Der in der Schweiz (ursprünglich in Italien) ansässige Taucheruhren-Spezialist Squale hat erneut mit dem Microbrand-Shop Chronofactum zusammengearbeitet, um ein neues Modell zu kreieren. Auf das Endprodukt, eine (historisch „legitime“) Hommage an die Blancpain Fifty Fathoms 3H BUND (RPGA3 Bw) für die Kampfschwimmer der Bundeswehr in den 70ern, haben dabei erneut Uhrenfreunde aus dem Uhrforum Einfluss nehmen können…
Eckdaten Squale X Chronofactum 1521 UCB:
- Sellita SW200 Spécial (Elaboré), Date- oder NoDate-Version, keine Ghost-Date-Position, 26 Steine, 38 Stunden max. Gangreserve, 28.800 Halbschwingungen/h
- 316L-Edelstahl, gebürstet mit polierten Fasen
- Wasserdicht 50 ATM / 500m
- Verschraubte Krone
- Saphirglas, doppelt entspiegelt
- Verschraubter Gehäuseboden mit Säuregravur und Limitierungsnummer
- Einseitig drehbare, einrastende Lünette, 120 Klicks
- Lünetteninlay aus Aluminium, PVD-Beschichtet (Beretta-PVD)
- Durchmesser: 42mm
- Höhe: 12,5mm
- Horn-zu-Horn: 48mm
- Bandanstoßbreite: 20mm
- Weißes Schweizer Super-LumiNova C1
- Preis: Ab 1490€, direkt über chronofactum.com (Squale 1521 UCB Date und NoDate)
Squale X Chronofactum 1521 UCB im Test
Die hier vorgestellte Squale X Chronofactum 1521 UCB ist, genau wie die Squale 1521 Bianco Chronofactum Special Edition von 2022, zusammen mit dem im oberbayerischen Rosenheim ansässigen Online-Shop Chronofactum entstanden, dessen Schwerpunkt eher ungewöhnlich ist: Anstelle der klassischen, „großen“ Uhrenmarken konzentriert sich Tom, der Kopf hinter Chronofactum, auf Microbrands, also kleinere und unabhängige Uhrenmarken, die seit einigen Jahren die Karten im Uhren-Universum neu mischen.
Tom hat dabei für die neue Squale 1521 UCB im Sinne von Co-Creation aktiv Input im größten deutschen Uhrforum eingeholt und in die finale Uhr einfließen lassen – irre: über 1500 Posts sind in nur 6 Monaten zusammengekommen. Das Interesse an der Uhr ist beachtlich und natürlich reduziert ein solcher Ansatz massiv das Risiko für einen Fehlschlag, denn die Uhrenfreunde im Forum haben viele Detail-Ideen eingebracht, die ursprünglich gar nicht vorgesehen waren – so wie das eingekreiste „C1“ als Hommage an „3H“ bei der historischen Taucheruhren-Vorlage aus den 70ern (dazu gleich mehr) sowie den „Fifty Atmos“-Schriftzug unter dem Squale-Schriftlogo (na, wer errät mit den vorliegenden Informationen, für was „UCB“ steht?).
Gehen wir zunächst noch mal ein paar Jahrzehnte zurück und tauchen kurz in die Geschichte von Squale ein: Die Firma Squale hat seit je her einen klaren Fokus auf Taucheruhren. Ausflüge in die Welt der Fliegeruhren oder dergleichen findet man bei Squale nicht – aus historischen Gründen, denn das spezialisierte Mutterhaus Von Büren produzierte ab 1960 hochwertige Taucheruhrengehäuse für andere Uhrenhersteller. Auf der Grundlage wurden auch die ersten Modelle unter der Marke „Squale“ ab 1962 auf den Markt gebracht.
Insbesondere das 1521er-Gehäuse war damals das Aushängeschild von Squale/Büren – die Nummer leitet sich dabei von der Seriennummer ab, die Von Büren diesem Gehäuse in den 1960er Jahren gab. Die Von Büren-Kundschaft für Taucheruhrengehäuse im Allgemeinen und das 1521er im Speziellen war ziemlich prominent besetzt – darunter war auch Rayville SA, Montres Blancpain, Villeret.
