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Die Beliebtheit von Stahl-Sportuhren mit vollintegriertem Stahlband ist ungebrochen: Genau wie die Titoni Impetus Classic (von lat. Schwung, Schub, Antrieb), kommt auch die komplett neue Impetus CeramTech mit einem Gehäuse mit vollintegriertem Band, d.h. eine knackscharfe Kante führt direkt und nahtlos zum Band über – Gérald Genta lässt grüßen.

Mit einer Genta-Hommage hat die neue Titoni Impetus aber so rein gar nichts zu tun – und wie der Zusatz CeramTech schon andeutet, ist das Gehäuse mit einem Keramikcontainer versehen, der die überaus moderne Optik wesentlich prägt…

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Eckdaten Titoni Impetus CeramTech Zr02, Ref. 83765:

  • Schweizer Automatikkaliber ETA 2892-A2
  • Durchmesser 43mm
  • Horn-zu-Horn 50mm
  • Höhe 11,5mm
  • Zifferblatt mit geprägten, vertikalen Linien
  • Wasserdichtigkeit 30 bar / 300 Meter
  • Flaches Saphirglas mit beidseitiger Antireflexbeschichtung
  • Gehäuse aus Edelstahl und farblich abgestimmter Keramik, manche Varianten mit DLC-Beschichtung
  • Lünette aus Edelstahl, manche Varianten mit DLC-Beschichtung
  • Krone mit farblich abgestimmter Keramik-Einlage
  • Edelstahlband mit werkzeugfreier Feinjustierung und zusätzliches Kautschukband mit werkzeugfreiem Montagesystem
  • Preis: EUR 2490 bzw. EUR 2630 für die DLC-Varianten, direkt bei titoni.ch oder diversen Fachhändlern
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Titoni Impetus CeramTech Zr02 im Test

Die Impetus ist erstmal nichts grundlegend Neues im Sortiment von Titoni: Schon seit einigen Jahren führt der seit der Gründung im Jahre 1919 von der Familie Schluep geleitete Schweizer Traditionshersteller eine Stahl-Sportuhr unter diesem Namen.

Designtechnisch hat sich aber eine Menge getan: Die neue Titoni Impetus CeramTech Zr02 spricht eine klare und von einer ordentlichen Portion Eigenständigkeit geprägte, moderne Designsprache. Ins Auge sticht zifferblattseitig vor allem die “fette”, fast schon etwas martialisch wirkende, polygonförmige, facettierte Edelstahllünette mit großen Ziffern.

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Wie es sich für eine Stahl-Sportuhr gehört, hat Titoni dem bis 30 bar bzw. 300 Meter wasserdichten Gehäuse und dem Band eine Menge Aufmerksamkeit gewidmet: Das Gehäuse wirkt mit seinen 43mm Durchmesser sehr massiv und ist fast durchgängig sehr fein satiniert. Eine polierte Fase, die zum Band überleitet, zahlt auf die hochwertige Optik ein. Augenscheinlich ist hierbei die “Genta’sche Kante”, d.h. der nahtlose Übergang vom Gehäuse zum Band.

Die eigentliche Besonderheit ist aber der Materialmix aus Edelstahl in Verbindung mit einem Keramik-Container aus Zirkonoxid-Keramik oder kurz: Zr02 (daher auch der Beiname der neuen Impetus).

Tatsächlich ist Zirkonoxid-Keramik (ZrO2) der meist verwendete Hartstoff in der Uhrenindustrie. Trotzdem ist der Keramik-Container in der Impetus alles andere als gewöhnlich: Die Keramik prägt die Optik der Flanken mit ihren wunderschönen, auf die jeweiligen Zifferblätter abgestimmten Farben und den tiefen Streifen maßgeblich. Auch zwischen Lünette und Genta’scher Kante kommt die Keramik (ein klein wenig) zum Vorschein. Die verschraubte Krone hat an der Oberseite ebenfalls eine kleine Keramikapplikation mit einem gravierten Titoni-Logo. Optik: Eins mit Sternchen.

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Anstelle des Zifferblattes mit Clous de Paris-Muster bei der (nach wie vor erhältlichen) Impetus Classic, kommt bei der neuen Impetus CeramTech ein Muster zum Einsatz, welches das Muster des Keramik-Containers aufgreift, und zwar in Form von tiefen, vertikalen Linien. Der Rehaut setzt dabei einen Kontrast zum Zifferblatt: Es ist beispielsweise dunkelblau bei der weißen Variante et vice versa. Die mit Super-LumiNova gefüllten Stundenindizes sind appliziert und sorgen somit für zusätzliche Tiefe auf dem Zifferblatt.

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Minuten- und Stundenzeiger kommen außerdem mit farblich abgestimmten “Flügeln” (Stundenzeiger) bzw. einer Lackierung im Innenbereich (Minutenzeiger), die insbesondere bei der weißen Zifferblattvariante die Ablesbarkeit begünstigt – dennoch ist naturgemäß die Ablesbarkeit bei der Variante mit dunkelblauem Blatt und polierten Zeigern/Indizes am kontrastreichsten und damit am höchsten.

