Meine erste Smartwatch! Lange habe ich gezรถgert und gegrรผbelt, ob ich mir wirklich einen “verlรคngerten Arm des Smartphones” an den Arm binden will. Doch meine Neugier war einfach zu groร. Obwohl ich mittlerweile Android den Rรผcken gekehrt und mir ein iPhone angeschafft habe, konnte ich mich mit der Apple Watch nicht so wirklich anfreunden – zu sehr erinnert mich die zierliche Optik an ein Umschnall-Smartphone fรผr Technik-Geeks.
Die 2017 erschienene TAG Heuer Connected Modular 45 in der Einstiegsvariante mit perforiertem Kautschukband und Edelstahllรผnette (UVP 1400โฌ) hingegen ist mir aufgrund seiner brachialen Optik auf der Baselworld 2017 positiv in Erinnerung geblieben und hat daher nun seinen Weg zu mir gefunden.
Viele Reviews, insbesondere von Technik-Magazinen, sind mit der TAG Heuer Connected Modular 45 in Anbetracht des Preises hart ins Gericht gegangen. Android Police schreibt zum Beispiel im Fazit:
It’s still just a smartwatch โ stamping a big name on the outside doesn’t mean it’ll be better than a $250 smartwatch. In fact, it might be worse.
Problematisch sehe ich allerdings, dass viele Reviews zur TAG Heuer Connected Modular 45 (zu) stark auf den technischen Teil fokussiert sind (z.B. Computer-Magazine). In anderen Reviews wiederum wird die TAG Heuer Connected wie eine “normale” Uhr behandelt und Technik und Funktionen dabei grรถรtenteils ausgeblendet.
Ich betrachte in diesem Artikel das Gesamtpaket, d.h. die Kombination aus der TAG Heuer Connected Modular 45 (Betriebssystem: Android Wear 2.0) mit einem iPhone 6S (Betriebssystem: iOS). Denn: Google hat Android Wear mit der Version 2.0 eine verbesserte Integration in Apples iOS spendiert, weshalb meine Hoffnung berechtigt war, keine allzu groรen Abstriche gegenรผber einem Android-Handy wie dem Samsung Galaxy machen zu mรผssen.
Ob die TAG Heuer Connected Modular 45 und ich Freunde geworden sind, verrate ich euch jetzt…
INHALT
- 1 Test: TAG Heuer Connected Modular 45 (2. Generation) mit Android Wear 2.0 trifft iPhone
- 2 TAG Heuer Connected Modular 45: Verarbeitung, Optik und Haptik
- 3 Kopplung, Apps und Funktionen der TAG Heuer Connected Modular 45 mit Licht und Schatten
- 4 Fazit und Diskussion zur TAG Heuer Connected Modular 45
- 5 Quo Vadis Luxus-Smartwatches?
Test: TAG Heuer Connected Modular 45 (2. Generation) mit Android Wear 2.0 trifft iPhone
Die Ende 2015 erschienene erste Generation der TAG Heuer Connected (UVP: 1350โฌ) darf man durchaus als Erfolg bezeichnen: knapp 60.000 Stรผck wurden produziert, Ende 2016 war das Modellย ausverkauft. Eine Neuauflage war also nur eine Frage der Zeit: Fรผr die neueย TAG Heuer Connected Modular 45, dieย Mitte Mรคrz 2017 vorgestelltย wurde, peilt Chef Jean-Claude Biver locker flockig รผber das doppelte an: 150.000 Stรผck sind das Ziel. Wieder mit im Boot ist natรผrlich auch derย Kooperationspartner Intel, der einen leistungsfรคhigen Chip beisteuert.
