Das VANDAAG-Duo Malte und Tim sind die Köpfe hinter einer der wenigen norddeutschen Uhrenmarken. Da ich selbst aus Norddeutschland, aus der „Weltstadt“ Achim bei Bremen, stamme freue ich mich natürlich umso mehr, wenn es Neuigkeiten aus meiner alten Heimat gibt.
Mit der nordisch-unaufgeregt gestalteten Baas (mit Sellita SW200-1 an Bord) lanciert der Oldenburger Hersteller Anfang 2025 schon sein siebtes Modell, das die besonnene Designsprache von VANDAAG fortführt. Einen Prototypen der Baas konnte ich schon im Rahmen eines Schnacks mit Malte und Tim im Februar auf der kleinen Uhrenmesse in Bad Iburg begutachten – und nun auch im Detail.
Tipp: Ein Video-Review zum Modell gibt’s hier:



Eckdaten VANDAAG Baas:
- Durchmesser 40mm
- Höhe 9,35mm ohne Glas, 12,05mm inklusive Glas
- Horn-zu-Horn 46,50mm
- Bandanstoß 20mm
- dreiteiliges 316L Stahlgehäuse, handpoliert und gebürstet
- Wasserdicht bis 10 atm bzw. 10 bar
- massiver Schrauboden, Saphirglaszentrum
- individuelle Seriennummer limitiert auf 300 Stück je Farbe
- Saphirglas, doppelt gewölbt, zwei auf der Innenseite entspiegelt
- Zifferblatt gewölbt, Sonnenschliff, applizierte Indizes, Farben: Harmonie (Grün), Ruhe (Blau), Balance (Warmtitan), Impuls (Rot), Polar (Eisblau), Eleganz (Silber) und Gold-Kraft (Gold-Anthrazit)
- Leuchtmasse NCW100 (hellblau)
- Sellita SW200-1 Elaboré (modifiziert), Gangreserve 42 Stunden
- Edelstahlband 316L Edelstahl, 5-gliedrig massiv, 3.50mm hoch, Wechselglieder durch Schrauben fixiert, Glieder in zwei Längen (7x 7,00mm und 2x 10,50mm) zur idealen Einpassung, Schmetterlingsschließe, Doppeldrücker, Schnellwechselfedersteg
- Alternativ: Hirschlederband, verjüngend auf 18,00mm, Dornschließe, Schnellwechselfederstege
- Preis: 699€ am Hirschlederband bzw. 749€ am Stahlband während der Vorbestellerphase im April 2025 (danach +100€).
VANDAAG Baas im Test
Eine klassische Microbrand ist die Marke mit dem plattdeutschen Namen für “heute” nicht: Malte ist der Geschäftsführer eines langjährigen Familienbetriebs zur Produktion von Private Label-Uhren (Handelsmarken) und bekommt dort Unterstützung von Tim als Vertriebsleiter. Die beiden sind schon lange für Marken rund um den Globus tätig, zum Beispiel hinsichtlich Design, Produktion und Service. Der Schritt zu einer eigenen Marke, den Malte und Tim vor ein paar Jahren mit VANDAAG gegangen sind, war wohl nur eine Frage der Zeit.
Die nordische DNA des neuen Modells von VANDAAG fängt schon beim Modellnamen an: Auf Plattdeutsch bedeutet „Baas“ so viel wie Chef, Meister oder Vorgesetzter. Es kann sich auf den Chef in einem Betrieb, einen Handwerksmeister oder allgemein eine Respektsperson beziehen. In manchen Regionen kann es auch einfach „kluger Kopf“ oder „tüchtiger Mensch“ bedeuten. Je nach Dialekt kann die Bedeutung leicht variieren. In Norddeutschland und den Niederlanden ist „Baas“ ebenfalls als Bezeichnung für einen Vorgesetzten oder jemanden mit Autorität geläufig.
Mehr über VANDAAG gibt es hier, inklusive Interview


