And I think it’s gonna be a long, long time – so endet Elton Johns bekannter Song Rocket Man. Auch Fans des Fortis B-42 Official Cosmonauts Chronographen sind die letzten Jahre wahrscheinlich sehr lang vorgekommen, denn der Nachfolger wurde nicht grade in Lichtgeschwindigkeit prรคsentiert und lies auf sich warten. Aber das Warten hat nun ein Ende: Die neue Fortis Novonaut N-42-Kollektion besteht aus drei Modellen, deren charakteristische Optik Fans der B-42 sofort wiedererkennen dรผrften. Doch hebt die Rakete ab?
Eckdaten Fortis Novonaut N-42:
- Swiss Made
- Gehรคuse aus recyceltem Edelstahl
- Durchmesser 42mm
- Horn-zu-Horn 51mm
- Hรถhe 15mm
- Wasserdichtigkeit 200 Meter / 20 bar
- Beidseitig drehbare „Sirius“-Lรผnette mit Keramik-Einlage
- Saphirglas mit beidseitiger Entspiegelungsschicht
- Krone verschraubt mit dreifachem Dichtungssystem
- Automatisches Schaltradkaliber WERK17, Gangreserve 60 Stunden, Datum 13 in „Berlac Fluor Orange“
- Super-LumiNova X1, Lumicast-Ziffern
- Band aus recyceltem Edelstahl (Block Bracelet) oder Hybrid Strap (aus FKM und Gewebe)
- Drei Varianten: Legacy Edition (mattschwarz/fein gekรถrnt; Ref. F2040008 und F2040009), Cobalt Blue Edition (blau/Sonnenschliff; Ref. F2040012 und F2040013), First Edition (LE 100 Stรผck; schwarz/Sonnenschliff, kleine Rakete auf dem Totalisator und zusรคtzliche orange Akzente; Ref. F2040010)
- Preis: ab 4.600โฌ, direkt รผber Fortis oder im Fachhandel
INHALT
Fortis Novonaut N-42: Geschichtliche Hintergrรผnde
Uhren im Weltraum beflรผgeln die Fantasie vieler Uhrenfreunde. Obwohl die allermeisten von uns Otto Normalos wohl nie die Erde von oben sehen werden (die Mรถglichkeiten fรผr Privatpersonen in den Weltraum zu reisen sind nach wie vor sรผndhaft teuer), รผben Zeitmesser, die von echten Astronauten/Taikonauten/Kosmonauten getragen werden, einen beachtlichen Reiz aus – so wie der Fortis Official Cosmonauts Chronograph, der Vorgรคnger der Novonaut N-42 (eine Wortkreation abgeleitet von lat. „novo“ fรผr „neu“ und der Bezeichnung fรผr Weltraumfahrer aus den jeweiligen Nationen bzw. Kulturkreisen).
Der B-42 Official Cosmonauts Chronograph ist dank reichhaltiger, jahrzehntelanger Historie als offizieller Zeitmesser fรผr Kosmonauten das Aushรคngeschild von Fortis, an dem weltraumaffine Uhrenfreunde kaum vorbeikommen – umso erstaunlicher ist es eigentlich, dass sich das Grenchner Traditionsunternehmen so lange Zeit fรผr die Neuauflage gelassen hat.
Doch wie landet eine Schweizer Uhr im Weltraum? Dazu zunรคchst ein kurzer historischer Abriss: Wir schreiben das Jahr 1994. Der Kalte Krieg ist vorbei und die Beziehungen zwischen den USA und Russland verbessern sich stetig. Konsequenterweise durften beispielsweise NASA-Piloten erstmals im Jahre 1994 auch mit ihrem Space Shuttle an der russischen Raumstation MIR andocken.
1994 war auch das Jahr, in dem die Zusammenarbeit zwischen Fortis und der russischen Raumfahrtbehรถrde ROSKOSMOS ihren Anfang nahm: Gefunden haben sich die beiden im Rahmen des „West in Space“-Projektes, als eine vom Pop Art-Kรผnstler Andora kรผnstlerisch bemalte Proton-Trรคgerrakete vom Kosmodrom Baikonur aus in den Weltraum geschossen wurde – an Bord: die neue Fortis Stratoliner mit kรผnstlerischem Zifferblatt.
