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Und schon wieder eine neue Microbrand? Ja und nein: Die in Nürnberg ansässige Uhrenmarke Findeisen ist Microbrand-typisch erst seit wenigen Jahren aktiv (seit 2017), unabhängig und recht klein. Die Oberfranken machen aber einiges anders als typische Microbrands – das gilt insbesondere für die Positionierung (Qualität/Preis) und das mechanische Innenleben, das so rein gar nichts mit dem fast schon ubiquitär von Microbrands eingesetzten Seiko NH35 zu tun hat (Spoiler: es handelt sich um ein deutsches Automatikkaliber aus Barbing in der Oberpfalz).

In einem persönlichen Treffen konnte ich den Findeisen-Chef Martin Zettl interviewen und das neueste Modell, die Taucheruhr Findeisen F-1253, in zwei Farbvarianten in Augenschein nehmen. Vorweg: Es handelt sich um (sehr ausgereifte) Prototypen, die sich gegenüber der finalen Variante noch leicht unterscheiden werden.

Eckdaten der Findeisen F-1253:

  • Made in Germany (Produktion in Nürnberg)
  • Durchmesser 41,5 mm, 12,5 mm Höhe, Horn-zu-Horn 47 mm
  • Bandanstoß 20 mm
  • Weicheisenkäfig zur magnetischen Abschirmung
  • Gewicht 198 Gramm (am Stahlband) bzw. 145 Gramm (am Kautschukband)
  • Zifferblattfarben: Blau oder Anthrazit
  • Krone verschraubt
  • Gehäuse aus 316L Edelstahl, perlgestrahlt
  • Lünette mit Turbinenschliff
  • Saphirglas, beidseitig farblos entspiegelt (insgesamt sechsfach)
  • Erfüllt die Kriterien der Taucheruhrennorm DIN 8306
  • Schließe mit Schnelljustierung und Tauchverlängerung
  • Kautschukband (in Zifferblatt-Farbe) oder Stahlband
  • Made in Germany-Kaliber FW 4251 (Manufakturkaliber Damasko A26), Basiskonstruktion ETA 2824, Qualitätsstufe “Top” mit Glucydur Unruh, 42 Std Gangreserve, feinreguliert in 5 Lagen
  • Preis: 2700€ am Kautschukband, 2900€ am Stahlband, direkt auf findeisen-uhren.com oder im Verkauf in Nürnberg (Geiersberg 7, 90403 Nürnberg, Tel. 0911 2019411)
  • Für Vorbesteller gibt es die Uhr ab 15. August mit allen Bändern (Kautschuk, Stahl, Nato) für 2900€
  • Lieferbar ab Mitte Oktober 2021

Findeisen Uhren: Martin Zettl im Interview

Warm-Up: Über Martin Zettl persönlich

CHRONONAUTIX: Stell dich bitte kurz vor!

Martin Zettl, geboren in Karl Marx Stadt (die Stadt mit den 3 O), verheiratet, Wahlbayer seit 32 Jahren.

CHRONONAUTIX: Angenommen du hättest eine Zeitmaschine – in welches Jahr würdest du reisen und warum?

Ich würde gerne in die 1960er und 70er reisen. Einfach, weil in dieser Zeit die Autos weit schöner waren als heute (allerdings mehr in der westlichen Welt) – und ich beneide die Menschen von damals ein wenig um ihr vielleicht ruhigeres Leben, das größtenteils „offline“ stattgefunden hat.

CHRONONAUTIX: Wenn der Tag 48 Stunden statt 24 Stunden hätte – für was würdest du die zusätzliche Zeit nutzen?

Für meine Familie, für mich und die Dinge, die leider oft zu kurz kommen: relaxen, Auszeiten und Ruhe.

CHRONONAUTIX: Welchen Tag bzw. welche Uhrzeit wirst du nie vergessen?

Den 14. Juni 2001. Das erste Mal AC/DC live in München, im Backstagebereich vom Olympiastadion – unbeschreiblich, da bekomme ich heute noch Gänsehaut.

CHRONONAUTIX: Wenn du nicht grade Uhren verkaufst dann…

… treibe ich viel Sport und versuche meine Frau möglichst oft zu sehen, da uns aktuell oft zwei Stunden Fahrt voneinander trennen.

Über Findeisen

CHRONONAUTIX: Wann bzw. bei welcher Gelegenheit hat es dich ganz konkret gepackt, mit Findeisen eigene Uhren auf den Markt zu bringen?

Das war 2014, nach einem (der unzähligen) Besuche bei meiner Großmutter in der Nähe von Chemnitz. Ich trug eine neue Armbanduhr und sie meinte „…schon wieder eine neue Uhr!?“ und begann wie schon so oft davor mit der Erzählung über meinen Ur- und Ururgroßvater. Ihr Vater, Max Findeisen (1907 – 1973), hat in den 1960er Jahren eine russische „Raketa“ Armbanduhr zerlegt und das Zifferblatt mit einer Findeisen-Gravur umgestaltet. Es handelte sich um ein Geschenk zu seinem 60. Geburtstag von seiner Frau, meiner Urgroßmutter. Laut meiner Oma war die Uhr Quadratisch, sehr klein und hatte viereckige kleine Stundenindexe – an mehr konnte Sie sich nicht erinnern.

