Und schon wieder eine neue Microbrand? Ja und nein: Die in Nรผrnberg ansรคssige Uhrenmarke Findeisen ist Microbrand-typisch erst seit wenigen Jahren aktiv (seit 2017), unabhรคngig und recht klein. Die Oberfranken machen aber einiges anders als typische Microbrands – das gilt insbesondere fรผr die Positionierung (Qualitรคt/Preis) und das mechanische Innenleben, das so rein gar nichts mit dem fast schon ubiquitรคr von Microbrands eingesetzten Seiko NH35 zu tun hat (Spoiler: es handelt sich um ein deutsches Automatikkaliber aus Barbing in der Oberpfalz).
In einem persรถnlichen Treffen konnte ich den Findeisen-Chef Martin Zettl interviewen und das neueste Modell, die Taucheruhr Findeisen F-1253, in zwei Farbvarianten in Augenschein nehmen. Vorweg: Es handelt sich um (sehr ausgereifte) Prototypen, die sich gegenรผber der finalen Variante noch leicht unterscheiden werden.
Eckdaten der Findeisen F-1253:
- Made in Germany (Produktion in Nรผrnberg)
- Durchmesser 41,5 mm, 12,5 mm Hรถhe, Horn-zu-Horn 47 mm
- Bandanstoร 20 mm
- Weicheisenkรคfig zur magnetischen Abschirmung
- Gewicht 198 Gramm (am Stahlband) bzw. 145 Gramm (am Kautschukband)
- Zifferblattfarben: Blau oder Anthrazit
- Krone verschraubt
- Gehรคuse aus 316L Edelstahl, perlgestrahlt
- Lรผnette mit Turbinenschliff
- Saphirglas, beidseitig farblos entspiegelt (insgesamt sechsfach)
- Erfรผllt die Kriterien der Taucheruhrennorm DIN 8306
- Schlieรe mit Schnelljustierung und Tauchverlรคngerung
- Kautschukband (in Zifferblatt-Farbe) oder Stahlband
- Made in Germany-Kaliber FW 4251 (Manufakturkaliber Damasko A26), Basiskonstruktion ETA 2824, Qualitรคtsstufe „Top“ mit Glucydur Unruh, 42 Std Gangreserve, feinreguliert in 5 Lagen
- Preis: 2700โฌ am Kautschukband, 2900โฌ am Stahlband, direkt auf findeisen-uhren.com oder im Verkauf in Nรผrnberg (Geiersberg 7, 90403 Nรผrnberg, Tel. 0911 2019411)
- Fรผr Vorbesteller gibt es die Uhr ab 15. August mit allen Bรคndern (Kautschuk, Stahl, Nato) fรผr 2900โฌ
- Lieferbar ab Mitte Oktober 2021
INHALT
Findeisen Uhren: Martin Zettl im Interview
Warm-Up: รber Martin Zettl persรถnlich
CHRONONAUTIX: Stell dich bitte kurz vor!
Martin Zettl, geboren in Karl Marx Stadt (die Stadt mit den 3 O), verheiratet, Wahlbayer seit 32 Jahren.
CHRONONAUTIX: Angenommen du hรคttest eine Zeitmaschine โ in welches Jahr wรผrdest du reisen und warum?
Ich wรผrde gerne in die 1960er und 70er reisen. Einfach, weil in dieser Zeit die Autos weit schรถner waren als heute (allerdings mehr in der westlichen Welt) โ und ich beneide die Menschen von damals ein wenig um ihr vielleicht ruhigeres Leben, das grรถรtenteils โofflineโ stattgefunden hat.
CHRONONAUTIX: Wenn der Tag 48 Stunden statt 24 Stunden hรคtte โ fรผr was wรผrdest du die zusรคtzliche Zeit nutzen?
Fรผr meine Familie, fรผr mich und die Dinge, die leider oft zu kurz kommen: relaxen, Auszeiten und Ruhe.
CHRONONAUTIX: Welchen Tag bzw. welche Uhrzeit wirst du nie vergessen?
Den 14. Juni 2001. Das erste Mal AC/DC live in Mรผnchen, im Backstagebereich vom Olympiastadion โ unbeschreiblich, da bekomme ich heute noch Gรคnsehaut.
CHRONONAUTIX: Wenn du nicht grade Uhren verkaufst dannโฆ
… treibe ich viel Sport und versuche meine Frau mรถglichst oft zu sehen, da uns aktuell oft zwei Stunden Fahrt voneinander trennen.
รber Findeisen
CHRONONAUTIX: Wann bzw. bei welcher Gelegenheit hat es dich ganz konkret gepackt, mit Findeisen eigene Uhren auf den Markt zu bringen?
Das war 2014, nach einem (der unzรคhligen) Besuche bei meiner Groรmutter in der Nรคhe von Chemnitz. Ich trug eine neue Armbanduhr und sie meinte โโฆschon wieder eine neue Uhr!?โ und begann wie schon so oft davor mit der Erzรคhlung รผber meinen Ur- und Ururgroรvater. Ihr Vater, Max Findeisen (1907 โ 1973), hat in den 1960er Jahren eine russische โRaketaโ Armbanduhr zerlegt und das Zifferblatt mit einer Findeisen-Gravur umgestaltet. Es handelte sich um ein Geschenk zu seinem 60. Geburtstag von seiner Frau, meiner Urgroรmutter. Laut meiner Oma war die Uhr Quadratisch, sehr klein und hatte viereckige kleine Stundenindexe – an mehr konnte Sie sich nicht erinnern.