Aufgrund dieses Projektes, das intensiv von den Medien verfolgt wurde, wurde damals die frisch gegrรผndete Raumfahrtbehรถrde ROSKOSMOS auf Fortis aufmerksam, wodurch letztendlich in den folgenden Jahren auch eine enge Kooperation entstand, aus welcher nach monatelangen Tests der Fortis Official Cosmonauts Chronograph hervorgegangen ist.
Wer gerne gepflegte Sci-Fi-Action aus Hollywood wie โDer Marsianerโ konsumiert, der weiร, dass im freien Weltraum nicht grade freundliche Umweltbedingungen vorherrschen: Neben der Tatsache, dass ein Vakuum herrscht, sind extreme Temperaturen die Regel – bis zu weit unter minus 100 Grad auf der Schattenseite der Erde und bis weit รผber plus 100 Grad sind mรถglich.
Ohne Raumanzรผge wรผrden Astronauten wรคhrend eines Auรenbordeinsatzes (englisch EVA extra-vehicular activity) daher innerhalb weniger Sekunden sterben. Auch fรผr Ausrรผstungsgegenstรคnde wie eine Armbanduhr (die auch nach der EVA natรผrlich noch funktionieren muss) sind diese Bedingungen naheliegenderweise ein echter Hรคrtetest.
Die Liste der EVA in der Menschheitsgeschichte ist ziemlich lang, tatsรคchlich wurden aber nur sehr wenige Armbanduhren ohne zusรคtzlichen Schutz im Weltraum getragen – meistens bleiben die Zeitmesser unterhalb des Raumanzugs am Arm oder einfach auf der Station.
Anno 1994 hat ein Kosmonaut den ersten Fortis Cosmonauts Chronographen (damals noch ohne Zusatz B-42) mit Lemania 5100-Automatikwerk, Tritium-Leuchtmasse sowie schlanken 38 mm Durchmesser wรคhrend mehrerer EVAs รผber dem Raumanzug getragen hat โ darunter bei einer rund sechsstรผndigen EVA zur Vorbereitung neuer Solarmodule.
Fun Fact am Rande: Angeblich hat ein Kosmonaut mal bei einer EVA einen Fortis Official Cosmonauts Chronographen als Hammer missbraucht, nachdem er sein Werkzeug auf der Station vergessen hatte. Viel mehr nรผchterner Pragmatismus geht wohl kaum.
Mehr: Uhren auf Auรenbordeinsรคtzen (EVA) im Weltall: Von 1965 bis heute
Insgesamt begleitete der Fortis Official Cosmonauts Chronograph die Kosmonauten von 1994 bis 2003 auf MIR- und ISS-Missionen. Der Zeitmesser wurde schlieรlich im Jahr 2003 durch den weiterentwickelten Fortis B-42 Official Cosmonauts Chronograph ersetzt: Das Lemania-Uhrwerk wich einem ETA 7750 und das Gehรคuse wurde (wie der Name schon andeutet) auf 42 mm vergrรถรert (fรผr eine bessere Handhabung mit sperrigen Weltraumhandschuhen und eine bessere Ablesbarkeit). Die Tachymeter-Lรผnette des Vorgรคngermodells wurde durch eine Countup-Lรผnette ersetzt, die es den Weltraumgรคngern ermรถglicht, die verstrichene Zeit wรคhrend der EVAs leichter zu verfolgen (zusรคtzlich zur ohnehin vorhandenen Chronographen-Komplikation natรผrlich).
Fortis Novonaut N-42 im Test
Fortis hat seit der รbernahme durch Jupp Philipp einigen Fortis-Klassikern neues Leben eingehaucht: Flieger, Marinemaster und Stratoliner wurden zu den Eckpfeilern des Fortis-Sortiments gemacht. Doch ein Nachfolger des Fortis B-42 Official Cosmonauts Chronographen hat erstaunlich lange auf sich warten lassen.
Am 13. Oktober 2023 war es aber endlich soweit: Der heiร ersehnte Nachfolger ist in Form des Modells Fortis Novonaut N-42 da. Gleich vorweg: Die charakteristisch-toolige DNA des Fortis B-42 Official Cosmonauts Chronograph ist unangetastet geblieben – das sieht man auf den ersten Blick. Grundlegende Designรคnderungen wie diese bei Marinemaster, Flieger und Stratoliner Einzug erhalten haben, gibt es bei der Novonaut nicht. Und das ist meiner Meinung nach auch gut so, denn das zugrundeliegende Design des B-42 Official Cosmonauts Chronographen funktioniert einfach viel zu gut, um es grundlegend anzufassen. Gleichzeitig verliert sich Fortis nicht darin mit der Novonaut eine einfache Retro-Neuauflage des Official Cosmonauts Chronographen auf den Markt zu bringen – viele liebevolle Details und sinnvolle Verbesserungen (funktionaler, optischer und technischer Natur) haben Einzug in die neue Modellreihe erhalten.
