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Die ersten Bronze-Modelle von Gruppo Gamma stammen aus 2013, dem Gründungsjahr der unabhängigen Marke aus Singapur. Über 10 Jahre sind nicht nur eine halbe Ewigkeit im Microbrand-Kosmos – 2013 war auch noch deutlich vor dem großen, von Panerai losgetretenen Bronze-Hype (Zenith, Tudor, Oris & Co. folgten erst ein paar Jahre später). In den letzten Jahren war es allerdings relativ ruhig um neue Bronze-Modelle aus dem Hause Gruppo Gamma geworden. Nun, Mitte 2024, gibt’s aber Nachschlag – das Resultat ist die neue Peacemaker PN-19 Mk II, die so ziemlich alles mitbringt, was Uhrenfreunde mit klassischen Kampfschwimmeruhren verbinden…

Gruppo Gamma Peacemaker PN-19 Mk II Bronze (Handaufzugvariante mit kleiner Sekunde):

  • Gehäusematerial: Bronze CuSn8, gebürstet
  • Durchmesser 43 mm
  • Wasserdichtigkeit 200 Meter / 20 bar
  • Bandanstoßbreite: 24 mm
  • Horn-zu-Horn: 52,5 mm
  • Höhe: 13 mm
  • Schweizer Sellita 219-1 Handaufzugskaliber, 28.800 Halbschwingungen pro Stunde, Gangreserve 45 Stunden, Ganggenauigkeit +/-12 Sekunden/Tag
  • Multifunktionswerkzeug zum Wechseln des Armbands
  • Lieferumfang: Ersatzfederstege, Reiseetui
  • Kastenförmiges Saphirglas, entspiegelt
  • Sichtboden aus Saphirglas
  • Verschraubte Krone
  • Zifferblatt in Sandwich-Konstruktion, grün dégradé
  • Super-LumiNova, Farbe „Old Radium“
  • Kautschukband, grün, Länge 130*80mm, Breite 24*22mm, Bronze-Schließe
  • Ab 899€ über den niederländischen Fachhändler Mi-Watch (mehr dazu am Ende des Artikels)
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Gruppo Gamma Peacemaker PN-19 Mk II Bronze

Gruppo Gamma-Initiator Naoki ist seinem Markenkern stets treu geblieben: Die Microbrand steht wie keine andere für wuchtige Kampfschwimmer-Uhren im Retro-Design und gilt als hochwertige, erschwingliche Alternative zu Panerai. Kein Zufall: Gruppo Gamma wurde nach den gleichnamigen italienischen Kampfschwimmern benannt: Die Decima Flottiglia MAS (auch bekannt als Xª MAS oder La Decima) war eine italienische Spezialeinheit der Marine, die während des Zweiten Weltkriegs bekannt wurde. Ursprünglich 1938 als Eliteeinheit zur Durchführung von Sabotageaktionen gegen gegnerische Schiffe gegründet, spielte die Xª MAS eine entscheidende Rolle im Mittelmeerraum. Einer der berühmtesten Einsätze der Xª MAS war der Angriff auf die britische Flotte im Hafen von Alexandria: Sechs Taucher, die auf bemannten Torpedos (sogenannten „Maiali“, deutsch „Schweine“) reiten, drangen in den Hafen ein und platzierten Sprengsätze an den Rümpfen der Schlachtschiffe HMS Valiant und HMS Queen Elizabeth. Beide Schiffe wurden schwer beschädigt, was die britische Marine im Mittelmeer erheblich schwächte.

Wie bereits Eingangs erwähnt kommt die Gruppo Gamma Peacemaker PN-19 Mk II Bronze mit allem, was Freunde klassischer Kampfschwimmeruhren lieben…

Sandwich-Design? – Check!

Die extragroßen arabischen Ziffern auf den vier Himmelsrichtungen waren historisch betrachtet eine der vielen Anforderungen der italienischen Marine an die Zeitmesser für ihre Kampftaucher.