CHRONONAUTIX: Was sind/waren die grรถรten Herausforderungen beim Aufbau von Findeisen? (z.B. Markenaufbau, Produktionspartnerโฆ)
Zuerst musste ich mir eingestehen, dass ich fรผr ein solches Vorhaben nicht tief genug in der Materie war, um nun einfach ein paar Telefonate zu tรคtigen und dann loslegen zu kรถnnen. So brachte mich die Recherche zuerst zu den unterschiedlichsten Mรถglichkeiten, eine Uhr zwar herstellen zu lassen, aber nur fรผr einzelne Stรผcke, dennoch viel zu wenig individuell und vor allem teuer. Ich habe dann jemanden im hohen Norden kennengelernt, der mit einem sehr guten Uhrendesigner zusammenarbeitet. So ist in Zusammenarbeit das Grunddesign der ersten beiden Modelle fรผr Findeisen entstanden. Ich wusste bis dahin noch nicht, ob denn รผberhaupt jemand Interesse an einer Findeisen-Uhr haben kรถnnte und wollte daher nur kleine Stรผckzahlen produzieren. Was fรผr mich von Anfang an klar war: Made in Germany, ausschlieรlich Schweizer Kaliber oder โ wie nun im Modell F-1253 โ deutsche Uhrwerke. Freilich: Mit Produkten aus Fernost wรคre das alles einfacher, schneller und vor allem kostengรผnstiger gewesen. Die imaginรคre Ohrfeige meiner Groรvรคter wรคre mir dann allerdings ebenso sicher wie das feine Ticken in einer mechanischen Uhr gewesen.
Nach mehreren Versuchen mit jemand โExternenโ als Unterstรผtzer die Marke Findeisen aufzubauen, habe ich mich dann entschieden, das Ganze in Eigenregie mit einem selbst zusammengestellten kleinen Team umzusetzen. Zu diesem Team gehรถrt von Anfang an meine Frau. Auch unser Fertigungsleiter Andreas Wรผnsche und unser Fotograf und Videoproduzent sind fester Bestandteil von Findeisen. Ebenso unser Historiker aus Berlin, welcher exklusiv fรผr Findeisen die Stadtchroniken zu jedem Modell verfasst. Und unser Uhrendesigner natรผrlich, den ich sehr schรคtze und der tief in die DNA von Findeisen eingetaucht ist.
CHRONONAUTIX: Im Preisbereich von Findeisen tummeln sich eine Menge gestandener Uhrenhersteller. Hinzu kommt ein stetig wachsender Wettbewerb an Micro-Brands, die sich รผber Crowdfunding-Plattformen wie Kickstarter finanzieren. Nischen-Player und Underdogs werden zwar hรคufig als charmant und sympathisch wahrgenommen, sind aber nicht automatisch wettbewerbsfรคhig bzw. den gestandenen Uhrenherstellern gewachsen. Was willst du mit Findeisen anders machen, um in diesem Haifischbecken nachhaltig bestehen zu kรถnnen?
Haifischbecken empfinde ich als ein sehr deftiges Wort. Ich bin der Meinung, es ist Platz fรผr alle da โ zumindest fรผr die, die eine solide Qualitรคt liefern. Ich sehe Findeisen nicht direkt als klassische Konkurrenz zu den etablierten und groรen Playern. Das wรคre vermessen. Auch viele kleine Uhrenmarken sind in der Technik hoch angesiedelt und bieten ausgefallene Komplikationen โ fรผr mich hochinteressant und vieles bringt mich zum Staunen.
Findeisen hat sich als Huldigung an den Namensgeber Karl Ferdinand Findeisen, welcher Stรคdtekunde in dieser Region betrieb, der Geschichte von nicht mehr unter dem Grรผndungsnamen existierenden Stรคdten im historischen Osten von Deutschland verschrieben. Dies ist in meinen Augen eine besondere Charakteristik, mit welcher wir unseren Uhren eine Seele einhauchen. Wir betiteln unsere Uhren daher nicht nur mit den Grรผndungsjahren dieser Stรคdte, sondern prรคsentieren hinter jedem Modell auch die dazugehรถrige Chronik. Diese durchaus sensible Thematik betrachten wir als eine ganz besondere Art der Versรถhnung, der Verstรคndigung und der Freundschaft mit den Lรคndern, in denen diese Stรคdte heute mit ihren neuen Namen liegen. Als persรถnliche Widmung an die Namens- und Ideengeber haben wir in der Modellkennung der ersten beiden Modelle die Geburtsdaten der beiden Herren verewigt (Allenstein F-2410 und Kรถnigsberg F-2911). Wir designen in einer ausgewogenen Mitte von klassisch und markant-sportlich (F-1253). Ich bin der Meinung, dass im Designbereich schon viele Experimente versucht wurden, wenig hat sich durchgesetzt, das meiste ist wieder verschwunden.
CHRONONAUTIX: Mit Schauspieler Michael Brandner hat Findeisen einen bekannten deutschen Markenbotschafter an Bord. Warum hast du dich grade fรผr ihn entschieden?
Ich mag die Charaktere, welche Herr Brandner in seinen Filmen und Serien verkรถrpert. Er ist einer der Schauspieler, die nur mit dem Gesicht spielen und โsprechenโ kรถnnen. Herr Brandner trรคgt seine Uhren rechts, das ist mir speziell in der Serie Hubert ohne Staller aufgefallen. Wir kamen ins Gesprรคch und ich hatte seine Zusage, dass er als Markengesicht von Findeisen agieren mรถchte. Er ist ein Liebhaber von feinen Armbanduhren und hat eine beachtliche Sammlung mechanischer Uhren. Herr Brandner ist ein toller Charakter. Geradeaus, offen, direkt, ehrlich โ alles Dinge, die man nicht mehr ganz so oft antrifft. Seine Prรคsenz hat Findeisen besonders in der Seriositรคt und in der Vertrauenswรผrdigkeit โ das Wichtigste fรผr eine neue (Uhren)marke โ bestรคrkt. Wir haben aber noch viele weitere Plรคne, daher ist unsere Zusammenarbeit zeitlich begrenzt.