Ein unter Vintage-Sammlern besonders beliebtes Blancpain-Modell mit 1521-Gehäuse ist die unter dem Namen Fifty Fathoms 3H BUND bekannte „Taucheruhr für schiffstechnischen und allgemeinen Taucherdienst in der Bundeswehr“ (Zitat vom Originaldokument, siehe unten). Dieses wurde 1976 eingeführt und im besagten Von Büren-Gehäuse tickte ein Incabloc-stoßgesichertes ETA-Kaliber CD 2873 mit 36 Stunden Gangreserve. Auf dem Gehäuseboden war die Nato-Lagernummer 6645-12-171-4162 (NSN) verewigt.
Die Druckfestigkeit des 1521-Gehäuses beträgt damals wie heute übrigens 50 Atmosphären (atm) bzw. 50 bar – so viel wollte die Bundeswehr aber spannenderweise gar nicht haben: 10 bar sollten laut offizieller Spezifikation ausreichen (siehe unten). Der Grund dahinter war simpel: Die Uhren waren für Soldaten angedacht, die in eher geringen Tauchtiefen unterwegs sind, also für Kampftauchgänge und Minenräumungsmissionen.
Bis heute ist das 1521er-Gehäuse eine tragende Säule im Squale-Sortiment und es kommt daher auch (wenig überraschend) bei der neuen Chronofactum-Sonderedition zum Einsatz. Charakteristisch ist dabei vor allem die hängende Krone auf “4 Uhr”, die in dieser weniger „exponierten“ Position besser geschützt ist und gleichzeitig den Handrücken schont sowie die eher kompakten Hörner. Im Falle der Squale 1521 UCB kommt als Oberflächenbearbeitung eine feine Satinierung in Kombination mit einer polierten Fase zum Einsatz, die sich wunderbar mit dem polierten Lünettenring ergänzt.
Ein wesentliches Merkmal der damaligen Blancpain-Kampfschwimmeruhr und auch der Squale X Chronofactum 1521 UCB ist die Lünette, die minimalistisch ausfällt: Gemäß der Spezifikation der Bundeswehr, die auch eine Zeichnung der Uhr beinhaltete, sollten die „RPGA3 Bw“-Uhren damals einen einfachen „Zeiteinstellring“ mit Stahlrahmen und Acryleinsatz haben, die nur ein Tritiumdreieck zur Markierung der verstrichenen Zeit an Bord hatte.
Bei der Squale X Chronofactum 1521 UCB kommt das von poliertem Edelstahl ummantelte Lünetteninlay mit einer PVD-Beschichtung, also einer Beschichtung auf Basis des Physical Vapor Deposition-Verfahrens zur Aufbringung von sehr dünnen und gleichzeitig relativ widerstandsfähigen Schichten auf Metalloberflächen. Der Lieferant ist dabei eine italienische Firma, die auch den bekannten italienischen Waffenhersteller Beretta beliefert. Schade dennoch, dass kein mattes (kratzfesteres) Keramikinlay zum Einsatz kommt. Das Leuchtdreieck ist – nach heutigen Maßstäben wenig überraschend – aus Super-LumiNova.
Dass die Lünette so minimalistisch ausfällt, hat übrigens einen einfachen, ganz pragmatischen Grund: Das Modell wurde wie bereits erwähnt vor allem für die Kampftaucher der Bundeswehr entwickelt. Ab den 1960ern stellte die Bundeswehr zunehmend auf Kreislauftauchsysteme (Rebreather) um, die Soldaten brauchten daher Uhren, die für längere Tauchgänge verwendet werden konnte. Mit anderen Worten konnten die Tauchgänge mehrere Stunden dauern, sodass Tauchzeitmarkierungen im Minutenbereich einfach nicht sinnvoll waren.
Hier das original Spezifikationsblatt der Bundeswehr zur „Taucheruhr Blancpain Fifty Fathoms RPGA3 Bw“ (Quelle: Konrad Knirim):
Damals wie heute kommt das 1521er-Gehäuse mit einem sportlichen Durchmesser – bei der Squale UCB sind’s exakt 42 mm und damit 1 mm mehr als beim historischen Vorbild (48 mm Horn-zu-Horn). Mit 12,5 mm Höhe wirkt die 1521 UCB noch einen Tick größer am Handgelenk.