Im Folgenden schauen wir uns die Baas Harmonie (Grün) auf dem Hirschlederband und die Gold-Kraft (Anthrazit-Schwarz) am Stahlband näher an. Gemeinsam haben alle Modellevarianten ein wunderschönes Zifferblatt, das angenehm aufgeräumt ist und komplett Frei von Gedöns ist, wie die Norddeutschen zu sagen pflegen. Ins Auge sticht insbesondere, dass das Blatt zum Rand hin stark nach unten gewölbt ist und auch die Zeiger folgen diesem Schwung. Das Saphirglas auf der Oberseite ist zudem doppelt gewölbt und unterstreicht die Wölbung des Zifferblattes zusätzlich.
Zur schnörkellosen Zifferblattgestaltung gesellt sich ein Klecks Sportlichkeit hinzu – in Form eines roten Datumsfensters, das eine willkommene Akzentuierung auf dem Zifferblatt darstellt. Schön: Durch die Anordnung des Datums auf „6 Uhr“ ist das Zifferblatt absolut symmetrisch.
Mit dem Zifferblattdesign der Baas erhält die VANDAAG-Kollektion zum ersten Mal rechteckige, applizierte Strichindizes, gefüllt mit der blauen Leuchtmasse NCW1000 vom japanischen LumiNova-Erfinder Nemoto (bis dato hatten VANDAAG-Zifferblätter stets arabische Ziffern oder Punktindizes). Auch den dezenten Sonnenschliff sehen wir erstmalig bei einem Modell von VANDAAG.



Hinsichtlich der Farben traut sich VANDAAG im Vergleich zu vorherigen Modellen etwas mehr zu: Neben Farben, die wir bereits von anderen VANDAAG-Modellen kennen, wie
- Harmonie (Grün – wie hier im Artikel gezeigt),
- Gold-Kraft (Gold-Anthrazit – wie hier im Artikel gezeigt),
- Ruhe (Blau) und
- Balance (Warmtitan)
gesellen sich nun auch noch
- Impuls (Bordeauxrot),
- Polar (Eisblau) und
- Eleganz (Silber) hinzu (eine Übersicht gibt’s am Ende des Artikels).
Tatsächlich war insbesondere die hier gezeigte Variante Harmonie farbtechnisch schwer „einzufangen“, der Ton kippt – je nach Lichteinfall – oft ins bläuliche oder petrolfarbene. Grundsätzlich ist ein solcher Effekt bei einem Sonnenschliffblatt nicht unnormal, das habe ich in dieser krassen Form aber glaube ich noch nirgendswo gesehen und es hat richtig viel Laune gemacht die verschiedenen Farbeinschläge in Abhängigkeit des Lichteinfalls zu entdecken.


Angetrieben wird die Baas von einem Schweizer Sellita SW200-1 in der höheren Qualitätsstufe Elaboré, die per se eine Ganggenauigkeit von +/-7 Sekunden pro Tag garantiert und eine Incabloc-Stoßsicherung an Bord hat. Die VANDAAG-Uhrmacherin Carina legt außerdem an jedem Kaliber noch mal zusätzlich Hand an, um die Uhren zusätzlich feinzuregulieren und so die Ganggenauigkeit weiter zu verbessern (Reglage).
Da es sich bei den beiden hier gezeigten Baas-Modellen um Prototypen handelt, ist der Rotor übrigens noch nicht ganz final: Die Baas wird mit einem neuen, anthrazitfarbenen Rotor kommen, dessen eingraviertes Vandaag-„V“ mit Super-LumiNova-Leuchtmasse in der Farbe BGW9 gefüllt sein wird, die bei Tageslicht einen weißen Farbton aufweist und bei Dunkelheit zu einem hellen Blauton einfärbt – eine nette Spielerei, wie ich finde. Wie bereits erwähnt, wird das Kaliber ferner durch eine eigene VANDAAG-Datumsscheibe in rot modifiziert.