CHRONONAUTIX: Was sind deine wichtigsten Ziele fรผr Findeisen innerhalb der nรคchsten fรผnf Jahre?
Eines der wichtigsten Ziele ist, dass wir unser Hรคndlernetz nach und nach weiter ausbauen mรถchten. Nachdem wir nun das Tauchermodell F-1253 erfolgreich auf den Markt gebracht haben, steht fรผr die Zukunft das Modell F-997 (Inspiriert von der Stadt Danzig) und das Damenmodell โJลซratฤโ auf dem Plan. Mit der F-997 werden wir eine Fliegeruhr erschaffen, wenn alles gut geht, mit einem Werk, was es bisher noch nicht gibt.
Weitere Modelle werden u.a. sein: F-1336 (Insterburg), F-1292 (Thorn) und F-1243 (Stargard). Ob wir das in 5 Jahren alles schaffen โ das wird die Zeit mit sich bringen.
CHRONONAUTIX: Wenn man sich so umschaut, entdeckt man immer mehr Smartwatches an den Handgelenken der Menschen. Warum gibt es auch in Zukunft noch mechanische Uhren?
Das ist einfach: Mechanische Uhren sind Leidenschaft, Herzblut und bedeuten Emotion dank Entschleunigung. Ein Produkt fรผr die Ewigkeit. Eine Smartwatch ist u.a. ein Zeitanzeiger mit Haltbarkeitsdatum und Pulsmesser.
Findeisen Uhren: Diver F-1253 im Test
Nach der Dreizeigeruhr Allenstein Automatik und dem Kรถnigsberg Chronograph, die jeweils in einigen verschiedenen Varianten verfรผgbar sind, ist die Findeisen-Taucheruhr F-1253 schon das dritte Modell der noch jungen, in Nรผrnberg ansรคssigen Uhrenmarke.
Die neue Findeisen-Taucheruhr trรคgt den etwas kryptischen Namen F-1253 – in Anlehnung an das Grรผndungsjahr der Stadt Memel bzw. Klaipฤda, einer Hafenstadt in Litauen. Fรผr Geschichte-Nerds: Auf der Website von Findeisen gibt’s ab dem 15. August auch einige Hintergrundinformationen zur Stadt, die von einem Historiker zusammengetragen wurden. Der Gehรคuseboden wurde in diesem Zusammenhang genutzt, um das alte Wappen der Stadt in Form einer schicken, detailreichen Gravur unterzubringen:
Das augenscheinlichste Designmerkmal befindet sich aber an der Oberseite der Uhr: Eine Lรผnette in Turbinenoptik. Das „gezackte“ Design grenzt sich wohltuend von den „Standard“-Lรผnetten von Taucheruhren ab, bei denen Uhrenhersteller selten Experimente wagen – gleichzeitig wird dieses doch sehr „spezielle“ Designelement sicherlich nicht jedem gefallen. Ein Blickfang ist die Lรผnette aber in jedem Fall.
Durch die funktionale (Taucher)Brille betrachtet ist die Lรผnette beim Drehen durchaus griffig, allerdings rutscht man mit nassen Hรคnden doch mal hin und wieder ab. Das Rasten der Lรผnette ist schรถn satt, die Lรผnette hat aber (noch) etwas zu viel Spiel – ein prototypenbedingtes Manko, das Findeisen verspricht bis zur Serienproduktion zu beheben.
Unter dem beidseitig farblos entspiegelten und plan geschliffenen Saphirglas kommen die Details des Zifferblattes ganz wunderbar zur Geltung. Es wirkt – je nach Lichtwinkel – fast so, als sei gar kein Glas verbaut. Ins Auge stechen insbesondere Details wie das plastische, geschwungene Findeisen-„F“ und die gerahmten, genieteten, zusรคtzlich verklebten und mit Super-Luminova befรผllten Indizes. Schรถnes, eigenstรคndiges Designmerkmal: Der Zentrale Index auf „12 Uhr“ lรคuft in der Mitte nach oben hin zu und erinnert dadurch an ein Stadtwappen.
Nimmt man die Findeisen F-1253 in die Hand, so hat man direkt das Gefรผhl einen richtig schweren, massiven Klotz in der Hand zu halten – kein Wunder, denn das Gewicht betrรคgt immerhin fast 200 Gramm am Stahlband bzw. knapp 150 Gramm am Kautschukband und damit fast so viel wie die (44 mm groรe!) Sinn U1. Ein Grund fรผr das hohe Gewicht ist sicher auch der innenliegende Weicheisenkรคfig, der fรผr eine erhรถhte magnetische Abschirmung sorgen soll (dazu spรคter mehr). Das Gehรคuse der Findeisen F-1253 ist – wie es sich fรผr eine waschechte Taucheruhr gehรถrt – bis 20 bar bzw. 200 Meter wasserdicht.
Das Gehรคuse aus 316L-Edelstahl ist rundum perlgestrahlt, was den tooligen Charakter des Modells unterstreicht. Das Perlstrahlen funktioniert รคhnlich wie das Sandstrahlen, wobei als Strahlmittel sehr kleine Glasperlen verwendet werden. Da die Glasperlen im Gegensatz zu Sand keine scharfen Kanten aufweisen, schleifen sie die Oberflรคche nicht ab, sondern verdichten sie. Dadurch entsteht auf Edelstahl eine seidig-glรคnzende Oberflรคche und eine feine Struktur.