Ziffern und Indizes sind dabei im Sandwich-Design gestaltet. Sprich: Sie sind „ausgeschnitten“ bzw. “schabloniert”, damit die darunter liegende Schicht Leuchtfarbe zum Vorschein kommt (im Falle der hier vorgestellten Gruppo Gamma PN-19 passenderweise Super-LumiNova in der Farbe “Old Radium”). Sandwich-Zifferblätter wurden erstmals in den 1930er Jahren mit der Panerai Radiomir Kampftaucheruhr für die Königliche Italienische Marine (z.B. Ref. 3646) eingeführt, um das Ablesen im Dunkeln noch weiter zu verbessern.

Spannend ist, dass die ersten Gehversuche von Panerai im Sandwich-Design aus drei Schichten bestand: Bei Zifferblättern waren das obere und das untere Zifferblatt durch eine transparente Plexiglasscheibe verbunden, um das Leuchtmaterial (damals ziemlich gefährliches Radium) zu schützen. Durchgesetzt hat sich aber die zweilagige Konstruktion: Eine große Menge Radium-Leuchtmasse wurde unter einer transparenten Kunststoffschicht eingekapselt, die wiederum zwischen zwei Metallschichten gehalten wurde, um Verformungen zu vermeiden. Die obere Scheibe bestand aus eloxiertem Aluminium und hatte perforierte Ziffern und Indizes, durch die das leuchtende Material hindurchscheinen würde. Durch diese Konstruktion erhielten die Ziffern bei 6 und 9 ihr charakteristisches Aussehen mit den “offenen Schleifen”.

Die Idee des Sandwich-Zifferblatts war übrigens nicht grundsätzlich neu: Longines hatte bereits 1936 ein sehr ähnliches Zifferblatt in seinem Chronographen 13ZN eingeführt.

Ob die Leuchtkraft nun wegen der Sandwich-Konstruktion wirklich so viel besser ist, sei mal dahingestellt. So oder so sorgt der Sandwich-Stil aber für eine gewisse Tiefe auf dem Zifferblatt, wodurch die Optik aufgewertet wird. Abgerundet wird das Zifferblatt der Gruppo Gamma PN-19 von einem dezenten Degradé-Effekt, also einem Farbverlauf vom meiner Meinung nach perfekt getroffenen bzw. hervorragend zu Bronze passenden Grünton im Zentrum hin zu Schwarz am Zifferblattrand. Das Saphirglas im “box-shaped”-Design wölbt sich wunderschön über den Rand und unterstreicht so den Effekt.

Kleine Sekunde? – Check!

Die Tage des ETA Unitas-Kalibers bei Gruppo Gamma sind gezählt – nachdem das Werk beispielsweise noch bei der Edelstahlvariante der Gruppo Gamma Peacemaker Mk II zum Einsatz kam, ist das Lager bei Gruppo Gamma offenbar so weit erschöpft, dass die Restbestände als Ersatzteile herhalten müssen. Macht aber nix, denn die Microbrand ordert für die hier gezeigte Handaufzugs-Variante mit kleiner Sekunde einfach die naheliegendste Alternative aus der Schweiz: das Sellita SW219, das gegenüber dem ETA Unitas auch eine zeitgemäße Frequenz mitbringt (28.800 bph vs. 18.000 bph), was sich positiv auf die langfristige Ganggenauigkeit auswirken kann, da äußere Einflüsse wie Stöße einen geringeren Einfluss haben.

Übrigens: Das SW219 ist mit einem Durchmesser von 25,6mm wesentlich kleiner dimensioniert als beispielsweise das ETA 6498-1 mit 36,6mm. Gruppo Gamma hat daher nach einer Möglichkeit gesucht, das Kaliber dennoch sinnvoll durch den Saphirglasboden zur Schau zu stellen, ohne dass es dabei “popelig” im Vergleich zum wuchtigen Durchmesser des Bronzegehäuses (43 mm) aussieht. Die Lösung ist dabei ein zusätzlicher Ring in Antik-Optik – eine einfache, aber meiner Meinung nach eine coole Idee, die vor allem zündet, wenn auch das Gehäuse ordentlich Patina angesetzt hat. Mit 0 s/d ist das Kaliber in der mir vorliegenden Testuhr absolut perfekt feinreguliert (Reglage).