Das aufgerรคumte Tricompax-Design mit drei gerillten Totalisatoren fรผr die Zรคhlung von Minuten und Stunden sowie die kleine Sekunde in linksseitiger Anordnung ist bei der Novonaut unverรคndert รผbernommen worden. Das gilt auch fรผr die Anzeige von Wochentag und Datum zwischen Fortis-Logo und „NOVONAUT“-Schriftzug, jeweils links und rechts mit Pfeilen als Hinweis darauf, dass der Wochentag durch das Runterdrehen und das Datum durch das Hochdrehen der Krone eingestellt werden kann.
Auffรคllig gegenรผber der B-42 Cosmonauts ist, dass die Totalisatoren der neuen Novonaut etwas grรถรer sind und dadurch auch nรคher zusammenrรผcken. Das verbessert die Ablesbarkeit, da das Zifferblatt einfach deutlich effizienter genutzt wird, ohne dabei (zum Glรผck) irgendwelche Stundenziffern anzuschneiden. Apropos Stunden-Ziffern: Diese sind bei der Novonaut nun nicht mehr nur gedruckt, sondern aus massiver Super-LumiNova gegossen (!) und appliziert – es handelt sich um sogenannte Lumicast-Nachleuchtelemente, die eine deutlich hรถhere Pigmentkonzentration und dadurch eine deutlich lรคngere Nachleuchtdauer gewรคhrleisten. Man beachte auch die kleinen (gedruckten) Halbstunden-Ziffern (0.5, 1.5 etc.) – ein ziemlich unรผbliches Designmerkmal, das die Novonaut noch eine Ecke tooliger wirken lรคsst.
Als Leuchtfarbe kommt durchgรคngig Super-LumiNova in der hรถchsten Qualitรคtsstufe X1 zum Einsatz โ der Schweizer Super-LumiNova-Produzent RC Tritec benennt die wesentlichen Vorteile, und zwar insbesondere eine um 60% erhรถhte Nachleuchtperformance nach zwei Stunden im Dunkeln. Mit anderen Worten: Je lรคnger man im Dunkeln bleibt, desto weniger schnell fรคllt das Nachleuchten im Vergleich zu bestehenden Pigmenten ab.
Oder kurz gesagt: die Fortis Novonaut leuchtet wie Hรถlle. Prรคdikat: Saustark.
Rund um das Zifferblatt findet man eine plastisch abgestufte 60-Sekunden-Countdown-Skala (55-50-45 etc.) – in Verbindung mit der Countup-Skala der Lรผnette hat man also jederzeit die Wahl zwischen Countdown und „normaler“ Stoppzeit (zusรคtzlich zur Chrono-Zeitmessung รผber die Zรคhler in den Totalisatoren natรผrlich).
Kurz zur Erlรคuterung: Wรคhrend man mit der Countup-Skala (05-10-15 etc.) der beidseitig drehbaren Lรผnette den aktuellen Zeitpunkt markiert, dreht sich bei der Countdown-Skala (55-50-45 etc.) alles um den zukรผnftigen Endpunkt eines Ereignisses: Der wesentliche Unterschied zwischen Countup- und Countdown besteht also darin, dass die klassische Countup-Skala die verstrichene Zeit seit Beginn eines Ereignisses misst (wie die Stoppuhr beim iPhone), wรคhrend eine Countdown-Skala dazu gedacht ist, ab einer vorgegebenen Zeitspanne rรผckwรคrts zu zรคhlen (wie der Timer beim iPhone). Ein praktisches Anwendungsbeispiel fรผr eine Countdown-Skala ist, wenn man 2 Euro in eine Parkuhr wirft und im Auge behalten will, wann die Zeit abgelaufen ist.
Bring Farbe in die Novonaut
Unverรคndert ist auch die schnรถrkellose, gradlinige Form von Minuten- und Stundenzeiger, wenngleich auffรคllt, dass diese nicht mehr wie beim B-42 Cosmonauts Chronographen randlos mit Super-LumiNova lackiert sind – stattdessen sind die Zeiger anthrazitfarben und ebenfalls mit Super-LumiNova X1 gefรผllt.