Mit 41,5 mm Durchmesser, 12,5 mm Hรถhe und 47mm Horn-zu-Horn trifft die Findeisen F-1253 den „Sweet Spot“ des durchschnittlichen Herrenhandgelenkes – nicht zu groร und nicht zu klein (zum Vergleich: Mein Handgelenkumfang betrรคgt in etwa 19 cm). Allzu zierliche รrmchen sollte man aber aufgrund des bereits erwรคhnten Gewichtes definitiv nicht haben. In der Summe wirkt die Findeisen F-1253 meiner Meinung nach auch etwas grรถรer am Handgelenk als es die 41,5 mm vermuten lassen.
Viele Uhrenhersteller behandeln das Stahlband leider etwas stiefmรผtterlich – davon kann bei der F-1253 Taucheruhr aber nicht die Rede sein: Die Bandglieder sind perfekt aufeinander abgestimmt, sodass Quietschen und Knarzen keine Chance haben. Besonders gut gefรคllt mir auch der kantige Machart, die an die sogenannten Super Engineer Straps erinnert und gut zum tooligen Charakter der Uhr passt.
Der tolle Eindruck des Bandes setzt sich in der Schlieรe fort: Diese kommt neben einer klassischen 2 cm-Tauchverlรคngerung (die das Tragen รผber dem Neoprenanzug ermรถglicht, aber fรผr Desk Diving praktisch keinerlei Nutzen bringt) auch noch mit einer Schnelljustierung: Durch Betรคtigen des in die Schlieรe eingearbeiteten Drรผckers lรคsst sich der Mechanismus entriegeln, mit dem man werkzeuglos und (unabhรคngig von der Tauchverlรคngerung) eine Feinjustierung vornehmen kann.
Ein Wermutstropfen ist dabei, dass bei eingeklappter Tauchverlรคngerung (was quasi der Standard ist, auรer man trรคgt einen Neoprenanzug im Bรผro) „nur“ 5 mm fรผr die Feinjustierung รผbrig bleiben, da sich Tauchverlรคngerung und Schnelljustierung denselben Platz teilen. Ehrlich gesagt hรคtte ich (als designierter Vollzeit-Bรผrostuhlakrobat) lieber auf die Tauchverlรคngerung verzichtet und die vollen, theoretisch mรถglichen 10 mm fรผr die Feinjustierung gehabt. Am Ende des Tages verstehe ich aber auch Findeisen, die mir bestรคtigten, dass das System genau so funktionieren soll, da man auch Leute ansprechen will, die tatsรคchlich mit der Uhr auf Tauchstation gehen wollen. So oder so bringen auch die 5 mm Schnelljustierung einen hohen Alltagsnutzen – vor allem im Sommer, wenn das Handgelenk mit zunehmenden Temperaturen anschwillt.
รbrigens: Die Schlieรe des sehr dicken und absolut neutral riechenden Kautschukbandes funktioniert exakt so wie die des Edelstahlbandes. Schade: Ein Schnellwechselsystem, um werkzeuglos vom Kautschuk- auf das Stahlband zu wechseln (et vice versa) gibt es leider nicht (siehe zum Beispiel das geniale System der Formex REEF).
[Update] Gut: Findeisen hat sich nun doch noch dazu entschlossen ein Bandwechselsystem einzufรผhren, hier in diesem Pressefoto gut zu erkennen:
Findeisen-Innenleben: Manufakturkaliber von Damasko
Wir befinden uns im Jahre 2021 n.Chr. Ganz Deutschland ist von den Schweizer Kaliberlieferanten besetzt… Ganz Deutschland? Nein! Ein von unbeugsamen Oberpfรคlzern bevรถlkertes Dorf in Bayern hรถrt nicht auf, Widerstand zu leisten.
Mechanische Uhrwerke aus deutscher Produktion? Da muss man schon lange suchen, bis man heute noch was findet – viel ist nicht mehr รผbrig von diesem einst blรผhenden deutschen Industriezweig, der sich damals nicht vor den Schweizern verstecken brauchte.
So gut wie alle gestandenen, heute noch tรคtigen deutschen Uhrenhersteller wie Sinn Spezialuhren oder Laco setzen auf bewรคhrte Schweizer Kost aus dem Hause ETA oder Sellita und schalen diese โnurโ ein (mal mit mehr, mal mit weniger Modifikationen).
Ausnahmen bestรคtigen die Regel: So purzeln beispielsweise im sรคchsischen Glashรผtte noch mechanische Werke โMade in Germanyโ aus der Produktion, zum Beispiel bei NOMOS – oder bei Damasko im 5000-Seelen-Stรคdtchen Barbing, Oberpfalz (Bayern). Der mittlerweile seit immerhin rund 30 Jahren tรคtige Uhrenhersteller Damasko hat im Jahre 2010 das erste eigene Manufakturkaliber auf die Beine gestellt โ entwickelt, konstruiert und produziert in Barbing. Platinen, Rรคder, Triebe, Unruh, Federhaus, Rotoren etc. โ die allermeisten Komponenten der Kaliber werden auf einem Werkzeugmaschinenpark im Hause Damasko produziert, die Fertigungstiefe ist nach Angaben von Damasko mit bis zu 90% sehr hoch (kein Vergleich zu ETA-Alternativen wie beispielsweise von STP, deren Komponenten vorrangig aus Fernost stammen). Zu recht darf sich das Damasko-Kaliber (vor allem mit Blick auf die hohe Fertigungstiefe) meiner Meinung nach Manufakturkaliber nennen.
Findeisen setzt in der F-1253-Taucheruhr auf ein modifiziertes Damasko-Kaliber A26-2 mit Stunde, Minute, Zentralsekunde und Datumsanzeige auf 3 Uhr.