CHRONONAUTIX: Was sind/waren die größten Herausforderungen beim Aufbau von Findeisen? (z.B. Markenaufbau, Produktionspartner…)

Zuerst musste ich mir eingestehen, dass ich für ein solches Vorhaben nicht tief genug in der Materie war, um nun einfach ein paar Telefonate zu tätigen und dann loslegen zu können. So brachte mich die Recherche zuerst zu den unterschiedlichsten Möglichkeiten, eine Uhr zwar herstellen zu lassen, aber nur für einzelne Stücke, dennoch viel zu wenig individuell und vor allem teuer. Ich habe dann jemanden im hohen Norden kennengelernt, der mit einem sehr guten Uhrendesigner zusammenarbeitet. So ist in Zusammenarbeit das Grunddesign der ersten beiden Modelle für Findeisen entstanden. Ich wusste bis dahin noch nicht, ob denn überhaupt jemand Interesse an einer Findeisen-Uhr haben könnte und wollte daher nur kleine Stückzahlen produzieren. Was für mich von Anfang an klar war: Made in Germany, ausschließlich Schweizer Kaliber oder – wie nun im Modell F-1253 – deutsche Uhrwerke. Freilich: Mit Produkten aus Fernost wäre das alles einfacher, schneller und vor allem kostengünstiger gewesen. Die imaginäre Ohrfeige meiner Großväter wäre mir dann allerdings ebenso sicher wie das feine Ticken in einer mechanischen Uhr gewesen.

Nach mehreren Versuchen mit jemand „Externen“ als Unterstützer die Marke Findeisen aufzubauen, habe ich mich dann entschieden, das Ganze in Eigenregie mit einem selbst zusammengestellten kleinen Team umzusetzen. Zu diesem Team gehört von Anfang an meine Frau. Auch unser Fertigungsleiter Andreas Wünsche und unser Fotograf und Videoproduzent sind fester Bestandteil von Findeisen. Ebenso unser Historiker aus Berlin, welcher exklusiv für Findeisen die Stadtchroniken zu jedem Modell verfasst. Und unser Uhrendesigner natürlich, den ich sehr schätze und der tief in die DNA von Findeisen eingetaucht ist.

Das neueste Modell: Findeisen F-1253

CHRONONAUTIX: Im Preisbereich von Findeisen tummeln sich eine Menge gestandener Uhrenhersteller. Hinzu kommt ein stetig wachsender Wettbewerb an Micro-Brands, die sich über Crowdfunding-Plattformen wie Kickstarter finanzieren. Nischen-Player und Underdogs werden zwar häufig als charmant und sympathisch wahrgenommen, sind aber nicht automatisch wettbewerbsfähig bzw. den gestandenen Uhrenherstellern gewachsen. Was willst du mit Findeisen anders machen, um in diesem Haifischbecken nachhaltig bestehen zu können?

Haifischbecken empfinde ich als ein sehr deftiges Wort. Ich bin der Meinung, es ist Platz für alle da – zumindest für die, die eine solide Qualität liefern. Ich sehe Findeisen nicht direkt als klassische Konkurrenz zu den etablierten und großen Playern. Das wäre vermessen. Auch viele kleine Uhrenmarken sind in der Technik hoch angesiedelt und bieten ausgefallene Komplikationen – für mich hochinteressant und vieles bringt mich zum Staunen.

Findeisen hat sich als Huldigung an den Namensgeber Karl Ferdinand Findeisen, welcher Städtekunde in dieser Region betrieb, der Geschichte von nicht mehr unter dem Gründungsnamen existierenden Städten im historischen Osten von Deutschland verschrieben. Dies ist in meinen Augen eine besondere Charakteristik, mit welcher wir unseren Uhren eine Seele einhauchen. Wir betiteln unsere Uhren daher nicht nur mit den Gründungsjahren dieser Städte, sondern präsentieren hinter jedem Modell auch die dazugehörige Chronik. Diese durchaus sensible Thematik betrachten wir als eine ganz besondere Art der Versöhnung, der Verständigung und der Freundschaft mit den Ländern, in denen diese Städte heute mit ihren neuen Namen liegen. Als persönliche Widmung an die Namens- und Ideengeber haben wir in der Modellkennung der ersten beiden Modelle die Geburtsdaten der beiden Herren verewigt (Allenstein F-2410 und Königsberg F-2911). Wir designen in einer ausgewogenen Mitte von klassisch und markant-sportlich (F-1253). Ich bin der Meinung, dass im Designbereich schon viele Experimente versucht wurden, wenig hat sich durchgesetzt, das meiste ist wieder verschwunden.

CHRONONAUTIX: Mit Schauspieler Michael Brandner hat Findeisen einen bekannten deutschen Markenbotschafter an Bord. Warum hast du dich grade für ihn entschieden?

Ich mag die Charaktere, welche Herr Brandner in seinen Filmen und Serien verkörpert. Er ist einer der Schauspieler, die nur mit dem Gesicht spielen und „sprechen“ können. Herr Brandner trägt seine Uhren rechts, das ist mir speziell in der Serie Hubert ohne Staller aufgefallen. Wir kamen ins Gespräch und ich hatte seine Zusage, dass er als Markengesicht von Findeisen agieren möchte. Er ist ein Liebhaber von feinen Armbanduhren und hat eine beachtliche Sammlung mechanischer Uhren. Herr Brandner ist ein toller Charakter. Geradeaus, offen, direkt, ehrlich – alles Dinge, die man nicht mehr ganz so oft antrifft. Seine Präsenz hat Findeisen besonders in der Seriosität und in der Vertrauenswürdigkeit – das Wichtigste für eine neue (Uhren)marke – bestärkt. Wir haben aber noch viele weitere Pläne, daher ist unsere Zusammenarbeit zeitlich begrenzt.