Auch die Farb-Akzente in Form oranger Zeiger im 12-Stunden-Zรคhler und im 30-Minuten-Zรคhler sowie der zentrale Sekundenzรคhler im Lollipop-Stil sind weitgehend identisch mit dem Official Cosmonauts Chronographen.
Fortis-typisch ist auch die „13“ im Datumsfenster orange gehalten. Fortis nennt die Zahl 13, mit der man typischerweise eigentlich eher Unglรผck verbindet (da war mal was mit einem gewissen Judas, welcher der 13. Apostel beim letzten Abendmahl war), die โLucky Numberโ und will mit diesem kleinen โEaster Eggโ an verschiedene Zeitpunkte in der Geschichte von Fortis anspielen: So hat der aktuelle Geschรคftsfรผhrer Jupp Philipp Fortis an einem Freitag mit 13 Mitarbeitern รผbernommen. Neuerscheinungen kรผndigt Fortis auรerdem nur noch am 13. Tag eines Monats an. Wer die Uhrmacherlupe rausholt entdeckt noch ein weiteres Easter Weg: der Index bei Sekunde „47“ in der kleinen Sekunde links ist orange statt weiร – dazu holen wir kurz den Rechenschieber raus: 60 minus 13 macht nach Adam Riese 47.
Die Sรคttigung aller orangefarbenen Akzente ist dabei extrem hoch, die Farbe wirkt fast schon neonartig โ dank Effektlack vom Schweizer Spezialisten Berlac AG (โBerlac Fluor Orangeโ).
Auf die Gefahr hin von Speedy-Fans virtuell gesteinigt zu werden, aber durch die beschriebenen Details sieht die Omega Speedmaster Professional Moonwatch im direkten Vergleich fast schon etwas langweilig aus.
Wรคhrend die limitierte First Edition mit einem Sonnenschliff kommt, ist das Zifferblatt der in diesem Artikel gezeigten, unlimitierten schwarzen Legacy Edition matt und fein gekรถrnt, was die toolige Optik des Chronographen perfekt unterstreicht.
All die genannten Details kommen durch die Saphirglas-Entspiegelung genial zur Geltung. Wie man es von Fortis gewohnt ist, handelt es sich dabei um eine beidseitige Entspiegelung, die in ihrer Fรคhigkeit einen glasklaren Blick auf das Zifferblatt zu ermรถglichen in dieser Preisklasse von kaum einem anderen Uhrenhersteller erreicht wird.
Wie der Name Novonaut N-42 schon andeutet, ist der Durchmesser des durchgรคngig satinierten Gehรคuses unverรคndert bei eher sportlichen 42mm geblieben. Die Lรผnette ragt mit ihren 44mm leicht รผber das Gehรคuse. Die Gehรคusehรถhe ist mit 15mm nicht ganz ohne, fรผr einen Chronographen aber in einem nicht unรผblichen Rahmen, da die Chrono-Komplikation naturgemรคร mehr Platz im Gehรคuse einfordert. Das Horn-zu-Horn-Maร ist mit knapp unter 51mm aber recht human dimensioniert – zum Vergleich: der Fortis F-43 Bicompax Chronograph kommt auf 54mm Horn-zu-Horn.
Konsequenterweise nutzt Fortis das haptisch extrem massive Gehรคuse mit seinen sportlichen Abmessungen, um die Wasserdichtigkeit bis 200 Meter bzw. 20 bar zu gewรคhrleisten (zum Tauchen geeignet) – und das ist alles andere als eine Selbstverstรคndlichkeit fรผr einen Chronographen. Zum Vergleich: Die aktuelle Omega Speedmaster Professional Moonwatch kommt mit grade mal 5 bar.
Alle drei Varianten der Novonaut kommen mit einer beidseitig drehbaren Lรผnette mit 60-Minuten-Anzeige aus kratzfester Keramik.ย Gut und durchdacht ist, dass die hier gezeigte Legacy Edition (passend zum matten Zifferblatt) mit matter Keramik-Einlage kommt – ganz im Sinne einer waschechten Toolwatch. Wer es hingegen mit etwas mehr Bling-Bling mag, der kann auf die Cobalt Blue und die limitierte First Edition schielen, die mit polierter Keramik kommen – passend zum Sonnenschliff-Zifferblatt der jeweiligen Varianten.
