Die in Singapur ansässige Microbrand Gruppo Gamma bzw. deren CEO und Gründer Naoki ist schon seit 2013 aktiv, was im schnelllebigen Microbrand-Geschäft eine halbe Ewigkeit ist. Schon in den Anfängen der Marke führte Gruppo Gamma die Vanguard-Modellreihe mit verschiedenen Varianten (z.B. Bronze mit California Dial) ein und legte diese über die Jahre immer wieder neu auf. Das Erscheinungsbild der neuen 2022er-Variante Vanguard Mk I hat sich gegenüber früheren Modellen stark gewandelt, das typische Kampftaucheruhren-Design, für das Gruppo Gamma bekannt ist, blieb aber erhalten.
Im Januar 2022 war die neue Vanguard Mk I zunächst im Vorverkauf erwerbbar, die Auslieferung erfolgte nun im Sommer 2022. Das Modell ist nach wie vor in geringen Mengen kaufbar – und trotz des mittlerweile gestiegenen Preises hochattraktiv für Freunde hochwertiger Kampftaucheruhren…



Eckdaten der Gruppo Gamma Vanguard Mk I:
- Schweizer ETA 2824-2 (Automatik), 28,800 bph, Gangreserve 42 Stunden, Ganggenauigkeit +/-12 s/Tag
- Durchmesser 43 mm
- Höhe 13 mm
- Horn-zu-Horn 52,5 mm
- Saphirglas
- Gehäuse aus Edelstahl (satiniert oder „Aged Steel“)
- Lünette aus Edelstahl, 120 Klicks
- Zifferblatt im Sandwich-Stil mit Schweizer Super-LumiNova C3
- Wasserdichtigkeit 300 Meter / 30 bar
- Bandanstoß 24 mm
- Listenpreis (nach der Vorbestellerphase): ab 849€


Details zur Gruppo Gamma Vanguard Mk I (2022)
Die Gruppo Gamma Vanguard Mk I hat gewisse, charakteristische Designmerkmale von der bekannten Luxusuhrenmarke Panerai entliehen – darum macht Naoki auch gar keinen Hehl. So erinnert insbesondere die Stahl-Lünette der Vanguard Mk I mit seinen unlackierten, hochpräzise eingefrästen Ziffern und Indizes in Verbindung mit dem kissenförmigen Gehäuse in einem gewissen Rahmen an die Panerai Submersible. Nur ein wesentliches Merkmal fehlt: Der charakteristische Kronenschutz, der von Panerai in den 50er Jahren patentiert wurde.






Das Lünetten-Design geht auf eines der ersten Modelle aus der hauseigenen Produktion von G. Panerai & Figlio in Florenz zurück: das Modell Panerai GPF-2/56 mit Angelus-Handaufzugkaliber 240, besser bekannt als große Egiziano – ein 60 mm XXL-Brocken, der (mit Erlaubnis der italienischen Marine) als Prototyp für das ägyptische Militär gebaut wurde. Auch bei der Panerai 6152-1 aus den 60er Jahren kam eine ähnliche Lünette zum Einsatz.
Fun Fact am Rande: Bevor Panerai eine eigene Produktion aufgebaut hat, produzierte Rolex immerhin bis Mitte der 50er Jahre Uhren für Panerai. Panerai wiederum hatte einen Hauptkunden: Die italienische Marine (Marina Militare). Knapp 1000 produzierte Taucheruhren kamen über die Jahre zusammen.




Das Zifferblatt und die teil-skelettierten Zeiger der Gruppo Gamma Vanguard Mk I wiederum erinnern an die Panerai 6152, die in den 50er Jahren von Rolex für Panerai hergestellt wurde: Ins Auge stechen insbesondere die XL-Ziffern 12-3-6-9, der Verzicht auf eine Minuterie und Sandwich-Design, sprich: Ziffern und Stunden-Indizes auf dem Zifferblatt sind ausgeschnitten, um die darunterliegende, gelbgrüne Super-LumiNova-Leuchtmasse in der Qualitätsstufe C3 freizugeben.
Die Gruppo Gamma’sche Umsetzung des Zifferblattes ist bis runter auf Makroebene extrem sauber – von den Drucken, über die Zeigerverarbeitung bis hin zu den ausgeschnittenen Ziffern/Indizes ist alles auf Top-Niveau. Schönes Detail: Bei direktem Lichteinfall wird die schöne, feinkörnige Struktur des Zifferblattes sichtbar.