CHRONONAUTIX: Was sind deine wichtigsten Ziele für Findeisen innerhalb der nächsten fünf Jahre?

Eines der wichtigsten Ziele ist, dass wir unser Händlernetz nach und nach weiter ausbauen möchten. Nachdem wir nun das Tauchermodell F-1253 erfolgreich auf den Markt gebracht haben, steht für die Zukunft das Modell F-997 (Inspiriert von der Stadt Danzig) und das Damenmodell „Jūratė“ auf dem Plan. Mit der F-997 werden wir eine Fliegeruhr erschaffen, wenn alles gut geht, mit einem Werk, was es bisher noch nicht gibt.
Weitere Modelle werden u.a. sein: F-1336 (Insterburg), F-1292 (Thorn) und F-1243 (Stargard). Ob wir das in 5 Jahren alles schaffen – das wird die Zeit mit sich bringen.

CHRONONAUTIX: Wenn man sich so umschaut, entdeckt man immer mehr Smartwatches an den Handgelenken der Menschen. Warum gibt es auch in Zukunft noch mechanische Uhren?

Das ist einfach: Mechanische Uhren sind Leidenschaft, Herzblut und bedeuten Emotion dank Entschleunigung. Ein Produkt für die Ewigkeit. Eine Smartwatch ist u.a. ein Zeitanzeiger mit Haltbarkeitsdatum und Pulsmesser.

Findeisen Uhren: Diver F-1253 im Test

Nach der Dreizeigeruhr Allenstein Automatik und dem Königsberg Chronograph, die jeweils in einigen verschiedenen Varianten verfügbar sind, ist die Findeisen-Taucheruhr F-1253 schon das dritte Modell der noch jungen, im Landkreis Bamberg in Oberfranken, Bayern, ansässigen Uhrenmarke.

Die neue Findeisen-Taucheruhr trägt den etwas kryptischen Namen F-1253 – in Anlehnung an das Gründungsjahr der Stadt Memel bzw. Klaipėda, einer Hafenstadt in Litauen. Für Geschichte-Nerds: Auf der Website von Findeisen gibt’s ab dem 15. August auch einige Hintergrundinformationen zur Stadt, die von einem Historiker zusammengetragen wurden. Der Gehäuseboden wurde in diesem Zusammenhang genutzt, um das alte Wappen der Stadt in Form einer schicken, detailreichen Gravur unterzubringen:

Das augenscheinlichste Designmerkmal befindet sich aber an der Oberseite der Uhr: Eine Lünette in Turbinenoptik. Das “gezackte” Design grenzt sich wohltuend von den “Standard”-Lünetten von Taucheruhren ab, bei denen Uhrenhersteller selten Experimente wagen – gleichzeitig wird dieses doch sehr “spezielle” Designelement sicherlich nicht jedem gefallen. Ein Blickfang ist die Lünette aber in jedem Fall.

Durch die funktionale (Taucher)Brille betrachtet ist die Lünette beim Drehen durchaus griffig, allerdings rutscht man mit nassen Händen doch mal hin und wieder ab. Das Rasten der Lünette ist schön satt, die Lünette hat aber (noch) etwas zu viel Spiel – ein prototypenbedingtes Manko, das Findeisen verspricht bis zur Serienproduktion zu beheben.

Unter dem beidseitig farblos entspiegelten und plan geschliffenen Saphirglas kommen die Details des Zifferblattes ganz wunderbar zur Geltung. Es wirkt – je nach Lichtwinkel – fast so, als sei gar kein Glas verbaut. Ins Auge stechen insbesondere Details wie das plastische, geschwungene Findeisen-“F” und die gerahmten, genieteten, zusätzlich verklebten und mit Super-Luminova befüllten Indizes. Schönes, eigenständiges Designmerkmal: Der Zentrale Index auf “12 Uhr” läuft in der Mitte nach oben hin zu und erinnert dadurch an ein Stadtwappen.

Nimmt man die Findeisen F-1253 in die Hand, so hat man direkt das Gefühl einen richtig schweren, massiven Klotz in der Hand zu halten – kein Wunder, denn das Gewicht beträgt immerhin fast 200 Gramm am Stahlband bzw. knapp 150 Gramm am Kautschukband und damit fast so viel wie die (44 mm große!) Sinn U1. Ein Grund für das hohe Gewicht ist sicher auch der innenliegende Weicheisenkäfig, der für eine erhöhte magnetische Abschirmung sorgen soll (dazu später mehr). Das Gehäuse der Findeisen F-1253 ist – wie es sich für eine waschechte Taucheruhr gehört – bis 20 bar bzw. 200 Meter wasserdicht.

Das Gehäuse aus 316L-Edelstahl ist rundum perlgestrahlt, was den tooligen Charakter des Modells unterstreicht. Das Perlstrahlen funktioniert ähnlich wie das Sandstrahlen, wobei als Strahlmittel sehr kleine Glasperlen verwendet werden. Da die Glasperlen im Gegensatz zu Sand keine scharfen Kanten aufweisen, schleifen sie die Oberfläche nicht ab, sondern verdichten sie. Dadurch entsteht auf Edelstahl eine seidig-glänzende Oberfläche und eine feine Struktur.