Das A26 teilt sich viele Konstruktionsmerkmale mit dem ETA 2824, so wie die allgemeinen Maรe oder die Bauteile, welche die Kraft von der Unruhspiralfeder auf die Hemmung รผbertragen. So kรถnnen teilweise auch original ETA-Komponenten verwendet werden – das ist insofern „revisionsfreundlich“, als dass es viele Uhrmacher gibt, die sich mit dieser Konstruktion bestens auskennen und sie gegebenenfalls reparieren kรถnnen.
Als grรถรte Baugruppe im A26 wurde aber die gesamte Automatikeinheit neu entwickelt: Diese wurde mit einem Klinkenaufzug ausgestattet, der die Drehbewegungen des Rotors in Hin- und Her-Bewegungen verwandelt – รคhnlich wie bei einer Wippe. Die Schaukelbewegungen dieser Wippe werden dann von zwei Klinken auf das Aufzugsrad รผbertragen. Dadurch wird jede kleinste Bewegung des Rotors in beide Richtungen wird fรผr das Spannen der Feder genutzt. Der Klinkenaufzug wird durch ein Keramikkugellager auf einer Kreisbahn gefรผhrt und ist dabei selbst in dem Keramik-Vollkugellager gelagert (Lager-im-Lager-Prinzip).
Darรผber hinaus wird der รผber die Krone nutzbare Handaufzug auf gehรคrteten Stahlscheiben gelagert (anstelle Messing bei ETA). Alle Komponenten sind gehรคrtet, verschleiรfrei, wartungsarm und benรถtigen keine Schmierstoffe oder รle. In Verbindung mit einem Keramikkugellager fรผr den Rotor soll dadurch der Verschleiร minimiert werden.
Der Aufzugs-Rotor ist auรerdem aus Wolfram. Da beim Rotor ein hohes Gewicht sinnvoll ist, um den Automatikaufzug mรถglichst effizient zu gestalten, bietet sich Wolfram mit einem Gewicht von 19 g/cmยณ natรผrlich an. Zum Vergleich: Edelstahl kommt auf ein Gewicht von ca. 7,9 g/cmยณ.
Findeisen FW 4251: A26 in der Qualitรคtsstufe „Top“
Gegenรผber dem Standard-A26 kommt das „Herzstรผck“ in der Findeisen F-1253 mit einer Modifikation, die der Qualitรคtsstufe „Top“ entspricht: Anstelle einer Nickel-Unruh kommt das FW 4251 mit einer Unruh aus vergoldetem Glucydur. Der Vorteil: Glucydur, eine Kupferlegierung, die sich aus den franzรถsischen Begriffen Glucinium (Beryllium) und dur (hart) ableitet, reagiert nicht so stark auf Temperaturschwankungen und Magnetfelder wie eine Nickelunruh – und das kann sich positiv auf die Ganggenauigkeit auswirken. รhnliches gilt fรผr die Unruhspiralfeder, die aus Anachron (statt Nivarox) gefertigt ist. Das Federhaus ist auรerdem aus Nivaflex, eine Eisen, Nickel, Chrom, Kobalt und Beryllium-Legierung. Aufgrund dieser Findeisen-exklusiven Modifikationen des Damasko-Kalibers A26 vergibt Findeisen die interne Bezeichnung FW 4251. Das Kaliber FW 4251 wird darรผber hinaus in 5 Lagen feinreguliert, mit dem Ziel einen leichten Vorgang von maximal +5 Sekunden pro Tag zu erreichen.
Im Gehรคuse der Findeisen F-1253 kommt eine zusรคtzlicher Weicheisenkรคfig (bestehend aus Zifferblatt-Unterseite, Werkhaltering und Zwischenboden aus reinem Eisen) zum Einsatz, der fรผr eine magnetische Abschirmung sorgt, welche die Anforderungen der Taucheruhren-Norm hinsichtlich magnetischer Abschirmung รผbertrifft. Weicheisen ist ein Stoff, der sich leicht magnetisieren lรคsst, gleichzeitig aber eine geringe Remanenz โ das heiรt nach einer Magnetfeldeinwirkung geringe zurรผckbleibende Magnetisierung โ aufweist. Wie ich in meinem Artikel รผber Uhren und Magnetismus bzw. in einem Experiment festgehalten habe, haben Features wie ein Weicheisenkรคfig nicht nur theoretischen Nutzen, denn Magnetismus-Quellen gibt es im Alltag quasi รผberall…
Mit Partnern in Biel und Nรผrnberg hat Findeisen auรerdem die Lagerung des Werkes in einem speziellen Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk (EPDM) entworfen, um fรผr eine verbesserte Stoรsicherung zu sorgen und gemรคร DIN 8306 bzw. der internationale Taucheruhren-Norm ISO 6425 einen krรคftigen, genormten Schlag von 4,4 Metern pro Sekunde auszuhalten. EPDM-Kautschuk gilt als รผberaus bestรคndig gegenรผber Witterung und Hitze, das Material kommt beispielsweise in der Baubranche zum Einsatz.
Findeisen Uhren: Fazit zur Taucheruhr F-1253
Findeisen macht vieles anders als klassische Microbrands: Auf eine Crowdfunding-Kampagne via Kickstarter oder dergleichen haben die Franken genauso verzichtet wie auf die Microbrand-typische Preispositionierung im Bereich von Pi mal Daumen 500โฌ. Auch beim Innenleben geht Findeisen einen anderen Weg – gut so, denn als Uhrennerd kann ich mir das fast vollstรคndig auf dem deutschen Boden produzierte Damasko-Kaliber sehr gut auch bei anderen Uhrenmarken vorstellen.
Natรผrlich wird der eine oder andere Uhrenfreund fragen, warum man sich fรผr den durchaus ambitionierten Preis der Findeisen F-1253 (ab 2700โฌ) nicht „einfach gleich“ beispielsweise die Taucheruhr U1 vom gestandenen Hersteller Sinn Spezialuhren (oder die kleinere Sinn U50) holt.