Und da sind wir auch schon beim wesentlichen Punkt, dem klassisch-kissenförmigen Gehäuse aus der Legierung CuSn8, die mit Abstand am häufigsten eingesetzte Bronzelegierung bei Uhrengehäusen, bestehend aus 92% Kupfer und 8% Zinn. Dadurch setzt Gruppo Gamma bewusst auf ein Material, das sich bei regelmäßigem Tragen über die Wochen, Monate und Jahre stark durch Patinabildung verändert – anders als hin und wieder bei Uhren zum Einsatz kommende Bronze mit Aluminium-“Beimischung” (siehe zum Beispiel Tudor Black Bay Bronze) oder Uhren mit einer bronzefarbenen Beschichtung (siehe zum Beispiel Hanhart Primus Nautic Pilot Bronze). Dazu aber gleich mehr.

Da Gruppo Gamma seit je her einen konsequenten Schwerpunkt auf Taucheruhren im Kampfschwimmer-Stil hat, passt Bronze thematisch perfekt. Denn: die Kupfer-Zinn-Legierung ist meerwasserbeständig und wird daher beispielsweise häufig im Schiffs- und Bootsbau verwendet, unter anderem für Schiffsschrauben. Auch Tauchequipment wie Helme wurden früher aus Bronze gefertigt.

Möglich wird die Meerwasserbeständigkeit durch den Kupferanteil in der Bronzelegierung, die unter atmosphärischen Bedingungen eine stabile Schutzschicht ausbildet. Die exakte chemische Zusammensetzung einer Bronze-Patina ist dabei stark abhängig davon, wo man sich befindet: In Meeresnähe beispielsweise enthält sie deutliche Anteile an basischem Kupferchlorid (dazu gleich mehr). Je nach Zusammensetzung der Atmosphäre können so zahlreiche Verbindungen entstehen, die sich auch deutlich an unterschiedlichen Farben an der Oberfläche des Bronze-Gehäuses erkennen lassen. 

Gut gealtert: Das Bronze-Gehäuse der Gruppo Gamma Bronze nach knapp zwei Wochen Strand und Meer

Ich habe die Gruppo Gamma PN-19 für knapp zwei Wochen regelmäßig an den Strand von Kreta ausgeführt. Wenig überraschend bildete sich die beschriebene charakteristische Patina auch bei der PN-19 aus – und zwar erstaunlich fix: Vorher-nachher-Vergleich gefällig?

So sah das Bronzegehäuse zunächst direkt nach dem Auspacken aus – ein paar zarte Patina-Spuren sind schon zu erkennen:

Nun kommen wir im Detail zu den Nachher-Bildern: Auf diesen ist deutlich eine allgemeine Dunkelfärbung sowie markant-grünliche Patina-Spuren in Eckbereichen wie insbesondere im Bereich der Hörner zu erkennen – ein mehr als bemerkenswerter Unterschied für nicht mal zwei Wochen, wie ich finde, zumal ich die Gruppo Gamma PN-19 im Wechsel mit einem anderen Diver getragen und nach dem Strandbesuch auch stets mit Süßwasser und Seife abgespült habe.

Dass die Patina grünlich wirkt, ist kein Zufall: In der Atmosphäre am Strand des kretischen Meers gibt es eine hohe Konzentration von Salzen, insbesondere Natriumchlorid (NaCl), das aus dem Meerwasser stammt. Zudem fördert die feuchte Luft in der Nähe des Meeres Korrosionsvorgänge. Dabei reagiert Kupfer mit Sauerstoff und bildet Kupferoxid (Cu₂O).

Das in der Luft vorhandene Salz (hauptsächlich Chlorid-Ionen) reagiert mit dem Kupferoxid und bildet Kupferchlorid (CuCl₂). In der feuchten Umgebung kann dieses Kupferchlorid weiter reagieren und zu Kupferhydroxidchlorid (Cu₂(OH)₃Cl) werden, das eine grünliche Farbe hat. Auch das Kohlendioxid (CO₂) in der Luft reagiert mit dem Kupfer und bildet Kupferkarbonate, wie zum Beispiel Malachit (Cu₂CO₃(OH)₂) und Azurit (Cu₃(CO₃)₂(OH)₂), die ebenfalls grün bis blaugrün erscheinen.

Die grünliche Farbe der Patina ist also das Ergebnis verschiedener chemischer Reaktionen zwischen dem Kupferanteil in der Bronze und den verschiedenen Bestandteilen der Mittelmeeratmosphäre.

