Im Haifischbecken dutzender und aberdutzender Micro-Brands behauptet sich Straton schon eine ganze Weile – und das sehr erfolgreich. Die 2015 von Kyle Schut über Kickstarter ins Leben gerufene Marke verfolgt dabei seit jeher eine sehr stringente Modellpolitik rund um Retro-Uhren mit Design-Anleihen aus dem Motorsport der 70er wie beispielsweise Totalisatoren im Tacho-Design. Insbesondere aber die vielen vielen coolen Farbvarianten, die an Boliden wie den Porsche 917 erinnern, heben Straton von der Masse an Micro-Brands ab. Wie einige andere etablierte Micro-Brands, hat Kyle der Crowdunfing-Plattform Kickstarter allerdings den Rücken gekehrt. Stattdessen organisiert Kyle den Vorverkauf der neuen Straton Tourer selbst (mit 30% Rabatt auf den späteren UVP, hierzu mehr am Ende des Artikels) – warum auch nicht, schließlich hat Straton einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht und eine beachtliche Fangemeinde aufgebaut. Und: Kickstarter erhebt ziemlich knackige Gebühren, die sich Kyle verständlicherweise sparen will (eine Kampagne mit 500.000€ würde für Gebühren in Höhe von über 40.000€ sorgen – kein Scherz!). Wenn’s dem Preis-Leistungs-Verhältnis zu Gute kommt – umso besser, oder? 😉

Straton Tourer: Varianten, optische und technische Besonderheiten

Schauen wir uns zunächst die nüchternen Fakten und eine Übersicht über die neuen, vielfältigen Tourer-Modelle an:

  • Tourer GMT Automatic
    • 43mm
    • SWISSTECH S24-45 Automatikwerk
    • Preis im Vorverkauf (Dezember 2019): $499 (am Lederband), $519 ( am Stahlband ), $539 (mit Stahl- und Lederband)
  • Tourer GMT Quartz
    • 40mm und 43mm
    • Schweizer Ronda 515 Quarz-Werk
    • Preis im Vorverkauf (Dezember 2019): $299 ( am Lederband ), $319 ( am Stahlband ), $339 (mit Stahl- und Lederband)
  • Tourer Dreizeiger-Variante (Three Hand)
    • 40mm und 43mm
    • Japanisches Miyota 9015 Automatikwerk
    • Preis im Vorverkauf (Dezember 2019): $399 ( am Lederband ), $419 ( am Stahlband ), $439 (mit Stahl- und Lederband)
  • Tourer Triple Calendar Automatic
    • 43mm
    • Japanisches Miyota 9122 Automatikwerk
    • Preis im Vorverkauf (Dezember 2019): $449 ( am Lederband ), $469 (am Stahlband), $489 (mit Stahl- und Lederband)

Gemeinsamkeiten aller Varianten:

  • Wasserdichtigkeit 20 bar
  • 5 verschiedene Farben pro Variante
  • Saphirglas
  • Interne und externe, drehbare Lünette
  • Transportbox, Booklet
  • 2 Jahre Garantie
  • Limitiert auf 300 Stück je Variante, unabhängig von Farbe oder Größe, d.h. es stehen je 300 Stück von GMT, GMT Quarz, Three Hand und Triple Calendar zur Verfügung
  • Verschiedene Band-Optionen (Leder mit Racing-Perforation und Jubilee-Stahlband)

Puh! Weniger entscheidungsfreudigen Gemütern, die sich für die neue Straton Tourer interessieren, dürften die vielen verschiedenen Varianten echte Kopfschmerzen bereiten – mit jeweils 5 verschiedenen Farben pro Modell und diversen technischen Abwandlungen (von der “normalen” Dreizeiger-Variante, über eine GMT hin zu einer eher selten anzutreffenden Triple Calendar mit Wochentags- und Monats-Anzeige) hat man die Qual der Wahl.

Auch bei den Uhrengrößen zeigt Straton Variantenreichtum – und ein Herz für Uhrenfreunde mit kleineren Handgelenkumfängen: Die GMT- und die Dreizeiger-Varianten der Tourer sind in 40 mm und 43 mm Durchmesser erhältlich – wegen der Größe des mechanischen SWISSTECH-Werkes (hierzu gleich mehr) ist die 40 mm-GMT allerdings nur als Quarzer (mit Ronda 515) erhältlich. Dem Leitsatz Form Follows Function muss sich natürlich auch Straton beugen… 😉

Eine technische und optische Besonderheit der Tourer ist, dass alle Modell-Varianten (nicht nur die GMT!) eine externe und eine (ziemlich präsente) interne Lünette haben. Das ist ziemlich selten und mir persönlich noch bei keiner Uhr untergekommen. Der praktische Nutzen ist für die Meisten wahrscheinlich weniger relevant, allerdings kann man die innere Lünette bei Bedarf als “Pseudo-GMT”-Funktion nutzen. So oder so: Die Optik der Tourer wirkt durch die zusätzliche Krone zum Einstellen der inneren Lünette deutlich sportlicher. Bei der Triple Calendar sorgt diese Zusatzkrone außerdem dafür, dass die Optik – wie bei einem Chronographen – ausgeglichener ist (bei diesem Modell ist die obere Krone zum Einstellen der Wochentags- und Monats-Anzeige, die mittlere für Uhrzeit und Datum, die untere für die innere Lünette)…

Eine weitere optische Besonderheit ist die sehr tiefe Strukturierung des Zifferblattes, die an einen Sonnenschliff erinnert. Man beachte auch die applizierten Indizes und das applizierte Straton-“S”. Je nach Lichteinfall wird deutlich, dass die Strukturierung auch auf der Lünette fortgeführt wird.