Während fünf der sechs Impetus-Varianten relativ dezent gestaltet sind (wie hier gezeigt die dunkelblaue und die weiße Variante), hat sich der Designer bei der Referenz 83765 B-AO 707 offenbar so richtig austoben dürfen: Das hellblaue Zifferblatt in Verbindung mit den hellblauen Keramikapplikationen und den gelben Akzenten ist extrem sportlich und extrovertiert – spontan hat mich die Farbkombi an Helme und Overalls erinnert, die im Rennsport mit ihren vielen unterschiedlichen Farben ins Auge stechen.

Man beachte dabei, dass der Farbton dieser hellblau-gelben Variante in der Realität deutlich weniger “knallt”, als es die Renderings von Titoni andeuten – und das ist auch gut so, denn die Variante ist ohnehin schon sehr auffällig und unterstreicht die Präsenz der Impetus am Handgelenk nochmal deutlich.

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Titoni hat auch verstanden, dass bei einer Stahl-Sport-Uhr mit Genta-Anleihen nicht nur dem Gehäuse, sondern auch den Bändern selbst viel Aufmerksamkeit gewidmet werden muss – allein schon aufgrund der Tatsache, dass sich Bänder von Drittanbietern aufgrund des Fehlens klassischer Hörner nicht sinnvoll an der Impetus CeramTech montieren lassen (theoretisch geht das zwar schon, 12mm Bandbreite sehen aber bei einer doch eher sportlicher dimensionierten Uhr wie der Impetus irgendwie seltsam aus, oder? 😉 ).

Und so wirkt das Stahlband haptisch und optisch mit seiner feinen Satinierung und den anglierten/polierten Kanten überaus hochwertig. Es ist haptisch richtig genial und schwingt sich außerdem extrem komfortabel um das Handgelenk. Kleiner Wermutstropfen: Die Glieder sind leider nicht verschraubt, sondern verstiftet. Das Stahlband wird von einer Faltschließe mit werkzeugfreier Feinjustierung abgerundet – erfahrungsgemäß ein ungemein praktisches Feature, wenn sich im Winter oder im Sommer – je nach Umgebungstemperatur – der Handgelenkumfang ändert. Man beachte: Die Feinjustierung der Schließe funktioniert nicht wie bei der Titoni Seascoper 300 und Titoni Seascoper 600 durch Drücken des kreisrunden Titoni-Logos (eine stilisierte Blume in Anlehnung an die Pflaumenblüte), sondern durch zwei separate Drücker an der Seite der Schließe. Praktisch funktioniert das Kürzen bzw. Verlängern des Bandes genauso gut wie bei der Seascoper, nur ist diese Lösung eben leider nicht so unscheinbar bzw. “versteckt” wie bei der Seascoper. So ganz nachvollziehen kann ich nicht, warum Titoni nicht einfach denselben Mechanismus wie bei Seascoper 300 bzw. 600 verwendet.

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Neben dem Stahlband ist auch ein Kautschukband aus Fluorkautschuk (FKM) ein (kostenfreier) Teil des Lieferumfangs. FKM wurde ursprünglich nicht für Uhrenbänder entwickelt, sondern für militärische Anwendungen, als die US Air Force in den 50er Jahren Dichtringe benötigte, die auch bei hohen Temperaturen zuverlässig gegen aggressive Medien abdichteten. Auch heute wird in verschiedenen Industriebereichen wie der Luft- und Raumfahrt sowie in der Automobilindustrie FKM-Kautschuk als Dichtmaterial verwendet.

Aufgrund der hohen Robustheit ist FKM-Kautschuk als Material für Armbänder bei einer sportlichen Uhr mit hoher Wasserdichtigkeit, die gerne auch mal an den Strand oder den Pool ausgeführt und somit beispielsweise Chlor- oder Salzwasser und Sand ausgesetzt wird, grundsätzlich perfekt geeignet. Ein weiterer Pluspunkt von FKM-Kautschuk ist, dass es (anders als beispielsweise Silikon) keinen Staub anzieht und sehr flexibel ist. Darüber hinaus ist FKM völlig geruchsneutral, also riecht nicht nach manchmal bei Kautschukbändern etwas penetranten Vanillearomen, die den künstlichen Geruch überdecken sollen.

Meiner Meinung nach könnte das Kautschukband (Maße: 75/110mm) aber etwas länger sein: Eher lockerer getragen bin ich mit meinem 19 cm Handgelenkumfang schon im vorletzten Loch.

Gut: Sowohl Stahl- als auch Kautschukband lassen sich über ein Schnellwechselsystem ruckzuck wegklipsen bzw. innerhalb weniger Sekunden werkzeugfrei tauschen. Und so bekommt die Titoni Impetus durch den Wechsel auf das Kautschukband eine gänzlich andere, deutlich sportlichere Note. Insbesondere bei der hellblau-gelben Variante macht das Kautschukband die Gesamtoptik meiner Meinung nach erst so richtig “rund”. Das gilt auch für die weiße Variante, die mir persönlich am Stahlband etwas zu kontrastarm wirkt. Bei der Variante mit dunkelblauem Zifferblatt gefällt mir das Stahlband hingegen besser. Aber das ist natürlich alles Geschmackssache.

