISS-Module. Eines nach dem anderen wurde hermetisch abgeriegelt, um den Luftdruck darin zu messen und das Problem einzugrenzen. Alexander Gerst fand letztendlich den Grund: Hinter der Toilette im Sojus-Raumschiff MS-09, das an den russischen Teil der ISS angedockt ist, fand er ein etwa 2 Millimeter groรŸes Bohrloch in der AuรŸenhรผlle.

Zwar konnte das Leck recht unkompliziert mit Epoxidharz geschlossen werden, wie das Loch รผberhaupt dort hin kam, steht allerdings bis heute in den Sternen (wenngleich die Russen naturgemรครŸ die unbelegte These vertreten, dass US-Astronauten im Kosmos die Wand angebohrt haben – warum auch immer).

Nach fast 200 Tagen im Weltraum: Alexander Gerst nach der Landung in Zhezkazgan, Kasachstan, am 20. Dezember 2018, Bild: NASA/Bill Ingalls, Attribution-NonCommercial-NoDerivs 2.0 Generic (CC BY-NC-ND 2.0), via Flickr

Lรถcher gibt’s in den Zifferblรคttern der Werenbach Soyuz 02 RAW II nicht ๐Ÿ˜‰ – sehr wohl aber kรถnnen die Zifferblรคtter von Uhr zu Uhr unterschiedliche Nuancen, kleinere Kratzer, Lackschรคden oder dergleichen vom Sturz des Raketenmaterials auf die Erde aufweisen – genau das macht aber letztendlich ja den besonderen Charme der ganzen Uhr aus.

Feine Kratzer auf dem Zifferblatt der Werenbach Soyuz 02 RAW

Das Zifferblatt wird durch applizierte und rhodinierte Indizes, die fรผr eine plastische und hochwertige Optik sorgen, abgerundet. Die Zeiger sind auรŸerdem mit weiรŸer Super-Luminova X1 belegt – das Gegenstรผck zu den Zeigern, Leuchtpunkte bei den Indizes, sind allerdings nur auf 3, 9 und 12 Uhr zu finden, was der Ablesbarkeit im Dunkeln nicht grade zutrรคglich ist.

Super-LumiNova in der hรถchsten Qualitรคtsstufe X1 ist relativ neu und wird von den den Schweizer Super-LumiNova-Experten von RC Tritec wie folgt erlรคutert: โ€žDas neue Swiss Super-LumiNova Grade X1 ist leichter zu aktiveren als bisherige Pigmente und zeigt einen Anstieg in der Nachleuchtperformance um รผber 60% nach zwei Stunden im Dunkeln. Je lรคnger man im Dunkeln bleibt, desto weniger schnell fรคllt das Nachleuchten im Vergleich zu bestehenden Pigmenten ab. Mit Hilfe der Verwendung der Swiss Super-LumiNova Grade X1 Qualitรคt kann die Ablesbarkeit nach dem ISO 3157 Standard um den Faktor von mindestens 1.6 verlรคngert werden.”

Ansonsten warten auf dem Zifferblatt noch einige Details und Easter Eggs darauf entdeckt zu werden – so wie eine Markierung neben den Rehaut-Indizes bei 8 Minuten und 49 Sekunden als Hinweis auf die Flugdauer der Sojus-Rakete in den Orbit. Daneben befindet sich auรŸerdem der Druck “207 km” in Anlehnung an die Hรถhe, in der die Rakete letztendlich bereit fรผr den eigentlichen Flug zur Internationalen Raumstation ISS ist (Stage III). Auch die Koordinaten des Kosmodroms Baikonur, von dem aus der Raketenstart erfolgte, sind auf dem Zifferblatt zu finden (45ยฐ 38โ€™N, 63ยฐ19โ€™E). All die Details sind sehr gut verarbeitet und geben sich auch auf Nahaufnahmen keine BlรถรŸe:

Faktisch hat das in den Werenbach-Uhren verarbeitete Material รผbrigens eine Flughรถhe von 45 km (“Booster Material” in der hier getesteten Werenbach Soyuz 02) bzw. 85 km (“Fairing Material”/Raketenspitze in der Werenbach Soyuz 02 Raw IV Superlative) erreicht. 85 Kilometer – ist das eigentlich schon der Weltraum oder noch der Luftraum? Nun, diesbezรผglich gibt es verschiedene Meinungen und Definitionen. Insbesondere aber die Arbeit des Physikers Jonathan C. McDowell vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics hat fรผr Aufmerksamkeit in der jรผngeren Zeit gesorgt: Er sagt, dass die sogenannte Kรกrmรกn-Linie, die ursprรผnglich auf den gleichnamigen ungarisch-amerikanischen Physiker zurรผckgeht und die Grenze zwischen Weltraum und Luftraum zieht, zwischen 70 und 90 Kilometern Hรถhe liegt.

Das Gehรคuse der Werenbach Soyuz 02 ist bis 10 bar wasserdicht (zum Schwimmen geeignet) und dank eines Durchmessers von 41 mm (Horn-zu-Horn 50 mm) fรผr das durchschnittliche Herrenhandgelenk ziemlich gut tragbar, man beachte allerdings, dass das Gehรคuse durch die seitlich verschraubte Plakette mit “SPACEBORN”-Gravur, dem Leitgedanken von Patrick Hohmann, etwas grรถรŸer wirkt.

Ich wรผrde mich nicht unbedingt als riesigen Fan von solchen Gravuren an der Gehรคuseflanke bezeichnen, zum modernen Erscheinungsbild des Modells passt diese aber zweifellos gut. Die Satinierung des Gehรคuses, die durch eine polierte Fase durchbrochen wird, wirkt sehr fein und hochwertig.

Besonders genial ist der verschraubte Gehรคuseboden: Dort wartet eine tiefe, reliefartige Darstellung eines Astronauten, der in Richtung einer kreisrunden Aussparung schaut, die den Blick auf die Unruh des Automatikkalibers freigibt. Die Gravuren, die sich drum herum befinden, verweisen auf den ersten Mann im Weltraum (“First Man in Space”), den russischen Kosmonauten und Nationalhelden Juri Alexejewitsch Gagarin, dessen Weltallausflug sich im Jahre 2021 zum 60. mal jรคhrt.

So gut der Eindruck vom Gehรคuse der Soyuz 02 RAW auch ist – ich wรผrde mir noch Varianten des Modells im Titangehรคuse wรผnschen: Fortis macht mit dem AMADEE-20 Chronographen vor, dass moderne Uhren mit Weltraum-Thema und Titan wie die ISS und der Weltraum zusammenpassen.

Fรผr die Werenbach Soyuz 02 stehen diverse Bandoptionen zur Verfรผgung – optisch am gelungensten finde ich das Canvas-Band mit Lederunterseite. Das Band ist per se aber etwas steif und braucht etwas Eintragezeit, damit es flexibel tragbar ist. Ferner dรผrfte es gerne etwas lรคnger sein (mit 19 cm Handgelenkumfang bin ich bereits im vorletzten Loch).

Wer lieber Stahlbรคnder trรคgt wird ebenfalls findig: Fรผr 142โ‚ฌ Aufpreis gibt’s ein Band im “Super Engineer”-Stil, das sich wunderbar um das Handgelenk schmiegt, komplett quietsch- und knarzfrei ist und mit verschraubten Bandgliedern kommt. Der AnstoรŸ des Stahlbandes dockt allerdings nicht direkt an das Gehรคuse an, was eher untypisch und etwas gewรถhnungsbedรผrftig ist. Gut: Das Stahlband lรคsst sich werkzeuglos รผber Schnellwechselfederstege entfernen – inkonsequent ist allerdings, dass nicht auch das Canvas-Band mit einem Schnellwechselmechanismus kommt. Schade!

