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Schon vor rund 25 Jahren brachte Glashütte Original die erste Version einer technischen Meisterleistung auf den Markt: den ewigen Kalender – eine Komplikation, die “intelligent” dafür sorgt, dass stets das korrekte Datum und Jahr angezeigt wird – bis in alle Ewigkeit.

Zu den jüngsten Neuzugängen der Senator Excellence-Familie von der Manufaktur Glashütte Original gehören die Edelstahlvarianten der Ewiger Kalender-Modellreihe mit grau galvanisiertem Zifferblatt – und genau diese schauen wir uns nun näher an.

Glashuette Original Senator Excellence Ewiger Kalender EXT 1 Kopie

Eckdaten Glashütte Original Senator Excellence Ewiger Kalender (1-36-12-03-02-61):

  • Manufakturkaliber 36-12, 100 Stunden Gangreserve, 28.800 bph, Silizium-Spiralfeder
  • Durchmesser 42mm
  • Höhe 12,8mm
  • Horn-zu-Horn 47,8mm
  • Saphirglas (Vorder- und Rückseite)
  • Gewicht (am Synthetikband): ca. 100 Gramm
  • Zifferblatt grau galvanisiert, Indexe aus blau beschichtetem Massivgold
  • Gehäuse aus satiniertem/poliertem Edelstahl
  • Wasserdicht bis 5 bar / 50 Meter
  • Synthetikband, Lousiana-Alligator-Lederband oder Stahlband
  • Listenpreis: ab 24.000€
Glashuette Original Senator Excellence Ewiger Kalender 8

Glashütte Original Senator Excellence Ewiger Kalender im Test

Der praktische Vorteil eines Ewigen Kalenders liegt auf der Hand: Sobald man die Uhr eingestellt hat, muss man die Datumsanzeigen niemals wieder neu einstellen – außer natürlich, die Gangreserve ist abgelaufen. Und es gibt noch eine Ausnahme, die zu vernachlässigen ist, aber nicht unerwähnt bleiben soll: Der gregorianische Kalender (auch: bürgerlicher Kalender) ignoriert zur Jahrhundertwende (also wieder im Jahre 2100) das Schaltjahr, daher müssen alle Uhren mit ewigem Kalender am 1. März 2100 manuell zurückgesetzt werden. Wenn man sich also eine Uhr wie die Glashütte Original Senator Excellence Ewiger Kalender anschafft, ist es sicher keine schlechte Idee, seinen Nachkommen eine Notiz darüber zu hinterlassen (etwas komplizierter wird es übrigens im Jahre 4782, das einen Tag kürzer wird – aber das ist ja noch ein wenig hin).

Glashuette Original Senator Excellence Ewiger Kalender 2

Dass Uhren mit ewigem Kalender für Strahlen in den Augen von Uhrenfreunden sorgen, hat aber weniger etwas mit Pragmatismus zu tun (denn bei einer “normalen” analogen Uhr mit Datum einmal im Monat das Datum zu korrigieren frisst nun auch nicht irre viel Zeit). Viel entscheidender ist, dass Uhren mit einem ewigen Kalender technisch überaus anspruchsvoll sind und gemeinhin der Haute Horlogerie, also der hohen Uhrmacherkunst, zugeordnet werden.

Es ist ziemlich beeindruckend, dass mit einem ewigen Kalender auf kleinstem Raum eine astronomische Rechenaufgabe auf mechanische Weise gelöst wird, und zwar mit Hilfe von Räderwerken, Federn und Wippen, die unterschiedlichen “Standard”-Monatslängen (28, 30 oder 31 Tage) und (dank eines “Speichers”) sogar Schaltjahre automatisch berücksichtigen, in denen der Februar 29 statt 28 Tage hat (also alle vier Jahre mit Ausnahme von Jahren, die durch 100, aber nicht durch 400 teilbar sind). Bemerkenswert: Manche der Rädchen in einer Uhr mit ewiger Kalender-Komplikation drehen sich mehrfach pro Sekunde, während es bei anderen nur einmal in vier Jahren oder in noch längeren Zeiträumen geschieht.