Mit 41,5 mm Durchmesser, 12,5 mm Höhe und 47mm Horn-zu-Horn trifft die Findeisen F-1253 den “Sweet Spot” des durchschnittlichen Herrenhandgelenkes – nicht zu groß und nicht zu klein (zum Vergleich: Mein Handgelenkumfang beträgt in etwa 19 cm). Allzu zierliche Ärmchen sollte man aber aufgrund des bereits erwähnten Gewichtes definitiv nicht haben. In der Summe wirkt die Findeisen F-1253 meiner Meinung nach auch etwas größer am Handgelenk als es die 41,5 mm vermuten lassen.

Viele Uhrenhersteller behandeln das Stahlband leider etwas stiefmütterlich – davon kann bei der F-1253 Taucheruhr aber nicht die Rede sein: Die Bandglieder sind perfekt aufeinander abgestimmt, sodass Quietschen und Knarzen keine Chance haben. Besonders gut gefällt mir auch der kantige Machart, die an die sogenannten Super Engineer Straps erinnert und gut zum tooligen Charakter der Uhr passt.

Der tolle Eindruck des Bandes setzt sich in der Schließe fort: Diese kommt neben einer klassischen 2 cm-Tauchverlängerung (die das Tragen über dem Neoprenanzug ermöglicht, aber für Desk Diving praktisch keinerlei Nutzen bringt) auch noch mit einer Schnelljustierung: Durch Betätigen des in die Schließe eingearbeiteten Drückers lässt sich der Mechanismus entriegeln, mit dem man werkzeuglos und (unabhängig von der Tauchverlängerung) eine Feinjustierung vornehmen kann.

Ein Wermutstropfen ist dabei, dass bei eingeklappter Tauchverlängerung (was quasi der Standard ist, außer man trägt einen Neoprenanzug im Büro) “nur” 5 mm für die Feinjustierung übrig bleiben, da sich Tauchverlängerung und Schnelljustierung denselben Platz teilen. Ehrlich gesagt hätte ich (als designierter Vollzeit-Bürostuhlakrobat) lieber auf die Tauchverlängerung verzichtet und die vollen, theoretisch möglichen 10 mm für die Feinjustierung gehabt. Am Ende des Tages verstehe ich aber auch Findeisen, die mir bestätigten, dass das System genau so funktionieren soll, da man auch Leute ansprechen will, die tatsächlich mit der Uhr auf Tauchstation gehen wollen. So oder so bringen auch die 5 mm Schnelljustierung einen hohen Alltagsnutzen – vor allem im Sommer, wenn das Handgelenk mit zunehmenden Temperaturen anschwillt.

Übrigens: Die Schließe des sehr dicken und absolut neutral riechenden Kautschukbandes funktioniert exakt so wie die des Edelstahlbandes. Schade: Ein Schnellwechselsystem, um werkzeuglos vom Kautschuk- auf das Stahlband zu wechseln (et vice versa) gibt es leider nicht (siehe zum Beispiel das geniale System der Formex REEF).

[Update] Gut: Findeisen hat sich nun doch noch dazu entschlossen ein Bandwechselsystem einzuführen, hier in diesem Pressefoto gut zu erkennen:

Findeisen-Innenleben: Manufakturkaliber von Damasko

Wir befinden uns im Jahre 2021 n.Chr. Ganz Deutschland ist von den Schweizer Kaliberlieferanten besetzt… Ganz Deutschland? Nein! Ein von unbeugsamen Oberpfälzern bevölkertes Dorf in Bayern hört nicht auf, Widerstand zu leisten.

Mechanische Uhrwerke aus deutscher Produktion? Da muss man schon lange suchen, bis man heute noch was findet – viel ist nicht mehr übrig von diesem einst blühenden deutschen Industriezweig, der sich damals nicht vor den Schweizern verstecken brauchte.

So gut wie alle gestandenen, heute noch tätigen deutschen Uhrenhersteller wie Sinn Spezialuhren oder Laco setzen auf bewährte Schweizer Kost aus dem Hause ETA oder Sellita und schalen diese „nur“ ein (mal mit mehr, mal mit weniger Modifikationen).

Ausnahmen bestätigen die Regel: So purzeln beispielsweise im sächsischen Glashütte noch mechanische Werke „Made in Germany“ aus der Produktion, zum Beispiel bei NOMOS – oder bei Damasko im 5000-Seelen-Städtchen Barbing, Oberpfalz (Bayern). Der mittlerweile seit immerhin rund 30 Jahren tätige Uhrenhersteller Damasko hat im Jahre 2010 das erste eigene Manufakturkaliber auf die Beine gestellt – entwickelt, konstruiert und produziert in Barbing. Platinen, Räder, Triebe, Unruh, Federhaus, Rotoren etc. – die allermeisten Komponenten der Kaliber werden auf einem Werkzeugmaschinenpark im Hause Damasko produziert, die Fertigungstiefe ist nach Angaben von Damasko mit bis zu 90% sehr hoch (kein Vergleich zu ETA-Alternativen wie beispielsweise von STP, deren Komponenten vorrangig aus Fernost stammen). Zu recht darf sich das Damasko-Kaliber (vor allem mit Blick auf die hohe Fertigungstiefe) meiner Meinung nach Manufakturkaliber nennen.

