Russische Uhren fristen – zumindest im Vergleich zu Uhren aus Japan und der Schweiz – eher ein Nischendasein. Und dennoch ist die Fangemeinde fรผr Zeitmesser aus „Mรผtterchen Russland“ beachtlich. Kein Wunder, bieten diese doch einen hervorragenden Einstieg in die Welt mechanischer Uhren zu teilweise absurd gรผnstigen Preisen. Es gibt allerdings nur wenige zuverlรคssige Bezugsquellen fรผr russische Uhren in Europa und der Welt – eine davon ist der vor รผber 20 Jahren von Julian Kampmann ins Leben gerufene Online-Shop Poljot24.de, welcher von Sammlern weltweit angesteuert wird. Ein guter Grund fรผr ein paar Fragen an Herr Kampmann…

Poljot24: Julian Kampmann im Interview
รber Julian Kampmann persรถnlich
CHRONONAUTIX: Stellen Sie sich bitte kurz vor!
Ich heiรe Julian Kampmann, bin 45 Jahre alt und komme aus Mรผnchen. Seit 1992 beschรคftige ich mich mit russischen Uhren.
CHRONONAUTIX: Angenommen Sie hรคtten eine Zeitmaschine โ in welches Jahr wรผrden Sie reisen und warum?
In das Jahr 1992, um zu den damaligen Preisen russische Uhren einzukaufen โ die Poljot Chronographen hatte ich damals zu DM 120.- im Verkauf und die Wecker zu DM 60.- …
CHRONONAUTIX: Wenn der Tag 48 Stunden statt 24 Stunden hรคtte โ fรผr was wรผrden Sie die zusรคtzliche Zeit nutzen?
Theoretisch fรผr mehr Freizeit und die Familie โ praktisch wahrscheinlich fรผr die Arbeitโฆ
CHRONONAUTIX: Welchen Tag bzw. welche Uhrzeit werden Sie nie vergessen?
Die Geburten meiner beiden Kinder โ eines hat 38 Stunden gebraucht, das andere nur 5 Stunden.
CHRONONAUTIX: Wenn Sie nicht grade Uhren verkaufen, dann…
… genieรe ich die Zeit mit meiner Familie und sause mit meinem alten Auto rum.
CHRONONAUTIX: Was war Ihre allererste Armbanduhr? Zu welchem Anlass haben Sie diese gekauft/geschenkt bekommen?
Das war eine Tissot Two Timer, selbst gekauft vom Zeitungsaustragenโฆ (die hat mein Hund dann spรคter leider gefressen)
CHRONONAUTIX: Darf auch mal eine nicht-russische Uhr ans Handgelenk? Falls ja, welche?
Ich trage die Seagull 1963 42 mm sehr gerne und oft โ und bei besonderen Anlรคssen eine alte Jaeger-LeCoultre Futurmatic, Bulova Accutron und andere alte No-Name Uhren. Eine Jaeger-LeCoultre Reverso hรคtte ich gerne, aber die bleibt eher ein Traumโฆ
รber Poljot24 und den Uhrenmarkt
CHRONONAUTIX: Wie sieht Ihr typischer Alltag bei Poljot24 aus?
Emails beantworten, Bestellungen abarbeiten, Lieferanten munter halten, Emails beantworten, mit Zollformularen kรคmpfen und wieder Emails beantworten, etc. etc. etc.
CHRONONAUTIX: Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf Ihr Geschรคft und wie gehen Sie damit um?
Die Nachfrage ist deutlich gestiegen, vor allem international. Besonders die Uhrenfreunde in Lรคndern mit Lockdown beschรคftigten sich mehr als sonst mit ihrem Hobby und wir erhalten viele positive Rรผckmeldungen. Dank DHL Express konnten wir die Herausforderungen im internationalen Versand stemmen. Meine Frau kann wegen Homeschooling aktuell deutlich weniger im Bรผro helfen und wir dรผrfen keine Kunden empfangen. Zusammenfassend haben wir deutlich mehr Arbeit als vorher und kommen manchmal nicht ganz hinterher โ hierfรผr sind wir aber natรผrlich in der aktuellen Lage รคuรerst dankbar.
CHRONONAUTIX: Sie sind nun bereits seit 1992, also seit fast 30 Jahren, als Hรคndler mit der Spezialisierung auf russische Uhren aktiv. Wie kam es dazu, dass Sie sich auf die eher exotischen russischen Uhren fokussiert haben? Was war Ihr Ansporn?
