Eine klassische Taucheruhr. Mit einem Hauch Retro. Und eine Hommage an einen Vintage-Diver, die Sinn 809. So weit, so unspektakulär. Dank schwebender Indizes bringt die auf nur 300 Stück limitierte Spinnaker Boettger aber eine echte Besonderheit mit, die das Modell aus dem Meer an Taucheruhren herausstechen lässt. So viel vorweg: Das Modell Boettger ist Spinnaker-typisch ein äußerst gelungener Diver, das Preis-Leistungs-Verhältnis ist aber trotzdem in der Summe eher solala. Warum – das zeige ich in diesem Test…
Eckdaten der Spinnaker Boettger:
- Japanisches Miyota 9015 Automatikwerk
- “Schwebende” Indizes
- Indizes und Zeiger mit Super-Luminova
- Saphirglas mit Antireflex-Beschichtung
- Verschraubter Stahlboden mit Gravur
- Durchmesser 42 mm, Höhe 13 mm
- Bandanstoß 26 mm
- Gewicht am Stahlband: 220 Gramm
- Wasserdichtigkeit 30 bar / 30 atm / 300 Meter
- Internationale Garantie 2 Jahre
- Limitiert auf 300 Stück
- Listenpreis 650 US-Dollar (ca. 540€ inklusive Vorbesteller-Rabatt bzw. unter Anwendung des Rabatt-Codes CHRONO20 / inklusive Einfuhrumsatzsteuer/Zoll)
Sinn 809 Hommage: Spinnaker Boettger im Test
Wie man es von Spinnaker gewohnt ist, sind auch im limitierten Modell Boettger einige eigenständige Design-Elemente untergebracht worden. Die größte Besonderheit sind dabei zweifellos die “schwebenden” Stunden-Indizes: Die Zeiger ziehen nicht (wie bei “normalen” Uhren) oberhalb der Indizes ihre Bahnen, sondern darunter. Das sorgt für eine ziemlich coole, plastische Optik, die ich in der Form bei noch keiner anderen aktuellen Uhr gesehen habe – außer bei der Schwesternmarke Ballast 1903, die ebenfalls zum Dartmouth-Konzern gehört.
Umgesetzt wird der “Schwebe”-Effekt durch zwei Komponenten bzw. durch einen zweiteiligen Innenring, in den die Indizes integriert sind:
Ungewöhnlicherweise kommt der Stundenzeiger der Spinnaker Boettger außerdem nicht im typischen “Mercedes”-Design: Die klassische Einteilung der runden Zeigerspitze in drei Kammern, die an den Mercedes-Stern erinnert, ist dem schlichteren “Lollipop”-Design gewichen, welches man beispielsweise von der Tudor Submariner kennt.
Ansonsten erinnern gewisse Designelemente der Spinnaker Boettger zweifellos an die (heute nicht mehr produzierte) Sinn 809 sowie an die Tudor Black Bay P01, welche auf der Baselworld 2019 lanciert wurde – als Re-Issue der Tudor 7206 “Commando”, die in den 60er Jahren als Prototyp für die US Navy hergestellt wurde.
Gewisse Design-Anleihen finden sich beispielsweise bei der fein gebürsteten Stahl-Lünette, beim Stil der Indizes und bei der “hängenden” Krone auf “4 Uhr”. Auch das wesentliche Merkmal der Boettger, die schwebenden Indizes, hat Spinnaker nicht etwa selbst ausgetüftelt – schon die Sinn 809 kam Ende der 80er Jahre mit diesem charakteristischen Merkmal.
Augenscheinlich ist auch die Gehäuseform der Boettger, welche ebenfalls stark an die Sinn 809 erinnert. Das Stahlband im dreireihigen Oyster-Stil ist vollständig in das Gehäuse integriert. Das sieht einerseits zwar genial aus, sorgt aber naturgemäß dafür, dass Leder-, Kautschuk- oder Nato-Bänder “von der Stange” nicht an der Spinnaker Boettger montiert werden können. Im Zweifel kann man sich aber natürlich an einen Lederband-Hersteller wie Greenpilot Watchstraps wenden, der sich auf Bänder-Individualisierungen spezialisiert hat.