Die Vanguard Mk I-Referenz AG-00 und AG-01 unterscheiden sich übrigens nur in einer Hinsicht: Die AG-00 kommt ohne Datum, die AG-01 mit Datum auf „3 Uhr“. Gut: Damit das Datum nicht zu „verloren“ bei der wuchtigen Kampftaucheruhr wirkt, zeigt das Datumsfenster drei Tage an.
Aller guten Dinge sind ja bekanntlich Drei: Die dritte Vanguard-Variante mit der Referenz AV-00 kommt mit einem hellen Zifferblatt, das komplett mit Super-LumiNova belegt ist („Full Lume Dial“ bzw. „Leuchtkeks“). Die Ziffern und Indizes kommen ebenfalls im Sandwich-Stil, sind aber einfach schwarz, um den Kontrast zum komplett leuchtenden Zifferblatt herzustellen. Weitere Unterschiede der Referenz AV-00 sind die gebläuten, teilskelettierten Zeiger (gegenüber schwarz lackiert bei den Ref. AG-00 und AG-01) und ein Gehäuse in Aged Steel-Optik.
Aged Steel-Gehäuse sind an sich nichts Neues: Microbrands wie Gruppo Gamma oder beispielsweise Laco mit der Erbstück Flieger-Reihe haben entsprechende Modelle schon seit vielen Jahren im Sortiment. Auch die „Großen“ ziehen mittlerweile nach: Die Rolex-Tochter Tudor beispielsweise lancierte 2021 eine Aged Steel-Black Bay für die karitative Uhren-Auktion Only Watch – und meine vorsichtige Prognose lautet, dass Tudor das Modell in ähnlicher Form vermutlich auch bald in Serie produzieren wird.



Die Wasserdichtigkeit der Vanguard Mk I beträgt 30 bar bzw. 300 Meter, was auch für professionelle Tauchausflüge mit Ausrüstung reicht. Der Gehäusedurchmesser beträgt – wie es sich für eine Kampftaucheruhr gehört – sportliche 43 mm. Allzu dünne Ärmchen sollte man bei Interesse an der Uhr also nicht haben, der Tragekomfort ist dank der relativ kurzen Hörner (Horn-zu-Horn 52,5 mm) aber dennoch gut. Zum Vergleich: Mein Handgelenkumfang beträgt in etwa 19 cm:





Gruppo Gamma x ETA – wie lange noch?
Nicht nur wegen der hohen Detailqualität ist die Gruppo Gamma Vanguard Mk I einen Blick wert, sondern auch wegen des Innenlebens: Das Modell kommt mit einem Schweizer Kaliber 2824-2 („Swiss Movt“), aus dem Hause ETA, was heutzutage durchaus eine Besonderheit ist, da ETA den Hahn für quasi alle Marken außerhalb des Swatch-Konzerns zudrehen musste.
Auf meine Nachfrage hin, ob Naoki in dieser Hinsicht irgendwelche „Special Connections“ zur Swatch Group hat, wurde mir bestätigt, dass er einfach nur sehr weitsichtig gehandelt und ETA-Kaliber an Lager gelegt hat, um auch in Zukunft neue Modelle mit ETA-Kalibern ausstatten und bei Bedarf revidieren zu können.
Aber auch Gruppo Gammas ETA-Bestand ist natürlich endlich: Wie Naoki Anfang August 2022 in der beachtlich großen Facebook-Fangruppe Gruppo Gamma Owners Club zugegeben hat, kann das kommende Modell Peacemaker Mk II nur noch einmal mit ETA-Kaliber produziert werden:



Fazit zur Gruppo Gamma Vanguard Mk I
Alles in allem verwundert es nicht, dass die Fangemeinde rund um Gruppo Gamma stetig wächst: Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist im Vergleich zum designtechnischen Vorbild, der Marke Panerai, spätestens seit diverser Eklats um ein Vielfaches besser. Darüber hinaus hat sich die Microbrand in der Vergangenheit immer als extrem zuverlässig gezeigt – daher war es auch kein Zufall, dass die Vanguard Mk I ohne nennenswerte Verzögerungen ausgeliefert wurde.
Wer die Vorbestellerphase verpasst hat, kann beim in Italien ansässigen, offiziellen Gruppo Gamma-Distributor Mi-Watch.it zuschlagen: Dort sind zum Stand Mitte August 2022 noch zwei Varianten der Vanguard Mk I käuflich erwerbbar – zwar nicht zum schnäppchenverdächtigen Vorbestellerpreis, aber (mit Blick auf das ETA-Innenleben und die allgemeine Verarbeitungsqualität) für immer noch relativ faire 849€. Da Italien bekanntermaßen zur EU gehört fallen keine Zoll-Gebühren oder Einfuhrumsatzsteuer an (bei einer Bestellung direkt bei Gruppo Gamma in Singapur wären die Zollgebühren und 19% Einfuhrumsatzsteuer hinzuzurechnen). Auch PayPal-Zahlung ist bei Mi-Watch.it möglich.