Wie man bei dem Namenszusatz der Connected schon erahnen kann, ist die neue TAG Heuer Smartwatch zum einen geringfรผgig geschrumpft (von 46 mm auf nunmehr 45 mm), zum anderen setzt der Schweizer Luxusuhrenhersteller auf Modularitรคt…
Wรคhrend dem Kunden bei der ersten Generation der TAG Heuer Connected noch angeboten wurde, nach zwei Jahren die Smartwatch gegen eine mechanische Uhr fรผr ca. 1500โฌย tauschen (!) zu kรถnnen, spinnt TAG Heuer bei der Connected Modular 45 die Idee der Modularitรคt noch weiter: Mit einem leichten Druck an der Unterseite der Smartwatch, lassen sich die Hรถrner samt Band erstaunlich einfach und ohne Werkzeug vom Gehรคuse lรถsen…
Das soll die Kunden dazu animieren, die Smartwatch flexibel gegen ein mechanisches Modul von TAG Heuer zu tauschen, z.B. gegen dieses schlichte Dreizeiger-Modul, welches man fรผr 1600โฌ zusรคtzlich erwerben kann:
Der Mechanismus funktioniert wirklich hervorragend, auch wenn die Hรถrner etwas Spiel haben und kleinere Kratzer an nicht sichtbaren Stellen unter den Hรถrnern naturgemรคร nicht ausbleiben. Letztendlich kann man das Clip-System auch als Band-Schnellwechselsystem interpretieren.
Schade: Die Lรผnette lรคsst sich im Sinne der Modularitรคt leider nicht selbst tauschen. Das ist zum Beispiel beim Steinhart Apollon Chronographen (mit Werkzeug) mรถglich. Ein einfacher Lรผnettentausch steht definitiv auf meiner Wunschliste fรผr zukรผnftige Connected-Generationen.
TAG Heuer Connected Modular 45: Verarbeitung, Optik und Haptik
Die Optik sowie meine guten Erfahrungen mit TAG Heuers astreiner Verarbeitungsqualitรคt waren fรผr mich der ausschlaggebende Punkt, die Connected Modular 45 einer Apple Watch oder anderen Smartwatches vorzuziehen. Und ich wurde nicht enttรคuscht: Die Verarbeitung bzw. die Haptik ist – wie man es von TAG Heuer gewohnt ist – erste Sahne. Besonders das perfekt verarbeitete,ย leichteย Titan-Gehรคuseย sticht hervor und sieht durch das kantige Designย sportlich-markantย aus.ย Wรคhrend Edelstahl ca. 8g/cmยณ wiegt, kommt Titan auf nur 5g/cmยณ. Einย Unterschied von immerhin 60%, der sich im Alltag bei mehreren Stunden Tragezeit durchaus bemerkbar macht. Optisch wirkt Titan รผbrigens deutlich grauer als Edelstahl – Geschmackssache, aber mir gefรคllt’s.
Auch das weiche, perforierte Kautschukband sowie die gute Titan-Faltschlieรe fรผgen sich hervorragend ins Gesamtbild ein…
Die (abnehmbaren) Hรถrner der TAG Heuer Connected Modular 45 erinnern nicht zufรคllig an die (nicht abnehmbaren) Hรถrner der brandneuen TAG Heuer Carrera Heuer 01 mit skelettiertem Ziffernblatt, die ebenfalls in Basel 2017 vorgestellt wurde: Wie mir TAG Heuers (รคuรerst kompetenter) PR-Manager verriet, wird die neue TAG Heuer Carrera Heuer 01 modular gefertigt, wodurch die optische รhnlichkeit zustande kommt:
Die Grรถรeย der TAG Heuer Connected Modular 45 ist leiderย nichts fรผr dรผnne รrmchen: Mit einem Durchmesser von 45 mm und einer Hรถhe von stattlichen 14 mm, ist die Edel-Smartwatch ein ganz schรถner Brecher am Handgelenk, der aber in der von mir getesteten Variante dank leichtem Titangehรคuse und Kautschukband trotzdem einen sehr guten Tragekomfort aufweist.
Auffรคllig am Gehรคuse ist derย Swiss Made-Hinweis auf der schwarzen Unterkante: Tatsรคchlich ist es keine Selbstverstรคndlichkeit, dass eine Smartwatch mit einem Elektro-Innenleben aus den Anlagen der Chip-Spezialisten in Fernost, ย Swiss Made getauft werden darf. Hier einige bewegte Bilder aus der Schweizer Produktion der TAG Heuer Connected Modular 45, die verdeutlichen, wie TAG Heuer die Swiss Made-Kriterienย bei der Connected Modular 45 erfรผllt:
Bei der Bewertung der Optik darf natรผrlich auch nicht der Blick auf die verschiedenen digitalen Ziffernblรคtter fehlen, die sich bei der TAG Heuer Connected Modular 45 mit einem einfachen Fingerwisch wechseln lassen: Fรผr notorische Uhren-Durchtauscher wie mich bietet sich dadurch die Mรถglichkeit, die Optik der Uhr regelmรครig zu verรคndern und somit fรผr Abwechslung zu sorgen.
