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Wenn man sich durch Bilderdatenbanken wie die vom US Department of Defense klickt, so stolpert man als Uhrenfreund immer mal wieder über Bilder, bei denen die Soldaten und Einsatzkräfte ihre Armbanduhren nicht außen (wie Otto-Normalos), sondern auf der Innenseite des Handgelenkes tragen. Sind die Uhren vielleicht einfach nur verrutscht? Ziemlich sicher nicht: Auf der Innenseite getragene Uhren (engl. manchmal „Inside Wristing“) bringen mehrere funktionale Vorteile mit, die insbesondere im militärischen Kontext überlebenswichtig sein können…

Grund #1: Schutz der Uhr

Der erste Grund ist fast ein „Nobrainer“: Eine Uhr, die auf der Innenseite des Handgelenks und damit Richtung Körper getragen wird, ist besser vor Stößen geschützt (wer ist nicht schon mal mit seiner Uhr irgendwo angeeckt? Türrahmen sind schließlich der größte Feind eines Uhrenfreundes!).  

Nicht nur im Bereich des Militärs oder Einsatzkräfte im Allgemeinen werden Uhren daher manchmal innen getragen, sondern auch in Bereichen, in denen körperliche, harte Arbeit geleistet wird, zum Beispiel auf dem Bau.

Grund #2: Haltung der Waffe und Nutzung beider Hände für ein Steuerhorn 

Ein weiter Grund dafür, warum eine Uhr auf der Innenseite des Handgelenks getragen wird, ist, dass es dadurch einfacher ist, die Zeit während der Handhabung einer Waffe abzulesen: Die dominante Hand (in der Regel Rechts bei Rechtshändern) wird bei einem Gewehr auf den hinteren Griff gelegt und die nicht-dominante Hand (hier befindet sich in der Regel die Uhr) wird auf den vorderen Griff gelegt, um das Gewehr zu stützen bzw. den Rückstoß zu kompensieren. In dieser Position ist eine auf der Außenseite des Handgelenkes getragene Uhr nicht ablesbar, ohne, dass man das Gewehr dreht oder die Hand vom vorderen Griff des Gewehrs entfernt (beides irgendwie ungünstig, wenn es hart auf hart kommt). Als Scharfschütze kann es gar sein, dass man stundenlang liegend in einer Position mit beiden Händen an der Waffe ausharren muss – eine auf der Innenseite des Handgelenkes getragene Uhr ist in dieser Situation jederzeit ablesbar (und es besteht eine geringere Gefahr, dass der Schütze seine Position verrät, dazu gleich mehr).

Ähnlich verhält es sich im Cockpit von Luftfahrzeugen, bei denen der Pilot beide Hände permanent an einem Steuerhorn hat, ist eine innen getragene Uhr vorteilhafter, da stets sichtbar.

Fun Fact am Rande: Auch bei Computerspielen wie Call of Duty oder Battlefield ist die Uhr am Handgelenk der virtuellen Soldaten manchmal nach innen gerichtet und somit gut in der First Person-/Ego-Perspektive sichtbar:

Fun Fact Nummer 2: Auch im Actionklassiker Stirb Langsam trägt Bruce Willis in seiner Rolle als raubeiniger Polizist John McClane seine TAG Heuer-Armbanduhr fast ausschließlich auf der Innenseite des Handgelenkes.

Grund #3: Lichtdisziplin: Reflexionen und Leuchtmasse / trigalight / Display-Beleuchtung von Uhren

Lichtdisziplin (engl. „Light Discipline“) ist ein Begriff aus dem militärisch-taktischen Kontext, der Maßnahmen und Verhaltensweisen beschreibt, die verhindern sollen, dass Lichtquellen die Position oder Bewegungen von Truppen verraten. Lichtdisziplin ist ein wesentlicher Bestandteil der Tarnung, insbesondere in Nacht- und Gefechtssituationen. Mit anderen Worten besteht die Grundidee darin, die Sichtbarkeit für den Gegner zu minimieren, damit man sich nicht „auf dem Präsentierteller“ serviert und gleichzeitig den Überraschungsmoment erhält.

Ganz konkret besagen Regeln der Lichtdisziplin beispielsweise, dass Lichter so ausgerichtet werden müssen, dass sie nicht direkt nach außen oder in die Richtung des Feindes scheinen. Auch Reflexionen, z.B. an Metall- oder Glasflächen, sind zu vermeiden. Je nach Situation kann es den Soldaten auch untersagt sein, überhaupt irgendeine Lichtquelle wie beispielsweise eine Taschenlampe zu nutzen.