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Und wie sieht es mit Service aus? Nach Italien oder Singapur senden? Ich denke da an die regelmäßigen Service, noch nicht einmal an Reparaturen. Wir der Edeluhrenhändler „ um die Ecke“ das Teil auf Garantie reparieren?
Hi Ufi,
Ich habe direkt bei Mi-Watch nachgehakt: Der meiste Service wird lokal mit einem Uhrmacher in Italien gemacht.
Ersatzteile werden von Singapur bereitgestellt.
Davon mal abgesehen kann ein ETA-Kaliber von jedem guten Uhrmacher wieder flott gemacht werden (z.B. außerhalb der Garantie). 🙂
Viele Grüße
Mario
Stimmt. Wer braucht schon Panerai?
Aber auch: Wer braucht schon ETA?
Es gibt Uhrwerke ähnlicher Qualität für viel weniger Geld.
Dann ist auch das Endprodukt deutlicher günstiger, zumal ja wohl auch diese Uhr im wesentlichen aus chinesischen Komponenten bestehen dürfte.
ETA ist halt schon noch sowas wie die „heilige Kuh“. Man denke in dieser Hinsicht auch an einen eventuellen Weiterverkauf – da reißt du mit ’nem PT5000 an Bord deutlich weniger Bäume aus 😉
EDIT:
Hallo Mario
Ich habe heute meine AG-01 erhalten. Die Serienexemplare scheinen zu halten, was im Vorfeld versprochen wurde: tadellose Verarbeitung, ein hochwertiges Lederband, ein Kautschuk wird mitgeliefert und ein erster Test auf der Zeitwaage ergibt Werte, die besser sind, als für ein ETA 2824-2 angegeben (+/- 6 sec/day). Sie liegt prächtig auf meinem Handgelenk (17,5cm HGU) und wirkt optisch sehr viel präsenter, als aufgrund der ersten Bilder zu erwarten war.
Ich habe die Vanguard Mk I wie auch die Peacemaker übrigens aufgrund deiner Berichte gekauft
… und nicht bereut.
Beste Grüsse
Chris
Danke schön für das Feedback und viel Freude mit der Vanguard!
Hallo Mario.
Hut ab vor diesen, Deinen so professionell recherchierten Dokumentationen.
Durch Dich bin ich vom Micro Brand Verächter zum Schatzsucher neuer, guter Marken geworden. Die erste Gruppo Gamma limitiert auf 50 Stück ist schon in meinem Besitz. Eine wirklich geniale Marke mit Aussagekraft. Man muss sich nur ordentlich mit den Hintergründen neuer Marken befassen. Dann merkt man, wo neue Schätze zu finden sind.
Danke für Deine Beiträge. Weiter so!
Es ist jedesmal eine absolute Freude sie zu lesen und zu studieren.
Beste Grüße
P. Narr
Danke dir 🙂
Hallo Mario
Ich überlege mir ernsthaft, deinen Newsletter abzubestellen (nein, natürlich nicht ernsthaft):
schon wieder habe ich aufgrund eines Beitrags von dir eine Uhr bestellt! Und in diesem Fall erst noch mit Auslieferung irgendwann im Sommer…
Aber wegen der schönen Erfahrungen mit der jüngst erworbenen Peacemaker ist das definitiv eine gute Investition in eine höchst wahrscheinlich tolle Uhr.
Danke übrigens für die Info, welche Quelle Naoki für seine ETA-Werke hat. Das war wirklich vorausschauend von ihm. Mich würde in dem Zusammenhang auch interessieren, ob Steinhart aus der gleichen „Quelle“ schöpft, oder ob sie tatsächlich noch von ETA beliefert werden.