Ja, die Findeisen F-1253 ist sicherlich kein gรผnstiger Spaร, so viel steht zweifellos fest – mit Blick auf die tolle Detailqualitรคt von Gehรคuse, Krone, Lรผnette und Zifferblatt (dank Schweizer Komponentenlieferanten), die รผberaus massive Haptik, das eigenstรคndige Design und das mechanische Manufakturkaliber aus Barbing, das sich wohltuend vom Sellita- und ETA-Einheitsbrei abhebt, ist sie ihren Preis aber wert. Und ich sage (als groรer Sinn-Fan wohlgemerkt), dass es die Findeisen F-1253 problemlos mit einer Sinn U1 bzw. U50 aufnehmen kann, im Detail sogar die Nase leicht vorne hat.
Abschlieรend noch ein paar Worte zu mancher Diskussion, die in einschlรคgigen Uhren-Communities zu Findeisen aufgekommen ist und meiner Meinung nach ziemlich unter die Gรผrtellinie geht: Einerseits verstehe ich es natรผrlich, wenn der eine oder andere Uhrenfreund mit Blick auf die (zumindest damals, zum Start der Marke) recht ausfรผhrliche historische Bezugnahme auf der Findeisen-Website zum Ururgroรvater des heutigen Findeisen-Geschรคftsfรผhrers erstmal kritisch ist. Das erinnert zugegebenermaรen vordergrรผndig ein wenig an eine Reihe von Uhrenmarken, die beispielsweise durch ihren klangvollen Markennamen eine lange Uhrmachertradition suggerieren, am Ende des Tages aber nur Uhren aus der Kategorie Chinabรถller produzieren, die mit extrem hohen Rabatten jenseits der 80% auf absurde Listenpreise irgendwo im Netz oder auf Shopping-TV-Sendern verscherbelt werden (siehe auch mein Artikel รผber die Schwarze Liste Uhren) – mit solchen Gebaren hat Findeisen aber (das sollte nach diesem Review aber klar sein) Nullkommanix zu tun.
Muss man die Story rund um Karl Ferdinand Findeisen und seinen Sohn Max, die letztendlich „nur“ der Stein des Anstoรes fรผr die Namensfindung der Marke waren, gut finden? Nรถ, muss man natรผrlich nicht. Weniger ist bekanntermaรen hรคufig mehr, weshalb ich es auch sehr begrรผรe, dass Findeisen in dieser Hinsicht die Inhalte auf der Website mittlerweile deutlich zurรผckgeschraubt hat. So oder so: Am Ende des Tages finde ich persรถnlich es aber doch arg รผbertrieben sich in ewig langen Diskussionen รผber dieses Storytelling, das ein Stรผck weit zum Marketing-Einmaleins von quasi jeder Uhrenmarke gehรถrt, zu mokieren.
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Wie so oft, bin ich zweieinhalb Jhre zu spรคt dran; trotzdem vielen Dank fรผr deinen Bericht รผber ein aufstrebendes Unternehmen in meiner Heimatstadt Nรผrnberg.
Und damit wรคren wir schon beim Punkt: Wie kommst du darauf, dass Findeisen in Bamberg sitzt: โ… im Landkreis Bamberg in Oberfranken, […], ansรคssig…โ?
Hier zwei Zitate von Herrn Zettls Heimatseite:
โUnser Werksverkauf in Nรผrnberg bietet Ihnen die Mรถglichkeit, Ihre Findeisen dort zu kaufen, wo sie in anspruchsvoller Handarbeit gefertigt wird.โ (Hervorhebung von mir)
und
โRufen Sie uns gerne an: +49 911 47 71 72 90โ (Vorwahl von Nรผrnberg)
Ansonsten ein schรถner und aufschlussreicher Bericht mit den gewohnt guten Fotos!
Grรผรe vom Bรคiderlasbou
Alf
Danke Alf, das war noch ein altes Fragment. Hab’s korrigiert ๐
Schreckliches Design, die Lรผnette sieht aus wie das Messer meiner Brotschneidemaschine und der Preis ist fรผr einen Dreizeiger ziemlich daneben.
Vielen Dank fรผr diesen sehr ausfรผhrlichen Bericht รผber einen ambitionierten Neueinsteiger und diese sehr interessante Uhr. Der Kick bei diesem Zeitmesser ist wohl das Werk, ein Manufakturkaliber aus dem Hochlohnland Deutschland. Und genau das kรถnnte auch ein groรes Problem werden. Als ich das erste Bild der F-1253 erblickte und auch die Bezeichnung „Microbrand“, dachte ich gleich: Gefรคllt Dir richtig gut, kรถnnte was werden mit uns. „Kรถnnte was werden…“ war mit einer Preisvorstellung so von 500 Euro bis max. gerade vierstellig verbunden. Als ich dann den wahren Preis von knapp 3000 Euro (natรผrlich Stahlband) gesehen habe, musste ich erstmal schlucken und etwas Unziemliches denken.