Findeisen setzt in der F-1253-Taucheruhr auf ein modifiziertes Damasko-Kaliber A26-2 mit Stunde, Minute, Zentralsekunde und Datumsanzeige auf 3 Uhr.

Das A26 teilt sich viele Konstruktionsmerkmale mit dem ETA 2824, so wie die allgemeinen Maße oder die Bauteile, welche die Kraft von der Unruhspiralfeder auf die Hemmung übertragen. So können teilweise auch original ETA-Komponenten verwendet werden – das ist insofern “revisionsfreundlich”, als dass es viele Uhrmacher gibt, die sich mit dieser Konstruktion bestens auskennen und sie gegebenenfalls reparieren können.

Als größte Baugruppe im A26 wurde aber die gesamte Automatikeinheit neu entwickelt: Diese wurde mit einem Klinkenaufzug ausgestattet, der die Drehbewegungen des Rotors in Hin- und Her-Bewegungen verwandelt – ähnlich wie bei einer Wippe. Die Schaukelbewegungen dieser Wippe werden dann von zwei Klinken auf das Aufzugsrad übertragen. Dadurch wird jede kleinste Bewegung des Rotors in beide Richtungen wird für das Spannen der Feder genutzt. Der Klinkenaufzug wird durch ein Keramikkugellager auf einer Kreisbahn geführt und ist dabei selbst in dem Keramik-Vollkugellager gelagert (Lager-im-Lager-Prinzip).

Darüber hinaus wird der über die Krone nutzbare Handaufzug auf gehärteten Stahlscheiben gelagert (anstelle Messing bei ETA). Alle Komponenten sind gehärtet, verschleißfrei, wartungsarm und benötigen keine Schmierstoffe oder Öle. In Verbindung mit einem Keramikkugellager für den Rotor soll dadurch der Verschleiß minimiert werden.

Der Aufzugs-Rotor ist außerdem aus Wolfram. Da beim Rotor ein hohes Gewicht sinnvoll ist, um den Automatikaufzug möglichst effizient zu gestalten, bietet sich Wolfram mit einem Gewicht von 19 g/cm³ natürlich an. Zum Vergleich: Edelstahl kommt auf ein Gewicht von ca. 7,9 g/cm³.

Findeisen FW 4251: A26 in der Qualitätsstufe “Top”

Gegenüber dem Standard-A26 kommt das “Herzstück” in der Findeisen F-1253 mit einer Modifikation, die der Qualitätsstufe “Top” entspricht: Anstelle einer Nickel-Unruh kommt das FW 4251 mit einer Unruh aus vergoldetem Glucydur. Der Vorteil: Glucydur, eine Kupferlegierung, die sich aus den französischen Begriffen Glucinium (Beryllium) und dur (hart) ableitet, reagiert nicht so stark auf Temperaturschwankungen und Magnetfelder wie eine Nickelunruh – und das kann sich positiv auf die Ganggenauigkeit auswirken. Ähnliches gilt für die Unruhspiralfeder, die aus Anachron (statt Nivarox) gefertigt ist. Das Federhaus ist außerdem aus Nivaflex, eine Eisen, Nickel, Chrom, Kobalt und Beryllium-Legierung. Aufgrund dieser Findeisen-exklusiven Modifikationen des Damasko-Kalibers A26 vergibt Findeisen die interne Bezeichnung FW 4251. Das Kaliber FW 4251 wird darüber hinaus in 5 Lagen feinreguliert, mit dem Ziel einen leichten Vorgang von maximal +5 Sekunden pro Tag zu erreichen.

Im Gehäuse der Findeisen F-1253 kommt eine zusätzlicher Weicheisenkäfig (bestehend aus Zifferblatt-Unterseite, Werkhaltering und Zwischenboden aus reinem Eisen) zum Einsatz, der für eine magnetische Abschirmung sorgt, welche die Anforderungen der Taucheruhren-Norm hinsichtlich magnetischer Abschirmung übertrifft. Weicheisen ist ein Stoff, der sich leicht magnetisieren lässt, gleichzeitig aber eine geringe Remanenz – das heißt nach einer Magnetfeldeinwirkung geringe zurückbleibende Magnetisierung – aufweist. Wie ich in meinem Artikel über Uhren und Magnetismus bzw. in einem Experiment festgehalten habe, haben Features wie ein Weicheisenkäfig nicht nur theoretischen Nutzen, denn Magnetismus-Quellen gibt es im Alltag quasi überall…

Mit Partnern in Biel und Nürnberg hat Findeisen außerdem die Lagerung des Werkes in einem speziellen Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk (EPDM) entworfen, um für eine verbesserte Stoßsicherung zu sorgen und gemäß DIN 8306 bzw. der internationale Taucheruhren-Norm ISO 6425 einen kräftigen, genormten Schlag von 4,4 Metern pro Sekunde auszuhalten. EPDM-Kautschuk gilt als überaus beständig gegenüber Witterung und Hitze, das Material kommt beispielsweise in der Baubranche zum Einsatz.