Der Antrieb: Sellita SW200 vs. Soprod Newton

Bei der Werenbach Soyuz 02 RAW II kommt das Schweizer Automatikkaliber Sellita SW200 zum Einsatz, der am weitesten verbreiteten, robusten und zuverlรคssigen ETA 2824-Alternative. Es handelt sich um die hรถherwertigere Qualitรคtsstufe Elaborรฉ mit einer besseren mittleren Ganggenauigkeit von +/-7 Sekunden pro Tag (gegenรผber +/-12 bei “Standard”). Durch das oben bereits erwรคhnte “Guckloch” kann das Kaliber auรŸerdem bei der Arbeit begutachtet werden.

Es gibt auch etwas teurere Varianten der Werenbach Soyuz 02, die mit dem Kaliber “Newton” von Soprod in der hรถheren Qualitรคtsstufe Top kommen (+/- 4 Sekunden pro Tag, geprรผft in fรผnf Positionen).

Auch eine Chronofiable-Zertifizierung ist beim Soprod Newton an Bord – es handelt sich dabei um eine Testreihe des Laboratoire Dubois SA in La Chaux-de-Fonds, die mehrere Zyklen umfasst, in denen die Haltbarkeit des Werkes im Rahmen eines simulierten Alterungsprozesses auf die Probe gestellt wird: Aufzugswelle, Drรผcker und drehbare Lรผnetten werden beansprucht und geprรผft. Auch StoรŸsicherheit, Wasserdichtheit und die Reaktion auf Magnetfelder werden getestet. Die weiteren Eckdaten: 28.800 bph, 23 Steine, 44 Stunden Gangreserve und Incabloc-StoรŸsicherung.

Soprod Newton in der Werenbach Soyuz 02

Soprod? Das hรถrt sich irgendwie russisch an – tatsรคchlich aber kommt die Soprod SA aus der Schweiz โ€“ der auf Uhrwerke spezialisierte Hersteller ist seit immerhin 1966 aktiv und seit 2007 in der Hand der spanischen Festina Group.

Besonders stark ist Soprod ursprรผnglich bei Quarzwerken, die Streiterein zwischen der Schweizer Wettbewerbskommission WEKO und ETA (Swatch Group) hat Soprod aber offenbar zum Anlass genommen, um nach dreijรคhriger Entwicklungszeit verstรคrkt auch im Bereich mechanischer Uhrwerke anzugreifen – mit dem Kaliber Newton als Zugpferd.

Als seltenes Phรคnomen unter Schweizer Uhrwerkherstellern ist Soprod unabhรคngig hinsichtlich der Beschaffung von wesentlichen Komponenten wie Ankerrรคder, Paletten und Rollen, Unruhen und Unruhspiralfedern: Diese werden von MSE (Manufacture de spiraux et d’รฉchappements), mit Sitz in Muriaux hergestellt – einem Unternehmen, das (genau wie Soprod) zur Festina-Gruppe gehรถrt.

Fazit: Werenbach Soyuz 02 RAW

Ich musste beim Test der Werenbach Soyuz 02 spontan an Uhren mit Meteorit-Zifferblatt denken, also Modelle, die mit einem Zifferblatt aus Meteorit-Gestein kommen – auch solche Modelle sind natรผrlich eine Mรถglichkeit sich ein echtes Stรผck Weltraum ans Handgelenk zu holen. Viele Uhrenhersteller haben oder hatten entsprechende (meistens limitierte) Modelle im Sortiment – von gรผnstig (Invicta) bis teuer (Rolex).

Oyster Perpetual Cosmograph Daytona
Rolex Oyster Perpetual Cosmograph Daytona mit Meteoriten-Zifferblatt

Hersteller wie Rolex heben naturgemรครŸ die Exklusivitรคt des Materials hervor. Was diese aber nicht sagen ist, dass sich das Meteoriten-Material problemlos sogar bei eBay bestellen lรคsst (kein Scherz) – anders als die Raketenteile, die Patrick Hohmann hรถchstpersรถnlich in Kasachstan einsammelt und in die Schweiz einfรผhrt. Und genau das macht am Ende des Tages auch den Unterschied, denn das Raketenmaterial ist eben nicht einfach so per Mausklick irgendwo bestellbar, sondern verlangt nach einer wesentlichen Investition von Zeit, Geld und Nerven.