Es ist sicher dieses Manufakturkaliber, das den Preis doch recht heftig nach oben schnellen lรครt. Und es ist auch bestimmt gerechtfertigt. Dazu mรถchte ich folgendes bemerken. Seit meiner Kindheit (zuviele Cousteau-, Hans-Hass- und andere Film gekuckt, auรerdem waschechter Wassermann) mag ich Taucheruhren. Leider hat der Zeitgeist vor einiger Zeit die Diver als Mode entdeckt und seitdem wird der Markt geflutet und extrem unรผbersichtlich, weil jeder Hans und Franz mindestens eine Taucheruhr im Programm haben muร. Mal davon abgesehen, daร es inzwischen auch unglaublich hรคssliche und unpraktische Diver gibt, ist die Konkurrenz groร und die Auswahl vielfรคltig. Und 3000 Euro sind fรผr die meisten Menschen schon ein Strahl Geld. Wenn ich diese Menge รผbrig hรคtte, um mir eine neue Uhr zu kaufen, dann kรคmen die Mido Ocean Star 600 (Chronometer!!!) fรผr etwa 1500 Euro, die Davosa Ternos Professional Matt Suit fรผr 950 Euro, eine Titoni Seascoper 600 (Chronometer!!!) fรผr 1600 Euro, ganz sicher die Tag-Heuer Aquaracer Prof. fรผr fast ebendiese 3000 Euro in Betracht. Vielleicht kรถnnte ich auch noch ein bisserl sparen, dann wรคre sogar die Rolex fรผr Arme, die Pelagos von Tudor drin (etwa 4000 Euro). Denn so eine Uhr kauft man (ich) ja auch nur einmal. Und meine nicht vorhandenen รlquellen und Aktienpakete lassen eine Sammlung von hรถchstwertigen Uhren nicht zu (was ich auch fรผr Quatsch halte).
Der langen Rede wohlรผberlegter Sinn: Die Findeisen F-1253 wird es nicht leicht haben, zum aufgeforderten Tarif eine grรถรere Anzahl Kunden zu finden. Den einen oder anderen Liebhaber bestimmt, aber ob das reicht? In diesem Teich schwimmen schon ein paar kapitale Burschen, zum Teil um einiges leichter zu fangen. Ich wรผnsche dem CEO (..wir fahrn nach Lodz?) Martin Zettl viel Erfolg bei seinem รผberaus ambitionierten Projekt; mein Geld wรผrde ich anderweitig investieren.
Die aufgefรผhrten Uhren stรคnden tatsรคchlich auf meinem Wunschzettel, wenn ich das Geld รผbrig hรคtte. Kommt aber noch. Auรerdem ist das die unmaรgebliche Meinung eines Einzelnen, mag sein, daร ich mit meiner Meinung vรถllig daneben liege. Was mich fรผr besagten CEO freuen wรผrde.
Servus Michael,
wenn man schon bei einem direkten Vergleich angelangt ist, was natรผrlich unausweichlich ist, dann muss man aber schon auch Produkte vergleichen, die irgendwie auch vergleichbar sind. Es gab vor einigen Jahren die Mรผhle Kampfschwimmer, auch mit Sรคgezahnlรผnette, allerdings weit grรถรer (44 mm / 15,2 mm, 30 ATM), die kam damals ungefรคhr 2700 โฌ mit einem Sellita Werk am Kautschukband. Mit einem Manufakturkaliber, sicherlich weit kleineren Stรผckzahlen (wenn man der sehr ansprechenden Website von Findeisen glaubt) und dem fรผr mich wahnsinnig hochwertig wirkenden Innenleben, empfinde ich die 2700 โฌ am Kautschukband fรผr die Findeisen Taucher als sehr vernรผnftigen Preis! „Gรผnstiger“ und teurer geht natรผrlich immer, aber ich glaube, dass der Herr Zettl, mit seinem Team schon รผberlegt hat, ob das Sinn macht, was Findeisen anstrebt.
Wie es scheint definieren sehr viele immer noch ausschlieรlich รผber den Preis. Das ist fรผr mich der komplett falsche Ansatz. Design, Komponenten, Innenleben und letztendlich die Positionierung, die jede Marke fรผr sich selbst definiert, sind fรผr mich allesamt Preisfaktoren. Die von dir in den Ring geworfene Mido ist eine sehr schรถne Uhr, ist aber mit einem Powermatic ausgestattet oder? Von dem Werk halte ich generell nichts, auรerdem ist es einfach ein „Eta“ – nichts schlechtes, aber naja, eben etwas, was jeder haben kann – wenn die Stรผckzahlen stimmen – und auch die Chronometrรฉ Zertifizierung sehe ich mehr oder weniger als Marketinggeschwurbel, denn selbst wenn ein normales Elabore in 5 Lagen reguliert ist, kรถnnen meiner Meinung nach fast perfekte Werte erzielt werden. Die Davosa nutzt ein SW 200, einzig die Titoni sehe ich hier als echtes Gegengewicht – wobei man aber da schon auch fair sein muss und auch sagen muss, dass Titoni eine รผber 70 Jahre alte Marke ist, die, wenn man dem Netz glaubt, รผber 100.000 Uhren im Jahr produziert – da hinkt also der Vergleich auch – in meinen Augen. Man kann ja auch mal ein extremes Beispiel nennen, weil die Davosa genau in die andere extreme Richtung geht: Hublot verlangt fรผr ein einfache 3 Zeiger Uhr mit SW 300 (HUB1110) im Edelstahlgehรคuse am Kautschukband 7200 โฌ – das ist gerechtfertigt? Weil Hublot bekannt ist? Das ist einfach irrsinnig ๐ – aber es ist eben die Position der Marke… Mit der F 1253 bietet man etwas neues, frisches, unverbrauchtes und auch preislich ansprechendes – ich sage „Chapeau!“ fรผr diese Leistung, gerade im Hinblick auf die „Bekanntheit“, „Grรถรe“ und das „Alter“ der Marke. Schรถne Woche und gesund bleiben.
Sehr gut geschriebener Artikel zu einem interessanten Newcomer. Was mir jetzt noch fehlt, ist eine klare Aussage zu den Gangwerten. รber eine Nachlieferung wรผrde ich mich freuen!
Hi, danke fรผr die Frage – habe das grade ergรคnzt: Findeisen zielt auf einen leichten Vorgang von +5 s/d ab.