DIN 8306 – vermerkt in der Farbe der Zeigerspitze
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Findeisen Uhren: Fazit zur Taucheruhr F-1253

Findeisen macht vieles anders als klassische Microbrands: Auf eine Crowdfunding-Kampagne via Kickstarter oder dergleichen haben die Franken genauso verzichtet wie auf die Microbrand-typische Preispositionierung im Bereich von Pi mal Daumen 500€. Auch beim Innenleben geht Findeisen einen anderen Weg – gut so, denn als Uhrennerd kann ich mir das fast vollständig auf dem deutschen Boden produzierte Damasko-Kaliber sehr gut auch bei anderen Uhrenmarken vorstellen.

Natürlich wird der eine oder andere Uhrenfreund fragen, warum man sich für den durchaus ambitionierten Preis der Findeisen F-1253 (ab 2700€) nicht “einfach gleich” beispielsweise die Taucheruhr U1 vom gestandenen Hersteller Sinn Spezialuhren (oder die kleinere Sinn U50) holt.

Ja, die Findeisen F-1253 ist sicherlich kein günstiger Spaß, so viel steht zweifellos fest – mit Blick auf die tolle Detailqualität von Gehäuse, Krone, Lünette und Zifferblatt (dank Schweizer Komponentenlieferanten), die überaus massive Haptik, das eigenständige Design und das mechanische Manufakturkaliber aus Barbing, das sich wohltuend vom Sellita- und ETA-Einheitsbrei abhebt, ist sie ihren Preis aber wert. Und ich sage (als großer Sinn-Fan wohlgemerkt), dass es die Findeisen F-1253 problemlos mit einer Sinn U1 bzw. U50 aufnehmen kann, im Detail sogar die Nase leicht vorne hat.

Abschließend noch ein paar Worte zu mancher Diskussion, die in einschlägigen Uhren-Communities zu Findeisen aufgekommen ist und meiner Meinung nach ziemlich unter die Gürtellinie geht: Einerseits verstehe ich es natürlich, wenn der eine oder andere Uhrenfreund mit Blick auf die (zumindest damals, zum Start der Marke) recht ausführliche historische Bezugnahme auf der Findeisen-Website zum Ururgroßvater des heutigen Findeisen-Geschäftsführers erstmal kritisch ist. Das erinnert zugegebenermaßen vordergründig ein wenig an eine Reihe von Uhrenmarken, die beispielsweise durch ihren klangvollen Markennamen eine lange Uhrmachertradition suggerieren, am Ende des Tages aber nur Uhren aus der Kategorie Chinaböller produzieren, die mit extrem hohen Rabatten jenseits der 80% auf absurde Listenpreise irgendwo im Netz oder auf Shopping-TV-Sendern verscherbelt werden (siehe auch mein Artikel über die Schwarze Liste Uhren) – mit solchen Gebaren hat Findeisen aber (das sollte nach diesem Review aber klar sein) Nullkommanix zu tun.

Muss man die Story rund um Karl Ferdinand Findeisen und seinen Sohn Max, die letztendlich “nur” der Stein des Anstoßes für die Namensfindung der Marke waren, gut finden? Nö, muss man natürlich nicht. Weniger ist bekanntermaßen häufig mehr, weshalb ich es auch sehr begrüße, dass Findeisen in dieser Hinsicht die Inhalte auf der Website mittlerweile deutlich zurückgeschraubt hat. So oder so: Am Ende des Tages finde ich persönlich es aber doch arg übertrieben sich in ewig langen Diskussionen über dieses Storytelling, das ein Stück weit zum Marketing-Einmaleins von quasi jeder Uhrenmarke gehört, zu mokieren.

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Peter
2 Jahre zurück

Schreckliches Design, die Lünette sieht aus wie das Messer meiner Brotschneidemaschine und der Preis ist für einen Dreizeiger ziemlich daneben.

Michael M.
2 Jahre zurück

Vielen Dank für diesen sehr ausführlichen Bericht über einen ambitionierten Neueinsteiger und diese sehr interessante Uhr. Der Kick bei diesem Zeitmesser ist wohl das Werk, ein Manufakturkaliber aus dem Hochlohnland Deutschland. Und genau das könnte auch ein großes Problem werden. Als ich das erste Bild der F-1253 erblickte und auch die Bezeichnung “Microbrand”, dachte ich gleich: Gefällt Dir richtig gut, könnte was werden mit uns. “Könnte was werden…” war mit einer Preisvorstellung so von 500 Euro bis max. gerade vierstellig verbunden. Als ich dann den wahren Preis von knapp 3000 Euro (natürlich Stahlband) gesehen habe, musste ich erstmal schlucken und etwas Unziemliches denken.

Es ist sicher dieses Manufakturkaliber, das den Preis doch recht heftig nach oben schnellen läßt. Und es ist auch bestimmt gerechtfertigt. Dazu möchte ich folgendes bemerken. Seit meiner Kindheit (zuviele Cousteau-, Hans-Hass- und andere Film gekuckt, außerdem waschechter Wassermann) mag ich Taucheruhren. Leider hat der Zeitgeist vor einiger Zeit die Diver als Mode entdeckt und seitdem wird der Markt geflutet und extrem unübersichtlich, weil jeder Hans und Franz mindestens eine Taucheruhr im Programm haben muß. Mal davon abgesehen, daß es inzwischen auch unglaublich hässliche und unpraktische Diver gibt, ist die Konkurrenz groß und die Auswahl vielfältig. Und 3000 Euro sind für die meisten Menschen schon ein Strahl Geld. Wenn ich diese Menge übrig hätte, um mir eine neue Uhr zu kaufen, dann kämen die Mido Ocean Star 600 (Chronometer!!!) für etwa 1500 Euro, die Davosa Ternos Professional Matt Suit für 950 Euro, eine Titoni Seascoper 600 (Chronometer!!!) für 1600 Euro, ganz sicher die Tag-Heuer Aquaracer Prof. für fast ebendiese 3000 Euro in Betracht. Vielleicht könnte ich auch noch ein bisserl sparen, dann wäre sogar die Rolex für Arme, die Pelagos von Tudor drin (etwa 4000 Euro). Denn so eine Uhr kauft man (ich) ja auch nur einmal. Und meine nicht vorhandenen Ölquellen und Aktienpakete lassen eine Sammlung von höchstwertigen Uhren nicht zu (was ich auch für Quatsch halte).