Wenn man die Novonaut umdreht, hรคlt sich das Spektakel in Grenzen: Der Gehรคuseboden der hier gezeigten Legacy Edition ist verschraubt und unter anderem mit einer stilisierten Rakete graviert. Die First Edition und die Cobalt Blue Edition kommen hingegen mit einem Saphirglas-Sichtboden mit auf dem Glas gedruckter Rakete.
Die neue Novonaut kommt mit einem Band aus recyceltem Edelstahl mit „fetter“, massiver Haptik und dem treffenden Namen „Block Bracelet“. Die Glieder sind verschraubt und รผberaus sauber aufeinander abgestimmt โ kein Quietschen, kein Knarzen, nix! Schรถn: In die Schlieรe ist unscheinbar eine Schnelljustierung integriert, mit der man die Bandlรคnge รผber einen โPushโ-Knopf in 1 mm-Schritten fรผr insgesamt 8 mm anpassen kann, was in der Praxis ganz hervorragend von der Hand geht.
Diese Funktionalitรคt ist im (nicht-kosmischen) Alltag furchtbar praktisch, vor allem bei einem sehr massiven Zeitmesser wie der Novonaut N-42, der es am Stahlband auf stattliche 230 Gramm Kampfgewicht bringt: Kommt man beispielsweise aus einem stark klimatisierten Raum in die Sommerhitze, so nimmt der Handgelenkumfang innerhalb kรผrzester Zeit deutlich zu. Wenn dann noch Schweiร dazukommt, trรคgt sich eine Uhr grundsรคtzlich nicht grade bequemer. Die Schnelljustierung schafft hier per Knopfdruck Abhilfe – natรผrlich auch umgekehrt, wenn man zum Beispiel von einer kuschelig-warmen Wohnung in die Winterkรคlte hinausgeht.
Novonaut: WERK17 an Bord
Wie auch schon bei der Neuauflage der Fortis Stratoliner S-41 aus dem Jahre 2022, erhรคlt das Kaliber WERK17 auch Einzug in den neuen Novonaut-Chronographen. Alles andere hรคtte mich auch verwundert, denn Fortis hat das Kaliber in den letzten Monaten klar mit Blick Richtung Weltraum in Stellung gebracht: Fortis hat Ende 2021 mit der Swedish Space Corporation (SSC) zusammengearbeitet, um das WERK17 unter rauen Bedingungen zu testen โ und zwar nicht nur im sterilen Labor: Fรผr den Praxistest wurden 13 Stรผck des Kalibers zunรคchst an einer Gondel festgeschraubt, die mit allerlei Sensoren und Kameras ausgestattet war, um den Flug zu รผberwachen. Anschlieรend wurde die Gondel durch einen Ballon in die Hรถhe gezogen โ bis in die Stratosphรคre. Dabei wurden die Kaliber vor allem hinsichtlich der Resistenz gegenรผber starken Temperaturschwankungen zwischen Troposphรคre und Stratosphรคre getestet.
Ende 2022 hat Fortis noch mal einen draufgesetzt und eine auf 13 Stรผck limitierte Stratoliner-Variante „Supernova“ mit dem WERK17 an Bord einer Rakete vom ESRANGE Space Centers bei Kiruna, Lappland, der nรถrdlichsten Stadt Schwedens, Richtung Weltraum befรถrdert, um die Auswirkungen der Umgebungsbedingungen wie Schwerelosigkeit und starke Beschleunigung auf die Ganggenauigkeit zu รผberprรผfen.
Die Aktion in dieser sehenswerten Doku zusammengefasst:
Dass Fortis Uhren in Richtung Weltraum schickt, hat รผbrigens lange Tradition: Schon der B-42 Stratoliner Chronograph und das Modell Spaceleader by Volkswagen Design wurden Anfang der 2010er Jahre von Kiruna aus per Rakete Richtung Weltall befรถrdert.
Fortis hat das WERK17 zusammen mit Manufacture La Joux-Perret entwickelt, einem 1984 gegrรผndeten Uhrwerkehersteller aus dem Schweizer La Chaux-de-Fonds, der sich auf die Umsetzung spezieller Kundenanforderungen spezialisiert hat. An Bord des WERK17 ist eine Chronographenkomplikation, Automatikaufzug, eine speziell entwickelte Unruh-Brรผcke, die fรผr zusรคtzliche Robustheit sorgen soll, sowie รผberdurchschnittliche 60 Stunden Gangreserve (ETA 7750 = 44 Stunden).
