In den letzten Jahren haben kleinere, unabhängige Uhrenmarken und Microbrands verstärkt Edelstein-Zifferblätter für sich entdeckt. Auch die in Stuttgart ansässige Microbrand HEINRICH setzt nun darauf, und zwar beim Modell Helicoprion. Und das passt thematisch perfekt, denn Zifferblätter aus Edelsteinen kamen zuerst in den 60ern und 70ern auf und die Helicoprion von HEINRICH ist mit seinen Genta-Vibes genau in dieser Zeit beheimatet – dazu aber gleich mehr und zunächst ein paar Worte über die Geschichte der Edelstein-Zifferblätter…
Eckdaten Heinrich Helicoprion:
- Made in Pforzheim
- Zifferblatt aus Tigerauge oder Grünem Aventurin
- Gebürstetes Edelstahlgehäuse mit polierten Kanten
- 40mm Gehäusedurchmesser
- Kastenförmiges Saphirglas mit beidseitiger Anti-Reflexionsbeschichtung
- Leuchtmasse: Swiss Super-LumiNova BGW9
- Horn-zu-Horn 47,8 mm
- Höhe 12,9mm (gemessen ohne Saphirglas)
- Gewicht (am Stahlband): 154 Gramm
- Lünette: vertikal gebürsteter Edelstahlring mit 12 Schrauben
- Swiss Made Sellita SW200-1 Elaboré (+/- 7 Sek/Tag), Reglage in vier Lagen
- Verschraubte Krone
- Beads of Rice-Armband mit gebürsteten und polierten Stahlgliedern, Schließe mit Feinjustierung
- Wasserdichtigkeit 200m (20 ATM)
- Seriennummer auf Gehäuseboden graviert
- Limitiert auf 100 Stück (50x Tigerauge und 50x Grüner Aventurin)
- Bestellbar ab 07.02.2025 zum Preis 989€, direkt über heinrich.watch (die erste Charge der Uhren ist ab Mitte Februar lieferbar)
Tipp: Das Review mit bewegten Bildern gibt es auch auf YouTube – schaut gerne mal rein!
HEINRICH Helicoprion Stone/Edelstein (Tigerauge und Grüner Aventurin) im Hands-On
Es kommt wirklich selten vor, dass in der Uhrenwelt etwas wirklich Neues bzw. eine echte Innovation ausgetüftelt wird. Echte Pionierarbeit auf dem Gebiet der Zifferblätter aus Edelsteinen leistete aber Piaget im Jahre 1963 – mit Zifferblättern aus Lapis Lazuli, Opal, Malachit, Tigerauge und vielen weiteren. Die Produktion der Zifferblätter war ein herausfordernder Prozess, bei dem viel Material verschwendet wurde, am Ende hat sich der Aufwand aber gelohnt: Die Blätter kamen so gut an, dass eine von Piagets Modellen mit Jadezifferblatt und Goldarmband sogar am Handgelenk von Jackie Kennedy, Ehefrau des 35. US-Präsidenten John F. Kennedy, landete.
Auch Rolex entdeckte in den 70ern Edelstein-Blätter für sich: Mit der Datejust und der Day-Date hatten die Genfer bereits auffällige Goldgehäuse für die Herrenwelt salonfähig gemacht, sodass Edelsteinzifferblätter ein naheliegender nächster Schritt waren. Rolex hat damals etliche Varianten angeboten, darunter Onyx, Obsidian, Jaspis, Achat und sogar Fossilien kleiner urzeitlicher Meerestiere (Ammoniten). Rolex bot beispielsweise aus mit der Referenz 128238 eine Gelbgold-Day-Date mit Karneol-Blatt an.
Mit der Quarzkrise nahm auch der Hype um Edelstein-Zifferblätter ein vorläufiges Ende. Heute aber haben – so wie Omega mit einer Gelbgold-Seamaster mit Malachit-Blatt – einige Hersteller wieder Modelle mit Edelstein-Blättern im Sortiment.
Wie gesagt sind heute auch einige Microbrands mit solchen Zifferblättern unterwegs. Der Renner ist dabei vor allem Blauer Aventurin. HEINRICH setzt aber auf Edelsteine, die man bisher noch nicht oder nur höchstselten angetroffen hat: Eines davon ist Grüner Aventurin, den man im Gegensatz zu Blauem Aventurin deutlich seltener antrifft.
