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Die Dreizeiger-Variante der Sternglas Hamburg ist deutlich tooliger unterwegs als Sternglas-Klassiker wie beispielsweise die Naos – auch, wenn sich beide im Bauhaus-Dunstkreis bewegen, ist auf dem Blatt der Hamburg einfach deutlich mehr los, mit optischen Anleihen von nautischen Instrumenten wie Schiffsbarometer. Es ist daher nur konsequent von Sternglas den Charakter der Hamburg mit neuen Varianten mit Chronographen-Komplikation zu erweitern, die neben der “normalen” Zeitanzeige auch eine Zeitmessung und eine 24-Stunden-Anzeige über Hilfszifferblätter mitbringen. Alle drei Farb-Varianten des Sternglas Hamburg Chronographen könnten dabei unterschiedlicher kaum sein…

Eckdaten Sternglas Hamburg Chrono:

  • Durchmesser 42mm
  • Gehäusehöhe 9,3mm
  • Horn-zu-Horn 46mm
  • Bandanstoß 20mm
  • Wasserdichtigkeit 5 bar
  • Nadelzeiger und Zifferblatt mit LumiNova
  • Saphirglas, doppelt gewölbt, doppelt entspiegelt
  • Boden aus 316L Edelstahl, 4-fach verschraubt
  • Seiko TMI VK64 Mecha-Quartz, mit Datum auf “6 Uhr”, Minutenzähler, 24-Stunden-Anzeige
  • Gehäuse aus 316L Edelstahl mit unterschiedlichen Oberflächenbearbeitungen
  • Preis: 349€, direkt über sternglas.de oder verschiedene Fachhändler (Einführungspreis 319€).

Sternglas Hamburg Chrono im Test

Sternglas Hamburg Chrono Regatta

“Was für ein Tag! Morgen lernen wir erst mal Segeln.”

Käpt`n Blaubär

Besonders ins Auge sticht die Regatta-Variante des neuen Sternglas Hamburg Chronographen – allein schon aufgrund der auffälligen Primärfarben in der außenliegenden Minuterie: Gelb, Blau und Rot. Diese spiegeln die typischen Farben im Flaggenalphabet bei Regatten wider (dazu aber gleich mehr). Man beachte auch, dass sich die Zifferblattoberfläche von den anderen beiden Varianten, die wir uns gleich noch näher anschauen, deutlich unterscheidet: Sie ist deutlich glänzender.

Regatten finden beispielsweise in den Sportarten Segeln, Rudern, Kanurennsport oder Windsurfen statt. Eine Reihe von Uhrenherstellern bewegen sich mit ihren Zeitmessern in diesem thematischen Dunstkreis, oftmals auch im Zusammenhang mit klassischem Sponsoring (siehe z.B. Tudor Pelagos FXD Alinghi Red Bull Racing) – und das ist auch kein Zufall: America’s Cup, Fastnet Race oder Volvo Ocean Race – wie auch immer die großen und kleinen Segelwettbewerbe heißen mögen: Bei allen Regatten spielt das richtige Timing eine wichtige Rolle.

Insbesondere der Start einer Regatta ist ein kritischer Moment, denn das Rennen beginnt schon vor dem eigentlichen Startschuss: Wenn das Startsignal fällt, möchte jeder als Erster die Startlinie passieren. So kreuzen die Teilnehmer im Kampf um die Poleposition minutenlang vor dieser imaginären Linie.

Nach dem ersten Signal folgt oft ein Countdown, der den Start ankündigt. Dieser Countdown kann je nach Regatta unterschiedlich lang sein, beträgt aber typischerweise etwa fünf bis zehn Minuten.

Ein zu früher Start kann zur Disqualifikation führen, während ein zu später Start bedeutet, dass das Boot bereits im Rückstand ist. Deshalb müssen die Minuten bis zum Start genauestens im Auge behalten werden. 

Passend zum Thema hat Sternglas als Easter Egg jede zweite Ziffer auf der Datumsscheibe mit einer Signalflagge aus dem Flaggenalphabet ersetzt. Und da das Flaggenalphabet ziemlich umfangreich ist, ist es gar nicht so einfach den Überblick zu behalten: So wird bei Segelregatten typischerweise zehn Minuten vor dem Start eine orangefarbene Flagge gesetzt, um die Teilnehmer davon in Kenntnis zu setzen, dass es demnächst los geht. Fünf Minuten vor dem Start wird das Ankündigungssignal gesetzt. Vorsicht ist bei Flagge “Uniform” oder Flagge “Schwarz” geboten: Wer zu früh über der Linie ist, wird disqualifiziert. Eine schöne Übersicht über das Flaggenalphabet gibt’s hier.

Bronze trifft grün: Sternglas Hamburg Chrono Dunkelgrün

Genau wie bei der Sternglas Naos Automatik Edition Bronze setzt Sternglas auch beim neuen Hamburg Chrono auf die beliebte Variante mit bronzefarben PVD-beschichtetem Gehäuse.