Der langen Rede wohlüberlegter Sinn: Die Findeisen F-1253 wird es nicht leicht haben, zum aufgeforderten Tarif eine größere Anzahl Kunden zu finden. Den einen oder anderen Liebhaber bestimmt, aber ob das reicht? In diesem Teich schwimmen schon ein paar kapitale Burschen, zum Teil um einiges leichter zu fangen. Ich wünsche dem CEO (..wir fahrn nach Lodz?) Martin Zettl viel Erfolg bei seinem überaus ambitionierten Projekt; mein Geld würde ich anderweitig investieren.

Die aufgeführten Uhren ständen tatsächlich auf meinem Wunschzettel, wenn ich das Geld übrig hätte. Kommt aber noch. Außerdem ist das die unmaßgebliche Meinung eines Einzelnen, mag sein, daß ich mit meiner Meinung völlig daneben liege. Was mich für besagten CEO freuen würde.

Elmar E.
2 Jahre zurück
Antworten...  Michael M.

Servus Michael,

wenn man schon bei einem direkten Vergleich angelangt ist, was natürlich unausweichlich ist, dann muss man aber schon auch Produkte vergleichen, die irgendwie auch vergleichbar sind. Es gab vor einigen Jahren die Mühle Kampfschwimmer, auch mit Sägezahnlünette, allerdings weit größer (44 mm / 15,2 mm, 30 ATM), die kam damals ungefähr 2700 € mit einem Sellita Werk am Kautschukband. Mit einem Manufakturkaliber, sicherlich weit kleineren Stückzahlen (wenn man der sehr ansprechenden Website von Findeisen glaubt) und dem für mich wahnsinnig hochwertig wirkenden Innenleben, empfinde ich die 2700 € am Kautschukband für die Findeisen Taucher als sehr vernünftigen Preis! “Günstiger” und teurer geht natürlich immer, aber ich glaube, dass der Herr Zettl, mit seinem Team schon überlegt hat, ob das Sinn macht, was Findeisen anstrebt.

Wie es scheint definieren sehr viele immer noch ausschließlich über den Preis. Das ist für mich der komplett falsche Ansatz. Design, Komponenten, Innenleben und letztendlich die Positionierung, die jede Marke für sich selbst definiert, sind für mich allesamt Preisfaktoren. Die von dir in den Ring geworfene Mido ist eine sehr schöne Uhr, ist aber mit einem Powermatic ausgestattet oder? Von dem Werk halte ich generell nichts, außerdem ist es einfach ein “Eta” – nichts schlechtes, aber naja, eben etwas, was jeder haben kann – wenn die Stückzahlen stimmen – und auch die Chronometré Zertifizierung sehe ich mehr oder weniger als Marketinggeschwurbel, denn selbst wenn ein normales Elabore in 5 Lagen reguliert ist, können meiner Meinung nach fast perfekte Werte erzielt werden. Die Davosa nutzt ein SW 200, einzig die Titoni sehe ich hier als echtes Gegengewicht – wobei man aber da schon auch fair sein muss und auch sagen muss, dass Titoni eine über 70 Jahre alte Marke ist, die, wenn man dem Netz glaubt, über 100.000 Uhren im Jahr produziert – da hinkt also der Vergleich auch – in meinen Augen. Man kann ja auch mal ein extremes Beispiel nennen, weil die Davosa genau in die andere extreme Richtung geht: Hublot verlangt für ein einfache 3 Zeiger Uhr mit SW 300 (HUB1110) im Edelstahlgehäuse am Kautschukband 7200 € – das ist gerechtfertigt? Weil Hublot bekannt ist? Das ist einfach irrsinnig 😉 – aber es ist eben die Position der Marke… Mit der F 1253 bietet man etwas neues, frisches, unverbrauchtes und auch preislich ansprechendes – ich sage “Chapeau!” für diese Leistung, gerade im Hinblick auf die “Bekanntheit”, “Größe” und das “Alter” der Marke. Schöne Woche und gesund bleiben.

randori01
2 Jahre zurück

Sehr gut geschriebener Artikel zu einem interessanten Newcomer. Was mir jetzt noch fehlt, ist eine klare Aussage zu den Gangwerten. Über eine Nachlieferung würde ich mich freuen!