So oder so: Der Tragekomfort der Spinnaker Boettger am Stahlband ist gut. Das Modell ist mit einem Durchmesser von 42 mm und einer Höhe von 13 mm für das durchschnittliche Männerhandgelenk gut tragbar, was insbesondere an der Handrücken-schonenden, hängenden Krone liegt (wer sich dennoch unsicher ist, der möge in meinen Artikel über die optimale Uhrengröße spicken 😉 ).
Das Gehäuse der Spinnaker Boettger ist merkbar feiner satiniert und deutlich hochwertiger verarbeitet als die günstigeren Einstiegsmodelle von Spinnaker (wie beispielsweise die Fleuss oder die Hull). Auch für die Gehäuseform hat sich Spinnaker ins Zeug gelegt: es ist kantig-massiv und besitzt einige Details, die zum entdecken einladen.
Der verschraubte Stahl-Gehäuseboden der Spinnaker Boettger wird von einer schicken Gravur verziert, die einen stilisierten, historischen AquaScooter zeigt. Es handelt sich dabei um die Erfindung des namensgebenden Ostdeutschen Bernd Böttger, der 1968 mit einem selbstgebastelten, Torpedo-ähnlichen Unterwassermotor aus der DDR fliehen wollte. Durch die Ostsee. Nach Dänemark. Kein Scherz ;-). Bernd Böttger war sogar (im zweiten Anlauf) erfolgreich – heute gehört seine Erfindung, der AquaScooter, übrigens zur zur Standardausrüstung von Rettungs- und Kampfschwimmern.
Hinter dem Stahlboden tickt ein Miyota 9015 Automatikwerk aus dem japanischen Hause Citizen – eine mindestens ebenbürtige Alternative zu den Schweizer Dauerbrennern ETA 2824 und Sellita SW200 mit allen Funktionen, die man heute von einem modernen mechanischen Uhrwerk erwarten darf:
- Sekundenstopp bei gezogener Krone,
- Handaufzug,
- eine Frequenz von 28800 bph (und damit ein schön schleichender Sekundenzeiger – anders als beim Seiko NH35 mit 21600 bph),
- amagnetische Glucydur-Unruh (Sellita-Kaliber beispielsweise kommen in der Standard-Ausführung nur mit Nickel-Unruh),
- Stoßsicherung und
- eine gute Gangreserve in Höhe von 42 Stunden.
Mit einer sehr guten Ganggenauigkeit von +5 Sekunden pro Tag vollrichtet das Miyota 9015 in der mir vorliegenden Spinnaker Boettger außerdem einen guten Job.
Fazit zur Spinnaker Boettger
Die Spinnaker Boettger ist zweifellos eine tolle Taucheruhr mit rundum gelungenen Eckdaten (Miyota 9015, Saphirglas, hohe Wasserdichtigkeit etc.), toller Haptik (insbesondere das Gehäuse mit Bandintegration) und – last but not least – einer ziemlich coolen Besonderheit, die Spinnaker von der Sinn 809 übernommen hat (“schwebende” Indizes).
Und dennoch muss man einfach sagen, dass der Preis in Höhe von umgerechnet über 500€ ziemlich sportlich ist: in dieser Preisregion tummeln sich etliche Microbrands mit tollen Swiss Made-Divern – Diver mit Schweizer Werken, die zwar – rein technisch betrachtet – nicht besser als das Miyota 9015 sind, aber nach wie vor das deutlich bessere “Image” besitzen (z.B. Direnzo mit einem Sellita SW200 in der DRZ_03 oder natürlich die Steinhart Ocean One mit ETA-Kalibern).
Insofern macht man mit der Spinnaker Boettger – sofern sie gefällt – sicherlich nichts verkehrt. Mit Blick auf das Preis-Leistungspaket hält sich meine Begeisterung aber ehrlich gesagt etwas in Grenzen – vor allem, wenn ich an andere Spinnaker-Modelle wie die Fleuss oder die Hull 2.0 denke. Übrigens: Spinnaker Fleuss und Spinnaker Hull sind nach wie vor fester Bestandteil des Spinnaker-Sortiments und mit dem Rabatt-Code CHRONO20 zu äußerst fairen Preisen zu bekommen.