Physical Vapor Deposition (PVD) ist eine Methode zur Beschichtung von Uhrengehäusen, bei der Materialien in einer gasförmigen Phase verdampft und dann auf die Oberfläche des Gehäuses abgeschieden werden. Durch gezielte Steuerung von Temperatur, Druck und anderen Parametern in einer Vakuumkammer können Schichten von Metallen oder anderen Materialien auf die Gehäuseoberfläche aufgebracht werden, um sie optisch zu verändern und (durch die funktionale Brille betrachtet) zusätzlich zu schützen. Farblich erinnert die Beschichtungsfarbe des Sternglas Hamburg Chronographen Dunkelgrün an antike Schiffsschrauben.

Das matte und dezent-“körnige” Zifferblatt in der kräftig-warmen Farbe Schilfgrün passt ganz wunderbar zum bronzefarbenen Gehäuse. Das gilt auch für die zusätzlichen orangefarbenen Akzente in Form des zentralen Sekundenzählers, der Datumsfeld-Umrandung und des Mini-Zeigers im linken Hilfszifferblatt für die Minutenmessung. Letzterer hebt sich dadurch optisch vom bronzefarbenen Mini-Zeiger für die 24-Stunden-Anzeige ab – und das ist nicht nur eine optische Spielerei, sondern auch funktional bis zum Ende gedacht, denn auch der Chronographendrücker oben rechts, der die Zeitmessung auslöst und stoppt, ist im selben Orangeton gehalten, um die funktionale Verbindung zu verdeutlichen – gemäß des Kredos “form follows function”.

Klassischer Bauhaus-Stil: Sternglas Hamburg Chrono Silber

Last but not least gibt es noch eine dritte Variante, die im Vergleich zu den vorherigen beiden deutlich klassischer unterwegs ist: Das Blatt ist komplett weiß gehalten (mit dezent silbrigem Unterton) und wirkt dadurch sehr “weitläufig”. Das Rot auf dem zentralen Chrono-Zähler, dem 60-Minuten-Zähler (links), dem oberen Chrono-Drücker und als Umrandung für das Datumsfenster sorgt für eine schön sportliche Note.

Gemeinsam haben alle drei Varianten ein bis 5 bar wasserdichtes, massives Edelstahlgehäuse mit einer passenden, sehr schicken Gehäuseboden-Gravur von zwei Segelschiffen auf der Außenalster. Im Hintergrund ist unter anderem das im Stil der norddeutschen Neorenaissance erbaute Hamburger Rathaus zu sehen. Kein Zufall: Auf der Außenalster finden regelmäßig Regatten statt – die allererste Segelregatta bereits 1850. Ende 2023 beispielsweise fand auf der Außenalster auch das Finale der Segel-Bundesligasaison 2023 statt – bei Temperaturen unter 10 Grad und einem kräftigen Ostwind wurden die Seglerinnen und Segler ganz schön gefordert.

Man beachte: Die Oberflächen der Gehäuse der jeweiligen Sternglas Hamburg Chrono-Varianten unterscheiden sich im Detail, denn sie sind abgestimmt auf die jeweiligen Zifferblätter – während das bronzebeschichtete Gehäuse komplett gebürstet bzw. satiniert ist, ist das Gehäuse des weißen Chronographen komplett poliert. Der Regatta-Chrono wiederum ist im oberen Gehäusebereich gebürstet und der untere Bereich ist poliert. Unten in den Bildern sieht man die Unterschiede gut – hier das komplett satinierte PVD-Bronze-Gehäuse:

Hier sehen wir das komplett polierte Gehäuse des weißen Chronos – die Oberflächenbearbeitung passt wegen des klassischeren Blatt-Stils richtig gut.

Hier sehen wir das “Halb-halb”-Gehäuse des Regatta-Chronos. Durch die Kombination aus poliertem und gebürstetem Edelstahl wirkt diese Variante, je nach Lichteinfall, teilweise optisch etwas flacher:

Eine weitere Gemeinsamkeit ist die Leuchtfarbe: Diese fällt eher sparsam aus, bietet im Dunkeln aber eine grobe Orientierung durch drei Leuchtpunkte auf 3, 9 und 12 Uhr sowie einer Belegung der Zeiger mit Leuchtmasse von den LumiNova-Erfindern aus Japan: Nemoto.

Mehr: Super-LumiNova vs. LumiBrite vs. Chromalight: der direkte Uhren-Vergleich im Zeitraffer

Jede der drei Varianten kann am Edelstahlband oder am farblich abgestimmten Leder- bzw. Nato-Band konfiguriert werden. Insgesamt gefällt mir die Hamburg Chrono Silber-Variante am Leder- oder NATO-Band deutlich besser als am Stahl, da die optische Wirkung einfach kontrastreicher ist. Bei der Regatta-Variante gefällt mir das Lederband mit seinen gelben Kontrastnähten am besten.