Besonders auffällig beim Aventurin-Blatt der HEINRICH Helicoprion sind neben dem tiefen, satten Grünton die (besonders bei direktem Licht) metallisch glänzenden Fragmente, die auf Einschlüsse anderer Mineralien hindeuten – unten gut zu erkennen bei den Vergleichsbildern. Das erinnert spontan an den Sternenhimmel.
Die zweite limitierte Helicoprion-Variante kommt mit einem Blatt aus Tigerauge. Tigerauge ist eine mikrokristalline, goldbraun bis dunkelbraun gestreifte Varietät des Minerals Quarz, der sich vorwiegend in Südafrika und Westaustralien finden lässt. Die Oberfläche weist einen seidenähnlichen Glanz auf, weshalb der Stein beliebt in der Herstellung von Schmuck ist. Der Edelstein soll den Träger mit den Attributen des Tigers wie Hartnäckigkeit und Mut stärken. Hört, hört!
Das Tigerauge-Blatt bei der HEINRICH Helicoprion kommt dabei mit den Tigerauge-typischen, deutlich erkennbaren horizontalen Streifen. Gefällig ist in jedem Fall, dass der Farbton nicht allzu sehr „knallt“, sondern eher ins Rotbraune geht und sehr natürlich wirkt – für Uhrenfreunde, denen klassisch-orangefarbene Uhren grundsätzlich gefallen, die bisher wegen allzu greller Orange-Töne aber von einem Kauf abgesehen haben, ist die Helicoprion Tigerauge daher möglicherweise genau richtig.
Völlig unabhängig von den heilenden oder energetischen Eigenschaften, die Tigerauge oder Grüner Aventurin aus der esoterischen Ecke zugesprochen wird (und wovon ich – pardon – wirklich so rein gar nix halte), ist die optische Wirkung eine hochwillkommene Abwechslung und bei beiden Varianten ziemlich beeindruckend.
Unten im Bild zur (bereits ausverkauften) Helicoprion mit Lapis Lazuli-Blatt sieht man übrigens gut wie die Basis für die Zifferblätter produziert wurden: Zunächst werden Blöcke im Durchmesser der Zifferblätter aus dem Edelstein herausgeschnitten, um diese anschließend in feine, dünne Scheiben zu schneiden. Der Ausschuss ist dabei, trotz moderner Produktionsmethoden, allerdings relativ hoch, wie Wolfgang mir im persönlichen Gespräch verraten hat.
Gut: Die Datumsscheibe beider Varianten ist auf die jeweiligen Zifferblattfarben abgestimmt – absolut keine Selbstverständlichkeit in dieser Preisklasse. Ein kleines “Easter Egg” ist auch die Schriftart für den “AUTOMATIK”-Schriftzug im 70er Jahre-Stil, der an die Retro-LED-Streifenschrift erinnert, die damals an Geschäfts- und Ladenfronten, Discotheken etc. für Aufmerksamkeit sorgten.
Beim Gehäuse der HELICOPRION warten ebenfalls (unverändert) 70er Jahre Töne – in Form einer Prise Gérald Genta und der Audemars Piguet Royal Oak, die anno 1972 mit charakteristischen Schrauben auf der Lünette kam. Genta fand die Inspiration für dieses Designmerkmal bei wuchtigen Bronze-Taucherhelmen.
Konkret hat die Helicoprion eine markant gebürstete Lünette mit sichtbaren Schrauben an der Oberseite an Bord. Gut: Alle Schrauben sind sauber bzw. symmetrisch ausgerichtet – das ist etwas, das oftmals nicht mal deutlich höherpreisig positionierte Hersteller wie Hublot hinbekommen. Über die Lünette hinaus ragt dezent das kratzfeste „box shaped“ Saphirglas, das sich durch die hochgewölbte Machart optisch nah an den bis zu den 70ern typischerweise zum Einsatz kommenden, stark gewölbten Kunststoffgläsern bewegt.
Das Edelstahlband kommt nach wie vor im Beads of Rice-Stil (BoR), übersetzt Reiskorn, was es auch auf den Punkt bringt: Mittig angeordnet sind je Bandglied drei feine Komponenten, die an Reiskörner erinnern. Diese Konstruktion geht auf den Genfer Hersteller Gay Freres zurück, der u.a. Bänder für Patek Philippe, Audemars Piguet & Co. hergestellt hat. Gut: die Glieder des BoR-Bandes sind verschraubt und innerhalb der Schließe, also im während des Tragens nicht sichtbaren Bereich, wartet eine schöne Perlage, die für große Liebe zum Detail spricht.