Gut zu wissen: Die Patina dient wie eine beständige Schutzschicht, die vor Korrosion schützt. Dadurch werden auch feine Kratzer, zum Beispiel durch Kontakt mit Sand, mit der Zeit überdeckt. Oder mit anderen Worten: Bei Beschädigung bildet sich die Patina-Schutzschicht einfach neu.

In jedem Fall bin ich insbesondere aus optischen Gründen großer Fan von Patina bei Bronze-Uhren, vor allem bei Divern – mehr Toolwatch geht eigentlich gar nicht und die Uhr bekommt über die Zeit einen tollen individuellen Charakter. Wer etwas nachhelfen will, dem empfehle ich noch diese Lektüre:

Ausprobiert: Turbo-Patina für Bronze-Uhren mit Hausmitteln erzeugen – und wieder reinigen

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Abschließende Gedanken

Die Peacemaker PN-19 Mk II Bronze ist eine Gruppo Gamma in Reinkultur in gewohnt hoher Qualität (ich lade noch mal dazu ein insbesondere die Nahaufnahmen des Zifferblattes zu betrachten – hier zeigt sich auch auf Makroebene absolute Detailperfektion, die keine Selbstverständlichkeit in dieser Preisklasse ist). Das Bronze-Kissengehäuse passt außerdem perfekt zur Kampfschwimmeruhr – es verwundert daher doch etwas, dass Gruppo Gamma so lange mit einer neuen Version auf sich warten lassen hat. Kurzum: Wer so manchen Irrweg von Panerai nicht mitmachen will und Hommagen gegenüber aufgeschlossen ist, der wird an Gruppo Gamma viel Freude finden.

Die hier gezeigte Variante mit kleiner Sekunde liegt preislich bei 1149 Euro. Die Varianten mit zentralem Sekundenzeiger oder ohne Sekundenzeiger sind mit 999€ etwas günstiger (diese werden übrigens mit ETA-Automatikkalibern angetrieben). Mit dem Code “CHRONONAUTIX” lassen sich noch 10% sparen, sodass die günstigste Variante ziemlich genau 899€ kostet. Gut: Da der Gruppo Gamma-Fachhändler Mi-Watch in den Niederlanden sitzt, braucht man sich logischerweise nicht mit Zoll und dergleichen rumstressen.

Übrigens: Mit der neuen Vanguard Mk II steht ein brandneues Gruppo Gamma-Modell mit Forged Carbon-Zifferblatt, Kaliber Miyota 9000, moderner Typographie und Kronenschutz á la Panerai in den Startlöchern, das bei Mi-Watch über eine Anzahlung mit Vorbesteller-Rabatt für insgesamt 669€ geordert werden kann (späterer Preis: 849€). Die Auslieferung ist für Ende 2024 geplant.

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3 Kommentare
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Chris
24 Tage zurück

Grüsse dich Mario
Danke für den Bericht und die gewohnt tollen Fotos! Ich habe die gleiche GG Bronze und kann deinen Worten nur beipflichten.
Ein kleiner Schönheitsfehler ist die Beschriftung auf dem rückseitigen Ring bei meiner Uhr:
statt swiss hand-wound steht dort swiss automatic, obwohl eindeutig das Sellita SW219 verbaut ist… Ich habe wohl eines der ersten Exemplare erwischt.
Beste Grüsse
Chris

THOR
24 Tage zurück

Hallo Mario,
Zu der Uhr gibt es wenig negatives zu sagen!
Die Farben sind sehr harmonisch zum Gehäuse passend!
Das “historische Vorbild”Schön umgesetzt aber abweichend!
Einzig der hohe Preis für vergleichbare “Hommagen”wie zb.Steeldive
ist zu hoch angesetzt!
Der Name hört sich an wie eine italienische Modemarke! ;-/
Das Ziffernblatt in:”Petrol/Degrade”hätte ich mir lieber in Oliv gewünscht!
Ein zweiteiliges Zulu mit rosegoldener Hardware,würde der Uhr Gut stehen!
Den “Peacemaker-Schriftzug”finde ich ebenfalls etwas unpassend!
mfG
THOR

Thomas Graf-Backhausen
26 Tage zurück

Als gute Alternative zu Pan eindeutig die bessere Variante.