Das Innenleben der Straton Tourer: Bekannte und neue Gesichter

Die Straton Tourer Triple Calendar Automatic und die Tourer Dreizeiger-Variante (Three Hand Automatic) kommen mit bewährten japanischen Kalibern aus Miyotas 9er Serie, die der Mutterkonzern Citizen vor einigen Jahren als Konkurrenzprodukt zu ETA 2824 & Co. ins Rennen geschickt hat. Technisch stehen die Miyota 9er-Werke den ETA-Werken hinsichtlich Zuverlässigkeit und Robustheit in nichts nach. Das Miyota 9015 ist dabei das bekannte Dreizeigerwerk. Das Miyota 9122 wiederum basiert auf dem 9015 und bringt – neben dem normalen Datumsfeld auf “6 Uhr” – zusätzliche Komplikationen mit: Wochentags- und eine Monats-Anzeigen (Triple Calender) über kleine Hilfs-Zifferblätter. Da – neben der “normalen” Krone und der Zusatz-Krone zum Einstellen der inneren Lünette – noch eine dritte Krone zum Einstellen von Wochentag und Monat an der rechten Gehäuseflanke platziert ist, wirkt die Triple Calendar optisch wie ein Chronograph.

Straton Tourer Triple Calendar in der Farbe grün

Die mechanische, 43 mm große GMT-Tourer kommt allerdings nicht mit einem Miyota-Kaliber, sondern mit einem mechanischen Werk aus dem Hause SWISSTECH. Wem nun spontan ein “Häää?” im Kopf rumgeistert, dem sei an dieser Stelle verziehen – auch ich habe von dem Werk nur irgendwann mal am Rande gelesen.

Kyle Schut hat aber bereits unter anderem im Uhrforum umfangreich zum Swisstech-Werk Stellung bezogen – für diese Transparenz erst mal ein dickes Lob! (das habe ich bei anderen Micro-Brands schon ganz anders erlebt). Bringen wir aber an dieser Stelle noch etwas Licht ins Dunkle: Die SWISSTECH Limited mit Hauptsitz in Hong Kong (klingt komisch, ist aber so), entwickelte von 1982 bis 1991 zunächst Quarz-Werke, ab 2008 kamen mechanische Uhrwerke hinzu. Im Jahre 2010 hat SWISSTECH eine Fabrik im Schweizer Botyre (Kanton Wallis, SWISSTECH SWITZERLAND SA) eröffnet, um Uhrwerke gemäß der FHS Swissness-Regeln zu bauen.

SWISSTECH SWITZERLAND SA, Botyre

Nun kann man natürlich schnell auf die Idee kommen, dass hier nur die Wertschöpfungsregeln von Swiss Made, die ziemlich Banane sind, ausgenutzt werden sollen (hier habe ich mich bereits kritisch zu Swiss Made geäußert). Es handelt sich aber beim SWISSTECH S24 ausdrücklich nicht um ein China-Werk, welches nur in der Schweiz zusammengebaut wird, um es “Swiss Made” taufen zu dürfen. Laut den Informationen, die Kyle Schut vorliegen, beherbergt das in der Straton GMT eingeschalte SWISSTECH S24 GMT-Werk nur eine einzige Komponente aus China, nämlich die Grundplatte. Die Produktion der restlichen Werkskomponenten, der Zusammenbau und die Prüfung finden direkt am Schweizer SWISSTECH-Standort statt. Die Basiskonstruktion für das SWISSTECH S24-45 ist übrigens das ETA 2893, welches aus dem Patentschutz gelaufen ist und beispielsweise auch von Sellita (in Form des SW330) als Grundlage genutzt wird.

SWISSTECH S24

Spannende Info am Rande: Kyle hatte damals bei den Überlegungen zur Tourer GMT auch das SW330 bei Sellita angefragt und prompt eine Absage bekommen – Lieferengpass! Da macht sich die ETA-Verknappung offensichtlich schon direkt bemerkbar. In der Hinsicht ist es ein nachvollziehbarer Schritt von Straton andere Lieferantenquellen ausfindig zu machen. Auch andere Micro-Brands werden diesen Weg in Zukunft sicherlich verstärkt gehen (müssen). Lieferanten wie SWISSTECH oder STP wird’s freuen.

Das mechanische Innenleben ist allerdings bei keiner Modellvariante einsehbar – der verschraubte Gehäuseboden ist aus massivem Stahl:

Die Straton Tourer ist noch bis Ende Dezember mit einem Vorverkaufsrabatt von rund 30% erhältlich (direkt auf der Seite des Herstellers). Die Preise steigen ab Januar dann jeden Monat um 50 US-Dollar. Zu-Spät-Kommer müssen also nicht direkt ab dem 1.1.2020 den vollen Preis zahlen 😉 Alle Preise sind inklusive Versandkosten, aber exklusive Zoll/Einfuhrumsatzsteuer (19%), da der Versand aus der Schweiz erfolgt.

Dazu ein kleines Rechenbeispiel: Die Straton Tourer Triple Calendar kostet beispielsweise 399 US-Dollar während der Vorverkaufsphase im Dezember 2019 (anstelle 599 US-Dollar). Das sind umgerechnet rund 360€. Rechnet man noch die Einfuhrumsatzeuer/Zoll (19% und 80 Cent) hinzu, so landet man letztendlich bei knapp 430€.

Die Auslieferung ist für Mai 2020 geplant.

Mehr Bilder gibt’s hier in der Bildergalerie (zum Vergrößern bitte klicken):

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Günter
4 Jahre zurück

Hallo Mario, die Uhren haben was. Sehen wirklich sehr gut aus. Auch technisch recht ansprechend. Toller Artikel.