Hier einige Varianten, die man sich im TAG Heuer Studio selbst zurechtbasteln kann – folgende Gestaltungsmรถglichkeiten stehen zur Auswahl:
- Ziffernblatt-Stil (z.B. Chrono, Dreizeiger, GMT…)
- Ziffernblatt-Farbe (von schlicht-schwarz bis flippig-orange)
- Metallfarbe der Zeiger und Indizes (hell bis dunkel)
- dunkles oder helles Lumen auf Zeigern und Indizes
- farbige Sekundenzeiger-Spitze (z.B. rot, passend zu einem blauen Ziffernblatt).
Hier ein paar Beispiele:
Man merkt deutlich, dass TAG Heuer viel Liebe zum Detail in die Ziffernblรคtter gesteckt hat, indem z.B. Sonnenschliff, Edelstahlreflexionen oder einย schleichender Sekundenzeiger digital umgesetzt wurden. Wer trotzdem lieber Ziffernblรคtter von anderen Entwicklern nutzen mรถchte (z.B. Accuweather), kann das natรผrlich ebenfalls tun.
Grundsรคtzlich gut finde ich auch die interaktive Ziffernblatt-Variante, bei dem man auf bis zu drei “Totalisatoren” individuelle Anzeigen integrieren kann. In diesem Beispiel habe ich flexibel den Akkustand, Wetter und Schrittzรคhler integriert:
Schade: Das interaktive Ziffernblatt ist optisch ziemlich unspektakulรคr und lรคsst sich nur hinsichtlich der Anzahl der “Totalisatoren” und der Farbe (schwarz oder weiร) individualisieren. Ich hรคtte mir definitiv gewรผnscht, die interaktiven Anzeigen auch in die normalen Chronographen-Ziffernblรคtter (s.o.) integrieren zu kรถnnen.
Etwas enttรคuschend ist auรerdem, dass selbst mit aktiviertem “Always On” Modus das Ziffernblatt nach wenigen Sekunden in eine abgespeckte Variante wechselt, die nur noch Minuten- und Stundenzeiger sowie die Indizes auf schwarzem Untergrund anzeigt. Mit der entsprechenden Bewegung aus dem Handgelenk heraus wird zwar das “Haupt”-Ziffernblatt automatisch aktiviert, dennoch lรคuft man die allermeiste Zeit mit diesem eher langweiligenย Stromspar-Ziffernblatt durch die Gegend (links):
Ich hรคtte mir hier definitiv eine geschicktere Lรถsung oder mehr Flexibilitรคt gewรผnscht, z.B. dass das Display einfach nur etwas dunkler wird, um Strom zu sparen. Wenn wir schon beim Thema sind: Der Akku (410 mAh) hat bei “normaler” Nutzung, d.h. Abruf von Nachrichten und Nutzung diverser Apps, locker einen Tag durchgehalten.ย Schรถn: Das allabendliche Aufladen hat mich persรถnlich durch die tolle magnetische Kontaktplatte รผberhaupt nicht genervt:
Die “Krone” an der Connected Modular 45 hat im Prinzip nur zwei Funktionen: Sie dient zum einen als Schalter, mit dem man in die App-รbersicht hinein bzw. aus einzelnen Apps wieder heraus kommt. Zum anderen lรคsst sich der Google Assistent durch ein lรคngeres Drรผcken aktivieren und mit Sprachbefehlen fรผttern (โWie ist das Wetter morgen Frรผh?โ). Nicht mehr, und nicht weniger.
Schade, aber vermutlich der Wasserdichtigkeit (50 Meter) geschuldet: Anders als bei Smartwatches der Konkurrenz lรคsst sich die Krone nicht drehen, um z.B. durch die Apps zu “scrollen”. Dadurch ist man immer auf das (gut funktionierende und klare) AMOLED-Touch-Display angewiesen, welches mit einem 2,5 mm dicken Saphirglas geschรผtzt wird und der Connected Modular 45 eine vergleichsweise tiefe, Uhren-typische Optik verleiht.