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Titoni Impetus: ETA 2892-A2 an Bord

In der Titoni Impetus CeramTech tickt das Schweizer Automatikkaliber ETA 2892-A2, das mit 3,6 mm etwas flacher konstruiert als das ETA 2824 (4,6mm), wodurch auch das Gehäuse relativ flach daher kommen kann (11,5mm) – eine gute Entscheidung, um ein gutes Verhältnis aus Durchmesser und Gehäusehöhe zu generieren (und das bei gleichzeitig sehr hoher Wasserdichtigkeit in Höhe von 30 bar / 300 Meter).

Ansonsten nehmen sich das 2892 und das 2824 technisch fast nichts: Mit 26 Steinen tickt es mit einer Geschwindigkeit von 28.800 Halbschwingungen pro Stunde und bietet eine Gangreserve von 42 Stunden. Optisch pimpt Titoni das Kaliber durch einen schicken 18 Karat vergoldeten Rotor mit lasergeschnittenem Titoni-Logo, der durch den Saphirglasboden sichtbar ist. 

An dieser Stelle kann ich mich nur wiederholen und noch mal meine Aussagen über die Titoni Seascoper 300 rauskramen: Natürlich hätte ich es begrüßt, wenn das Chronometer-zertifizierte, hauseigene Titoni-Manufakturkaliber T10 mit deutlich höherer Gangreserve (72 Stunden) bei der neuen Impetus an Bord gewesen wäre (siehe Seascoper 600). Am Ende ist das Titoni-typisch top einregulierte Kaliber (siehe Zeitwaagen-Ergebnisse unten) aus dem Hause ETA in der Preisklasse der Impetus aber ebenfalls durchaus akzeptabel.

Abschließende Gedanken / Varianten der neuen Titoni Impetus

Das sehr extrovertierte und gewagte Design der neuen Impetus wird sicherlich nicht jedem schmecken. Festhalten lässt sich aber definitiv, das die neue Impetus eine top verarbeitete und von hoher Eigenständigkeit geprägte Uhr im Dunstkreis von Gérald Genta ist, die durch den charakteristischen Keramikcontainer auch eine nennenswerte Besonderheit mitbringt.

Der Preis für die neue Impetus beträgt 2490€ bzw. 2630€ für die DLC-Varianten, direkt bei titoni.ch oder diversen Fachhändlern. Die Preise auf der Website von Titoni sind dabei die effektiven Endpreise, d.h. man braucht sich – trotz Versand aus der Schweiz – nicht mit dem Zoll rumzuärgern und es gibt auch keine versteckten Kosten (Stichwort: Einfuhrumsatzsteuer). Das ist meiner Erfahrung nach alles andere als eine Selbstverständlichkeit und ein dicker Pluspunkt hinsichtlich Kundenfreundlichkeit.

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3 Kommentare
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U.H.
7 Monate zurück

Besitzer einer Tag Heuer Aquaracer werden diese Uhr sicherlich nicht kaufen – mit eigenständigem Design kann ich diese Titoni daher absolut nicht beschreiben…Titoni scheint auch kein großes Vertrauen in sein eigenes Manufakturkaliber haben, wenn man auf ETA setzt…Hasta pronto.

Bernardo
7 Monate zurück

Ich denke nicht, dass Titoni hier eine ernsthafte Taucheruhr anbietet/ anbieten möchte. Es ist schlichtweg eine Sportuhr mit schönen Features und einem relativ guten Preis.
mir macht die Farbgestaltung spaß, dass man das Band problemlos wechseln kann und die Uhr auch als Nicht-Sättigungstaucher nutzen kann.
An meiner Sub gibt es auch nur einen Chaton, der den Weg weist. Andere Hersteller bringen gar bei Ihren Uhren die Lünette mit den Markierungen zum Leuchten.
Getaucht wird mit dererlei Equipment sicher nicht „ernsthaft“ 😉
Den Glasboden hätte es bei mir nicht gebraucht. Finde ich bei Sportuhren überflüssig. Ähnlich wie der vergoldete Rotor.
Einzig stört mich ein wenig der Firmenname und das etwas zu dicht an der 12 Uhr Marke gesetzte Firmenlogo.
Ich hätte bei der Aufteilung auf dem Zifferblatt diese anders gesetzt. Analog auch dazu die Modell.- und Materialbezeichnung auf der unteren Seite des Zifferblattes.

Übrigens danke für den sensationellen Artikel!

Grüsse und eine schöne Adventszeit.

Bernardo

Frank T. aus MZ
8 Monate zurück

Keinerlei Leuchtmarkierungen auf der Drehlünette. Das disqualifiziert die TITONI als “ernsthafte” Taucheruhr. Schönen Gruß, Frank