Michael M.
2 Jahre zurück
Antworten...  randori01

Hallo Elmar,

aus Deiner Sicht hast Du sicherlich sowas von Recht. Nur finde ich das Gewese über das Innenleben einer Uhr für maßlos übertrieben und für elitären Humbug. Die Aufgabe einer Uhr ist es, die Zeit anzuzeigen, und das möglichst genau. Das ist bei einem mechanischem Werk schon etwas schwieriger als bei einem Quarzer. Wie das nun genau vonstatten geht, ist mir relativ egal, solange ich das Werk nicht sehen kann. Genfer Streifen, gebläute Schrauben, Sonnenschliff, all das spielt keine Rolle ohne Glasboden. Sonst freut sich nur der Uhrmacher. Genauso ist es egal, ob da ein ETA-Abkömmling oder die sieben Zwerge am Werk sind, Hauptsache, die Uhr gefällt mir, läuft möglichst genau und ist bis 20 oder 30 bar wasserdicht. Pragmatiker eben. Es gibt auch Menschen, die sich eine Royal Oak als Diver zulegen und dafür mehr als 25.000€ an die Sonne tun. Aus der Höhe kann man dann auch gut auf die ETAs und sonstigen Massenartikel runtersehen. Jeder wie er es braucht. Das geht nicht gegen Dich, Elmar ( witzig, mein Leica-Objektiv heißt auch so), aber mit dem gesparten Geld würde ich lieber Menschen in Not helfen als es am Arm spazieren zu tragen.

Johannes P.
2 Jahre zurück

Wer erinnert sich noch an die Zodiac Super Seawolf 1000m, die charakteristischen Sägezahnlünette, ETA 2824-2 Werk, massiv, tolle Verarbeitung , leider mit Seltenheitswert. Nachdem ich eine solche besessen habe, erinnert mich diese Diver etwas an die Zodiac.
Als Oldie liegt sie im ähnlichen Preisbereich, je nach Zustand, meine hat leider der Uhrmacher verhaut indem er es für notwendig hielt eine andere Krone einzubauen, die Wasserdichtheit war dahin. Ob hier nicht an der Zodiac Anleihe genommen wurde? Verbindet für mich auf jeden Fall das Alte mit der Modernen. Tolle Uhr toller Bericht.

Elmar E.
2 Jahre zurück
Antworten...  Johannes P.

Hallo Johannes,

die Lünette finde ich auch mega ansprechend. Kenne da noch den Kampfschwimmer von Mühle, der vor etwa 7 oder 8 Jahren mal die Runde machte. Im direkten Vergleich mit der von dir angesprochenen Zodiac SSW 1000 und auch mit der Mühle, liegt hier mit der F 1253 aber in meinen Augen eine weit modernere Uhr vor. Die Schliffe in der Lünette sind feiner und die Uhr kommt in der gesamten Erscheinung definitiv schlanker und für mich dadurch auch ansprechender rüber. Die SSW 1000 hatte zwar auch nur 41.5 mm aber war dafür über 14 mm hoch, die Mühle hatte 44 mm und war über 15 mm hoch. Diese beiden hatten zwar eine weit höhere Wasserdichte, aber das ist in meinen Augen eh nur Schwachsinn – ich stelle die freche Behauptung auf, dass von 10 Kunden nur ein halber mit einer Uhr von über 2000 Euro wirklich “Tauchen” geht. Von dem her ist die Findeisen nun unter den Top 3 auf meiner Wunschliste gelandet.

Dlanor Lepov
2 Jahre zurück

Sehr interessanter und instruktiver Bericht. Auch gut geschrieben, wie immer.
Allerdings verstehe ich mal wieder nicht die kleine Sottise: (kein Vergleich zu ETA-Alternativen wie beispielsweise von STP, deren Komponenten vorrangig aus Fernost stammen).
Die Chinesen benutzen deutsche Werkzeugmaschinen, das Ergebnis ist nicht anders als wenn die Maschine in der EU steht.
Da liegt nun wirklich nicht der Mehrwert. Dieser ist eher in der Kreativitaet der Designer und Unternehmer zu finden.

Thomas K.
2 Jahre zurück

Toller Bericht!

Ich wusste garnicht, dass es ganz in meiner Nähe eine Uhrenmarke gibt. Und dann auch noch mechanisch und ziemlich unique und mit ansprechender Homepage! Da werde ich wohl mal nach Nürnberg fahren!

Die F-1253 sieht wirklich eigenständig aus, die Lünette wirkt schön heavy, fast schon martialisch – aber ist ja auch keine Dresswatch. Auch die Zeiger finde ich für eine Taucheruhr mal etwas frisches, passend zur kantigen Gesamterscheinung. Finde ja die Kombination aus Uhr und dazugehöriger Stadt spannend, wenn mir auch Memel und Klaipeda bis heute nichts gesagt hat :-D. Aber was man dieser Uhr und letztlich dieser jungen Marke wirklich hoch anrechnen muss, ist die Konstruktion innen! Kenn ich so auch nicht, das wirkt wirklich erstklassig – und dazu noch ein Kaliber was es bisher in keiner anderen Uhr gibt!? Respekt. Daher preislich sogar angemessen, meiner Meinung nach. Aber natürlich entscheides letztendlich das Feeling, wenn man eine solche Uhr real sieht, die Haptik und die Optik am eigenen Handgelenk kann kein Bild transportieren.

Lob an den Autor, sehr ausführlich und detailliert beschrieben.

Herbert+G.
2 Jahre zurück

Woah, Mario, wieder ein super interessanter Artikel. Die Findeisen findet wirklich mein Interesse. Leider harmoniert sie nicht so ganz mit meinem Konto. Egal, toller Test, schöne Uhr.