Kopplung, Apps und Funktionen der TAG Heuer Connected Modular 45 mit Licht und Schatten
Die Kopplung der Connected Modular 45 mit meinem iPhone 6S ging problemlos vonstatten: Bluetooth an, Android Wear App auf dem iPhone installieren bzw. starten und schon kann es losgehen.
Die Connected Modular 45 kommt mit einem eigenen WLAN-Modul. Auch hier war eine Verbindung problemlos mรถglich. Nรถtig ist die WLAN-Verbindung zum Beispiel zur Installation von Apps aus dem Android Wear Play Store, die auch unabhรคngig von der Smartwatch funktionieren (hierzu spรคter mehr).
Nur ein Problem musste ich beim Koppeln meistern: Bei gleichzeitiger Aktivierung von WLAN und Bluetooth auf dem iPhone haben sich die Frequenzen gegenseitig deutlich gestรถrt, wodurch meine WLAN-Geschwindigkeit stark in die Knie ging. Das ist technisch bedingt und normal, da beide Technologien im selben Frequenzband funken. Einfacheย Abhilfe hat hier allerdings die Umstellung der WLAN-Frequenz vom 2,4 Ghz-Band auf 5 Ghz (Standards 802.11a oder 802.11n) in den Einstellungen meines Routers geschaffen.
Eine Sache sei noch erwรคhnt: Damit die Verbindung zwischen iPhone und Android Wear Smartwatch gewรคhrleistet ist, muss neben der Bluetooth-Kopplung die Android Wear App permanent auf dem iPhone offen sein. An sich kein Problem, allerdings habe ich im Eifer des Gefechtes beim Schlieรen mehrer Apps, die Android Wear App ab und zu gleich mit gekillt. Das ist zumindest ein kleiner Nervfaktor.
Beide Probleme sind letztendlich zwar nicht TAG Heuer zuzuschreiben, dennoch wollte ich diese unbedingt erwรคhnen, da sie Anfangs fรผr einige Fragezeichen bei mir gesorgt haben.
Die App-Welt von Android Wear
Android Wear hat mittlerweile einen eigenen App Store (Play Store) an Bord, d.h. Smartwatches, die mit Android Wear ausgestattet sind, sind nicht mehr komplett abhรคngig von der Kopplung zu einem Smartphone. Im Play Store gibt es zum Beispiel Apps wie Runtastic oder Accuweather, die mit dem integrierten GPS-Modul der TAG Heuer Connected Modular 45 sinnvoll einsetzbar sind.
Weitere vorinstallierte Apps und Apps aus dem Play Store, die ich recht hรคufig genutzt habe, war eine Einkaufslisten-App (Bring!), Google Fit (Schrittzรคhler und Kilokalorien), Stoppuhr, Terminรผbersicht und Google Translator. Dank eingebautem Mikrofonย in der TAG Heuer Connected Modular 45 lassen sich z.B. bei Google Translator die zu รผbersetzenden Vokabeln direkt in die App diktieren oder in Bring! eine Einkaufsliste zusammenstellen. Das funktioniert zwar tadellos, die Reaktionszeiten kรถnnten allerdings etwas zackiger sein.
Naturgemรคร haben natรผrlich auch Umgebungsgerรคusche einen stรถrenden Einfluss auf die Spracheingabe, was mich in einem Restaurant in Bella Italia (Turin – beste Pizza, wo gibt!) dann doch wieder dazu bewegt hat das iPhone aus der Tasche zu holen, um die Speisekarte zu รผbersetzen (Prosciutto e Funghi habe ich aber nicht รผbersetzen mรผssen ). Dennoch ist die Spracheingabe immer noch die deutlich sinnvollere Option im Vergleich zu der Mini-Tastatur, die zum Beispiel im Android Wear Play Store abrufbar ist: Wurstfinger wie ich haben einfach kein Spaร damit…
Durch den eingebautenย NFC-Chip ist theoretisch auch kontaktloses Bezahlen via App mit der TAG Heuer Connected Modular 45 mรถglich (Android Pay). Da Deutschland hinsichtlich NFC-Verbreitung allerdings noch in der Steinzeit ist,ย habe ich diese Funktion bzw. App nicht ausprobieren kรถnnen.