Drei Varianten der Spinnaker Boettger in den Farben blau, grau und schwarz (schwarze Variante mit goldenen Zeigern/Indizes) sind direkt bei Spinnaker per Vorbestellung bzw. (unverbindlicher) Anmeldung zur Vorbestellerphase erhältlich. Schön: Die Auslieferung der Spinnaker Boettger erfolgt in einer Kunststoff-Box im Stile der bekannten, wasserdichten Peli-Koffer – das passt natürlich wie Faust auf’s Auge zu einer Taucheruhr…
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Hallo Mario,
…Die 2schwebenden Indizies sind aber nix neues!!!
Die gab es bereits in der 2018 von Dir getesteten:”BALLAST Trafalgar-Titan!”
Wogegen “Sie”aufgund der Grösse besser zur Geltung kommen als bei 42mm!!!:-/
Gruß THOR
Durch die tollen Bilder habe ich mich jetzt verleiten lassen ( 🙂 ) mir diese Uhr zu bestellen, leider gab es diese nicht mehr mit blauem Ziffernblatt, schwarz kam wegen Goldumrandungen nicht in Frage, so hab ich mit etwas Zögern die graue Version bestellt. In einem Uhrenforum habe ich einen Code, ähnlich deinem, gefunden bei dem es sogar 111 Pfund Rabatt gab, somit käme die auf ca. 439.- €, Kreditkartengebühr mal ausgenommen, die weiß ich nicht. Ich hoffe das graue Ziffernblatt sieht doch ansprechend aus, auf vielen Bilder wirkt es eher bieder bzw. langweilig.
übrigends bei der Sinn sind die Indexe von Innen auf das Saphierglas aufgebracht ohne “Hilfsrahmen” was einen schönen Effekt ergibt.
Sieht fast aus wie eine “Kopie” der Sinn 809 Taucheruhr
Danke für die Ergänzung – die hatte ich gar nicht auf dem Schirm.
Hallo Mario,
sitzt denn die Lünette gerade? Ich habe bei einigen Bildern das Gefühl, dass sie leicht gegen den Uhrzeigersinn verdreht ist. Das löst mich bei meiner Fleuss so an, dass ich diesbezüglich eine Spinnaker-Neurose entwickelt habe ;-p
Ansonsten finde ich das Konzept mit den schwebenden Indizes toll. Und eine komplett schwarze Edition, die die Leuchtpunkte so richtig zum Schweben bringt, könnte ich mir sehr gut vorstellen. Die dürfte dann auch gerne ein gewölbtes Glas mitbringen, das nahtlos an die Neigung der Lünette anschließt. Der Preis darf von diesen Veränderungen gerne unberührt bleiben, denn den finde ich für eine Hongkonger Marke mit Oroduktion in China bereits recht happig. Das 9015 habe ich in der Magrette Regattare als sehr ordentlich kennengelernt, aber auch damit lässt sich eine Verdoppelung des Preises gegenüber den NH35-Volumenmodellen nur schwer begründen. Und in der Region sind wirklich viele achtbare Kleinmarken unterwegs.
Hi Andreas, ich bin da auch ziemlich pingelig 😉 Sie sitzt tatsächlich nicht 100% zentral, die Abweichung ist aber noch vertretbar (da habe ich schon deutlich “krummere” Lünetten gesehen – nicht nur bei Spinnaker, sondern auch bei Seiko…)
Hallo Mario. Die schwebenden Indizien sind für einen Diver passend. Ich denke den Preis rechtfertigen die mit der recht geringen Auflage von 300 Stück. Wie immer sehr informativ. Danke
Naja, wie Du schreibst steht das Miyota einem ETA/Sellita qualitativ nicht nach. Das Prestige sollte man hier ruhig mal ausser Acht lassen. Insofern passt der Preis eigentlich schon. Was soll sie denn nach Vorbesteller Rabatt kosten? …….. Oder hab ich das irgendwie überlesen?
Wie immer, guter Bericht!!!
Hi Andreas, mir persönlich ist das Image des Werkes nicht sooo wichtig – es gibt aber sehr viele Uhrenfreunde, die legen Wert darauf – und das habe ich mit einfließen lassen.
Der Vorbesteller-Preis wird voraussichtlich bei umgerechnet rund 540€ “all in” liegen (siehe Eckdaten am Anfang). Falls es seitens Spinnaker noch Anpassungen gibt, nehme ich die natürlich auch im Artikel vor 🙂