Die Werenbach Soyuz 02 allerdings nur auf das besondere Zifferblatt zu reduzieren wird ihr keineswegs gerecht, denn auch die allgemeine Verarbeitungsqualitรคt kann mit Blick auf den Preis mithalten. Nur in wenigen Punkten gibt es das eine oder andere zu meckern (der fehlende Schnellwechselmechanismus bei den Canvas-Bรคndern, kein passender BandanstoรŸ beim ansonsten tollen Stahlband, keine Leuchtmasse bei den Stundenindizes).

Werenbach verzichtet beim neuen Modell Soyuz 02 auf Kickstarter – kein Wunder, denn die Crowdfunding-Plattform hรคlt ganz schรถn die Hand auf und kassiert ordentlich Gebรผhren fรผr die Nutzung ein. Stattdessen setzt Patrick Hohmann auf eine Vorverkaufsabwicklung รผber die eigene Website. ร„hnlich wie bei Kickstarter gilt dabei: Je frรผher man mitmacht, desto hรถher der Rabatt – so sind bis Ende September 2021 immerhin 30% drin, die hier vorgestellte Werenbach Soyuz 02 RAW II kostet somit rund 930โ‚ฌ inklusive Zoll/Einfuhrumsatzsteuer (Versand erfolgt per UPS aus der Schweiz) – und das ist fรผr das Gesamtpaket mehr als fair.

Beim Vorverkauf der Werenbach Soyuz 02 ist โ€“ wie bei Kickstarter auch โ€“ eine Vorauszahlung fรคllig und die Lieferung erfolgt erst in einigen Monaten. Das ist das รผbliche Vorgehen vieler Microbrands, dennoch ist die Frage natรผrlich legitim, ob es eine so tolle Idee ist, immerhin fast 1000โ‚ฌ (oder mehr, je nach Modell) an einen Kleinstuhrenhersteller zu รผberweisen, der im Ausland sitzt (Zรผrich, Schweiz). Dazu sei aber gesagt, dass eine Nichtlieferung mit Blick auf die Erfahrungen, die Werenbach in den letzten Jahren gesammelt hat, meiner Meinung nach sehr unwahrscheinlich ist. Und: Mit Blick auf Kรคuferschutz hat der von Werenbach in Eigenregie organisierte Vorverkauf sogar einen groรŸen Vorteil: Wรคhrend bei Kickstarter nur Kreditkartenzahlung mรถglich ist (und Kickstarter sowieso kein nennenswertes Auffangnetz fรผr nicht ausgelieferte Waren hat), bietet Werenbach Zahlung per PayPal an โ€“ und im Zweifel greifen natรผrlich die von PayPal standardmรครŸig angebotenen Kรคuferschutzmechanismen.

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Max Headroom
2 Jahre zurรผck

Ich habe die RAW II Superlative bestellt und nur einige Wochen warten mรผssen. Eine tolle Uhr, mit guten Trageeigenschaften und kaum Gangabweichung. Jedem, denen ich die Story รผber die Uhr erzรคhle, ist positiv รผberrascht. Die Idee der “Weltraumuhr” war einfach ein toller Coup. Einen groรŸen Dank an Patrick Hohmann, Grรผnder und CEO.

Walter F.
3 Jahre zurรผck

Meine “Eclipse Superlative” wurde schon am 12.10.2021 geliefert. Die Uhr ist absolut Spitze, ich bin begeistert! Vor allem auch die Sonderverpackung des limitierten Modells und das Soprod Werk machen was her. Insgesamt finde ich die Verarbeitungsqualitรคt der Uhr hervorragend.

Walter F.
3 Jahre zurรผck

Toller Artikel, hat mich zur Spontanbestellung einer “Eclipse Superlative” inspiriert!

Carsten
3 Jahre zurรผck

Interessanter Beitrag, mich hรคlt eigentlich nur der fehlende “vernรผnftige” BandanstoรŸ von einer Spontanbestellung fern ๐Ÿ™‚