Etwas ernรผchternd war eine Reihe von anderen Apps aus dem Play Store wie z.B. eine Ey Mann, wo ist mein Auto?-Appย oder eine Kompass-App, welche ein Totalausfall war. Aber auch von derย Google Maps-App aus dem Play Storeย war ich enttรคuscht: Die App bietet nur eine Karte ohne graphische Navigation und war somit praktisch nicht zu gebrauchen als ich in Turin bestimmte Straรen ansteuern wollte. Also musste doch wieder das iPhone gezรผckt werden…
Alles in allem ist die App-Auswahl im Android Wear Play Store noch eher mau und ziemlich Fitness-lastig. Das dรผrfte sich in den kommenden Monaten aber noch รคndern. Hoffe ich zumindest…
Basisfunktion: Mitteilungen aus der iOS-Mitteilungszentrale
Abseits der App-Welt gibt es aber auch noch die Basisfunktionalitรคt von Android Wear, welche auch auf der TAG Heuer Connected Modular 45 tadellos funktioniert: Sรคmtliche Mitteilungen aus der Mitteilungszentrale meines iPhones (E-Mail, Facebook, Instagram, WhatsApp etc.) werden flott auch auf der Smartwatch angezeigt. Eine leichte Vibration weist zuverlรคssig auf neue Nachrichten oder Anrufe hin:
Alles in allem durfte durch die synchronisierten Mitteilungen mein iPhone รถfters mal in der Tasche stecken bleiben. Die Connected Modular 45 hat hier also durchaus einen Nutzen bzw. Mehrwert geboten. Dieser Mehrwert wird allerdings teilweise wieder relativiert: So ist es Zum Beispiel nicht mรถglich direkt auf WhatsApp-Benachrichtungen รผber die Smartwatch zu antworten. Ein weiteres Manko:ย Bilder in E-Mails oder WhatsApp werden einfachย nicht angezeigt…
Auch die Mitteilungen der Google Maps-Navigation in der Mitteilungszentrale (“bitte halbrechts abbiegen”) ersetzen keine graphische Karten-Navigation. Das war fรผr mich insofern enttรคuschend, da – wie bereits erwรคhnt – auch die direkt auf der Smartwatch installierbare Google Maps App keine graphische Navigation auf dem iPhone bietet.
Sinnfrei: Anrufe lassen sich zwar direkt รผber die Smartwatch annehmen, man muss aber aufgrund des fehlenden Lautsprechers natรผrlich trotzdem das Smartphone zรผcken. Da ich mich aber ohnehin nicht auf offener Straรe in meine Uhr quasselnd sehe, war dies fรผr mich vernachlรคssigbar…
Fazit und Diskussion zur TAG Heuer Connected Modular 45
Immer wenn ich mit einer neuen Uhr ankomme, sagt meine Frau sรผffisant: “Joa, ist halt ‘ne Uhr – sie zeigt die Zeit an!”. Bei der TAG Heuer Connected Modular 45 Smartwatch zieht ihr Spruch nicht: Die TAG Heuer Connected Modular 45 hat naturgemรคร deutlich mehr Funktionen zu bieten und sieht dabei auch noch hervorragend aus.ย Letztendlich muss man als iPhone-Nutzer – wie beschrieben – aber auch einige Abstriche in Kauf nehmen, die den Alltags-Nutzen der TAG Heuer Android-Smartwatch reduzieren.
Zum einen verstehe ich die vielen kritischen Stimmen im Internet: Das Preis-Leistungs-Verhรคltnis der TAG Heuer Connected Modular 45 gegenรผber anderen Smartwatches von LG & Co. ist eher im roten Bereich. Fรผr mich persรถnlich durchaus verschmerzbar, aber in Anbetracht des Preises nicht ganz nachvollziehbar ist zum Beispiel der fehlende Pulsmesser oder der fehlende Lautsprecher.ย
Aber auch hinsichtlich Display und Performance haben andere (und v.a. gรผnstigere) Android Wear-Smartwatches diversen Berichten zufolge die Nase (teilweise) leicht vorn. Die Eingangs erwรคhnte Kritik ist also durchaus nachvollziehbar: Wenn ich einen Premium-Preis bezahle, warum bekomme ich dann nicht auch in allen Bereichen ein Premium-Produkt? Die aufgerufenen 1400โฌ fรผr das hier getestete Modell sind auch nur der Einstiegspreis: Mit Titanband, Keramiklรผnette etc. kommt man ratz fatz auf รผber 2000โฌ oder 3000โฌ – und da ist das mechanische Wechselmodul natรผrlich noch nicht inbegriffen.