Mit Blick auf die Schließe wartet noch eine unscheinbare, aber mehr als begrüßenswerte Verbesserung: Im Review der HEINRICH Helicoprion Buzzsaw habe ich die Schließe zwar einerseits gelobt, da diese mit einer werkzeugfreien Feinjustierung kommt. Andererseits ist dieser Mechanismus nur über separate Drücker auszulösen, der dafür sorgt, dass ein „ausfahrendes“, nicht allzu hübsches Stück Stahl das Band verlängert. Hier hat HEINRICH nachgebessert und eine völlig unscheinbare Feinjustierung innerhalb bzw. auf der Unterseite der Schließe über einen „Schieber“ verbaut (siehe Bilder unten) – top!
Abschließende Gedanken
Edelstein-Zifferblätter sind mit ihren individuell verschiedenen Farben, Verläufen und Mustern eine willkommene Abwechslung in der Welt der Zeitmesser. Mit dem neuen HEINRICH-Modell gibt’s nun einen recht erschwinglichen, qualitativ hochwertigen Einstieg aus Pforzheimer Produktion in diese Welt: Die Helicoprion mit Schweizer Sellita SW200-1 in der höheren Qualitätsstufe Elaboré (+/- 7 Sek/Tag) ist ab dem 07. Februar 2025 zum Preis von 989€, direkt über heinrich.watch bestellbar. Eine Option auf ein günstigeres Miyota 9015 wie bei der Buzzsaw gibt es dieses mal allerdings leider nicht. Die erste Charge der Uhren ist schon ab Mitte Februar 2025 lieferbar.
Hier noch einige Bilder der bereits ausverkauften Varianten mit Karneol- und Lapis Lazuli-Blatt:
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Ich lach mich schlapp. Ehrlich, nice Uhr?! Was ist mit der völlig mit Schräubchen zugekleisterten Lünettte😂. Da war wohl noch einiges an Schrauben übrig im Lager…
Für mich definitiv nichts – das liegt aber nicht nur an der Schraubenflut
Hallo Mario
Die Marke/Microbrand kannte ich gar nicht. Tolle Zifferblätter. Lapiz Lazuli wäre optisch nice, aber mein Favorit ist das Tigerauge. Und jetzt kommt noch ein kleiner Einschub. Ich würde mich als weit weg von der Eso-Ecke bezeichnen, um das klar zu stellen. Analytisch/logisch. Stelle aber mit zunehmenden Alter und KI gestützten Analysen, aber auch auf Wissen von schon seit hunderten, oder länger, Jahren fest, es gibt mehr als das „sichtbare“. Nummerologie, Namens und genaue Horoskop-Analysen, gemischt mit Randaten, ergeben ein gutes und zutreffendes Bild, und nicht reine Interpretration. Und von daher kann ich mir auch gut „vorstellen“, dass einzelne Steine eine Wirkung auf Träger haben. Gering vielleicht, aber trotzdem vorhanden. Und der Analytiker in mir weiss, wissenschaftlich belegt, dass es zudem bei so Sachen auch einen „Placebo-Effekt“ gibt, sprich der Glaube daran entfacht körpereigene Mechanismen die zusätzlichen helfen können. Von daher bin ich da „offener“. Und wenn es einem optisch Freude macht, und es einen sekundären Nutzen hat, dann passt doch alles🤔😏😉☺️😁🤓.
In dem Sinne, bleibt gesund und danke dir vielmals geschätzter Mario.
Grüsse
And1
Ich habe am Donnerstags meine Helicoprion mit Lapis Lazuli Zifferblatt erhalten.
Der Kontakt und Service zu Herrn Heinrich waren super.
Die Uhr entspricht vollumfänglich der Beschreibung und wurde mit Liebe zum Detail konzipiert und hergestellt und jedes Zifferblatt ein Unikat.
Danke Mario für den ausführlichen Artikel. 😊
Sehr schöne Uhren zum fairen Preis. Danke für die Vorstellung.
Die Uhr ist für diese Art von Ziffernblätter einfach zu klein. Venezianico läßt grüßen – mit 42mm paßt das alles viel besser. Trotzdem ein farbenfroher Uhrenbericht. Esoterikfreie Saludas aus Malaga.