Aber egal, für welches Band man sich entscheidet: Die Schnellwechselfederstege in Form kleiner Pins an der Unterseite ermöglichen – wie man es von Sternglas gewohnt ist – einen werkzeugfreien und damit unkomplizierten bzw. kratzerfreien Wechsel der Bänder, um dem Chrono jederzeit eine merkbar andere Optik zu verpassen.

Beim Stahlband handelt sich übrigens um dasselbe Band, das zusammen mit der Sternglas Argo eingeführt wurde: Das SuperSlim-Band, das im Mittelteil sehr freingliedrig und – wie der Name schon verrät – extra flach gebaut ist und sehr filigran wirkt. Der Bandanstoß vom Hamburg Chrono und der Argo sind mit 20mm identisch, sodass das Band problemlos von der Argo auf den Chrono getauscht werden kann (et vice versa).

Der Hybrid unter den Uhrwerken: Seiko Meca-Quarz an Bord

Es kommt natürlich auf die inneren Werte an! Zumindest auch: Denn das im Sternglas Hamburg Chronographen “unter Deck” verbaute Seiko TMI Meca-Quarz-Uhrwerk VK64, das neben der normalen Zeitanzeige auch die Anzeige von Datum, 24-Stunden und natürlich eine Minutenzählung bis 60 Minuten ermöglicht, hat tatsächlich eher Seltenheitscharakter – dabei galt das Hybrid-Werk vor einiger Zeit als das “nächste große Ding” und wurden deshalb von vielen großen Luxusuhrenherstellern wie Breitling oder Omega verbaut. Heutzutage setzen insbesondere unabhängige Uhrenmarken und Microbrands auf Meca-Quarz-Werke. Seiko Time Module (TMI) ist dabei heute der weltweit größte Hersteller bzw. Lieferant dieser Werke.

Bei Meca-Quarz-Werken ist der Name Programm: Die Quarz-Technologie wird hier mit mechanischen Komponenten kombiniert, um das beste aus beiden Welten zusammenzubringen: Die Standardfunktion der Uhr (Drehen des Minuten- und Stundenzeigers) werden mit Quarz-Technologie betrieben, während die Chronographenfunktionen mit einem mechanischen Modul ausgelöst werden (Start/Stopp und Reset des Sekundenzählers) – daher auch die “Hybrid”-Analogie.

Durch die Verbindung dieser zwei Technologien kommt man insbesondere in den Genuss einen schleichenden, zentralen Sekundenzählers. Hier alle Vorteile von Meca-Quarz in der Übersicht:

  • Eine hohe Ganggenauigkeit (weniger als +/- 20 Sekunden pro Monat),
  • ein schleichender mittlerer Sekundenzähler (60 Sekunden) wie er sonst nur bei rein mechanischen Uhrwerken zu finden ist (fünf Schritte pro Sekunde und damit deutlich flüssiger als der Sekundenschritt einer klassischen Quarzuhr),
  • das Drücken des Chrono-Resets bewirkt eine sofortige Nullstellung des Sekundenzählers (Instant Zero Reset),
  • die Robustheit eines Meca-Quarz-Werkes ist gegenüber einem rein mechanischen Werk höher (weniger wartungsanfällig) und ein
  • günstigerer Preis, daher i.d.R. deutlich attraktiverer Endkundenpreis.

Der Nachteil eines Meca-Quarz-Werkes liegt auf der Hand: Ungefähr alle 3 Jahre muss die Batterie (SR936SW) getauscht werden. Bei einem Defekt des Werkes wird es wohl außerdem eher auf einen Kompletttausch des Werkes hinauslaufen, da sich eine Reparatur selten als wirtschaftlich erweisen dürfte.

In dieser Explosionszeichnung wird noch mal deutlich, dass durchaus eine nette Portion Mechanik im Seiko VK64 steckt:

Abschließende Gedanken

In der Summe kann ich sehr gut nachvollziehen, warum insbesondere viele kleinere Hersteller Meca-Quarz-Werke verbauen: Selbst ich als bekennender Fan rein mechanischer Werke habe kein Problem damit, mich mit dem Werk anzufreunden. Denn: Letztendlich ermöglichen Meca-Quarz-Werke durch einen günstigeren Anschaffungspreis (im Vergleich zu rein mechanischen Kalibern) auch deutlich günstigere Endkundenpreise. Und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis ist ja auch das Hauptargument von unabhängigen Marken wie Sternglas – neben dem Design natürlich, das im Falle des Hamburg Chronos wieder von viel Eigenständigkeit und Stringenz geprägt ist. Und auch die Qualität ist bis runter auf Makro-Ebene für eine Uhr in dieser Preisklasse überdurchschnittlich gut, insbesondere die drei grundverschiedenen Zifferblätter bzw. “Gesichter” des Hamburg Chronographen.

Sternglas Hamburg Chrono 2024 03041

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