Eine weitere Besonderheit ist dasย Schaltrad (auch Sรคulenrad genannt), das die Funktionen โStartโ, โStoppโ und โNullstellungโ prรคzise auslรถst. Gegenรผber der heute gรคngigerweise zum Einsatz kommenden Kulissensteuerung รผber Schaltnocken, die man in Standard-Chronographenkalibern wie dem ETA 7750 findet,ย ist einย Schaltradmechanismus deutlich aufwendiger in der Herstellungย und wird daher gemeinhin als Qualitรคtsmerkmal fรผr hรถherwertigere mechanische Kaliber mit Chronographen-Komplikation angesehen.
Das Schaltrad macht sich typischerweise positiv durch ein besonders knackiges Betรคtigen der Chronographen-Drรผcker bemerkbar โ und das merkt man auch deutlich im direkten Vergleich zwischen Novonaut und anderen Chronographen ohne Schaltrad: Die Zeitmessung lรคsst sich merkbar weicher und mit einer deutlich hochwertiger wirkenden Haptik auslรถsen. Beim Reset-Drรผcker ist der Unterschied nicht ganz so krass, aber ebenfalls spรผrbar.
Mehr: Kraftverlauf beim Schaltrad-Chronographen
Abschlieรende Gedanken
Drei Varianten der neuen Novonaut N-24 stehen zum Preis ab 4.600โฌ (inklusive Zoll/Einfuhrumsatzsteuer bei Bestellung bei Fortis online in der Schweiz) zur Auswahl:
- Die in diesem Test gezeigte Legacy Edition (mattschwarz/fein gekรถrnt; Ref. F2040008 und F2040009),
- die Cobalt Blue Edition (blau/Sonnenschliff; Ref. F2040012 und F2040013) und
- die First Edition (limitiert auf 100 Stรผck; schwarz/Sonnenschliff, kleine Rakete auf dem Totalisator und zusรคtzliche orange Akzente; Ref. F2040010; zwei Tage nach Verรถffentlichung direkt online bei Fortis bereits ausverkauft).
Mein persรถnlicher Favorit bei diesem Trio ist ganz klar die Legacy Edition mit ihrer mattschwarzen, klassisch-tooligen รsthetik – ein rundum gelungenes Design, das perfekt zum funktionalen Charakter des Weltraum-Chronographen passt. Aber auch die anderen beiden Varianten helfen dabei den Fortis B-42 Official Cosmonauts Chronographen (optisch und technisch) perfekt ins Jahr 2023 zu befรถrdern, zum Beispiel mit der Keramiklรผnette, dem Schaltradkaliber mit รผppiger Gangreserve und der Feinjustierung innerhalb der Schlieรe. Uhrenfreund, was willst du mehr?
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Ich muss sagen, dass der Artikel wunderbar geschrieben ist. Schรถne Bilder (nicht alle, dazu gleich mehr) und etwas zur Historie Fortis und deren Individualitรคt.
Fast hat mich Fortis mit dem Artikel von Mario gehabt. Doch dann kamen die Bilder vom Sichtboden mit Druck, oder dem Gehรคuseboden mit Gravur.
Sicher Geschmacksache, meines aber leider nicht. Die Rakete erinnert mich irgendwie an Spielzeug und der Glasboden mit Druck geht gar nicht. Weder der Blick auf das Werk haut mich um, noch die in meinen Augen stรถrende โSpilezeugraketeโ passen zu der sonst so schรถnen Uhr.
Wenn ich dann schon mal etwas kritisiere, dann hรคtte ich mir zu diesem Preis auch ein COSC Zertifiziertes Kaliber gewรผnscht. Schlieรlich hat man sich doch, entsprechend Artikel, so viel Gedanken um das Gangverhalten gemacht und aufwendig getestet.
Schade auf jeden Fall, so wird Fortis fรผr mich erst einmal weiter ein Hersteller sein, den ich mit Interesse verfolge.
Meine Wunschuhr/ Wunschmodell wรคre รผbrigens die in Cobaltblau gewesen.
„Fun Fact am Rande: …“ ;-((
Ich wรผrde hier ja auch gerne mal eine WIRKLICH kritische Berichterstattung lesen wollen …
Aber es gefรคllt hier ja einfach alles!
Immer wieder!
In allen Beitrรคgen!!
… so bad!