Glashuette Original Senator Excellence Ewiger Kalender 6

Innerhalb der Glashütte Original Senator Excellence-Reihe gibt es genau zwei Durchmesser-Varianten: 40 mm (zum Beispiel Senator Excellence Panoramadatum Mondphase) und 42 mm (zum Beispiel Senator Excellence Panoramadatum). Mit 42 mm Durchmesser reiht sich die Senator Excellence Ewiger Kalender bei den größer dimensionierten Varianten ein – das ist alleine deshalb sinnvoll, um dem Zifferblatt bzw. den Zeitanzeigen des Ewigen Kalenders genügend Luft einzuräumen (dazu gleich mehr).

Gleichzeitig ist die Senator Excellence Ewiger Kalender auf jeden Fall ziemlich präsent am Handgelenk, auch wegen des hellen Zifferblattes. Das bedeutet jedoch nicht, dass man Abstriche beim Tragekomfort machen muss: Mit einer “manschettenfreundlichen” Höhe von 12,8 mm und einem Horn-zu-Horn-Maß von eher schmalen 47,8 mm ist das Modell für das durchschnittliche Herrenhandgelenk sehr gut tragbar, vor allem am schön flexiblen Synthetikband mit Faltschließe (wie hier im Artikel gezeigt). Alternativ stehen ein Lousiana-Alligator-Lederband (mit IRV-Artenschutzfahne vom Internationaler Reptilleder Verband e.V.) oder ein Stahlband zur Verfügung, wenngleich Synthetikband und Lederband bei der Optik meiner Meinung nach definitiv gewinnen.

Das Gehäuse ist gradlinig in der Oberflächenbearbeitung: Hörner und Lünette sind poliert und es gibt versteckte, dezente Drücker, welche die Oberfläche der fein gebürsteten Gehäuseseiten durchbrechen – diese ermöglichen die Einstellung des ewigen Kalenders (dazu gleich mehr) und halten gleichzeitig die Silhouette “sauber”.

Die schlanke, auf Hochglanz polierte Lünette schafft Platz für das aufgeräumte Zifferblatt. Während viele Ewige Kalender-Modelle auf mehrere Hilfszifferblätter bzw. Totalisatoren mit Zeigeranzeigen basieren (und damit schnell mal überladen aussehen können), hat sich Glashütte Original für ein gänzlich anderes Ableseprinzip entschieden: Drei symmetrisch angeordnete Fenster für Wochentag, Monat und Tag sowie eine Mondphase mit einem metallischen Mond vor einem nachtblauen Sternenhimmel sorgen dafür, dass nur diejenigen Infos angezeigt werden, die man wirklich zum Zeitpunkt des Ablesens benötigt. So wirkt das Zifferblatt ausgewogen und ist intuitiver bzw. leichter ablesbar.

Charakteristisch ist dabei insbesondere auch das Panoramadatum bei “4 Uhr”, das mittlerweile sowas wie ein Markenzeichen von Glashütte Original ist (siehe z.B. auch Glashütte Original SeaQ Panoramadatum). Ein kleines Hilfszifferblatt bei “12 Uhr” zeigt außerdem das Schaltjahr an.

Glashuette Original Senator Excellence Ewiger Kalender EXT 3 Kopie

Das Zifferblatt wurde grau galvanisiert und zeichnet sich durch eine strukturierte, feinkörnig geprägte Oberfläche aus, die an Aquarellpapier erinnert. Aus funktionaler Sicht sorgt die Galvanisierung für Schutz vor Verschleiß und Korrosion (Anlauf-Schutz). Optisch sorgt die Technik für den dezenten metallischen Glanz des Blattes.

Alle Fenster (Wochentag etc.) sind dezent abgeschrägt und kommen einheitlich mit einem kontrastreichen, blauen Hintergrund. Für einen plastischen, hochwertigen Eindruck, sorgen die applizierten römischen Stundenindizes aus blau beschichtetem Massivgold.