Das Gehäuse kommt aus gebürstetem Edelstahl mit einer polierten Fase rund um die mit ca. 3 mm eher breiter dimensionierte Lünette. Die sonstigen allgemeinen Dimensionen, ein Durchmesser von 40,00 mm und ein Horn-zu-Horn-Maß von 46,50mm, dürften auch Herren mit schmaleren Handgelenken (und vielleicht auch die eine oder andere Dame) ansprechen.
Mit nur 9,3mm ist die Baas nicht nur die flachste Automatikuhr aus dem Hause VANDAAG, sondern auch im Vergleich mit dem Wettbewerb – und damit auch gut dafür geeignet bei Bedarf unter dem Hemdärmel verschwinden zu können (zum Vergleich: Die VANDAAG Tiefsee kommt auf knapp über 12 mm Bauhöhe, die Bruno Söhnle Turin Automatik auf 11,8 mm; die DUG Purist liegt bei 10,95 mm). Trotz der kompakten Gehäuseabmessungen ist die Wasserdichtigkeit mit 10 bar alltagstauglich (Uhr darf zum Schwimmen am Arm bleiben) – keine Selbstverständlichkeit für eine Uhr diesen Typs.



Eine weitere Neuheit ist das gebürstete, massive, fünfgliedrige Stahlband, das an Jubilee-Bänder erinnert und sich schön ergonomisch und angenehm dem Handgelenk anschmiegt. Wie man es von VANDAAG kennt, sind außerdem Schnellwechselfederstege an Bord, sowohl beim Leder- als auch am Stahlband. Das Stahlband hat ferner verschraubte Glieder, was alles andere als eine Selbstverständlichkeit in dieser Preisklasse ist. Eine nette Eigenschaft, die man zwar nur im geöffneten Zustand der Schließe sieht, aber für viel Liebe zum Detail spricht, ist die Perlage im Innenbereich:




Optional steht auch ein Hirschlederband zur Auswahl, das unglaublich weich und flexibel ist. Normalerweise bin ich kein Freund von Lederbändern, bei diesem hier mache ich aber gerne eine Ausnahme. Ich habe wirklich selten in dieser Preisklasse (und weit darüber hinaus) so ein extrem wertiges Band in der Hand gehabt. Zu beachten ist noch, dass die Oberfläche des hier gezeigten Prototypenbandes noch etwas matter wird und auch Schnellwechselfederstege werden mit an Bord sein.

Abschließende Gedanken
Mit der Baas gehen die Oldenburger den gewohnt nordisch-unaufgeregten Weg weiter, den sie mit Modellen wie der Klaar oder der Tiefsee bereits eingeschlagen haben. Die VANDAAG Baas ist dabei sicherlich keine Design-Revolution – die Oldenburger zeigen mit ihrer großen Erfahrung aber ein ums andere mal wie eine rundum gelungene und bis zum Ende durchdachte, stimmige Uhr auszusehen hat. Und mit dem markanten roten Datum (das man optional aber auch „herauskonfigurieren“ kann, warum auch immer man das tun sollte 🙂 ), hat die Baas außerdem das VANDAAG-typische „Markenzeichen“ an Bord.



Die Baas steht ab dem 1. April 2025 zum Vorverkauf. Allzu viel Geduld braucht man aber nicht, denn die Lieferung soll schon Ende Mai bzw. Anfang Juni 2025 erfolgen. Im April hat die Baas einen vergünstigten Vorbestellerpreis mit 699,- € am Hirschlederband sowie 749,- € am Stahlband. Da Uhren mit Schweizer Sellita-Kaliber für deutlich unter Tausend Euro heute nicht mehr allzu oft zu bekommen sind, ist das preislich durchaus eine Ansage. Ab dem 1. Mai kostet die Baas dann regulär 799€ bzw. 849€, was ebenfalls durchaus fair ist.


Abschließend noch alle Varianten in der Übersicht:






















Tipp: Ein Video-Review zum Modell gibt’s hier:
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Darüber hinaus freue ich mich über Kommentare immer sehr (Kommentare werden in der Regel innerhalb kurzer Zeit geprüft und freigeschaltet). Vielen Dank!
Malte und Tim mögen wirklich nette Kerle sein, aber die Uhren sind (und ich habe sie mir wirklich lange und intensiv angeschaut) so laaaangweilig – und dann noch dieses, höflich ausgedrückt, von Rolex inspirierte Stahlband – da ist aber auch gar nichts, man könnte auch sagen, überhaupt nichts, was ich an diesen Uhren irgendwie interessant finde. Wie ein Frosch im Gemüsebeet – ganz nett (allerhöchstens), aber nicht erstrebenswert. Sorry, aber sisso.