Auch eine Uhr kann natürlich eine Lichtquelle sein, die unerwünschte Blicke auf sich zieht: Super-LumiNova bzw. LumiBrite, die gängigsten Leuchtfarben bei analogen Uhren, leuchtet nach dem Aufladen für viele Stunden nach.

Tritium, ein radioaktives Isotop, das häufig in Form der trigalight-Selbstleuchttechnologie in Militäruhren verwendet wird, ist zwar vergleichsweise schwach, aber für Nachtsichtgeräte, die selbst geringste Lichtmengen verstärken, gut sichtbar. Immerhin: Tritium selbst erzeugt keine Infrarotstrahlung oder Wärme, die von Wärmebildgeräten oder Infrarotsensoren erfasst werden könnte – daher ist es für solche Geräte unsichtbar. Spannend: Der auf Einsatzuhren spezialisierte Hersteller traser, aus dessen Mutterhaus auch die trigalight-/Tritium-Technologie stammt, will 2025 genau dieses Problem mit einer pfiffigen Lösung adressieren, wie Head of traser Christian Leiggener in unserem Livestream bestätigte.

Mehr: Mit Carbon-Exoskelett: traser P99 A Tactical Carbon

Und da wären natürlich auch noch digitale Uhren wie die Casio G-Shock oder die Suunto Core All Black, die unter Militärangehörigen extrem beliebt, da günstig, robust und hochfunktional sind – bei diesen lässt sich das Display per Knopfdruck zum Leuchten bringen (in der Regel LED-Technologie) – aber auch das ist logischerweise vor dem Hintergrund der Lichtdisziplin ggf. ungeschickt, wenn der Feind grade nach Zielen sucht.

Gehäuse aus Metall können außerdem unerwünschte Reflexionen erzeugen – auch das spricht für Uhren wie die G-Shock, die in der Regel aus Kunststoff sind. Zumindest aber sollten taktisch genutzte Zeitmesser aus Edelstahl oder Titan komplett frei von polierten bzw. reflektierenden Flächen sein – so wie Mühle-Glashütte Seebataillon GMT und SAR Flieger-Chronograph oder die komplett schwarz beschichtete GSG 9-Uhr Sinn UX S (EZM 2B). Denn: Es gibt nur wenige reflektierende Dinge in der Natur (die meisten natürlichen Oberflächen absorbieren zumindest einen Teil des Lichts, das auf sie trifft, und streuen den Rest) und beispielsweise ein geschulter Soldat, der mit Aufklärung betraut ist, ist immer auf der Suche nach etwas Ungewöhnlichem – blöd dann, wenn ein Scharfschütze mit der Reflexion seiner Uhr seinen Standort verrät. Das Tragen der Uhr an der Innenseite des Handgelenks verringert dieses Risiko.

Kein Zufall: Der auf Militäruhren spezialisierte britische Hersteller CWC bietet „Rapid Watch Cover“ an, die im Prinzip ein Stück Textil mit Druckknöpfen sind, mit der man die Uhr bedecken kann – nicht besonders praktisch, aber es funktioniert, insbesondere, wenn der Soldat kurzärmlig unterwegs ist.

Mehr: Englische Uhren-Marken in der Übersicht
Mehr: Field Watch und Infanterie-Uhr von gestern bis heute

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4 Kommentare
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Frank
6 Tage zurück

Ende Siebziger, Anfang Achtziger war es als Teenager durchaus cool, die Uhr innen am Handgelenk zu tragen. Ich mache das auch gegenwärtig immer mal wieder (mit 57) und finde es weiterhin cool, meine Kinder weniger 😜
Im Büroalltag, beim Schreiben auf der Tastatur leider auch nicht so praktisch, wenn die Uhr dann auf dem Tisch aufliegt.

THOR
5 Tage zurück
Antworten...  Frank

😉

Dirk
6 Tage zurück

Die Uhr innen getragen ist sicher praktisch im U-Boot.
Auch Scharfschützen haben natürlich Vorteile durch diese Trageweise…

Aber die Ausrüstung des Soldaten, in der Regel hart, eckig, kantig, ergonomisch ein Desaster und insofern tückisch, wird am Mann getragen. Am Mann.
Einer der sichersten Wege sich die Uhr zu ruinieren.

Darüber hinaus, ist jeder, inkl. Piloten, der sich nicht zwischendurch mal an der Nase kratzen kann ohne die Kontrolle über Wasweißich zu verlieren, wirklich nicht zu beneiden.

Servus

Dirk

THOR
7 Tage zurück

Wenn man in einem“Gefecht“Schiesst und gleichzeitig die Uhr ablesen kann,
ohne das „Ziel“aus den Augen zu verlieren,kann man nur:“G.I.-Joe“heißen!!! 😉