Zum anderen verhรคlt es sich beim Preis allerdings im Prinzip genauso wie im “normalen” Uhrenmarkt. Ein Beispiel: Ist der immense Aufpreis fรผr eine Rolex Submariner gegenรผber einer Micro-Brand-Taucheruhr wie z.B. von Marc & Sons wirklich gerechtfertigt (Faktor 17!)? Solche Fragen fรผllen in einschlรคgigen Foren etliche Seiten. Aber auch andere Lebensbereiche sind von solchen Diskussionen natรผrlich nicht befreit. Man denke nur mal an den Mehrmarken-Konzern Volkswagen und vergleiche Preis-Leistung von Skoda und Audi…
Der Marketing-Futzi in mir sagt hier ganz klar: Letztendlich zahlt man immer fรผr den Markennamen mit – das gilt fรผr den Bereich der Luxusuhren genauso wie fรผr Smartwatches. Und das ist in diesem Fall der Name TAG Heuer, der nun mal ein anderes Standing hat als LG & Co. Und dieses Standing strahlt die hoheย Verarbeitungsqualitรคt der TAG Heuer Connected Modular 45 auch definitiv aus. Ob man nun dafรผr bereit ist mehr Geld auszugeben als fรผr eine Smartwatch von den klassischen Handy-Anbietern wie LG etc. muss jeder selbst wissen.
Dennoch kann man durchaus kritisch anmerken, dass der TAG Heuer Connected Modular 45 vielleicht ein Killer-Feature fehlt, welches der Smartwatch ein Alleinstellungsmerkmal gegenรผber anderen Smartwatches der Fernost-Hersteller wie LG & Co. bietet. Die hervorragende Swiss Made-Verarbeitungsqualitรคt in Verbindung mit der Modularitรคtย ist zwar ein sehr guter Ansatzpunkt, mรผsste aber noch deutlich stรคrker ausgebaut werden, um als Killer-Feature bezeichnet werden zu kรถnnen (Stichwort: Modularer Tausch der Lรผnette).
Fairerweise mรถchte ich an dieser Stelle nochmals betonen, dass viele der in diesem Review beschriebenen Kritikpunkteย softwareseitigย sind und somit in der nicht wirklich optimalen Integration zwischen iOS und Android Wear begrรผndet liegen. Oder anders gesagt: auch Android Wear 2.0 ist weit weg von einer perfekten Integration in Apples Betriebssystem. Eine optimale Integration wird es aller Voraussicht nach aber auch niemals geben, schlieรlich will Apple vor allem seine Watch verkaufen – warum sollte man dem Hauptkonkurrenten Google also Tรผr und Tor fรผr das Android Wear Betriebssystem รถffnen?
Um die Eingangsfrage zu beantworten: Mir persรถnlich sind als iPhone-Nutzer die beschriebenenย softwareseitigen Einschrรคnkungen in der Summe doch etwas zu viel des Guten und zurรผckwechseln auf ein Android-Handy mรถchte ich derzeit nicht. Daher werden die TAG Heuer Connected Modular 45 und ich wieder getrennte Wege gehen mรผssen.
Dass ein Android-Smartphone und eine Android Wear Smartwatch aber ziemlich gut zusammenpassen, zeigt z.B. dieses Reviewย (z.B. graphische Navigation auf der Smartwatch โ). Wer ein Android-Smartphone (Version 4.3+) besitzt und ein Faible fรผr das sportliche Luxus-Image von TAG Heuer hat, der macht mit der Connected Modular 45 definitiv nichts falsch. Kรคufer finden in der Connected Modular 45 eine Android Wear 2.0 Smartwatch, die hinsichtlich Verarbeitungsqualitรคt in der Luxus-Liga spielt und somit einen sinnvollen Spagat zwischen der Welt der Luxusuhren und der Smartwatches schafft. Den entsprechend gefรผllten Geldbeutel vorausgesetzt…
Quo Vadis Luxus-Smartwatches?