Die Stunden- und Minutenzeiger im Poire-Stil (Birnenform) sind passenderweise aus thermisch gebläutem Stahl, genauso wie der Zeiger zur Anzeige des Schaltjahres auf “12 Uhr”. Schönes Detail: Der zentrale Sekundenzeiger kommt mit dem gespiegelten Doppel-G-Logo als “Gegengewicht” – das werden wir gleich auch noch in deutlich größerer Form auf dem Manufakturkaliber sehen.

Alles in allem kann man festhalten, dass – wie man es schon von Glashütte Original gewohnt ist – die Detailqualität selbst auf Makroaufnahmen perfekt ist:

Glashütte Original: Manufakturkaliber 36-12

Durch den Saphirglasboden kommt das 2016 eingeführte, wunderschön dekorierte Automatikkaliber 36-12 zum Vorschein. Zum Einsatz kommt ein rückerloses Reguliersystem über vier Regulierschrauben, über die Glashütte Original die COSC-Zertifizierungsstandards für Chronometer nach eigenen Aussagen übertrifft (also besser als -4 bis +6 Sekunden pro Tag). 

Darüber hinaus ist eine Unruhspiralfeder aus Silizium an Bord, welche die hohe Ganggenauigkeit unterstützt: Silizium-Spiralen sind seit einigen Jahren State-of-the-Art bei mechanischen Kalibern, da das Material viele Vorteile gegenüber klassischen Unruhspiralen aus Legierungen wie Nivarox mitbringt, darunter insbesondere ein gleichmäßigeres Schwing-Verhalten, Korrosionsfestigkeit, Stoßfestigkeit und vor allem eine Unempfindlichkeit gegenüber Magnetfeldern.

Experiment: Uhr entmagnetisieren und Auswirkungen von Magnetismus auf Uhren im Alltag

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Bei ewigen Kalender-Uhren gilt grundsätzlich, dass man beim Einstellen eine gewisse Vorsicht walten lassen muss, denn ein durch falsche Handhabung verursachter Defekt am Werk kann sehr teuer werden.

Der ewige Kalender beim Glashütte Original-Kaliber 36-12 hingegen lässt sich (wie bereits erwähnt) über vertiefte und damit unscheinbare Drücker bzw. Korrektoren an der Gehäuseseite und unter Zuhilfenahme eines mitgelieferten Korrekturstifts vergleichsweise simpel ansteuern bzw. einstellen. Und das ist in der Einfachheit der Handhabung tatsächlich ein Alleinstellungsmerkmal von Glashütte Original, da man die Einstellung eben selbst Zuhause vornehmen kann, d.h. der Gang zum Uhrmacher wird überflüssig, sollte der ewige Kalender bei abgelaufener Gangreserve doch mal stehen bleiben.

Hier eine Textpassage aus der Anleitung:

1. Betätigen Sie den Summenkorrektor (A), bis das Datum (d) “31” anzeigt.

2. Anschließend betätigen Sie den Korrektor (B) so oft, bis die Schaltjahresanzeige (h) auf das aktuelle Jahr und die Monatsanzeige (e) auf den Vormonat eingestellt ist.

3. Mit dem Summenkorrektor (A) stellen Sie nun das aktuelle Datum ein. Dabei schalten automatisch auch die Tages- und Monatsanzeige weiter.

4. Abschließend stellen Sie mit Korrektor (C) den aktuellen Wochentag ein. Haben Sie die Grundeinstellung des Ewigen Kalenders einmal durchgeführt, erfolgt eine gegebenenfalls notwendige Aktualisierung ganz einfach mit dem Summenkorrektor (A).

Auszug Anleitung Glashütte Original Ewiger Kalender
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Auszug aus der Anleitung

Die Einstellung des ewigen Kalenders von Glashütte Original ist zwar tatsächlich vergleichsweise einfach, es ist aber doch ein gewisser Zeitaufwand beim Einstellen nötig – die (dank optimiertem Federhaus) weit überdurchschnittlich hohe Gangreserve von satten 100 Stunden hilft aber dabei, den kontinuierlichen Betrieb des ewigen Kalender-Mechanismus sicherzustellen, wenn man das Modell im Wechsel mit anderen Zeitmessern trägt. Gleichzeitig ist es dennoch vielleicht keine schlechte Idee aus Komfortgründen einen Uhrenbeweger anzuschaffen.