Mich haben mechanische Uhren immer schon fasziniert. Im Jahr 1992 (noch in der Schule, mit 16 Jahren) wollte ich einen mechanischen Armbandwecker โ diese waren damals aber mit ca. 1000 DM unerreichbar und dann habe ich auf Flohmรคrkten einen Poljot Wecker fรผr DM 40.- entdeckt und gekauft. Ich hรคtte auch das Doppelte dafรผr gezahlt und das hat mich auf die Idee gebracht, damit zu handeln. Ich hatte dann viel Glรผck und mich mit Lieferanten angefreundet. So kam eines zum anderen und aus dem Hobby entstand nach und nach der Beruf.
CHRONONAUTIX: Sie haben auch Rรคumlichkeiten in Mรผnchen, sind heute aber vor allem auf den Online-Vertrieb รผber poljot24.de fokussiert. Was waren die grรถรten Herausforderungen beim Aufbau Ihres Handels?
Es gab, wie in jedem Beruf, Hรถhen und Tiefen โ es wรคre aber alles nicht mรถglich gewesen, wenn mich meine Eltern und Familie nicht unterstรผtzt und ermutigt hรคtten. Dass der Sohn mit russischen Uhren handelt, ist nicht wirklich eine typische Berufslaufbahn…
CHRONONAUTIX: Was waren in den letzten 30 Jahren aus Ihrer Sicht die grรถรten Verรคnderungen, die Sie im Uhrenmarkt wahrgenommen haben?
Ich merke eher eine Konstante als Verรคnderungen โ die Begeisterung und der Zuspruch fรผr schรถne mechanische Uhren zu einem noch vertretbaren Preis ist ungebrochen.
CHRONONAUTIX: Aus welchen Lรคndern kommt Ihre Kundschaft?
Ich bin selbst manchmal รผberrascht aus welchen Lรคndern meine Kunden alle so kommen. Aktuell befinden sich zwischen 60 und 70% unserer Kunden auรerhalb von Deutschland. Sehr viele kommen aus Europa, inklusive Russland natรผrlich. Aber viele stammen auch aus den USA, Australien, Hongkong und Singapur – bis hin zu Neukaledonien, Tahiti, Grรถnland oder Saudi Arabien. Das Internationale macht besonders Spaร und allen Kunden weltweit ist die Vorfreude auf die bestellte Uhr/Uhren anzumerken und es gibt oft auch schรถne Rรผckmeldungen.
CHRONONAUTIX: Durch das Aufkommen von Microbrands sind die Alternativen nicht grade weniger geworden. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Kaufargumente fรผr russische Uhren?
Die Seltenheit, Geschichte und der Preis dieser Uhren โ viele Kunden berichten mir, dass sie deutlich teurere Uhren in den Sammlungen haben, aber meistens auf die russischen Modelle angesprochen werden.
CHRONONAUTIX: Was sind Ihre wichtigsten Ziele fรผr Poljot24 innerhalb der nรคchsten fรผnf Jahre?
Die Augen weiter offen zu halten fรผr interessante Uhren โ z.B. die Luch Uhren aus Belarus, neue Projekte mit Poljot International und Alexander Shorokhoff etc.. Und letztlich weiterhin jeden Tag seit 1992 froh die Bรผrotรผr aufzuschlieรen und gerne zu arbeiten.
CHRONONAUTIX: Danke fรผr das Interview, Herr Kampmann!
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Guten Morgen, Herr Kampmann,
Ich bin sehr froh, dass eine meiner Lieblingsuhren – die Amfibia mit schwarzem Ziffernblatt – einen solchen genauen Gang hat; der Vorlauf betrรคgt nur +18 Sekunden am Tag. Dies ist ja hervorragend ! Sie haben mich zu einem sehr frohen Mann gemacht auf Uhrengebiet – seit 2 Jahre schon – denn ich habe die Amfibia 2019 bei Ihnen erhalten. Danke fรผr Ihre prima Service und prรคzisen Versand an mich.
Mit herzlichen Grรผssen,
Frederik de Haan (NL)
Ich bin auch Liebhaber mechanischer Uhren und wรผrde mich vielleicht auch fรผr entsprechende schweizer, japanische oder auch deutsche Modelle interessieren, wenn ich irrsinnig reich wรคre. Ich schรคtze aber, dass ein reicher Mann an seiner Omega oder Rolex auch nicht mehr Freude hat als ich an meinen Vostok- oder alten Poljot-Modellen. Darum bin ich froh, dass es solche Hรคndler wie Poljot24 oder vostok-watches24 gibt. Bei Herrn Kampmann habe ich aber bisher noch nicht gekauft, obwohl ich seine Angebote im Blick habe.
Habe schon viele Uhren von HR.Kampmann, immer seriรถs, zuvorkommend, etc. Nur zu Empfehlen. Sowohl Luch, als auch Shorokhoff,
Sehr schรถner Artikel, und sehr sympathische Person. Unglaublich, wie eine Begeisterung aus Jugendzeit sich zum Beruf entwickelt hat