Mit Blick auf die Verkaufszahlen hat TAG Heuers Eingangs erwรคhnter Achtungserfolg mit der ersten Generation der Connected auch einen anderen Luxusuhrenhersteller auf den Zug der Luxus-Smartwatches aufspringen lassen: Anfang 2017 kรผndigte Montblanc mit der “Summit” eine Smartwatch an, die sich auf dem Papier sehr รคhnlich wie die TAG Heuer Connected Modular 45 liest. Montblanc ist allerdings merkbar zรถgerlicher mit Werbemaรnahmen – zumindest im Vergleich zu TAG Heuer, die fรผr ihre Connected gefรผhlt Hundertschaften von Markenbotschaftern vor den Karren spannen (z.B. Mats Hummels)…
TAG Heuer setzt allerdings nicht nur auf das Mittel der Markenbotschafter: Mitte 2017 haben die Schweizer im Rahmen des neuen Filmsย Kingsman: The Golden Circle eine Sonderedition angekรผndigt. Die Uhr soll im neuen Film von Matthew Vaughn, der im September anlaufen wird, ein “tragende Rolle” spielen.
Solche Sondereditionen werden von vielen Uhrenfreunden hรคufig mit gemischten Gefรผhlen betrachtet, da sie oftmals den Charme einer Kuh haben, die man bis zum bitteren Ende melken will. Dennoch scheint das Konzept von Limited Editions, Sondereditionen etc. pp weiterhin zu funktionieren.
Bei der TAG Heuer Connected Modular 45 war ich bei der Meldung รผber die Sonderedition zunรคchst ziemlich รผberrascht und fragte mich, wie so etwas ausschauen soll, schlieรlich liegt der Fokus von Sondereditionen in aller Regel auf einer Ziffernblattvariation (Farben, Logos) – bei einer Smartwatch mit flexibel wechselbaren Ziffernblรคttern irgendwie sinnlos – oder? Naja, seht selbst – ich gehe davon aus, dass das digitale Ziffernblatt softwareseitig nur der Sonderedition vorbehalten sein wird:
Wir werden sicherlich in Zukunft noch mehr von traditionellen Uhrenherstellern hรถren, die in der Smartwatch-Welt mitmischen wollen: Die Swatch-Gruppe (Tissot, Omega etc.) beispielsweise entwickelt derzeit ein eigenes Smartwatch-Betriebssystem. Der Fokus soll dabei vor allem auf eine deutlich hรถhere Akkulaufzeit liegen, damit die Smartwatch nicht jeden Abend an den Strom muss.
Ob sich solch ein proprietรคres Betriebssystem von der Swatch-Gruppe wirklich durchsetzt, sehe ich allerdings kritisch: Grade hinsichtlich der Vielfalt an Apps sind Android- und iOS-Nutzer doch sehr verwรถhnt – ohne den Rรผckhalt der fleiรigen App-Entwickler-Community ist ein Start von Null in Anbetracht des groรen Vorsprungs von Google und Apple eine mehr als sportliche Aufgabe. Ende 2018 will Swatch die erste Uhr mit eigenem Betriebssystem auf den Markt bringen. Ich bin gespannt…
Den “Gegenentwurf” zu einer schnelllebigen Smartwatch findet ihr รผbrigens in diesem Artikelย
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Auch รผber Kommentare freue ich mich immer sehr. Vielen Dank!ย ?
Toller Beitrag ! Hab mir die Uhr gebraucht gekauft . Trotzdem DAnke !
Gerne! Viel Spaร mit der Connected ๐
Das Lesen des fรผr mich sehr interessanten Artikels bezรผglich der TAG Heuer Connected hat sehr viel fรผr eine Kaufentscheidung beigetragen. Was noch fehlte waren Ausfรผhrungen hinsichtlich das Tragen beim schwimmen und vor allem ob ein Tragen bei einem Sauna-Besuch mรถglich ist……