Hallo Elmar,
aus Deiner Sicht hast Du sicherlich sowas von Recht. Nur finde ich das Gewese รผber das Innenleben einer Uhr fรผr maรlos รผbertrieben und fรผr elitรคren Humbug. Die Aufgabe einer Uhr ist es, die Zeit anzuzeigen, und das mรถglichst genau. Das ist bei einem mechanischem Werk schon etwas schwieriger als bei einem Quarzer. Wie das nun genau vonstatten geht, ist mir relativ egal, solange ich das Werk nicht sehen kann. Genfer Streifen, geblรคute Schrauben, Sonnenschliff, all das spielt keine Rolle ohne Glasboden. Sonst freut sich nur der Uhrmacher. Genauso ist es egal, ob da ein ETA-Abkรถmmling oder die sieben Zwerge am Werk sind, Hauptsache, die Uhr gefรคllt mir, lรคuft mรถglichst genau und ist bis 20 oder 30 bar wasserdicht. Pragmatiker eben. Es gibt auch Menschen, die sich eine Royal Oak als Diver zulegen und dafรผr mehr als 25.000โฌ an die Sonne tun. Aus der Hรถhe kann man dann auch gut auf die ETAs und sonstigen Massenartikel runtersehen. Jeder wie er es braucht. Das geht nicht gegen Dich, Elmar ( witzig, mein Leica-Objektiv heiรt auch so), aber mit dem gesparten Geld wรผrde ich lieber Menschen in Not helfen als es am Arm spazieren zu tragen.
Wer erinnert sich noch an die Zodiac Super Seawolf 1000m, die charakteristischen Sรคgezahnlรผnette, ETA 2824-2 Werk, massiv, tolle Verarbeitung , leider mit Seltenheitswert. Nachdem ich eine solche besessen habe, erinnert mich diese Diver etwas an die Zodiac.
Als Oldie liegt sie im รคhnlichen Preisbereich, je nach Zustand, meine hat leider der Uhrmacher verhaut indem er es fรผr notwendig hielt eine andere Krone einzubauen, die Wasserdichtheit war dahin. Ob hier nicht an der Zodiac Anleihe genommen wurde? Verbindet fรผr mich auf jeden Fall das Alte mit der Modernen. Tolle Uhr toller Bericht.
Danke fรผr die Ergรคnzungen, Johannes ๐
Hallo Johannes,
die Lรผnette finde ich auch mega ansprechend. Kenne da noch den Kampfschwimmer von Mรผhle, der vor etwa 7 oder 8 Jahren mal die Runde machte. Im direkten Vergleich mit der von dir angesprochenen Zodiac SSW 1000 und auch mit der Mรผhle, liegt hier mit der F 1253 aber in meinen Augen eine weit modernere Uhr vor. Die Schliffe in der Lรผnette sind feiner und die Uhr kommt in der gesamten Erscheinung definitiv schlanker und fรผr mich dadurch auch ansprechender rรผber. Die SSW 1000 hatte zwar auch nur 41.5 mm aber war dafรผr รผber 14 mm hoch, die Mรผhle hatte 44 mm und war รผber 15 mm hoch. Diese beiden hatten zwar eine weit hรถhere Wasserdichte, aber das ist in meinen Augen eh nur Schwachsinn – ich stelle die freche Behauptung auf, dass von 10 Kunden nur ein halber mit einer Uhr von รผber 2000 Euro wirklich „Tauchen“ geht. Von dem her ist die Findeisen nun unter den Top 3 auf meiner Wunschliste gelandet.
Sehr interessanter und instruktiver Bericht. Auch gut geschrieben, wie immer.
Allerdings verstehe ich mal wieder nicht die kleine Sottise: (kein Vergleich zu ETA-Alternativen wie beispielsweise von STP, deren Komponenten vorrangig aus Fernost stammen).
Die Chinesen benutzen deutsche Werkzeugmaschinen, das Ergebnis ist nicht anders als wenn die Maschine in der EU steht.
Da liegt nun wirklich nicht der Mehrwert. Dieser ist eher in der Kreativitaet der Designer und Unternehmer zu finden.
Danke fรผr deine Gedanken!
Toller Bericht!
Ich wusste garnicht, dass es ganz in meiner Nรคhe eine Uhrenmarke gibt. Und dann auch noch mechanisch und ziemlich unique und mit ansprechender Homepage! Da werde ich wohl mal nach Nรผrnberg fahren!
Die F-1253 sieht wirklich eigenstรคndig aus, die Lรผnette wirkt schรถn heavy, fast schon martialisch – aber ist ja auch keine Dresswatch. Auch die Zeiger finde ich fรผr eine Taucheruhr mal etwas frisches, passend zur kantigen Gesamterscheinung. Finde ja die Kombination aus Uhr und dazugehรถriger Stadt spannend, wenn mir auch Memel und Klaipeda bis heute nichts gesagt hat :-D. Aber was man dieser Uhr und letztlich dieser jungen Marke wirklich hoch anrechnen muss, ist die Konstruktion innen! Kenn ich so auch nicht, das wirkt wirklich erstklassig – und dazu noch ein Kaliber was es bisher in keiner anderen Uhr gibt!? Respekt. Daher preislich sogar angemessen, meiner Meinung nach. Aber natรผrlich entscheides letztendlich das Feeling, wenn man eine solche Uhr real sieht, die Haptik und die Optik am eigenen Handgelenk kann kein Bild transportieren.
Lob an den Autor, sehr ausfรผhrlich und detailliert beschrieben.
Woah, Mario, wieder ein super interessanter Artikel. Die Findeisen findet wirklich mein Interesse. Leider harmoniert sie nicht so ganz mit meinem Konto. Egal, toller Test, schรถne Uhr.