Wie es sich für eine robuste Taucheruhr gehört, übertrifft die Wasserdichtigkeit die damals geforderten 10 bar – und zwar bei weitem: Die Squale X Chronofactum 1521 UCB kommt standesgemäß auf satte 50 atm / 50 bar Wasserdichtigkeit, die auch für professionelle Tauchausflüge mehr als ausreichend sind (ob man das als Otto-Normal-Uhrenfreund nun braucht oder nicht, sei mal dahingestellt).
Immer Inneren des Gehäuses leistet das Schweizer Standardkaliber SW200-1 von der Sellita SA seine Dienste – eine naheliegende Wahl in dieser Preisklasse. Als i-Tüpfelchen kommt das Kaliber dabei in der höheren Qualitätsstufe Spécial (Elaboré) mit Incabloc-Stoßsicherung und einer Ganggenauigkeit von 7 ±7 s/d.
Ins Auge sticht bei der Squale 1521 UCB insbesondere natürlich auch das eingekreiste, rote „C1“ – auch das ist eine Hommage an die Blancpain Fifty Fathoms 3H BUND, die mit einem 3H-Schriftzug als Hinweis auf die damals gängigerweise verwendete Leuchtmasse auf Basis von Tritium (3H für das chemische Symbol des Wasserstoff-Isotops) kam. Heute kommt bei der Squale 1521 UCB natürlich Super-LumiNova zum Einsatz, konkret in der Farbe C1, die bei Tageslicht einen neutralen reinweißen Farbton auf. Allerdings kommt C1 auf deutlich weniger Leuchtkraft als BGW9 (BGW9 wiederum ist auf fast demselben höchsten Niveau wie C3 und ist ebenfalls bei Tageslicht weiß). Fun Fact am Rande: das umkringelte C1-Symbol als „Farbtupfer“ war ursprünglich bei der 1521 UCB gar nicht angedacht, sondern eine weiß-rote Diver-Down-Flagge – aufgrund des Inputs im Uhrforum kam es aber zu dieser Änderung, die ich persönlich sehr begrüße.
Ein weiteres charakteristisches Merkmal der 1521 UCB sind die markanten, rechteckigen Stundenindizes in Verbindung mit einem kräftig orangefarbenen, Minutenzeiger, der sich durch sein fast schon neonfarbiges Erscheinungsbild optisch deutlich vom weißen Stundenzeiger abhebt. Die Indizes werden dabei durch das auf Hochglanz polierte Rehaut auf das Saphirglas gespiegelt – ein außergewöhnlicher Effekt, der sich wunderbar mit dem Rand der polierten Lünette ergänzt.
Fun Fact am Rande: Das historische Vorbild hatte tatsächlich einen roten Zeiger, der aber über die Jahrzehnte ausgeblichen ist und bei Vintage-Uhren heute oftmals orange wirkt (Bildquelle 1, Bildquelle 2).
Zur Auswahl steht eine Variante mit weiß umrandetem Datumsfenster auf „3 Uhr“ (weiße Datumsscheibe, passend zu den weißen Indizes) und eine Variante ohne Datum. Im Sinne der Symmetrie und da ich persönlich gerne auf ein Datum verzichten kann (ich bin meist eh zu faul es zu stellen), bin ich grundsätzlich eher Team „NoDate“ – aber das ist natürlich Geschmackssache und es ist in jedem Fall schön, dass Chronofactum hier beide Varianten anbietet und somit beide Lager bedient (das historische Vorbild von Blancpain kam übrigens mit Datum). Noch schöner ist dabei, dass die „NoDate“-Variante ohne Ghost-Position kommt, d.h. die Krone bringt keine Mittelposition mit (die man aufgrund des fehlenden Datums ja auch nicht braucht).
Mehr:
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Das Stahlband macht mit seinen verschraubten Bandgliedern einen haptisch hervorragenden Eindruck. Auch die Optik ist dank feiner Satinierung und polierten Übergängen überzeugend. Schade aber ist, dass die Schließe nur mit „Old School“-Feinjustierung über seitliche Bohrungen kommt. Alles in allem gefällt mir die 1521 UCB besser am Kautschuk samt Dornschließe, insbesondere am „Von Büren Pro“-Kautschukband (das feiner texturierte Tropic-Band, das sich in diesem Stil in den 60ern und 70ern großer Beliebtheit erfreute, verjüngt sich für meinen Geschmack etwas zu stark).