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Auch hinsichtlich Finissage lässt Glashütte Original bei der Senator Excellence Ewiger Kalender die Muskeln spielen: Die charakteristischen Glashütter Dreiviertel-Platine kommt mit Streifenschliff; Perlage, gebläute Schrauben, fein polierte Räder und anglierte Kanten runden das ziemlich beeindruckende Gesamterscheinungsbild ab. Bei letzterer Dekoration werden die Umrisse betont, indem die Kanten der jeweiligen Komponente im 45-Grad-Winkel abgeschrägt werden. Diese Optik galt schon vor Jahrzehnten als Qualitätsmerkmal: Je mehr Werkskomponenten derart verziert waren, desto höher wurde das Uhrwerk geschätzt.

Als i-Tüpfelchen kommt ein Rotor mit großem, vergoldetem Doppel-G Symbol sowie einer Schwungmasse aus 21-Karat-Gelbgold zum Einsatz. Der Rotor ist dabei sinnvollerweise skelettiert, um die Sicht auf die dahinterliegende Finissage freizugeben. Das Highlight ist aber definitiv der händisch gravierte Unruhkloben.

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Abschließende Gedanken

Die Glashütte Original Senator Excellence Ewiger Kalender zeigt ein klassisches und gleichzeitig zeitgemäßes Gesicht mit einer erfrischend anderen und vor allem aufgeräumten Darstellung der Informationen des Ewigen Kalenders. Von der Detailperfektion des Zifferblattes mal abgesehen, ist auch das finissierte Kaliber ein echter Hingucker. Alles in allem ist es mehr als begrüßenswert, dass mit Glashütte Original eine deutsche Manufaktur ein Modell mit dieser technisch beeindruckenden Komplikation im Sortiment führt und “Flagge zeigt” – vergleichbare mechanische Alternativen auf höchstem Niveau gibt es derzeit nur aus der Schweiz.

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4 Kommentare
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Hayo
1 Monat zurück

Wunderschön ..wenn ich am Freitag im Lotto gewinne 🙂
Und danke für die vielen Tests!!

Lars
1 Monat zurück

Schöne Vorstellung der GO Ewiger Kalender.
Bei einem Test hätte ich mir gewünscht zu erfahren, ob die Uhr am Handgelenk getragen, nicht nur den Vollaufzug schafft, sondern inwieweit sich das Kaliber in der realen Welt, auch an die im Booklet festgehaltenen Gangwerte, orientiert. Diese bestenfalls auch bestätigt.
Schön ist, dass GO sich mit der Neuauflage des Zifferblattes an die Serie um ca. 2016/2017 orientiert. Hier waren die Indizes auch noch im römischen Format.
Die goldene Variante gefällt mir persönlich wesentlich besser, als das hier gezeigte Modell.
Das Zifferblatt wirkt hier dann auch i.V.m den Roségold Indizes noch edler, weil auch eine feine weissliche Struktur des Zifferblattes den Charakter der Uhr besser unterstreicht.
Schade ist, dass man das Hilfszifferblatt aus der aktuellen Serie übernommen hat. Stört es für mich die Symmetrie des Zifferblattes und somit den eigentlich stimmigen Eindruck.
Hier wäre sicherlich die wesentlich kleinere optische Anzeige mit einem Punkt aus der Vorserie die bessere Wahl gewesen.

Lars
1 Monat zurück
Antworten...  Mario

Hi Mario.
Schade, dann ist es für mich aber auch kein Test, eher eine Vorstellung😉.
Hatte ich fast vergessen mitzuteilen. Eine „vergleichbare Alternative“ gibt es sehr wohl aus Deutschland, A.Lange & Söhne.
Sogar in verschiedenen Modellen, z.B als Rattrapante. Auch wenn letztere über keinen Automatikaufzug verfügt.