Und ich wรผrde ja gerne WIRKLICH mal solche Kommentare von Leuten sehen, die sich nicht in der Anonymitรคt des Internets verkriechen ๐
Der Preis von 4,6k ist sicher nicht ohne. Mit dieser Uhr lรคsst sich jedoch nahezu jeglicher Einsatzzweck abdecken. Sozusagen etwas fรผr Leute, die nur eine Uhr haben wollen. Dann relativiert sich auch der Preis. Solche Menschen soll es ja auch geben :-). Gruร, Frank
Danke fรผr den tollen, umfassenden Bericht zu meiner neuen Novonaut in schwarz, die ich nรคchste Woche abholen darf.
Berichte gerne mal hier, Thomas!
Ich kann an der Uhr nichts fesselndes ausmachen. Ein gewisser Hype drรคngt sich aber durch das Marketing auf. Im Grunde ist diese Uhr sicherlich was fรผr
echte Uhrenfreaks. Fรผr alle, die was ansprechendes suchen, ist diese Uhr einfach nur ein weiterer Chrono in Optik eines 7750 – mit vielen Strichlein und Zahlen, fรผr die einen โrichtig was los auf dem Blattโ – fรผr mich total รผberladen.
รber Geschmack kann man halt nicht streiten…ich finde die Uhr megacool. รberladen sind ganz andere Uhrenmodelle – will hier keine Nobelmarke nennen ๐
Moin Mario,
zunรคchst danke fรผr die Vorstellung der tollen Uhr!
Als Speedy-Fan und Trรคger steinige ich Dich nicht, denn die eher zurรผckhaltende Optik der Original-Speedy (bei mir 861- DAN) mit dem kleineren Durchmesser eignet sich beim „tooligen“ Sportlerstammtisch genauso, wie beim Opernball mit Smoking. Zum Smoking ist die Fortis aber eher ungeeignet.
Dennoch steht die Fortis schon lรคngst auf meiner Liste der „must haves“ und nun, mit dem neuen Model noch zusรคtzlich mit Sternchen. Bei der รberarbeitung hรคtte ich mir als echtes Plus ein Flyback Werk gewรผnscht, Schaltradkaliber hin oder her, weil das, wie von Konrad vorher schon geschrieben, keine weitere Funktionalitรคt mit sich bringt. Den Flyback-Novonauten wรผnsche ich mir dann fรผr die nรคchste Edition – wรคre ja langweilig, wenn alles gleich perfekt wรคre.
Herzlichen Gruร
Jรถrg
Danke fรผr deine ergรคnzenden Worte, Jรถrg!
Guten Abend Mario,
beim Lesen Deines Beitrags kann der Eindruck entstehen, dass das Lemania 5100, das auch Fortis einst verwendet hat, ein Schaltradkaliber war. Dem ist mitnichten so. Das Lemania 5100 verfรผgte zur Steuerung der Chronographenfunktion รผber eine Nockensteuereung, auch wenn es in der Teileliste des 5100 kurioserweise ein Bauteil (Nr. 8355) mit der Bezeichnung „Schaltradsperre“, das allerdings nichts mit der Chronosteuerung zu tun hat, gibt.
Auรerdem habe ich die Vermutung, dass es sich beim Werk 17 letztlich um eine von LJP durchgefรผhrte Modifikation des 7750 handelt, bei der man die Schaltkulisse durch ein Schaltrad ersetzt hat.
รber die Notwendigkeit einer derartigen Modifikation kann man streiten: Man kann, das beweisen die verschiedenen Speedmaster Varianten, butterweich zu betรคtigende Drรผcker mit einer sorgfรคltigen Endmontage auch bei einer Nockenschaltung realisieren.
Auch wenn ein Sรคulenrad sehr elegant und harmonisch wirkt, sieht man in einem Automatikwerk auch mit Glasboden meist nichts davon. Auรerdem befinden wir uns schon lange im Zeitalter von CAD/CAM und daher ist eine Schaltradsteuerung lรคngst nicht mehr wesentlich komplexer in der Fertigung als eine Nockensteuerung. Offenbar kann man mit dem Hinweis auf ein Sรคulenrad noch mehr Gewinn generieren.
Trotzdem ist Fortis zweifellos eine hรผbsche Uhr gelungen. Richtig gut wรคre sie in meinen Augen, wenn LJP das Ursprungswerk noch weiter mit Realisierung einer Stoppminute aus der Mitte modifiziert hรคtte.