Abschließende Gedanken
Alles in allem ist die Squale X Chronofactum 1521 UCB ziemlich nah dran am historischen Bundeswehr-Vorbild aus den 70ern. Man kann daher sicherlich auch von einer Hommage sprechen. Der Begriff Hommage ist ja manchmal etwas negativ belegt, mit Blick auf die Squale X Chronofactum 1521 UCB liegt aber aufgrund der historischen Bedeutung von Squale/Büren als Gehäuselieferant eine gewisse „Legitimation“ für solch eine Hommage vor. Nicht zuletzt führt Blancpain derzeit ja auch gar kein vergleichbares Modell im Sortiment (und wenn, dann wäre es sicher weit entfernt davon so erschwinglich zu sein wie die Squale 1521 UCB von Chronofactum). Von dieser Diskussion mal abgesehen: Ich hatte schon einige Squale-Uhren in der Hand und kann daher glaube ich mit Fug und Recht sagen: Die Squale X Chronofactum 1521 UCB gefällt mir von allen Squale-Uhren optisch und haptisch bisher mit am besten und die Qualität ist (wenig überraschend) Squale-typisch sehr hoch. Wer Taucheruhren liebt, vor allem solche mit historischem Hintergrund, wird auch die Squale 1521 UCB lieben.
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Moin Mario!
eine SQUALE sollte man in der Sammlung haben, wenn man Taucheruhren mag! Die Preise haben zwar auch hier in den letzten Jahren angezogen, aber imo bekommt man noch immer viel Qualität geboten für seinen Taler.
Apropos Qualität, meines Wissens verbaut SQUALE generell Werke der Qualitätsstufe Elabore und das ist auch gut so: Zwischen Standard und Elabore ist der Unterschied größer als zwischen Elabore und Top.
Beim Drehring hätten sie in der Tat auf ein mattes Keramikinlay setzen sollen (wie z. B. LACO bei deren Skorpion-Sportuhren), Beretta-PVD hin oder her :-). Bei der SQUALE Periscope soll das ähnlich aussehende Inlay laut Webseite aus Stahl bestehen.
Und mit der C1 Leuchtmasse hast Du freilich den zweiten Wermutstropfen zielsicher herausgearbeitet. Ob sie C1 nur genommen haben, weil es besser als „BGW9“ in den roten Kreis als Logo passt?
Schönen Gruß & guten Rutsch!
Frank
Vielleicht bin ich zu blöd, aber ein paar Markierungen auf der Lünette können doch nicht schaden. 11 Striche sind dann 11×5 Minuten oder 11×1 Stunde, abhängig davon ob man das Dreieck auf den Minuten- oder Stundenzeiger ausgerichtet hat. Aber ich bin mir sicher, dass das Bundesbeschaffungsamt nur absolut brilliante Leute beschäftigt. Das war jetzt Ironie, weil ich beruflich mit den Herrschaften zu tun hatte.
Ich mag Tom von Chronofactum, habe schon einige Uhren von ihm gekauft, aber diese wird es nicht schaffen. Bei dieser Uhr geht es mir wie bei moderner Kunst, es scheint einiges zu fehlen, oder ich verstehe es einfach nicht. Lg Thomas
Frohe Weihnachten zusammen,
meine Squale Matic XSE am Stahlband Milaniase gefällt mir erheblich besser.
https://chronofactum.de/product/squale-matic-xse/
Auch die Squale 2001 Heritage – 2001LAVAL finde ich wesentlich schicker.
https://chronofactum.de/product/squale-2001-heritage-2001laval/
Bei der oben vorgestellten Squale X Chronofactum 1521 UCB stört mich ganz erheblich die völlig schmucklose Lünette. Sieht für mich aus, wie gewollt, aber nicht gekonnt. Dass die Lünette auch noch aus mattschwarz beschichtetem Aluminium gefertigt wurde, ist ein Garant für spätere Kratzer. In der Preisklasse für mich ein No-Go. Für 1.690,– € inkl. Metallband erwarte ich mehr als nur netten Durchschnitt
Beste Grüße
Georg